„EIN PHÄNOMEN UND SPORTLER DURCH UND DURCH“

Aus den FLVW-Kreisen
Großes Bild: Niels Specht (l.)
nach seiner Marathonpremiere
Kleines Bild: Specht (r.) im
Einsatz für den BSV Menden
„EIN PHÄNOMEN UND SPORTLER
DURCH UND DURCH“
Niels Specht: Fußballer und Marathonläufer
Der Köln-Marathon ist das viertgrößte Laufspektakel in der Bundesrepublik. Am 4. Oktober war es wieder so weit. Über 24.000 Läuferinnen
und Läufer nahmen an dieser Kultveranstaltung mit seinen verschiedenen
Wettbewerben teil. Davon absolvierten 4.649 Teilnehmer die Königsdisziplin mit 42,195 Kilometern. Darunter war auch ein Fußballer des Landesligisten BSV Menden aus dem FLVW-Kreis Iserlohn - Niels Specht.
Der Blondschopf hätte eigentlich am gleichen Tag mit seiner Mannschaft das
fällige Meisterschaftsspiel bei Rot-Weiß Hünsborn absolvieren sollen. Doch an
diesem Tag hatte das Laufen Vorrang. „Ich habe immer davon geträumt, einen
Marathon zu laufen. Vor zwei Jahren musste ich den aber aus gesundheitlichen
Gründen abbrechen. Jetzt konnte ich mir diesen Traum erfüllen. Es war eine
grandiose Atmosphäre“, sagt der Fußballer, der die Stunden in der Domstadt
förmlich in sich aufgesogen hat.
Seine Mitspieler aus dem Landesliga-Team des BSV Menden gönnten ihren
Teamkollegen die Teilnahme von ganzen Herzen. „Sicherlich hat er uns in
Hünsborn gefehlt, aber er hat sich die Teilnahme verdient“, sagt sein Trainer
Sven Nieder. Denn Niels Specht ist ein echter Vorzeige-Fußballer, der trotz
einer unglaublichen Verletzungs- und Krankheitsmisere immer wieder aufgestanden ist. „Niels ist einfach ein Phänomen und ein Sportler durch und durch.
Ich bin sehr froh, dass er in meiner Mannschaft ist. Er hat eine hundertprozentige Einstellung. Wenn er am Boden liegt, steht er immer wieder auf. Vermutlich wäre er an dem Sonntag des Köln-Marathons noch nach Hünsborn
gekommen, wenn der Anstoß erst um 18 Uhr gewesen wäre“, sagt Sven Nieder.
Gewundert hätte sich darüber vermutlich niemand im Lager des BSV Menden.
WestfalenSport #5_2015
Dass Niels Specht nach 4 Stunden, 34 Minuten und 38 Sekunden als 414. in
der Altersklasse 20 die Ziellinie überlief, war für ihn Nebensache. „Für mich
war nur das Erlebnis wichtig. Ich wollte den Marathon unbedingt schaffen“, so
der Physiotherapeut. Und in der Tat war das Event am Rhein der erwünschte
Erlebnismarathon mit einer schnellen und interessanten Strecke durch die Kölner Innenstadt. Das Publikum feierte die Hauptdarsteller von der ersten Minute an. Los ging es am 4. Oktober bereits um Viertel nach sechs für den Vorzeigefußballer des BSV Menden. Zusammen mit seinem Freund Dominik Vogel
machte er sich auf den Weg in die Rheinmetropole. Bei herrlichem Wetter
herrschte dort schon vor dem Start um 10 Uhr in Köln-Deutz beste Feierlaune.
Die Ziellinie war dann vor der Kulisse des Doms. Für Niels Specht war der
erste Marathon eine Bestätigung seiner Liebe für das Laufen. „Es wird gewiss
nicht mein letzter Marathon gewesen sein“, so Specht über seine zweite große
Leidenschaft nach dem Fußball. Ob sich da ein Sportartwechsel anbahnt?
Da muss man sich beim BSV Menden allerdings keine Sorgen machen. „Nein,
der Fußball wird immer an erster Stelle stehen. Nur Laufen wäre mir ein bisschen langweilig“, so der Hönnestädter, der auch schon bei dem legendären
Hindernisrennen „Strongmann-Run“ auf dem Nürburgring gestartet ist. Sorgen, dass die Belastungen für ihn - der in der Vergangenheit immer wieder von
Verletzungen und Krankheiten gebeutelt wurde - zu groß sein könnten, macht
er sich nicht. „Das habe ich schon im Blick“, so der 21-Jährige. Die Statistik
führt dann die besondere Leistung des Fußballers vor Augen. Denn die Laufleistung beim Marathon ist viermal höher als bei einem Fußballspiel. Respekt,
Herr Specht! |
Burkhard Granseier