Newsletter 2015 Der Schnee und das Schneeglöckchen Als der Schöpfer alle Dinge erschuf, gab er ihnen auch die Farben. Die Sonne erhielt ein leuchtendes Gelb, der Himmel ein kühles Blau, die Erde hatte alle Brauntöne gewählt und die Blumen durften von allen Farben ein wenig nehmen. Ganz zuletzt blieb nur noch der Schnee und der Schöpfer sagte zu ihm: «Du darfst dir die Farbe aussuchen. So einer wie du, der in jeden Winkel kommt, wird ja wohl etwas finden.» Der Schnee war ein wenig eitel und wollte schöne bunte Kleider haben. Also ging er zum Gras und bat: «Bitte, gib mir ein wenig von deiner schönen, grünen Farbe!» Das Gras aber wollte nichts hergeben und sprach nicht mit ihm. Da ging der Schnee zur Rose und bat sie um ein Stückchen von ihrem roten Kleid. Doch auch sie wollte nicht teilen und das Veilchen und die Sonnenblume lachten gar über ihn. Schliesslich setzte er sich traurig auf die Wiese am Waldrand und entdeckte dort ein kleines weisses Blümchen und bat: «Bitte, liebe Blume, gib mir doch ein wenig von deinem weissen Mäntelchen.» Da erbarmte sich das Blümchen und sprach: «Wenn dir mein Mäntelchen gefällt, darfst du gerne davon nehmen.» Der Schnee nahm dankbar ein Stück vom weissen Blütenmäntelchen und seither ist er weiss. Dem Blümchen gab er den Namen Schneeblume und ihm allein fügt erkeinen Schaden zu. Als der Winter kam, schlief das Blümchen noch tief in der Erde verborgen. Draussen waren Feld und Wald vom Schnee bedeckt. Da weckte die Sonne mit ihren warmen Strahlen das schlafende Blümchen. Es drängte sich durch die kalte Erde und streckte seine Blütenköpfchen aus dem Schnee heraus, und der Frühling, der seine ersten Schritte über das Land zog, freute sich so sehr, dass er dem Blümchen den Namen Frühlingsglöckchen gab. Das wollte der Schnee nun nicht gelten lassen: «Im Schnee des Winters ist es gewachsen, hat sein Mäntelchen mit mir geteilt, so soll es auch meinen Namen tragen.» Doch schliesslich einigten sie sich, dass jeder ihm die Hälfte des Namens geben durfte und seither heisst es Schneeglöckchen. Es wächst früh im Jahr und läutet den nahenden Frühling ein. Aus: Blumenmärchen aus aller Welt, Mutabor Verlag, 2014 Rückblick 2015 Am 30. Januar 2015 starteten wir das Wander- und Märchenjahr mit dem Lichtund Feuerfest IMBOLC und unerwartet viel Schnee, was uns veranlasste mit Licht, Feuer und wunderbaren Geschichten den nahenden Frühling herbeizusehnen. Donnerstag, 30. April 2015 Wer heiratet in dieser Kultnacht oder Walpurigsnacht und was hat der Maibaum damit zu tun? Wer erinnert sich noch an Schneeweisschen und Rosenrot oder den Schneider und die Feen? Wenn nicht, sind die Märchen nachzulesen auf unserer Website. Samstag, 21. März 2015 - OSTARA Was hat es mit den roten und gelben Ostereiern auf sich? Dies und Anderes konnten wir auf unserer Suche nach den passenden Märchen entdecken. Über den Adelbodnerchopf und den Galgenberg gelangten wir zum Hof von Erich Lehmann und Christina Wullschleger. Mit Eiertütschen, Osterfladen und Speckzopf stimmten wir uns auf Ostern ein. Mit den Märchen vom gelben Kranich aus China, vom Königreich der Sperlingsmenschen und passender Musik begaben wir uns diesmal nach Asien. Und, wer erinnert sich noch daran, dass die Ostereier rot bemalt wurden als Symbol des Opfertodes von Christus oder gelb als Symbol für die Erleuchtung und die Weisheit? Nach einer Auffrischung der Historie über unsere Herkunft und damit ein Rückblick in die Zeit der Kelten, welche uns Hans näher brachte, machten wir uns auf den Weg durch den Schlosswald, immer auf der Hut vor den Hexen, welche besonders in der Walpurgisnacht ihr Unwesen treiben. Ob das Frühlings- oder Fruchtbarkeitsfest Beltane wohl deshalb so beliebt war, weil es die Hochzeit von Himmel und Erde symbolisiert und dies auch mit dem Maibaum dargestellt wird. Die christliche Obrigkeit sah wohl die Maibäume deshalb nicht so gern weil sie als Welten- und Lebensbaum und als phallisches Symbol die Vereinigung von Sonne und Erde darstellt. Eine grasgrüne Hexensuppe, passende Hexen- und Teufelsmärchen und Wetterglück liessen uns einmal mehr in die geheimnisvolle Stimmung der Wandernächte durch den Wiiggener Wald eintauchen. Freitag, 31. Juli 2015 Lughnasad, das erste Opfer- und Erntedankfest lud einmal mehr als Auftakt zum schweizerischen Nationalfeiertag mit herrlichem Sommerwetter zur Sagenhaften Wandernacht ein. In Irland wird Lughnasad noch heute mit Jahrmärkten, Pferderennen und Bardenwettkämpfen gefeiert. Man sagt, dass diese Zeit vor allem der Naturgöttin Demeter gewidmet sei, welche für die Jahreszeiten und damit auch für die Fruchtbarkeit von Erde, Saat und Getreide zuständig sei. Sonntag, 20. September 2015 Der schweizerische Nationalfeiertag wird seit 1891 offiziell am 1. August gefeiert und damit beginnen auch die sommerlichen Alpfeste, die Chilbinen, mit Schwingen, Steinstossen, Alphornblasen, Alpsegen, Juchzen und Jodeln. Zum Teil auch Schützen- und Schlachtfeste. Die bekanntesten sind die Lüderenchilbi, als eines der ältesten Älplerfeste, mit dem Schwingfest als Höhepunkt. Im Volksmund heisst es, dass der letzte Heimkehrer von der Chilbi schon den Herbst auf dem Rücken trage. Durch den Abend haben uns Geschichten und Märchen aus der Schweiz begleitet, wie etwa „der schlaue Schmid“, welcher sich durch List den Himmel erkämpfte oder „der pfiffige Hirte“, der durch Lügengeschichten die Tochter und den Hof seines Dienstherrn erhielt. Das Märchen vom Flachs, dessen Samen der Hirte als wertvollstes Geschenk von der Göttin Holle erhielt, erinnerte uns an längst vergangene Zeiten als noch fast in jedem Haushalt ein Flachs- oder Wollspinnrad stand. Selbstverständlich durften ein zünftiges „Waldfest“, Käse und süsse Apfeltaschen nicht fehlen. Ingrid und Tschoo haben sich für diesen wunderbaren Abend passende Lieder ausgedacht, die uns oberhalb der Marienburg am Hang zur Hochwacht in eine richtig sentimentale Stimmung versinken liessen. MABON als Herbst Erntedankfest und diesjähriger Buss- und Bettag stand ganz im Zeichen von Märchen über und von guten und weniger guten Ernteerträgen, von List und Dankbarkeit. Mit dem kalendarischen Herbstanfang und der Herbst-Tagundnachtgleiche stimmen wir uns bereits wieder auf die längeren Nächte ein und nehmen wahr, dass unser ganzes Leben ein Zyklus ist. Sähen, wachsen, ernten und ruhen haben ihren Platz Die Zeit draussen in der Natur, auf den Feldern und den Weiden aber auch die Zeit nach innen, mit der Ruhe, der Innenschau und der Besinnung. Der Altweibersommer, abgeleitet von den Spinnfäden der jungen Baldachinspinnen, welche uns an graue Haare von alten Frauen erinnern oder eben an die Geschichten über die Schicksalsfäden der Göttin Holle, welche sie auf ihrer Spindel gesponnen hat und die den Frauen bei der Arbeit (Spinnen, weben, stricken) geholfen hat leitet die Ernte der Früchte wie Trauben, Beeren, Nüssen und Pilze ein. Die Märchen „das Kürbiskind“, Doktor Allwissend und vom schlauen „Goudbrand de la montagne“ rundeten die Wandernacht ab. Die lauwarme Kürbisquiches, die feinen Tropfen aus den Rebbergen und die süssen Tobleroneecken passten wunderbar zum Thema und liessen uns die leise Weh- mut über den zu Ende gehenden Sommer vergessen! Samstag, 19. Dezember 2015 - Yule Leider musste die letzte Sagenhafte Wandernacht im 2015 wegen zu wenigen Anmeldungen abgesagt werden. Samstag, 31. Oktober 2015 Der Blick durch das Tor zur Anderswelt sollte diesmal etwas ganz Spezielles werden. Wie viele Anderswelten es überall um uns herum gibt, erfuhren wir an diesem kalten aber trockenen keltischen Mondfest SAMHAIN oder eben Halloween. Der noch fast volle Mond begleitete uns zu den mystischen Märchen vom Mond der Brüder Grimm, den Schweizer Märchen „die seltsame Spinnerin“ und „em Bürgermeischter sini Späcksiite“ bevor wir uns in die andere Welt von Silvia Jäger in ihre Brocki „SchönViel“ begaben. Tausend Dinge aus vergangener Zeit erzählen hier ihre Geschichte und wer die Musse hat zu stöbern, erlebt Ungeahntes und erkennt Dies und Jenes aus seiner eigenen Jugend wieder. Richtig schaurig wurde es mit dem Schweizer Märchen „Hans ohne Furcht“ und dem irisch-keltischen Märchen „Der siebte Stein“, untermalt von deftiger Musik zu Halloween von Tschoo. Heisse Gerstensuppe und Chürbis Spitzbuebe rundeten die diesjährige Halloween Wandernacht ab. Wir danken an dieser Stelle für die vielen tollen Wandernächte mit wunderbaren Gesprächen, gemeinsamen Erlebnissen und unvergesslichen Bildern. Ein besonderer Dank gilt unseren Helferinnen und Helfern, allen voran Ingrid und Tschoo für die musikalische Begleitung, Hugo für die elektronische Hilfe, Annemarie für die Fotos und verschiedenen Menschen für das jeweilige Gastrecht! Ausblick 2016 zu finden. Für unsere Sagenhafte Wandernächte haben wir für 2016 einige Änderungen vorgenommen. Hanni und Hans Golling Ingrid und Tschoo Merz Der Aufwand für die Sagenhaften Wandernächte ist nicht gering und trotzdem möchten wir mit den vielen treuen Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitermachen. Wir werden deshalb die Anzahl Wandernächte im Jahr reduzieren und nur noch viermal pro Jahr unterwegs sein. Für dieses Jahr haben wir uns die vier Sonnenfeste OSTARA, LITHA, MABON und YULE vorgenommen. Im nächsten Jahr werden es dann voraussichtlich die vier Mondfeste IMBOLC, BELTANE, LUGHNASAD und SAMHAIN sein. So bewahren wir uns die Motivation und die Begeisterung und lassen uns immer wieder etwas Besonderes einfallen. Der nächste Newsletter erscheint im Dezember 2016 Wir sind ebenfalls dabei, unsere Website neu zu gestalten. Infos findet Ihr wie immer unter www.sagenhaftewandernacht.ch. Sigrid Früh Rauhnächte Märchen, Brauchtum, Aberglaube Stendel Verlag ISBN: 3-926789-24-7 Wir hoffen, auch in diesem Jahr wieder viele begeisterte und neugierige Wanderund Märchenmenschen mit auf unseren Sagenhaften Wandernächten dabei zu haben. Bücherhinweise: Wer gerne Märchen hört oder Märchen verschenken möchte, findet auf der Website www.märchenspinnereien.ch die Infos zu Hanni Golling als Märchenerzählerin. Die nächsten „Sagenhaften Wandernächte“ finden erzählend und musizierend statt am: 22. März 2016 21. Juni 2016 21. September 2016 21. Dezember 2016 Die Ausschreibungen und Aktualitäten sind jeweils auf unserer Website: www.sagenhaftewandernacht.ch Sigrid Früh Märchenreise durch Europa Landestypische Märchen von Nord bis Süd Königsfurt-Urania Verlag ISBN: 9783868260366
© Copyright 2025 ExpyDoc