AUSSENWIRTSCHAFT magazine

AUSSENWIRTSCHAFT magazine
PORTRÄT
EXPORTERFOLGE AUS ÖSTERREICH
WIE
HABEN
SIE DAS
GEMACHT,
FRAU
QUIDENUS?
ALS 21-JÄHRIGE WIRTSCHAFTSSTUDENTIN GRÜNDETE SIE EINE
ROBOTIKFIRMA. HEUTE BAUT SOFIE
QUIDENUS BUCHSCANNER FÜR
BIBLIOTHEKEN IN 126 LÄNDERN.
Foto: Andreas Jakwerth
VON PATRICIA OTUKA-KARNER UND RUDOLF LOIDL
12
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PORTRÄT
EXPORTERFOLGE AUS ÖSTERREICH
M
„ICH BIN EINE
MENSCHENSAMMLERIN.
IRGENDWIE
GELINGT ES MIR,
GROSSARTIGE
LEUTE UM MICH
ZU HABEN.“
anchmal reicht ganz
viel Begeisterungsfähigkeit und eine ganz
kleine Portion Naivität, um zur Unternehmerin zu werden. Denn viel mehr sei es
am Anfang nicht gewesen, sagt Sofie Quidenus, wenn sie daran zurückdenkt, wie
sie an jenem heißen Sommertag, an dem
sie eigentlich ins Freibad wollte, auf Alfred
Jakes traf. Ein Professor an der Uni hatte
sie und den Erfinder zusammengebracht.
„Alfred Jakes beschäftigte sich damals
mit seiner Erfindung eines elektronischen
Notenblattwenders“, sagt Quidenus. „Er
meinte, es sei eigentlich schade, dass wir
zum Mond fliegen können, aber für solch
simple Dinge noch keine Anwendungen
haben.“
Stimmt, dachte sich die gebürtige Salzburgerin, die selbst gern Musikerin geworden wäre, sagte ihr Date im Freibad ab und
schrieb stattdessen einen Businessplan, mit
dem sie sich um Förderungen bewarb – und
diese zu ihrer Überraschung sogar erhielt.
Sophie Quidenus hatte keine Ahnung
vom Programmieren, im Gegenteil. „Ich
habe keinerlei technisches Talent“, sagt
Quidenus. „Aber irgendwie kann ich mir
technische Abläufe gut vorstellen.“ Mit
Business Angels geht sie an den Start und
gründet ein Unternehmen. Doch die Vorsicht war letztlich größer als die Naivität
und die Begeisterungsfähigkeit: Sofie
Quidenus erkannte, dass die Musikbranche
für ihr Start-up ein zu schwieriger Markt
war – ebenso wie die Medizinsparte, in
die sie sich mit dem Nachfolgeprodukt,
einem Buchseitenwender für Menschen mit
besonderen Bedürfnissen, begab.
„Wir haben die beiden Patente verkauft
und unsere Idee weiterentwickelt“, sagt die
junge Unternehmerin. Dabei entstand eine
Kooperation mit dem Verein Synapse, der
sich die Berufsintegration für Menschen
mit Behinderung auf die Fahnen heftet,
die bis heute Früchte trägt. So arbeiten im
30-köpfigen Team von Qidenus in WienFloridsdorf heute elf Menschen mit Behinderung. „Ich bin eine Menschensammlerin“, sagt Quidenus. „Irgendwie gelingt es
mir immer, großartige Leute um mich zu
scharen. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Sofie Quidenus
ZUR PERSON
Sofie Quidenus, geboren 1982 in
Mattsee bei Salzburg, gründete als BWLStudentin in Wien eine Robotikfirma,
um die Idee des „bionischen Fingers“
zum Umblättern von Noten umzusetzen. Seit 2010 baut das Unternehmen
halb- und vollautomatisierte RoboterBuchscanner. Das Unternehmertum
steckt der Salzburgerin im Blut: Als
Schülerin gründete sie den „Wiener
Frühlingsball“, den sie später als Marke
verkaufte, sowie ein „Junior Enterprise“,
das über ein Schulprojekt entstand, in
dem sie Malkurse für Senioren anbot.
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Foto: Martin Haburaj
DAS PRODUKT
Qidenus Technologies stellt in
Wien automatische Buchscanner
her – in V-Form, die schonender
für empfindliche Buchrücken ist.
Rund 2.500 Seiten können derart
bei dem Scanner, der in der Bibliothek in Alexandria steht, eingelesen werden. Zwischen 25.000
und 80.000 Euro kosten die Hightech-Buchscanner, von denen
Qidenus jährlich zirka 60 bis 70
Stück in Wien herstellt und weltweit verkauft. Mit 30 Mitarbeitern
wird ein Umsatz von 2,5 Millionen
Euro erzielt.
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Irgendwie ahnte die Salzburgerin im
Jahr 2005 wohl, dass die Digitalisierung
des weltweiten Kulturerbes voranschreiten
würde – und dass damit eine Weiterentwicklung ihres bionischen Fingers wirtschaftlich erfolgreich sein könnte: die Idee
des vollautomatischen Buchscanners.
Heute produziert und vertreibt Qidenus die Apparate, die zwischen 25.000
und 80.000 Euro kosten, in 126 Ländern.
„Allein in den letzten Tagen haben wir
Anfragen aus Nigeria, den USA, Kroatien,
dem Vatikan und Äthiopien hereinbekommen“, sagt Quidenus. Gerade ist die 33-Jährige aus Berlin zurückgekehrt, wo sie ein
Unternehmen zur Verwertung von digitalem Content gegründet hat. Damit soll die
BIP/KOPF:
+1,3 %
USA
BIP/KOPF:
+3,2 %
WIRTSCHAFTSWACHSTUM
2015
*Quelle: Statistik Austria
+ 1,7 %
INDUSTRIEPRODUKTION
DER INDUSTRIELLE OUTPUT*
im Jahresvergleich ist in den Schwellenländern des fernen Ostens (China, Vietnam,
Malaysia) stark gestiegen. Die vielbeschworene „Reindustrialisierung“ Nordamerikas
scheint – befeuert durch die preiswerte Energie – weiterzugehen. Überraschungssieger im
Wachstumsranking des industriellen Outputs
ist Irland: Das ehemalige Krisenland am
Westrand der Union ist zurück!
+1,6 %
53.101 USD
CHINA
TÜRKEI
BIP/KOPF:
+4,1 %
KRÄFTIGES PLUS. In der
April-Schätzung hat die
Economist Intelligence Unit*
die BIP-Wachstumsprognose
für Österreich, Deutschland und
die Länder der Eurozone stark nach
oben korrigiert. Der schwache Euro stimuliert den Export, der niedrige Rohölpreis den
Konsum. Bremsend wirkt einzig die Rezession, die
Russland heuer erleben wird. Auch die BIP-Schätzung der
Schwellenländer Indien und Türkei wurde angehoben.
Anhaltend schwach präsentiert sich die Konjunktur in
Südamerika: Brasilien schrammt mit Nullwachstum knapp
an einer Rezession vorbei, Venezuela dürfte heuer um 3,2
Prozent schrumpfen. Einziger Lichtblick: Argentinien dürfte
heuer endlich aus der Rezession kommen. China bleibt – etwas
schwächer als im Vorjahr – mit einem geschätzten BIP-Plus
von 7,1 Prozent weltweite Konjunkturlokomotive.
ÖSTERREICH
42.597 USD
BIP/KOPF:
15.353 USD
+7,2 %
JAPAN
BIP/KOPF:
9.884 USD
+1,1 %
36.899 USD
SAUDI-ARABIEN
31.245 USD
BIP/KOPF:
BIP/KOPF:
+1,3 %
+2,5 %
SÜDKOREA
BIP/KOPF: 32.272 USD
+ 3,7 %
VENEZUELA
13.650 USD
ÄGYPTEN
3.112 USD
BIP/KOPF:
–3,2 %
INDONESIEN
5.214 USD
BIP/KOPF:
+ 3,9 %
BIP/KOPF:
INDIEN
BIP/KOPF:
BRASILIEN
12.221 USD
+ 7,0 %
BIP/KOPF:
+0,0 %
4.077 USD
SÜDAFRIKA
11.259 USD
BIP/KOPF:
+2,4 %
+5,1 %
AUSTRALIEN
BIP/KOPF: 43.073 USD
+2,6 %
ARGENTINIEN
18.749 USD
BIP/KOPF:
0,6 %
*Quelle: Economist Intelligence Unit Schätzung, Stand: 4.4.2015, BIP/Kopf:
Weltbank, Schätzung 2013, kaufkraftbereinigt.
Daten
aus 2012
Quelle: Statistik
Austria
KONJUNKTURERWARTUNG
CHARTS
DES MONATS
Der EINKAUFSMANAGER-INDEX der USA, der die Konjunkturerwartung von
Unternehmen in den Vereinigten Staaten misst, ging zum Jahreswechsel leicht auf
53,9 (Werte über 50 bedeuten mehrheitlich Wachstumserwartung) zurück. Stabil
verharrte der EMI der Eurozone mit einem Wert von 50,8 im Wachstumsbereich.
Etwas pessimistischer blicken die Entscheider in chinesischen Chefetagen auf die
Konjunktur: Der EMI sank im Dezember auf 50,1.
JAN
FEB
JAN
FEB
VIER GLOBALE
MEGATRENDS* .
Die Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers hat
globale Megatrends
zusammengetragen,
die unser wirtschaftliches
Handeln im nächsten
Jahrzehnt bestimmen
werden.
FEB
JAN
FEB
FEB
JAN
FEB
JAN
NOV
USA
CHINA
WACHSTUM
FEB
JAN
EUROZONE
60
55
50
RÜCKGANG
FEB
FEB
45
40
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: HSBC Bank, Markit PMI Composite Europe
JAN
JAN
*Industrieproduktion, Quelle: Eurostat, UNstats, Economist
JAN
50%
des weltweiten
Bevölkerungswachstums
bis 2050 kommt
aus Afrika*
50%
des weltweiten BIP
wird von den
*UN Report World Population
Prospects, 2012
300 größten
**Oxfam, 2014
Metropolregionen
generiert.***
***Brookings Institution, 2014
****PriceWaterhouseCoopers,
OECD Projektion, 2014
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85
Die
reichsten Menschen der Erde
besitzen soviel wie die ärmsten
3,5 Milliarden Menschen.**
2015
wird die Anzahl der Mittelklassehaushalte in Asien erstmals die Anzahl
jener Europas und Nordamerikas
zusammengenommen überholen.****
9
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COVERSTORY
OSTAFRIKA
S
20
ÖSTERREICHISCHE KLASSIKER
Maschinen, Maschinen und … Energydrinks!
Die Branchen, in denen österreichische
notdürftige Pisten angeliefert werden,
Unternehmen erfolgreich sein können, erein fast aussichtsloses Unterfangen.
geben sich letztlich daraus, dass der Boom
Dementsprechend groß ist der Bedarf an
in Kenia (Wachstumsrate: 5,3 Prozent),
funktionierender Infrastruktur. Schon
aber auch Uganda (Wachstumsrate: 5,9
jetzt stehen damit in Zusammenhang steProzent) letztlich auf der Hoffnung einer
hende Maschinen ganz oben auf der Liste
raschen Förderung des dort entdeckten
der österreichischen Güter, an denen OstErdöls basiert. Das Öl soll eine Industriaafrika interessiert ist. Auch die Lieferung
lisierung und einen ökonomischen Entvon Gleisstopfmaschinen an die Rift Valley
wicklungsschub bringen. Doch noch fehlt
Railways durch Plasser & Theurer fällt in
die Infrastruktur, um es zu fördern und zu
diesen Bereich. Zugleich sind Österreicher
transportieren.
beim Ausbau der
ÖSTERREICHER SIND
Um das zu ändern,
Wasserkraft in
ist ein Aufwand
Kenia sehr erfolgBEIM AUSBAU DER
nötig, den lokale
WASSERKRAFT IN KENIA reich, wo sich vor
Unternehmen alallem die Andritz
SEHR ERFOLGREICH.
lein kaum schaffen
Hydro engagiert.
können. Nach Angaben des Ölkonzerns
Doch auch abseits dieser österreichischen
Africa Oil werden für jeden Bohrturm in
Klassiker finden heimische Unternehmen
den abgelegenen Gebieten Kenias 230
ihre Nischen. Sehr beliebt in Ostafrika
Lkw-Ladungen an Bauteilen und Ausrüssind zum Beispiel auch österreichische
tung benötigt. Derzeit müssten sie über
Energydrinks.
Gaspipeline in Tansania:
Fossiler Boom soll in Ostafrika einen Entwicklungsschub bringen.
ZURÜCK NACH AFRIKA
Wie Österreichs Hidden Champions
die Region wiederentdecken.
Kurt Müllauer sitzt indessen noch in seinie den Stellenwert in Afrika haben, den
nem Büro in Wien. Doch schon bald wird
sich die Chinesen aufgebaut haben. Doch
auch Müllauer dauerhaft nach Nairobi
überall dort, wo es um mehr als nur den
ziehen. Im September eröffnet Österreich
besten Preis und die günstigste Finanzieein AußenwirtschaftsCenter in der keniarung geht, sondern etwa auch um technischen Hauptstadt,
nische Exzellenz, havon dem aus der
„ÖSTERREICH HAT DIESEN ben österreichische
ostafrikanische
Hidden Champions
MARKT
IN
DEN
LETZTEN
Hoffnungsmarkt
in ihren Nischen
JAHREN VERNACHLÄSSIGT, gute Chancen“, sagt
bearbeitet werden
JETZT
SOLLTEN
WIR
soll. Müllauer wird
er. Man müsse sie
DAS NACHHOLEN.“
es als Wirtschaftsdenur nützen.
legierter leiten und
Oskar Andesner,
sich darum bemühen, dass österreichische
bei der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTUnternehmen vom aktuellen Boom in OstRIA als Regionalmanager für Afrika zuafrika profitieren.
ständig, sieht es ähnlich: „Afrika ist der
„Natürlich können wir als kleines Land
Wachstumsmarkt der Zukunft. Österreich
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Foto: APA/EPA
chnurgerade zieht sich die
acht Meter breite Schneise aus roter Erde
durch die Savanne, bis sie im Dunst der
Mittagshitze verschwindet. Während Bauarbeiter den Aushub mit Spaten und Kompressoren verdichten, formt Tan Qian mit
seinen Händen einen Korridor und sagt:
„Hier in der Mitte dieses Erdwalls werden
schon bald die Schienen verlegt, Standardbreite: 1.435 Millimeter.“
Qian ist stellvertretender Chef der China
Communications Construction Company
(CCCC) und dieser Tage nahezu permanent
irgendwo auf einer Baustelle im kenianischen Busch zu finden. Um nicht weniger
als 3,8 Milliarden Dollar und mithilfe chinesischer Darlehen und Ingenieure hat Kenia
den Bau jener Bahnlinie begonnen, die das
Gesicht der Region verändern soll. Zwölf
Stunden brauchen Passagiere heute, um von
der Hauptstadt Nairobi in den Hafen von
Mombasa zu kommen, Güter gar 36 Stunden. Wenn die neue Eisenbahn fertiggestellt
ist, werden es nur noch acht Stunden sein.
Von der Verbesserung soll die ganze Region
profitieren, auch die Nachbarstaaten Kongo,
Uganda, Ruanda und Burundi: Denn in der
Folge wird die Linie auch bis dorthin reichen. Von Ruandas Hauptstadt Kigali können Güter dann in zwei bis drei Tagen statt
in zwei bis drei Wochen nach Mombasa
transportiert werden.
Auch Jinghao Lu reist viel herum in
Kenia. Der Manager für Businessentwicklung bei der sinoafrikanischen Centre of
Excellence Foundation hat unlängst eine
Studie vorgestellt, in der die größten Hürden aufgelistet werden, mit denen sich chinesische Investoren im Land konfrontiert
sehen. „Wir sehen diese Liste als Service
für jene, die nach Afrika kommen wollen,
damit sie wissen, was sie erwartet“, sagt
Lu. Tatsächlich ist Afrika heute das Hauptziel der wirtschaftlichen Expansion aus
dem Reich der Mitte. Noch ist zwar die EU
Pekings Haupthandelspartner, doch schon
in fünf Jahren soll Afrika diesen Platz
einnehmen.
„ÜBERALL DORT, WO ES UM MEHR ALS NUR DEN BESTEN
PREIS GEHT, SONDERN AUCH UM TECHNISCHE EXZELLENZ,
HABEN ÖSTERREICHISCHE HIDDEN CHAMPIONS GUTE
CHANCEN.“ Kurt Müllauer, designierter Wirtschaftsdelegierter in Nairobi
hat diesen Markt in den letzten Jahren
vernachlässigt, jetzt sollten wir das nachholen.“ Die Zahlen belegen diese Analyse:
Während es in Subsahara-Afrika früher
zehn AußenwirtschaftsCenter gab, sind
es derzeit zwei. Die geplante Aufwertung
von Nairobi könnte eine Wende zu mehr
Präsenz in der Region darstellen. Eine Präsenz, die sich ökonomisch lohnen kann.
Denn auch wenn die Lage in Somalia und
im Sudan politisch unsicher bleibt: Kenia,
Uganda, Tansania, aber auch Äthiopien,
die Kernländer des ostafrikanischen Aufschwungs, gelten als weitgehend stabil.
Von einem niedrigen Niveau aus haben
Österreichs Unternehmen dieses Potenzial
übrigens bereits erkannt. Zwar gibt es
afrikanische Länder, mit denen Österreich
in absoluten Zahlen deutlich mehr Außenhandel treibt, doch die Zuwachsraten, die
die Destination Ostafrika verzeichnet,
sind beeindruckend.
Die Exporte nach Tansania stiegen 2014
gegenüber dem Vorjahr um 39 Prozent,
jene nach Kenia um 33 Prozent, jene nach
Uganda um 12 Prozent. Insgesamt beträgt
der Anteil der ostafrikanischen Länder
an den österreichischen Ausfuhren in die
Regionen Zentral-, Süd- und Ostafrika
derzeit neun Prozent. Rechnet man Südafrika heraus, sind es allerdings bereits 31
Prozent.
Fotos: APA/PIcturedesk
Auftraggeber: Wirtschaftskammer Österreich/Außenwirtschaft
Beauftragt seit: 2013
Auftragsart: komplette Produktion bis zum Druck-PDF
Zusammenarbeit: Im Jahr 2013 erfolgte die Ausschreibung eines
neuen Kundenmagazins durch die Außenwirtschaft. Wir konnten
mit dem Wirtschafts-Know-how des Industriemagazins und einem
innovativen grafischen Konzept überzeugen. Seither legen wir gemeinsam mit den Profis der AWO die Themen des Magazins fest,
recherchieren alle Artikel und gestalten mit Art Director Erik Turek
die grafische Produktion. Die Abgabe beim Kunden für Korrekturläufe und Freigabe erfolgt in Form eines PDFs des kompletten
Magazins.
DEUTSCHLAND
40.007 USD
BIP/KOPF:
DIE WARENAUSFUHREN*
stiegen im Vorjahr um 1,7 Prozent auf 127,90
Milliarden Euro, während sich der Gesamtwert der Einfuhren von Waren um 0,8 Prozent auf 129,72 Millarden Euro verringerte.
Damit trug die Exportwirtschaft im Vorjahr
zu einem deutlich verkleinerten Handelsbilanzdefizit bei. Es sank von 4,9 Milliarden auf
1,83 Milliarden Euro.
8
RUSSLAND
17.884 USD
BIP/KOPF:
–3,8 %
GROSSBRITANNIEN
37.307 USD
BIP/KOPF:
+2,7 %
EXPORTENTWICKLUNG
-0,1
-1,4
-2,1
-2,3
-2,9
15
EUROZONE
34.510 USD
DIE KONJUNKTURAUSSICHTEN IM MAI
11,7
7,1
7,0
6,8
3,5
3,4
1,8
1,5
1,2
0,8
0,6
0,3
0,1
auch arabische, um sie elektronisch verarbeiten zu können, ganz andere Kameras
als Druckwerke mit lateinischem Alphabet.
Diesen offenen Blick auf die Welt will
sich Quidenus auch durch persönliche
Erfahrungen erhalten. Vergangenen
Sommer etwa verbrachte sie mit einer
Freundin ein verlängertes Wochenende
in Barcelona – im 8-Bett-Hostel-Zimmer.
In der Tasche nur wenige Euro. Den Rest
haben sich die beiden Freundinnen mit
Straßenmusik dazuverdient. „Solche
Erfahrungen erden“, sagt Quidenus.
Manchmal, so scheint es, reicht schon ganz
viel Begeisterungsfähigkeit, um ein Leben
zu führen, um das einen andere
beneiden.
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BAROMETER
IRLAND
VIETNAM
MALAYSIA
CHINA
USA
SLOWAKEI
SÜDKOREA
BRASILIEN
EUROZONE
DEUTSCHLAND
FRANKREICH
MEXIKO
GRIECHENLAND
ÖSTERREICH
RUSSLAND
ARGENTINIEN
TÜRKEI
JAPAN
UKRAINE
-22,5
Wertschöpfungskette verlängert werden.
„Wir sind mit beiden Füßen auf dem Boden,
wollen jedoch visionär wachsen“, sagt
Quidenus.
Mit einem Umsatz von rund 2,5 Millionen Euro ist das Unternehmen heute längst
kein Start-up mehr. Doch dessen positive
Eigenschaften möchte Quidenus erhalten.
„Ich möchte die Gründerkultur nicht verlieren“, sagt Quidenus. Beweglich sein, nicht
selbstzufrieden, darum geht es der Unternehmerin. Jeder Kunde, jedes Archiv müsse
für das Unternehmen etwas Besonderes
sein. Denn so wie sich die Einstellung zu
Druckwerken in den Kulturen unterscheidet, so unterscheidet sich auch die Technik:
Asiatische Schriftzeichen brauchen, wie
Andritz Hydro:
Turbinen für Kenias
Wasserkraftwerke
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21
STAHLBAU AKTUELL
S TA HL B AU A K T UEL L
Christoph Pichler, Pichler & Traupmann
„Man kann ja im Wachstum auch
etwas tun, das dem Planeten
nicht schadet.“
Peter Zeman, Zeman International
12
Das sind größtenteils die Bauten des sogenannten Parametrismus.
DF: Ja, Bauten mit einer freien Geometrie.
CP: In der Geschichte der Moderne sagt
man ja, dass das Material Beton sie neu
geschrieben hat. Das stimmt zu einem
gewissen Teil. Ich sehe uns nicht an dem
Punkt, dass wir die Kreativität aus einem
neu aufpoppenden Material beziehen. Wir
nehmen das Material, das die vorgestellte
Aufgabe lösen kann.
DF: Klar nehmen wir nicht das Stahlprofil
und sagen: wie weit kann ich mit diesem
Profil gehen? Wir haben eine gewisse räumliche Notwendigkeit und auch eigene Erfahrungen aus unseren Arbeiten. Für mich
ist Stahl ein interessantes Material, weil es
erlaubt, sich über gewisse Schranken hinwegzusetzen.
Wohin entwickelt sich unsere Architektur
heute, wenn man sie als Spiegel einer Gesellschaft betrachtet?
CP: Wenn man das wüsste, wäre man ein
Hellseher. Ich gehe nach wie vor gerne
unter einem schwebenden Gebäude hindurch, auch wenn es vielleicht teurer und
schwieriger zu errichten ist. Ich sehe das
als einen Freiheitsbegriff. Ich persönlich
suche nach dem Gefühl der Freiheit in
der Architektur, im Wohnen. Wir arbeiten
ständig unter dem Budgetdruck und dem
Druck der Einsparungen, aber bevor wir
dazu kommen, ein Gebäude zu errichten,
sind im Vorfeld Milliarden schon von jemandem, den wir nicht kennen, abgebucht
worden. Diese Freiheit sehe ich extrem
kritisch.
DF: Ich glaube, wir kommen in eine Situation, in der wir uns auf das Wesentliche
konzentrieren können und müssen. Die
Frage der Angemessenheit und der Mittel,
die wir einsetzen, ist wichtig. Immer mehr
Menschen befassen sich mit Müllvermeidung und mit der Entwicklung von neuen
Geräten, die Langfristigkeit haben oder
Reparaturmöglichkeit bieten. Die Nachhaltigkeitsthematik wird zwar für den Architekten sehr anstrengend, weil wir uns - im
Bereich der Energieeffizienz - plötzlich um
Quadratzentimeter Fensterfläche streiten
müssen. Das Thema fordert uns aber auch
auf, über Verdichtung nachzudenken und
gleichzeitig ein gutes Lebensgefühl zu
vermitteln.
ARCHITEKT
IDEE
&
CLOUD SHOPPING –
TRETEN SIE EIN!
Wo: Shopping City Süd,
Vösendorf bei Wien
Wer: ATP architekten ingenieure
Die Unterkonstruktion der Eingangsfassadenelemente „Clouds“ des größten Einkaufszentrums in
Österreich (und eines der größten in Europa) ist
als frei stehende Konstruktion aus Stahlrohren
konzipiert. Die Unregelmäßigkeit der Konstruktion
erzwang eine integrale Planung zwischen Architekt und Tragwerksplaner im Hinblick auf Formfindung und Kostenoptimierung.
Die Clouds und deren Stützen wurden in dreidimensionalen Zeichnungen durch das Büro der ATP
architekten ingenieure genau definiert und direkt
in die Software der Statiker übernommen. Von der
ersten Idee über Visualisierungen bis hin zu den
eigentlichen Ausführungsplänen wurde alles mit
demselben Zeichenprogramm abgewickelt. Die
Möglichkeiten von BIM konnten hier umfassend
eingesetzt werden. Integrale Planung und Kommunikation auf kürzestem Weg halfen mit, die
komplizierten Randbedingungen zu überblicken
und zu meistern.
www.atp.ag
STAHLBAU AKTUELL 2014
C _ ATP/K UR T K UBAL L
„Es ist immer schlecht, das eine
gegen das andere auszuspielen.“
ab. In England und Schottland bekommt
man ganz andere Reaktionen auf die
Wohnlichkeit und das Empfinden von
Stahl. Das Empfinden und auch die Gesetze
sind dort ganz anders. Das Brandschutzthema wird dort ganz anders gehandelt. In
England hat der Stahlbau eine ganz andere
Imagepflege in den letzten 60 Jahren gemacht, als in Österreich.
Herr Architekt Feichtinger, wie sieht das
beim Brückenbau aus?
DF: Man kann ein Bauwerk wie eine Brücke
nicht ohne die Spannweite sehen. Da gibt
es einen direkten Zusammenhang. Wenn
man nach Transparenz und Leichtigkeit
sucht, bietet sich Stahl als konstruktives
Material an. Es gibt zwar heute schon hochfeste, faserverstärkte Betonteile, die dem
Stahl und seinen Eigenschaften sehr nahe
kommen, aber viele Alternativen gibt es
nicht.
Haben Sie schon Erfahrungen mit diesen
ultrahochfesten Betonteilen?
CP: Eigentlich nicht, aber die Betonindustrie hat natürlich einiges investiert, um der
technologischen Seite des Stahls näherzukommen. Der Stahl hat vielleicht das Problem, dass er der „billigen“ oder „primitiven“
Art des Betons nicht näherkommt. Bei dem
engen Stützenraster des Bürobaus ist der
Beton in unserem Kulturkreis immer noch
„billiger“.
PZ: Es wird aber schon in diese Richtung
geplant. Wenn ich ein Gebäude von Anfang
an in Stahl konzipiere, weil ich größere
Spannweiten wünsche, ist es schwierig,
den Stahl durch Beton zu ersetzen. Hier
kommt auch das Thema der Nachhaltigkeit
ins Spiel. Eine Tragekonstruktion sollte eine spätere mögliche Veränderung so wenig
wie möglich beeinträchtigen. Ideal wäre
eine äußere Hülle, die trägt und gleichzeitig größtmögliche Flexibilität im Inneren
bietet.
Würden Sie sagen, dass der Stahlbau die
Architekten zu besonderen kreativen Leistungen herausfordert?
DF: Ich würde sagen, er bietet sie. Wir dürfen uns räumliche Qualitäten wünschen,
weil es Stahl gibt. Die Lösungen können
sehr einfach und auch sehr komplex sein.
Es gibt Bauwerke, die von ihrer Komplexität und Geometrie her das Material Stahl
geradezu provozieren.
13
STAHLBAU AKTUELL 2014
C OV ERS T ORY
Von Thomas Pöll
STAHLBAU AKTUELL: Der Dome des Louvre
von Abu Dhabi ist neben der Botlek-Brücke
eines Ihrer beiden aktuellen Großprojekte.
Haben Sie mit diesem Entree Ihre Finger
auch bei den anderen Projekten auf der Museumsinsel Saadiyat im Spiel?
Thomas Jost: Wir haben bei zwei weiteren
ursprünglich angeboten, aber dann gesagt:
Da muss sich an den Bedingungen sehr viel
ändern, damit wir bereit sind mitzugehen.
Die lokalen Strukturen sind nicht dafür
gemacht, solche Bauwerke zu errichten. Da
stößt man an alle Grenzen, und nicht nur
wir. Die lokale Infrastruktur ist nicht dafür
ausgelegt, in solchen kurzen Bauzeiten
derartige Bauwerke zu errichten. Da ist in
Summe nicht genug Logistik und Knowhow verfügbar. Das sind Komplexitäten, die
man wahrscheinlich auch in Mitteleuropa
nicht so hinbekommt, und in den Emiraten
stößt es eben an klare Grenzen.
Heißt das, dass man so etwas in der Zeit
gar nicht bauen kann?
Thomas Jost: Das will ich gar nicht sagen. Es
gibt sicher Firmen, die das machen können,
aber wir machen das unter solchen Rahmenbedingungen sicher nicht mehr. Da
muss sich das Set-up für alle ändern.
Ihr Vorstand Johann Sischka sagt: Der Louvre Abu Dhabi wird unter anderem deshalb
nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt fertig
(die Eröffnung ist an sich für den 2.12.2015
geplant, den Nationalfeiertag der VAE, wackelt aber sehr), weil sich der Architekt Jean
Nouvel noch immer nicht für den Stein entschieden hat. Stimmt das?
Thomas Jost: Das ist auch ein Grund. Die
Architekten leben da manchmal auch in
einer eigenen Welt, die mit den Realitäten
und Zeitabläufen am Bau wenig zu tun hat.
Je prestigeträchtiger und größer ein Projekt
ist, desto knackiger sind diese vielen Wünsche von allen Seiten aufzulösen.
Aber Sie sind so weit abgesichert, dass die
Sache wirtschaftlich gut geht?
Thomas Jost: Das wissen wir leider noch
nicht. Da gibt es immer lange Zeiträume,
wo man um sein Geld kämpfen muss. Das
machen wir auch und das beschäftigt uns
sehr. Daher kommt ja auch meine Überzeugung, dass bei solchen großen Projekten
das Umfeld absolut stimmen muss. Solange
das so ist wie jetzt, haben wir da kein Interesse mehr.
Wenn es dann fertig ist, sagt jeder: super!
Aber die drei Jahre Wahnsinn und das Geld,
das man dort versenkt, ist es einfach nicht
wert.
Aber dass es geht, sieht man zum Beispiel
beim „YAS Marina Formel 1“-Race-Track in
Abu Dhabi – da gab es ein klares Commitment und eine klare Deadline und es ging
nicht darum zu beweisen, wer Schuld ist
und wer Recht hat.
14
„Ohne Fortune geht absolut nichts. Es war
immer unmöglich und es wird immer unmöglicher, die Komplexität zu beherrschen. Das ist
nur teuer und macht unbeweglich.“
STAHLBAU AKTUELL 2015
15
STAHLBAU AKTUELL 2015
S TA HL B AU A K T UEL L
Building Bridges
Architektur. Brücken verbinden nicht nur gegenüberliegende Ufer, sondern auch hohe Künste
des Stahlbaus miteinander. Spannende internationale Beispiele beschreibt Peter Reischer.
Brücken zählen zu den interessantesten und gleichzeitig am meisten unterschätzten Bauwerken der Architektur. Wie
die folgenden Beispiele zeigen, geht es
dabei nicht immer um Bilder und Scheinbarkeiten, sondern meistens um die hohe
Kunst des Stahl- und Ingenieurbaus.
Im Herzen von Istanbul entstand eine 800 m lange Brücke über dem Zufluss des Bosporus, bekannt als das Goldene Horn. 2014 feierlich eröffnet, hat sie eine Gesamtlänge von
120 m – zwei Spannweiten von 50 m und 70 m – und ist auf einem Stahl-Mittelpfeiler
gelagert. In diesem ist die Hauptdrehachse untergebracht. Mit einem elektro-hydraulischen Antrieb ausgestattet dreht sich die 2.500 Tonnen schwere Brücke mit bis zu 90°
um die eigene Achse.
C _WAGNER-BIRO
C _ SANDRA FOCKENBERGER FÜR WAGNER-BIRO
In Algerien in der Rekordzeit von nur vier Wochen die stärkste
Paneelbrücke der Welt. Durch die Kombination der Standardpaneele in der Anordnung von drei Paneelen nebeneinander
und bis zu vier Paneelen in der Höhe konnte die notwendige
Brückentragfähigkeit für eine Belastung von 512 Tonnen erzielt
werden.
Bewegliche Brückensysteme zählen zu den Highlights im
Brückenbau. Die Drehbrücke über den Fluss Prai in Malaysia
bewegt auf einer Achse nicht weniger als 1.100 Tonnen Stahl
in 120 Sekunden und öffnet somit in kürzester Zeit die Durchfahrt für den Schiffsverkehr. Das Brückentragwerk hat eine
Gesamtlänge von 90 m (mit beidseitig auskragenden Fahrbahnen von 45 m) und ist auf einem Stahl-Mittelpfeiler gelagert.
In diesem ist die Hauptdrehachse mit einem Durchmesser von
2.000 mm und einer Höhe von 5 m untergebracht.
STAHLBAU AKTUELL 2015
C _ DAVID BOURE AU
C_TREVOR PALIN
Auf der Bahnstrecke Abbas-Bafq im iranischen Hochland befindet sich das Brückentragwerke für eine zweigleisige Eisenbahnbrücke. Die gekrümmte Brücke mit schräg gestellten Tragwerksquerschnitten liegt in gebirgiger Wüste auf einer Seehöhe von
ca. 1.800 m. Die Tragwerkslängen von 360 bzw. 440 m sind in
Stützweiten von 60 bzw. 80 m geteilt.
40
Die Calaba Brücke auf den Philippinen ist derzeit eine der längsten Modularbrücken, die je errichtet wurde. Sie misst 900 m und überspannt den Fluss Abra.
Modularbrücken bestehen aus einem beliebig erweiterbaren Baukastensystem, das
an die individuellen Anforderungen vor Ort angepasst werden kann. Die üblichen
Spannweiten liegen zwischen 35 und 60 m.
In Ländern, in denen Geld anscheinend keine Rolle spielt, werden auch
ganz andere Brückenprojekte verwirklicht: Die Scheich-Zayed-Brücke in
Abu Dhabi, entworfen von Zaha Hadid, ist wohl eher ein Blickfang, statt
eine notwendige Verbindung. Nach 14 Jahren Bauzeit wurde sie 2011 eröffnet.
Sechs geschwungene Träger schlingen sich in kraftvollen Bögen in und um
zwei jeweils vierspurige Fahrbahnen. So entsteht ein kontinuierlicher Spannungsbogen, welcher der Konstruktion eine straffe, schwerelose Anmut
verleiht. Hier trifft innovative Bautechnik auf die Zeitlosigkeit natürlicher
Formen. So futuristisch und verwegen sie wirken mögen, die wellenförmigen, am höchsten Punkt 70 Meter hohen Stahlbetonträger der Brücke sind
einem der wohl gängigsten Sinnbild der Golfregion nachempfunden: den
sanft geschwungenen Sanddünen der umliegenden Wüste.
STAHLBAU AKTUELL 2015
Eine der sensibelsten Brücken, die Architekt Dietmar Feichtinger auch lieber als
Steg bezeichnet haben will, ist der neue
Zugang zum Mont St. Michel in Frankreich. Knapp über dem Boden schwebend
verbindet er sich mit der Natur mehr, um
einen sichtbaren Zugang zum Klosterberg
zu schaffen.
Aber Architekt Feichtinger kann auch anders: In Kopenhagen entwarf er die dreiarmige
Butterfly Bridge. Alle strukturellen Elemente sind aus Stahl gefertigt. Betonfundamente
verankern die Brücke sowohl an Land als auch im Wasser. Ein Hohlkasten-Stahlprofil
bildet den Mittelträger der Brücke. Pro Brückenarm ermöglichen zwei Hochdruckhydraulikzylinder das Öffnen der Brücke.
>> Fortsetzung auf Seite 42
41
C_BARBARA FEICHTINGER
lichen Weltanschauungen. Die Mitte, die
Brücke, ist ein Ort der Begegnung, der
Kommunikation. Hier trifft man sich und
kann sich auch von den jeweiligen Ausgangspunkten distanzieren, vielleicht eine
neue Sicht – nicht nur auf die Landschaft
– gewinnen.
C _WAGNER-BIRO
rücken haben immer ein bisschen
etwas Dramatisches an sich. Sie
signalisieren gleichzeitig Abschied
und Trennung und Verbindung zweier
verschiedener Ufer. Dieses architektonisch
inszenierte Gegensatzpaar von Gefühlen
reicht manchmal sogar bis zu gegensätz-
C _ K ATRIN GREIL ING
B
C _WAGNER-BIRO
Auftraggeber: Österreichischer Stahlbauverband
Beauftragt seit: 2000
Auftragsart: komplette Produktion, Beilage zum Fachmagazin
SOLID, Inseratenvertrieb
Zusammenarbeit: Das Team unseres Baumediums SOLID gestaltet
das Magazin des Österreichischen Stahlbauverbandes. Unsere
Dienstleistung umfasst die journalistische Umsetzung der Verbandsthemen sowie die Schaffung eines atraktiven inhaltlichen
Umfelds. Wir übernehmen auch den Vertrieb der Inserate sowie
die Distribution des Heftes über SOLID und an die Adressaten des
Auftraggebers.
Ebenfalls Teil unseres Services: die komplette Druck- und Versandabwicklung bis hin zu personalisierten Zusatzangeboten.
Die Louvre-Kuppel in Abu Dhabi ist eines der Projekte, von denen Thomas Jost sagt: „Wenn von Anfang
an klar ist, dass ein Projekt unter hohem Preis- und
Zeitdruck ist, dann werden wir nicht anbieten. Dann
soll jemand anderer den nächsten Louvre bauen.“
C_PALIN
Interview. STAHLBAU AKTUELL sprach mit Waagner-BiroGeschäftsführer und Miteigentümer Thomas Jost über das
Monsterprojekt Louvre Abu Dhabi, die Lehren daraus und
die zukünftige Strategie des Traditionsunternehmens.
C _ ATEL IER SS JE ANNOUVEL
„Unter diesen
Umständen nicht
mehr“
PULS – Das Businessmagazin
für Österreich
10 |
ECONOMY | Durch zwei Kontinente per Bahn | 11
Pro Zug
ZIEL Hamburg
Durchschnittlich
43 Container
RUSSLAND
Riga
43
DEUTSCHLAND
POLEN
Die Strecke des Güterzugs führt über ussland,
Kasachstan, Weißrussland und Polen.
In ukunft sollen weitere ransporte folgen.
Moskau
WEISS-
Brest RUSSLAND
Astana
Homel
Wolgograd
Karaganda
START Zhengzhou
KASACHSTAN
Dostyk
Urumqi
Beijing
Durch zwei
Kontinente
per Bahn
CHINA
Shanghai
10.000 km durch Asien und Europa:
Hamburg
Zhengzhou
Deutschland
China
Bahnkilometer im Verkehr zwischen Europa und China:
Die üge sind e nach oute ca. .
km und .
km unterwegs.
Vergleich ZUG versus FLUGZEUG:
Der ergleich zwischen ug und lugzeug fällt bei der Ladekapazität eindeutig zugunsten
des Zuges aus.
Das rachtaufkommen zwischen hina und uropa, das mit
der ahn abgewickelt wird, wächst erfreulicherweise stetig.
Die Bahn wird auch im Verkehr zwischen China und Europa zur gefragten
lternati e u lug eug oder chiff.
Gab es noch vor fünf Jahren kaum
fahrplanmäßige Schienenverbindungen zwischen dem asiatischen Riesenland und Europa, verkehren derzeit
auf den entsprechenden Routen bis zu
Xi'an
Chengdu
602 Tonnen
zehn Frachtzüge pro Woche. Dabei ist
so ein Zug ganz schön aufnahmefähig:
mit seinen durchschnittlich 43 Containern kann er über 600 Tonnen Fracht
transportieren. Zum Vergleich: Dafür
müsste eine Cargo-Maschine des Typs
Boeing 747-400F rund sechs Mal die
trec e fliegen.
101,4 Tonnen
pro Zug
pro Boeing 747-400F
Kapitale Vorteile
Die apitalbindung ist desto geringer e schneller
ter am iel sind. Die ffe te dieser geringeren indung nnen beträchtlich sein. Ein Beispiel: Ein um zwei Wochen schnellerer Transport kann bei einem durchschnittlichen Containerwert von
890.000 Euro eine Kostenersparnis von rund 90.000 Euro pro Zug bedeuten.
Per Bahn von China nach Europa
Per Schiff von China nach Europa
Tage
Tage
30
langsam
schnell
16
Transportzeit
gering
langsam
schnell
Transportzeit
hoch
Kapitalbindung
gering
Kapitalbindung
8 Züge pro Woche*
hoch
*
Durchschnittliche ahl rachtzüge amburg
48 Flüge pro Woche
hengzhou Woche
PULS 06 | 2015
04 |
TRENDS | Diesen Schatz gilt es zu heben | 05
Innovationsexperte Oliver Kempkens: „Logistik-Dienstleister können dem Kunden sehr viel mehr anbieten,
als bloß auf Abruf eine Lieferung von A nach B zu
transportieren. Sie können dann wahrscheinlich sogar
relativ exakt die Nachfragezyklen für bestimmte Waren
antizipieren und haben dabei einen besseren Überblick
als der Kunde selbst.“ | Foto beigestellt
„Diesen Schatz
gilt es zu heben“
Wie Digitalisierung unsere Wirtschaft verändert, wie Unternehmen mit dem
Druck neuer virtueller Konkurrenz umgehen, ist das große Thema des
Innovations-Gurus Oliver Kempkens. Im Interview mit PULS spricht er über
das Wissen von Logistik-Dienstleistern, die Möglichkeiten, dieses Wissen zu
kapitalisieren und die Notwendigkeit, den Dialog zwischen Kunde und
Dienstleister komfortabler zu gestalten.
PULS: Herr Kempkens, Sie beschäftigen sich mit den Folgen der Digitalisierung für die Wirtschaft und verorten
naturgemäß in dieser Digitalisierung
große Chancen. Wie können denn Logistik-Dienstleister sich in diesem Umfeld am besten einrichten?
Oliver Kempkens: Das muss noch etwas diffus bleiben. Deshalb ist es wichtig, dass man in den Konzernen einfach
das Denken zulässt und vor allem eines: das Geschäft aus Sicht des Kunden
betrachtet. Wenn man das konsequent
tut, wird man möglicherweise feststellen, dass Digitalisierung ein Instrument sein kann, aus dem Margenkampf auszubrechen und neue
Services zu entwickeln. Denken Sie
doch einmal an die Möglichkeiten, dem
Kunden in Echtzeit die Information
zur Verfügung stellen zu können, wo
sich seine Lieferung gerade befindet.
Bisher kann der Kunde ja immer nur
sehen, wann und wo seine Ware zuletzt
gescannt wurde. Die Echtzeit-Komponente würde aber dem Anspruch des
Kunden, jederzeit Kontrolle über seine
Warenströme zu haben, eher entsprechen und der Kunde würde, davon bin
ich überzeugt, auch dafür bezahlen.
Das wäre gerade für die B2B-Kunden
wichtig, denn so könnten Sie den DB
Schenker-Prozess in ihren Prozess integrieren.
PULS: In anderen Branchen kommt
es immer mehr zu einer Verlagerung
der Marktmacht hin zu Unternehmen,
die nichts anderes tun, als Dienstleistungen virtuell zu vermitteln. Airbnb
vermittelt weltweit Zimmer und Uber
Personenfahrten und diese Unternehmen eint, dass sie weder Wohnungen,
noch Hotels, noch Autos besitzen.
Können diese virtuellen Broker auch
in B2B-Bastionen wie der Logistik eindringen?
Oliver Kempkens: Das denke ich
schon. Das wird man an Marktteilnehmern wie Keychain Logistics sehen.
Viele globale Player sind börsennotiert.
Und dann gibt es in kalifornischen
Kleinstädten plötzlich Startups, die
kaum jemand kennt und die dann nach
einem Börsengang so viel wert sind
wie Daimler und Audi zusammen, obwohl nur 35 Mitarbeiter eine Messaging-Plattform pflegen. Diese Phänomene sind auch in anderen Branchen
denkbar. Peter Thiel, der Mitbegründer von PayPal und einer der großen
kalifornischen Vordenker, hat als Stra-
tegie ausgegeben, dass Startups lieber
Monopolist in einer einzigen Nische
sein sollen als ein „Jack of all Trades“.
Das Ziel muss es dann sein, Monopolist
in einem Markt zu werden. Keychain
Logistics bietet bis jetzt nur die Vermittlung von Sender und unabhängigem Spediteur an, aber denken wir den
Gedanken Thiels einfach weiter: Wenn
eine gewisse strategische Nische besetzt ist, könnte es ein Leichtes sein,
die Erfolgsgeschichte zu nutzen, um
neue Geldgeber für größere Visionen
zu begeistern.
PULS: Welche Schlüsse könnte ein Unternehmen wie DB Schenker aus diesen Marktphänomenen ziehen?
Oliver Kempkens: DB Schenker ist, das
ist meine echte Überzeugung, in einer
sehr guten Position, als Unternehmen
wahrgenommen zu werden, in dem der
Nutzer im Mittelpunkt steht und alle
internen Prozesse aus dieser Außenperspektive des Kunden glattgezogen
werden. Ein Logistik-Dienstleister wie
DB Schenker weiß unglaublich viel
über die Abläufe bei den Kunden, aber
dieses Wissen gilt es zu strukturieren
und in neue Dienstleistungen zu wandeln. Logistik-Dienstleister sitzen auf
einer Goldgrube an Kompetenzen und
Einsicht in das Geschäft ihrer Kunden.
Diesen Schatz gilt es zu heben.
PULS: Und wenn dieser Schatz dann
gehoben ist, wie könnte das die Beziehungen zwischen Kunde und Logistik-Dienstleister verändern?
Oliver Kempkens: Auch für B2B-Unternehmen wie DB Schenker gibt es
Benchmarks in eigentlich fremden
Branchen. Es ist ja schon fast ein Klischee, aber ich muss da einfach Amazon nennen. Kaum ein Unternehmen
bietet dem Kunden so konsequent
eine Online-Plattform, auf der er so
komfortabel alle seine Geschäfte tätigen kann. Da muss nicht telefoniert
werden bei einer Reklamation, da
muss nicht auf Antwort gewartet werden, da gibt es keine Unklarheiten.
Ich kann die ganze Kommunikation
mit dem Dienstleister über das Web
abwickeln und im Fall von Amazon ist
das ganze auch noch intuitiv und
selbsterklärend designt. Und noch
dazu weiß der Amazon-Algorithmus
auch ganz genau, wofür ich mich üblicherweise interessiere und macht mir
daher die nächsten Bestellungen
einfach.
Viele globale Player sind
börsennotiert. Und dann gibt es in
kalifornischen Kleinstädten plötzlich Startups,
die kaum jemand kennt und die dann nach
einem Börsengang so viel wert sind wie
Daimler und Audi zusammen, obwohl nur
35 Mitarbeiter eine Messaging-Plattform
pflegen. Diese Phänomene sind auch in
anderen Branchen denkbar.
Oliver Kempkens
PULS 06 | 2015
12 |
EVENT | Pole Position mit dem LKW | 13
SCHNELLES GELD
Seit 1950 begeistert die Formel 1 die Welt. Die Kosten für den organisierten Geschwindigkeitsrausch sind astronomisch. Einblick in eine Welt, in der Lenkräder so viel kosten
wie ein Auto der gehobenen Mittelklasse.
Testrennen nach Barcelona transportiert. Damit war das technologische
Qualifying absolviert. „Wir sind bereits
Dienstleister für die Olympischen Spiele und für die Fußball-WM. Nun sind
wir auch beim Rennsport dabei“, sagt
Sören Hell, Projektleiter für die Formel 1
bei DB SCHENKERsportsevents.
Die Fahrer und ihr Bolide: Nico Rosberg und Lewis Hamilton vor
dem neuen F1 W06 Hybrid. | Foto © MERCEDES AMG PETRONAS
ontainerdorf fährt mit
Fünf silberne Sattelzüge werden während der Saison Rennautos, Ersatzteile, Werkzeug und sonstiges Zubehör
transportieren. Mehrere weiße Sattelzüge werden für das Motorhome laden.
Dieses Motorhome wird während eines
Renn-Wochenendes zum Arbeitsplatz
für Techniker und zum Lager für all das
Equipment, das notwendig ist – vom
Rennanzug bis zum Geschirr für das
Catering.
Pole Position
mit dem LKW
Von Spanien bis Belgien
ur eine Woche eit, um hunderte Kilometer zu fahren, utos abzuladen, Werkstattbo en aufzubauen
und sofort nach den ennen wieder den ganzen ennstall auf die LKWs zu hieven und zum nächsten iel
zu fahren. Die Logistik hinter der ormel ist enorm aufwändig.
B
is zum Ende des Jahres 2018
ist DB SCHENKERsportsevents
Partner des MERCEDES AMG
PETRONAS Rennstalls und wird die
Logistik für die europäischen Rennen
übernehmen.
Die Kooperation begann bereits Anfang 2015. DB Schenker übernahm den
Transport des neuen Rennwagens für
die Saison 2015 und fuhr den Boliden
nach Jerez de la Frontera in Spanien.
Etwa 2.500 Kilometer legten die Sattelzüge zwischen Brackley in Großbritannien, Zentrale des MERCEDES AMG
PETRONAS Teams, und der spanischen Rennstrecke zurück. Dort wurde
das neue Modell F1 W06 Hybrid enthüllt. Die Fahrer drehten in Andalusien erste Runden. Der neue Rennwagen
hat einen 1,6 Liter V6 Motor mit einem
eingebauten Turbolader für Geschwindigkeitsmaximierung. Mitte Februar
wurde alles wieder eingepackt und für
PULS 06 | 2015
Auftraggeber: Schenker & Co AG
Beauftragt seit: 2015
Auftragsart: Redaktion und Produktionsleitung
Zusammenarbeit: Wir entwickeln gemeinsam mit dem Kommunikationsteam von Schenker Österreich die Storys der jeweiligen
Ausgabe. Dabei verzahnen wir die Themen des Unternehmens
mit breiter gefassten Artikeln zu aktuellen Entwicklungen in der
Logistik. Wir bringen in diese Kooperationen besonders unsere Erfahrung im B2B-Bereich wie auch in der Logistik ein. Die grafische
Umsetzung erfolgt durch ein externes Grafikstudio, mit dem wir die
Zusammenarbeit koordinieren.
Insgesamt 30 Mitarbeiter von
DB Schenker werden im Einsatz sein,
allesamt zweisprachig. Die Leistungen werden nicht nur die Logistik bei
allen europäischen Rennen umfassen,
sondern sich auch auf Testfahrten und
Werbeveranstaltungen
erstrecken.
Die Transporte werden sich zwischen
Brackley und den Rennorten in Spanien, Monaco, Österreich, Großbritannien, Ungarn, Belgien und Italien bewegen. Viele Renn-Termine folgen dicht
aufeinander. So wird dem DB Schenker
Team zum Teil nur eine Woche Zeit
zwischen zwei europäischen Rennen
bleiben. Inklusive Abbau und Aufbau
am nächsten Ort, was DB Schenker
ebenfalls übernehmen wird. „Das ist
sportlich, aber wir wollen die Pole Position“, sagt Projektleiter Sören Hell.
Foto © Fotolia.de
Wenn Milliardär Dietrich Mateschitz bereit ist,
Millionen uro in und um die ormel
Strecke in Spielberg zu investieren, kann man durchaus davon ausgehen, dass ein enormer
Geld uss hinter dem ennsport steckt. Wie hoch die innahmen in der Königsklasse sind,
wei niemand ganz genau.
wurden die innahmen mit etwa , Milliarden bezi ert.
Schätzungen zufolge ist keine ennsaison der letzten ahre unter der Milliardenmarke
gewesen. ur eines lässt sich mit Sicherheit sagen die ormel wird von der ormula One
Group, dessen Präsident der rite ernie ccelstone ist, verwaltet und es handelt sich um
ein äu erst lukratives Geschäft.
Millionen useher
Die ormel wurde
von der I , dem Dachverband der utofahrer, ins Leben gerufen.
Das erste ennen fand am . Mai in Silverstone statt und es gab nur drei eams lfa
omeo, errari und Maserati. Giuseppe arina, der für lfa omeo fuhr, gewann das ennen
und wurde auch Weltmeister. Heuer gibt es zehn Teams, die an den Start gehen und enorme
Summen investieren, um den Weltmeistertitel zu holen. Der Gesamtaufwand der eams
wird auf drei Milliarden uro geschätzt. inige der Kosten holen sich die ennställe durch
Werbung zurück. Weltweit schalten
Millionen Menschen ihre ernsehgeräte ein, um
die Rennen zu sehen. Hohe Quoten bedeuten auch hohe Werbeeinnahmen, aber gerade die
uoten bereiten den erantwortlichen edenfalls in den letzten ahren ein bisschen Sorgen
In Deutschland ist die uphorie rund um das ennen ein wenig abge aut. erbuchte L,
der die deutschen bertragungsrechte besitzt,
eine inschalt uote von zehn Millionen
pro ennen, so waren es
lediglich , Millionen.
Motoren für Millionen
In den
ahren der ormel wurden ständig neue egularien eingeführt, die den Sport
optimieren und spannender machen sollen. Doch eben diese Regeln, die meistens die Leistungsfähigkeit eines Wagens einschränken, führen zu höheren ntwicklungs- und Produktionskosten. erzstück eines eden utos ist der Motor, der schon mal
.
uro kosten
kann. Jedes Team baut jedoch mehrere Autos, von denen einige nur als Testautos genutzt
werden. edes eil eines utos ist eine Spezialanfertigung. in Lenkrad kostet somit locker
zwischen .
und .
uro. M
D S MG P
O S hat
mehr als
Millionen uro investiert, die Kosten für Motoren nicht miteinberechnet.
Straßenmaut
s zahlen aber nicht nur die ennteams, sondern auch die einzelnen Länder, die einen Grand
Pri austragen wollen. eulinge wie ahrain oder bu Dhabi mussten eine zweistellige Millionensumme für eine Lizenz zahlen. Und Katar, das aufstrebende mirat im Mittleren Osten,
ist sogar bereit, eine ekordsumme von Millionen uro zu zahlen, um am Sport-Spektakel
teilnehmen zu dürfen. inige der ennteams können ihren hohen insatz wieder einspielen.
Gewinne von bis Millionen pro eam sind durchaus drin. Manchmal muss man eben
Geld ausgeben, um Geld verdienen zu können.
Sie transportieren die Rennautos des MERCEDES AMG PETRONAS durch Europa:
die Trucks von DB Schenker. | Foto © Daimler AG
14 |
News
NEWS | Vielfalt der Logistikwelt | 15
SOZIALES ENGAGEMENT
Belgrader
Business
AKTIONSTAG DER LOGISTIK
Ein neues Logistikzentrum
erö nete D Schenker in
Serbien.
Beziehungsreich
D Schenker fördert die deutschbosnisch-herzegowinischen Wirtschaftsbeziehungen.
Seit März ist Schenker d.o.o. in
Sarajevo Mitglied des Vereins
zur Förderung der deutsch-bosnisch-herzegowinischen Wirtschaftsbeziehungen. Der Verein, der von der Deutschen
Außenhandelskammer (AHK)
organisiert ist, bemüht sich um
mehr ökonomische Nähe zwischen Deutschland und Bosnien-Herzegowina. Die Außenhandelskammer wird ab nun
DB Schenker in ihrem Mitgliederverzeichnis führen.
Finanzvorstand Michael Meyer übergibt die Spende an die St. Anna Kinderkrebsforschung.
| Foto © DB Schenker
Beat the Board
Sie liefen, sie siegten, sie spendeten viel Geld hat das D Schenkeream beim ienna it Marathon für die St. nna Kinderkrebsforschung erlaufen.
Bereits zum zweiten Mal zeigten die Teams von DB Schenker bei der Aktion „Beat
the Board“ nicht nur sportlichen Einsatz, sondern auch soziales Engagement.
Dem Aufruf des Vorstandes, beim Vienna City Marathon die Ziellinie schneller zu
erreichen als das Management Board, folgten in diesem Jahr 54 Mitarbeiterinnen
und itarbeiter. r edes eam das die eit unterbot floss eld in den pendentopf.
Insgesamt konnten von den Teams 1.000 Euro für die St. Anna Kinderkrebsforschung erlaufen werden. Der Vorstand verdoppelte dieses Ergebnis auf 2.000
Euro.
„Wir freuen uns sehr, dass wir den Scheck im Namen von DB Schenker und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an die St. Anna Kinderkrebsforschung
übergeben dürfen“, freute
sich Michael Meyer, Finanzvorstand von DB Schenker
in Österreich und Südosteuropa, anlässlich der Spendenübergabe.
Foto © Shutterstock.com
Foto © Shutterstock.com
PULS 06 | 2015
Auf über 3.000 Quadratmetern er ffnete
r lich das
neue Logistikzentrum von DB
Schenker in Stara Pazova ganz
in der Nähe Belgrads und in
Nachbarschaft zum Flughafen
der serbischen Hauptstadt. Das
Zentrum ist für spezialisierte
Logistik-Lösungen ausgerichtet und bietet neben einem
Hochregallager auch Platz für
Spezialcontainer etwa zur Lagerung on efahrstoffen. usgerüstet ist das Zentrum auch mit
einem hoche ienten
el ftungssystem, das unabhängig
on äu eren infl ssen immer
gleiche Lagerbedingungen sicherstellt.
Belgrader Logistikzentrum von DB Schenker:
mit moderner Technik für komplexe LogistikLösungen ausgerüstet.
| Foto © DB Schenker
Logistikbegeisterte Schüler beim Aktionstag am
Schenker-Standort im ungarischen Szigetszentmiklós.
| Foto © DB Schenker
Besucherandrang
uf Initiative der deutschen undesvereinigung für Logistik
L ö neten Unternehmen, Universitäten und erbände auf der ganzen Welt
ihre üren für Logistik-Interessierte.
Unternehmen aus 18 Ländern von Deutschland über China, Russland, Vietnam,
die Schweiz bis Ungarn nahmen an diesem internationalen Aktionstag der Logistik teil. Schenker Kft. in Ungarn beteiligte sich schon zum dritten Mal an diesem
Aktionstag. In diesem Jahr nahmen rund 40 Schülerinnen und Schüler mehrerer
Fachschulen an den Führungen durch den Standort Szigetszentmiklós teil. Zwei
der Schüler interessierten sich nach dem Rundgang gleich für ein Praktikum.
Baufortschritt
ine Webcam zeigt nun, wie schnell es auf der austelle des neuen Logistikcenters in St. Pölten weitergeht.
Viel hat sich getan auf der Baustelle in St. Pölten seit dem Spatenstich
im Dezember 2014. Der milde Winter ermöglichte einen schnellen
Fortschritt beim Bau des mehr als 8.000 Quadratmeter großen Gebäudes. Aktuell wird der Gleisanschluss an den angrenzenden Verschiebebahnhof fertiggestellt. Dafür werden über 150 Meter Gleise auf dem DB
Schenker Grundstück verlegt. Somit können nach der Fertigstellung
drei aggons berdacht be- und entladen werden. ie flott es weitergeht, dokumentiert nun eine eigene Webcam auf der Baustelle. Aktuelle Bilder der Webcam gibt es hier: http://miete32.it-wms.com/
PULS PLUS
Sehen Sie hier, was gerade
auf der austelle in St. Pölten
passiert.
robust – DAS MAGAZIN VON AON
ÖSTERREICH
Coverstory
ZUR PERSON
AXEL WALLRABENSTEIN
KOMMANDO
NOTFALL
berät internationale
Großkonzerne in
vorbeugender
Krisen-PR. Seine
Warnung: Am
Ende kommt
doch alles raus.
LEKTION 1
AXEL WALLRABENSTEIN
RISIKOMANAGER. Entführungen, Bombenanschläge,
Diebstahl von geistigem Eigentum oder schlechte Presse.
So unterschiedlich die Herausforderungen für Krisenmanager auch sind, das wichtigste Rezept lautet:
Stets einen Schritt weiter sein als der Gegner.
Vier Krisenmanager über ihren Job.
Und über die Lehren aus ihrer Praxis.
D
GLOSSAR
Risikomanagement
umfasst sämtliche
Maßnahmen zur
systematischen
Erkennung,
Analyse, Bewertung,
Überwachung und
Kontrolle von
Risiken.
as Projekt in
Asien soll das
Geschäft
befeuern:
geringe Produktionskosten,
Nähe zum boomenden chinesischen Markt. Als der süddeutsche Maschinenbauer einen
einheimischen Partner findet,
gründet er sofort ein Joint
Venture und investiert einen
zweistelligen Millionenbetrag in
die Modernisierung der
Produktionshallen vor Ort. Die
haben zwar eine perfekte Lage,
sind aber, vorsichtig formuliert,
nicht ganz auf High-Tech-Standard. Sobald der Umbau fertig
ist, findet die deutsch-asiatische
Zusammenarbeit allerdings ein
abruptes Ende. Der lokale
Compagnon führt von da an das
Werk in Eigenregie, ohne dafür
einen einzigen Cent investiert zu
haben. Der auf Handschlag-Qualität vertrauende Bayer kehrt
buchstäblich mit leeren Taschen
nach Hause zurück. Beispiele, in
denen Unternehmer wie
ferngesteuert ins Verderben
rennen, können Krisenmanger
fast endlos aufzählen. Ein
Muster, sagen sie, fällt immer
wieder auf: der unbeugsame
Glaube an den „ehrbaren
Kaufmann“, der Unternehmer
offenbar blind für Risiken macht.
In solchen Fällen versuchen
Krisenprofis im Nachhinein noch
„AM ENDE
KOMMT
ALLES RAUS.“
„UNTERNEHMEN
REAGIEREN
OFT LANGSAM.
SIE HOFFEN,
DASS ES NICHT
SO SCHLIMM
KOMMEN
WIRD.“
zu retten, was zu retten ist – oft
nicht mehr viel. Der deutlich
bessere Weg, sagen sie, wäre es,
Krisen erst gar nicht entstehen
zu lassen.
Eine schwierige Aufgabe.
Denn fast jede Branche, fast
jedes einzelne Unternehmen hat
seine ganz spezifischen Risiken.
Anschläge, entführte Mitarbeiter,
Compliance-Fallen, Betrug,
zusammenbrechende Kommunikation, PR-Katastrophen – es
gibt kaum ein Krisenszenario,
das dem anderen gleicht. Und
doch können erfahrene Krisenmanager Punkte formulieren, die
für nahezu jede Krise allgemeingültig sind. Vier Profis und vier
Lektionen.
8
ROBUST — 01/2015
Der Geschäftsführer der
lateinamerikanischen Niederlassung ist ein absolut integrer
Mann: rechtschaffen, loyal,
zuverlässig. Nach zehn Jahren
Zugehörigkeit zum Unternehmen stellt der Job im Ausland
seine erste Bewährungsprobe
ganz oben dar. Und alles sieht
danach aus, dass der Mittdreißiger seine Aufgabe mit Bravour
meistert. Was die zufriedenen
Chefs in der Zentrale die längste
Zeit nicht wissen: Auf seinem
neuen Posten findet sich der
Mann in einer Businessumgebung wieder, in der Schmiergelder im Millionenbereich
durchaus gängig sind. Als publik
wird, dass auch er geschmiert
hat, verfallen die Konzernchefs
in eine mehrtägige Schreckensstarre, die dem Unternehmen
einen weiteren Imageschaden
zufügt.
„In Krisensituation
reagieren Unternehmen oft sehr
langsam, weil sie hoffen, dass es
schon nicht so schlimm kommen
AXEL WALLRABENSTEIN
9
ROBUST — 01/2015
Markt
„WER DIE ZUKUNFT
MEISTERN WILL,
MUSS DIE
VERGANGENHEIT
VERSTEHEN.“
INTERVIEW. Thomas Seifert, stellvertretender
Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der
Wiener Zeitung, über sein neuestes Buch „Die Pazifische
Epoche“ sowie die Gründe, warum es höchste Zeit
für eine westliche Renaissance ist.
ZUR PERSON
THOMAS
SEIFERT
Der Journalist
und Buchautor
Thomas Seifert
ist ein profunder
Kenner der
asiatischen Politik
und fernöstlichen
Märkte.
H
err Seifert,
Ihr Buch
handelt von
einer
globalen
Transitionsphase, welche überraschenderweise nichts mit den Entwicklungen im Nahen Osten zu tun
hat.
Thomas Seifert: In einer
gewissen Weise sind wir in
Europa völlig besessen mit dem
Thema des Nahen Ostens. Aber
wenn das Buch des 21. Jahrhunderts mal geschrieben wird, dann
wird es ein Kapitel geben, das sich
mit dem arabischen Frühling und
der Umgestaltung dieser Region
befasst – der Aufstieg Asiens
dagegen wird das halbe Buch
füllen. Wir leben in einer
Wendezeit von einer atlantischen
zu einer pazifischen Epoche und
befinden uns an einer gewissen
Abrisskante der Zeit. Die
Probleme, die sich für uns
Europäer aber auch für die USA
daraus ergeben, versuche ich mit
diesem Buch zu vermitteln.
Wie kommt es zu dieser
Verschiebung globaler Macht?
Das liegt vor allem an der
Dreifach-Krise, wie ich sie
nenne. Erstens ist der Welt das
Korsett des globalen Steuerungssystems, bestehend aus den
Bretton-Woods-Institutionen
IWF, Weltbank und WTO sowie
den Vereinten Nationen, zu eng
geworden. Wir haben eine
Weltwirtschaftsordnung, die eine
nunmehr 70 Jahre zurückliegende Nachkriegsordnung des
zweiten Weltkriegs widerspiegelt
und überhaupt nicht mehr
zeitgemäß ist. Das Zweite, und
das spüren bereits viele Menschen, ist die Krise unseres
Wirtschaftssystems. Die Frage
ist, inwieweit der moderne
Finanzkapitalismus eigentlich
dem Realkapital – also echter
Produktion und Wertschöpfung
– etwas bringt oder das Bankensystem die Realwirtschaft
vielmehr destabilisiert. Meine
Schlussfolgerung ist, dass diese
Krise des westlichen Finanzkapitalismus letztlich auch zu der
dritten Krise, nämlich einer
Krise der Demokratie führt.
Wird sich Europa von den USA
14
„DER PRIMAT
DER POLITIK ÜBER
DIE WIRTSCHAFT
MUSS WIEDER
HERGESTELLT
WERDEN.“
ASIEN-EXPERTE
THOMAS SEIFERT
15
ROBUST — 01/2015
Frage/Antwort
WIR BRAUCHEN ZEIT
SCHNELL UND INFANTIL
Aon fragt: Herr Professor Liessmann, ist Entschleunigung
eine Strategie für die Zukunft?
Der Philosoph Konrad Paul Liessmann
über den Mythos Multitasking und Probleme,
die sich nur durch Ruhe und Gelassenheit
lösen lassen.
R
KONRAD
PAUL
LIESSMANN
(geboren 1953 in
Villach) ist ein
österreichischer
Philosoph, Essayist,
Literaturkritiker
und Kulturpublizist.
Er ist Universitätsprofessor für Methoden der Vermittlung
von Philosophie und
Ethik an der Universität Wien.
uhe, Stille, Langsamkeit, gar
Stillstand sind keine positiv
besetzten Werte in einer
Gesellschaft, die sich der
Mobilität, der Geschwindigkeit,
der Beschleunigung verschrieben hat. Das hat mit der
Wettbewerbsorientierung zu tun, mit der Angst,
ein anderer könnte schneller sein, mit der Besorgnis, man könnte den Anschluss verlieren, aber auch
mit der Hoffnung, dass Geschwindigkeit imstande
ist, Probleme zu lösen. Wir wissen nicht, warum
wir etwas machen, Hauptsache, es geht schnell.
Ein zentrales Motiv für die so große Sehnsucht
nach der Beschleunigung ist das Streben nach
Effizienz, das sich ja oft auch nicht bewahrheitet.
Wenn alle gleichermaßen schneller sein wollen,
stecken irgendwann einmal alle im Stau und
niemand kommt mehr weiter – höchst ineffizient!
Aber es gibt auch andere Motive: Beschleunigung erzeugt einen Taumel, einen Rausch, der uns
wie jeder Rausch nicht nur Lustgefühle verschafft,
sondern auch erlaubt, alles andere auszublenden.
Und vor allem: Wir können dabei immer vor uns
weglaufen. Natürlich ist die Dynamik unserer
Gesellschaft nicht nur eine Vorwärtsbewegung,
sondern auch eine Fluchtbewegung. Man könnte es
auch so sagen: Beschleunigung erspart Nachdenken.
Es gibt natürliche Grenzen der Beschleunigung: Schneller als das Licht geht es nicht. Und
auch der psychischen und physischen Belastbarkeit
des Menschen sind Grenzen gesetzt. Burnout ist ja
dafür ein gutes Beispiel. Denn den Zusammenhang
zwischen Beschleunigung und Überforderung gibt
es natürlich, auch wenn Burnout ein bisschen eine
Modekrankheit ist, die auch bestätigen soll: Ich
hatte so viel zu tun, ich war so wichtig, dass ich nun
ausgebrannt bin. Aber immerhin: Ich habe
wenigstens einmal gebrannt.
Begegnen kann man dem mit einer alten
philosophischen Tugend: Gelassenheit. Man muss
nicht überall dabei sein, man muss nicht alles
gleich erledigen, es ist nicht alles so besonders
wichtig, vor allem man selbst nicht, man versäumt
in der Regel nichts. Wir müssen wieder lernen, uns
auf Wesentliches zu konzentrieren, herausfinden,
was wirklich wichtig ist.
Ab einer gewissen Geschwindigkeit werden
Tätigkeiten auch wieder unproduktiv. Hektik in
Unternehmen kostet Unsummen; Mitarbeiter, die
glauben, hundert Dinge gleichzeitig erledigen zu
können, machen dann gar nichts mehr ordentlich.
Multitasking ist ja ein Mythos.
„WIR VERSTEHEN
NICHT, DASS ES
PROBLEME GIBT,
DIE SICH EBEN NICHT
DURCH HEKTIK,
SONDERN EHER
DURCH RUHE
UND BESONNENHEIT
LÖSEN LIESSEN …
18
Auftraggeber: aon Österreich
Beauftragt seit: 2015
Auftragsart: komplette Produktion
Zusammenarbeit: Die Risk Manager von aon Österreich stellten
uns vor die Herausfordung, ein Magazin für ganz unterschiedliche
Kundenzielgruppen zu gestalten. Wir fanden einen Zugang über
den gemeinsamen Nenner: Alle aon-Kunden benötigen robuste
Grundlagen für ihre Entscheidungen. In einem Workshop mit der
Geschäftsleitung von aon erarbeiteten wir das Blattkonzept und
gingen danach in die grafische Umsetzung. Die Erstpräsentation
erfolgte in Form eines blätterbaren Prototypen der ersten Ausgabe.
Darauf aufbauend erfolgte der inhaltliche Feinschliff. Das Ergebnis
ist ein hochqualitiatives Entscheidermagazin.
ROBUST — 01/2015
Unsere Gesellschaft hat viele irrationale Züge.
Sicher aber überschätzen wir uns. Wir haben
sensationelle Technologien entwickelt, die unser
Leben erleichtern könnten, aber niemand spürt
etwas davon, alle fühlen sich gehetzter als je zuvor;
wir haben es nicht einmal geschafft, die einfachsten
Fragen des Zusammenlebens – wie man etwa mit
Flüchtlingen umgeht – zu lösen. Wir verstehen
nicht, dass es Probleme gibt, die sich eben nicht
durch Hektik, sondern eher durch Ruhe und
Besonnenheit lösen ließen. Und wir haben vor
allem eine alte Tugend verlernt: Geduld und warten
können. Was nicht gleich geht, geht gar nicht. Wir
verstehen nicht mehr, was für andere Kulturen
selbstverständlich war: Das manche Dinge ihre Zeit
brauchen und dass man ihnen diese Zeit geben
muss.
Ja, die beschleunigte Gesellschaft ist eine
infantile Gesellschaft.
Wer Goethes „Italienische Reise“ liest, muss
zur Erkenntnis kommen, dass jemand, der sich in
Schritt- und Postkutschengeschwindigkeit bewegte,
von diesem Land, seiner Kultur, seinen Menschen
viel mehr sah und wahrnahm als jemand, der zehn
Mal im Jahr zu einem Event nach Rom oder
Venedig jettet.
IM TAUMEL
Ich habe den Eindruck, dass wir in manchen
Bereichen schon einen Stillstand erreicht haben.
Wohl reisen Politiker wahnsinnig schnell von einer
Klimakonferenz zur anderen, aber alle Kommentatoren stellen fest: Es geht nichts weiter. Wohl
mobilisieren wir ganze Bevölkerungsgruppen und
schicken sie freiwillig oder unfreiwillig auf eine
rasende Wanderschaft, aber überall – so hat man
den Eindruck – geschieht das Gleiche.
Der Taumel der Beschleunigung hindert uns
übrigens auch daran, wirkliche Veränderungen zu
erkennen, weil wir den Blick dafür verloren haben.
WAS FORTSCHRITT SEIN KÖNNTE
Wir reduzieren Fortschritt auf technischen
Fortschritt und diesen wieder als Beschleunigungsgewinn – weil sich dieser so leicht quantifizieren
und messen lässt: Wieder einmal mehr in weniger
… UND WIR HABEN EINE
ALTE TUGEND VERLERNT:
GEDULD UND WARTEN
KÖNNEN. WAS NICHT
GLEICH GEHT, GEHT
GAR NICHT.“
Zeit erledigt. Aber man könnte Fortschritt auch
qualitativ bestimmen, als Zugewinn an Lebensqualität, an Frieden, an Sicherheit, an Freiheit, an
Selbstbestimmung, an Kultur. Eine Gesellschaft, die
keine Zeit und kein Geld mehr hat, um sich in
Muße den Musen widmen zu können, ist für mich
keine fortgeschrittene, sondern eine barbarische
Gesellschaft – egal, wie schnell sie sich dünkt.
Schnelligkeit war übrigens auch das Ideal der
Faschisten: der Blitzkrieg. Vielleicht lohnt es sich,
einmal wirklich über den Zusammenhang von
Beschleunigung und Barbarei nachzudenken.
„Speed kills“ formulierte es einmal ein österreichischer Politiker – und er meinte dies positiv. An den
Folgen dieser „schnellen“ Politik laborieren wir
noch immer.
WAS ZEIT BRAUCHT
Die Langsamkeit wird ja in regelmäßigen Abständen immer wieder entdeckt, auch im Tourismus
sind plötzlich Skitouren und Bergwanderungen
wieder gefragt und nicht nur Speed-Sportarten. Ich
würde aber generell für eine Wiederentdeckung
und Wiedergewinnung der Muße plädieren – die
Möglichkeit und Fähigkeit, sich auf etwas einlassen
zu können.
Eine langsame Internetverbindung oder ein
langsamer Computer ärgert auch mich, ein
Rettungseinsatz muss schnell gehen können; aber
es gibt keinen Grund, jungen Menschen die
Möglichkeit zu nehmen, sich mit Literatur zu
beschäftigen, weil dafür angeblich die Zeit fehlt.
19
ROBUST — 01/2015
Management
DAS
UNERWARTETE
ZÄHMEN
LIEFERKETTEN. Katastrophen, technische
Mängel, höhere Gewalt, Krieg – Gründe,
warum Lieferketten zusammenbrechen,
gibt es unendlich viele. Nicht alle von ihnen
sind zu verhindern. Doch optimieren lässt
sich das vorhandene Risiko fast immer.
Vorausgesetzt, man kennt es.
D
er 21. Februar
2015 wird für die
Logistiker von
Mayr-Melnhof zur
Stunde der
Wahrheit. Am
späten Abend dieses Tages stürzt
bei Frohnleiten eine Autobahn-Brücke ein. Die Trümmer
begraben auch die Gleise der
daneben verlaufenden Südbahn.
Von einer Sekunde auf die
andere ist die Frohnleitner
20
Kartonagenfabrik des Unternehmens von ihrem gesamten
Nachschub abgeschnitten. Wie
lange Bahn und Straße unpassierbar bleiben, kann im
Augenblick der Katastrophe
niemand sagen. Noch in der
Nacht auf den bevorstehenden
Sonntag werden unzählige
Telefonate geführt. Was können
wir tun, um den größten
Schaden abzuwenden, überlegen
Logistiker und Geschäftsführung
fieberhaft.
Es sind jene Momente, in
denen Manager gezwungen sind,
sich ein paar ganz grundsätzliche
Fragen zu stellen: Haben wir je
daran gedacht, dass unsere
Lieferketten vielleicht doch nicht
so sicher sind, wie wir glaubten?
Und wenn ja: Wurde an alternative Versorgungswege gedacht?
Wissen wir, wie lange wir ohne
Nachschub auskommen können,
DIE ZUNEHMENDE VERWUNDBARKEIT
DER LIEFERKETTEN IST DIE KEHRSEITE
DES JUST-IN-TIME-DIKTATS.
bevor wir die ersten Kunden
verlieren? Die zunehmende
Verwundbarkeit der Lieferketten
ist eben die Kehrseite der
schlanken Produktion und des
Just-in-time-Diktats. Denn wer
Lagerflächen minimiert, ist
schnell und flexibel, doch Lücken
in seiner Supply-Chain treffen
ihn besonders hart. Zusätzlich
verschärft auch noch eine andere
Entwicklung das Problem.
Hatten Unternehmer früher für
viele Teile einen Zweitlieferanten,
so arbeiten sie heute oft mit nur
einem einzigen zusammen.
Dementsprechend dramatisch ist
es, wenn dieser ausfällt.
gebraucht werden, gibt es oft gar
keinen verfügbaren Alternativanbieter. Ganz massiv musste das
heuer Apple erfahren: Eine
defekte Komponente aus China
verzögerte den Marktstart der
Apple Watch. Die über Monate
gehypte Computeruhr war zu
Beginn, anstatt wie angekündigt
weltweit, nur in ausgewählten
Luxusshops zu haben. Drei
Millionen Vorbestellungen hatte
Apple, gerade 400.00 konnte das
Unternehmen liefern.
Ein logistischer Super-GAU.
Vor allem, wenn man weiß, wie
penibel Apple das Ausrollen
eines jeden seiner neuen
Produkte plant. Seine IPhones
lässt das Unternehmen in
riesigen Boeings 777 von China
aus direkt anliefern, ohne
Zwischenlandungen, damit
möglichst wenig schiefgehen
kann. Und weil Apple aus Angst
SUPER-GAU BEI APPLE
Nicht immer ist die Strategie,
sich auf einen einzigen Zulieferer
zu verlassen, freiwillig. Gerade
im High-End-Bereich, in dem
ganz spezifische Bauteile
ROBUST — 01/2015
ROBUST — 01/2015
vor Betriebsspionage auch eine
superstrenge Sicherheitspolitik
verfolgt, sind bei jedem Flug
stets auch einige private
Sky-Marshalls an Bord.
NACHHOLBEDARF IN
ÖSTERREICH
Österreich hat da noch etwas
Nachholbedarf. Rund drei Viertel
österreichischer Unternehmen
verlassen sich Branchenangaben
zufolge einfach darauf, dass ihre
Lieferkette schon halten wird.
Manchmal, weil sie die Unterbrechungsrisiken gar nicht genau
kennen, oft aber auch, weil sie
meinen, ohnehin nichts dagegen
machen zu können.
Dabei könnte schon eine
gewissenhafte Bestandsaufnahme der bestehenden Gefahren
eine ganz wichtige Verbesserung
bringen. „Da muss ich zunächst
einmal noch gar nichts ändern,
keine Lieferketten modifizieren,
keine zusätzlichen Versicherungen abschließen. Schon allein
dadurch, dass die zuständigen
Personen in einem Unternehmen
sich die Zeit nehmen, ein paar
Krisen-Szenarien strukturiert
durchzuspielen und zu analysieren, ändert sich ihr Blick auf
mögliche Unterbrechungen der
Lieferkette. Im Notfall reagieren
sie dann viel schneller und
gelassener bzw. können bereits
vorab ein geeignetes Business
Continuity Management
etablieren“, sagt René Forsthuber,
Mitglied der erweiterten
Geschäftsleitung, Manager Risk
Engineering.
ALPTRAUM STATT
SOMMERMÄRCHEN
Als Deutschland im Sommer
2014 die Fußball-WM gewinnt,
wird klar: Dieses Krisen-Szenario hatten die Manager von
Adidas im Vorfeld nicht durchgespielt. Denn die plötzlich
hochschnellende Nachfrage nach
den Trikots der Sieger-Elf
erwischt sie absolut kalt. In
21
TreasuryLog
© mojolo / Fotolia
Zentralisierung
Finanzplatz Deutschland: SEPA-Zahlungen in einem Land mit günstigen Transaktionskosten zentralisieren.
Kosten senken mit der
Payment Factory
Viele Unternehmen haben im Zuge der SEPA-Implementierung erste Schritte unternommen, den Zahlungsverkehr zu vereinheitlichen und zu zentralisieren. Was
bringt eine weitere Zentralisierung bis hin zum Aufbau einer Payment Factory?
Michael Michaelis
ist Partner von
Schwabe, Ley &
Greiner. Die Automatisierung von Prozessen im Zahlungsverkehr zählt zu seinen Beratungsschwerpunkten.
ie Payment Factory steht für eine Zentralisierung des Zahlungsverkehrs in einer zentralen
Einheit. Diese Einheit erhält die Zahlungsdateien von den angebundenen Tochtergesellschaften und
wickelt sie nach spezifischen Regeln über Banken ab.
Eine Payment Factory beschränkt sich entweder darauf, im Rahmen von „Transport only“-Zahlungen
Transaktionen, die von den Tochtergesellschaften initiiert wurden, ohne Änderung der Routing-Regeln an
die Banken weiterzuleiten. Oder sie sammelt alle Zahlungen der Teilnehmer bei sich und überführt sie in
das lokale Clearing der Länder des Landes, in dem sich
die Zahlungsempfänger befinden.
Im ersten Fall befinden sich die Bankkonten im Eigentum der Gesellschaften und es werden lediglich der
Freigabeprozess und die Bankkommunikation zentral
etabliert. Im zweiten Fall gehören die Bankkonten in
der Regel der Payment Factory und die Zahlungen
werden „on behalf of subsidiaries” geleistet. Diese
„Payments on behalf “ machen es klarerweise erforderlich, die Forderungen und Verbindlichkeiten auf Intercompany-Verrechnungskonten bei den Tochtergesellschaften und bei der Payment Factory zu buchen.
D
Payment Factory auf SEPA-Fundament
SEPA hat, neben der vielen Mühe mit der Implemen-
nehmens passen. Doch ist es für nahezu jedes international tätige Unternehmen ein lohnendes Unterfangen, den EUR-Zahlungsverkehr zu zentralisieren. „Payments on behalf “ sind hierbei aber nicht
zwingend erforderlich. Sie sind erst unabdingbar,
wenn auch der Non-SEPA-Auslands- und Fremdwährungszahlungsverkehr eine gewichtige Rolle
spielt und Kosten verursacht, die die Einrichtung einer solchen Zahlungsabwicklung rechtfertigen.
Der Gewinn an Transparenz und Kontrolle durch
einen einheitlichen Zahlungsfreigabe- und Bankkommunikationsprozess ist ebenfalls ein wichtiger
Treiber bei der Zentralisierung (siehe auch den Artikel „Zahlen will gelernt sein“, Seite 4).
Business Case?
Wenn Sie wissen wollen, ob sich für Ihr Unternehmen die Implementierung einer Payment Factory
auszahlt, wenden Sie sich gern an uns: Für eine genaue Berechnung des Business Case ist eine Erhebung der Ist-Daten über Zahlungsvolumina und
Kosten im Zahlungsverkehr bei den Gesellschaften
erforderlich.
SLG hat bei zahlreichen Kunden diese Daten erhoben, kennt die Konditionen, die über eine Bankausschreibung zu erzielen sind, und kann Sie sowohl
bei der Konzeption Ihrer zukünftigen Lösung für
den Zahlungsverkehr als auch bei der Umsetzung
des Vorhabens wirkungsvoll unterstützen.
Welches Unternehmen braucht eine Payment
Factory?
Zentralisierung ist kein Selbstzweck. Wie weit sie
gehen soll, muss zum Geschäftsmodell des Unter-
tierung der neuen Formate, auch einen großen Vorteil
mit sich gebracht: Im SEPA-Raum wurde eine hervorragende Grundlage für die Zentralisierung der EURZahlungen geschaffen. Das enorme Preisgefälle, das in
Europa auch bei den SEPA-Zahlungen immer noch
vorherrscht, eröffnet für die meisten Unternehmen
die Chance für einen „Quick Win“. SEPA-Zahlungen
können problemlos in einem Land mit günstigen
Transaktionskosten, wie Deutschland oder Österreich,
zentralisiert werden. Es ist sinnvoll, eine solche Maßnahme mit einer Bankausschreibung zu kombinieren:
Auf diese Weise lassen sich leicht mehrere Cent pro
SEPA-Zahlung einsparen. Für die Zentralisierung bieten sich zwei Varianten an: Entweder es gibt ein zentrales SEPA-Konto im Eigentum der Payment Factory,
über das alle SEPA-Zahlungen abgewickelt werden,
oder jede Gesellschaft erhält ihr eigenes EUR-Konto
in dem ausgewählten Land mit günstigen Transaktionskosten. Die Liquidität auf den Bankkonten wird in
diesem Fall über einen Cash Pool konzentriert.
[email protected]
Der Weg zur Payment Factory
Hoch
• Zentrale
EUR-Konten
• „Non resident
accounts“ in den
Ländern der anderen
Währungen
Vollständig
zentralisierter
Zahlungsverkehr
Grad der Zentralisierung
Der Autor:
lungen umzuwandeln. Die Kreditinstitute bieten Inlandszahlungen wesentlich günstiger an als grenzüberschreitende Zahlungen außerhalb des SEPARaums. Die Auslandszahlungen werden in der Payment Factory gebündelt, in ein Inlandszahlungsformat konvertiert und anschließend in das lokale
Clearing überführt. Diese Konvertierungsaufgabe
kann entfallen, wenn bei den Gesellschaften vorab
ein einheitliches Zahlungsformat (z. B. CGI) implementiert wurde.
Bei Fremdwährungszahlungen können die Kosten
für die Währungskonvertierung ebenfalls gesenkt
werden. Nämlich wenn die Payment Factory die
Zahlungen für zahlreiche Währungen bündelt und
eine ausreichend kritische Masse erreicht, um zentrale Bankkonten in diesen Währungen zu führen.
Auf diesen Bankkonten können dann bewusst Währungsbestände vorgehalten werden. Angeschlossene
Gesellschaften nutzen die Eingänge in diesen Währungen, um Zahlungen auszuführen, sodass keine
Bank mehr zum Konvertieren der einzelnen Zahlungen eingeschaltet werden muss. Neben der Reduzierung solcher Transaktionskosten senkt eine Payment
Factory generell die Kosten, die im Zahlungsverkehrsprozess anfallen, da sie dort für Automatisierung sorgt. Darüber hinaus ermöglicht sie eine maximale Transparenz und Kontrolle der Zahlungen.
Ausländer zu Inländern machen
Aber auch bei Non-SEPA-Auslands- und Fremdwährungszahlungen kann die Payment Factory sparen
helfen: Um Transaktionskosten zu senken, besteht
die Möglichkeit, Auslandszahlungen in Inlandszah-
„Payments
on behalf“
3.
Zentrale Konten
für den SEPAZahlungsverkehr
• Zentrale EUR-Konten der Gesellschaft o. der Payment Factory
• Anbindung durch einen Cash
Pool o. „Payments on behalf“
Zahlungsfreigabe
und Bankkommunikation
zentralisiert
• Steuerung und Freigabe der Zahlungen
über eine zentrale Stelle
• Einheitlicher Freigabeprozess
• Einheitliches Electronic-Banking-System
„EUR Payment Hub“
„Transport only“
Zahlungen
1.
• Lokale Abwicklung des Zahlungsverkehrs
• Meldung des Bedarfs für zentrale Cash-Pool-Disposition
• Einsatz diverser Electronic-Banking-Systeme
Vollständig lokale
Abwicklung des
Zahlungsverkehrs
Dezentraler
Zahlungsverkehr
Niedrig
TreasuryLog 1/2015
8
2.
www.slg.co.at
9
Benchmarking
auch die Empfehlungen der „G30“ ein, einer privaten
Non-Profit-Organisation für internationale wirtschaftliche und finanzielle Themen, besetzt mit renommierten Fachleuten.
Darüber hinaus werden die Best Practices nun auch
noch in Minimum- und Optimum-Kriterien unterteilt, um dem individuellen Gestaltungsspielraum im
Treasury-Management Rechnung tragen zu können
(s. Abb. 2).
Die Minimum-Kriterien stellen Mindestanforderungen dar, um ein „solides Treasury-Fundament“ zu
ermöglichen. Diese Kriterien werden in TreasuryRevisionen als unabdingbar klassifiziert. Beispiele:
Das 4-Augen-Prinzip bei kritischen TreasuryProzessen wird eingehalten.
Es gibt aktuelle Richtlinien mit Zielen, Grundsätzen und Aufgabenverteilungen.
Die wichtigsten Finanzierungsvereinbarungen
liegen der Treasury-Abteilung vollständig vor.
Die Optimum-Kriterien gehen über die reine Notwendigkeit hinaus und beschreiben optimale Vorgehensweisen im Treasury-Management. Beispiele:
Einsatz von Cash-Pools zur Optimierung des
internen Liquiditätsausgleichs
Kontrahierungspflicht der Tochtergesellschaften
mit dem zentralen Treasury
Systemunterstützte Konditionendatenbank für
den Gesamtkonzern.
Auf dem Prüfstand: Best
Practices im Treasury
14 renommierte Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen
am diesjährigen „SLG Treasury Summit“ teil und unterzogen sich einem Vergleich.
Die Teilnehmer verfügen bereits über gut entwickelte Treasury-Funktionen.
um 21. Mal führte Schwabe, Ley & Greiner das
Benchmarking-Projekt „SLG Treasury Summit“ durch. Hierbei analysiert SLG gemeinsam
mit den Teilnehmern das gesamte Treasury mit Blick
auf Methoden, Strukturen und Prozesse. Mit Hilfe
eines umfangreichen Fragebogens und eines eintägigen Interviews erhob SLG alle benötigten Daten. Ab
August 2014 wurden alle relevanten Themenblöcke
(siehe Abb. 1) vom SLG-Treasury-Summit-Team untersucht und ausgewertet.
Z
■ Basisinformationen
4% 3%
■ Ausrichtung und
Organisation
13%
15%
4%
5%
Hanna Böhm
ist Senior Beraterin
bei Schwabe, Ley &
Greiner. Sie betreute und moderierte
den Treasury Summit 2014.
17%
38%
■ Regelwerk
■ Systeme
■ Cash-Management
und Bankenpolitik
■ Risiko-Management
■ Corporate Finance
■ Berichtswesen
■ Prozesse
Abb. 2 Nach Best Practices detailliert untersucht
100%
100%
100%
100%
100%
100%
100%
I
100%
100%
100%
H
K
L
M
N
50%
50%
100%
100%
G
100%
F
100%
E
100%
100%
M
I
N
I
M
U
M
100%
O
P
T
I
M
U
M
100%
Den meisten Best Practices sind „Minimum- und Optimum-Kriterien“
hinterlegt. Sie ermöglichen, auf einen Blick zu erkennen, ob ein
Unternehmen die fundamentalen Voraussetzungen im Treasury
erfüllt – oder darüber hinaus auch noch „Fleißaufgaben“.
100%
Abb. 1 Die Themen beim Treasury Summit
Das Summit-Team von Schwabe, Ley & Greiner stellt rund 600 Fragen an jeden Teilnehmer. Sie decken alle relevanten Themenblöcke
im Treasury ab.
durch die intensive Nutzung des Kapitalmarkts als
Finanzierungsquelle aus. Daher verwundert es nicht,
dass 11 von 14 Teilnehmern mehr als 80 % des Konzernfinanzierungsvolumens auf Gruppenebene aufnehmen und mit Hilfe von Intercompany-Darlehen
an Tochtergesellschaften weitergeben. 10 Konzerne
verrechnen dabei Risikoaufschläge, die sich beispielsweise nach Bonitätsklasse der Gesellschaft oder
des Landes unterscheiden.
Des Weiteren wies die Teilnehmergruppe eine den
Anforderungen angemessene Systemunterstützung
im Treasury auf. Allerdings erfolgen Risikoberechnungen und der Umgang mit Limiten häufig nicht in
einem Treasury-Management-System (TMS), sondern mithilfe von Tabellenkalkulationsprogrammen.
Das ist teils auf den geringeren Stellenwert bzw. die
Relevanz des Themas in den Firmen zurückzuführen; teils liegt es aber auch daran, dass die TMS-Hersteller aus Sicht der Firmen kein ausreichendes Kosten-/Nutzenverhältnis anbieten, wenn es um die Implementierung von Excel-basierten Lösungen oder
Berichten in ein (bestehendes) TMS geht.
100%
Georg Ehrhart
ist Partner bei
Schwabe, Ley &
Greiner und u. a. für
den SLG Treasury
Summit verantwortlich.
Treasury-Summit-Workshop: Die Benchmarking-Ergebnisse werden vorgestellt und diskutiert.
A
100%
Die Autoren:
Ergebnisse im Jahr 2014
Das Treasury-Management ist mittlerweile als zentrale Funktion im Konzern etabliert, so auch bei den
diesjährigen Treasury-Summit-Teilnehmern. Die
Verteilung von Treasury-Aufgaben zwischen Konzern und Tochtergesellschaften variiert jedoch, oft
aufgrund von geringer Personalstärke in der Treasury-Abteilung. Aus diesem Grund und aufgrund der
exportstarken, internationalen Ausrichtung der
meisten teilnehmenden Unternehmen haben zudem
9 der 14 Teilnehmer neben der Treasury-Abteilung
im Konzern noch geografisch ausgelagerte TreasuryMitarbeiter. Diese zusätzlichen Ressourcen sind der
Leitung Treasury fachlich unterstellt, oftmals jedoch
nicht disziplinarisch.
Die diesjährige Gruppe zeichnete sich insbesondere
B
C
D
J
Gemeinsamer Workshop
Höhepunkt des Projekts war der zweitägige Ergebnis-Workshop im November in Berlin, an dem pro
Unternehmen zwei Vertreter sowie das SLG-Summit-Team teilnahmen. Die Benchmark-Ergebnisse
wurden von SLG in anonymisierter Form vorgetragen – jedem Unternehmen wurde ein BuchstabenCode zugeteilt –, sodass nur der Rückschluss auf das
eigene Unternehmen möglich war.
Mehrere Unternehmensvertreter referierten auch
über individuelle, hervorhebenswerte Treasury-Lö-
Überarbeitetes Konzept
Zum diesjährigen Treasury Summit wurde die Darstellungsform der „SLG Best Practices“ überarbeitet.
Fokussiert wird traditionell auf den Erfüllungsgrad
von insgesamt 46 Treasury-Best-Practices. Diese
Best Practices sind die Essenz aus mehr als 25 Jahren
SLG-Beratungspraxis und schließen unter anderem
Treasury Summit 2014: Teilnehmer
Alpiq AG
50Hertz Transmission GmbH
Egger Holzwerkstoffe Gruppe
EWE Aktiengesellschaft
Fraport AG
Freudenberg & Co. KG
Georg Fischer AG
Grammer AG
Jungheinrich Aktiengesellschaft
KTM Motorrad AG
Novomatic AG
Südzucker AG
Tyrolit Schleifmittelwerke Swarovski K.G.
Wilh. Werhahn KG
Der „SLG Treasury Summit“ ist ein strukturiertes und
anonymisiertes Benchmarking-Projekt, durchgeführt
von Schwabe, Ley & Greiner. Dabei vergleichen Unternehmen ihre Treasury-Funktionen sowohl mit denen von Unternehmen ähnlicher Größe und Struktur
als auch mit Best Practices. Seit 1997 haben über
170 Unternehmen teilgenommen; sie bilden die Basis für die Kenntnis der Industriestandards. Die
Summit-Runde 2015 ist derzeit in Vorbereitung:
www.slg.co.at/Treasury-Summit
sungen, wie z. B. die Ausgestaltung der KonzernPayment-Factory, Cash-Pooling-Strukturen in China
oder Berechtigungskonzepte im Treasury-Management-System unter Berücksichtigung der Funktionstrennung in kleineren Treasury-Einheiten.
Angeregt durch die Projektergebnisse und Teilnehmer-Referate, führten die Teilnehmer intensive Gespräche im Plenum; so wurden Best Practices hinterfragt und hinsichtlich der Kosten-Nutzen-Relation
abgewogen. Die Kaffeepausen wurden zum bilateralen Erfahrungsaustausch genutzt. Die Diskussionen
kreisten auch um die aktuelle Risikobereitschaft und
Konditionspolitik von Banken sowie Erfahrungen
mit Wirtschaftsprüfern rund um EMIR.
Individuelle Handlungsempfehlungen für Teilnehmer
Der Treasury Summit findet für die teilnehmenden
Unternehmen allerdings erst Wochen nach dem
Workshop einen Abschluss: Für jeden Teilnehmer
werden individuelle Handlungsempfehlungen abgeleitet, ausgehend vom Erfüllungsgrad der Best
Practices und den dahinter liegenden Minimumund Optimum-Kriterien.
Diese Handlungsempfehlungen, zusammen mit den
anderen erarbeiteten Unterlagen, dienen den Teilnehmern dazu, den Status quo ihrer aktuellen Treasury-Landschaft strukturiert darzustellen, etwaige
Optimierungspotenziale zu identifizieren und eine
solide Entscheidungsbasis für die Weiterentwicklung
der Treasury-Funktion zu erarbeiten.
TreasuryLog 1/2015
14
www.slg.co.at
15
Cash-Management
Cash-Management-Experten unter sich.
© SLG (8)
Gastgeber Jochen Schwabe
mit Referenten.
Blick in die Zukunft
Zwischen dem Alltag des Zahlungsverkehrs und Technologien, die unsere Zukunft verändern werden: „The Future of Cash Management“ in Frankfurt.
er Zahlungsverkehr und der Geldfluss sind die
Basis des Treasury“, resümierte Thomas Woelk,
Head of Corporate Treasury von Wacker Neuson, in seinem Vortrag. Auch wenn es nicht die alleinige Beschäftigung eines Treasurers ist – will man die
Treasury-Funktionen zentralisieren und professionell
managen, beginnt dies beim Cash-Management.
Zur dritten Veranstaltung von „The Future of Cash
Management“, die Schwabe, Ley & Greiner im vergangenen November in Frankfurt ausrichtete, kamen
wieder über hundert Experten aus Unternehmen, um
sich mit Anbietern von Finanzdienstleistungen und
IT-Systemen auszutauschen. Das Programm bot eine
Reihe von Vorträgen, die überwiegend von Praktikern
bestritten wurden – wie eben jener über „Zentralisierung im Treasury“, den Thomas Woelk auf dem Podium von BNP hielt. Woelk hat in wenigen Jahren den
D
Eckehart Stolz, Traxpay.
Larls Thomson, Zukunftsforscher.
Telge Krantz, Reederei Offen.
TreasuryLog 1/2015
18
Auftraggeber: Schwabe, Ley & Greiner
Beauftragt seit: 2011
Auftragsart: Beratung, laufende Produktion, Anzeigenvertrieb
Zusammenarbeit:
Schwabe, Ley & Greiner lässt fünf Mal jährlich TreasuryLog beim
Industriemagazin Verlag produzieren. Dabei übernehmen wir nicht
nur die grafische Aufbereitung der Inhalte, wickeln die gesamte
Produktion ab und sorgen für die Verteilung in der Zielgruppe,
sondern übernehmen auch das Anzeigenmarketing dieses hochwertigen Produkts.
Zahlungsverkehr des Münchner Baumaschinenherstellers zentralisiert und Transparenz geschaffen, mit
vier Kernbanken und um zwei Drittel weniger Konten. Ein striktes Regelwerk sorgt dafür, dass „ohne
Zustimmung des Corporate Treasury kein Konto eröffnet“ wird. Lokale Electronic-Banking-Systeme
wurden durch ein Treasury-Management-System abgelöst, das XML-Format im beinahe weltweiten Zahlungsverkehr eingeführt. Umzusetzen seien solche
Änderungen nur, wenn man mit seinen „Sparringpartnern“ in den Tochtergesellschaften auch mal am
selben Tisch arbeite und unentwegt Aufklärungsarbeit
über den Nutzen der Maßnahmen leiste, so Woelk.
Zwei regionale Schwerpunkte setzten die Deutsche
Bank zu China (s. S. 20) und HSBC zu Indien (S. 22
ff.). Die spezifischen Anforderungen im Cash-Management einer Reederei erläuterte Telge Krantz, Lei-
Transparenz auf Wolke sieben
Die führenden TMS-Anbieter beobachten, wie die Treasurer im deutschsprachigen Raum
systemseitig aufrüsten: Sie zentralisieren den Zahlungsverkehr, sorgen für Transparenz
bei konzernweiten Zahlungsströmen und bringen sich gegenüber regulatorischen Auflagen in Stellung. Gleichzeitig verlagern sie ihre IT-Infrastruktur in die Cloud.
elche Entwicklungen und Anforderungen prägen den Markt für Treasury-Management-Systeme?
TreasuryLog hat an acht namhafte TMS-Anbieter drei Fragen gestellt:
Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Trends am Markt?
Wie sehen Sie die Nachfrage nach Cloud-Lösungen?
Welche ist die bedeutendste Neuerung, die Sie derzeit oder demnächst einführen?
Michael Juen ist Executive
Director of Sales & Consulting
der BELLIN GmbH.
Der „Trend“ zu Regulierungen und Audits erhöht den
Zentralisierungsdruck und das Streben nach Prozessintegration in Bereichen wie Payments und Trade Finance. Von immer globaler aufgestellten Unternehmen rührt der Wunsch nach standardisierten Systemen, die jederzeit und an jedem Ort verfügbar sind.
Ein weiterer Trend ergibt sich aus dem geänderten
Anwenderverhalten: Social Media werden die Kollaboration im Treasury beeinflussen.
Viele Unternehmen entscheiden sich, Applikationen
in Form von SaaS (Software as a Service) zu nutzen,
um IT-Kosten zu sparen. Aus Sicherheitsgründen ist
ihnen das Hosting mit dedizierten Servern wichtig.
BELLIN bietet mit dem Single-Tenant-Betrieb das
Höchstmaß an Sicherheit. Die webbasierten BELLINSysteme erleichtern den Workflow in allen Einheiten
eines Unternehmens und führen von sich aus zu starker Nachfrage nach Cloud-Lösungen.
Mit dem BELLIN SWIFT-Service haben wir 2014 über
40 Kunden in die nächste Generation der Bankenkommunikation geführt und die SWIFT-Anbindung
auch für KMU lukrativ gemacht. Darüber hinaus bieten wir mit TaaS® (Treasury as a Service) einen einzigartigen Service für unsere Kunden, die verschiedenste
Treasury-Themen an BELLIN auslagern möchten, um
sich somit wertvolle Freiräume zu schaffen.
BELLIN am Finanzsymposium: Ebene 2, Stand 62
Christopher Lapp ist Geschäftsführer der COPS Deutschland
GmbH.
Derzeit beobachten wir folgende drei wesentlichen
Entwicklungen am Markt:
Reporting: Auswertungen und einfache
Darstellungen vor allem in grafischer Form
Prozessoptimierung: Der Markt verlangt immer
mehr, dass Prozesse schlanker, schneller und
automatisierter ablaufen
Accounting: Erfüllung der nationalen und
internationalen Standards
Die Nachfrage nach Cloud-Lösungen findet aus unserer Sicht nur vereinzelt in verschiedenen, kleinen Bereichen statt. Eine Gesamtlösung wird derzeit vom
Markt nicht als Cloud-Lösung verlangt, da die Einbindung in interne Prozesse und deren Optimierung einen wichtigen Aspekt einer guten Treasury-Lösung
darstellen und dies nicht durch eine Cloud-Lösung
ermöglicht wird.
Um den Forderungen vieler Kunden nach einer einheitlichen Lösung gerecht zu werden, bietet COPS
seit 2015 die TMS-Lösung „corima.CFS“ für den
Corporate Treasury-Bereich an. Die modulare Software, die aufbauend auf neueste Technologie und
jahrzehntelange Erfahrung entstanden ist, deckt den
gesamten Treasury-Prozess ab: vom Cash Management, über Transaktions- und Risiko-Management
bis zur bilanziellen Verbuchung.
LÖSUNGEN FÜR DIE
FINANZINDUSTRIE
SEIT 1979
COPS am Finanzsymposium:
Ebene 2, Stand 65
Alle Anbieter auf einem Platz
Treffen Sie alle namhaften TMS-Anbieter beim Finanzsymposium vom 10. bis 12. Juni in Mannheim! Mittwoch,
10. Juni, ist „System-Tag“: In 3 Foren und 48 Workshops erfahren Sie, wie Sie Ihre Treasury-Prozesse mithilfe von
Systemunterstützung effizienter gestalten können.
www.finanzsymposium.com
16
TreasuryLog 2/2015
Kundengespräche an den Ständen.
in der Rechner den Großteil unserer E-Mails beantworten, Autos uns selbstständig ans Ziel kutschieren
und über unser Smartphone wissen, an welchen Stationen sie uns an was erinnern sollen (Google weiß das
natürlich auch). Mobilität, Robotik, künstliche Intelligenz und Energie sind die einander beschleunigenden
Triebkräfte – verbunden mit der Frage, welche Werte
in dieser neuen Welt gelten werden.
Wir von Schwabe, Ley & Greiner gehen die Zukunft
hingegen etwas konkreter an: Am 11. November treffen wir uns zum nächsten „Future of Cash Management“.
http://www.slg.co.at/FutureofCashManagement
Thomas Woelk, Wacker Neuson.
Treffpunkt für Anbieter und Cash-Manager.
www.slg.co.at
TMS-Umfrage
W
ter Finanzen der Hamburger Reederei Offen. Jedes
der Schiffe, das Offen bereedert, ist in einer eigenen
Kommanditgesellschaft. Mit der Wirtschaftskrise
wurde die Liquiditätslage angespannt, sodass die Banken eine eng getaktete Liquiditätsplanung, erhöhte
Transparenz und standardisierte Berichte verlangten.
Eine automatisierte Lösung fand Offen in ATAQ von
Technosis, dessen Module zudem noch für Electronic
Banking und Cash-Management genutzt werden.
Die Zukunft im B2B-Zahlungsverkehr beleuchtete
Eckehart Stolz, Chief Technology Officer von Traxpay,
einem FinTech, das die Inkubatorgesellschaft „main
incubator“ der Commerzbank für sich gewinnen
konnte. Traxpay vereinfacht Zahlungen zwischen Unternehmen in dem Sinn, dass sie sich nicht mehr um
den Medienbruch zwischen ihren eigenen Zahlungsverkehrsprozessen und denen der Bank kümmern
müssen. Traxpay fungiert als eine Art Vermittler auf
professionellen Handelsnetzwerken zwischen Käufer
und Verkäufer, sodass auch hier Preisnachlässe oder
Rückabwicklungen ermöglicht werden. Die Vision:
Den Zahlungsverkehr in die Prozesse der hoch spezialisierten E-Commerce-Netzwerke und Plattformen
einzubetten und so Zahlungsverkehr 24/7 zu realisieren.
Leicht visionär gab sich auch der Gastredner: Zukunftsforscher Lars Thomson zählte die Technologien auf, die
innerhalb der nächsten zehn Jahre unser Leben prägen
und alte Industrien herausfordern, wenn nicht ersetzen
werden. Er malte das Bild einer total vernetzten Welt,
19
WERK & TECHNIK
WERKSTATT
Alle Fotos: Fotolia
Lange galt ein Produkt, dann als
umweltverträglich, wenn es schadstofffrei, energieeffizient, langlebig
und gut zu recyceln war. Darauf, wie
es produziert wurde, schaute man
weniger. Inzwischen ist die Trendwende da. Werk und Technik stellt
die spannendsten Wege zu einer
cleanen Produktion vor: von alt, aber
gut wie Abwärmenutzung bis abgefahren, aber zukunftsträchtig wie
Strom aus Algen.
WERKSTATT
WERKSTATT 7
D
as Offensichtliche
vorweg: Die beste
Hose ist immer noch
die, die passt. Kommen mehrere Modelle in Frage, lohnt
sich aber ein Blick auf die Details.
Vor allem, wenn die Hose nicht nur
zum Wurstsemmel-Holen verwendet wird, sondern so richtig zum
Arbeiten. „Werk und Technik“ hat
sich daher auf die Suche nach der
besten Arbeitshose gemacht. Ein
schwieriges Unterfangen. Denn die
Vielfalt der Modelle ist oft schon bei
einem einzigen Hersteller endlos
und erst recht bei mehreren.
Wir haben den Testbereich daher
etwas eingeengt und gesagt: Wir
testen Hosen, die mehrheitlich in der
Werkshalle genutzt werden, die aber
auch für gelegentliche Tätigkeiten
draußen geeignet sind. Und es sollten keine reinen Winterhosen sein.
Die Wahl, welches Modell sie
konkret einreichen, haben wir
den Herstellern überlassen. Das
Kandidatenfeld, das sich dabei
ergeben hat, reichte von ziemlich
leichten Modellen wie der Dickies
Industry 1001 bis zu schwereren
Kalibern wie etwa der Mycore
Force von Gottfried Schmidt. Einige
der getesteten Modelle gibt es nur
als Kaufhose, andere sowohl zum
Kaufen als auch zum Leasen, andere wiederum nur im Leasing. Die
Vorteile von Leasing, wie es etwa
für die Mycore Force vom Textilspezialisten Mewa angeboten wird,
ist, dass sowohl Pflege als auch
Verschleißaustausch vom Leasingpartner besorgt werden.
ROBUSTE SCHUTZFUNKTION
Auch wenn sich die zum Test eingeschickten Modelle in ihren Einzelheiten ziemlich stark unterscheiden, in einem Punkt sind sie gleich:
Alle Hersteller setzen beim Stoff auf
eine Mischung aus Polyester und
Baumwolle und alle nehmen das in
diesem Segment übliche Verhältnis von 65 Prozent Polyester und
35 Prozent Baumwolle.
Das ergibt strapazierfähige,
auch relativ gut trocknende
Hosen, die sich gut auf der
18
Haut anfühlen, wobei das Tragegefühl auch vom Finish der Hose
mitgeprägt wird: Hosen mit eher
glatten Innenseiten, wie etwa die
Corline 505 von Reindl oder die
Artefix von Konstant, fühlen sich
tendenziell kühler an, stärker aufgeraute Modelle wie die Mycore Force
etwas wärmer. Ob man eine Hose
als eher warm oder eher kalt empfindet, wird außerdem vom Schnitt
mitbestimmt. Etwas enger und
damit wärmer fällt zum Beispiel die
Motion von Engelbert Strauss aus,
doch auch in ihr kann die Luft gut
zirkulieren.
Ebenfalls wichtig für das Wärmeempfinden, mehr noch aber für
die Schutzfunktion ist die Dichte
der Hose. In diesem Punkt unterscheiden sich die getesteten Modelle ziemlich stark voneinander. Von
245 g/m2 bei der Corline 505 bis zu
315 g/m2 bei der Mycore Force reichen die Werte. Die letztgenannte
Hose hat eine Testerin daher nicht
zu Unrecht als „den LKW unter den
Arbeitshosen“ bezeichnet: robust,
unverwüstlich, absolut professionell, aber etwas schwer. Wobei
das Gewicht nicht ausschließlich
von der Dichte des verwendeten
Stoffs abhängt, sondern auch von
der Ausstattung. Und diesbezüglich
lässt sich die Mycore Force nicht
lumpen: Taschen über Taschen,
Features ohne Ende.
Während Gewicht, Wärmeschutz
und Schutz vor Verletzungen kaum
ein Vergleichskriterium sind, weil je
nach Einsatzgebiet einmal Leichtgewichte und ein anderes Mal
richtig schwere Kerle gefragt sind,
können bei der Verarbeitung eher
vergleichbare Kriterien gefunden
werden. Wir haben uns daher als
Erstes die klassischen Schwachstellen einer jeden Hose angeschaut:
die Nähte. Mit Ausnahme der Salesianer Elite, die für eher leichten
Einsatz gedacht ist, sind die Nähte
aller getesteten Hosen zweifach
ausgeführt. Als die absolute Nähte-Königin entpuppt sich
aber die Tools von
Pionier Workwear, bei der
sie gar dreifach
gesteppt sind.
Unter die Lupe
genommen haben
DESIGNT IPP
Technische Daten
DiCkies 1001
Stoffstärke
260 g/qm
engeLbert strauss mOtiOn
kOnstant artefiX
245 g/qm
280 g/qm
Bundjustierung
Elastische Einsätze
Flexbund
Elastische Einsätze
Zahl Reißverschlüsse
1
3
1
Zahl Taschen
6
13
8
Blasebalgtaschen
Nein
Ja
Ja
Abgedeckte Knöpfe
Ja
Nein
Nein
Reflektoren
Ja, einige
Ja, viele
Ja, viele
Knieschutztasche
Ja
Ja
Ja
Gesamteindruck
Ein leichtes, eher einfaches Modell.
Gut für den Einsatz in der heißen
Jahreszeit geeignet. Tasche für
Kniepolster lässt sich nicht
verschließen.
Perfektes Design, unzählige Taschen,
sehr gute Mischung aus Robustheit
und Leichtigkeit, sehr angenehm auf
der Haut
Klar geschnittene, puristische Hose,
die mit einigen spannenden Features
aufwartet. Kaum Schwächen, sehr
nettes Logo.
Bemerkenswert
Interessante Reflektorenlösung.
Handytasche durch die
Beintaschen-Patte gesichert.
Spezialschlaufen ermöglichen es, am
Gurt eine zusätzliche Werkzeugtasche
anzubringen.
Die Handytasche ist separat am Bund
angebracht. Sehr ergonomische Zollstocktasche.
Preis (exkl. MwSt.)
€ 37,77
€ 47,90
€ 32,55
wir auch die Reißverschlüsse – für
gewöhnlich neben Nähten die
zweite Problemzone eines jeden
Kleidungsstücks. Im Wissen darum
gehen die meisten Hersteller mit
Reißverschlüssen löblicherweise
sparsam um und nutzen sie entweder nur für den Hosenschlitz
(Salesianer Elite, Dickies Industry
1001, Konstant Artefix, Mycore
Force) oder allenfalls noch für
eine zusätzliche kleine Münztasche (Reindl Corline 505, Pionier
Tools). Lediglich Engelbert Strauss
verwendet noch einen weiteren,
dritten Reißverschluss, um damit
auch eine seiner vielen Beintaschen
abzuschließen.
Modellen vor allem mit Klettverschlüssen gearbeitet, was wohl die
beste Lösung ist. Da es allerdings
nicht immer einfach ist, einen
Klettverschluss, der sich richtig gut
festgefressen hat, aufzumachen,
gehört unserer Meinung nach zu
jeder Klettverschlusstasche auch
eine kleine Griffschlaufe, an der
man anziehen kann, um die Tasche
zu öffnen. Die Motion von Engelbert
Strauss, die Corline 505 von Reindl,
die Artefix von Konstant, die Mycore Force von Gottfried Schmidt
bzw. Mewa und die Pionier Tools
gönnen ihren Trägern diesen Luxus, die anderen getesteten Modelle leider nicht.
Als eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale von Arbeitshosen untereinander gelten Taschen.
Hier setzen die Hersteller ganz
offensichtlich auf das Motto: Genug
ist nicht genug. Fünf Taschen wie
bei der Salesianer Elite bilden die
Untergrenze. Den Taschenrekord
stellt die Motion von Engelbert
Strauss auf, mit nicht weniger als
dreizehn Stück.
Wenn es darum geht, Taschen zu
verschließen, wird bei fast allen
Bei einigen Modellen werden für
Taschen nicht nur Klettverschlüsse
verwendet, sondern teilweise auch
Druckknöpfe. Ein etwas heikler
Punkt. Denn wie alle harten Teile
können Druckknöpfe in unfreundlichen Kontakt mit den gerade bearbeiteten Werkstücken treten und
auf diesen unhübsche Abdrücke
hinterlassen. „Werk und Technik“
findet daher: Wenn Druckknöpfe,
dann nur abgedeckt. Die Designer
der Mycore Force, der Pionier Tools
und der Dickies Industry 1001 teilen
unsere Meinung offenbar, sie decken die verwendeten Druckknöpfe
vorbildlich ab. Bei der Konstant
Artefix ist das nicht nötig: Sie hat
keine Druckknöpfe. Die Salesianer
Elite und auch die Modelle von
Reindl und Engelbert Strauss lassen
ihre Druckknöpfe hingegen unabgedeckt.
Fotos: Dickies, Engelbert Strauss, Konstant
6
ABGEDECKTE DRUCKKNÖPFE
Dass die Taschen extra aufgesetzt
sind, damit die darin aufbewahrten
Gegenstände nicht drücken, versteht sich von selbst. Noch besseren
Schutz vor Druck durch Rollmeter,
WERKZEUG
WERKZEUG 19
WERKZEUG
Fotos: Suhner, Hilti, Fotolia, Hazet
2,2
Medikamente aus dem
3D-Drucker
Kilogramm inklusive Akku-Pack macht den AKC 3 Kehlnahtschleifer von Suhner besonders handlich.
Speziell für den Metallbau entwickelt, ist der mobile AKC 3 durch sein Untersetzungsgetriebe äußerst leistungsstark. Dank der Leichtbauweise und des langen Halses aus Aluminium liegt das Gerät
besonders gut in der Hand. Unterstützt wird dies zusätzlich durch den extrem niedrigen Winkelkopf.
Das macht den Kehlnahtschleifer ideal für die Bearbeitung von engen Kehlnähten. Eine Problemzone, die beispielsweise im Geländer- bzw. Metallbau häufig vorkommt. Y
Neues Hammer-Programm
Der Hammer ist die Urform des Werkzeugs
schlechthin – und noch heute ist er so
unverzichtbar wie vor Jahrtausenden. Der
Remscheider Hersteller von Qualitätswerkzeugen und Werkstatteinrichtungen Hazet
hat sein Hammer-Programm deutlich erweitert. Neue Versionen bestehender Hämmer
und neue Ausführungen an Kupfer-, Gummi-, Plastik- oder Kunststoff-Schonhämmern runden das Programm jetzt sinnvoll
ab. Fünf der sieben neuen Modelle sind mit
einem Stiel aus Hickory-Holz ausgestattet.
Hickory-Holz sorgt aufgrund seiner Materialkonsistenz für erhöhte Sicherheit, denn
die langfaserige Holzstruktur hält eine bis
zu vierfach erhöhte Belastung aus bevor
sie bricht, insbesondere im Vergleich zu
herkömmlichen Hammerstielen aus Esche.
Selbst bei Beschädigung wird der Stiel
noch zusammengehalten, anstatt zu bersten. Zudem ist dieses Holz schwingungsdämpfend, sehr biegefest und langlebig.
Hammerbruch
im Vergleich
Intelligent. Die integrierte Hilti Lithium Cordless Power Care (CPC) überwacht jede einzelne Batteriezelle
individuell. So ist ein optimaler Schutz vor Überhitzung, Überladung und Tiefentladung gewährleistet.
Kabelloses und nahezu
staubfreies Hammerbohren
mit dem neuen Bohrsystem
Für eine saubere Baustelle. Wer beim Bohren in Beton
und Mauerwerk auf eine integrierte Staubabsaugung
zurückgreift, hat nicht nur eine sauberere Baustelle,
sondern schützt durch die Vermeidung von Feinstaub die
eigene Gesundheit. Hilti hat deshalb für mittlerweile 95
Prozent seiner Elektrowerkzeuge kompatible Lösungen
zur Staubvermeidung entwickelt.
97 Prozent des schädlichen, inhalierbaren Staubes und
auch das Säubern der Baustelle entfällt dank der DRS
Staubabsaugung. Diese dockt unmittelbar an den Akku
des Bohrhammers an, nimmt den Staub am Bohrloch
direkt auf und reduziert damit den Staubanfall auf ein
Minimum.
Lässt sich nicht totkriegen. Der 22-Volt-Akku trägt
mit nur 0,78 kg zum geringen Gesamtgewicht von
3,3 kg bei und ist mit der gesamten Hilti-22-VoltAkkugeräte-Plattform kompatibel. Die bewährte
Hilti-Cordless-Power-Care-Technologie sorgt für
eine lange Lebensdauer des Akkus.
Kann beides. Die Leistung der Hilti TE 4-A22 mit DRS büßt
nichts an Bohrleistung ein. So bohrt der Bohrhammer im Versuch nahezu gleich viele Bohrlöcher von 80 mm Tiefe in C50
Beton im Bohrbereich von 6 mm (59 Bohrlöcher) und 8 mm (49
Bohrlöcher) wie ohne angedockte Staubabsaugung.
WERKZEUG 15
WERKSTATT
ZuKunFTssZenAriO 2
eine Fabrik, die
von allein leuchtet
ZuKunFTssZenAriO 1
Optokeramik für
noch mehr Licht
Damit LEDs das gewünschte weiße Licht
liefern können, muss Licht unterschiedlicher
Wellenlänge konvergiert werden. Heute passiert
das, indem blaues Licht einer LED mit Hilfe eines
Leuchtstoffs in weißes Licht umgewandelt wird. Lange
Zeit bestand die große Herausforderung der LED-Technologie darin, dieses weiße Licht in entsprechender Qualität
zu erzeugen. Das ist Geschichte. LEDs liefern heute Licht in
einer derart guten Qualität, dass es nicht nur in heiklen Produktionsbereichen, sondern sogar in der Medizin eingesetzt werden
kann. In Zukunft wird man neben Leuchtstoffen für die Umwandlung
des blauen LED-Lichts in weißes Licht zunehmend auf sogenannte
Optokeramiken zurückgreifen, hochtransparente Keramiken, die
die Fähigkeit besitzen, Licht umzuwandeln. Sie bieten eine Reihe
von Vorteilen, etwa bei der Produktion von Hochleistungs-LEDs.
Einer ihrer Hauptvorzüge besteht darin, dass sie im Vergleich zu
traditionellen Methoden eine höhere Dotierung mit seltenen
Erden ermöglichen, was zu mehr Effizienz bei gleichzeitig
geringerer Temperaturabhängigkeit führt. Optokeramiken werden daher schon bald die Entwicklung
neuartiger, unglaublich starker Lichtquellen ermöglichen.
Neue Lichtmodule, spezielle Steuerungen,
verbesserte Hardware. Die Beleuchtungssysteme für die Produktion werden immer
besser. Werk und Technik wirft daher schon
jetzt einen Blick auf die Trends und Herausforderungen der Zukunft.
12
Schlagkraft. Das elektropneumatische Exzenterschlagwerk weist eine Einzelschlagenergie von zwei Joule und
eine Schlagfrequenz von 5.200 Schlägen pro Minute auf.
Hilti
te 4-A22 + te DRS 4-A
WERKSTATT
Tageslichtmessköpfe, Anwesenheitssensoren in Durchgangszonen, Software,
die je nach Produktionsschritt die Beleuchtung auf die optimale Stärke hinauf- oder herabdimmt – solche Systeme sind bei Verwendung von
LEDs deutlich einfacher und auch billiger als früher
zu haben und können so in der Werkshallenbeleuchtung
Effizienzsteigerungen von bis zu vierzig Prozent ergeben.
In der Vergangenheit lag der Preisunterschied zwischen
dimmbaren und nicht dimmbaren Leuchten im Bereich von
dreißig bis fünfzig Prozent, jetzt ist er deutlich niedriger und
wird weiter sinken. Das und die Tatsache, dass die Energieverbrauchsrichtwerte für Produktionsstätten europaweit
immer strenger werden, wird den heute schon sichtbaren
Trend zu einer sich selbst beleuchtenden Fabrik in Zukunft
beschleunigen.
ZuKunFTssZenAriO 4
ZuKunFTssZenAriO 3
Aus LeD wird OLeD
Noch wird die OLED-Technologie vor
allem mit Fernsehern in Zusammenhang
gebracht, weniger mit der Beleuchtung von
Arbeitsräumen oder Werkshallen. Das könnte
sich demnächst ändern. OLEDs, organische
Leuchtdioden, unterscheiden sich von gängigen LEDs
dadurch, dass sie kostengünstiger herzustellen sind,
unter anderem weil für ihre Herstellung keine teuren Einkristalle nötig sind. Wird auch noch das Problem der derzeit
relativen Kurzlebigkeit von OLEDs gelöst, dann können sie ihren
Hauptvorteil auch im Produktionsumfeld ausspielen: ihre unglaubliche Flexibilität, sowohl in der Verbaubarkeit als auch in der
Steuerung. Computer- und sensorgesteuert schaffen OLEDs zum
Beispiel die Möglichkeit, für ein und denselben Raum unendliche
Beleuchtungsvarianten zu entwerfen und zwischen ihnen in
Sekundenschnelle zu wechseln. Künstler und Designer sind
schon heute von dieser Vielfalt begeistert. Produzierende
Unternehmen werden sie möglicherweise demnächst
entdecken.
recycling
seltener erden
Ihren Siegeszug verdanken die LEDS auch der
Tatsache, dass sie im Gegensatz zu Energiesparlampen ohne Quecksilber auskommen. Allerdings
werden zur Erzeugung von LEDs nach dem heutigen Stand
der Technik Metalle sogenannter seltener Erden benötigt.
Deren abbaubare Vorkommen sind zum Großteil in China
angesiedelt. Abgesehen von ökonomischen Zwängen – China
verengt den Markt für Seltenerdmetalle sukzessive – sprechen
auch Umweltgründe für ein Recycling, da der Abbau von Seltenerdmetallen ökologisch heikel ist. Noch kennt man kein wirklich
befriedigendes und vor allem ökonomisch sinnvolles Recyclingverfahren. Doch, so meinen jedenfalls Forscher der TU Hamburg, schon
in fünf bis zehn Jahren könnte sich das ändern. Auch weil der Druck
steigt: Betrug der Verbrauch an seltenen Erden im Vorjahr rund 130.000
Tonnen, so wird bis 2020 eine Verdoppelung des Bedarfs erwartet.
Foto: Fotolia
Auftraggeber: Verband betrieblicher Führungskräfte (VbF)
Beauftragt seit: 2013
Auftragsart: Relaunch, Redaktion, Produktion, Vertrieb
Zusammenarbeit:
Seit über 50 Jahren gibt der Verband betrieblicher Führungskräfte
sein Magazin „WERK & TECHNIK“ heraus. Es ist ein Produkt, das
die Informationsbedürfnisse von Werkmeistern und Produktionsleitern exakt widerspiegelt. Der Industriemagazin Verlag hat das
Magazin nach der Übernahme grundlegend relauncht und sowohl
Struktur als auch Design modernisiert und damit den Lesegewohnheiten der Zielgruppe angepasst. Außerdem übernimmt der
Industriemagazin Verlag das Anzeigenmarketing für das sechs Mal
jährlich erscheinende Heft.
der Patienten hin produziert werden und
soll dadurch eine effizientere Wirkung
entfalten. Durch dieses Verfahren
können – laut Hersteller bis zu 1.000
Milligramm – eines bestimmten Stoffes
in eine Pille gepackt werden. Die Vorteile
für die Patienten liegen auf der Hand:
Mussten sie vorher mehrere Tabletten
schlucken, reicht nun eine einzige. Größere Pillen können dadurch zudem viel
kleiner produziert werden.
WERKZEUG
Es werde LED!
14
COOLes teiL
3D-Druck könnte bald die Produktion
und Einnahme von Medikamenten revolutionieren. Die Arzneimittelzulassungsbehörde FDA in den USA hat nun die
weltweit erste Pille offiziell zugelassen,
die vollständig per 3D-Druck hergestellt
wird. Das neue Produkt „Spritam“,
das zur Behandlung epilepsiekranker
Erwachsener und bei Kindern eingesetzt
werden soll, kann sogar maßgeschneidert auf die individuellen Bedürfnisse
WERKSTATT 13
VNL MAGAZIN
PRAXIS
MILOG
Irrweg in die Abschottung
Reine Schikane, Abzocke und Behinderung der
EU-Dienstleistungsfreiheit – so sehen österreichische
Logistikdienstleister und Branchenvertreter das neue
deutsche Mindestlohngesetz. Von Peter Hoffmann
Deutscher Zoll: Die Kosten für
osteuropäische LKW werden auf
jeden Fall steigen.
14
vnl | Frühjahr 2015
eine Bankgarantie ausstellen“, empfiehlt
Braunstein, „und setzen Sie gehörige Vertragsstrafen und Sonderkündigungsrechte
bei MiLoG-Verstößen fest.“ Ein bloßer Passus
in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen,
der Geschäftspartner werde das MiLoG
einhalten, reiche für eine Rechtssicherheit
nicht aus.
Mindestlöhne
in der EU *)
Euro
10
8
6
4
2
Polen
Spanien
0
Portugal
Rechtzeitig für Lösungen sorgen
Gut beraten ist jedenfalls, wer nicht abwartet, was da kommen möge, sondern
rechtzeitig für Transparenz in seiner Kalkulation sorgt. „Auf jeden Fall muss der
Mindestlohn für die deutsche Strecke in den
Unterlagen separat ausgewiesen werden“,
sagt Braunstein. Im Kontrollfall müssen die
Unterlagen vom Arbeitgeber bereitgehalten
werden, der Lkw-Fahrer muss sie definitiv
nicht im Fahrzeug mitführen.
Vorsicht geboten sei auch bei Ladungsbörsen mit unbekannten Frächtern. Wer
diese oder Frächter mit geringer Liquidität
in Anspruch nimmt, erhöhe sein Risiko
deutlich. Hirn einschalten und Risiko minimieren laute die Devise – etwa durch
eine vernünftige Plausibilitätsprüfung von
Angeboten, eine sorgfältige Subunternehmerauswahl, Einholung von Wirtschaftsauskünften und - wenn möglich – durch
entsprechende Versicherungen. „Hier sind
gerade Spediteure gefordert, die Transportaufträge routinemäßig weitergeben, ohne
ihre Subfrächter gezielt auszusuchen. "
Zudem kann mittels Durchgriffshaftungen das Manko kompensiert werden,
nie sicher sein zu können, ob ein Subunternehmer die MiloG-Bestimmungen einhält. „Lassen Sie sich ruhig eine Klag- und
Schadlosunterhaltung unterschreiben,
Sind Spediteure „Auftraggeber“?
Gegenstand einer von österreichischen,
polnischen und ungarischen Spediteuren
vor dem deutschen Bundesgerichtshof
angestrengten Verfassungsbeschwerde ist
zudem die Frage, ob Spediteure überhaupt
als Auftraggeber im Sinne des MiLoG haften.
Nein, hält dazu die deutsche Rechtanwältin
Sue Ann Becker, Justiziarin des deutschen
Bundesverbandes Möbelspedition und
Logistik (AMÖ), in einer Ausarbeitung fest:
„Übernimmt ein Spediteur einen Auftrag
von einem Verlader und beauftragt selbst
einen Frachtführer mit der Beförderung des
Gutes, erfüllt er lediglich seine Pflichten
aus dem Speditionsvertrag gemäß Paragraf
454 Handelsgesetzbuch (HGB).“ Also hafte
der Spediteur nicht nach dem Mindestlohngesetz, es sei denn, er befördere im
Selbsteintritt.
„Momentan schwimmen wir also alle
miteinander in einem untragbaren Zustand der Rechtsunsicherheit. Und das ist
das schlimmste überhaupt“, ärgert sich
auch Christian Spendel, Geschäftsführer
der oberösterreichischen Firma Petschl
Transporte. Er sieht noch ein weiteres Problem: „Dadurch wird sich die verladende
Wirtschaft gegen dringend notwendige
Bulgarien
Christian Braunstein,
Managing Director
Quehenberger Logistics
Preiserhöhungen wehren. Steigen werden
aber laut Expertenberechnungen die Kosten
für den osteuropäischen Lkw, und zwar
um rund 0,14 Euro pro in Deutschland
gefahrenem Kilometer. „Dies entspricht im
Durchschnitt 5 bis 7 Prozent Mehrkosten –
bei einer durchschnittlichen Gewinnmarge
von 1 bis 3 Prozent“, rechnet Braunstein vor.
Slowenien
„Eine
Vermutung,
warum der
deutsche Zoll
jetzt noch
nicht exekutiert: Man wartet auf den
großen Wurf.“
Behinderung der
EU-Dienstleistungsfreiheit
Auch die Bundessparte Transport und Verkehr
(WKO) übt heftige Kritik: „Im Hinblick auf den
Transit- und kurzfristige Ziel- und Quellverkehre ist das MiLoG nichts anderes als eine reine
Schikane und bloße Abzocke zur Entlastung der
deutschen Staatskasse“, fordert Bundesspartenobmann Alexander Klacska, diese aus dem MiLoG
auszunehmen: „Alles andere ist eine absichtliche
Behinderung der EU-Dienstleistungsfreiheit zu
Lasten ausländischer und grenzüberschreitender
Beförderungen.“
Konkret muss der Mindestlohn für alle grenzüberschreitenden Dienstleistungen in Deutschland bezahlt werden und zwar unabhängig von
ihrer Dauer. „Betroffen sind also auch kurzfristige
Grenzüberschreitungen sowie Be- und Entladezeiten in Deutschland – und zwar über alle
Verkehrsträger hinweg“, stellt Braunstein klar.
Lediglich Transitfahrten, wie beispielsweise
über das „Deutsche Eck“ sind bis zum Abschluss
eines am 21. Jänner eingeleiteten Pilotverfahrens der EU-Kommission von der Vollziehung
ausgenommen. „Der Mindestlohn muss jedoch
trotzdem bezahlt werden“, warnt Braunstein,
„auch die dreijährige Aufbewahrungspflicht
für Nachweisdokumente bleibt vollinhaltlich
aufrecht.“ Ob im Endeffekt überhaupt ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland
eingeleitet wird, lasse sich derzeit noch
nicht abschätzen.
Sammelklagen zur Geltendmachung
des gesetzlichen Mindestlohns können
übrigens die Arbeitnehmer sämtlicher „Teile
einreichen, die am Transport von, durch
und nach Deutschland beteiligt sind.“ Die
Verjährungsfrist dafür beträgt drei Jahre.
„Dadurch steigt das Risiko praktisch ins
Unermessliche“, konstatiert Braunstein.
Österreich
Höchststrafen und
Garantiehaftung
Das neue, auch für ausländische Arbeitgeber
geltende MiLoG enthält nämlich neben drakonischen Strafandrohungen (Höchststrafe: 500.000
Euro bei Leistungen ab 10.000 Euro) vor allem
eine Art „Garantiehaftung“, wodurch auch der
Auftraggeber eines Transportunternehmens
belangt werden kann: „Im Grunde kann es sich
die Finanzverwaltung entlang der gesamten
Transportkette aussuchen, ob sie Verlader, Spediteure oder Frächter belangen will“, erklärte
Christian Braunstein, COO der Quehenberger
Logistics GmbH, bei einem Themenforum im
Verein Netzwerk Logistik (VNL).
Was also liegt näher, als dass der deutsche Zoll
nicht den osteuropäischen Subfrächter, sondern
jene Unternehmen bestraft, welche die Strafe
auch zahlen können. Das wären im Zweifelsfall
dann wohl eher die österreichische Auftraggeber,
für die es kein Entrinnen aus der Haftungskette
gäbe. „Jeder Beamte kann – auch bei Erstfällen
– den vollen Strafrahmen ausschöpfen, da es
bis heute keinen abgestuften Bußgeldkatalog
gibt“, ärgert sich Braunstein. Eigenartig sei auch,
dass bis heute kaum ein Fall vollzogen wurde:
„Offenbar warten die deutschen Behörden auf
einen großen Präzedenzfall, mit dem ein Exempel
statuiert werden soll.“
Deutschland
I
n der heimischen Verkehrswirtschaft
gehen wieder einmal die Wogen hoch:
Grund dafür ist das seit 1. Jänner geltende
deutsche Mindestlohngesetz (MiLoG).
Damit alle arbeitenden Menschen ohne
staatliche Hilfe leben können, so der
fromme Politikerwunsch, Kritiker nennen es eher
„Generalverdacht gegen alle Unternehmer.“ Es ist
auch nicht die Einführung eines Mindestlohns von
8,50 Euro pro Stunde an sich, sondern vielmehr
die Begleitumstände, welche den heimischen
Transportunternehmern und Spediteuren die
Schweißperlen an die Stirn treiben. Hierzulande
liegt der kollektivvertragliche Stundensatz für
Lkw-Fahrer nämlich um 18 Cent höher als der seit
Jänner vorgeschriebene deutsche Mindestsatz
(8,50 Euro). Anders sieht das bei unseren östlichen Nachbarn aus: dort geht der Mindestsatz
bis auf 1,06 Euro – und da wird die Sache haarig.
*) Ausgewählte Staaten; österreichischer
Wert lt. Kollektivvertrag
15
vnl | Frühjahr 2015
FORSCHUNG
Organisation
Resiliente Supply Chains –
was hilft wirklich?
Moderne Supply Chains sind unternehmensübergreifende Netzwerke, in
denen eine einzelne Organisation meist nur ein Rädchen in einem komplexen
Getriebe darstellt. Entsprechend vielfältig sind daher Ursachen und
Auswirkungen von Störungen.
E
ine empirische Befragung
von 115 Unternehmen durch
das Logistikum der FH OÖ
beschreibt nicht nur die derzeitige Situation in Österreich,
sondern zeigt auch geeignete
Strategien bei Eintreten eines Störfalles auf.
Störungen in der Supply Chain
treffen (fast) jeden
Übersetzt man den Begriff Supply Chain
im wörtlichen Sinn als Versorgungskette,
so trifft man das tatsächliche Begriffsverständnis nur unzureichend. Supply
Chains sind vielmehr komplexe Netzwerke mit vielfältigen vor- und nachgelagerten Aktivitäten, in denen zahlreiche
Kunden und Lieferanten zur Wertschöpfung beitragen. Eine Konsequenz dieser
durchaus erwünschten Arbeitsteilung
ist die gegenseitige Abhängigkeit einer
Vielzahl von Marktteilnehmern. Dies
erschwert natürlich die Bestrebungen
von Managern resiliente, d. h. robuste,
flexible und nachhaltige Supply Chains
aufzubauen, die Störfälle absorbieren
können und im Anschluss schnell wieder
in einen Normalzustand zurückfinden.
Ungeachtet der Relevanz dieses Themas finden, sich in der wissenschaftlichen und praxisnahen Literatur kaum
Studien, die diesen Bereich gezielt untersuchen. Aus diesem Grund führte
das Logistikum der FH OÖ, das einen
seiner Forschungsschwerpunkte zum
Thema „resiliente Supply Chains" setzt,
eine österreichweite Befragung bei 115
Unternehmen durch, um zu klären wie
häufig Störungen auftreten, welche Aus-
wirkungen diese haben und welche Maßnahmen zu deren Bewältigung getroffen
werden können.
Lediglich 25 % der befragten Unternehmen geben an, im Jahr 2014 von keinen
Störungen der Supply Chain betroffen
gewesen zu sein. Der überwiegende Teil
(43 %) hatte ein bis fünf Störfälle zu
bewältigen und 32 % gaben an, sogar
sechs oder mehr Störungen erlebt zu
haben. Interessant ist das Ausmaß, in
dem die Unternehmen betroffen waren.
Im Schnitt dauerte die Störungsbehebung
4,6 Tage, wobei diese Zahl die tatsächliche
Situation nur unzureichend wiedergibt.
Der größte Teil der Probleme konnte in
ein bis zwei Tagen behoben werden,
Extremfälle nahmen allerdings mehrere
Wochen und sogar Monate in Anspruch.
Die meisten Störungen sind
kontrollierbar
Ein Drittel (34 %) der Ausfälle geht auf
unternehmensinterne Probleme, wie etwa
menschliche Fehler, Technologieversagen
oder mangelnde Servicequalität zurück.
Probleme mit Lieferanten, wie beispielsweise beim Transport oder mangelnder
Produktqualität, beanstandet ein weiteres
Drittel der Unternehmen. Kundenseitige
Probleme erwähnen 22 % der Befragungsteilnehmer, gefolgt von den externen Risiken
wie etwa Naturkatastrophen, Kriminalität
oder unklare Gesetzgebung (11 %). Lediglich die letzte Gruppe entzieht sich dem
direkten Einflussbereich der Unternehmen,
wobei hier natürlich auch Maßnahmen im
Sinne einer resilienten Supply Chain für
den „Ernstfall“ getroffen werden können.
Ursachen von Supply-Chain-Störungen
Nur jede zehnte Störung in der Supply Chain ist vom Unternehmen
nicht beeinflussbar.
34 %
33 %
Unternehmensinterne
Probleme
Am massivsten sind die Auswirkungen auf die Prozesseffizienz.
Stückkosten
Prozesseffizienz
Qualität der Endprodukte
Reaktionszeit auf Kundenanfragen
Einhaltung der Lieferzeiten
Umsatz
Deckungsbeitrag
Unternehmensimage
Kundenzufriedenheit
0… keine negativen
Auswirkungen
5… sehr starke negative
Auswirkungen
0
1
Die Auswirkungen sind vielfältig
Was bedeutet dies nun konkret für Unternehmen? Die stärksten Beeinträchtigungen gibt es
bei der Prozesseffizienz, gefolgt von Problemen
bei der Einhaltung von Lieferzeiten und mit
der Kundenzufriedenheit. Interessanterweise
stellen sich die Konsequenzen für Stückkosten
und Qualität der Endprodukte als vergleichsweise unproblematisch heraus, was damit
zusammenhängt, dass viele Unternehmen
die Kosten dafür selbst tragen beziehungsweise Schritte zur Qualitätssicherung ihrer
Produkte setzen.
Die vier Resilienz-Faktoren
Eine eingehende Analyse der bestehenden
Probleme ist ein notwendiger erster Schritt im
Design resilienter Liefernetzwerke. Wirklich
spannend wird es allerdings dann, wenn es
darum geht Unternehmen aufzuzeigen, welche
Faktoren denn nun entscheidend für eine erfolgreiche Störungsbewältigung sind. Um dies
herauszufinden, wurden von den Forschern
am Logistikum Steyr zahlreiche Hypothesen
getestet, die einen Zusammenhang zwischen
innerbetrieblichen Maßnahmen und Störungsbewältigung postulieren.Dabei arbeiteten sie
vier wesentliche Faktoren heraus, die im Fall
des Falles helfen, die Supply Chain wieder
funktionstüchtig zu machen:
2
3
4
5
• Transparente Prozesse
• Innovation durch Zusammenarbeit
• Langfristige persönliche
Beziehungen mit Kunden und Lieferanten
• Kompetenzen der Mitarbeiter
Transparente Prozesse und Zusammenarbeit
zwischen Unternehmen bzw. mit Kunden sind
wesentlich für eine positive Umsatzentwicklung. Dies trifft noch stärker auf den Bereich
der internen und externen Kommunikation
zu. Langfristige persönliche Beziehungen mit
Kunden und Lieferanten stellen dabei einen
wichtigen Faktor für die effiziente Krisenbewältigung dar. Im Laufe der Untersuchungen
kristallisierte sich jedoch ein Erfolgskriterium
heraus, das positive Auswirkungen auf nahezu
alle in Krisensituationen notwendigen Fähigkeiten besitzt: die Kompetenzen der Mitarbeiter.
Dies wurde bereits vielerorts diskutiert und die
positive Wirkung wurde auch vermutet – die
Studie erbringt nun den wissenschaftlichen
Beleg dafür. Egal ob es um die rasche Reaktion
bei Notfällen, die schnellere Bewältigung von
eingetretenen Störungen oder auch um das
proaktive Verhalten zur Reduktion von problematischen Situationen geht: Gut ausgebildete
Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource, die
einem Unternehmen in volatilen Zeiten zur
Verfügung steht.
Die Autoren:
FH-Prof. Dr.
Markus
Gerschberger
Professor für Supply
Chain Management
Kontakt:
markus.gerschberger@
fh-steyr.at
Lieferanten/
Beschaffungslogistik
PD Dr.
Horst
Treiblmaier
Informationen zur Studie
22 %
11 %
Kunden/
Ausgangslogistik
Externe Risiken
Dieser Beitrag zeigt nur einzelne Aspekte
der Studie auf. Falls Sie Interesse an einer
Zusendung eines Executive Summary haben,
wenden Sie sich bitte an die Autoren der
Studie. Zudem ist das Logistikum daran inte-
ressiert, einen noch besseren Überblick über
das Thema zu erhalten und führt die Studie
weiter. Eine Teilnahme an der Befragung ist
unter folgendem Link möglich:
http://tinyurl.com/q78enp7
Professor für Supply
Chain Management
Kontakt:
horst.treiblmaier@
fh-steyr.at
Studie des Logistikum der FH OÖ; Befragung von 115 Unternehmen.
28
Auftraggeber: Verein Netzwerk Logistik (VNL)
Beauftragt seit: 2007, Redesign 2015
Auftragsart: Relaunch, Produktion, inhaltliche Beratung
Zusammenarbeit:
Wir packen die Inhalte des Verein Netzwerk Logistik in eine
ansehnliche optische Struktur. Dabei inszenieren wir Zahlen
und Daten als anspruchsvolle Infografik und konfektionieren die
nutzwertigen Informationen aus der Welt der Logistik zu einem
Magazin, das Lesegenuss bietet.
… und deren Auswirkungen
vnl | Frühjahr 2015
29
vnl | Frühjahr 2015
VNL
Österreichischer Logistik-Tag
Müde Märkte munter machen!
Am österreichischen Logistik-Tag (24./25. Juni) wird wieder einmal der Beweis erbracht: Logistik ist kein Selbstzweck. Vielmehr orientiert sie sich mit all ihren Werkzeugen, Methoden und Innovationen daran, wie Unternehmen in der aktuellen
Wirtschaftslage einen Wettbewerbsvorteil erzielen und sich zukunftstauglich ausrichten können.
I
nnovative Logistikkonzepte und
adäquat gestaltete Supply Chains
leisten genau dazu einen maßgeblichen Beitrag. Sie setzen bei
verhaltener Konjunktur und in
gesättigten Märkten, aber natürlich auch in der Bearbeitung neuer
Märkte belebende Akzente. Im Resultat
ist eine exzellente Logistik ein klares
Differenzierungsmerkmal gegenüber
dem Wettbewerb. Sie wirkt als Kundenbindungsinstrument und Umsatztreiber,
Gestalter belastbarer Geschäftsbeziehungen und ist wesentlicher Faktor für
den Wirtschaftsstandort Österreich.
Logistik Future-Lab
Beginn mit Logistik-Vision
Zu Beginn zeigt der Kanadier Prof. Benoit
Montreuil mit seiner Vision des Physical Internets, wie die Waren auf völlig
neuen Wegen zum Kunden gelangen
und die Vergeudung von Ressourcen
nahezu vollständig zu vermeiden ist,
indem man die unschlagbar effiziente
Logik des Internets auf die physische
Welt überträgt. Benötigt werden standardisierte kleinere Containerformate,
Open-Source-Software für die umfassende Abbildung der Supply Chains
und Transportmittel, die gemeinsam
genutzt werden, um Waren weltweit zu
bewegen und zu ihrem Bestimmungsort
zu bringen.
22. Logistik-Tag in Linz:
50 Aussteller, mehr als 800 Teilnehmer
30
Nach der Keynote gibt es Vertiefungen in folgenden Schwerpunkten: • Der Europäische Weg zur Realisierung des Physical Internets
• Wie das Internet der Dinge die
Geschäftsmodelle verändert
vnl | Frühjahr 2015
Vertiefende
Themenschwerpunkte am
Österreichischen Logistiktag
Dinner-Speaker auf der Abendgala:
der renommierte Ökonom Prof. Friedrich Schneider von der Johannes Kepler
Universität Linz
• Industrie 4.0: innovative Logistikprozesse in der Produktion
• Industrie 4.0: innovative Prozesse in
Service und Warehouse
• Widerstandsfähige Lieferketten
• Personalstrategien für morgen
• Energiemanagement in der Logistik
Logistik und Industrie 4.0:
Traumpaar für die Wirtschaft?
Wie werden zunehmende Auftragsschwankungen bewältigt, Prozesskosten gesenkt
und Produktionsmitarbeiter flexibel eingesetzt?
Einfachheit als Prinzip:
Prozessverbesserungen mit
pfiffigen Logistiklösungen
Abendgala
Wie können durch Vereinfachungen und Problemlösungen, vor allem ohne große Investitionen in Infrastruktur oder IT dauerhafte
Prozessverbesserungen erreicht werden?
Gesellschaftlicher Höhepunkt
Nach der Dinner-Speech von Prof. Friedrich
Schneider (JKU Linz, Thema: Die Überflutung des Euro-Raums mit Geld – kann
das gutgehen?) und der Verleihung des
Österreichischen Logistik-Preises geht es
ans Networking beim Galabuffet und an
der Logistik-Bar.
Welche Konzepte und Tools ermöglichen es,
frühzeitig und flexibel auf sich ändernde Bedarfssituationen zu reagieren und die eigene
Lieferperformance zu verbessern?
Österreichischer Logistik-Tag
Jahrestreffpunkt
Hier erleben die Teilnehmer in Vorträgen
und Diskussionen, was Unternehmen aus
Industrie, Handel und Dienstleistung in den
letzten Monaten und Jahren getan haben, um
sich laufend zukunftsfit zu machen. Es geht
um pragmatische, konkrete Umsetzungen,
mit strategischem Weitblick.
Keynote-Speaker:
• Helmut Wieser (Vorsitzender des
Vorstandes AMAG AG)
• Johann Soder (Geschäftsführer SEW
Eurodrive)
• Moshe Rappoport (Executive Technology
Briefer, IBM Forschungslabor)
Keynote-Speaker Moshe Rappoport spricht
über Entwicklungen in Gesellschaft und
Technologie und zeigt auf, worauf wir uns im
Business künftig gefasst machen müssen.
vnl | Frühjahr 2015
Lieferanten im Takt des Marktes:
Risiken absenken und die Versorgungssicherheit erhöhen
Vom Flaschenhals zum Marktöffner:
Wie moderne Drehscheiben den Export
ankurbeln
Wie erreicht die verladende Wirtschaft wettbewerbsfähig globale Märkte und welche
Chancen hat Österreich, zur Hightech-Drehscheibe im Hinterland zu werden?
Das Lager als Erfolgsfaktor dynamischer Marktversorgung
Welchen Beitrag leistet die Intralogistik zur
Kundenbindung und was spricht dafür, in die
Automatisierung der Logistik zu investieren?
Alle Wege führen zum Kunden: Was
die E-Commerce-Logistik leisten muss
Wie kaufen Kunden ein und was bedeutet
das für Händler und Logistikdienstleister in
der Gestaltung neuer Logistikkonzepte?
Keynote Speaker Moshe
Rappoport: Der visionäre
„Executive Technology Briefer“
von IBM zeigt, worauf sich
Führungskräfte in Zukunft
einstellen sollten.
Information kompakt:
22.
Österreichischer
Logistik-Tag
24. Juni:
Logistik Future-Lab
(12–17:30 Uhr)
24. Juni:
Abendgala mit Verleihung des Österreichischen Logistikpreises
25. Juni:
Österreichischer
Logistik-Tag
Erwartet: 800 Teilnehmer aus Industrie, Handel und Dienstleistung
50 Aussteller in der
ausverkauften Fachausstellung
Veranstalter: Verein
Netzwerk Logistik (VNL)
Österreich
Programm und
Anmeldung:
www.vnl.at
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FESTO BOOKLET
4
WANDLUNGSFÄHIGE PRODUKTION
5
coverstory
6
THESEN
zur wandlungsfähigen
Produktion der
Zukunft
Die Digitalisierung der Fertigung stellt große Herausforderungen an Mensch und Technik. Sechs Thesen
zu der Fabrik der Zukunft, die sich automatisch an
Auftragslage und Losgröße anpassen kann.
Von Piotr Dobrowolski
Industriemagazin 07-08/2015
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Industriemagazin 07-08/2015
WANDLUNGSFÄHIGE PRODUKTION
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coverstory
„Die Lösungen von Industrie
4.0 werden künftig zwar sehr
wichtig sein, aber in der Praxis nicht allgegenwärtig. Auch
in Zukunft wird es die Massenproduktion geben, denn
nicht jedes Produkt verlangt
nach höchster Flexibilität und
Losgröße 1.“
Rainer Ostermann,
Country Manager, Festo Österreich
eurwesen an der FH Technikum Wien. In
einigen Testfabriken funktionieren solche Dinge heute schon. Womit klar wird,
das sich die wandelbare Fabrik von der
bislang vorherrschenden flexiblen Fertigung zumindest in folgenden wichtigen
Punkten unterscheiden wird: Sie wird
auf Entwicklungen der Zukunft ausgelegt und autonom lernfähig sein.
These 2:
Die wandelbare Fabrik wird
menschenfreundlich sein.
Im Zusammenhang mit Industrie-4.0-Ent-
wicklungen ist es das Angstszenario
schlechthin: eine Fabrik ohne Menschen.
Oder bestenfalls: Die Menschen sind zwar
noch da, aber degradiert zu bloßen
Befehlsempfängern kalter, seelenloser
Roboter. Und selbst nicht ganz so ängstlichen Zeitgenossen erscheint das physische
Nebeneinander von Mensch und Roboter,
wie es in der wandelbaren Fabrik Standard
sein wird, als eine gefährliche Angelegenheit. Bislang hat man Roboter daher ja
auch in Käfigen, hinter Gittern arbeiten
lassen. Heute arbeiten allerdings zum Beispiel im Volkswagenwerk im deutschen
Salzgitter Mensch und Roboter Hand in
Hand, ohne Schutzzaun.
Hermann Studnitzka, Leiter von
Didactic Concepts Festo Österreich, sieht
darin auch das Modell der Zukunft: „Mit
unserem bionischen Handlingassistenten
zeigen wir schon heute, wie ein sicheres
Miteinander von Mensch und Maschine
ohne Schutzzaun aussehen kann. Ein wichtiges Thema, denn klassische Schutzzäune
hemmen die Flexibilität, sie passen also
nicht in die Vision von Industrie 4.0. Dennoch muss die Sicherheit des Menschen
natürlich oberstes Gebot sein.“
Dass der Mensch die wandelbare Fabrik
sicher betreten und bedienen kann, ist
aber nur Teil des Konzepts. Durch ihre
Wandlungsfähigkeit wird die Fabrik der
Zukunft sich nämlich nicht nur im Großen,
sondern auch im Kleinen auf abwechselnde
Aufträge einstellen können. Und das wiederum wird den dort arbeitenden Menschen zugutekommen. So wird derzeit
beim Vorarlberger Lichtspezialisten Zumtobel an einem Projekt gearbeitet, bei dem
die Beleuchtung der einzelnen Arbeits-
Berufe im Wandel
Instandhalter
Industrie 4.0 bringt auch für ihre Instandhalter neue
Herausforderungen. Was diese bislang können mussten – und was ihnen in Zukunft abverlangt wird.
BISHER
Zwar verfügt der Instandhalter über ein Gesamtverständnis der Anlage, geht es jedoch technologisch in die Tiefe,
muss er einen Spezialisten anfordern, zum Beispiel einen
Software-Techniker. Regelmäßige Wartung ist ein zentrales Thema, denn nur sie hilft, Ausfälle zu reduzieren.
Kommt es dennoch zu einem unerwarteten Stopp der
Maschine, kann der Instandhalter den Fehler oft nur mit
Hilfe von außen beheben.
KÜNFTIG
Mechatronik setzt sich durch – die Maschine arbeitet und
funktioniert hochgradig vernetzt. Komponenten überwachen sich selbst und speisen permanent eine Fülle an
Daten ins Netz, die auch für die Instandhaltung nutzbar
sind. Die Fülle an Daten wird aber auch zur Herausforderung, denn sie ist nur dann ein Vorteil, wenn es auch die
dazu passenden Analysetools gibt. Augmented Reality
verbindet über das Tablet oder das Smartphone des
Instandhalters die reale Anlage mit virtuellen Informationen wie Datenblättern, Videos, Fotos oder SoftwareTools.
Industriemagazin 07-08/2015
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Industriemagazin 07-08/2015
WANDLUNGSFÄHIGE PRODUKTION
15
interview
„Künstliche Moral ist
manipulierbar“
Franz-Josef Radermacher ist Mathematiker, Informatik-Professor
und Zukunftsforscher. Warum von intelligenten, wandlungsfähigen
Maschinen Gefahr ausgehen kann und er es für unmöglich hält,
dass Roboter jemals Moral verstehen werden, erklärt er im Interview
mit Piotr Dobrowolski.
IM: Herr Professor, eine Ihrer Hauptaussagen
lautet bekanntermaßen: Der technologische
Wandel, den wir derzeit erleben, ist von einer
grundlegend anderen Qualität als der Wandel
früherer Zeiten.
Radermacher: Bisher baute der Mensch
zwar immer mächtigere Maschinen, diese
Maschinen konnten aber nur dann Wertschöpfung erzeugen, wenn der Mensch sie
irgendwie koordinierte. Von sich aus konnten sie gar nichts tun. Heute bauen wir
immer intelligentere Maschinen und es kann
sein, dass wir uns auf den Punkt zubewegen,
wo die Maschinen den Wertschöpfungsprozess weitgehend selber beherrschen und es
dazu kaum noch eines Menschen bedarf.
Das ist das klassische Argument der Technikerskeptiker. Die sagen ja auch: Wie schrecklich, die Maschine macht den Menschen überflüssig. Reihen Sie sich da ein?
Radermacher: Nein, so nicht. Was ich sagen
will: Bis jetzt konnte der Mensch durch
immer mehr an Qualifizierung seine koordinierende Rolle gegenüber der Maschine
behaupten. Als Team wurden wir dabei
immer leistungsfähiger. Heute übernehmen
Maschinen immer mehr hochintelligente
Jobs. Jobs, für die man früher promoviert
sein musste. Die Maschine ersetzt den Menschen zwar nicht im Dienstleistungssektor,
was auch daran liegt, dass dort derart niedrige Löhne gezahlt werden, dass sich das
meist – noch – nicht auszahlt. Aber dort, wo
man Analytics braucht, wo man juristische
Verträge entwirft, wo Finanzprodukte
gehandelt werden, ist es immer öfter die
Maschine, die diese hochqualifizierten Jobs
übernimmt.
Ist das problematisch?
Radermacher: Nein. Dass muss per se noch
kein Problem sein. Wenn wir den Mehrwert,
der durch solche Prozesse entsteht, abschöpfen können, dann hätten wir am Ende eine
sehr angenehme Welt, in der wir weniger
arbeiten müssten und mehr Zeit für andere
Dinge hätten. Es steht ja schließlich nirgends
geschrieben, dass der ausschließliche
Lebensinhalt des Menschen aus Arbeit
bestehen muss.
Das Problem dürfte aber dann die Wohlstandsverteilung werden, oder?
Radermacher: So, wie unsere Gesellschaft
Zur Person
„Heute übernehmen Maschinen
immer mehr hochintelligente
Jobs. Jobs, für die man früher
promoviert sein musste.“
Franz-Josef Radermacher, 65, ist Professor
für Informatik an der Universität Ulm und
Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung.
Bekannt geworden ist der ausgewiesene
IT-Experte durch sein Eintreten für eine
weltweite ökosoziale Marktwirtschaft und
durch sein Engagement in der Global Marshall Plan Initiative, die sich seit 2003 für
eine gerechtere Globalisierung, für eine
„Welt in Balance“ einsetzt.
Industriemagazin 07-08/2015
Auftraggeber: Festo Gesellschaft mbH
Beauftragt seit: 2014/2015
Auftragsart: Konzeption, Redaktion, Produktion
Zusammenarbeit: Das weltweit in der Automatisierungstechnik
führende Unternehmen setzt selbst Themen in der Industrie, die
wir redaktionell umsetzen. In diesem Fall haben wir gemeinsam
mit der Kommunikationsabteilung sechs Thesen zur wandlungsfähigen Produktion entwickelt. Unsere Redaktion zeigt, wie sich
Industrie 4.0 auf alle Unternehmensbereiche auswirkt. Mit im
Booklet, das dem Industriemagazin beigelegt wurde: ein Interview
mit Franz-Josef Radermacher, interessante Infografiken und ein
sehr persönlicher Fragebogen für den Festo-Geschäftsführer.
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Industriemagazin 07-08/2015
WANDLUNGSFÄHIGE PRODUKTION
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studie
Vermessung der Welt
Eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Gallup zeigt: Das
Thema „Industrie 4.0“ ist (endlich!) bei vielen österreichischen Führungskräften angekommen. Trotzdem ist der Informationsbedarf noch
immer sehr hoch. 7 Erkenntnisse zum Wissensstand der Dinge.
1.
Industrie 4.0 ist …
2.
… nur halb bekannt.
49 %
der befragten
Führungskräfte geben an, mit den Möglichkeiten der Informatisierung der Fertigung
Kosten senken zu wollen.
Rund die Hälfte der österreichischen Manager gibt an, dass ihnen der
Begriff Industrie 4.0 etwas sagt. Genau genommen sind es 47 Prozent.
Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass bei einer (knappen)
Mehrheit der Manager der volle Umfang der Informatisierung der
Fertigungstechnik noch nicht angekommen ist.
… ein Hype?
21 Prozent der österreichischen Führungskräfte, die angeben zu wissen, worum es bei Industrie 4.0 geht, halten das Thema für zumindest
teilweise aus Gründen der Publicity übertrieben dargestellt.
… nicht unbedingt ein Trend, dem man
Rechnung tragen muss.
Nur 38 Prozent der Befragten geben an, dass die Informatisierung der
Fertigungstechnik derzeit eine Entwicklung darstellt, der sie selbst
folgen müssen.
… noch immer nicht fassbar.
Selbst Manager, die mit den Begriffen „vernetzte Produktion“ und
„Informatisierung der Fertigung“ etwas anfangen können, fühlen sich
unterinformiert: Rund ein Viertel von ihnen geben an, dass sie mehr
Informationen brauchen, um sich auf das Thema einlassen zu können.
Industriemagazin 07-08/2015
3.
Chance für Wandel
Dass sie ihre Produktion mithilfe von Industrie 4.0 weiter
flexibilisieren, ohne dafür unverhältnismäßig großen Aufwand treiben zu müssen, halten Österreichs Führungskräfte
für einen der wichtigsten Vorteile der vernetzten Produktion. Mehr als ein Viertel der Befragten verbindet mit dem
Begriff „Industrie 4.0“ jedenfalls die Chance auf Flexibilität
in der Produktion und Wandel im Unternehmen.
Industriemagazin 07-08/2015