Die Zukunft der fossilen Energieträger nach der Pariser

Michael Schmidt, BP Europa SE
Die Zukunft der fossilen Energieträger nach der Pariser
Klimakonferenz
Anrede,
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Manche von Ihnen werden sich fragen: Ist der Titel meiner Rede nicht falsch gewählt? Sie könnten sich sagen: Das Pariser Klima-Abkommen und die Zukunft der
fossilen Energien passen doch eigentlich überhaupt nicht zusammen.
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Sollte ein Ölmanager nicht besser darüber reden, was aus dem Geschäftsmodell
seines Unternehmens wird - und darüber, wann sein Unternehmen liquidiert wird?
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Ganz genau: Darüber spreche ich sehr gern. Ich will Ihnen eine kurze und eine lange Antwort auf diese Frage geben.
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Die kurze Antwort ist: Wir werden auf die Folgen des Pariser Klima-Abkommens
reagieren und wir gehen nicht in Liquidation. Uns gibt es seit über 100 Jahren, und
uns wird es auch in 100 Jahren noch geben.
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Die lange Antwort wird der weitere Inhalt meiner Rede sein. Er lässt sich in zwei
Kernbotschaften zusammen fassen
Erstens
Wenn Unternehmen, die mit fossilen Energieträgern zu tun haben, jetzt nicht ihr
Geschäftsmodell überprüfen, machen sie einen schweren Fehler.
Zweitens
Die BP musste im 20. Jahrhundert mit fundamentalen Änderungen in der globalen Energieversorgung sowie den Auswirkungen und Folgen von Weltkriegen,
Enteignungen und anderem zurechtkommen. Dagegen läutet die globale Energiewende einen Umbruch ein, der ein echtes Zukunftsprojekt voller Hoffnungen
ist. Wir sehen darin große Chancen, gerade auch für klassische EnergieUnternehmen wie BP.
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Die Reaktion der Öffentlichkeit auf das Pariser Abkommen rund um den Globus
enthält zwei Komponenten.
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Zum einen spüren alle: Das ist ein historischer Moment, eine Wegmarke.
Die Weltgemeinschaft wird trotz aller kommenden Rückschläge dahinter
nicht mehr zurückgehen. Paris wird nicht einer dieser vielen internationalen Gipfel-Beschlüsse sein, die danach vergessen und zu den Akten gelegt werden.
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Zum anderen besteht eine große Bandbreite an Interpretationen. Die pazifischen Inselstaaten hoffen, doch noch vor dem Untergang gerettet zu
werden. Bedeutende Schwellenländer sehen vorerst ihr bisheriges Entwicklungsmodell gesichert. Andere wiederum richten ihren Blick auf den
vereinbarten Finanztransfer von den Industriestaaten in die Entwicklungsländer.
Und in Deutschland redet jetzt jeder euphorisch von Dekarbonisierung,
am besten sofort und total. Sie wissen ja, wir Deutschen neigen
manchmal zur Übertreibung.
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Für ein Unternehmen wie die BP, aber auch für die Allgemeinheit halte es ich es für
unerlässlich, genau zu verstehen, was in Paris vereinbart wurde und was nicht.
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Paris setzt einen Rahmen mit klaren Eckpunkten und einigen Leerstellen, die jetzt
ausgefüllt werden müssen. Ich sehe jeweils 5 wesentliche Eckpunkte und Leerstellen.
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Die 5 Haupt-Eckpunkte sind:
(1) Die Verpflichtung der internationalen Gemeinschaft, die Erderwärmung
seit dem Beginn der Industrialisierung auf unter 2 ° C zu begrenzen und
das Ziel 1,5 ° C anzustreben.
(2) Die Beendigung des Anstiegs von Treibhausgas-Emissionen so schnell
wie möglich sowie Treibhausgas-Neutralität in der zweiten Jahrhunderthälfte. Dies bedeutet kein Zuwachs mehr an menschengemachten
Treibhausgas-Emissionen, wobei das Pariser Abkommen ausdrücklich die
Kompensationen menschengemachter Emissionen mit Maßnahmen vorsieht, die der Atmosphäre Treibhausgas-Emissionen entziehen.
(3) Die Bindung des Ziels der Treibhausgas-Neutralität an die Ziele der wirtschaftlichen Entwicklung und der Armutsbekämpfung.
(4) Ab 2023 die Überprüfung der nationalen Klimaschutz-Pläne aller Unterzeichnerstaaten alle 5 Jahre daraufhin, ob dadurch die Pariser Ziele erreicht werden.
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(5) Die Schaffung eines Finanzierungsfonds von 100 Milliarden US $ jährlich,
aufzubringen von den Industriestaaten zu Gunsten des Klimaschutzes in
den Entwicklungs- und Schwellenländern
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Was hat man in Paris dagegen nicht vereinbart? Es sind wiederum 5 Haupt-Punkte:
(1) Es bleibt offen, zu welchem Zeitpunkt das Temperaturziel von unter
2 ° C, am besten 1,5 ° C erreicht sein muss.
(2) Es wurde nicht geregelt, wie es erreicht werden muss.
(3) Insbesondere wurde nicht vereinbart, dass CO2-Emissionen zukünftig
weltweit einen Preis haben müssen.
(4) Es gibt keine ausdrückliche Verpflichtung zur Dekarbonisierung. Die Verwendung dieses Begriffes wurde ganz bewußt vermieden.
(5) Und es gibt keine gemeinsame Maßstäben und keine Sanktionsdrohungen zur Überprüfung der Klimaschutz-Politik der Unterzeichnerstaaten.
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Trotz dieser offenen Fragen ist das Abkommen von Paris eine Glanzleistung der
französischen Diplomatie. Das Engagement und der Wille zum Erfolg aller Teilnehmerstaaten haben ein Übriges bewirkt.
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Genau diese gemeinsame Entschlossenheit der internationalen Gemeinschaft ist
es, warum Paris das Prädikat historisch verdient. Wir alle wissen: Verträge werden
nur eingehalten, wenn die Beteiligten das vereinbarte gemeinsame Ziel wollen.
Dieser Wille ist für den Erfolg eines Vertrages wichtiger als der sein genauer Inhalt.
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Deswegen ist die Kernbotschaft von Paris überall angekommen. Nicht zuletzt bei
der BP und bei allen übrigen Unternehmen, die mit fossilen Energien zu tun haben.
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Steht deshalb jetzt der sofortige Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bevor? Ganz bestimmt nicht! Aber die Welt wird sich für die fossilen Energien langfristig massiv
ändern. Nicht von einem Tag auf den anderen und mittelfristig nicht so sehr, aber
auf die Dauer schon.
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Ich zitiere dazu ganz bewusst nicht sogleich unseren BP Energy Outlook 2035,
sondern den aktuellen World Energy Outlook der Internationalen Energie-Agentur
IEA.
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Danach wird die globale Energieversorgung im Jahr 2040 noch zu 75 % von Kohle,
Öl und Gas getragen. Wir kommen in unserem Energy Outlook für 2035 auf einen
fossilen Anteil von 80 %.
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Man kann alle möglichen weiteren Studien heranziehen. Sie mögen sich in dem einen oder anderen Teilaspekt unterscheiden.
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Sie alle decken sich aber in einem Punkt: In den nächsten 20 – 30 Jahren wird der
globale Energiemix weiter von Kohle, Öl und Gas dominiert. Anders kann die Zunahme des weltweiten Energieverbrauchs in den nächsten 20 Jahren um 37 %
nicht bewältigt werden
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Diese Tatsache wird sogar vom Pariser Klimaschutz-Abkommen berücksichtigt.
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Es billigt den Entwicklungs- und Schwellenländern ausdrücklich einen
längeren, nicht näher bezifferten Zeitraum als den Industriestaaten zu,
den Höhepunkt der jährlichen Treibhausgas-Emissionen zu erreichen. Die
vorerst anhaltende Zunahme des Verbrauchs an Kohle, Öl und Gas infolge wachsenden Energieverbrauchs außerhalb der Industriestaaten wird
vom Pariser Abkommen anerkannt.
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Und die Treibhausgas-Neutralität muss erst in der zweiten Jahrhunderthälfte erreicht werden, wann genau im zweiten Teil des Jahrhunderts ist
nicht geregelt.
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Damit können China, Indien und weitere Schwellenländer ihre überwiegend auf
Kohle-Verstromung basierende Energieversorgung und deren anhaltende Zuwachsraten zunächst fortsetzen.
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Daran ändert Paris nichts Wesentliches.
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Derzeit sind weltweit fast 4.200 neue Kohlekraftwerke angekündigt, geplant, genehmigt oder im Bau. Davon rund 85 % in Asien. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Projekt jetzt alle auf Eis gelegt werden. Und man
sollte bedenken: Kohlekraftwerke haben einen Lebenszyklus von 40 Jahren.
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Alle Kohlekraftwerke, die heute in Betrieb gehen oder geplant sind, werden damit auch noch nach 2050, das ist in der zweiten Jahrhunderthälfte,
genutzt werden, also dann, wenn bereits Treibhausgas-Neutralität gilt.
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Ist das Pariser Abkommen somit doch nur Makulatur?
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Die Antwort ist ein klares Nein. Denn diese Global-Analyse ist zu pauschal und
blendet zeitliche und regionale Entwicklungen aus.
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Schon eine ganz aktuelle Nachricht lässt aufhorchen: Der IEA zufolge ist die weltweite Kohle-Nachfrage im Jahr 2014 das erste Mal seit 1990 nicht mehr gestiegen.
Es ist jedoch schwer zu sagen, ob das mehr an reduziertem Wachstum in China
und anderen Schwellenländern liegt oder ob es hier schon eine Trendwende beim
Kohle-Verbrauch gibt.
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Es ist daher sehr aufschlussreich, nicht nur 20 oder 30 Jahre vorauszusehen, sondern auch einmal 100 Jahre zurück zu blicken.
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Vor 100 Jahren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts dominierte die Kohle
den weltweiten Energiemix beinahe total. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts trat mit der Massen-Motorisierung „King Oil“ auf den
Plan. Beide Energieträger verlieren gerade ihre weltweite Vorherrschaft.
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Das Erdgas ist seit den 1960er, 1970er Jahren als dritter wesentlicher
Energieträger hinzu getreten. Es wird in 20 Jahren einen genau so hohen
Anteil am globalen Energiemix wie Kohle und Öl haben, nämlich 26 – 27
%.
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Zusätzlich sind seit dem letzten Jahrzehnt die erneuerbaren Energien auf
den Plan getreten. Sie haben die stärksten Zuwachsraten unter allen
Energieträgern.
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Erdgas und erneuerbare Energien könnten auf lange Sicht das Energiesystem des 21. Jahrhunderts weit mehr prägen als sie dies heute schon
tun und vor allem Kohle und Öl in den Hintergrund drängen.
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Schon dieser kombinierte Blick zurück und nach vorn zeigt: Wir sind mittendrin in
der globalen Energiewende. Das Pariser Abkommen bildet dies genau ab.
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Die globale Energiewende wird durch sehr interessante regionale Entwicklungen
zusätzlich untermauert.
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So konzentriert sich der Zuwachs in der weltweiten Kohleverstromung
auf Ost- und Südostasien.
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Gleichzeitig findet in der OECD – also ganz überwiegend in den westlichen Industriestaaten – ein Brennstoff-Wechsel von Kohle zu Erdgas in
der Stromerzeugung statt. Allen voran in den USA, wo die Shale GasRevolution diesen breitflächigen Umschwung von Kohle zu Gas bewirkt
hat.
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Das zusätzliche Gas-Angebot in den USA und die dadurch überflüssige amerikanische Kohle, die nun auf den Weltmarkt drängt, sind zudem wesentliche Ursachen
für den Preisrückgang bei amerikanischem Gas und bei Kohle weltweit.
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Mit einem drastischen Preisverfall haben wir es auch beim Erdöl zu tun, seitdem
die amerikanische Shale-Revolution auch die US-Ölförderung erreicht und SaudiArabien darauf nicht mit einer Produktionsdrosselung reagiert hat. Das weltweite
Öl-Überangebot drückt den Preis.
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Zugleich findet beim Ölverbrauch eine weitere regionale Differenzierung statt, die
besonders anschaulich zeigt: Die globale Energiewende ist in vollem Gange und hat
bereits vor und unabhängig vom Pariser Klima-Abkommen eingesetzt.
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In der OECD nimmt der Ölkonsum seit der Mitte des letzten Jahrzehnts ab. Bis
2035 geht er um 18 % zurück. Außerhalb wächst er weiter. Und zwar so stark,
dass diese Zunahme den Verbrauchsrückgang in der OECD überkompensiert.
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Hauptgrund hierfür ist die Verdopplung des weltweiten Fahrzeugbestandes von
1,2 auf 2,4 Milliarden bis zur Jahrhundertmitte und weiterhin ausbleibende technologische Durchbrüche bei alternativen Antriebsenergien wie beispielsweise der
Elektromobilität.
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Im Ergebnis wird der globale Ölverbrauch in den nächsten 20 Jahren deshalb um
15 – 20 % zunehmen. Der Aufholbedarf der Nicht-OECD-Länder ist bei der Massenmotorisierung genauso ausgeprägt wie bei der Industrialisierung. Das überwiegt den Rückgang des Ölkonsums in den OECD-Staaten.
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Aber der Zuwachs des weltweiten Ölbedarfs ist um die Hälfte geringer als der Anstieg des globalen Energieverbrauchs. Wie bei der Kohle nimmt die relative Bedeutung von Öl ab.
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Ich kann nur für die BP sprechen. Wir wissen, dass Öl allein keine Zukunft ist.
Deswegen bauen wir unser Gasgeschäft kontinuierlich aus. Bereits heute beträgt
der Anteil des Gasgeschäftes bei uns etwa 50% und steuert auf einen Anteil von
60 % zu.
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Außerdem arbeiten wir an Plänen, unsere Raffinerien sozusagen grüner zu machen. Konkret geht es in einer deutschen BP-Raffinerie um die Idee, sogenannten
grünen Wasserstoff im Raffinerieprozess einzusetzen.
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Aus überschüssigem Windstrom würde im Wege der Elektrolyse Wasserstoff erzeugt. Dieser kann dann in der Raffinerie bei der Herstellung
von Mineralölprodukten eingesetzt werden.
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Leider ist nach den europäischen und deutschen Rahmenbedingungen
dieser grüne Wasserstoff auf die Kraftstoff-Bioquote noch nicht anrechenbar. Aber wir werben für eine Änderung.
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BP bereitet sich auf den abnehmenden Ölverbrauch in der OECD vor. Die Gründe
hierfür liegen in der hohen Marktsättigung und verbesserter Verbrauchseffizienz in
den OECD-Staaten und deuten bereits an, wohin die weltweite wirtschaftliche
Entwicklung langfristig gehen könnte.
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Offensichtlich scheint es einen Zusammenhang zwischen Volkswirtschaften und
dem Rückgang ihres Ölbedarfs zu geben, wenn 4 Bedingungen vorliegen:
(1) Hohe Fahrzeug-Mobilität,
(2) immer verbrauchsärmere Autos,
(3) reife Industrien sowie
(4) damit verbundene und andere anspruchsvolle Dienstleistungen
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Dies deutet eine Richtung an, in die die Weltwirtschaft sich zukünftig insgesamt
und damit auch die globale Energiewende entwickeln könnte.
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Fasst man diese verschiedenen Trends im weltweiten Energiesystem zusammen,
ist die globale Energiewende durch 5 Merkmale charakterisiert:
(1) Bei anhaltendem Verbrauchswachstum verschiebt sich das Gewicht bei den
fossilen Energien von Kohle und Öl zu Erdgas.
(2) Seit Beginn dieses Jahrhunderts erleben wir den Aufstieg der erneuerbaren
Energien.
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(3) Es gibt regional sehr unterschiedliche Entwicklungen. Die weitere Zunahme des
Kohle- und Ölverbrauchs hat ihren Schwerpunkt in den aufstrebenden Entwicklungs- und Schwellenländern außerhalb der OECD.
(4) In den Industriestaaten der OECD sind bereits Entwicklungen im Gang, die langfristig einmal die globale Energieversorgung prägen könnten.
(5) Die fossilen Energien werden weltweit - bei zunehmenden regionalen Abweichungen vor allem in Europa - noch die erste Jahrhunderthälfte dominieren. Ihre
Rolle in der zweiten Jahrhunderthälfte wird davon abhängen, wie das Pariser
Gebot der Treibhausgas-Neutralität in der zweiten Jahrhunderthälfte weltweit
interpretiert wird. Kommt es tatsächlich zur Dekarbonisierung oder setzt sich
doch noch CCS – also die Carbon Capture and Storage-Technologie - weltweit
durch oder findet man neue technische Verfahren, der Atmosphäre Treibhausgase zu entziehen und sie anderweitig zu nutzen?
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Dieser Status der globalen Energiewende beschreibt einen Übergang, der noch einige Jahrzehnte andauern wird. Wie soll es auch anders sein bei einer Weltgemeinschaft von 200 Staaten mit ihren unterschiedlichen Ausgangsbedingungen
und Interessen?
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Was am Ende der globalen Energiewende stehen wird, kann heute niemand sagen.
Da kann man so wie jetzt in Deutschland noch so viele Pläne bis zum Jahr 2050
machen. Es kommt ja doch anders, als man denkt.
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Ich muss bei all diesem Pläne-Machen immer wieder an die Dreigroschenoper von
Bertolt Brecht denken, in der es unter anderem so schön heißt:
„Ja, mach nur einen Plan
sei nur ein großes Licht
und mach dann noch 'nen zweiten Plan
gehn tun sie beide nicht.“
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Ich könnte noch die weiteren, ebenso amüsanten Strophen dieser Verse zitieren.
Aber sie würden nur unterstreichen, was ich mit diesem kleinen Exkurs in die Welt
des Theaters sagen will.
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Wichtiger als zu detaillierte Pläne ist es, die wesentlichen Trends der zukünftigen
Energie-Entwicklung und vor allem ihre Treiber zu erkennen.
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Wohin die Reise bei Energie und Klimaschutz geht, haben wir wohl alle begriffen.
Ich sehe neben dem regulatorischen und gesellschaftlichen Einfluss – beides hat
durch Paris einen mächtigen Schub bekommen – vor allem zwei Treiber:
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Zum einen das Ziel, die Luftverschmutzung in Schwellenländern drastisch zu reduzieren. Die beinahe täglichen Smog-Warnungen in Beijing
sind ein deutliches Menetekel. Die Reduzierung der Luftverschmutzung
kann einen wichtigen Klimaschutz-Nebeneffekt haben. Das setzt voraus,
dass Kohlekraftwerke effizienter werden oder es sogar zu einem Wechsel von Kohle zu anderen weniger CO2-intensiven Energieträgern in der
Stromerzeugung kommt.
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Zum anderen die technologische Entwicklung. Am Ende werden es Erfindungen sein, die dem globalen Energiesystem von morgen ihr Gesicht
geben. Sie werden in einer Reihe stehen mit Dampfmaschine, Eisenbahn, Telegraphie, Telefon, Elektrizität, Auto und dem Internet. Damit
wird die Energie auch in Zukunft sicher, bezahlbar und vor allem klimafreundlich sein.
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Im letzten Herbst hat die BP erstmals ihren Technology Outlook veröffentlicht. Er
wird in Zukunft regelmäßig aktualisiert und tritt neben unsere gut eingeführten
Energie-Publikationen, den Energy Outlook und den Statistical Review of World
Energy.
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Mit diesem Technology Outlook geben wir eine Einschätzung, wohin sich die technologische Entwicklung bis zur Jahrhundertmitte bewegen dürfte:
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Die Bedeutung von Technologie wird im Energiesektor in den kommenden 30 Jahren noch einmal deutlich zunehmen.
Die vorhandenen Energieressourcen (fossile und erneuerbare Energieträger) sind mehr als ausreichend vorhanden, um die künftige Energienachfrage zu befriedigen.
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Regulierung muss den Rahmen dafür setzen, welche Energiequellen bevorzugt genutzt werden sollen, bei gleichzeitiger Reduzierung von CO2Emissionen und Gewährleistung von Versorgungssicherheit.
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In der Stromerzeugung liegt das größte Potential für eine Senkung der
CO2-Emissionen. Die Kosten zur Senkung von CO2 Emissionen sind in
der Stromerzeugung erheblich niedriger als im Transportsektor.
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Schon ein relativ moderater CO2 Preis lässt Erdgas deutlich konkurrenzfähiger gegenüber Kohle werden. Hinzu kommt, dass Gas sauberer verbrennt und damit deutlich weniger Emissionen verursacht.
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Mit einem höheren CO2 Preis werden Windenergie und Gaskraftwerke
mit der CCS (Carbon Capture and Storage)-Technologie am wettbewerbsfähigsten sein.
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Der Transportsektor ist auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz. Die ständige Verbesserung der Effizienz des Verbrennungsmotors wird zu einer
Reduzierung von CO2 Emissionen im Straßenverkehr führen.
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Obgleich die Energieeffizienz schon recht hoch ist, sind signifikante
technologische Fortschritte notwendig, damit das Elektroauto oder das
Brennstoffzellenauto künftig mit dem Verbrennungsmotor bezogen auf
die Kosten konkurrieren kann.
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Aufkommende Technologien können Märkte und Geschäftsmodelle in
Frage stellen. Einige aufkommende Technologien haben das Potenzial,
bestehende Märkte, Trends und Geschäftsmodelle grundsätzlich in Frage
zu stellen. Dazu zählen unter anderem die Digitalisierung, die Bio- und die
Nanotechnologie.
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Entwicklungen im Bereich der Materialforschung können zu enormen
Verbesserungen von Batterieleistungen führen, ebenso zu einer effizienteren Umwandlung von Solarstrom oder der Nutzung von Wasserstoff
als Kraftstoff. Es ist jedoch zu erwarten, dass die Entwicklungen dieser
Technologien noch Jahrzehnte dauern werden, nicht zuletzt wegen des
hohen Investitionsbedarfs.
Digitaltechnologie hat besonderes Potenzial, die Energiewelt bedeutend
zu verändern. Denn sie bietet vielfältige Möglichkeiten, um Energieversorgung und Nutzung sicherer, verlässlicher und effizient sowie kostengünstiger zu gestalten. Beispiele sind etwa die Datenverarbeitung oder
die Robotertechnologie.
Für mich liegt die eigentliche, aber nicht sofort erkennbare Wirkung des Pariser
Klimaschutz-Abkommens in dem Technologie-Schub, den es auslösen dürfte. Paris
ist aus meiner Sicht vor allem eine Initialzündung für Innovationen in die Zukunft
von Energie und Klimaschutz.
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Und genau deswegen wird uns bei der BP nicht bange. Wir sind immer ein von Innovationen getriebenes Unternehmen gewesen. Natürlich waren diese bislang vor
allem auf die Exploration und Förderung von Öl- und Gasvorkommen sowie moderne und leistungsfähige Kraft- und Brennstoffe gerichtet.
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Paris ist ein Ansporn, diese Innovationskraft auch im Zeichen der globalen Energiewende zu nutzen. Und – meine Damen und Herren - so schnell wird die Welt
nicht auf Benzin, Diesel und Jet Fuel verzichten können. Dies muss am Schluss
dann doch noch einmal gesagt werden.
Ich danke Ihnen.
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