Aktive Mitgestaltung und Beschäftigungssicherung gehen

CHEMIEKURIER
Informationen für IG BCE-Mitglieder bei der BASF SE Ludwigshafen | Ausgabe 4/2015
Inhalte der Vertrauensleute-Vollversammlung
und Aussagen zum Pigmentgeschäft
Standortvereinbarung 2020
11. November 2015
Qualifizierungskonzept der Vertrauensleute
und weitere Themen
Neue Standortvereinbarung setzt bewährte
Zusammenarbeit der betrieblichen Sozialpartner fort
1997
2000
2002 2005
2011
2016
Die Herausforderungen des
ständigen Wandels gemeinsam
gestalten
Zukunftssicherung durch Flexibilität
und betriebliche Partnerschaft
Mit Veränderung zu Stabilität
150 Jahre
Entwicklung der Beschäftigung
am Standort Ludwigshafen
Vereinbarung 2003
Laufzeit 2016 – 2020
Vereinbarung 2000
Mehr auf Seite 2 und 3
Mehr auf Seite 4 und 5
Qualifiziert gut!
Mehr auf Seite 6
Mit der am 21. Oktober unterzeichneten neuen Standortvereinbarung gäben das Unternehmen und der Betriebsrat der BASF den Beschäftigten lang erwartete und klare
Botschaften für die Zukunft, sagte Betriebsratsvorsitzender Robert Oswald bei der Vollversammlung der Vertrauensleute am 4. November im BASF-Feierabendhaus. Vor dem
Hintergrund der anstehenden Veränderungen und der Vielzahl an laufenden und kommenden Projekten sei dies von enormer Bedeutung.
„AKTIVE MITGESTALTUNG UND BESCHÄFTIGUNGSSICHERUNG GEHEN HAND IN HAND“
Oberste Ziele des Betriebsrats bei den langwierigen
Verhandlungen seien gewesen, durch den erneuten
Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und die
Zusage von Seiten des Unternehmens, weiterhin in den
Standort Ludwigshafen zu investieren, Sicherheit für die
Beschäftigten zu schaffen. Diese Ziele seien erreicht
worden, hob Oswald hervor.
Zudem gebe es in der Standortvereinbarung 2020 erneut das
klare Bekenntnis zum integrierten Verbundstandort mit
Produktion, Forschung und Entwicklung, Vermarktung,
Infrastruktur- und Serviceleistungen
sowie Kompetenzzentren der BASF. „Wir
bleiben also weiterhin der wichtigste
Verbundstandort der BASF mit allen
dafür notwendigen Einheiten“, verkündete der Betriebsratsvorsitzende.
Die Unternehmensseite habe diese
Zusagen aber auch deshalb gegeben,
damit die Beschäftigten den ständigen
Wandel bei der BASF motiviert und
engagiert mitgestalteten, führte Oswald
weiter aus. Mit Blick auf die immer dynamischeren weltwirtschaftlichen Entwicklungen sei dabei von jedem einzelnen Mitarbeiter ein hohes Maß an
Flexibilität gefragt. Der Betriebsratschef
brachte die Inhalte der Standortvereinbarung letztlich auf
die Formel: Aktive Mitgestaltung und Beschäftigungssicherung gehen Hand in Hand.
Flexibilität bedeute überdies, dass die BASF SE sich auch in
Zukunft möglicherweise von Arbeitsgebieten trenne oder
neue hinzunehme, sagte Oswald. Der Betriebsrat könne
solche Entscheidungen zwar nicht verhindern, „aber wir
können Regelungen treffen, die die davon betroffenen Mitar-
IG BCE LU Unsere Stärke verbindet.
beiter schützen“. In dem Zusammenhang kam der Betriebsratsvorsitzende auf die Situation der Beschäftigten im
Pigment-Geschäft zu sprechen, das Mitte nächsten Jahres in
eine Tochtergesellschaft ausgegliedert werden soll. Für die
knapp 800 betroffenen Mitarbeiter brauche man schnell
Verabredungen mit dem Unternehmen, die ein Höchstmaß
an Sicherheit für die Beschäftigten und deren Arbeitsplätze
garantierten. Ebenso erwarteten die 177 Mitarbeiter bei ZFS,
deren Tätigkeiten in den nächsten Jahren nach Berlin
verlagert werden, Antworten auf die Frage, wie ihre Zukunft
aussehen wird, sagte Oswald und forderte ein „maßgeschnei-
beiter SE-Beschäftigte bleiben und keiner seinen Arbeitsplatz
verlieren, aber auch dort müsse es gelingen, langfristige
Beschäftigungsperspektiven auf festen Stellen zu beschreiben, mahnte der Betriebsratsvorsitzende an.
Diese Situationen und Entscheidungen hätten in den vergangenen Monaten zu Irritationen und Unsicherheit bei vielen
Mitarbeitern geführt, kritisierte Oswald. Grund dafür seien
nicht allein die getroffenen Entscheidungen selbst, sondern
vielmehr auch „die Art und Weise, wie inzwischen mit
unseren Kolleginnen und Kollegen kommuniziert wird“. Die
Beschäftigten müssten aber mitgenommen
werden, wozu es einer klaren Kommunikation nach innen bedürfe. Denn bei der
Vielzahl von Entscheidungen und Projekten
verstehe derzeit kaum noch jemand die
Zusammenhänge, wodurch vieles einfach
nicht mehr nachvollziehbar sei.
Nochmals Ergebnisse konnte der Betriebsratschef hinsichtlich des AT-Entgeltsystems
vermelden. In den Verhandlungen darüber
sei zunächst überprüft worden, wo man
aktuell bei der vereinbarten Heranführung
der durchschnittlichen AT-Vertragsgehälter
an das Marktniveau stehe. Dabei habe sich
gezeigt, dass dieses Ziel für die EntgeltbänBASF-Betriebsratsvorsitzender Robert Oswald
der 5.1 bis 7.2 in diesem Jahr erreicht worden
sei. Für das Entgeltband 4.2 sei die Heranführung bis Ende
dertes Weiterbildungskonzept“ für die Betroffenen. Überdies
2017 vereinbart worden.
bedürfe es hinsichtlich der Wirtschaftsbetriebe, für die die
Vereinbarung Ende des Jahres ausläuft, klarer und verlässliDamit sich die AT-Gehälter auch künftig adäquat entwickelcher Aussagen des Unternehmens zur künftigen Gestaltung
ten, habe man sich mit dem Unternehmen zudem auf neue
des Geschäftsmodells sowie konkreter Zusagen zur SicherParameter verständigt, teilte der Betriebsratsvorsitzende mit.
heit der dortigen Arbeitsplätze. Und last but not least werde
Mit diesen Anpassungen habe man mehr Verbindlichkeit und
der Betriebsrat auch das veränderte Geschäftsmodell bei der
Stabilität bei der Weiterentwicklung der AT-Gehälter geschafbetrieblichen Standort-Logistik im Blick behalten. Zwar
fen, sagte Oswald.
würden dort alle bisher bei der BASF SE beschäftigten MitarSeite 1
CHEMIEKURIER
FORTSETZUNG BERICHTE AUS DER VERTRAUENSLEUTE-VOLLVERSAMMLUNG
IG BCE-Bezirksleiter | Roland Strasser
„Standortvereinbarung ist das Licht am
Ende des Tunnels“
Mit der Unterzeichnung der Standortvereinbarung 2020 findet
das BASF-Jubiläumsjahr nach all den Bekanntgaben über
verschiedene Veränderungsprozesse doch noch einen verdienten
Abschluss. Denn wie die Vorgängervereinbarungen setzt auch
diese die richtigen Zeichen für die Belegschaft, die Wirtschaft und
die Politik. Klare Zeichen, dass man als globales Unternehmen
dieser Größenordnung in der Lage ist, vorausschauend zu
handeln, Zusagen zu treffen und dass die gelebte Sozialpartnerschaft im Betrieb ein Garant für den Erfolg ist. Ein solches
Vertragswerk fällt aber nicht vom Himmel, und die Verhandlungen darüber sind auch nicht immer konfliktfrei abgelaufen. Aber
der Verhandlungsmarathon hat sich gelohnt, auch wenn er
manches Mal an die Belastungsgrenzen der Beteiligten ging.
Deshalb möchte ich allen Danke sagen, die die Verhandlungen
begleitet haben.
Dass die Standortvereinbarungen, die es seit nunmehr fast 20
Jahren gibt, fortgeführt werden, ist alles andere als selbstverständlich. Doch wenn man eine solche Erfolgsgeschichte hat,
wäre es ein Fehler, diese nicht fortzuführen. Schließlich ist es uns
über diese Vereinbarungen gelungen, durch die aktive Begleitung der Personal- und Unternehmenspolitik den Personalabbau
der 1990er und 2000er Jahre zu stoppen. Nun gilt es, in der Personalpolitik weiter nach vorne zu schauen, denn nur ein Verwalten
würde ein Veraltern der Belegschaft bedeuten. Und das wäre
nicht zukunftsorientiert.
ortvereinbarung klar gesetzt, und mit dem Bekenntnis für den
Standort Ludwigshafen und die Mitarbeiter stimmt auch die
Richtung. Es ist sogar noch mehr: Ein Bekenntnis für die Betrachtung des Mitarbeiters als Mensch und nicht als Ressource. Und
das ist richtig so. Denn nicht der Standort an sich bringt die BASF
SE voran. Es sind die Menschen, die täglich für ihr Unternehmen
das Beste geben.
Und genau hier kommen unsere Forderungen nach „Guter
Arbeit“ ins Spiel. Denn wenn Menschen immer ihr Bestes geben,
brauchen sie auch gute Regelungen, wie sie in der Standortvereinbarung formuliert sind. Dort findet sich auch das Thema
Flexibilisierung wieder, das für das Unternehmen mit Blick auf ein
sich ständig veränderndes Umfeld wichtige Leitplanken setzt.
Allerdings darf dieses Thema nicht losgelöst gesehen werden von
den anderen Themen der Standortvereinbarung die da sind
Qualifizierung, Wissenstransfer, Nachwuchssicherung, Demografie und Gesundheitsmanagement. Nur wenn man die Standortvereinbarung als Ganzes sieht und danach handelt, ist sie ein
Meilenstein, der Betriebsrat und das Unternehmen als
handlungsfähige Gestaltungskräfte auszeichnet. Auch diese
Standortvereinbarung beinhaltet wieder den ganz elementaren
Satz, dass auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet wird.
Selbstverständlich ist das nicht. Aber die Wirkung einer solchen
Beschäftigungsgarantie ist nicht zu unterschätzen. Denn würde
dieser Satz fehlen, wäre das auch ein Signal nach außen, dass
man sich selbst in Frage stellt. So gesehen ist dieser Satz das
Grundfundament einer in die Zukunft gerichteten Vereinbarung.
Mitarbeitern kommuniziert wird. So hatte der Vorstand schon
bald nach der großen Jubiläumsfeier zum 150. Geburtstag der
BASF für die Beschäftigten in einer unangenehmen Schlagzahl
eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Und die Beschäftigten, ob
direkt betroffen oder nicht, fragten sich bald, wo das noch hinführen wird beziehungsweise wann der eigene Bereich dran ist. Als
Stichworte seien hier genannt: die Tätigkeitsverlagerung im
Bereich ZFS, die geplante Ausgründung des Pigment-Geschäfts,
die Veränderungen in der Standort-Logistik und das geplante
Sparprogramm „DrivE“. Mit all diesen einzelnen Bekanntgaben
IG BCE-Bezirksleiter Roland Strasser
wurden zugleich eine Menge Fragen aufgeworfen und es wurde
eine große Verunsicherung geschürt. All das hätte man besser
kommunizieren können, ja besser kommunizieren müssen!
Schon diese große Herausforderung, nämlich die Weichen zu
stellen für qualifiziertes Personal auch in der Zukunft, macht
deutlich, wie wichtig die Fortsetzung der Standortvereinbarung
ist. Wichtig ist dabei aber nicht die Hülle, es kommt vielmehr auf
die Inhalte und die Richtung an. Erstere sind in der neuen Stand-
So gut die neue Standortvereinbarung aber auch ist, ist die
Stimmung bei den Beschäftigten im Unternehmen seit geraumer
Zeit als eher schlecht zu bezeichnen. Es ist eine latente Missstimmung, die sich besonders im Laufe der vergangenen ein, zwei
Jahre angesammelt hat. Ein Teil der Ursache dafür ist ganz
offensichtlich das Kommunikationsmanagement in der BASF,
insbesondere die Art und Weise, wie nach innen mit den
Vor diesem Hintergrund ist die neue Standortvereinbarung auch
ein wichtiger und richtiger Schritt zum Wiederaufbau der Vertrauensbasis. Für viele Beschäftigte ist sie zugleich das Licht am Ende
des Tunnels – eines gefühlt langen Tunnels. Bei der Umsetzung
der Umorganisationen in den Bereichen ZFS, Pigmente und
Logistik muss nun das Sicherheitsbedürfnis der Mitarbeiter an
erster Stelle stehen. Wir erwarten hier einen wertschätzenden
Prozess und Verhandlungsergebnisse, die Arbeitsplatz- und
Entgeltsicherheit für jeden einzelnen beinhalten.
BASF-Arbeitsdirektorin | Margret Suckale
Werksleiter | Friedrich Seitz
BASF-Personalchef | Wolfgang Hapke
Eine Standortvereinbarung, wie der jüngst unterzeichnete
Vertrag für die Jahre 2016 bis 2020 zwischen der Unternehmensführung und dem Betriebsrat, sei alles andere als eine Selbstverständlichkeit, betonte die Arbeitsdirektorin der BASF SE, Margret
Suckale, bei der Vollversammlung der Vertrauensleute. Vielmehr
müssten die Ergebnisse für beide Seiten, das Unternehmen
einerseits und die Arbeitnehmer andererseits, passen. Dies, so
Suckale, sei „gelebte Vereinbarungskultur“.
Die Bauarbeiten auf dem Parkplatz der BASF-Kolonie seien
weitgehend abgeschlossen, teilte Werksleiter Friedrich Seitz
bei der Vollversammlung der Vertrauensleute mit. Anfang
Dezember solle dort die neue Schrankenanlage in Betrieb
gehen, ab dann könne der Parkplatz allein von Beschäftigten
des Unternehmens genutzt werden. Im Weiteren kam Seitz
auch auf die TDI-Anlage zu sprechen, die in Kürze ihren Betrieb
aufnehmen wird. Diese bezeichnete der Werksleiter als Paradebespiel für den Verbundstandort Ludwigshafen.
„Flexibilität wichtiger als je zuvor“
Dabei gebe die neue Standortvereinbarung zugleich Antworten
darauf, wie die BASF SE auch in den kommenden fünf Jahren im
globalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben wolle. In Zeiten,
in denen die wirtschaftliche Entwicklung immer dynamischer
und weniger vorhersehbar sei, sei neben einem qualifizierten
und engagierten Mitarbeiterteam vor allem auch Flexibilität von
Nöten. Das sei zwar nichts Neues, allerdings sei Flexibilität aktuell
wichtiger als je zuvor. Zudem gelte es, auch vor dem Hintergrund
der nach unten korrigierten Umsatzprognose der BASF für das
Jahr 2015, noch effizienter zu werden, sagte die Arbeitsdirektorin
weiter. Dazu solle nach den Effizienzprogrammen „Next“ und
„Step“ im kommenden Jahr ein weiteres Programm mit dem
Namen „DrivE“ an den Start gehen. DrivE umfasse Effizienzmaßnahmen über alle BASF-Einheiten hinweg mit einer angestrebten
jährlichen Ergebnisverbesserung von in Summe einer Milliarde
Euro von Ende 2018 an. Den Vertrauensfrauen und -männern
dankte Suckale für deren Arbeit, wobei sie insbesondere die
Arbeit der Vertrauensleute des Bereichs Pigmente hervorhob.
Obwohl die Situation dort nicht einfach sei, habe sie die Gespräche als „offen und wertschätzend“ empfunden“, so Suckale.
IG BCE LU Unsere Stärke verbindet.
„Kolonie-Parkplatz bald fertiggestellt“
BASF-Betriebsratsvorsitzender | Robert Oswald
Verabschiedung von Wolfgang Hapke
und Friedrich Seitz
Abschließend verabschiedete Betriebsratsvorsitzender Robert
Oswald den Personalchef der BASF SE, Wolfgang Hapke, und
den Werksleiter Friedrich Seitz, die beide Anfang 2016 in Ruhestand gehen und somit ihre letzte Vertrauensleute-Vollversammlung begleiten durften. „Sie bleiben in guter Erinnerung,
weil sie stets konstruktiv mit dem Betriebsrat und den Vertrauensleuten zusammenarbeiten“, so Oswald.
Gleichzeitig mit der Verabschiedung stellten sich die Nachfolger von Hapke und Seitz den Vertrauensleuten vor. Dr. André
Becker (46) wird ab 1. März 2016 neuer Personalchef, Dr. Uwe
Liebelt (49) folgt am 1. Januar 2016 auf Seitz als Leiter des
Werks Ludwigshafen.
„Gute Arbeit und gute Mitarbeiter für das
Pigment-Geschäft“
BASF-Personalchef Wolfgang Hapke erklärte bei der Vertrauensleute-Vollversammlung die Entscheidung des Unternehmens, das Pigment-Geschäft in eine eigenständige BASF-Tochtergesellschaft auszugliedern. Dieser Schritt sei notwendig,
um BASFs führende Rolle im Pigment-Geschäft zu erhalten
und auszubauen. Zugleich versicherte er, dass es keine
Entscheidung des Unternehmens gebe, das Pigment-Geschäft
in einem späteren Schritt zu verkaufen beziehungsweise ein
Joint Venture einzugehen.
An die betroffenen knapp 800 Mitarbeiter am Standort
Ludwigshafen appellierte der Personalchef, den Weg mitzugehen und ihre sehr gute Arbeit auch in der künftigen Tochtergesellschaft zur Verfügung zu stellen. Dabei wies er darauf hin,
dass der Schutz der Standortvereinbarung vor betriebsbedingten Kündigungen auch für die Mitarbeiter des Pigmentbereichs gilt. An der jüngsten Mitarbeiterbefragung im Juni
haben sich laut Hapke gut 23.400 Beschäftigte der BASF SE
beteiligt. Das sind 69 Prozent der Mitarbeiter.
Kritisch bewertet worden seien von diesen insbesondere die
Themen Anerkennung ihrer Leistungen, Unterstützung durch
Führungskräfte sowie die Kommunikation bei anstehenden
Veränderungen, mit der Folge, dass die Veränderungen für die
Betroffenen allzu häufig nicht nachvollziehbar seien. Der
Personalchef versprach, diese Anliegen ernst zu nehmen und
daran zu arbeiten, „um uns hier zu verbessern“.
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DIE STANDORTVEREINBARUNG, KOMMUNIKATIONS-PROBLEME IM UNTERNEHMEN
UND DIE HÖHE DER ARBEITSBELASTUNG SIND THEMEN DER DISKUSSION
Ramon Jüngling, Vertrauensmann im Bereich Pigmente,
bekräftigte die Aussagen von Matta. Seit Juli warteten die
betroffenen Beschäftigten auf Antworten hinsichtlich Sinn und
Zweck der geplanten Ausgliederung, sagte er an Arbeitsdirektorin Margret Suckale gewandt. Dabei stelle sich auch die Frage,
warum die Global Business Unit (GBU), zu der der Pigment-Bereich ab Anfang des neuen Jahres gehören wird, nicht zunächst
eine Chance unter dem Dach der BASF bekomme.
René Dillmann
„Wir haben da etwas, worauf wir stolz sein können“, sagte
Vertrauensleute-Vorsitzender René Dillmann mit Blick auf
die Standortvereinbarung 2020. Dillmann bedankte sich bei
der Unternehmensleitung wie auch beim Betriebsrat der BASF
SE für deren Zustandekommen und für das Aufeinanderzugehen der Verhandlungspartner. Nun gelte es, die Vereinbarung,
die zunächst „nur beschriebenes Papier ist“, mit Leben zu
erfüllen. Denn die neue Standortvereinbarung gebe im
Moment zwar ein Gefühl der Sicherheit, „aber ganz schnell
kommen auch wieder Verunsicherungen auf die Beschäftigten
zu“, mahnte Dillmann.
Nicht zufrieden sei er mit der geringen Beteiligung der Beschäftigten an der jüngsten Mitarbeiterbefragung, so der Vertrauensleute-Vorsitzende weiter. Offenbar halte ein großer Teil der
Kollegen mit seiner Meinung hinter dem Berg. Diese müsse
man nun dazu kriegen, sich zumindest an der Aufarbeitung der
Ergebnisse der Befragung zu beteiligen.
Vor dem Hintergrund der anstehenden Veränderungen im
Pigment-Geschäft, aber auch bei ZFS und bei der Standort-Logistik, dankte Dillmann den Vertrauensleuten in diesen
Bereichen für deren Arbeit. „Ihr habt es derzeit nicht einfach“
und wenn man bedenke, dass vielleicht auch die Vertrauensfrauen und -männer dort selbst von den anstehenden Änderungen betroffen sind, „verdient eure zusätzliche Tätigkeit
größten Respekt“.
Betriebsrat André Matta berichtete anschließend von der
momentanen Gefühlslage der Mitarbeiter im Pigment-Geschäft, die von der geplanten Ausgliederung dieses Bereichs in
eine Tochtergesellschaft betroffen sind. Diese hätten seit der
Ramon Jüngling
Vertrauensmann Hauke Meyer hatte eigentlich nur eine
Frage an die Unternehmensführung. Nämlich die, ob immer nur
die Arbeitnehmerseite Verzicht üben müsse, damit es weiter
vorangehe. Und schob dann noch eine zweite Frage nach:
Wann, wollte Mayer wissen, habe die oberste Führungsebene
eigentlich das letzte Mal Verzicht geübt.
Computer, die oftmals wegen Netzwerk-Problemen nicht
funktionierten, verdreckte Geräte, arbeiten in eigentlich noch
nicht bezugsfertigen Büros: Vertrauensmann Michael Kaya
bezeichnete es als „unverschämt“, die Mitarbeiter häufig unter
solchen Bedingungen ihrer Tätigkeit nachgehen zu lassen. Auf
diese Weise würden regelrecht und regelmäßig Lohnkosten
„verbrannt“, monierte er. Welche Flächen der BASF SE eigentlich
in Ludwigshafen noch zur Verfügung stehen, um räumlich zu
expandieren, wollte Vertrauensmann Helmut Hanitzsch
wissen. Sorgen bereiteten ihm auch die über die Jahre wachsenden Verkehrsströme zum und vom Werksgelände. Wie,
fragte Hanitzsch, solle dies in nicht allzu ferner Zukunft
reibungslos funktionieren.
Auch sei die Verkündung der geplanten Maßnahmen im Juli
alles andere als eine Lehrstunde für gutes Management gewesen, äußerte Jüngling. Vielmehr sei dies ein „teurer Fehler“
gewesen, da die Mitarbeiter im Bereich Pigmente seither kaum
mehr motiviert seien und entsprechend wenig kreativ.
Jüngling forderte deshalb, dass bestehende Informationsvakuum so schnell wie möglich zu füllen.
Das Thema Arbeitsbelastung sprach Vertrauensmann Jürgen
Schweitzer an. Kritisch äußerte er sich in dem Zusammenhang
über die Führungskultur im Unternehmen und forderte einen
Dialog darüber. Nicht verstehen könne er zudem, dass die
Zeiterfassung von Leasing-Kräften in manchen Betrieben noch
händisch geschehe. Das, so Schweitzer, könnte man einfacher
handhaben.
Schließlich merkte er noch an, dass die Beschäftigten sehr wohl
bereit seien, bei Mitarbeiterbefragungen mitzumachen, wenn
man sie denn nur ernst nehme. Er habe mit Beschäftigten in
seinem Bereich vorab darüber gesprochen, die Beteiligung dort
habe letztlich deutlich über dem Durchschnitt gelegen.
Beatrix Cunningham
Projekte, Projekte, Projekte: Vertrauensfrau Beatrix Cunningham gab zu, allmählich den Überblick zu verlieren und all der
Projekte wegen zu wenig Zeit für ihre eigentliche Arbeit zu
haben. Sie befürchtete allerdings, dass es nicht nur ihr so geht.
„Hat irgendwer hier die roten Fäden in der Hand?“, fragte
Cunningham ironisch in die Runde. Der Unternehmensleitung
gab sie mit auf den Weg, dass ihre Kolleginnen und Kollegen
und auch sie selbst gerne ihre Arbeit machen würden, „wenn
man uns nur ließe“.
André Matta
Verkündung der Auslagerung im Juli Angst, weil sie nicht
wüssten, wie ihre Zukunft aussehe. Geschürt werde diese Angst
noch durch die schlechte Kommunikation von Seiten des
Unternehmens.
Zudem seien die betroffenen Kollegen verunsichert, weil sie
nicht wüssten, was passiert, wenn sie in die neue GmbH wechselten beziehungsweise wenn sie dazu nicht bereit seien. Er
hoffe, das die Überleitungsvereinbarung, die derzeit zwischen
Unternehmensleitung und Betriebsrat ausgehandelt wird,
diese Ängste und Verunsicherungen zerstreuen könne, sagte
Matta.
IG BCE LU Unsere Stärke verbindet.
Foto von ??
Stehender Applaus nach der Rede von Ramon Jüngling
Seite 3
CHEMIEKURIER
INTERVIEW STANDORTVEREINBARUNG 2020
Die Herausforderungen des ständigen Wandels
gemeinsam gestalten!
Verhandlungsführer des Betriebsrats | Sinischa Horvat
„Es darf keine Verlierer geben“
Sinischa, die Standortvereinbarung
2020 ist unter Dach und Fach.
Robert Oswald hat bei der Vollversammlung der Vertrauensleute die
zentralen Punkte der Vereinbarung,
etwa den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, ja bereits
hervorgehoben. Aber in der neuen
Sinischa Horvat
Standortvereinbarung steckt noch
mehr drin, was dem Betriebsrat äußerst wichtig ist.
Richtig. Natürlich ist es gut und absolut wichtig, dass die Unternehmensführung sich weiterhin zum Verbundstandort
bekennt und milliardenschwere Investitionen zusichert. Aber
der ständige Wandel hält für das Unternehmen und die
Beschäftigten noch eine ganze Reihe weiterer Herausforderungen bereit.
Neue Standortvereinbarung setzt bewährte
Zusammenarbeit der betrieblichen Sozialpartner fort
1997
2000
2002 2005
2011
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung
immer dynamischer und weniger vorhersehbar
2016
150 Jahre
Vereinbarung 2003
Laufzeit 2016 – 2020
"! Infrastruktur- und Serviceleistungen
"! Kompetenzzentren
Beschäftigungssicherung und Flexibilität
ausgewogen gestalten
Förderung der Wettbewerbsfähigkeit
durch stetige Weiterentwicklung (1)
Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen
2016-2020 Aufwendungen für Investitionen,
Modernisierungs- und Erhaltungsmaßnahmen
in Höhe von mindestens 6 Mrd. !
Sicherstellung der erforderlichen Flexibilität
"! Nutzung flexibler Beschäftigungsformen fortführen
und ausgestalten
"! Unverzichtbarer Beitrag zur Beschäftigungssicherung
"! Insbesondere für Arbeitsgebiete mit hohen Kapazitätsund Auftragsschwankungen
Voraussetzungen für Investitionen
"! Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu anderen Standorten
"! Stärkung für Verbund
"! Geeignete politische und wirtschaftliche
Rahmenbedingungen
150 Jahre
F&E-Investitionen am Standort
bleiben auf hohem Niveau der Vorjahre
"! Ludwigshafen weiterhin wichtigster F&E-Standort
in weltweitem Forschungsverbund
Quelle: BASF SE, 4 Folien aus dem Kommunikationsfoliensatz der BASF SE zur Standortvereinbarung
Und Robert Oswald musste in der Vertrauensleute-Vollversammlung endlich auch nicht mehr auf seine „Lieblingsthemen“ betriebliches Eingliederungsmanagement und
BV 82 „Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement“
zu sprechen kommen…
(lacht) Genau. Und der Grund dafür ist, dass wir die Unternehmensleitung nun endlich von der Notwendigkeit eines systematischen und flächendeckenden betrieblichen Eingliederungsmanagements überzeugen konnten und auch von der Wichtigkeit, die BV 82, die ja noch aus den 1980er Jahre stammt, zeitgemäß zu überarbeiten.
Auf diese Weise wollen wir Führungskräfte und Mitarbeiter
stärker dazu befähigen, mit der sich beständig ändernden
Situation an den Arbeitsplätzen, bedingt etwa durch den
technologischen Wandel, besser umgehen zu können.
Kommen wir zu den Themen Wissensmanagement und
Qualifizierung…
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der bei der
BASF SE ab 2018 spürbar werden wird, wenn altersbedingt viele
Regelkreis
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Wirksamkeitskontrolle/
Nachhaltigkeit
IG BCE LU Unsere Stärke verbindet.
150 Jahre
Vereinbarung 2000
Wie habt Ihr das bei den Verhandlungen geschafft?
Wir haben gute Überzeugungsarbeit geleistet, haben die Hintergründe geliefert, die klar gemacht haben, warum wir sowohl
das eine als auch das andere brauchen. Und dass dies auch zum
Vorteil des Unternehmens ist.
Ableitung
von Maßnahmen
"! Produktion
"! Forschung & Technologie
"! Vermarktung
Mit Veränderung zu Stabilität
Entwicklung der Beschäftigung
am Standort Ludwigshafen
Konkret ist in der Standortvereinbarung festgeschrieben, unser
betriebliches Gesundheitsmanagement im Sinne eines Regelkreises zu implementieren (siehe Grafik „Regelkreis Betriebliches Gesundheitsmanagement“).
Umsetzung
mit Fachstellen
Zentrale Rolle Ludwigshafens als größter
integrierter Verbundstandort mit
Zukunftssicherung durch Flexibilität
und betriebliche Partnerschaft
Dem wollten wir in der Standortvereinbarung 2020 Rechnung
getragen wissen. Und das Ergebnis zeigt, dass uns das auch
gelungen ist.
Gehen wir diese Themen doch mal der Reihe nach durch.
Stichwort Gesundheit…
Da ist es uns nun endlich gelungen, in der neuen Standortvereinbarung zusätzlich zu den bestehenden Vereinbarungen wie
etwa Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Altersvorsorge
sowie zu den verschiedenen Gesundheitsinitiativen, die es
bereits im Unternehmen gibt, neue Benchmarks zu setzen.
Hohes Maß an Flexibilität notwendig,
um Wandel aktiv zu gestalten
Die Herausforderungen des
ständigen Wandels gemeinsam
gestalten
150 Jahre
Welche Themen wären da besonders hervorzuheben?
Die Themen Qualifizierung und Wissensmanagement und
natürlich auch das ebenso große Thema Gesundheitsmanagement.
Bekenntnis zum Standort
und zu den Mitarbeitern
DemografieAnalyse
Bekenntnis
zum Mitarbeiter
Gefährdungsbeurteilung
Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, kommt auch diesen
beiden Themen immense Bedeutung zu. Denn mit den Abgängen geht viel Erfahrung und auch Wissen verloren, wenn dieses
nicht rechtzeitig an jüngere Kollegen weitergegeben wird.
Deshalb muss das Wissensmanagement strategisch angegangen werden. In jeder Einheit bedarf es etwa einer Demografie-Analyse, um daraus die Bedarfe ableiten zu können. Wichtig
ist uns dabei, dass jüngere und ältere Mitarbeiter zusammenkommen, damit das Wissen direkt weitergegeben werden kann.
Dafür müssen aber die personellen Ressourcen zur Verfügung
stehen, sprich, es muss längere Überlappungszeiträume geben.
Diese Möglichkeiten müssen von den Führungskräften und der
Unternehmensleitung geschaffen werden.
Macht das Unternehmen das so mit?
Die Unternehmensleitung hat mittlerweile ein großes Interesse
am Wissenstransfer. Allerdings setzt sie dabei nach unserem
Dafürhalten zu sehr auf die Wissensdokumentation. Ein neuer
Mitarbeiter hat jedoch kaum Zeit, sich über Tage einzulesen,
sondern wird sofort voll in die Arbeitsabläufe eingeplant.
Deshalb kann die Kernforderung beim Wissenstransfer nur
lauten: Jung und Alt müssen Hand in Hand arbeiten.
Damit wäre auch schon das Thema Qualifizierung angerissen, bei dem es in der Standortvereinbarung vor allem
auch um die Frage geht, wie Mitarbeiter, die beispielsweise von Restrukturierungen betroffen sind, schnellstmöglich auf neue Arbeitsplätze im Unternehmen vermittelt
werden können.
Dafür wird die neue Personalplattform eingerichtet, die in der
Standortvereinbarung beschrieben ist. Ziel dieser Einrichtung
soll es sein, in Beratungsgesprächen die Stärken und Interessen
eines jeden betroffenen Mitarbeiters herauszuarbeiten, um
diesem dann ein adäquates Qualifizierungsangebot machen zu
können. Daneben soll aber auch die Präventionsarbeit weiter
gestärkt werden, um Beschäftigte möglichst von vornherein
davor zu bewahren, überhaupt erst in die Personalplattform, in
der ja die Mitarbeiteragentur aufgeht, zu kommen.
Zentrales Ziel all dieser Überlegungen und Maßnahmen ist es,
trotz aller Veränderungen, die auf uns zukommen, alle Beschäftigten der BASF SE mitzunehmen. Bei dem ständigen Wandel
soll und darf es keine Verlierer geben.
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UMFRAGE UNTER VERTRAUENSLEUTEN
Was haltet Ihr von der neuen Standortvereinbarung?
Raajvinder Singh, Forschung GM:
„Die neue Standortvereinbarung ist
grundsätzlich eine positive Sache. Vor
allem finde ich es gut, dass wieder
Investitionen in Milliardenhöhe zugesichert wurden, auch im Bereich der
Forschung und Entwicklung. Aber
manche Punkte verunsichern mich
Raajvinder Singh
auch, etwa das Thema Portfoliomanagement. Da fragt man sich schon, was da noch kommen mag.“
Ingmar Jung, ZFS/PI (Rechnungsprüfung): „Ich bin sehr froh, dass die
Standortvereinbarung zustande gekommen ist. Da ich zu den Betroffenen gehöre, deren Tätigkeiten in den
nächsten Jahren nach Berlin verlagert
werden, hätte ich mir große Sorgen
über meine Zukunft gemacht, wenn
Ingmar Jung
diese Vereinbarung nicht unter Dach
und Fach gebracht worden wäre.“
Jörg Walter, EST/MC (Service-Center
Entstörung): „Wichtig ist vor allem
das klare Bekenntnis der Unternehmensleitung zum Verbundstandort
und damit auch zu den Serviceeinheiten. Ebenso wichtig ist, dass die
BASF SE weiterhin selbst ausbildet.
Das garantiert Nachwuchsförderung
auf hohem Niveau.“
Katharina Henkes, G-CME (Forschung
und Entwicklung): „Das Wichtigste
sind der Ausschluss betriebsbedingter
Kündigungen und das Bekenntnis
zum Verbundstandort. Ich wundere
mich allerdings, warum die neue
Vereinbarung offenbar so eine schwere Geburt war. Weitere wichtige
Katharina Henkes
Themen sind das Gesundheitsmanagement und der Wissenstransfer. In meinem Fall war es
nämlich so, dass ich nach der Ausbildung in den Betrieb kam
und bald allein auf weiter Flur war. Es wäre natürlich besser
gewesen, wenn mir erfahrenere Kollegen über einen längeren
Zeitraum noch Wissen hätten vermitteln können.“
Jörg Walter
Andreas Jammer, EDC/OM (Pigmente): „Wir Beschäftigten im Pigment-Geschäft haben natürlich gerne gehört,
dass der Verzicht auf betriebsbedingte
Kündigungen, den das Unternehmen
in der Standortvereinbarung garantiert, nun auch für uns gelten soll.
Ansonsten steht für uns jetzt die
Andreas Jammer
kommende Überleitungsvereinbarung
im Vordergrund. In der muss ganz klar die Sicherheit der betroffenen Beschäftigten geregelt sein.“
Stephanie Dobsa, GUA (Arbeitsmedizin): „Ich bin sehr zufrieden darüber,
dass nun endlich das betriebliche
Eingliederungsmanagement geregelt
wird. Das ist unglaublich wichtig für
jene Kollegen, die nach langer Krankheit zurück ins Arbeitsleben finden
wollen. Überhaupt ist es richtig und
Stephanie Dobsa
wichtig, dass das Thema Gesundheitsmanagement seinen Platz in der Standortvereinbarung
gefunden hat. Schließlich wollen wir doch alle, dass unsere
Beschäftigungsfähigkeit erhalten bleibt.“
LEIHARBEIT UND WERKVERTRÄGE
Maria-Lucia Amoddeo und Cesina Staudt
Maria Lucia Amoddeo und Cesina Staudt, Vorsitzende und
stellvertretende Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung BASF SE: „Wir als Jugendvertretung finden es
sehr wichtig, dass die BASF auch in die Zukunft denkt und mit uns
und den Betriebsräten Standortvereinbarungen abschließt. Also
ist es super, dass wir nun endlich eine Standortvereinbarung
2020 haben, die eine eigene Ausbildung unter dem Dach der
BASF SE sichert. Die Ausbildung ist ein wichtiger Bestandteil
unserer Firma und die gehört untrennbar zu diesem Standort der
BASF SE. So ein großer Standort gibt uns Jugendlichen immer
auch Perspektiven für eine gute Ausbildung und vielfältige
Einsatz- und Übernahmemöglichkeiten. Das hat die BASF Ausbildung in der Vergangenheit so gut gemacht, so gut muss sie auch
bleiben. Wichtig ist für uns, dass die Ausbildungsplatzzahlen
auch zukünftig mindestens auf dem gleichen Niveau bleiben.
Leider haben die Veränderungen in der BASF wohl auch langfristig Auswirkungen auf die Ausbildung. Der Lernort Betrieb wird an
Bedeutung für die Ausbildung gewinnen. Das finden wir als
Jugendvertretung erstmal gut, sehen aber einige Punkte noch
etwas kritisch und hoffen, dass wir sie mit dem Unternehmen
positiv gestalten können.
Wir erwarten, dass unseren Betreuern vor Ort, die sich um Auszubildende kümmern, auch die Zeit dafür gegeben wird. Aktuell
sind wir ja schon in Verhandlungen mit der Ausbildungsleitung
zum Thema „Qualität am Lernort Betrieb“. Die BASF scheint sich
immer schneller zu verändern und auch Auszubildende erwarten
Sicherheit und Perspektiven, also Qualität und Übernahme.
Unsere Azubis wollen natürlich auch nicht in unmodernen Unternehmen arbeiten und sind bereit, die Entwicklungen der BASF
mitzugehen. Aber sie wissen mittlerweile genau um ihren Wert
für das Unternehmen, denn der Begriff Fachkräftemangel stärkt
uns Jugendliche. Wir erwarten, dass die Ausbildung nicht unter
der Kostenbrille verändert wird. Uns geht es um Qualität, und
dafür kämpfen wir als JAV.“
IG BCE LU Unsere Stärke verbindet.
Missbrauch stoppen
Die Thematik prekäre Beschäftigung – also unsichere
Arbeitsverhältnisse durch Leiharbeit und Werkverträge - ist
seit Jahren ein Thema, da viele Menschen in solchen
Vertragsstrukturen arbeiten. Die Tatsache, dass die komplette und freie Flexibilisierung sowie die fehlende Mitbestimmung von Leiharbeit und Werkverträgen zu Missbrauch
führen, haben die Gewerkschaften immer wieder angemahnt und auf die politische Agenda gebracht. Da es
bislang keine gesetzlichen Leitplanken gab, haben wir als
IG BCE und ihre Betriebsräte betriebliche und tarifliche
Lösungen gesucht, um den Missbrauch zu begrenzen und
die Rahmenbedingungen zu verbessern. Doch dies geht
immer nur dort, wo bereits Mitbestimmungsstrukturen
vorhanden sind; somit ist der Gesetzgeber weiter gefordert.
Die Bundesregierung will Leiharbeit und Werkverträge nun
strenger regulieren. Mit einem Gesetzentwurf des Bundesarbeitsministeriums ist in nächster Zeit zu rechnen. Grund für
die Beschäftigung der Politik mit dem Thema ist, dass der
Einsatz von Fremdbeschäftigten immer weiter zunimmt. Im
Hinblick auf eine gesetzliche Neuregelung wird sich der
Gesetzgeber an der Koalitionsvereinbarung orientieren. Die
Leiharbeit betreffend haben sich die Regierungsparteien auf
eine Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten geeinigt.
Nach spätestens neun Monaten sollen Leiharbeitnehmer die
gleiche Bezahlung erhalten wie die Stammbeschäftigten.
Bezüglich der Werkverträge sollen die Informationsrechte
des Betriebsrats sichergestellt werden müssen. Scheinwerkverträge sollen so wie die unerlaubte Arbeitnehmerüberlassung sanktioniert werden.
Gesetzliche Änderungen im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) sowie eine Erweiterung der Informationsrechte
allein werden unseren Anforderungen aber nicht gerecht.
Zwar sind wichtige Eckpunkte im AÜG als Untergrenze
unerlässlich, aber nur durch eine gleichzeitige Stärkung der
Mitbestimmungsrechte und durch verbesserte tarifvertragliche Regelungen kann unserer Überzeugung nach der
Missbrauch von Fremdbeschäftigung und damit der zunehmende Druck auf Stammbelegschaften verhindert werden.
Aus unserer Sicht muss deshalb ganz klar geregelt sein, dass
der Einsatz von Leiharbeit nur zum ursprünglich definierten
Zweck, nämlich der Abdeckung von kurzfristigen Auftragsspitzen, erfolgen darf. Außerdem muss der Missbrauch von
Werkverträgen durch Scheinwerkverträge verhindert
werden. Das Spannungsfeld zwischen der Anwendung von
Flächentarifverträgen einerseits und dem Flexibilitätsdruck
in den Unternehmen andererseits lässt sich unserer
Meinung nach am besten dadurch gestalten, dass die
Flächentarifverträge erhalten bleiben und überprüfbare und
gestaltbare Flexibilitätsnotwendigkeiten auf tariflicher
Grundlage geregelt werden. Die Beibehaltung beziehungsweise die Schaffung eines tariflichen Rahmens für möglichst
viele Arbeitnehmer auf einem hohen Niveau muss durch
den Ausbau von Mitbestimmungsrechten für Betriebsräte
ergänzt und unterstützt werden.
Mit den Branchenzuschlags-Tarifverträgen haben wir erste
wichtige Eckpunkte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern gesetzt, auch ist die Mitbestimmung
beim Einsatz von Leiharbeitern weitestgehend reguliert.
Relativ ungeregelt sind bislang hingegen missbräuchliche
Arbeitsformen durch Werkverträge sowie Scheinselbstständige. Zwar sind Werkverträge ein bewährtes Instrument des
deutschen Rechtssystems, allerdings haben sich
missbräuchliche Formen entwickelt, für die es bisher keine
ausreichenden rechtlichen Rahmen der Kontrolle und der
Mitbestimmung gibt. Der Politik haben wir deshalb konkrete Vorschläge unterbreitet, wie das Betriebsverfassungsgesetz und das Gesetz zur Arbeitnehmerüberlassung geändert
werden müssten, um hier Abhilfe zu schaffen.
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CHEMIEKURIER
BESSERE QUALIFIZIERUNG DER VERTRAUENSLEUTE
Neues Schulungsprogramm
unter Dach und Fach
Gemeinsam mit der Unternehmensführung und dem
Betriebsrat der BASF SE haben wir als IG BCE inzwischen ein
Schulungs-Programm aufgelegt, mit dem insbesondere neue
Vertrauensfrauen und -männer noch besser auf ihre Aufgaben in den Betrieben vorbereitet werden sollen. Die
Schulung der Vertrauensleute wird künftig fünf Tage in
Anspruch nehmen, bislang waren es zwei Tage. „Die verbesserte Qualifizierung trägt der ständig wachsenden Themenvielfalt Rechnung und soll die Vertrauensleute zu noch
kompetenteren Ansprechpartnern machen“, sagt Betriebsrat
Joachim Müller, der wie bisher für die Schulungen zuständig
ist und dabei von den Betriebsrätinnen Monika Haag und
Sandra Schinke unterstützt wird. Schulungsthemen werden
etwa die Rechte, Pflichten und Aufgaben der Vertrauensleute
sein, der Aufbau der BASF SE, die Struktur des Betriebsrats
und die Gremienarbeit im Unternehmen. Weitere Themen
sind unter anderem die Grundlagen aus dem deutschen
Arbeitsrecht, des Betriebsverfassungsrechtes und – ganz neu
– ist der Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagementes. Eine wichtige Bedeutung werden künftig auch die Rollen
der IG BCE und des Arbeitgeberverbandes im Betrieb einnehmen. Ziel ist es, den Vertrauensleuten die Hintergründe,
Geschichte und Notwendigkeit von Mitbestimmung und der
Sozialpartnerschaft im Betrieb zu vermitteln, als Basis für ihre
Arbeit.
Neben der Behandlung dieser Themenkomplexe sei es aber
auch ganz wichtig, „dass wir künftig auch die Zeit haben
werden, Fallbeispiele darzustellen und diese durchzuspielen“,
sagt Müller. Zudem bliebe mehr Zeit für Diskussionen.
Dadurch könnten die Vertrauensleute im Anschluss an die
Schulung sofort kompetent ihre Aufgaben wahrnehmen. Los
geht es mit dem neuen Schulungsprogramm ab Februar 2016,
VERANSTALTUNG ZUR FLÜCHTLINGSTHEMATIK
Anpacken statt meckern!
Ziya Yüksel, Mitglied der Kommission für Interkulturelle
Zusammenarbeit, appellierte bei der Vollversammlung der
Vertrauensleute, den Hundertausenden Flüchtlingen, die derzeit
nach Deutschland kommen, nicht
abweisend gegenüber zu stehen.
Migration, so Yüksel, sei ein Teil der
Menschheitsgeschichte und alle
müssten sich endlich eingestehen,
dass Deutschland ein EinwandeZiya Yüksel
rungsland war und ist. Denen, die
die Flüchtlinge und deren Unterkünfte angreifen, gelte es
gemeinsam die Stirn zu bieten. Klar sei aber auch, dass der
Flüchtlingsstrom nach Deutschland so nicht anhalten könne.
Yüksel forderte die Politik deshalb auf, die Ursachen für die
Flüchtlingsströme zu bekämpfen und sich innerhalb Europas
bei der Aufnahme und Verteilung der Menschen solidarisch
zu verhalten.
Für Flüchtlinge mit hoher Bleiberechtsperspektive mahnte er
zugleich die versprochenen konkreten Integrationskonzepte
und Arbeitsmarktprojekte an. Wer sage „Wir schaffen das!“,
der müsse auch liefern. Schließlich laute hierzulande derzeit
die wichtigste Frage, wie man es schaffen kann, die neuen
Bürger schnell einzugliedern, sie sozial, gesellschaftlich und
arbeitstechnisch teilhaben zu lassen. Unmissverständlich
machte Yüksel dabei deutlich, dass bei diesem Prozess weder
Bildungsstandards noch der Mindestlohn angetastet werden
dürften. In der gegebenen Situation könne die Devise nur
lauten: konstruktiv diskutieren und anpacken, anstatt zu
meckern.
Dabei lobte Yüksel die positiven Signale aus der Wirtschaft
und insbesondere die schnellen Reaktionen von Seiten der
BASF wie auch von unserer Seite. So hat die BASF jüngst das
Projekt „Start Integration“ ins Leben gerufen, das Flüchtlingen mit hoher Aussicht auf Bleiberecht Perspektiven für den
Berufseinstieg bietet, wir, die IG BCE, unterstützen mit
unserer Aktion „Flüchtlinge willkommen!“ das Kinderhilfswerk „terre des hommes“.
EINLADUNG
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die aktuelle Zuwanderungsthematik ist für uns als Aufnahmegesellschaft Chance und Herausforderung zugleich. Ein
fruchtbares und respektvolles Miteinander ist unser aller
Ziel. Dies kann aber nur gelingen, wenn wir alle mit anpacken! Es liegt nun an uns!
Als Kommission für interkulturelle Zusammenarbeit möchten wir auch einen Beitrag in dieser Debatte leisten und
laden euch hiermit zu unserer Veranstaltung
"Integration von Flüchtlingen - jetzt!
Anpacken statt meckern"
ein. Wir hoffen, viele von euch am 30. November 2015 im
Vortragssaal des Betriebsratsgebäudes in Z10 begrüßen zu
dürfen. Beginn ist um 17:00 Uhr.
geplant sind vier Angebote jährlich. Geschult wird in zwei
Abschnitten, das erste Modul nimmt zwei Tage in Anspruch,
das zweite, welches wenige Wochen später folgt, drei Tage.
Verpflichtend sei die Schulung zwar nicht, sagt Müller, „aber
wir erwarten schon, dass alle Vertrauensleute das Angebot
wahrnehmen“.
Wie Müller zeigt sich auch Vertrauensleute-Vorsitzender René
Dillmann äußerst zufrieden mit dem neuen, umfassenderen
Schulungsangebot. „Um die kommenden Herausforderungen gemeinsam gestalten zu können, benötigen die Vertrauensleute eine solide Grundqualifizierung“, so Dillmann.
Mit der neuen Seminarreihe gingen die IG BCE, das Unternehmen und der Betriebsrat der BASF SE einen wichtigen Schritt
in die richtige Richtung. „Denn in Zeiten ständigen Wandels
brauchen wir mehr denn je kompetente Vertrauensfrauen
und -männer.“
VERÄNDERUNGEN
IM AT-ENTGELTSSYSTEM
Wenn etwas verändert wird, ergeben sich sehr oft viele
Fragen. In den kommenden Tagen werden die AT-Mitarbeiter über die vereinbarten Veränderungen im AT-Entgeltssystem informiert. Auf der Vertrauensleutevollversammlung
hat das Unternehmen bereits einen kurzen Abriss gegeben.
Wie hat sich die Lage der AT-Gehälter im Vergleich zum
Markt entwickelt, wie soll der Midpoint in den kommenden
Jahren weiterentwickelt werden und wie sehen klarere
Spielregeln bei den Stellenausschreibungen aus? Zu diesen
und anderen Veränderungen werden die IG BCE-Betriebsräte in der AT-Kommission und die AT-Zielgruppe der IG BCE
drei Informationsveranstaltungen für alle betroffenen
AT-Mitarbeiter und Interessierte anbieten.
Termine und Veranstaltungsorte
der Infoveranstaltungen:
18.11.2015 | 16:30 Uhr
im Gebäude Q920 (im Sitzungsraum des Betriebsrates A009)
1.
26.11.2015 | 17:00 Uhr
Betriebsratsgebäude Z10 (im Vortragssaal)
2.
Als Gäste konnten wir Hannele Jalonen (Integrationsbeauftragte Stadt Ludwigshafen) und Roland Graßhoff (Geschäftsführer vom Initiativausschuss für Migrationspolitik in Rheinland-Pfalz) gewinnen.
Ziel der Veranstaltung ist es, einen Überblick über das
Asylverfahren zu geben und Integrations- und Hilfsmöglichkeiten an praktischen Projekten und Beispielen aufzuzeigen.
Bei der anschließenden Diskussion stehen unsere Referenten
gerne für Fragen zur Verfügung. Wir freuen uns auf einen
interessanten Abend und eine spannende Diskussion.
3.
02.12.2015 | 17:00 Uhr
Betriebsratsgebäude Z10 (im Vortragssaal)
FROHE WEIHNACHTEN!
Mit solidarischen Grüßen
Ziya Yüksel
(Mitglied Kommission Interkulturelle Zusammenarbeit)
EURE IG BCE IN LUDWIGSHAFEN
IMPRESSUM | Herausgeber: IG BCE, Bezirk Ludwigshafen, Rathausplatz 10+12, 67059 Ludwigshafen | Verantwortlich: Roland Strasser | Redaktion: Markus Knopp, Doris Klausat, Steffen Seuthe
Fotos: IG BCE, BASF - The Chemical Company | Gestaltung/Layout: PMinteractive GmbH, Prinzenstraße 1, 30159 Hannover | Druck: BWH GmbH, Beckstraße 10, 30457 Hannover
IG BCE LU Unsere Stärke verbindet.
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