CHEMIEKURIER Informationen für IG BCE-Mitglieder bei der BASF SE Ludwigshafen | Ausgabe 4/2015 Inhalte der Vertrauensleute-Vollversammlung und Aussagen zum Pigmentgeschäft Standortvereinbarung 2020 11. November 2015 Qualifizierungskonzept der Vertrauensleute und weitere Themen Neue Standortvereinbarung setzt bewährte Zusammenarbeit der betrieblichen Sozialpartner fort 1997 2000 2002 2005 2011 2016 Die Herausforderungen des ständigen Wandels gemeinsam gestalten Zukunftssicherung durch Flexibilität und betriebliche Partnerschaft Mit Veränderung zu Stabilität 150 Jahre Entwicklung der Beschäftigung am Standort Ludwigshafen Vereinbarung 2003 Laufzeit 2016 – 2020 Vereinbarung 2000 Mehr auf Seite 2 und 3 Mehr auf Seite 4 und 5 Qualifiziert gut! Mehr auf Seite 6 Mit der am 21. Oktober unterzeichneten neuen Standortvereinbarung gäben das Unternehmen und der Betriebsrat der BASF den Beschäftigten lang erwartete und klare Botschaften für die Zukunft, sagte Betriebsratsvorsitzender Robert Oswald bei der Vollversammlung der Vertrauensleute am 4. November im BASF-Feierabendhaus. Vor dem Hintergrund der anstehenden Veränderungen und der Vielzahl an laufenden und kommenden Projekten sei dies von enormer Bedeutung. „AKTIVE MITGESTALTUNG UND BESCHÄFTIGUNGSSICHERUNG GEHEN HAND IN HAND“ Oberste Ziele des Betriebsrats bei den langwierigen Verhandlungen seien gewesen, durch den erneuten Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und die Zusage von Seiten des Unternehmens, weiterhin in den Standort Ludwigshafen zu investieren, Sicherheit für die Beschäftigten zu schaffen. Diese Ziele seien erreicht worden, hob Oswald hervor. Zudem gebe es in der Standortvereinbarung 2020 erneut das klare Bekenntnis zum integrierten Verbundstandort mit Produktion, Forschung und Entwicklung, Vermarktung, Infrastruktur- und Serviceleistungen sowie Kompetenzzentren der BASF. „Wir bleiben also weiterhin der wichtigste Verbundstandort der BASF mit allen dafür notwendigen Einheiten“, verkündete der Betriebsratsvorsitzende. Die Unternehmensseite habe diese Zusagen aber auch deshalb gegeben, damit die Beschäftigten den ständigen Wandel bei der BASF motiviert und engagiert mitgestalteten, führte Oswald weiter aus. Mit Blick auf die immer dynamischeren weltwirtschaftlichen Entwicklungen sei dabei von jedem einzelnen Mitarbeiter ein hohes Maß an Flexibilität gefragt. Der Betriebsratschef brachte die Inhalte der Standortvereinbarung letztlich auf die Formel: Aktive Mitgestaltung und Beschäftigungssicherung gehen Hand in Hand. Flexibilität bedeute überdies, dass die BASF SE sich auch in Zukunft möglicherweise von Arbeitsgebieten trenne oder neue hinzunehme, sagte Oswald. Der Betriebsrat könne solche Entscheidungen zwar nicht verhindern, „aber wir können Regelungen treffen, die die davon betroffenen Mitar- IG BCE LU Unsere Stärke verbindet. beiter schützen“. In dem Zusammenhang kam der Betriebsratsvorsitzende auf die Situation der Beschäftigten im Pigment-Geschäft zu sprechen, das Mitte nächsten Jahres in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert werden soll. Für die knapp 800 betroffenen Mitarbeiter brauche man schnell Verabredungen mit dem Unternehmen, die ein Höchstmaß an Sicherheit für die Beschäftigten und deren Arbeitsplätze garantierten. Ebenso erwarteten die 177 Mitarbeiter bei ZFS, deren Tätigkeiten in den nächsten Jahren nach Berlin verlagert werden, Antworten auf die Frage, wie ihre Zukunft aussehen wird, sagte Oswald und forderte ein „maßgeschnei- beiter SE-Beschäftigte bleiben und keiner seinen Arbeitsplatz verlieren, aber auch dort müsse es gelingen, langfristige Beschäftigungsperspektiven auf festen Stellen zu beschreiben, mahnte der Betriebsratsvorsitzende an. Diese Situationen und Entscheidungen hätten in den vergangenen Monaten zu Irritationen und Unsicherheit bei vielen Mitarbeitern geführt, kritisierte Oswald. Grund dafür seien nicht allein die getroffenen Entscheidungen selbst, sondern vielmehr auch „die Art und Weise, wie inzwischen mit unseren Kolleginnen und Kollegen kommuniziert wird“. Die Beschäftigten müssten aber mitgenommen werden, wozu es einer klaren Kommunikation nach innen bedürfe. Denn bei der Vielzahl von Entscheidungen und Projekten verstehe derzeit kaum noch jemand die Zusammenhänge, wodurch vieles einfach nicht mehr nachvollziehbar sei. Nochmals Ergebnisse konnte der Betriebsratschef hinsichtlich des AT-Entgeltsystems vermelden. In den Verhandlungen darüber sei zunächst überprüft worden, wo man aktuell bei der vereinbarten Heranführung der durchschnittlichen AT-Vertragsgehälter an das Marktniveau stehe. Dabei habe sich gezeigt, dass dieses Ziel für die EntgeltbänBASF-Betriebsratsvorsitzender Robert Oswald der 5.1 bis 7.2 in diesem Jahr erreicht worden sei. Für das Entgeltband 4.2 sei die Heranführung bis Ende dertes Weiterbildungskonzept“ für die Betroffenen. Überdies 2017 vereinbart worden. bedürfe es hinsichtlich der Wirtschaftsbetriebe, für die die Vereinbarung Ende des Jahres ausläuft, klarer und verlässliDamit sich die AT-Gehälter auch künftig adäquat entwickelcher Aussagen des Unternehmens zur künftigen Gestaltung ten, habe man sich mit dem Unternehmen zudem auf neue des Geschäftsmodells sowie konkreter Zusagen zur SicherParameter verständigt, teilte der Betriebsratsvorsitzende mit. heit der dortigen Arbeitsplätze. Und last but not least werde Mit diesen Anpassungen habe man mehr Verbindlichkeit und der Betriebsrat auch das veränderte Geschäftsmodell bei der Stabilität bei der Weiterentwicklung der AT-Gehälter geschafbetrieblichen Standort-Logistik im Blick behalten. Zwar fen, sagte Oswald. würden dort alle bisher bei der BASF SE beschäftigten MitarSeite 1 CHEMIEKURIER FORTSETZUNG BERICHTE AUS DER VERTRAUENSLEUTE-VOLLVERSAMMLUNG IG BCE-Bezirksleiter | Roland Strasser „Standortvereinbarung ist das Licht am Ende des Tunnels“ Mit der Unterzeichnung der Standortvereinbarung 2020 findet das BASF-Jubiläumsjahr nach all den Bekanntgaben über verschiedene Veränderungsprozesse doch noch einen verdienten Abschluss. Denn wie die Vorgängervereinbarungen setzt auch diese die richtigen Zeichen für die Belegschaft, die Wirtschaft und die Politik. Klare Zeichen, dass man als globales Unternehmen dieser Größenordnung in der Lage ist, vorausschauend zu handeln, Zusagen zu treffen und dass die gelebte Sozialpartnerschaft im Betrieb ein Garant für den Erfolg ist. Ein solches Vertragswerk fällt aber nicht vom Himmel, und die Verhandlungen darüber sind auch nicht immer konfliktfrei abgelaufen. Aber der Verhandlungsmarathon hat sich gelohnt, auch wenn er manches Mal an die Belastungsgrenzen der Beteiligten ging. Deshalb möchte ich allen Danke sagen, die die Verhandlungen begleitet haben. Dass die Standortvereinbarungen, die es seit nunmehr fast 20 Jahren gibt, fortgeführt werden, ist alles andere als selbstverständlich. Doch wenn man eine solche Erfolgsgeschichte hat, wäre es ein Fehler, diese nicht fortzuführen. Schließlich ist es uns über diese Vereinbarungen gelungen, durch die aktive Begleitung der Personal- und Unternehmenspolitik den Personalabbau der 1990er und 2000er Jahre zu stoppen. Nun gilt es, in der Personalpolitik weiter nach vorne zu schauen, denn nur ein Verwalten würde ein Veraltern der Belegschaft bedeuten. Und das wäre nicht zukunftsorientiert. ortvereinbarung klar gesetzt, und mit dem Bekenntnis für den Standort Ludwigshafen und die Mitarbeiter stimmt auch die Richtung. Es ist sogar noch mehr: Ein Bekenntnis für die Betrachtung des Mitarbeiters als Mensch und nicht als Ressource. Und das ist richtig so. Denn nicht der Standort an sich bringt die BASF SE voran. Es sind die Menschen, die täglich für ihr Unternehmen das Beste geben. Und genau hier kommen unsere Forderungen nach „Guter Arbeit“ ins Spiel. Denn wenn Menschen immer ihr Bestes geben, brauchen sie auch gute Regelungen, wie sie in der Standortvereinbarung formuliert sind. Dort findet sich auch das Thema Flexibilisierung wieder, das für das Unternehmen mit Blick auf ein sich ständig veränderndes Umfeld wichtige Leitplanken setzt. Allerdings darf dieses Thema nicht losgelöst gesehen werden von den anderen Themen der Standortvereinbarung die da sind Qualifizierung, Wissenstransfer, Nachwuchssicherung, Demografie und Gesundheitsmanagement. Nur wenn man die Standortvereinbarung als Ganzes sieht und danach handelt, ist sie ein Meilenstein, der Betriebsrat und das Unternehmen als handlungsfähige Gestaltungskräfte auszeichnet. Auch diese Standortvereinbarung beinhaltet wieder den ganz elementaren Satz, dass auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet wird. Selbstverständlich ist das nicht. Aber die Wirkung einer solchen Beschäftigungsgarantie ist nicht zu unterschätzen. Denn würde dieser Satz fehlen, wäre das auch ein Signal nach außen, dass man sich selbst in Frage stellt. So gesehen ist dieser Satz das Grundfundament einer in die Zukunft gerichteten Vereinbarung. Mitarbeitern kommuniziert wird. So hatte der Vorstand schon bald nach der großen Jubiläumsfeier zum 150. Geburtstag der BASF für die Beschäftigten in einer unangenehmen Schlagzahl eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Und die Beschäftigten, ob direkt betroffen oder nicht, fragten sich bald, wo das noch hinführen wird beziehungsweise wann der eigene Bereich dran ist. Als Stichworte seien hier genannt: die Tätigkeitsverlagerung im Bereich ZFS, die geplante Ausgründung des Pigment-Geschäfts, die Veränderungen in der Standort-Logistik und das geplante Sparprogramm „DrivE“. Mit all diesen einzelnen Bekanntgaben IG BCE-Bezirksleiter Roland Strasser wurden zugleich eine Menge Fragen aufgeworfen und es wurde eine große Verunsicherung geschürt. All das hätte man besser kommunizieren können, ja besser kommunizieren müssen! Schon diese große Herausforderung, nämlich die Weichen zu stellen für qualifiziertes Personal auch in der Zukunft, macht deutlich, wie wichtig die Fortsetzung der Standortvereinbarung ist. Wichtig ist dabei aber nicht die Hülle, es kommt vielmehr auf die Inhalte und die Richtung an. Erstere sind in der neuen Stand- So gut die neue Standortvereinbarung aber auch ist, ist die Stimmung bei den Beschäftigten im Unternehmen seit geraumer Zeit als eher schlecht zu bezeichnen. Es ist eine latente Missstimmung, die sich besonders im Laufe der vergangenen ein, zwei Jahre angesammelt hat. Ein Teil der Ursache dafür ist ganz offensichtlich das Kommunikationsmanagement in der BASF, insbesondere die Art und Weise, wie nach innen mit den Vor diesem Hintergrund ist die neue Standortvereinbarung auch ein wichtiger und richtiger Schritt zum Wiederaufbau der Vertrauensbasis. Für viele Beschäftigte ist sie zugleich das Licht am Ende des Tunnels – eines gefühlt langen Tunnels. Bei der Umsetzung der Umorganisationen in den Bereichen ZFS, Pigmente und Logistik muss nun das Sicherheitsbedürfnis der Mitarbeiter an erster Stelle stehen. Wir erwarten hier einen wertschätzenden Prozess und Verhandlungsergebnisse, die Arbeitsplatz- und Entgeltsicherheit für jeden einzelnen beinhalten. BASF-Arbeitsdirektorin | Margret Suckale Werksleiter | Friedrich Seitz BASF-Personalchef | Wolfgang Hapke Eine Standortvereinbarung, wie der jüngst unterzeichnete Vertrag für die Jahre 2016 bis 2020 zwischen der Unternehmensführung und dem Betriebsrat, sei alles andere als eine Selbstverständlichkeit, betonte die Arbeitsdirektorin der BASF SE, Margret Suckale, bei der Vollversammlung der Vertrauensleute. Vielmehr müssten die Ergebnisse für beide Seiten, das Unternehmen einerseits und die Arbeitnehmer andererseits, passen. Dies, so Suckale, sei „gelebte Vereinbarungskultur“. Die Bauarbeiten auf dem Parkplatz der BASF-Kolonie seien weitgehend abgeschlossen, teilte Werksleiter Friedrich Seitz bei der Vollversammlung der Vertrauensleute mit. Anfang Dezember solle dort die neue Schrankenanlage in Betrieb gehen, ab dann könne der Parkplatz allein von Beschäftigten des Unternehmens genutzt werden. Im Weiteren kam Seitz auch auf die TDI-Anlage zu sprechen, die in Kürze ihren Betrieb aufnehmen wird. Diese bezeichnete der Werksleiter als Paradebespiel für den Verbundstandort Ludwigshafen. „Flexibilität wichtiger als je zuvor“ Dabei gebe die neue Standortvereinbarung zugleich Antworten darauf, wie die BASF SE auch in den kommenden fünf Jahren im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben wolle. In Zeiten, in denen die wirtschaftliche Entwicklung immer dynamischer und weniger vorhersehbar sei, sei neben einem qualifizierten und engagierten Mitarbeiterteam vor allem auch Flexibilität von Nöten. Das sei zwar nichts Neues, allerdings sei Flexibilität aktuell wichtiger als je zuvor. Zudem gelte es, auch vor dem Hintergrund der nach unten korrigierten Umsatzprognose der BASF für das Jahr 2015, noch effizienter zu werden, sagte die Arbeitsdirektorin weiter. Dazu solle nach den Effizienzprogrammen „Next“ und „Step“ im kommenden Jahr ein weiteres Programm mit dem Namen „DrivE“ an den Start gehen. DrivE umfasse Effizienzmaßnahmen über alle BASF-Einheiten hinweg mit einer angestrebten jährlichen Ergebnisverbesserung von in Summe einer Milliarde Euro von Ende 2018 an. Den Vertrauensfrauen und -männern dankte Suckale für deren Arbeit, wobei sie insbesondere die Arbeit der Vertrauensleute des Bereichs Pigmente hervorhob. Obwohl die Situation dort nicht einfach sei, habe sie die Gespräche als „offen und wertschätzend“ empfunden“, so Suckale. IG BCE LU Unsere Stärke verbindet. „Kolonie-Parkplatz bald fertiggestellt“ BASF-Betriebsratsvorsitzender | Robert Oswald Verabschiedung von Wolfgang Hapke und Friedrich Seitz Abschließend verabschiedete Betriebsratsvorsitzender Robert Oswald den Personalchef der BASF SE, Wolfgang Hapke, und den Werksleiter Friedrich Seitz, die beide Anfang 2016 in Ruhestand gehen und somit ihre letzte Vertrauensleute-Vollversammlung begleiten durften. „Sie bleiben in guter Erinnerung, weil sie stets konstruktiv mit dem Betriebsrat und den Vertrauensleuten zusammenarbeiten“, so Oswald. Gleichzeitig mit der Verabschiedung stellten sich die Nachfolger von Hapke und Seitz den Vertrauensleuten vor. Dr. André Becker (46) wird ab 1. März 2016 neuer Personalchef, Dr. Uwe Liebelt (49) folgt am 1. Januar 2016 auf Seitz als Leiter des Werks Ludwigshafen. „Gute Arbeit und gute Mitarbeiter für das Pigment-Geschäft“ BASF-Personalchef Wolfgang Hapke erklärte bei der Vertrauensleute-Vollversammlung die Entscheidung des Unternehmens, das Pigment-Geschäft in eine eigenständige BASF-Tochtergesellschaft auszugliedern. Dieser Schritt sei notwendig, um BASFs führende Rolle im Pigment-Geschäft zu erhalten und auszubauen. Zugleich versicherte er, dass es keine Entscheidung des Unternehmens gebe, das Pigment-Geschäft in einem späteren Schritt zu verkaufen beziehungsweise ein Joint Venture einzugehen. An die betroffenen knapp 800 Mitarbeiter am Standort Ludwigshafen appellierte der Personalchef, den Weg mitzugehen und ihre sehr gute Arbeit auch in der künftigen Tochtergesellschaft zur Verfügung zu stellen. Dabei wies er darauf hin, dass der Schutz der Standortvereinbarung vor betriebsbedingten Kündigungen auch für die Mitarbeiter des Pigmentbereichs gilt. An der jüngsten Mitarbeiterbefragung im Juni haben sich laut Hapke gut 23.400 Beschäftigte der BASF SE beteiligt. Das sind 69 Prozent der Mitarbeiter. Kritisch bewertet worden seien von diesen insbesondere die Themen Anerkennung ihrer Leistungen, Unterstützung durch Führungskräfte sowie die Kommunikation bei anstehenden Veränderungen, mit der Folge, dass die Veränderungen für die Betroffenen allzu häufig nicht nachvollziehbar seien. Der Personalchef versprach, diese Anliegen ernst zu nehmen und daran zu arbeiten, „um uns hier zu verbessern“. Seite 2 DIE STANDORTVEREINBARUNG, KOMMUNIKATIONS-PROBLEME IM UNTERNEHMEN UND DIE HÖHE DER ARBEITSBELASTUNG SIND THEMEN DER DISKUSSION Ramon Jüngling, Vertrauensmann im Bereich Pigmente, bekräftigte die Aussagen von Matta. Seit Juli warteten die betroffenen Beschäftigten auf Antworten hinsichtlich Sinn und Zweck der geplanten Ausgliederung, sagte er an Arbeitsdirektorin Margret Suckale gewandt. Dabei stelle sich auch die Frage, warum die Global Business Unit (GBU), zu der der Pigment-Bereich ab Anfang des neuen Jahres gehören wird, nicht zunächst eine Chance unter dem Dach der BASF bekomme. René Dillmann „Wir haben da etwas, worauf wir stolz sein können“, sagte Vertrauensleute-Vorsitzender René Dillmann mit Blick auf die Standortvereinbarung 2020. Dillmann bedankte sich bei der Unternehmensleitung wie auch beim Betriebsrat der BASF SE für deren Zustandekommen und für das Aufeinanderzugehen der Verhandlungspartner. Nun gelte es, die Vereinbarung, die zunächst „nur beschriebenes Papier ist“, mit Leben zu erfüllen. Denn die neue Standortvereinbarung gebe im Moment zwar ein Gefühl der Sicherheit, „aber ganz schnell kommen auch wieder Verunsicherungen auf die Beschäftigten zu“, mahnte Dillmann. Nicht zufrieden sei er mit der geringen Beteiligung der Beschäftigten an der jüngsten Mitarbeiterbefragung, so der Vertrauensleute-Vorsitzende weiter. Offenbar halte ein großer Teil der Kollegen mit seiner Meinung hinter dem Berg. Diese müsse man nun dazu kriegen, sich zumindest an der Aufarbeitung der Ergebnisse der Befragung zu beteiligen. Vor dem Hintergrund der anstehenden Veränderungen im Pigment-Geschäft, aber auch bei ZFS und bei der Standort-Logistik, dankte Dillmann den Vertrauensleuten in diesen Bereichen für deren Arbeit. „Ihr habt es derzeit nicht einfach“ und wenn man bedenke, dass vielleicht auch die Vertrauensfrauen und -männer dort selbst von den anstehenden Änderungen betroffen sind, „verdient eure zusätzliche Tätigkeit größten Respekt“. Betriebsrat André Matta berichtete anschließend von der momentanen Gefühlslage der Mitarbeiter im Pigment-Geschäft, die von der geplanten Ausgliederung dieses Bereichs in eine Tochtergesellschaft betroffen sind. Diese hätten seit der Ramon Jüngling Vertrauensmann Hauke Meyer hatte eigentlich nur eine Frage an die Unternehmensführung. Nämlich die, ob immer nur die Arbeitnehmerseite Verzicht üben müsse, damit es weiter vorangehe. Und schob dann noch eine zweite Frage nach: Wann, wollte Mayer wissen, habe die oberste Führungsebene eigentlich das letzte Mal Verzicht geübt. Computer, die oftmals wegen Netzwerk-Problemen nicht funktionierten, verdreckte Geräte, arbeiten in eigentlich noch nicht bezugsfertigen Büros: Vertrauensmann Michael Kaya bezeichnete es als „unverschämt“, die Mitarbeiter häufig unter solchen Bedingungen ihrer Tätigkeit nachgehen zu lassen. Auf diese Weise würden regelrecht und regelmäßig Lohnkosten „verbrannt“, monierte er. Welche Flächen der BASF SE eigentlich in Ludwigshafen noch zur Verfügung stehen, um räumlich zu expandieren, wollte Vertrauensmann Helmut Hanitzsch wissen. Sorgen bereiteten ihm auch die über die Jahre wachsenden Verkehrsströme zum und vom Werksgelände. Wie, fragte Hanitzsch, solle dies in nicht allzu ferner Zukunft reibungslos funktionieren. Auch sei die Verkündung der geplanten Maßnahmen im Juli alles andere als eine Lehrstunde für gutes Management gewesen, äußerte Jüngling. Vielmehr sei dies ein „teurer Fehler“ gewesen, da die Mitarbeiter im Bereich Pigmente seither kaum mehr motiviert seien und entsprechend wenig kreativ. Jüngling forderte deshalb, dass bestehende Informationsvakuum so schnell wie möglich zu füllen. Das Thema Arbeitsbelastung sprach Vertrauensmann Jürgen Schweitzer an. Kritisch äußerte er sich in dem Zusammenhang über die Führungskultur im Unternehmen und forderte einen Dialog darüber. Nicht verstehen könne er zudem, dass die Zeiterfassung von Leasing-Kräften in manchen Betrieben noch händisch geschehe. Das, so Schweitzer, könnte man einfacher handhaben. Schließlich merkte er noch an, dass die Beschäftigten sehr wohl bereit seien, bei Mitarbeiterbefragungen mitzumachen, wenn man sie denn nur ernst nehme. Er habe mit Beschäftigten in seinem Bereich vorab darüber gesprochen, die Beteiligung dort habe letztlich deutlich über dem Durchschnitt gelegen. Beatrix Cunningham Projekte, Projekte, Projekte: Vertrauensfrau Beatrix Cunningham gab zu, allmählich den Überblick zu verlieren und all der Projekte wegen zu wenig Zeit für ihre eigentliche Arbeit zu haben. Sie befürchtete allerdings, dass es nicht nur ihr so geht. „Hat irgendwer hier die roten Fäden in der Hand?“, fragte Cunningham ironisch in die Runde. Der Unternehmensleitung gab sie mit auf den Weg, dass ihre Kolleginnen und Kollegen und auch sie selbst gerne ihre Arbeit machen würden, „wenn man uns nur ließe“. André Matta Verkündung der Auslagerung im Juli Angst, weil sie nicht wüssten, wie ihre Zukunft aussehe. Geschürt werde diese Angst noch durch die schlechte Kommunikation von Seiten des Unternehmens. Zudem seien die betroffenen Kollegen verunsichert, weil sie nicht wüssten, was passiert, wenn sie in die neue GmbH wechselten beziehungsweise wenn sie dazu nicht bereit seien. Er hoffe, das die Überleitungsvereinbarung, die derzeit zwischen Unternehmensleitung und Betriebsrat ausgehandelt wird, diese Ängste und Verunsicherungen zerstreuen könne, sagte Matta. IG BCE LU Unsere Stärke verbindet. Foto von ?? Stehender Applaus nach der Rede von Ramon Jüngling Seite 3 CHEMIEKURIER INTERVIEW STANDORTVEREINBARUNG 2020 Die Herausforderungen des ständigen Wandels gemeinsam gestalten! Verhandlungsführer des Betriebsrats | Sinischa Horvat „Es darf keine Verlierer geben“ Sinischa, die Standortvereinbarung 2020 ist unter Dach und Fach. Robert Oswald hat bei der Vollversammlung der Vertrauensleute die zentralen Punkte der Vereinbarung, etwa den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, ja bereits hervorgehoben. Aber in der neuen Sinischa Horvat Standortvereinbarung steckt noch mehr drin, was dem Betriebsrat äußerst wichtig ist. Richtig. Natürlich ist es gut und absolut wichtig, dass die Unternehmensführung sich weiterhin zum Verbundstandort bekennt und milliardenschwere Investitionen zusichert. Aber der ständige Wandel hält für das Unternehmen und die Beschäftigten noch eine ganze Reihe weiterer Herausforderungen bereit. Neue Standortvereinbarung setzt bewährte Zusammenarbeit der betrieblichen Sozialpartner fort 1997 2000 2002 2005 2011 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung immer dynamischer und weniger vorhersehbar 2016 150 Jahre Vereinbarung 2003 Laufzeit 2016 – 2020 "! Infrastruktur- und Serviceleistungen "! Kompetenzzentren Beschäftigungssicherung und Flexibilität ausgewogen gestalten Förderung der Wettbewerbsfähigkeit durch stetige Weiterentwicklung (1) Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen 2016-2020 Aufwendungen für Investitionen, Modernisierungs- und Erhaltungsmaßnahmen in Höhe von mindestens 6 Mrd. ! Sicherstellung der erforderlichen Flexibilität "! Nutzung flexibler Beschäftigungsformen fortführen und ausgestalten "! Unverzichtbarer Beitrag zur Beschäftigungssicherung "! Insbesondere für Arbeitsgebiete mit hohen Kapazitätsund Auftragsschwankungen Voraussetzungen für Investitionen "! Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu anderen Standorten "! Stärkung für Verbund "! Geeignete politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen 150 Jahre F&E-Investitionen am Standort bleiben auf hohem Niveau der Vorjahre "! Ludwigshafen weiterhin wichtigster F&E-Standort in weltweitem Forschungsverbund Quelle: BASF SE, 4 Folien aus dem Kommunikationsfoliensatz der BASF SE zur Standortvereinbarung Und Robert Oswald musste in der Vertrauensleute-Vollversammlung endlich auch nicht mehr auf seine „Lieblingsthemen“ betriebliches Eingliederungsmanagement und BV 82 „Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement“ zu sprechen kommen… (lacht) Genau. Und der Grund dafür ist, dass wir die Unternehmensleitung nun endlich von der Notwendigkeit eines systematischen und flächendeckenden betrieblichen Eingliederungsmanagements überzeugen konnten und auch von der Wichtigkeit, die BV 82, die ja noch aus den 1980er Jahre stammt, zeitgemäß zu überarbeiten. Auf diese Weise wollen wir Führungskräfte und Mitarbeiter stärker dazu befähigen, mit der sich beständig ändernden Situation an den Arbeitsplätzen, bedingt etwa durch den technologischen Wandel, besser umgehen zu können. Kommen wir zu den Themen Wissensmanagement und Qualifizierung… Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der bei der BASF SE ab 2018 spürbar werden wird, wenn altersbedingt viele Regelkreis Betriebliches Gesundheitsmanagement Wirksamkeitskontrolle/ Nachhaltigkeit IG BCE LU Unsere Stärke verbindet. 150 Jahre Vereinbarung 2000 Wie habt Ihr das bei den Verhandlungen geschafft? Wir haben gute Überzeugungsarbeit geleistet, haben die Hintergründe geliefert, die klar gemacht haben, warum wir sowohl das eine als auch das andere brauchen. Und dass dies auch zum Vorteil des Unternehmens ist. Ableitung von Maßnahmen "! Produktion "! Forschung & Technologie "! Vermarktung Mit Veränderung zu Stabilität Entwicklung der Beschäftigung am Standort Ludwigshafen Konkret ist in der Standortvereinbarung festgeschrieben, unser betriebliches Gesundheitsmanagement im Sinne eines Regelkreises zu implementieren (siehe Grafik „Regelkreis Betriebliches Gesundheitsmanagement“). Umsetzung mit Fachstellen Zentrale Rolle Ludwigshafens als größter integrierter Verbundstandort mit Zukunftssicherung durch Flexibilität und betriebliche Partnerschaft Dem wollten wir in der Standortvereinbarung 2020 Rechnung getragen wissen. Und das Ergebnis zeigt, dass uns das auch gelungen ist. Gehen wir diese Themen doch mal der Reihe nach durch. Stichwort Gesundheit… Da ist es uns nun endlich gelungen, in der neuen Standortvereinbarung zusätzlich zu den bestehenden Vereinbarungen wie etwa Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Altersvorsorge sowie zu den verschiedenen Gesundheitsinitiativen, die es bereits im Unternehmen gibt, neue Benchmarks zu setzen. Hohes Maß an Flexibilität notwendig, um Wandel aktiv zu gestalten Die Herausforderungen des ständigen Wandels gemeinsam gestalten 150 Jahre Welche Themen wären da besonders hervorzuheben? Die Themen Qualifizierung und Wissensmanagement und natürlich auch das ebenso große Thema Gesundheitsmanagement. Bekenntnis zum Standort und zu den Mitarbeitern DemografieAnalyse Bekenntnis zum Mitarbeiter Gefährdungsbeurteilung Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, kommt auch diesen beiden Themen immense Bedeutung zu. Denn mit den Abgängen geht viel Erfahrung und auch Wissen verloren, wenn dieses nicht rechtzeitig an jüngere Kollegen weitergegeben wird. Deshalb muss das Wissensmanagement strategisch angegangen werden. In jeder Einheit bedarf es etwa einer Demografie-Analyse, um daraus die Bedarfe ableiten zu können. Wichtig ist uns dabei, dass jüngere und ältere Mitarbeiter zusammenkommen, damit das Wissen direkt weitergegeben werden kann. Dafür müssen aber die personellen Ressourcen zur Verfügung stehen, sprich, es muss längere Überlappungszeiträume geben. Diese Möglichkeiten müssen von den Führungskräften und der Unternehmensleitung geschaffen werden. Macht das Unternehmen das so mit? Die Unternehmensleitung hat mittlerweile ein großes Interesse am Wissenstransfer. Allerdings setzt sie dabei nach unserem Dafürhalten zu sehr auf die Wissensdokumentation. Ein neuer Mitarbeiter hat jedoch kaum Zeit, sich über Tage einzulesen, sondern wird sofort voll in die Arbeitsabläufe eingeplant. Deshalb kann die Kernforderung beim Wissenstransfer nur lauten: Jung und Alt müssen Hand in Hand arbeiten. Damit wäre auch schon das Thema Qualifizierung angerissen, bei dem es in der Standortvereinbarung vor allem auch um die Frage geht, wie Mitarbeiter, die beispielsweise von Restrukturierungen betroffen sind, schnellstmöglich auf neue Arbeitsplätze im Unternehmen vermittelt werden können. Dafür wird die neue Personalplattform eingerichtet, die in der Standortvereinbarung beschrieben ist. Ziel dieser Einrichtung soll es sein, in Beratungsgesprächen die Stärken und Interessen eines jeden betroffenen Mitarbeiters herauszuarbeiten, um diesem dann ein adäquates Qualifizierungsangebot machen zu können. Daneben soll aber auch die Präventionsarbeit weiter gestärkt werden, um Beschäftigte möglichst von vornherein davor zu bewahren, überhaupt erst in die Personalplattform, in der ja die Mitarbeiteragentur aufgeht, zu kommen. Zentrales Ziel all dieser Überlegungen und Maßnahmen ist es, trotz aller Veränderungen, die auf uns zukommen, alle Beschäftigten der BASF SE mitzunehmen. Bei dem ständigen Wandel soll und darf es keine Verlierer geben. Seite 4 UMFRAGE UNTER VERTRAUENSLEUTEN Was haltet Ihr von der neuen Standortvereinbarung? Raajvinder Singh, Forschung GM: „Die neue Standortvereinbarung ist grundsätzlich eine positive Sache. Vor allem finde ich es gut, dass wieder Investitionen in Milliardenhöhe zugesichert wurden, auch im Bereich der Forschung und Entwicklung. Aber manche Punkte verunsichern mich Raajvinder Singh auch, etwa das Thema Portfoliomanagement. Da fragt man sich schon, was da noch kommen mag.“ Ingmar Jung, ZFS/PI (Rechnungsprüfung): „Ich bin sehr froh, dass die Standortvereinbarung zustande gekommen ist. Da ich zu den Betroffenen gehöre, deren Tätigkeiten in den nächsten Jahren nach Berlin verlagert werden, hätte ich mir große Sorgen über meine Zukunft gemacht, wenn Ingmar Jung diese Vereinbarung nicht unter Dach und Fach gebracht worden wäre.“ Jörg Walter, EST/MC (Service-Center Entstörung): „Wichtig ist vor allem das klare Bekenntnis der Unternehmensleitung zum Verbundstandort und damit auch zu den Serviceeinheiten. Ebenso wichtig ist, dass die BASF SE weiterhin selbst ausbildet. Das garantiert Nachwuchsförderung auf hohem Niveau.“ Katharina Henkes, G-CME (Forschung und Entwicklung): „Das Wichtigste sind der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und das Bekenntnis zum Verbundstandort. Ich wundere mich allerdings, warum die neue Vereinbarung offenbar so eine schwere Geburt war. Weitere wichtige Katharina Henkes Themen sind das Gesundheitsmanagement und der Wissenstransfer. In meinem Fall war es nämlich so, dass ich nach der Ausbildung in den Betrieb kam und bald allein auf weiter Flur war. Es wäre natürlich besser gewesen, wenn mir erfahrenere Kollegen über einen längeren Zeitraum noch Wissen hätten vermitteln können.“ Jörg Walter Andreas Jammer, EDC/OM (Pigmente): „Wir Beschäftigten im Pigment-Geschäft haben natürlich gerne gehört, dass der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen, den das Unternehmen in der Standortvereinbarung garantiert, nun auch für uns gelten soll. Ansonsten steht für uns jetzt die Andreas Jammer kommende Überleitungsvereinbarung im Vordergrund. In der muss ganz klar die Sicherheit der betroffenen Beschäftigten geregelt sein.“ Stephanie Dobsa, GUA (Arbeitsmedizin): „Ich bin sehr zufrieden darüber, dass nun endlich das betriebliche Eingliederungsmanagement geregelt wird. Das ist unglaublich wichtig für jene Kollegen, die nach langer Krankheit zurück ins Arbeitsleben finden wollen. Überhaupt ist es richtig und Stephanie Dobsa wichtig, dass das Thema Gesundheitsmanagement seinen Platz in der Standortvereinbarung gefunden hat. Schließlich wollen wir doch alle, dass unsere Beschäftigungsfähigkeit erhalten bleibt.“ LEIHARBEIT UND WERKVERTRÄGE Maria-Lucia Amoddeo und Cesina Staudt Maria Lucia Amoddeo und Cesina Staudt, Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung BASF SE: „Wir als Jugendvertretung finden es sehr wichtig, dass die BASF auch in die Zukunft denkt und mit uns und den Betriebsräten Standortvereinbarungen abschließt. Also ist es super, dass wir nun endlich eine Standortvereinbarung 2020 haben, die eine eigene Ausbildung unter dem Dach der BASF SE sichert. Die Ausbildung ist ein wichtiger Bestandteil unserer Firma und die gehört untrennbar zu diesem Standort der BASF SE. So ein großer Standort gibt uns Jugendlichen immer auch Perspektiven für eine gute Ausbildung und vielfältige Einsatz- und Übernahmemöglichkeiten. Das hat die BASF Ausbildung in der Vergangenheit so gut gemacht, so gut muss sie auch bleiben. Wichtig ist für uns, dass die Ausbildungsplatzzahlen auch zukünftig mindestens auf dem gleichen Niveau bleiben. Leider haben die Veränderungen in der BASF wohl auch langfristig Auswirkungen auf die Ausbildung. Der Lernort Betrieb wird an Bedeutung für die Ausbildung gewinnen. Das finden wir als Jugendvertretung erstmal gut, sehen aber einige Punkte noch etwas kritisch und hoffen, dass wir sie mit dem Unternehmen positiv gestalten können. Wir erwarten, dass unseren Betreuern vor Ort, die sich um Auszubildende kümmern, auch die Zeit dafür gegeben wird. Aktuell sind wir ja schon in Verhandlungen mit der Ausbildungsleitung zum Thema „Qualität am Lernort Betrieb“. Die BASF scheint sich immer schneller zu verändern und auch Auszubildende erwarten Sicherheit und Perspektiven, also Qualität und Übernahme. Unsere Azubis wollen natürlich auch nicht in unmodernen Unternehmen arbeiten und sind bereit, die Entwicklungen der BASF mitzugehen. Aber sie wissen mittlerweile genau um ihren Wert für das Unternehmen, denn der Begriff Fachkräftemangel stärkt uns Jugendliche. Wir erwarten, dass die Ausbildung nicht unter der Kostenbrille verändert wird. Uns geht es um Qualität, und dafür kämpfen wir als JAV.“ IG BCE LU Unsere Stärke verbindet. Missbrauch stoppen Die Thematik prekäre Beschäftigung – also unsichere Arbeitsverhältnisse durch Leiharbeit und Werkverträge - ist seit Jahren ein Thema, da viele Menschen in solchen Vertragsstrukturen arbeiten. Die Tatsache, dass die komplette und freie Flexibilisierung sowie die fehlende Mitbestimmung von Leiharbeit und Werkverträgen zu Missbrauch führen, haben die Gewerkschaften immer wieder angemahnt und auf die politische Agenda gebracht. Da es bislang keine gesetzlichen Leitplanken gab, haben wir als IG BCE und ihre Betriebsräte betriebliche und tarifliche Lösungen gesucht, um den Missbrauch zu begrenzen und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Doch dies geht immer nur dort, wo bereits Mitbestimmungsstrukturen vorhanden sind; somit ist der Gesetzgeber weiter gefordert. Die Bundesregierung will Leiharbeit und Werkverträge nun strenger regulieren. Mit einem Gesetzentwurf des Bundesarbeitsministeriums ist in nächster Zeit zu rechnen. Grund für die Beschäftigung der Politik mit dem Thema ist, dass der Einsatz von Fremdbeschäftigten immer weiter zunimmt. Im Hinblick auf eine gesetzliche Neuregelung wird sich der Gesetzgeber an der Koalitionsvereinbarung orientieren. Die Leiharbeit betreffend haben sich die Regierungsparteien auf eine Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten geeinigt. Nach spätestens neun Monaten sollen Leiharbeitnehmer die gleiche Bezahlung erhalten wie die Stammbeschäftigten. Bezüglich der Werkverträge sollen die Informationsrechte des Betriebsrats sichergestellt werden müssen. Scheinwerkverträge sollen so wie die unerlaubte Arbeitnehmerüberlassung sanktioniert werden. Gesetzliche Änderungen im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) sowie eine Erweiterung der Informationsrechte allein werden unseren Anforderungen aber nicht gerecht. Zwar sind wichtige Eckpunkte im AÜG als Untergrenze unerlässlich, aber nur durch eine gleichzeitige Stärkung der Mitbestimmungsrechte und durch verbesserte tarifvertragliche Regelungen kann unserer Überzeugung nach der Missbrauch von Fremdbeschäftigung und damit der zunehmende Druck auf Stammbelegschaften verhindert werden. Aus unserer Sicht muss deshalb ganz klar geregelt sein, dass der Einsatz von Leiharbeit nur zum ursprünglich definierten Zweck, nämlich der Abdeckung von kurzfristigen Auftragsspitzen, erfolgen darf. Außerdem muss der Missbrauch von Werkverträgen durch Scheinwerkverträge verhindert werden. Das Spannungsfeld zwischen der Anwendung von Flächentarifverträgen einerseits und dem Flexibilitätsdruck in den Unternehmen andererseits lässt sich unserer Meinung nach am besten dadurch gestalten, dass die Flächentarifverträge erhalten bleiben und überprüfbare und gestaltbare Flexibilitätsnotwendigkeiten auf tariflicher Grundlage geregelt werden. Die Beibehaltung beziehungsweise die Schaffung eines tariflichen Rahmens für möglichst viele Arbeitnehmer auf einem hohen Niveau muss durch den Ausbau von Mitbestimmungsrechten für Betriebsräte ergänzt und unterstützt werden. Mit den Branchenzuschlags-Tarifverträgen haben wir erste wichtige Eckpunkte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern gesetzt, auch ist die Mitbestimmung beim Einsatz von Leiharbeitern weitestgehend reguliert. Relativ ungeregelt sind bislang hingegen missbräuchliche Arbeitsformen durch Werkverträge sowie Scheinselbstständige. Zwar sind Werkverträge ein bewährtes Instrument des deutschen Rechtssystems, allerdings haben sich missbräuchliche Formen entwickelt, für die es bisher keine ausreichenden rechtlichen Rahmen der Kontrolle und der Mitbestimmung gibt. Der Politik haben wir deshalb konkrete Vorschläge unterbreitet, wie das Betriebsverfassungsgesetz und das Gesetz zur Arbeitnehmerüberlassung geändert werden müssten, um hier Abhilfe zu schaffen. Seite 5 CHEMIEKURIER BESSERE QUALIFIZIERUNG DER VERTRAUENSLEUTE Neues Schulungsprogramm unter Dach und Fach Gemeinsam mit der Unternehmensführung und dem Betriebsrat der BASF SE haben wir als IG BCE inzwischen ein Schulungs-Programm aufgelegt, mit dem insbesondere neue Vertrauensfrauen und -männer noch besser auf ihre Aufgaben in den Betrieben vorbereitet werden sollen. Die Schulung der Vertrauensleute wird künftig fünf Tage in Anspruch nehmen, bislang waren es zwei Tage. „Die verbesserte Qualifizierung trägt der ständig wachsenden Themenvielfalt Rechnung und soll die Vertrauensleute zu noch kompetenteren Ansprechpartnern machen“, sagt Betriebsrat Joachim Müller, der wie bisher für die Schulungen zuständig ist und dabei von den Betriebsrätinnen Monika Haag und Sandra Schinke unterstützt wird. Schulungsthemen werden etwa die Rechte, Pflichten und Aufgaben der Vertrauensleute sein, der Aufbau der BASF SE, die Struktur des Betriebsrats und die Gremienarbeit im Unternehmen. Weitere Themen sind unter anderem die Grundlagen aus dem deutschen Arbeitsrecht, des Betriebsverfassungsrechtes und – ganz neu – ist der Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagementes. Eine wichtige Bedeutung werden künftig auch die Rollen der IG BCE und des Arbeitgeberverbandes im Betrieb einnehmen. Ziel ist es, den Vertrauensleuten die Hintergründe, Geschichte und Notwendigkeit von Mitbestimmung und der Sozialpartnerschaft im Betrieb zu vermitteln, als Basis für ihre Arbeit. Neben der Behandlung dieser Themenkomplexe sei es aber auch ganz wichtig, „dass wir künftig auch die Zeit haben werden, Fallbeispiele darzustellen und diese durchzuspielen“, sagt Müller. Zudem bliebe mehr Zeit für Diskussionen. Dadurch könnten die Vertrauensleute im Anschluss an die Schulung sofort kompetent ihre Aufgaben wahrnehmen. Los geht es mit dem neuen Schulungsprogramm ab Februar 2016, VERANSTALTUNG ZUR FLÜCHTLINGSTHEMATIK Anpacken statt meckern! Ziya Yüksel, Mitglied der Kommission für Interkulturelle Zusammenarbeit, appellierte bei der Vollversammlung der Vertrauensleute, den Hundertausenden Flüchtlingen, die derzeit nach Deutschland kommen, nicht abweisend gegenüber zu stehen. Migration, so Yüksel, sei ein Teil der Menschheitsgeschichte und alle müssten sich endlich eingestehen, dass Deutschland ein EinwandeZiya Yüksel rungsland war und ist. Denen, die die Flüchtlinge und deren Unterkünfte angreifen, gelte es gemeinsam die Stirn zu bieten. Klar sei aber auch, dass der Flüchtlingsstrom nach Deutschland so nicht anhalten könne. Yüksel forderte die Politik deshalb auf, die Ursachen für die Flüchtlingsströme zu bekämpfen und sich innerhalb Europas bei der Aufnahme und Verteilung der Menschen solidarisch zu verhalten. Für Flüchtlinge mit hoher Bleiberechtsperspektive mahnte er zugleich die versprochenen konkreten Integrationskonzepte und Arbeitsmarktprojekte an. Wer sage „Wir schaffen das!“, der müsse auch liefern. Schließlich laute hierzulande derzeit die wichtigste Frage, wie man es schaffen kann, die neuen Bürger schnell einzugliedern, sie sozial, gesellschaftlich und arbeitstechnisch teilhaben zu lassen. Unmissverständlich machte Yüksel dabei deutlich, dass bei diesem Prozess weder Bildungsstandards noch der Mindestlohn angetastet werden dürften. In der gegebenen Situation könne die Devise nur lauten: konstruktiv diskutieren und anpacken, anstatt zu meckern. Dabei lobte Yüksel die positiven Signale aus der Wirtschaft und insbesondere die schnellen Reaktionen von Seiten der BASF wie auch von unserer Seite. So hat die BASF jüngst das Projekt „Start Integration“ ins Leben gerufen, das Flüchtlingen mit hoher Aussicht auf Bleiberecht Perspektiven für den Berufseinstieg bietet, wir, die IG BCE, unterstützen mit unserer Aktion „Flüchtlinge willkommen!“ das Kinderhilfswerk „terre des hommes“. EINLADUNG Liebe Kolleginnen und Kollegen, die aktuelle Zuwanderungsthematik ist für uns als Aufnahmegesellschaft Chance und Herausforderung zugleich. Ein fruchtbares und respektvolles Miteinander ist unser aller Ziel. Dies kann aber nur gelingen, wenn wir alle mit anpacken! Es liegt nun an uns! Als Kommission für interkulturelle Zusammenarbeit möchten wir auch einen Beitrag in dieser Debatte leisten und laden euch hiermit zu unserer Veranstaltung "Integration von Flüchtlingen - jetzt! Anpacken statt meckern" ein. Wir hoffen, viele von euch am 30. November 2015 im Vortragssaal des Betriebsratsgebäudes in Z10 begrüßen zu dürfen. Beginn ist um 17:00 Uhr. geplant sind vier Angebote jährlich. Geschult wird in zwei Abschnitten, das erste Modul nimmt zwei Tage in Anspruch, das zweite, welches wenige Wochen später folgt, drei Tage. Verpflichtend sei die Schulung zwar nicht, sagt Müller, „aber wir erwarten schon, dass alle Vertrauensleute das Angebot wahrnehmen“. Wie Müller zeigt sich auch Vertrauensleute-Vorsitzender René Dillmann äußerst zufrieden mit dem neuen, umfassenderen Schulungsangebot. „Um die kommenden Herausforderungen gemeinsam gestalten zu können, benötigen die Vertrauensleute eine solide Grundqualifizierung“, so Dillmann. Mit der neuen Seminarreihe gingen die IG BCE, das Unternehmen und der Betriebsrat der BASF SE einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. „Denn in Zeiten ständigen Wandels brauchen wir mehr denn je kompetente Vertrauensfrauen und -männer.“ VERÄNDERUNGEN IM AT-ENTGELTSSYSTEM Wenn etwas verändert wird, ergeben sich sehr oft viele Fragen. In den kommenden Tagen werden die AT-Mitarbeiter über die vereinbarten Veränderungen im AT-Entgeltssystem informiert. Auf der Vertrauensleutevollversammlung hat das Unternehmen bereits einen kurzen Abriss gegeben. Wie hat sich die Lage der AT-Gehälter im Vergleich zum Markt entwickelt, wie soll der Midpoint in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden und wie sehen klarere Spielregeln bei den Stellenausschreibungen aus? Zu diesen und anderen Veränderungen werden die IG BCE-Betriebsräte in der AT-Kommission und die AT-Zielgruppe der IG BCE drei Informationsveranstaltungen für alle betroffenen AT-Mitarbeiter und Interessierte anbieten. Termine und Veranstaltungsorte der Infoveranstaltungen: 18.11.2015 | 16:30 Uhr im Gebäude Q920 (im Sitzungsraum des Betriebsrates A009) 1. 26.11.2015 | 17:00 Uhr Betriebsratsgebäude Z10 (im Vortragssaal) 2. Als Gäste konnten wir Hannele Jalonen (Integrationsbeauftragte Stadt Ludwigshafen) und Roland Graßhoff (Geschäftsführer vom Initiativausschuss für Migrationspolitik in Rheinland-Pfalz) gewinnen. Ziel der Veranstaltung ist es, einen Überblick über das Asylverfahren zu geben und Integrations- und Hilfsmöglichkeiten an praktischen Projekten und Beispielen aufzuzeigen. Bei der anschließenden Diskussion stehen unsere Referenten gerne für Fragen zur Verfügung. Wir freuen uns auf einen interessanten Abend und eine spannende Diskussion. 3. 02.12.2015 | 17:00 Uhr Betriebsratsgebäude Z10 (im Vortragssaal) FROHE WEIHNACHTEN! Mit solidarischen Grüßen Ziya Yüksel (Mitglied Kommission Interkulturelle Zusammenarbeit) EURE IG BCE IN LUDWIGSHAFEN IMPRESSUM | Herausgeber: IG BCE, Bezirk Ludwigshafen, Rathausplatz 10+12, 67059 Ludwigshafen | Verantwortlich: Roland Strasser | Redaktion: Markus Knopp, Doris Klausat, Steffen Seuthe Fotos: IG BCE, BASF - The Chemical Company | Gestaltung/Layout: PMinteractive GmbH, Prinzenstraße 1, 30159 Hannover | Druck: BWH GmbH, Beckstraße 10, 30457 Hannover IG BCE LU Unsere Stärke verbindet. Seite 6
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