Foto: MSDW Hochsitz-Taufe Von Klöchen bis Fleischpflanzerl-Kanzel Zumeist haben Ansitzeinrichtungen einen Namen. Dem Erfindergeist sind keine Grenzen gesetzt. Von pragmatisch bis kurios findet sich eine enorme Bandbreite. „Hühnerleiter“, „Taubenschlag“, „Diplomat“ sind nur einige wenige Beispiele. Von zwei besonders amüsanten berichtet uns hier Dirk Waltmann. Schon als kleiner Bub begleitete ich meinen Großvater gerne zum Ansitz. Der Opa hatte seine Freude daran, mir die Wildtiere zu erklären. Keiner noch so kindlichen Frage wich er aus, hatte immer eine Antwort parat. Nur einmal war er für einen Moment sprachlos, und musste dann laut lachen. Sehr gut kann ich mich auch nach über 50 Jahren noch daran erinnern. Der Grund dafür ist schnell erzählt: „Heute Abend setzen wir uns aufs ‚Klöchen’, da müssen wir Foto: MSDW Zahlreiche fleißige Hände halfen beim Aufstellen der „Fleischpflanzerl-Kanzel“. 26 6/2015 früh los“, sagte mir der Opa nach dem Mittagessen. Ich muss ihn sehr verdutzt mit großen Kinderaugen angesehen haben. „Aufs Klöchen, aber Opa, dorthin kommt doch kein Wild “, bemerkte ich entsetzt. Für einen Moment herrschte Ruhe, dann konnte sich Opa vor lauter Lachen nicht mehr halten. Das „Klöchen“ war zur damaligen Zeit eine auf einem sehr niedrigen Holzbock stehende geschlossene Kanzel. Die Seitenwände waren außen mit Dachpappe verkleidet. Sie stand in einem urigen Bachtal, umgeben von Altbuchen und Fichtendickungen. Wie mir der Großvater erzählte, meinte einer der Helfer nach dem Aufstellen der Kanzel, dass diese aus der Ferne aussehe wie ein Klohäuschen. Da war es passiert, die Kanzel hatte ihren Namen: „Klöchen“. Eine besondere Hochsitz-Taufe habe ich später dann selbst erlebt: Ein Landwirt, zugleich Waldbauer hatte einen größeren Einschlag in einem Fichtenund angrenzenden Buchenbestand Anzeige Foto: MSDW Lange war man sich nicht einig, wo diese Kanzel stehen soll. Nach einigen Diskussionen und Hin- und Herstellen stand nicht nur der Platz, sondern auch der Name fest: Diplomat. vorgenommen. Nach den Pflanzarbeiten zur Aufforstung transportierten wir Jäger eine der von uns wegen ihres Baustils beliebten offenen Kanzeln mit Innenaufstieg über einen verwachsenen Waldweg zu ihrem Bestimmungsort. Der Transport, das Aufstellen, das Abstützen und die Kanzelverkleidung nahmen viel Zeit in Anspruch. Gegen Mittag tauchte die Lebensgefährtin des Revierinhabers auf, um gegen das aufkommende Magenknurren für Abhilfe zu sorgen. Sie hatte neben kühlen Getränken eine herrliche Brotzeit dabei. Besonders begehrt waren die zahlreichen mundgerecht-kleinen Fleischpflanzerl. Keines blieb übrig. Gestärkt machte sich das Bauteam an die Fertigstellung der Kanzel. Unweit davon, vor dem Hochwald, wurde schnell noch eine Saukirrung eingerichtet. Nach getaner Arbeit saß man auf einigen um die Kanzel verteilten Baumstubben, prostete sich mit einem Bier zu, fachsimpelte über diesen viel versprechenden Ansitzplatz und schwärmte nochmals über die herrliche Brotzeit. „Das ist die Fleischpflanzerl-Kanzel“, fuhr es einem Jäger voller Begeisterung heraus. Die Namenstaufe war erfolgt. Liebe Mitglieder, liebe Leser, sicherlich gibt es auch in Ihrem Revier Hochsitze mit lustigen, kuriosen, besonderen Namen? Stellen Sie uns diese vor. Senden Sie uns ein Foto der Ansitzeinrichtung und berichten Sie ganz kurz, wie es zur Namensgebung kam. Bitte bis zum 30. Juni schicken an die Redaktion „Jagd in Bayern“, Hohenlindner Str. 12, 85622 Feldkirchen, E-Mail: [email protected] Die lustigsten, kuriosesten Geschichten drucken wir ab und verlosen unter allen Einsendern ein Loden-Sitzkissen der BJV-Service GmbH. 6/2015 27
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