www.ptspaper.de » FASERN UND COMPOSITE » VERPACKUNG UND KONFORMITÄT » DRUCK UND FUNKTIONALE OBERFLÄCHEN » PAPIERWIRTSCHAFT 4.0 » MATERIALPRÜFUNG UND ANALYTIK PTS-FORSCHUNGSBERICHT IGF 17614 ERHÖHUNG DES VOLUMENS VON VERPACKUNGSPAPIEREN BEI GLEICHBLEIBENDEN FESTIGKEITSEIGENSCHAFTEN DURCH EINEN WIRKUNGSVOLLEN EINSATZ VON FASERERSATZSTOFFEN R. Grenz und S. Schramm: Erhöhung des Volumens von Verpackungspapieren bei gleichbleibenden Festigkeitseigenschaften durch einen wirkungsvollen Einsatz von Faserersatzstoffen (Faserersatzstoffe) PTS-Forschungsbericht 26/14 April 2015 Papiertechnische Stiftung (PTS) Heßstraße 134 D - 80797 München www.ptspaper.de Download-Information: Diese Studie steht auf der Homepage der PTS zum Download bereit: www.ptspaper.de/forschungsdatenbank Ansprechpartner: Dr. Reinhard Grenz Tel. (089) 12146-272 [email protected] Dipl.-Ing. Steffen Schramm Tel. (03529) 551-679 [email protected] Papiertechnische Stiftung PTS Papiertechnisches Institut PTI Heßstraße 134 80797 München Papiertechnische Stiftung PTS Institut für Zellstoff und Papier IZP Pirnaer Straße 37 01809 Heidenau Das Forschungsvorhaben IGF 17614 BG der AiF-Forschungsvereinigung PTS wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Dafür sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Unser Dank gilt außerdem den beteiligten Firmen für die Probenbereitstellung und für die freundliche Unterstützung bei der Projektdurchführung. 1(79) Erhöhung des Volumens von Verpackungspapieren bei gleichbleibenden Festigkeitseigenschaften durch einen wirkungsvollen Einsatz von Faserersatzstoffen R. Grenz und S. Schramm Inhalt 1 Zusammenfassung 4 2 Abstract 5 3 Einleitung 6 4 Material und Methoden 10 4.1 Aufbereitung der Rohstoffe und Additive 10 4.2 Wasser- und Stoffanalytik 10 4.3 Papieranalytik 11 4.4 Versuchspapiermaschine (VPM) 11 4.5 Satinage 12 4.6 Mahlung der Rohstoffe 12 5 Auswahl und Charakterisierung von Reststoffen der Lebensmittelerzeugung 13 5.1 Vorgehen 13 5.2 Ergebnisse 13 5.2.1 Auswahl der Rohstoffe ..................................................................................................... 13 5.2.2 Aufbereitung durch Mahlung im Labormaßstab ............................................................. 15 5.2.3 Charakterisierung der Faserersatzstoffe ......................................................................... 15 5.3 Zusammenfassung 19 6 Aufstellung und Beschaffung der notwendigen Rezepturbestandteile, Versuchsplanung 20 6.1 Vorgehen 20 6.2 Ergebnisse 20 6.2.1 Flockungsverhalten .......................................................................................................... 20 6.2.2 Untersuchung des Entwässerungsverhaltens ................................................................ 23 6.2.3 Untersuchung von Zetapotential und Ladung (PCD) ..................................................... 26 6.3 Zusammenfassung PTS-Forschungsbericht 30 www.ptspaper.de PTS-FB XX/YY R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 2(79) 7 Mechanische Aufbereitung und chemische Vorbehandlung der Reststoffe zur Herstellung von Faserersatzstoffen 30 7.1 Vorgehen 30 7.2 Ergebnisse 31 7.2.1 Mahlung im Technikumsmaßstab ................................................................................... 31 7.2.2 Versuche zur Vorquellung der Faserersatzstoffe mit Alkali ........................................... 31 7.2.3 Versuche zur Kationisierung ............................................................................................ 32 7.3 Zusammenfassung 8 Papierherstellung im Labormaßstab und Charakterisierung der Papiereigenschaften 37 8.1 Vorgehen 8.2 Ergebnisse 37 8.2.1 Einsatz unmodifizierter Faserersatzstoffe ....................................................................... 37 8.2.2 Versuche mit alkaligequollenen Faserersatzstoffen ....................................................... 47 8.2.3 Versuche zur Einwirkung kationischer Additive .............................................................. 48 8.3 Zusammenfassung 50 9 Papiertechnische Charakterisierung 50 9.1 Vorgehen 50 9.2 Ergebnisse 50 9.3 Zusammenfassung 54 10 Charakterisierung der Verarbeitungseigenschaften 54 36 37 10.1 Rill-/Faltbarkeit 54 10.2 Zusammenfassung 60 11 60 Optimierung der Papierherstellung im Labormaßstab 11.1 Vorgehen 60 11.2 Ergebnisse 61 11.3 Zusammenfassung 64 12 64 Ermittlung der Gesamtkosten 12.1 Vorgehen 64 12.2 Ergebnisse 64 12.3 Zusammenfassung 66 13 67 Benchmarking gegen Standard-AP-Stoff 13.1 Vorgehen 67 13.2 Ergebnisse 67 13.3 Zusammenfassung 68 14 68 Versuche auf der Versuchspapiermaschine 14.1 Vorgehen 68 14.2 Ergebnisse: Papiertechnische Charakterisierung der VPM-Papiermuster 68 14.3 Zusammenfassung 70 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 3(79) 15 71 Bewertung der Nachhaltigkeit 15.1 Vorgehen 71 15.2 Ergebnisse 72 15.2.1 Papiereigenschaften ................................................................................................... 72 15.2.2 Prozess-/Abwasserbelastung .................................................................................... 74 15.3 Zusammenfassung 75 16 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung 75 17 Schlussfolgerungen 77 18 Literaturverzeichnis 77 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 4(79) 1 Zusammenfassung Thema Erhöhung des Volumens von Verpackungspapieren bei gleichbleibenden Festigkeitseigenschaften durch einen wirkungsvollen Einsatz von Faserersatzstoffen Ziel des Projekts Ziel des Forschungsvorhabens war die Entwicklung eines wirtschaftlichen Verfahrens zur wirkungsvollen Nutzung von Rückständen aus der Lebensmittelerzeugung (Weizenstroh, Haferspelzen und Reishülsen) als Faserersatzstoffe bei der Herstellung von mehrlagigem Faltschachtelkarton (FSK). Dabei sollten das spezifische Volumen und die Biegesteifigkeit bei Gewährleistung der übrigen Festigkeitseigenschaften (vor allem der Gefügefestigkeit) erhöht werden. Damit sollte das Kostensenkungspotential genutzt und ein Beitrag zur Ressourcenschonung geleistet werden. Papiereigenschaften Mit dem Zusatz von Faserersatzstoffen konnten das spezifische Volumen und die Biegesteifigkeit signifikant im Vergleich zu Standard-Faltschachtelkarton verbessert werden. Es traten nur relativ geringe Verluste bei der Bruchkraft auf. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen zeigten eine deutliche Auflockerung der Papier-Mikrostruktur beim Einsatz von Faserersatzstoffen. Die Rill- und Faltbarkeit der mit Faserersatzstoffen hergestellten dreilagigen Papiere erwies sich als gut. Die Spaltfestigkeit wurde bei allen Faserersatzstoffen bis zu einer Zusatzmenge von 20 % nicht beeinträchtigt. Die Ergebnisse konnten auf den kontinuierlichen Papierherstellungsprozess übertragen werden. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass Zusatzmengen von 20 % Faserersatzstoff bei der Papierherstellung eingesetzt werden können, ohne die Einhaltung der für FSK üblichen Spezifikationen zu gefährden. Kostenberechnung Beim Einsatz von Weizenstroh, Haferspelzen und Reishülsen als Faserersatzstoffe sind mit dem Einsatz von Altpapier vergleichbare Rohstoffkosten zu erwarten. Im Vergleich zu Holzstoff ist ein deutliches Einsparpotential vorhanden. Mit signifikanten Mehrkosten durch erhöhten Additivbedarf und negativen Einflüssen auf das Abwasser und das Recyclingverhalten ist nicht zu rechnen. Damit kann mit dem Einsatz von Faserersatzstoffen eine deutliche Verbesserung des spezifischen Volumens und der Biegesteifigkeit bei gleichen oder reduzierten Rohstoffkosten erreicht werden. Nachhaltigkeitsbetrachtung In Hinblick auf die Belastung von Prozess- und Abwasser mit organischen Inhaltsstoffen (CSB, TOC, AOX) sowie anorganischen Verbindungen (Ammonium, Nitrat, Nitrit und ortho-Phosphat) und in Hinblick auf die aquatoxikologische Wirkung auf Lemna minor resultieren aus dem Einsatz von Faserersatzstoffen auf Basis von Reishülsen, Weizenstroh und Haferspelzen keine schwerwiegenden Probleme bei der Abwasserreinigung. Nutzen und wirtschaftliche Nebenprodukte der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie mit keinem oder geringem Marktwert können heutige Faserstoffe – insbesondere Altpapier und PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe Bedeutung des Forschungsthemas für kleine und mittlere Unternehmen (kmU) 5(79) Holzstoff – in Papierprodukten anteilig ersetzen. Mit Faserersatzstoffen können der Papierindustrie damit preiswerte Rohstoffe zur Produktion von Faltschachtelkarton mit hohem spezifischem Volumen und hoher Biegesteifigkeit zur Verfügung gestellt werden. Dies ermöglicht Kosteneinsparungen, modifizierte Produkteigenschaften, reduzierte Umweltbelastungen und ökologische Verkaufsargumente. Damit sind kleine und mittlere Unternehmen der Papierbranche in der Lage, Faltschachtelkarton unter verbesserten Rahmenbedingungen zu produzieren und mit ihren Endprodukten gleichzeitig einen zunehmend ökologisch ausgerichteten Endnutzermarkt anzusprechen. 2 Abstract Theme Increasing the specific volume of packaging papers at constant strength properties through effective use of fiber substitutes Project objective The aim of the project was to develop an economical process for the effective use of residues from the production of food (cereal straw, oat husks and rice husks) as fiber substitutes in the production of multilayer folding boxboard. The specific volume and the bending stiffness should be increased without losses of strength properties, especially the structural strength. The project results should provide a significant contribution to sustainability through increased value and saving resources. Paper properties The specific volume and the bending stiffness could be increased significantly in comparison with standard folding boxboard by the use of fibre substitutes. Only small losses in tensile strength were observed. Scanning electron micrographs showed a significant bulking of the paper microstructure by the use of the fibre substitutes. The creasability and folding properties of the three-layered folding boxboard samples produced with fibre substitutes were assessed as good. The ply bond strength was not impaired by an addition of 20 % of fibre substitutes. The transferability of the laboratory results to the continuous paper production process could be validated. The project results indicate that 20 % of fibre substitutes may be used in paper production, maintaining at the same time the usual specifications for folding boxboard. Cost calculation Raw material costs comparable with waste paper are to be expected if using wheat straw, oat husks and rice husks as fibre substitutes. They present a significant potential for cost reduction in comparison with mechanical pulps. Additional costs will not be caused by increased additive consumption, negative influences on effluent composition or the recyclability in all probability. A significant enhancement of specific volume and bending stiffness can be achieved by the use of fibre substitutes without increasing the raw material costs. Sustainability considerations Fibre substitutes based on rice husks, wheat straw and oat husks do not present severe problems in the wastewater treatment caused by contaminations PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 6(79) of the process water or effluents with organic (COD TOC, AOX) or inorganic (ammonium, nitrate, nitrite and orthophosphate) loads or an aquatoxic effect on Lemna minor. Economic relevance of this research subject for small and medium enterprises (SME) Byproducts from agriculture or the food industry without or with a low market value can substitute in part the fibre materials currently used in the production of paper products – especially waste paper and mechanical pulps. Fibre substitutes present inexpensive raw materials for the paper industry in the production of folding boxboard with high specific volume and bending stiffness. Subsequent cost reductions, modified product properties, reduced environmental load and ecological sale arguments enable small and medium-sized enterprises of the paper industry to produce folding boxboard under improved conditions. They can additionally address the more and more ecologically oriented end-user market with their products. 3 Einleitung Potential für den Einsatz von Faserersatzstoffen Zu den wichtigsten Eigenschaften bei Verpackungskarton zählen das spezifische Volumen bzw. die Rohdichte und die Festigkeitseigenschaften. Die Festigkeit von Verpackungspapieren ist für die Sicherung des Verpackungsguts von entscheidender Bedeutung. Für Faltschachtelkarton steht die Biegesteifigkeit im Vordergrund, die über den E-Modul und das spezifische Volumen definiert wird. Bei der Kartonherstellung wird eine geringe Rohdichte (hohes spezifisches Volumen, Bulk) angestrebt. Dabei dürfen die Festigkeitseigenschaften jedoch nicht beeinträchtigt werden. Der Einsatz von Reststoffen der Lebensmittelerzeugung bei der Papierherstellung anstelle von Faserstoff („Faserersatzstoffe“) bietet das Potential zur Erhöhung des Kartonvolumens. Diese Reststoffe werden derzeit einerseits als Futtermittel, andererseits energetisch genutzt. Frühere Arbeiten der Forschungsstelle hatten gezeigt, dass große Mengen von faserfremden Bestandteilen, wie Füllstoffen, in Papiere ohne Festigkeitsverlust eingebunden werden können. Dies ließ erwarten, dass auch das Potential von Faserersatzstoffen zur Volumenerhöhung von Faltschachtelkarton genutzt werden kann. Papiere für Verpackungszwecke Im Jahr 2013 wurden in Deutschland ca. 10,9 Mio t Papier, Karton und Pappe für Verpackungszwecke hergestellt, davon 2,5 Mio. t Maschinenkarton. Der Anteil von Faltschachtelkarton (FSK), der wichtigsten Sorte, beträgt dabei ca. 60 % [1]. Bei FSK handelt es sich nach DIN 6730 um einen Karton, der sich auf Grund seiner Falz-, Ritz-, Rill-, Nut- und Bedruckbarkeit besonders zum Herstellen von Faltschachteln eignet, die vor allem als Verkaufsverpackungen genutzt werden. Die Funktion des Kartons erfordert u. a. ein hohes spezifisches Volumen und eine hohe Steifigkeit. Die flächenbezogene Masse liegt im Allgemeinen im Bereich von 220 bis 600 g/m². Rohstoffsituation Bei der Herstellung von Faltschachtelkarton wird primär Altpapier eingesetzt. In der Mittellage von mehrlagigem Faltschachtelkarton (vor allem bei höherwertigen Sorten) werden zusätzlich Faserstoffe auf Holzstoffbasis verwendet. Die PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 7(79) Nachfrage nach Primär- und Sekundärfaserstoffen als Papierrohstoff steigt seit Jahren stark an. Einer der Gründe ist die kontinuierliche Expansion der asiatischen Papierindustrie und die damit verbundene, verstärkte Nachfrage nach cellulosebasierten Rohstoffen. Gleichzeitig hat die Altpapierqualität ständig abgenommen. Aufgrund der zum Teil ungenügenden Verfügbarkeit einzelner AP-Sorten muss häufig auf schlechtere Sorten ausgewichen werden, was die Qualität des Endprodukts und die Produktivität verschlechtert. Diese Randbedingungen führen zusammen mit der zunehmenden Nutzung von Holz als Brennstoff zu einer deutlichen Verknappung und damit Verteuerung von holzbasierten Faserstoffen. Derzeit betragen die Kosten für holzstoffbasierte Faserstoffe bei der Kartonherstellung bereits ca. 30 % der gesamten Produktionskosten. Durch den Einsatz von Faserersatzstoffen auf der Basis von Ernterückständen Nutzungsvon Halmfrüchten (z. B. Weizenstroh) und Mühlennebenprodukten (z. B. potential für Faserersatzstoffe Haferspelzen) kann eine Erhöhung des spezifischen Volumens erreicht werden. Zugfestigkeit und Elastizitätsmodul sind u. a. von den Faser-Faser-Bindungen abhängig. Beide Parameter werden maßgeblich durch die Anzahl, die Größe und die Stärke der Bindungen zwischen den Papierbestandteilen beeinflusst. Faserförmige, flexible Teilchen können dabei mehr Bindungen ausbilden als globuläre oder starre Partikel Durch die Verwendung reststoffbasierter Faserersatzstoffe anstelle von Altpapierstoff können sowohl die Papiereigenschaften verbessert als auch der Ressourcenknappheit entgegengewirkt und die Umwelt entlastet werden. Die Faserersatzstoffe konnten bisher noch nicht optimal genutzt werden, da ihre Aufbereitung, ihre Einbindung in die Papiermatrix, die Eigenschaftsentwicklung des Papiers, ihre Einflüsse auf den Herstellungsprozess und das Recyclingverhalten noch nicht ausreichend geklärt waren. Aufbau und Zusammensetzung von FSK In Europa wird Faltschachtelkarton (FSK) meist mittels mehrlagiger Blattbildungssysteme hergestellt. Dabei werden als Rohstoffe neben Frischfasern vorwiegend altpapierbasierte Faserstoffe eingesetzt. Die Auswahl der Faserstoffe für die Einzellagen erfolgt anhand der zu erfüllenden Funktion der jeweiligen Lage (Abb. 1 und Tab. 1). Strich Decke Schonschicht Einlage Rückseite Abb. 1: Schematischer Aufbau eines typischen Faltschachtelkartons PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 8(79) Tab. 1: Bestandteile eines Faltschachtelkartons Lage Anteil am Karton Decklage 10% Schonschicht 10 % Einlage 70 % Rückenlage 10 % Funktion Rohstoffbasis Schutz vor äußeren Einflüssen, rillstabil Gebleichte Zellstoffe, weiße Späne, hochwertige Deinkingstoffe Optische und mechanische Sperre zur Einlage Holzstoffe, helle Späne, Deinkingstoff Hohes spezifisches Volumen, hohe Steifigkeiten Holzschliff, TMP, gemischtes Altpapier Dichte Oberfläche, teilweise lebensmitteltauglich Gebleichte oder ungebleichte Zellstoffe, Holzstoff, Deinkingstoff Auf die Decklage werden bei hochwertigen Sorten zur Verbesserung der Bedruckbarkeit zusätzlich mehrere Pigmentstrichschichten aufgetragen. Defizite vorhandener Verpackungsprodukte Die Steifigkeit stellt das Hauptqualitätskriterium an FSK dar und muss in erster Linie über die Zusammensetzung bzw. Behandlung der Einlage gesteuert werden. Die Biegesteifigkeit von Einlagen aus Holzstoffen, die über ein hohes spezifisches Volumen verfügen, ist jedoch sehr gering. Dagegen ist das spezifische Volumen von zur Steifigkeit beitragenden, altpapierbasierten Faserstoffen im Vergleich zu Holzstoff sehr niedrig. Methoden zur Volumenerhöhung Zur Verminderung der Rohdichte von FSK werden in der Mittellage (Einlage) meist holzstoffbasierte Fasern eingebracht. Dafür kommen Steinschliff, CTMP oder BCTMP [2] in Frage. Da es sich bei der Erzeugung von Steinschliff und CTMP um sehr energieintensive Prozesse handelt, wird dieser Weg vor allem bei hochwertigen Kartonmaterialien beschritten. Bei preisgünstigem FSK wird dagegen vor allem altpapierbasierter Faserstoff in der Einlage verwendet. Die Biegesteifigkeit von FSK kann ohne Qualitätsverluste durch eine Variation der flächenbezogenen Massen von Deck- zu Mittellage und eine Erhöhung des EModuls der Decklage gesteigert werden [3]. Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung des spezifischen Volumens besteht im Einsatz spezieller anorganischer Füllstoffe – vor allem gefällte Silicate und gefälltes Calciumcarbonat (PCC), seltener auch calciniertes Kaolin [4]. Die volumensteigernde Wirkung ist jedoch relativ gering – bei deutlichen Festigkeitsverlusten. Daneben stehen auch organische Füllstoffe zur Volumenerhöhung zur Verfügung, z. B. gemahlene, cellulose-, altpapier- und holzstoffbasierten Füllstoffe [5]. Sogenannte Expansionspigmente können eine starke Volumenerhöhung bewirken [6]. Nachteil dieser Füllstoffe ist ihr sehr hoher Preis. Bisher fehlte eine preisgünstige Option zur Erhöhung des spezifischen Volumens von mehrlagigem Faltschachtelkarton. Festigkeitsprobleme beim Beim Einsatz faserfremder Bestandteile, wie Füllstoffen, werden die FaserFaser-Bindungen infolge der Abnahme der Anzahl von Wasserstoffbrückenbin- PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 9(79) Einsatz von Füllstoffen dungen geschwächt. Dies führt zu einem Rückgang der Festigkeitseigenschaften, unter anderem der Gefüge- bzw. Spaltfestigkeit. Zur Verbesserung der Festigkeitseigenschaften werden in der Regel hydrophile, hydroxylgruppenreiche Polymere (z. B. Stärke, Guar oder CMC) eingesetzt, die an die Fasern gebunden werden und zur Ausbildung zusätzlicher Faser-Faser-Bindungen führen [7, 8]. Optionen zur Erhöhung der Retention und der Bindekraft Bei den zur Herstellung von Faserersatzstoffen vorgesehenen Rohstoffen handelt es sich um organische, weitgehend inerte Stoffe mit einem sehr geringen Gehalt an hydrophilen funktionellen Gruppen (z. B. Hydroxylgruppen), was zu einer schlechten Retention und zu einer Verminderung der Gefügefestigkeit führen kann. Zur Verminderung dieser Einflüsse können zusätzliche Bindekräfte zwischen dem jeweiligen Zusatzstoff und den Cellulosefasern geschaffen werden. Dazu standen prinzipiell mehrere Optionen zur Verfügung: Eine Oberflächenaktivierung der Faserersatzstoff-Oberflächen durch Ausbildung zusätzlicher Wasserstoffbrücken mittels Anquellen mit verdünnten Alkalien (z. B. Natriumhydrogencarbonatlösung oder Natronlauge) [8, 9]. Die so aktivierten Faserersatzstoffe können anschließend mit konventionellen Retentionsbzw. Fixiermitteln (z. B. cPAM, PVAm, Poly-DADMAC oder kationische Stärke) retendiert werden. In der Literatur ist der Zusatz kationisierter Faserstoffe (z. B. TMP) beschrieben, die prinzipiell zu einer Festigkeitssteigerung führen können [10, 11]. Daher wurden auch Versuche zur Kationisierung der Faserersatzstoffe durchgeführt. Eine direkte Kationisierung der Faserersatzstoff-Oberfläche mit Kationisierungsreagentien, wie z. B. 3-Chlor-2-hydroxypropyl-trimethylammoniumchlorid (CHTAC), wurde ebenfalls nicht in Betracht gezogen, da die entsprechende chemische Verfahrenstechnik in einer Papierfabrik oder einer Getreidemühle nicht zur Verfügung steht. Ihr Aufbau und ist kostenintensiv und aus Gründen der Arbeitssicher- heit in der Papierindustrie oder einer Mühle in der Regel nicht erwünscht. Eine Nutzung von Polyelektrolyt-Mehrschichtstrukturen ist prinzipiell möglich, jedoch mit relativ hohen Additivkosten verbunden. Daher wurde diese Option nicht weiterverfolgt. Forschungsziel Zur Klärung der offenen Fragestellungen wurde ein Forschungsprojekt durchgeführt, bei dem ein wirtschaftliches Verfahren zur wirkungsvollen Nutzung von Rückständen aus der Lebensmittelerzeugung (Weizenstroh, Haferspelzen und Reishülsen) als Faserersatzstoffe bei der Herstellung von mehrlagigem Faltschachtelkarton entwickelt wurde. Wichtige Teilziele waren • Die Nutzung des Potentials hinsichtlich der Steigerung des spezifischen Volumens und der Verbesserung des Entwässerungsverhaltens • Die Gewährleistung einer ausreichenden Gefügefestigkeit • Eine Nutzung des Kostensenkungspotentials • Ein Beitrag zur Ressourcenschonung PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 10(79) 4 Material und Methoden 4.1 Aufbereitung der Rohstoffe und Additive Rohstoffe Der Zellstoff wurde nach Standardverfahren im Standarddesintegrator aufgeschlagen (10 Minuten). Die Faserstoffdispersion wurde anschließend im Stoffverteiler auf 0,5% Stoffdichte verdünnt. Die zur Verwendung als Faserersatzstoffe gemahlenen Reststoffe wurden mit Wasser aufgerührt und jeweils als Slurry eingesetzt. Additive Kationische Stärke 12,5g kationische Stärke wurden über ein Sieb in 400 ml warmes Leitungswasser gegeben, eingerührt und 50 Min. bei 95 °C aufgekocht. Nach langsamem Abkühlen auf Raumtemperatur wurde die Lösung unter Rühren über ein Schopper-RieglerSieb in ca. 400ml kaltes Leitungswasser abfiltriert und nochmals 10 Minuten weitergerührt. Zielwert für den Trockengehalt: 1 %. Kationisches Polyacrylamid (cPAM) 1,0 g cPAM wurden in 1.000g Leitungswasser unter starker Scherung gelöst. Anschließend wurde zur Stabilisierung mit verdünnter Schwefelsäure auf pH 5 eingestellt. Weitere Details sind jeweils in den einzelnen Arbeitspaketen angegeben. 4.2 Wasser- und Stoffanalytik Messverfahren Die folgenden Messmethoden wurden angewandt (Tab. 2): Tab. 2: Verfahren zur Charakterisierung des Stoffs und der Kreislaufwässer Parameter PTS-Forschungsbericht Messmethode Faser-Zetapotential Gerätevorschrift SZP 06 (Mütek) Ladungsdichte Gerätevorschrift PCD 04 (Mütek) Elektrische Leitfähigkeit DIN EN 27888 pH-Wert DIN 38404 T.5 Temperatur DIN 38404 T.4 Abfiltrierbare Stoffe und Glührückstand (Asche) DIN 38409 T.2 CSB Dr. Lange Küvettentest Trübung Nephelometrisch, Fa. Hach Entwässerungsverhalten (Schopper-Riegler-Methode) DIN ISO 5267 Teil 1 Entwässerungsverhalten (Dynamic Drainage Analyzer – DDA) Gerätevorschrift DDA (Akribi AB) www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 11(79) 4.3 Papieranalytik Normverfahren Die folgenden Messverfahren wurden zur Charakterisierung der Papiereigenschaften angewandt (Tab. 3): Tab. 3: Messverfahren zur Papiercharakterisierung Parameter 4.4 Messmethode Flächenbezogene Masse DIN EN ISO 2286-2 Glührückstand (Asche) DIN 54370 Dicke DIN EN ISO 534 Bruchkraft, Bruchdehnung DIN EN ISO 1924-2 Spaltfestigkeit (Internal Bond/Scott Bond) TAPPI T 569 Berstfestigkeit DIN EN ISO 2758 Biegesteifigkeit DIN 53123-1 Streifenstauchwiderstand DIN 54518 Versuchspapiermaschine (VPM) Aufbau In Abb. 2 ist die Versuchspapiermaschine der Forschungsstelle mit Dosierstellen und Mischtechnik schematisch dargestellt: Stoffauflauf Stoff von Mischbütte Rundverteiler Dosierstelle 1 Dosierpumpe 1 Dosierpumpe 2 Fl Fl Stoffpumpe Fl MaschinenBütte 200 l Dosierstelle 3 Dosierstelle 2 Statikmischer Dosierpumpe 3 Dynamischer Mischer Füllstoffe Retentionskomponente 1 Probenahme Retentionskomponente 2 Abb. 2: Schematischer Aufbau der Versuchspapiermaschine (VPM) Prozessablauf Es werden die folgenden Prozessschritte durchlaufen (Tab. 4): Tab. 4: Prozessschritte der Versuchspapiermaschine Schritt PTS-Forschungsbericht Vorgang Ort 1 Stoffansatz Dickstoffbütte 2 Einstellung der Stoffdichte Mischbütte 3 Dosierung der Fasersatzstoffe Dosierstelle 1 www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 4.5 12(79) 4 Dosierung der 1. Retentionsmittelkomponente Dosierstelle 2 5 Eintrag hoher Scherenergien (analog dem Sortierer einer PM) Dynamischer Mischer 6 Dosierung der 2. Retentionsmittelkomponente Dosierstelle 3 7 Eintrag einer mittelstarken Scherenergie (analog zum Stoffauflauf einer PM) Statischer Mischer 8 Blattbildung Langsieb bzw. Mehrlagenstoffauflauf Satinage Laborkalander Die Satinage der Laborblätter erfolgte mit einem 2-Walzen-Laborkalander der Firma Voith-Sulzer-Finishing, Krefeld (vormals Kleinewefers). Die obere Walze ist eine elektrisch beheizte Stahlwalze von 140 mm Durchmesser. Die untere, angetriebene Papierwalze von 170 mm Durchmesser wird hydraulisch gegen die Stahlwalze gepresst. Die nutzbare Arbeitsbreite beträgt 320 mm. Einfluss der Satinagebedingungen Zur Untersuchung des Einflusses der Satinagebedingungen auf das Kartonvolumen wurden die Kalanderdrücke zwischen 67 und 91 kN/m und die Temperaturen von 40 °C bis 80 °C variiert. 4.6 Mahlung der Rohstoffe Labormaßstab Die Faserersatzstoffe wurden im Labormaßstab zunächst mittels einer Schlagkreuzmühle vom Typ IKA Mikro-Feinmühle Culatti MFC vorgemahlen. Die anfallende Grobfraktion wurde anschließend mit einer Mühle Typ IKA Analysenmühle A 10 weiter aufgemahlen. Die Auftrennung der einzelnen Größenfraktionen erfolgte trocken über Vibrations-Feinsiebe. Technikumsmaßs Die Faserersatzstoffe wurden mittels einer Schlagnasenmühle Typ Jehmlich Record A (Abb. 3) bei einem externen Dienstleister im Technikumsmaßstab tab gemahlen. Das Material wurde mittels eines Siebs mit einer Maschenweite von 200 µm abgesiebt und anschließend mit einer Siebkugelmühle Typ SKM 300 (Siebkorb mit Maschenweite 200 µm) nachgemahlen. Technische Daten der Schlagnasenmühle • Antriebsleistung: 2,2 kW • Mahlraumdurchmesser: 230 mm • Rotordurchmesser: 210 mm • Mahlraumbreite: 150 mm • Durchsatz: ca. 3 kg/h PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 13(79) Abb. 3: Schlagnasenmühle 5 Auswahl und Charakterisierung von Reststoffen der Lebensmittelerzeugung 5.1 Vorgehen RohstoffIm Rahmen der Arbeiten wurden die zur Herstellung von Faserersatzstoffen charakterisierung einzusetzenden Rohstoffe ausgewählt und charakterisiert. Auswahlkriterien waren die aktuellen Preise der Rohstoffe und die Ergebnisse der im Vorfeld durchgeführten Vorversuche. Die Faserersatzstoffe wurden anhand ihrer Grundeigenschaften charakterisiert (Zusammensetzung, Ladungscharakteristik, Partikelgröße, mögliche Einflüsse auf das Kreislaufwasser etc.). Anhand der Ergebnisse wurden geeignete Modifizierungsmethoden und Rezepturbestandteile für die Blattbildungsversuche festgelegt. Ziel war die Einhaltung der für den Sektor „mehrlagiger Faltschachtelkarton“ geltenden Spezifikationen. 5.2 Ergebnisse 5.2.1 Auswahl der Rohstoffe Rohstoffe Geeignete biogene Reststoffe aus dem Agrar- und Lebensmittelsektor können Stängel, Blätter, Blüten, Samen, Früchte sowie Wurzeln sein. Im Hinblick auf die Verfügbarkeit kommen Kulturpflanzen und deren Reststoffe und Verarbeitungsprodukte in Frage [12]. Die Verfügbarkeit von Faserersatzstoffen ist Voraussetzung für einen dauerhaft gesicherten Einsatz. Zu beachten sind der Beschaffungsmarkt, mögliche Bereitstellungsketten, die zur Verfügung stehenden Mengen, die Lieferform des Material und die Verfügbarkeit (Entfernung, zentral oder dezentral, kontinuierlich oder diskontinuierlich/saisonal). Wichtig ist auch die aktuelle Verwendung des Materials (Verwertung, Entsorgung). Zur Auswahl war ein Screening notwendig, bei dem die erforderlichen Mengen, die Preise, die Regionalität und die Verwendung zur Herstellung von Faltschachtelkarton berücksichtigt wurden. Anhand der Auswahlkriterien wurden Weizenstroh, Haferspelzen und Reishülsen zur Herstellung der Faserersatzstoffe festgelegt. Tab. 5 zeigt die Charakteristika PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 14(79) der berücksichtigten Reststoffe. Je nach Beschaffenheit muss der Faserersatzstoff gereinigt, zerkleinert, zerfasert, suspendiert und/oder chemisch modifiziert werden. Aus Kostengründen wird beim Einsatz biogener Reststoffe bei der Papierherstellung in der Regel eine rein mechanische Aufbereitung bevorzugt [13]. Tab. 5: Verfügbarkeitsdaten ausgewählter Reststoffe und Agrarprodukte [14] Herkunft Getreidestroh Getreidespelzen Reishülsen Rückstände der Halmfruchternte MühlenNebenprodukte Rückstände bei der Reisgewinnung 0,19 (Deutschland) 120 (weltweit, vor allem Asien) Anfallmenge Feuchtmasse (Mio. t) 8 – 13 (verfügbares Potential, Deutschland) Wassergehalt 14 % 10 % 12 % Derzeitige Hauptnutzung Verbleib am Feld (Dünger), Tiereinstreu, Brennstoff, Ethanolgewinnung Brennstoff, Kissen (Füllstoff) Brennstoff Anfall dezentral, saisonal zentral, ganzjährig zentral (Import), ganzjährig Abb. 4: Ausgewählte biogene Reststoffe (links: Weizenstroh, rechts: Haferspelzen) Bei der Papierherstellung ist die Zerkleinerung und Überführung der Reststoffe in eine prozessfähige Suspension von entscheidender Bedeutung. Zur Verwendung als Volumenbildner sind die Ansprüche an die Teilchenform nur gering. Materialien ohne Fasercharakter können mit üblichen trockenen Zerkleinerungsverfahren aus der Mahltechnik (Brech-, Prall-, Schneid-, und Schermühlen) prozess- und produktfähig gemacht werden. Die Wahl des geeigneten Aggregats entscheidet sich nach Korngröße, Härte und Bruchverhalten des Mahlguts. Für die Fein- und Feinstmahlung von weichen bis mittelharten organischen Materialien bot sich eine Trockenmahlung mit Prallmühlen einschließlich Siebung an. Typische Aggregate sind Schlagkreuz- und Schlagrotormühlen. Mit diesen lassen sich Endfeinheiten von unter 50 bis 100 µm erreichen. Rohstoffaufbereitung Je nach Beschaffenheit muss der Faserersatzstoff gereinigt, zerkleinert, zerfasert, suspendiert und/oder chemisch modifiziert werden. Aus Kostengründen wird beim Einsatz biogener Reststoffe bei der Papierherstellung in der Regel eine rein mechanische Aufbereitung bevorzugt [15]. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 15(79) Bei der Papierherstellung ist die Zerkleinerung und Überführung der Reststoffe in eine prozessfähige Suspension von entscheidender Bedeutung. Zur Verwendung als Volumenbildner sind die Ansprüche an die Teilchenform nur gering. Materialien ohne Fasercharakter können mit üblichen trockenen Zerkleinerungsverfahren aus der Mahltechnik (Brech-, Prall-, Schneid-, und Schermühlen) prozess- und produktfähig gemacht werden. Die Wahl des geeigneten Aggregats entscheidet sich nach Korngröße, Härte und Bruchverhalten des Mahlguts. Für die Fein- und Feinstmahlung von weichen bis mittelharten organischen Materialien bietet sich eine Trockenmahlung mit Prallmühlen einschließlich Siebung an. Typische Aggregate sind Schlagkreuz- und Schlagrotormühlen. Mit diesen lassen sich Endfeinheiten von unter 50 bis 100 µm erreichen. 5.2.2 Aufbereitung durch Mahlung im Labormaßstab Labormahlungsversuche Die ausgewählten Rohstoffe wurden beschafft und mittels einer Schlagkreuzmühle vom Typ IKA Mikro-Feinmühle Culatti MFC vorgemahlen. Die vorgemahlenen Rohstoffe wurden anschließend mit einer Labormühle vom Typ IKA A 10 auf den gewünschten Teilchendurchmesser von ca. 50 – 150 µm aufgemahlen. Die gewünschten Einzelfraktionen von > 150 µm, 50 – 150 µm und < 50 µm wurden über ein Vibrationssieb abgetrennt. 5.2.3 Charakterisierung der Faserersatzstoffe REM-Aufnahmen Zur Charakterisierung der gemahlenen Fraktionen wurden zunächst rasterelektronenmikroskopische (REM-) Aufnahmen angefertigt (Abb. 5 – Abb. 7). Abb. 5: REM-Aufnahmen: Haferspelzen, 100x (links), 500x (rechts) PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 16(79) Abb. 6: REM-Aufnahmen: Weizenstroh, 100x (links), 500x (rechts) Abb. 7: REM-Aufnahmen: Reishülsen, 100x (links), 500x (rechts) Aus den Abbildungen ist die im Vergleich zu den beiden anderen Rohstoffen deutlicher ausgeprägte faserförmige Struktur des gemahlenen Strohs zu erkennen. Lösemittelextraktion: n-Heptan Die gemahlenen Rohstoffe wurden mit n-Heptan extrahiert, um hydrophobe Bestandteile zu identifizieren und quantifizieren (Tab. 6). Tab. 6: Details der n-Heptan-Extraktion • Soxhlet-Extraktion (200 ml n-Heptan, 3h • Einengen der Extrakte am Rotationsverdampfer • Trocknung bei 105 °C bis zur Gewichtskonstanz • Gravimetrische Bestimmung des Trockenrückstands • Aufnehmen des trockenen Rückstands mit n-Heptan und Auftragen auf einen NaCl-Kristall zur FTIR-spektrometrischen Untersuchung IR-Spektrometrie des n-Heptanextrakts Von den eingedampften n-Heptanextrakten wurden FTIR-Spektren angefertigt, um die hydrophoben Bestandteile zu identifizieren. Die FT-IR-Spektren der nHeptanextrakte der Haferspelzen und der Reishülsen waren sehr ähnlich. Sie deuteten auf die Anwesenheit von Esterverbindungen, wie z. B. Fettsäureestern hin. Das FTIR-Spektrum des Weizenstrohs wies außerdem die Absorptionsbanden von Salzen organischer Säuren auf. Wasserextrakte Die gemahlenen Rohstoffe wurden mit kaltem und heißem destilliertem Wasser extrahiert, um Menge und Art der hydrophilen Bestandteile zu ermitteln (Tab. 7 und Tab. 8). Tab. 7: Details der Kaltwasserextraktion • Einwaage: 0,5 g • Schütteln mit 300 ml dest. Wasser (RT, 48 h) • Filtration über Faltenfilter • Trocknung bei 105 °C bis zur Gewichtskonstanz • Gravimetrische Bestimmung des Trockenrückstands • Präparation des trockenen Rückstands als KBr-Pressling zur FTIRspektrometrischen Untersuchung PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 17(79) Tab. 8: Details der Heißwasserextraktion • Einwaage: 0,5 g • Extraktion mit 100 ml dest. Wasser bei 40 °C/30 min. • Filtration über Faltenfilter • Trocknung bei 105 °C bis zur Gewichtskonstanz • Gravimetrische Bestimmung des Trockenrückstands • Präparation des trockenen Rückstands als KBr-Pressling zur FTIRspektrometrischen Untersuchung Charakterisierung des Wasserextrakts Die Wasserextrakte wurden zunächst hinsichtlich der Parameter CSB, kationischer Bedarf, pH-Wert und Leitfähigkeit untersucht. 150,00 140,00 [mg/g otro] 130,00 120,00 110,00 100,00 90,00 80,00 Dinkelspelzen Stroh Reishülsen Haferschalen Abb. 8: CSB im Wasserextrakt Die Haferspelzen zeigten den höchsten, die Reishülsen den geringsten chemischen Sauerstoffbedarf. Insgesamt lag die Belastung jedoch sehr niedrig. Abb. 9: Kationischer Bedarf im Warmwasserextrakt Der kationische Bedarf des Wasserextrakts liegt bei den Reishülsen am niedrigsten, bei den Dinkelspelzen am höchsten. Eine Zentrifugation (4000 Upm, 10 min.) senkt den kationischen Bedarf signifikant gegenüber der mit dem SR-Sieb abgenommenen Probe. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 18(79) Tab. 9: pH-Wert, Leitfähigkeit und Trockengehalt des Wasserextrakts pH-Wert Leitfähigkeit (mS/cm) Trockengehalt (%) Weizenstroh 8,4 770 92,9 Haferspelzen 8,4 685 91,0 Reishülsen 8,1 570 89,8 Die pH-Werte, Leitfähigkeiten und Trockengehalte der einzelnen Rohstoffe zeigten keine signifikanten Unterschiede. Tab. 10: Trockenrückstände der n-Heptan- und Wasserextrakte (Mittelwerte) n-Heptanextrakt Kaltwasserextrakt Heißwasserextrakt Weizenstroh 1,02 6,06 6,54 Haferspelzen 0,32 3,15 5,16 Reishülsen 0,32 1,31 4,04 Das Weizenstroh besaß den höchsten Anteil von mit n-Heptan extrahierbaren Bestandteilen im Vergleich mit Haferspelzen und Reishülsen. Der Anteil der mit kaltem Wasser extrahierbaren Anteile lag beim Weizenstroh ebenfalls am höchsten. Dabei war der Unterschied zwischen den mit kaltem und heißem Wasser extrahierbaren Stoffen nur gering. Im Gegensatz dazu war der kaltwasserlösliche Anteil bei den Haferspelzen und vor allem den Reishülsen deutlich geringer, während die Unterschiede zwischen Kalt- und Heißwasserextrakt hier deutlich höher ausfielen. Charakterisierun g des Wasserextrakts Analog zu den n-Heptanextrakten wurden die Trockenrückstände der Wasserextrakte FTIR-spektrometrisch untersucht. Die FT-IR-Spektren der Wasserextrakte aller drei Rohstoffe waren sehr ähnlich. Sie deuten auf die Anwesenheit von Kohlenhydratverbindungen, wie Stärke oder Cellulosederivaten hin. Partikelgröße Die Abb. 7 zeigt die Partikelgrößenverteilung der verschiedenen gemahlenen Rohstoffe. Die Partikelgrößenverteilungen der gemahlenen Rohstoffe zeigten geringe Unterschiede. Insgesamt lag die mittlere Teilchengröße der gemahlenen Reishülsen signifikant unter denen der übrigen Rohstoffe. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 19(79) 160 140 Partikelgröße [µm] 120 100 80 60 D10 40 D50 D90 20 Mean Maximum 0 Dinkel Stroh Reis Hafer Abb. 10: Partikelgrößenverteilung der gemahlenen Rohstoffe, Siebfraktion < 100 µm Zetapotential In Abb. 8 sind die Zetapotentiale in Abhängigkeit vom pH-Wert und die Isoelektrischen Punkte (IEP) der gemahlenen Rohstoffe zusammengestellt. 20 10 IEP 0 Reis IEP IEP Stroh Hafer ZP [mV] IEP -10 -20 -30 -40 -50 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 pH Abb. 11: Zetapotentiale der gemahlenen Rohstoffe in Anhängigkeit vom pH-Wert Die Zetapotentialkurve liegt bei den gemahlenen Reishülsen bei signifikant negativeren Werten als bei den beiden anderen Rohstoffen. Die Kurve beim gemahlenen Weizenstroh liegt bei den geringsten negativen Werten. Die Isoelektrischen Punkte liegen im gleichen Bereich von etwa 2 – 3. Dabei ist der IEP bei den Reishülsen am geringsten und bei den Haferspelzen am höchsten. 5.3 Zusammenfassung Fazit PTS-Forschungsbericht Insgesamt erwies sich die organische und anorganische Belastung der wässrigen Extrakte aller drei geprüften Rohstoffe als sehr gering. Durch den Einsatz von gemahlenen Rohstoffen auf Basis von Reishülsen, Weizenstroh und Haferspelzen war damit keine signifikante zusätzliche Belastung der Papiermaschinenkreisläufe zu erwarten. www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 6 20(79) Aufstellung und Beschaffung der notwendigen Rezepturbestandteile, Versuchsplanung 6.1 Vorgehen Rezepturentwicklung Im Rahmen der Arbeiten wurden die neben den Faserersatzstoffen für die Blattbildungsversuche notwendigen Faserstoffe und Additive festgelegt. Dazu wurden qualitative und quantitative Flockungsversuche sowie Entwässerungsmessungen mit verschiedenen Retentionsmitteln durchgeführt. 6.2 Ergebnisse 6.2.1 Flockungsverhalten Flockungsverhalten qualitativ Zur Vorbereitung der Blattbildungsversuche wurden orientierende Flockungsversuche mit den verschiedenen Faserersatzstoffen und kationischem Polyacrylamid (cPAM) durchgeführt (Abb. 9). Abb. 12: Qualitative Flockungsversuche mit cPAM Ohne Zusatz von Flockungsmittel Bei den Haferspelzen konnte nach 30 Minuten ein deutliches Sediment beobachtet werden. Die überstehende Lösung war durch Feinstoffe getrübt. Das Sediment konnte nach 3 Stunden relativ schwierig wieder aufgewirbelt werden, da es sehr klebrig war und am Boden des Reagenzglases haften blieb. Beim Weizenstroh wurde ebenfalls nach 30 Minuten ein deutliches Sediment beobachtet. Eine Trübung in der überstehenden Lösung war noch erkennbar. Die PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 21(79) Lösung war hier im Vergleich zu den anderen Faserersatzstoffen am klarsten. Auch hier war das Sediment klebrig. Reishülsen: Auch hier wurde nach 30 Minuten ein deutliches Sediment gefunden. Die überstehende Lösung war getrübt und das Sediment war klebrig. Die Trübstoffe setzen sich bei allen Faserersatzstoffen auch ohne Zusatz von Additiven langsam ab (Abb. 10). Mit cPAM Nach der Zugabe des cPAM war bei allen Faserersatzstoffen eine Verzögerung der Flockung zu beobachten. Bei allen Rohstoffen wurde ein lockeres, gallertartiges Sediment gefunden. Die Haferspelzen bildeten mit cPAM relativ grobe Flocken und setzten sich relativ schnell ab. Die Flockung des Weizenstrohs mit cPAM fiel feiner als die von Haferspelzen aus. Die Sedimentation erfolgte langsamer als bei den Reishülsen. Bei den Reishülsen wurde mit cPAM eine feine Flockung beobachtet, die schnell sedimentiert. Im Überstand verblieb eine ganz leichte Trübung (Abb. 11). Abb. 13: Haferspelzen – Weizenstroh – Reishülsen 30 min. Abb. 14: Haferspelzen – Weizenstroh – Reishülsen + cPAM Flockungsverhalten quantitativ Nach den orientierenden Flockungsversuchen wurden quantitative Flockungsversuche mit verschiedenen Retentionsmitteln unter Verwendung einer analytischen Zentrifuge vom Typ LUMiFuge der Firma LUM durchgeführt (Abb. 15 – Abb. 18). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 22(79) Abb. 15: Transmissionskurven – Flockungsversuche mit Weizenstroh Integrale Transmission [%] Die beste Aufklarung konnte bei allen drei Faserersatzstoffen mit cPAM erreicht werden. Es war jedoch zunächst eine sehr hohe Dosierung notwendig (→ Überflockung). Daher wurden Versuche mit einer Kombination von cPAM mit Fixiermittel durchgeführt, um die cPAM-Dosiermenge reduzieren zu können. Die Flockung mit Poly-DADMAC bewirkte eine stärkere Resttrübung als bei cPAM. Die drei Rohstoffe zeigten dabei ein sehr ähnliches Verhalten. Mit PVAm lag ebenfalls eine höhere Resttrübung als bei cPAM vor. Dabei konnte eine deutliche Differenzierung der Faserersatzstoffe beobachtet werden (Trübung bei Haferspelzen > Weizenstroh > Reishülsen). Stärke, Guar und Polyethylenimin (PEI) zeigten nur eine relativ geringe Flockungswirkung (Abb. 16 – Abb. 18). 100 200 Upm 80 2000 Upm 4000 Upm 60 40 20 0 0 0,001 0,002 0,003 0,004 0,005 8 min Reis_Percol_0.5 Stroh_Percol_0.5 Hafer_Percol_0.5 Abb. 16: Flockung mit cPAM, Integrale Transmission, Mittelwert PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 Integrale Transmission [%] R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 100 23(79) 200 Upm 80 2000 Upm 4000 Upm 60 40 20 0 0 0,001 0,002 0,003 0,004 0,005 8 min ReisCatiofast_0.5 Stroh_Catiofast_0.5 Hafer_Catiofast_0.5 Integrale Transmission [%] Abb. 17: Flockung mit Poly-DADMAC, Integrale Transmission, Mittelwert 100 200 Upm 80 4000 Upm 2000 Upm 60 40 20 0 0 0,001 0,002 0,003 0,004 0,005 8 min Reis_VZ_1+2 Stroh_VZ_1+2 Hafer_VZ_1+2 Abb. 18: Flockung mit PVAm, Integrale Transmission, Mittelwert 6.2.2 Untersuchung des Entwässerungsverhaltens Dynamic Drainage Analyzer (DDA) Stoffmischungen aus Zellstoff und unterschiedlichen Zusatzmengen an Faserersatzstoffen wurden mit verschiedenen Dosiermengen an kationischer Stärke und cPAM versetzt. Zur Überprüfung der Entwässerungseigenschaften wurden anschließend Versuche mit dem Dynamic Drainage Analyzer (DDA) unter Verwendung verschiedener Retentionsmittel durchgeführt (Abb. 22 – Abb. 29). Legende: S0: keine kat. Stärke S0,5: 0,5 % kat. Stärke P0: kein cPAM P0,01: 0,01 % cPAM P0,02: 0,02 % cPAM P0,03: 0,03 % cPAM PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 24(79) Abb. 19: Entwässerungszeit Reishülsen Abb. 20: Entwässerungszeit Weizenstroh Abb. 21: Entwässerungszeit Haferspelzen PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 25(79) Abb. 22: Entwässerungszeit im Vergleich Insgesamt war der Einfluss der Faserersatzstoffmenge auf die Entwässerungszeit deutlich erkennbar. Die Entwässerungszeit nahm mit steigendem Anteil an Faserersatzstoff ab. Durch den erhöhten Zusatz der Faserersatzstoffe wurde die Entwässerung signifikant verbessert. Die Stoffmischungen mit Weizenstroh konnten am besten entwässert werden. Die Mischungen mit Haferspelzen erwiesen sich als am schwersten entwässerbar. Ein Zusatz von cPAM beschleunigte die Entwässerung erwartungsgemäß. Abb. 23: Permeabilität Reishülsen Abb. 24: Permeabilität Weizenstroh PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 26(79) Abb. 25: Permeabilität Haferspelzen Abb. 26: Permeabilität im Vergleich Auch die Porosität wurde durch die Erhöhung der Zusatzmenge der Faserersatzstoffe deutlich erhöht. Die Einflüsse auf die Porosität waren analog zu denen auf die Entwässerungszeiten. Die Steigerung der Porosität war erneut beim Weizenstroh am deutlichsten erkennbar. 6.2.3 Untersuchung von Zetapotential und Ladung (PCD) FaserZetapotential Das Faser-Zetapotential der mit unterschiedlichen Mengen an Faserersatzstoffen und verschiedenen Dosiermengen an kationischer Stärke und cPAM versetzten Stoffmischungen wurde mittels der Faserpfropfenmethode (Gerät SZP 06 der Firma BTG-Mütek) bestimmt. Die Reishülsen zeigten das am stärksten negative ZP, die Haferspelzen das geringste. Der Einfluss der kationischen Stärke und der cPAM-Dosierung war deutlich erkennbar. Bei den Reishülsen war nur ein geringer Effekt des Zusatzes von cPAM erkennbar. Eine Kombination aus Stärke und cPAM senkte den Betrag der anionischen Faserladung jedoch signifikant (Abb. 27). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 27(79) Legende: ohne Additiv mit cPAM mit cPAM + Stärke Abb. 27: Faser-Zetapotential Reishülsen Beim Weizenstroh konnte im Gegensatz dazu bereits ein deutlicher Effekt der cPAM-Dosierung festgestellt werden. Eine zusätzliche Zugabe kationischer Stärke machte sich in einer weiteren Reduzierung der anionischen Faserladung bemerkbar (Abb. 28). Abb. 28: Faser-Zetapotential Weizenstroh Das Verhalten der Haferspelzen war dem der Reishülsen sehr ähnlich. Erst eine Kombination aus kationischer Stärke und cPAM führte zu einer signifikanten Reduzierung der negativen Faserladung (Abb. 29). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 28(79) Abb. 29: Faser-Zetapotential Haferspelzen PCD Der kationische Bedarf der DDA-Filtrate wurde mittels Polyelektrolyttitration/Partikelladungsdetektor (Gerät PCD 04 der Firma BTG-Mütek ermittelt (Abb. 30 – Abb. 32). Legende: ohne Additiv mit cPAM mit cPAM + Stärke Abb. 30: Kationischer Bedarf Reishülsen Abb. 31: Kationischer Bedarf Weizenstroh PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 29(79) Abb. 32: Kationischer Bedarf Haferspelzen Aus den Abbildungen ist erkennbar, dass eine höhere Menge an Faserersatzstoffen deutlich zur Erhöhung des kationischen Bedarfs beitrug. Dies war bei allen drei Faserersatzstoffen zu beobachten. Der Einfluss war bei den Haferspelzen am deutlichsten. Sie verursachten den höchsten kationischen Bedarf. Bei den Reishülsen war der kationische Bedarf am geringsten. Der kationische Bedarf konnte durch eine Kombination aus kationischer Stärke und cPAM signifikant vermindert werden. Trübung Die Trübung der DDA-Filtrate wurde nephelometrisch (Nephelometer der Firma Hach) bestimmt (Abb. 33 – Abb. 35). Legende: ohne Additiv mit cPAM mit cPAM + Stärke Abb. 33: Trübung Reishülsen Abb. 34: Trübung Weizenstroh PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 30(79) Abb. 35: Trübung Haferspelzen Insgesamt wurde durch die Faserersatzstoffe nur eine sehr geringe Trübung verursacht. Diese konnte durch kationische Stärke und cPAM nahezu beseitigt werden. 6.3 Zusammenfassung Insgesamt wurden nur relativ geringe Einflüsse der Faserersatzstoffe auf Trübung und kationischen Bedarf festgestellt. Aus den Untersuchungsergebnissen wurden Art und Dosiermengen der für die RK-Blattbildungsversuche notwendigen Retentionsmittel abgeleitet. Das Flockungsverhalten von Guar und PEI erwies sich am schlechtesten. Daher wurde in den weiteren Versuchen auf die Verwendung dieser Retentionsmittel verzichtet. Fazit 7 Mechanische Aufbereitung und chemische Vorbehandlung der Reststoffe zur Herstellung von Faserersatzstoffen 7.1 Vorgehen Vorbehandlung Ziel der Untersuchungen war die mechanische Vorbehandlung und chemische „Aktivierung“ der Reststoffe der Lebensmittelerzeugung durch Alkaliquellung bzw. den Zusatz kationischer Additive. Dies sollte zu Faserersatzstoffen mit erhöhter Bindefähigkeit führen. Ziel der Arbeiten war eine möglichst kostengünstige, effektive Bereitstellung der Faserersatzstoffe. Die Rohstoffe wurden mechanisch mittels Schlagnasenmühle aufgemahlen und anschließend mittels Siebung sortiert. Angestrebt wurden dabei zwei Teilchengrößenbereiche: eine feine Fraktion (< 50 µm) und eine grobe Fraktion (50 – 100 µm). Damit sollte sichergestellt werden, dass eine definierte Teilchengrößenfraktion für die anschließenden Versuche zur Verfügung steht. Die Arbeiten wurden extern an ein entsprechend qualifiziertes Unternehmen vergeben. Daneben wurden Versuche zur Erhöhung der Bindekräfte zwischen den Papierfasern und den Faserersatzstoffen und damit zur Erhöhung der für FSK relevanten Festigkeitseigenschaften (Zugfestigkeit, Biegesteifigkeit und Spaltfestigkeit) durchgeführt. Dazu wurden eine alkalische Vorbehandlung der Faserersatzstoffe mit verdünnten Alkalien sowie Kationisierungsversuche mit niedermolekularen, hochgeladenen kationischen Additiven durchgeführt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 31(79) 7.2 Ergebnisse 7.2.1 Mahlung im Technikumsmaßstab Mahlbedingungen Die ausgewählten Rohstoffe wurden durch einen externen Dienstleister aufgemahlen und sortiert. Danach wurde das Material bei einer Maschenweite von 200 µm abgesiebt und mittels Kugelmühle auf den gewünschten Teilchengrößenbereich nachgemahlen. Durchsatz: 3 kg/h für die Schlagnasenmühle und 30 – 300 g/h bei der Siebkugelmühle. Bei der Mahlung erwiesen sich die Reishülsen als am besten, das Weizenstroh als am schlechtesten mahlbar. 7.2.2 Versuche zur Vorquellung der Faserersatzstoffe mit Alkali Vorversuche mit Reishülsen Zur Erhöhung der Bindekraft wurden Versuche zur Alkaliquellung und zur Kationisierung der Faserersatzstoff-Oberflächen durchgeführt. Zunächst wurden Vorversuche mit den Reishülsen im Labormaßstab durchgeführt, um die Einflüsse einer Alkaliquellung auf Dicke/Volumen, Bruchkraft und Biegesteifigkeit zu ermitteln. Bei den Versuchen wurde erwartungsgemäß eine deutliche Verschlechterung aller drei Eigenschaften durch den Zusatz der Reishülsen festgestellt (Abb. 15 – Abb. 17). 360,00 340,00 Dicke [µm] 320,00 300,00 280,00 260,00 240,00 220,00 200,00 Referenz Reis_alkali Reis_unbehandelt Versuch Mittelwert Abb. 36: Reishülsen, Einfluss der Alkaliquellung auf die Dicke 7,0 6,5 Bruchkraft [kN / m] 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 Referenz Reis_alkali Reis_unbehandelt Versuch Mittelwert Minimum Maximum Abb. 37: Reishülsen, Einfluss der Alkaliquellung auf die breitenbezogene Bruchkraft PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 32(79) 3,60 Biegesteifigkeit S [N mm] 3,40 3,20 3,00 2,80 2,60 2,40 2,20 2,00 Referenz Reis_alkali Reis_unbehandelt Versuch Mittelwert Minimum Maximum Abb. 38: Reishülsen, Einfluss der Alkaliquellung auf die Biegesteifigkeit Die Versuche ergaben nur geringe Einflüsse einer Alkaliquellung auf Volumen und Bruchkraft. Es konnte jedoch eine signifikante Verbesserung bei der Biegesteifigkeit beobachtet werden. Hier konnte die Abnahme durch den Zusatz des Faserersatzstoffs vermindert werden. Versuche zur Alkaliquellung Der Faserersatzstoff wurde in Wasser suspendiert und mit einer 0,01 Molaren Natronlauge (12 %) auf einen pH-Wert von 11 eingestellt. Der Ansatz wurde 1 Stunde lang gerührt und anschließend über Nacht stehengelassen. Die Slurry wurde ohne Neutralisierung eingesetzt. 7.2.3 Versuche zur Kationisierung Vorgehensweise Eine 0,01 %ige Lösung von Poly-DADMAC wurde durch Verdünnung mit dest. Wasser aus einer 1%igen Stammlösung frisch hergestellt. Jeweils 0,25, 0,5 und 1,0 g otro der gemahlenen Faserersatzstoffe wurden eingewogen und jeweils mit 100 ml der Lösung von Poly-DADMAC versetzt und 1,5 h lang bei 200 U/min. gerührt. Die Ansätze wurden jeweils 10 min bei 4000 U/min zentrifugiert. Jeweils 10 ml des klaren Zentrifugats wurden entnommen und der kationische Bedarf mittels Polyelektrolyttitration bestimmt (0,001 N Poly-DADMAC bzw. 0,001 PES-Na als Titrationsmittel, PCD 04 als Endpunktdetektor) (Tab. 11). Anschließend wurde die Dosiermenge für die Blattbildungsversuche abgeleitet: Es wurden zwei Ansätze hergestellt. Jeweils 0,7 g Weizenstroh wurden zunächst mit je 100 ml einer 0,02 %igen Lösung von Poly-DADMAC versetzt. Einem der Ansätze wurden zusätzlich 50 ml dest. Wasser zugegeben. Beide Mischungen wurden 1,5 h lang gerührt und anschließend zentrifugiert. Bei der Bestimmung des kationischen Bedarfs im Überstand wurde kein überschüssiges Poly-DADMAC gefunden. Nach der Mischung mit Zellstoff wurde das jeweilige Faser-Zetapotential bestimmt (Tab. 12). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 33(79) Tab. 11: Ladungsmessungen an Faserersatzstoffen Probenbezeichnung Ladung + – PCD (µeq/l) Weizenstroh 0 x 620,8 Weizenstroh 0,25 x 317,5 Weizenstroh 0,5 x 88,1 Weizenstroh 1 x -12,0 Haferspelzen 0 x 615,1 Haferspelzen 0,25 x 242,1 Haferspelzen 0,5 x 27,3 Haferspelzen 1 x -21,6 Reishülsen 0 x 612,3 Reishülsen 0,25 x 352,3 Reishülsen 0,5 x 148,8 Reishülsen 1 x -3,4 Abb. 18 zeigt die auf der Faseroberfläche adsorbierte kationische Ladung. Abb. 39: Kationisierung der Faseroberfläche mit Poly-DADMAC: adsorbierte kationische Ladung Tab. 12: Faser-Zetapotential Zetapotential (mV) FE unbehandelt Zetapotential (mV) FE kationisiert -30,7 -30,4 ZS + 20% Weizenstroh -25 -29,4 ZS + 35% Weizenstroh -25,2 -27 ZS + 50% Weizenstroh -23,7 -21,9 Zellstoff PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 34(79) In Tab. 47 bis Tab. 49 sind die Einflüsse auf die Ladungsparameter und die wasserrelevanten Parameter zusammengestellt. Tab. 13: Haferspelzen ZS 050 µm 50 100 µm 100 160 µm PTS-Forschungsbericht Hafer cPAM PolyDAD MAC PCD Trübung Flächenbez. Masse Gesamtretention Leitfähigkeit (%) (%) (%) (µeq/l) (NTU) (g/m²) (%) (µS/cm) (mV) SZP 0 0 0,00 0,05 0,00 0,00 -9,36 -6,16 16 3 198 196 97,19 96,25 549 542 -28,40 25,15 0 0,00 0,05 -104,08 110 200 98,13 554 10,85 50 50 50 50 50 0,00 0,10 0,20 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,10 0,20 -67,33 -29,78 -33,59 -22,24 -6,30 199 77 45 193 130 179 179 188 181 180 83,52 83,54 87,94 84,62 84,29 602 612 611 609 608 -15,15 -13,95 -11,70 -11,75 -6,95 50 50 50 50 50 50 50 35 35 35 35 20 20 20 0,00 0,10 0,20 0,30 0,00 0,00 0,20 0,00 0,10 0,20 0,20 0,00 0,15 0,15 0,00 0,00 0,00 0,00 0,10 0,20 0,10 0,00 0,00 0,00 0,05 0,00 0,00 0,05 -65,41 -43,18 -26,18 -17,79 -11,90 -3,08 -5,09 -44,25 -23,69 -18,73 -7,81 -21,98 -12,00 -5,05 145 73 38 22 142 131 39 101 42 18 17 50 20 11 183 195 195 202 185 187 195 188 197 198 201 203 203 203 85,48 91,03 90,95 94,58 86,70 87,24 91,35 88,95 93,11 93,59 95,00 97,84 97,79 97,59 632 630 641 635 645 643 640 602 594 598 596 578 578 577 -17,50 -16,75 -11,15 -2,90 -12,70 -2,60 10,35 -20,40 -18,30 -12,25 3,75 -21,40 -9,80 15,55 50 50 50 35 35 20 0,00 0,05 0,07 0,00 0,05 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 -16,96 -18,95 -13,78 -19,11 -12,24 -11,74 60 22 16 30 13 23 192 199 202 207 208 205 89,97 93,14 94,30 98,05 98,31 98,09 609 609 607 596 598 587 -15,70 -13,35 -11,85 -18,35 -14,15 -20,95 20 0,03 0,00 -7,25 12 211 100,84 585 -16,45 www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 35(79) Tab. 14: Reishülsen ZS 0 -50 µm 50 100 µm 100 160 µm PTS-Forschungsbericht PCD Trübung Flächenbez. Masse Gesamtretention Leitfähigkeit SZP Reis cPAM PVA m (%) (%) (%) (µeq/l) (NTU) (g/m²) (%) (µS/cm) (mV) 0 0 0 0 0 0,05 0 0,1 0 0,09355 0,04645 0,06155 16,00 0,40 2,75 198 195 196 97,19 95,69 96,25 549 575 542 -28,40 3,50 25,15 50 50 50 35 35 20 20 0 0 0 0 0 0 0 0 0,1 0,2 0,1 0,2 0,1 0,2 0,51205 0,31585 0,27505 0,20750 0,23990 0,16545 0,12140 251,00 188,50 210,00 93,50 137,50 44,50 52,50 176 189 200 193 203 191 202 79,44 85,18 90,41 89,08 93,87 91,10 95,99 597 584 592 583 587 572 584 -24,70 -23,15 -23,35 -22,60 -21,60 -20,00 -22,15 50 50 50 35 35 20 20 50 50 50 35 35 35 20 20 0 0 0 0 0 0 0 0,1 0,2 0,3 0 0,2 0,3 0 0,2 0 0,1 0,2 0,1 0,2 0,1 0,2 0 0 0 0 0 0 0 0 0,35790 0,22660 0,24910 0,16570 0,18175 0,07885 0,09865 0,20945 0,12135 0,08670 0,29460 0,08175 0,07870 0,17145 0,07180 181,00 105,50 149,50 65,50 93,50 40,50 41,50 76,50 39,00 19,00 129,00 25,00 11,00 78,00 11,00 168 193 193 198 203 198 202 189 196 194 202 199 202 203 203 75,98 87,24 87,16 91,50 93,76 94,44 96,29 85,32 88,62 87,67 93,14 92,05 93,18 96,69 96,42 599 591 593 581 589 567 583 596 595 598 600 599 599 591 592 -26,70 -23,40 -23,25 -21,80 -22,25 -19,65 -20,75 -22,70 -9,05 9,75 -26,90 -3,80 -14,00 -28,00 23,45 50 50 50 35 35 20 20 0 0,1 0,05 0 0,02 0 0,01 0 0 0 0 0 0 0 0,16390 0,04940 0,09130 0,10970 0,06470 0,06430 0,06840 49,50 6,50 11,50 28,00 14,50 20,00 16,00 213 214 219 220 216 215 215 98,52 98,75 101,15 104,14 102,32 103,09 104,17 609 604 598 593 593 583 587 -27,45 11,75 -16,15 -26,60 -22,80 -27,05 -23,40 www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 36(79) Tab. 15: Weizenstroh Stroh cPAM PolyDAD MAC (%) (%) (%) (µeq/l) (NTU) (g/m²) (%) (µS/cm) (mV) 0 0 0 0,05 0 0 -9,36 -6,16 16 2,75 198 196 97,19 96,25 549 542 -28,40 25,15 0 0 0,05 -104,08 110 200 98,13 554 10,85 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 35 35 35 20 20 0 0,1 0,2 0 0 0,1 0,2 0,1 0,2 0,2 0 0,1 0,15 0 0,1 0 0 0 0,1 0,2 0,1 0,1 0,2 0,05 0,01 0 0 0 0 0 -47,21 -23,72 -16,05 -4,17 -7,26 -4,17 -1,67 -10,23 -7,15 -17,62 -42,99 -14,15 -13,62 -14,15 -8,42 251 46 22,5 105,5 110 69 53 80 49,5 59,5 70,5 22 15,5 40,5 11,5 180 190 198 192 192 190 194 186 201 199 188 193 201 203 203 84,30 88,78 92,63 89,70 89,58 88,77 90,49 87,14 93,96 93,04 88,89 91,31 95,23 96,99 97,44 642 643 649 652 652 649 648 646 647 646 624 625 624 612 609 -24,70 -10,20 2,70 -10,40 3,40 26,15 45,20 51,10 14,90 -7,65 -20,40 -9,35 -0,20 -23,80 -0,60 50 50 50 50 35 35 35 20 0 0,1 0,2 0,15 0 0,15 0,075 0 0 0 0 0 0 0 0 0 -35,33 -20,57 -14,31 -16,58 -20,72 -9,71 -14,37 -14,15 54 30 13,5 26 36,8 10,5 20 40,5 186 199 197 190 200 201 199 203 86,99 92,88 91,88 88,89 94,58 95,05 94,17 96,99 635 641 644 647 631 627 630 612 -18,20 -9,95 11,90 -1,45 -19,25 7,30 -13,10 -23,80 20 0,1 0 -8,42 203 97,44 609 -0,60 ZS 050 µm 50 100 µm PCD Trübung Flächenbez. Masse Gesamtretention Leitfähigkeit SZP 11,5 7.3 Zusammenfassung Fazit PTS-Forschungsbericht Die Versuche zur Alkaliquellung der Faserersatzstoffe ergaben nur geringe Einflüsse auf Volumen und Bruchkraft. Es konnte jedoch eine signifikante Verbesserung bei der Biegesteifigkeit beobachtet werden, deren Abnahme durch den Zusatz des Faserersatzstoffs vermindert werden konnte. Die mit Poly-DADMAC kationisierten Faserersatzstoffe zeigten nur einen relativ geringen Einfluss auf das Faser-Zetapotential. www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 8 37(79) Papierherstellung im Labormaßstab und Charakterisierung der Papiereigenschaften 8.1 Vorgehen Zusammenfassung Ziel der Blattbildungsversuche war der Aufbau einer möglichst voluminösen Mikrostruktur des Papiergefüges bei gleichzeitiger Erhaltung der Festigkeitseigenschaften. Dazu wurden ein- und mehrlagige Laborblätter hergestellt. Der Modellfaserstoffs wurde zunächst unter standardisierten Bedingungen aufbereitet. Zur Stoffverdünnung wurde Leitungswasser eingesetzt. Die Faserersatzstoffe wurden unter definierten Bedingungen als Slurry aufbereitet und der Faserstoffsuspension in verschiedenen Dosiermengen zugesetzt. Zunächst wurden Rapid-Köthen-Blattbildungsversuche an einem Einlagensystem durchgeführt, um die Einflüsse des Zusatzes der Faserersatzstoffe und des Retentionssystems auf die Papiereigenschaften zu ermitteln. Anschließend wurden die Ergebnisse auf die Mittellage eines Mehrlagensystems übertragen. Die mehrlagigen Papiere wurden anschließend satiniert. Variiert wurden dabei Liniendruck, Prozesstemperatur und die Anzahl der Verdichtungsgänge. Rezepturen Einlagiges System: Zielwert für die flächenbezogene Masse: 210g/m². Materialien: Langfaser-/Kurzfaserzellstoff (64,5 % / 79,5 %) Kationische Stärke (0,5 %) Stroh (Fraktion < 200 µm) (35 % / 20 %) cPAM (0,04 %) Mehrlagiges System: Zielwert für die flächenbezogene Masse: 300g/m². Die Rezeptur der Mittellage: identisch mit der Rezeptur der einlagigen Blätter Faserersatzstoffe: Hafer und Stroh, Fraktion > 100 µm Decklage: reiner Langfaser-/Kurzfaserzellstoff + 0,01 % cPAM, 60 g/m² Rückseite: reiner Langfaser-/Kurzfaserzellstoff + 0,01 % cPAM, 30 g/m² Die Decklagen und die Mittellage wurden auf dem RK-Blattbildner hergestellt, feucht miteinander vergautscht und gemeinsam getrocknet. 8.2 Ergebnisse 8.2.1 Einsatz unmodifizierter Faserersatzstoffe Retention der Faserersatzstoffe Zunächst wurden Versuche mit verschiedenen Dosiermengen an kationischer Stärke und cPAM durchgeführt. Die Retention der Faserersatzstoffe wurde durch den Zusatz kationischer Stärke und cPAM deutlich verbessert (Abb. 19 – Abb. 21). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 38(79) Abb. 40: Retention der Reishülsen Abb. 41: Retention des Weizenstrohs Abb. 42: Retention der Haferspelzen Beim Weizenstroh lag die Retention etwas niedriger als bei den beiden anderen Faserersatzstoffen. Die angestrebte Retention (rote gestrichelte Linien) konnte jeweils mit einer Kombination aus 0,5 % kationischer Stärke und 0,03 % – 0,075 % cPAM erreicht werden. Herstellung der Laborblätter Das Einlagensystem wurde auf Basis von Zellstoff und einer Zugabemenge von 20, 35 und 50 % Faserersatzstoff hergestellt. Die jeweilige Faserersatzstoff-Slurry wurde der Faserstoffsuspension zudosiert und bei 700 U/min verrührt. Für die Herstellung der mehrlagigen Blätter wurden reiner Zellstoff für die Decklagen und Mischungen aus Zellstoff und Faserersatzstoff für die Mittellage verwendet. In Tab. 13 sind die Einsatzmengen des Retentionsmittels bei der Herstellung der einlagigen Blätter und der Mittellagen zusammengestellt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 39(79) Tab. 16: Retentionsmitteldosierung Komponente Zugabemenge Faserersatzstoff (%) Zugabemenge cPAM (%) 20 0,03 35 0,05 50 0,07 20 0,03 35 0,05 50 0,07 20 0,03 35 0,04 50 –––– Haferspelzen (Fraktion 100 – 150 µm) Weizenstroh (Fraktion < 50 µm) Reishülsen (Fraktion 100 – 150 µm) Charakterisierung der einlagigen Blätter: In Tab. 14 und Abb. 22 – Abb. 25 sind die Ergebnisse der Charakterisierung der unter Zusatz von Weizenstroh hergestellten einlagigen Papiere dargestellt. Tab. 17: Papiercharakterisierung, Weizenstroh Weizenstroh Dicke VK (µm) Rohdichte VK (g/cm³) Zellstoffreferenz 411 0,58 Flächenbez. Masse 2 (g/m ) 200 2,06 Breitenbezogene Bruchkraft (N/m) 3928 Weizenstroh 20 % 442 0,54 239 1,85 5223 2227 Weizenstroh 35 % 395 0,51 201 1,96 7502 3807 Weizenstroh 50 % 411 0,48 198 2,07 8988 4620 Blattbezeichnung Biegesteifigkeit (Nmm) Streifenstauchwiderstand (kN/m) Berstfestigkeit (kPa) 5,968 6,545 10,963 6,117 5,0 2,5 3,1 4,3 625,0 396,0 288,0 –––– Blattbezeichnung Zellstoffreferenz Weizenstroh 20 % Weizenstroh 35 % Weizenstroh 50 % Spez. Volumen 3 (cm /g) Reißlänge (m) 2002 Abb. 43: Bruchkraft, Weizenstroh PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 40(79) Abb. 44: Biegesteifigkeit, Weizenstroh Abb. 45: Streifenstauchwiderstand, Weizenstroh Abb. 46: Berstfestigkeit (Mullen), Weizenstroh Es zeigte sich, dass die Bruchkraft durch den Zusatz von Weizenstroh signifikant erhöht wurde. Die Biegesteifigkeit nahm bei Zusatzmengen bis 35 % zu, sank bei einer Zusatzmenge von 50 % wieder ab. Die Berstfestigkeit nahm bei Zusatz von Weizenstroh ab. Signifikante Einflüsse auf das spezifische Volumen konnten nicht festgestellt werden. Charakterisierung der einlagigen Blätter: Die Tab. 15 und Tab. 16 sowie die Abb. 26 – Abb. 29 zeigen die Ergebnisse der Charakterisierung der mit Haferspelzen hergestellten einlagigen Papiere. Haferspelzen PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 41(79) Tab. 18: Papiercharakterisierung, Haferspelzen Dicke VK (µm) Rohdichte VK (g/cm³) Flächenbez. Masse 2 (g/m ) Spezifisches Volumen 3 (cm /g) Zellstoffreferenz 309 0,64 200,00 1,55 Haferspelzen 20 % 391 0,52 202,8 1,93 Haferspelzen 35 % 417 0,50 206,68 2,02 Haferspelzen 50 % 434 0,47 201,8 2,15 Blattbezeichnung Tab. 19: Papiercharakterisierung, Haferspelzen Flächenbez. Masse (g/m²) Breitenbezogene Bruchkraft (N/m) Reißlänge (m) Biegesteifigkeit (Nmm) Berstfestigkeit (kPa) Streifenstauchwiderstand (kN/m) Zellstoffreferenz 200,0 8988 4581 6,117 400,0 4,2 Haferspelzen 20 % 211,0 8122 3923 8,025 282,0 3,0 Haferspelzen 35 % 181,1 5658 3184 3,283 454,0 1,9 Haferspelzen 50 % 202,1 6586 3322 4,144 –––– 1,9 Blattbezeichnung Die Bruchkraft wurde durch den Zusatz von Haferspelzen vermindert. Die Biegesteifigkeit nahm mit einer Zusatzmenge von 20 % Haferspelzen zunächst zu und wurde mit höheren Zusatzmengen wieder abgesenkt. Das spezifische Volumen nahm zu. Abb. 47: Bruchkraft, Haferspelzen 100 – 160 µm, einlagig PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 42(79) Abb. 48: Biegesteifigkeit, Haferspelzen 100 – 160 µm, einlagig Abb. 49: Streifenstauchwiderstand, Haferspelzen 100 – 160 µm, einlagig Abb. 50: Berstfestigkeit, Haferspelzen 100 – 160 µm, einlagig Charakterisierung der einlagigen Blätter: Reishülsen PTS-Forschungsbericht Die Ergebnisse der Charakterisierung der mit Reishülsen hergestellten einlagigen Papiere sind in Tab.17 bisTab.19 dargestellt. Bei den Versuchen wurden zwei verschiedene Teilchengrößenfraktionen verwendet. Das spezifische Volumen wurde durch den Zusatz beider Fraktionen bei Zusatzmengen bis zu 35 % gesteigert. Eine weitere Erhöhung der Zusatzmenge führte nicht zu einer weiteren Steigerung des spezifischen Volumens. Die Biegesteifigkeit nahm etwas zu und die Bruchkraft wurde deutlich reduziert. www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 43(79) Tab.20: Papiercharakterisierung, Reishülsen (Fraktion < 50 µm) Dicke VK (µm) Rohdichte VK (g/cm³) Flächenbez. 2 Masse (g/m ) spezifisches Volumen 3 (cm /g) Zellstoffreferenz 309 0,64 200,0 1,55 Reishülsen 20 % 437 0,46 207,5 2,10 Reishülsen 35 % 498 0,41 206,3 2,41 Blattbezeichnung Tab.21: Papiercharakterisierung, Reishülsen (Fraktion 100 – 150 µm) Blattbezeichnung Dicke VK (µm) Rohdichte VK (g/cm³) Flächenbez. 2 Masse(g/m ) Spez. Volumen 3 (cm /g) 434 516 525 0,47 0,40 0,40 202,8 207,2 212,0 2,14 2,49 2,48 Reishülsen 20 % Reishülsen 35 % Reishülsen 50 % Tab.22: Papiercharakterisierung, Reishülsen (Fraktion 100 – 150 µm) Blattbezeichnung Charakterisierung der mehrlagigen Blätter: Biegesteifigkeit (Nmm) Breitenbezogene Reißlänge (m) Bruchkraft (N/m) Zellstoffreferenz 6,117 8988 4581 Reishülsen 20 % 6,436 8698 4272 Reishülsen 35 % 6,416 6899 3409 Tab. 20 – Tab. 22 und die Abb. 30 – Abb. 35 zeigen die Ergebnisse der Charakterisierung der mit Haferspelzen hergestellten dreilagigen Papiermuster. Das spezifische Volumen und die Biegesteifigkeit wurden beim Zusatz der Haferspelzen deutlich gesteigert. Dagegen nahm die Bruchkraft bei einer Zusatzmenge von 20 % zunächst zu, sank jedoch wieder bei einer Erhöhung der Zusatzmenge auf 35 %. Die Spaltfestigkeit erwies sich bei 20 % Zusatz als sehr gut und sank bei einer Erhöhung der Dosiermenge auf 35 % ab. Haferspelzen Tab. 23: Papiercharakterisierung, Haferspelzen, dreilagige Blätter Dicke VK (µm) Rohdichte VK (g/cm³) Zellstoffreferenz 432 0,68 289,00 1,50 Haferspelzen 20 % 482 0,60 286,90 1,68 Haferspelzen 35 % 565 0,54 304,62 1,85 Blattbezeichnung PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Flächenbez. Spez. Volumen 2 3 Masse (g/m ) (cm /g) PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 44(79) Abb. 51: Dicke, Haferspelzen 100 – 160 µm, dreilagig Tab. 24: Papiercharakterisierung, Haferspelzen, dreilagige Blätter Breitenbezogene Bruchkraft (N/m) Reißlänge (m) Biegesteifigkeit (Nmm) Berstfestigkeit (kPa) Streifenstauchwiderstand (kN/m) 17542 6187 22,761 –––– 8,2 Haferspelzen 20 % 19378 6825 25,518 884,0 6,0 Haferspelzen 35 % 16490 5198 30,401 708,0 5,1 Blattbezeichnung Zellstoffreferenz Abb. 52: Bruchkraft, Haferspelzen 100 – 160 µm, dreilagig Abb. 53: Biegesteifigkeit, Haferspelzen 100 – 160 µm, dreilagig PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 45(79) Abb. 54: Streifenstauchwiderstand, Haferspelzen 100 – 160 µm, dreilagig Tab. 25: Spaltwiderstand, zweilagige Blätter Blattbezeichnung Spaltwiderstand (J/m²) Haferspelzen 20 % zweilagig Haferspelzen 35 % zweilagig 241,0 187,0 Abb. 55: Spaltwiderstand, Haferspelzen 100 – 160 µm Abb. 56: Berstfestigkeit, Haferspelzen 100 – 160 µm, dreilagig Charakterisierung der mehrlagigen Blätter: Reishülsen PTS-Forschungsbericht Die Ergebnisse der Charakterisierung der mit Reishülsen hergestellten dreilagigen Systeme sind in Tab.23 – Tab.26 und Abb. 36 – Abb. 38 zusammengefasst. Auch hier wurden eine Zunahme von Biegesteifigkeit und spezifischem Volumen bei Abnahme der Bruchkraft beobachtet. Die Spaltfestigkeit war bis zu einer Dosiermenge von 20 % ausreichend und nahm bei höheren Zugabemengen ab. www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 46(79) Tab.26: Papiercharakterisierung, Reishülsen (Fraktion < 50 µm) Dicke VK (µm) Rohdichte VK (g/cm³) Flächenbez. 2 Masse (g/m ) spezifisches Volumen 3 (cm /g) Zellstoffreferenz 432 0,68 289,0 1,50 Reishülsen 20 % 560 0,53 297,9 1,88 Reishülsen 35 % 601 0,50 298,6 2,01 Blattbezeichnung Tab.27: Papiercharakterisierung, Reishülsen (Fraktion 100 – 150 µm) Blattbezeichnung Reishülsen 20 % Reishülsen 35 % Dicke VK (µm) Rohdichte VK (g/cm³) Flächenbez. 2 Masse(g/m ) Spez. Volumen 3 (cm /g) 555 608 0,54 0,50 302,1 303,4 1,84 2,00 Abb. 57: Dicke VK, Reishülsen Tab.28: Papiercharakterisierung, Reishülsen (Fraktion 100 – 150 µm) Biegesteifigkeit (Nmm) Breitenbezogene Bruchkraft (N/m) Reißlänge (m) Zellstoffreferenz 22,761 17542 6187 Reishülsen 20 % 28,553 17252 5903 798,0 Reishülsen 35 % 37,578 14674 5010 637,0 Blattbezeichnung Berstfestigkeit (kPa) Abb. 58: Bruchkraft, Reishülsen PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 47(79) Bei Einsatz von 20 % Reishülsen anstelle von Zellstoff wurde eine signifikante Steigerung von Dicke/Papiervolumen und Biegesteifigkeit ohne Festigkeitseinbußen gefunden. Abb. 59: Biegesteifigkeit, Reishülsen Tab.29: Spaltwiderstand, Reishülsen, zweilagige Blätter Blattbezeichnung Reishülsen 20 % Reishülsen 35 % Spaltwiderstand (J/m²) 189,0 123,0 8.2.2 Versuche mit alkaligequollenen Faserersatzstoffen Mehrlagige Systeme: Papiereigenschaften Zur Herstellung dreilagiger Systeme wurden Decklagen aus 100 % Zellstoff mit Mittellagen aus Zellstoff mit 20 % und 35 % Faserersatzstoff kombiniert. Die Ergebnisse der Papiercharakterisierung im Vergleich zu unmodifizierten Faserersatzstoffen sind in Tab. 27 und Tab. 28 zusammengefasst. Tab. 30: Weizenstroh, dreilagige Muster Gesamtretention (%) Spez. Volumen (cm³/g) Bruchkraft (N/m) Bruchdehnung (%) 20 % Weizenstroh 97,71 1,70 15236 5,0 35 % Weizenstroh 99,54 1,79 13206 4,8 20 % gequ. Weizenstroh 94,36 1,64 35 % gequ. Weizenstroh 94,05 1,86 12112 3,8 Blattbezeichnung Biegesteifigkeit (Nmm) E-Modul (N/mm²) Streifenstauchwid. (kN/m) Spaltfestigkeit (J/m²) 20 % Weizenstroh 25,794 2672 8,1 462 35 % Weizenstroh 31,911 2188 6,7 293 20 % gequ. Weizenstroh 24,240 35 % gequ. Weizenstroh 29,647 Blattbezeichnung PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de 8,4 2060 7,1 PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 48(79) Die Gesamtretention der alkaligequollenen Faserersatzstoffe war deutlich schlechter als bei den unmodifizierten Stoffen. Die Biegesteifigkeit und die Bruchkraft nahmen beim Einsatz von alkaligequollenem Stroh im Vergleich zum unmodifizierten Stroh ab. Die Einflüsse auf das spezifische Volumen waren nur gering. Beim Einsatz von vorgequollenen Haferspelzen stieg die Bruchkraft im Vergleich zu den unmodifizierten Spelzen signifikant an. Die Einflüsse auf die Biegesteifigkeit waren nur gering. Tab. 31: Haferspelzen, dreilagige Muster Gesamtretention (%) Spez. Volumen (cm³/g) Bruchkraft (N/m) Bruchdehnung (%) 20 % Haferspelzen 100,18 1,62 13364 2,2 35 % Haferspelzen 97,58 1,59 13152 4,1 20 % gequ. Haferspelzen 96,04 1,56 16758 2,3 35 % gequ. Haferspelzen 94,29 1,68 16684 3,8 Biegesteifigkeit (Nmm) E-Modul (N/mm²) Spaltfestigkeit (J/m²) 20 % Haferspelzen 24,061 2929 399 35 % Haferspelzen 21,026 2359 400 20 % gequ. Haferspelzen 19,798 3976 35 % gequ. Haferspelzen 21,282 3151 Blattbezeichnung Blattbezeichnung 8.2.3 Versuche zur Einwirkung kationischer Additive Vorgehensweise Zielsetzung war die Herstellung von Mittellagen zur Charakterisierung der Papiereigenschaften. Der Zielwert für die flächenbezogene Masse der Mittellage war 210g/m². Der Zielwert für die dreilagigen Blätter war 300g/m². Eingesetzte Materialien: Zellstoffgemisch Langfaserzellstoff/Kurzfaserzellstoff Füllstoff: Stroh gemahlen auf Fraktion < 200µm (Schlagnasenmühle) kationische Maisstärke Retentionsmittel: cPAM Vorbereitung: Der Zellstoff wurde nach dem Standardverfahren aufgeschlagen (SD 0,5 %). 12,5 g kationische Stärke wurden mit ca. 400ml heißem Leitungswasser angesetzt und 50 min bei 95 °C gequollen (Magnetrührer). Anschließend wurde über ein SR-Sieb in eine Vorlage mit kaltem Wasser (ca. 400 ml) abfiltriert, nachgespült und unter Rühren auf Raumtemperatur abgekühlt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 49(79) cPAM: 1%-ige Lsg. in destilliertem Wasser. Verdünnung für die Blattbildung: 0,1 % bzw. 0,05 % (pH ≤ 5). Tab. 32: Rezepturen Komponente Zugabemenge (%) Zellstoff 80 65 50 Weizenstroh 20 35 50 kat. Stärke 0 0 0 0,03 0,04 0,05 Zellstoff 80 65 50 kationisiertes Weizenstroh 20 35 50 kat. Stärke 0 0 0 0,02 0,03 0,04 cPAM cPAM Tab. 33: Papiereigenschaften Gesamtretention (%) Dicke VK (µm) Rohdichte VK 3 (g/cm ) Weizenstroh 20 % 98,36 382 0,55 209,83 1,82 Weizenstroh 35 % 98,14 433 0,48 209,25 2,07 Weizenstroh 50 % 97,09 471 0,44 207,36 2,27 Weizenstroh kat. 20 % 99,97 384 0,56 213,77 1,80 Weizenstroh kat. 35 % 98,08 437 0,49 213,26 2,05 Weizenstroh kat. 50 % 97,98 473 0,44 207,88 2,28 Bruchdehnung (%) E-Modul (N/mm²) Streifenstauchwiderstand (kN/m) Blattbezeichnung Blattbezeichnung BreitenBiegebezogene Bruchsteifigkeit kraft (Nmm) (kN/m) FlächenSpez. Vol. bez. Masse (cm³/g) (g/m²) Weizenstroh 20 % 7,027 8,91 4,09 2374 5,0 Weizenstroh 35 % 6,495 6,09 3,53 1509 3,9 Weizenstroh 50 % –––– 4,29 3,39 1070 2,7 Weizenstroh kat. 20 % 7,920 8,29 3,32 2159 5,1 Weizenstroh kat. 35 % 7,126 6,34 2,99 1622 4,0 Weizenstroh kat. 50 % 6,125 4,29 2,94 1078 3,0 Bei kationisiertem Weizenstroh wurde eine signifikante Erhöhung der Biegesteifigkeit im Vergleich zum unmodifizierten Faserersatzstoff festgestellt. Es konnten PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 50(79) jedoch keine signifikanten Einflüsse der Kationisierung auf das spezifische Volumen festgestellt werden. 8.3 Zusammenfassung Mit dem Zusatz von Faserersatzstoffen konnten das spezifische Volumen und die Biegesteifigkeit von ein- und mehrlagigen Papieren signifikant erhöht werden. Eine Alkaliquellung bzw. Kationisierung der Faserersatzstoffe zeigten nur geringe Abweichungen gegenüber den unmodifizierten Faserersatzstoffen. Fazit 9 Papiertechnische Charakterisierung 9.1 Vorgehen Untersuchte Parameter Im Rahmen der Untersuchungen wurden die Laborblätter hinsichtlich ihrer papiertechnisch relevanten Eigenschaften beurteilt, um die Einflüsse von Art und Menge der eingesetzten Faserersatzstoffe zu ermitteln. Die Papiere wurden zunächst bezüglich ihrer Standardeigenschaften geprüft. Die Ergebnisse dienten als Zielgrößen für die Optimierungsarbeiten im Labormaßstab. Folgende Parameter wurden an den RK-Laborblättern bestimmt: Biegesteifigkeit, breitenbezogene Bruchkraft, Berstfestigkeit, Verdichtung und Streifenstauchwiderstand. Außerdem wurden REM-Aufnahmen an den Oberflächen und Querschnitten der Papiere angefertigt. 9.2 Ergebnisse Verdichtung: Einfluss der Satinagebedingu ngen auf die Rohdichte Die mit Reishülsen und Haferspelzen hergestellten Papiere wurden bei verschiedenen Satinagebedingungen (67 und 91 kN/m/40 – 80 °C/1 – 3 Durchläufe) kalandriert, um die Einflüsse auf das Kartonvolumen und auf die Stabilität der gebildeten Mikrostruktur zu untersuchen (Abb. 81 – Abb. 84). Legende: 1: vor Kalander (VK) 2: ein Kalanderdurchlauf 3: zwei Kalanderdurchläufe 4: drei Kalanderdurchläufe Abb. 60: Einfluss der Satinage auf die Rohdichte, Reishülsen, 67 kN/m / 40 °C PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 51(79) Abb. 61: Einfluss der Satinage auf die Rohdichte, Reishülsen, 91 kN/m /80 °C Abb. 62: Einfluss der Satinage auf die Rohdichte, Haferspelzen, 67 kN/m /40 °C Abb. 63: Einfluss der Satinage auf die Rohdichte, Haferspelzen, 91 kN/m / 80 °C Die Untersuchungen zeigten, dass die Rohdichte beim Einsatz von Reishülsen beim ein- und dreilagigen Karton proportional zur Einsatzmenge sinkt. Dies entspricht einer signifikanten Zunahme des Kartonvolumens. Bei den Haferspelzen wurde beim einlagigen System bei Zusatz von 35 % Faserersatzstoff zunächst eine Steigerung, bei 50 % Zusatz wieder ein geringfügiger Rückgang auf den Ausgangswert der Rohdichte gefunden. Beim dreilagigen System entspricht die Entwicklung der Rohdichte der bei den Reishülsen beobachteten. Bei den Versuchen zeigte sich außerdem, dass die Rohdichte beim ersten Satinagevorgang stark gesteigert wird und das Maximum jeweils bereits beim zweiten Durchlauf durch den Kalander erreicht wird. Dies ist weitgehend unabhängig von den Satinagebedingungen (Druck und Temperatur) und wurde bei allen drei Faserersatzstoffen beobachtet. Insgesamt zeigten die Anzahl der Durchgänge und die Satinagetemperatur nur einen geringen Einfluss auf die Verdichtung. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe REM-Aufnahmen der Papierquerschnitte 52(79) Von den faserersatzstoffhaltigen Papieren wurden Querschnitte angefertigt und rasterelektronenmikroskopisch untersucht. In den REM-Aufnahmen ist die Auflockerung der Papierstruktur durch den Zusatz der Faserersatzstoffe deutlich erkennbar (Abb. 64 – Abb. 69). Abb. 64: REM-Aufnahme, Haferspelzen 20 %, 100fache Vergrößerung Abb. 65: REM-Aufnahme, Haferspelzen 35 %, 100fache Vergrößerung PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 53(79) Abb. 66: REM-Aufnahme, Haferspelzen 50 %, 100fache Vergrößerung Abb. 67: REM-Aufnahme, Reishülsen 20 %, 100fache Vergrößerung Abb. 68: REM-Aufnahme, Reishülsen 35 %, 100fache Vergrößerung PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 54(79) Abb. 69: REM-Aufnahme, Reishülsen 50 %, 100fache Vergrößerung 9.3 Zusammenfassung Die rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen zeigten eine deutliche Auflockerung der Papierstruktur beim Einsatz von Faserersatzstoffen. Damit wurden die bisherigen Ergebnisse zur Steigerung des spezifischen Volumens bestätigt. Fazit 10 Charakterisierung der Verarbeitungseigenschaften 10.1 Rill-/Faltbarkeit Rill-/Faltversuche Im Rahmen der Arbeiten wurden die Materialien hinsichtlich der für die Verarbeitung von Faltschachtelkarton relevanten Eigenschaften geprüft. Dazu wurden mit den dreilagigen Laborblättern Rill-/Faltversuche durchgeführt. Die Muster erwiesen sich bis zu einer Zusatzmenge von 35 % Faserersatzstoff als gut rill- und faltbar. Im Vergleich zur Zellstoffreferenz wurden dabei keine signifikanten Unterschiede festgestellt (Abb. 70 – Abb. 74). Abb. 70: Zellstoffreferenz PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 55(79) Abb. 71: Haferspelzen 20 % Abb. 72: Haferspelzen 35 % Abb. 73: Reishülsen 20 % Abb. 74: Reishülsen 35 % REM-Aufnahmen Die REM-Aufnahmen zeigen, dass bei den faserersatzstoffhaltigen Papieren nur eine geringe Delaminierung eintrat. Insgesamt erwiesen sich die Materialien als PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 56(79) gut rillbar (Abb. 75 – Abb. 79). Es zeigte sich auch, dass das Papiergefüge durch den Zusatz von Faserersatzstoff im Vergleich zur reinen Zellstoffreferenz signifikant aufgelockert und das Papiervolumen dadurch erhöht wird (Abb. 77 – Abb. 79). Abb. 75: REM-Aufnahme (SE-Modus), reiner Zellstoff, Papierquerschnitt, Vergrößerung 50fach Abb. 76: REM-Aufnahme (RE-Modus), reiner Zellstoff, Papierquerschnitt, Vergrößerung 50fach PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 57(79) Abb. 77: REM-Aufnahme (RE-Modus), 20 % Reishülsen, Papierquerschnitt, Vergrößerung 50fach Abb. 78: REM-Aufnahme (RE-Modus), 35 % Reishülsen, Papierquerschnitt, Vergrößerung 50fach Abb. 79: REM-Aufnahme (RE-Modus), 20 % Haferspelzen, Papierquerschnitt, Vergrößerung 50fach PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe Berstfestigkeit (Mullen) 58(79) Die Berstfestigkeit wurde durch den Zusatz der Faserersatzstoffe deutlich reduziert (siehe Tab. 31). Tab. 34: Berstfestigkeit, einlagige und mehrlagige Laborblätter Berstfestigkeit (kPa) 625 396 288 454 400 282 476 220 330 884 708 798 637 Blattbezeichnung einlagig einlagig einlagig dreilagig dreilagig Spaltfestigkeit (Scott Bond) Weizenstroh 20 % Weizenstroh 35 % Weizenstroh 50 % Haferspelzen 20 % Haferspelzen 35 % Haferspelzen 50 % Reishülsen 20 % Reishülsen 35 % Reishülsen 50 % Haferspelzen 20 % Haferspelzen 35 % Reishülsen 20 % Reishülsen 35 % Tab. 32 und Tab. 33 zeigen die Spaltfestigkeit für einlagige und zweilagige Laborblätter. Tab. 35: Spaltfestigkeit (Scott Bond), einlagige Blätter 2 Spaltfestigkeit (J/m ) 20% Weizenstroh 462 35% Weizenstroh 293 20% Haferspelzen 399 35% Haferspelzen 400 Ein Zusatz von 35 % Reishülsen senkt die Spaltfestigkeit auf Werte unterhalb der üblichen Anforderungen an FSK (> 150 J/m2). Bei den übrigen Dosiermengen wurde die Spezifikation dagegen erreicht. Tab. 36: Spaltfestigkeit (Scott Bond), zweilagige Blätter Haferspelzen 20 % Scott Bond 2 (J/m ) 241 Haferspelzen 35 % 187 Reishülsen 20 % 189 Reishülsen 35 % 123 Blattbezeichnung REM-Aufnahmen: Querschnitte nach Scott BondTest Ziel der REM-Untersuchungen war die Ermittlung der schwächsten Stelle des Papiergefüges (Abb. 39 – Abb. 42). Aus den Abbildungen ist ersichtlich, dass die Spaltung nicht in der Mittellage erfolgt, sondern dass die einzelnen Lagen voneinander getrennt werden. Dies deutet auf eine nicht optimale Verbindung der Einzellagen miteinander hin. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 59(79) Abb. 80: REM-Aufnahme, 20 % Haferspelzen, Papierquerschnitt, Vergrößerung 55fach Abb. 81: REM-Aufnahme, 35 % Haferspelzen, Papierquerschnitt, Vergrößerung 75fach Abb. 82: REM-Aufnahme, 20 % Weizenstroh, Papierquerschnitt, Vergrößerung 75fach PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 60(79) Abb. 83: REM-Aufnahme, 35 % Weizenstroh, Papierquerschnitt, Vergrößerung 75fach 10.2 Zusammenfassung Die Rill- und Faltbarkeit der mit Faserersatzstoffen hergestellten dreilagigen Papiere erwies sich als gut. Die Spaltfestigkeit wurde bei allen Faserersatzstoffen bis zu einer Zusatzmenge von 20 % nicht beeinträchtigt. Bei einem Zusatz von 35 % Reishülsen sank die Gefügefestigkeit unter die Spezifikationen von FSK. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass Zusatzmengen von 20 % (eingeschränkt bis zu 35 %) Faserersatzstoff bei der Papierherstellung eingesetzt werden können, ohne die Einhaltung der für FSK üblichen Spezifikationen zu gefährden. Fazit 11 Optimierung der Papierherstellung im Labormaßstab 11.1 Vorgehen Stoffmischung Im Rahmen der Untersuchungen wurden Optimierungsarbeiten im Labormaßstab im Sinne einer Optimierungsschleife durchgeführt, um die für Faltschachtelkarton festgelegten Spezifikationen erreichen zu können. Dabei wurde ein praxisnahes System auf Altpapierbasis verwendet. Bei den Optimierungsarbeiten wurden dreilagige Systeme hergestellt. Zur Herstellung der Decklage wurde reiner Zellstoff (LF/KF 60:40) eingesetzt. Bei der Mittellage wurde als Basis-Faserstoff ein Standard-Altpapier (Wellenstoff) verwendet. Als Faserersatzstoffe wurden jeweils 20 % Haferspelzen und Weizenstroh (Fraktionen < 200 µm) zugegeben. Als Retentionsmittel diente cPAM (Tab. 34). Der Zielwert für die flächenbezogene Masse der Zielgewicht der Mittellage betrug jeweils 210g/m², das der Decklagen 45 g/m2. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 61(79) Tab. 37: Rezepturen Zugabemenge Faserersatzstoff (%) Dosierung cPAM (%) Kat. Maisstärke (%) Decklage Rückseite 0 0,01 0 Referenz Wellenstoff 0 0,015 0,5 Weizenstroh 20 0,04 0,5 Haferspelzen 20 0.04 0,5 Blattbezeichnung 11.2 Ergebnisse Papiereigenschaf ten Die Ergebnisse der papiertechnischen Charakterisierung sind in Tab. 38 und Tab. 39 sowie den Abb. 84 – Abb. 90 wiedergegeben. Tab. 38: Papiertechnische Charakterisierung Dicke VK (µm) Rohdichte VK (g/cm³) Flächenbez. Masse 2 (g/m ) Spez. Volumen 3 (cm /g) 2 611 0,59 363 1,68 2 517 0,60 312 1,66 Haferspelzen 20 % 250 g/m 2 435 0,58 254 1,71 2 646 0,55 357 1,81 2 543 0,56 301 1,80 Blattbezeichnung Haferspelzen 20 % 350 g/m Haferspelzen 20 % 300 g/m Weizenstroh 20 % 350 g/m Weizenstroh 20 % 300 g/m 2 Weizenstroh 20 % 250 g/m 447 0,57 253 1,77 Referenz Wellenstoff 100 % 350 g/m 2 575 0,62 359 1,60 Referenz Wellenstoff 100 % 300 g/m 2 487 0,63 306 1,59 Referenz Wellenstoff 100 % 250 g/m 2 404 0,62 251 1,61 Breitenbezogene ReißBruchkraft (N/m) länge (m) Blattbezeichnung Bruchdehnung (%) 2 Haferspelzen 20 % 350 g/m 2 10078 3293 3,4 2 Haferspelzen 20 % 300 g/m Haferspelzen 20 % 250 g/m 8592 3444 3,5 2 10682 3046 3,3 2 9530 3223 3,3 Weizenstroh 20 % 350 g/m Weizenstroh 20 % 300 g/m 2 Weizenstroh 20 % 250 g/m PTS-Forschungsbericht 8172 3288 3,2 Referenz Wellenstoff 100 % 350 g/m 2 12526 3559 2,9 Referenz Wellenstoff 100 % 300 g/m 2 11720 3902 3,3 Referenz Wellenstoff 100 % 250 g/m 2 10270 4171 3,7 www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 62(79) E-Modul (N/mm²) Blattbezeichnung 2 Haferspelzen 20 % 350 g/m Biegesteifigkeit (Nmm) Spaltfestig2 keit (J/m ) 39,7 184 2 1906 28,4 176 2 Haferspelzen 20 % 250 g/m 1895 14,7 174 2 1709 52,3 172 2 1748 28,6 166 2 1888 16,0 148 Haferspelzen 20 % 300 g/m Weizenstroh 20 % 350 g/m Weizenstroh 20 % 300 g/m Weizenstroh 20 % 250 g/m Referenz Wellenstoff 100 % 350 g/m 2 2266 42,1 240 Referenz Wellenstoff 100 % 300 g/m 2 2277 24,9 219 Referenz Wellenstoff 100 % 250 g/m 2 2504 13,5 181 Abb. 84: Dicke Abb. 85: Spezifisches Volumen Abb. 86: Biegesteifigkeit PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 63(79) Abb. 87: Breitenbezogene Bruchkraft Abb. 88: Bruchdehnung Abb. 89: E-Modul Abb. 90: Spaltfestigkeit PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 64(79) Tab. 39: Scott Bond (J/m2) Referenz 250 g/m 2 Referenz 300 g/m 181 2 Referenz 350g/m 219 Stroh_20%_250g/m 2 148 240 Stroh_20%_300g/m 2 166 Hafer 20%_250g/m 2 174 Hafer 20%_300g/m 176 2 Stroh_20%_350g/m 2 172 2 Hafer 20%_350g/m 2 184 Das spezifische Volumen und die Biegesteifigkeit konnten mittels eines Zusatzes von 20 % gemahlenem Weizenstroh deutlich verbessert werden – bei nur geringen Verlusten bei der Bruchkraft. Die Effekte waren bei einer hohen flächenbezogenen Masse von 350 g/m2 am deutlichsten ausgeprägt. Auch der Zusatz von Haferspelzen verbesserte das spezifische Volumen und die Biegesteifigkeit, jedoch deutlich geringer ausgeprägt als beim Weizenstroh. Die Gefügefestigkeit wurde durch den Zusatz der Faserersatzstoffe signifikant reduziert. 11.3 Zusammenfassung Insgesamt zeigte sich, dass das spezifische Volumen und die Biegesteifigkeit durch den Zusatzes von 20 % von Faserersatzstoff signifikant verbessert wurden. Dabei traten nur relativ geringe Verluste bei der Bruchkraft auf. Fazit 12 Ermittlung der Gesamtkosten 12.1 Vorgehen Berücksichtigte Parameter Ziel war die Ermittlung der Gesamtkosten unter Berücksichtigung der Rohstoffpreise, Aufbereitungs- und Additivkosten. Zur Berechnung der Gesamtkosten wurden die bisherigen Ergebnisse, die Messung weiterer energiespezifischer Parameter, die Stoffströme und die Energieverbrauchsmengen der eingesetzten Aggregate und Verfahrensstufen genutzt. Insbesondere wurden die Rohstoffkosten, die Mahlungskosten und eventuelle Mehrkosten durch eine organische Zusatzbelastung der Kreisläufe betrachtet. Die ermittelten Kosten wurden mit den Standardkosten für FSK verglichen. 12.2 Ergebnisse Rohstoff- und Aufbereitungskosten Die Marktpreise von Reststoffe und Nebenprodukten aus der Lebensmittelherstellung überstreichen einen weiten Bereich. Für die Verwendung als Futtermittel sind die Nährwerte ausschlaggebend. Die Preisspanne reicht von Entsorgungskosten für den Bereitsteller über eine nahezu kostenfreie Abgabe von Reststof- PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 65(79) fen, einem Marktwert von 80 – 100 €/t bei Haferspelzen bis zu mehr als 300 €/t bei nährreichen Stoffen, wie Rapspresskuchen. Für die energetische Nutzung liefern Holzhackschnitzel einen preislichen Anhaltspunkt, der 2013 bei 90 – 100 €/t lag [16]. Höhere Aschegehalte verringern demgegenüber den Preis. Ein hoher Wassergehalt reduziert den energetischen Wert oder bedingt sogar die Bezahlung der Entsorgung durch den Reststoffproduzenten. Aus dem Marktwert und damit den Einkaufskosten von Faserersatzstoffen lässt sich der wirtschaftliche Spielraum für Aufbereitung und Transport abschätzen, wenn klassische Papierfaserstoffe unter Kostenvorteil ersetzt werden sollen. Getreidestroh ist für eine Weiterverwertung einer der interessantesten landwirtschaftlichen Reststoffe. Es fällt in großen Mengen als Nebenprodukt des Getreideanbaus an und bietet sich als industriell nutzbare Biomasse an. Dabei ist Stroh durch eine faserige Struktur geprägt. Es lässt sich als Faserrohstoff zur Papierherstellung einsetzen. In Deutschland kommen erhebliche Strohmengen für die stoffliche und energetische Verwertung in Betracht. Nachhaltig – das heißt unter Sicherung der Humusbilanz – nutzbar ist etwa ein Drittel der gewachsenen Getreidestrohmenge. Dies entspricht in Deutschland rund 10 Mio. t/a. Die größten lokalen Strohangebote in Deutschland finden sich im Osten Schleswig-Holsteins und im Nordwesten Mecklenburg-Vorpommerns [17]. Soweit es nicht auf dem Acker als Humus- und Nährstoffquelle verbleibt, wird das Halmmaterial vorrangig als Einstreu in der Großtierhaltung genutzt. Eine energetische Nutzung (Verfeuerung, Biogaserzeugung oder Umwandlung zu Bioethanol) wurde vereinzelt realisiert. Stroh fällt nur während der Getreideernte im Spätsommer und Frühherbst an. Daher ist zur Beschickung kontinuierlicher Anlagen eine Zwischenlagerung notwendig. Zugleich bedingt das geringe Schüttgewicht (lose 20-50 kg/m³, Hochdruckballen 50 – 110 kg/m³) einen wenig effizienten Transport. Diese Aspekte können zu Bereitstellungskosten für den Rohstoff Stroh führen, die umso höher sind, je größer der Bedarf einer Anlage und damit der Einzugskreis sind. Bei einer rein mechanischen trockenen Zerkleinerung erfolgt statt einer fasereine partikelförmige Aufbereitung. Das erzeugte Material wird klassische Faserstoffe nur zu einem Anteil ersetzen können. Auch für diesen kostengünstigen Einsatzweg konnte eine für Karton vorteilhafte Volumenbildung gezeigt werden. In der Tab. 36 sind die bei der Beschaffung und Aufbereitung der Rohstoffe zur berücksichtigenden Parameter aufgelistet. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 66(79) Tab. 40: Kosten für die Beschaffung und Aufbereitung von Reststoffen der Lebensmittelerzeugung Produkt Beschaffungskosten im Anfallzustand (€/t) Logistikkosten Reishülsen, gemahlen 4 (Handelsware) Weizenstroh 100 (MW: 100) 70 – 150 (MW: 110) 80 – 95 (MW: 87,5) 15 15 195 160 13,7 11,2 138,7 113,7 5 1 Haferspelzen Altpapier Aufwand für Aufbereitung: Energieeinsatz für Zerkleinerung (Abschätzung auf Basis 2 Laborversuche) (kWh/t) Kosten Energieaufwand Mahlung (Basis: 70 €/MWht) (€/t) Investitionen für Aufberei3 tung Kosten (€/t) 1 2 100 Annahme Umkreis von 100 km (LKW 0,15 €/t pro km) Laborversuche zur Zerkleinerung: Reishülsen Durchsatz (kg/h) Leistungsaufnahme (ohne Leerlaufleistung) (W) Zerkleinerung (kWh/t) Additivkosten 80 – 150 Weizenstroh Haferspelzen 3 3,9 650 – 750 650 – 750 210 – 250 165 – 190 3 Evtl. notwendige Investitionen (Zerkleinerungsaggregate, Silos,...) 4 Anfallkosten im Ursprungsland (Asien) FOB 60 bis 90 US $; 100 €/t als Bezugspreis 5 Der Strohpreis ist hoch volatil Der Zusatz der untersuchten Faserersatzstoffe bedingt keine wesentlichen Änderungen in den Papierrezepturen und daher keine signifikanten Mehrkosten. Einflüsse auf Ab- Beim Zusatz der untersuchten Faserersatzstoffe sind keine negativen Auswirwasser und Recy- kungen auf die Wasserkreisläufe der Papiermaschine, das Abwasser und das clingverhalten Recyclingverhalten zu erwarten. 12.3 Zusammenfassung Fazit PTS-Forschungsbericht Insgesamt sind beim Einsatz von Weizenstroh, Haferspelzen und Reishülsen als Faserersatzstoffe mit dem Einsatz von Altpapier vergleichbare Rohstoffkosten zu erwarten. Im Vergleich zu Holzstoff (Kosten ca. € 150/t) ist ein deutliches Einsparpotential vorhanden. Mit signifikanten Mehrkosten durch erhöhten Additivbedarf und negativen Einflüssen auf das Abwasser und das Recyclingverhalten ist dabei nicht zu rechnen. Die Ergebnisse lassen damit den Schluss zu, dass mit dem Einsatz von Faserersatzstoffen eine deutliche Verbesserung des spezifischen Volumens und der Biegesteifigkeit bei gleichen oder reduzierten Rohstoffkosten erreicht werden kann. www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 13 67(79) Benchmarking gegen Standard-AP-Stoff 13.1 Vorgehen Berücksichtigte Parameter Im Rahmen der Arbeiten wurde ein Benchmarking gegen einen Standard-APStoff zur Herstellung von FSK durchgeführt. Die Kosten und Eigenschaften der im Labor- und Technikumsmaßstab hergestellten Papiere wurden dazu mit Standard-FSK-Sorten verglichen. Zum Vergleich der Papiereigenschaften wurden die Spezifikationen mehrlagiger Faltschachtelkartonsorten herangezogen. 13.2 Ergebnisse Vergleich mit den Spezifikationen verschiedener FSK-Sorten In Tab. 37 sind die Eigenschaften von im Rahmen des Forschungsvorhabens im Labor- und Technikumsmaßstab hergestellten Papiermustern mit denen von Standard-FSK-Sorten vergleichend dargestellt. Tab. 41: Vergleich der hergestellten Papiere mit Standard-FSK PTS-Forschungsbericht Flächenbez. Masse 2 (g/m ) Dicke (µm) UD 350 440 GD2 A 250 GD2 B Berstdruck (kPa) Biegesteifigkeit (Nmm) Spaltfestigkeit 2 (J/m ) Spez. Volumen 3 (cm /g) MD CD 760 11 6 190 1,26 340 ––– 15 7 > 150 1,36 210 275 ––– 10 4 > 150 1,31 GT A 350 440 760 11 6 190 1,26 GT B 350 510 760 15 7 190 1,46 GT C 250 340 ––– 16 8 > 150 1,36 Laborblätter 3lagig, AP 250 350 400 580 ––– ––– 13,5 42 13,5 42 181 240 1,61 1,60 Laborblätter 3lagig, AP + 20 % Stroh 250 360 450 650 ––– ––– 16 52 16 52 148 172 1,77 1,81 Laborblätter 3lagig, AP + 20 % Hafer 250 360 440 610 ––– ––– 15 40 15 40 174 184 1,71 1,68 VPM Duplex1 (20 % Stroh) 197 443 ––– 12 4 146 2,25 VPM Duplex 2 (20 % Hafer) 196 389 ––– 8 3 150 1,98 VPM Duplex 3 (35 % Stroh) 200 530 ––– 15 5 87 2,64 VPM Duplex 4 (35 % Hafer) 198 387 ––– 8 3 139 1,95 www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 68(79) In den Laborversuchen konnten das spezifische Volumen und die Biegesteifigkeit bei Zusatz von 20 % Weizenstroh- bzw. Haferspelzenmehl im Vergleich zu Standard-Triplexkartonen deutlich gesteigert werden. Die Gefügefestigkeit erreichte die Werte von Standard-FSK. Im Vergleich zum Standard-Duplexkartonen konnte mit allen VPM-Versuchspapieren eine deutliche Steigerung des spezifischen Volumens erreicht werden. Die Biegesteifigkeit lag beim Einsatz von 20 % und 35 % Weizenstroh bei vergleichbaren Werten. Beim Einsatz von 20 % und 35 % Haferspelzen wurde eine deutliche Abnahme im Vergleich zum Standard-FSK beobachtet. Die Spaltfestigkeit lag bei den VPM-Duplexpapieren mit Ausnahme des Papiers mit 35 % Weizenstroh bei mit Standard-FSK im vergleichbaren Bereich. Insgesamt konnte mit einer Zugabe von 20 % Weizenstroh eine deutliche Steigerung des spezifischen Volumens ohne Verlust an Biegesteifigkeit erzielt werden. 13.3 Zusammenfassung Sowohl in den Labor- als auch den Technikumsversuchen konnten das spezifische Volumen und die Biegesteifigkeit durch den Zusatz von Faserersatzstoffen im Vergleich zu Standard-FSK deutlich gesteigert werden. Fazit 14 Versuche auf der Versuchspapiermaschine 14.1 Vorgehen Rohstoffe und Additive Auf der Basis der bisherigen Ergebnisse wurde die den Zielgrößen am besten entsprechende Variante als Mehrlagenprodukt erzeugt. Ziel war die Validierung der Übertragbarkeit vom Labormaßstab auf den kontinuierlichen Papierherstellungsprozess. Die Versuchspapiermaschine wurde in Duplexfahrweise betrieben. Als Rohstoff für die Decklage (Unterbahn, flächenbezogene Masse ca. 45 g/m2) wurde reiner Zellstoff, für die Mittellage (flächenbezogene Masse ca. 150 g/m2) ein Gemisch aus einem Standard-Altpapier (Wellenstoff) und den gemahlenen Faserersatzstoffen (Teilchengrößenbereich 100 – 150 µm) verwendet. Es wurden keine Füllstoffe zugegeben. Als Additive wurden Retentionsmittel auf Basis von Polyvinylamin und kationische Stärke eingesetzt. 14.2 Ergebnisse: Papiertechnische Charakterisierung der VPM-Papiermuster Papiereigenschaften Die Tab. 38 zeigt die Zusammensetzung der auf der VPM gefertigten Mittellagen und der Duplexpapiere (fett). UB: Unterbahn. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 69(79) Tab. 42: Zusammensetzung der Einzellagen und der Duplexpapiere Bez. Ref UB Erläuterung Mittellage 100% Altpapier REF1 Duplex: Mittellage 100% Altpapier/Decklage 25 % LF:75 % KF 4-2 UB Mittellage 65 % Altpapier + 35 % Hafer 4 Duplex: Mittellage 65 % Altpapier + 35 % Hafer/Decklage 25% LF:75 % KF 3 UB 3 Mittellage 65 % Altpapier + 35 % Stroh 2 UB Duplex: Mittellage 65 % Altpapier+35 % Stroh/Decklage 25 % LF:75 % KF Mittellage 80 % Altpapier + 20 % Hafer 2 Duplex: Mittellage 80 % Altpapier + 20 % Hafer/Decklage 25% LF:75 % KF 1 UB 1 Mittellage 80 % Altpapier + 20 % Stroh Duplex: Mittellage 80 % Altpapier + 20 % Stroh/Decklage 2 % LF:75 % KF In Tab. 39 – Tab. 41 sind die Papiereigenschaften zusammengestellt. Tab. 43: Papiereigenschaften: flächenbezogene Masse und spez. Volumen Ref UB 145 261 1,87 Spez. Volumen 3 (cm /g) 1,80 Blattbezeichnung Flächenbez. Dicke Masse (g/m²) VK (µm) Rohdichte VK (g/cm³) REF1 199 346 1,93 1,74 4-2 UB 140 301 1,57 2,15 4 198 387 1,71 1,95 3 UB 156 436 1,21 2,79 Spaltfestigkeit 2 (J/m ) 258 139 3 200 530 1,26 2,64 2 UB 137 284 1,62 2,07 87 2 196 389 1,69 1,98 150 1 UB 1 151 197 361 443 1,40 1,48 2,39 2,25 146 Tab. 44: Papiereigenschaften PTS-Forschungsbericht Blattbezeichnung Flächenbez. Masse (g/m²) Breitenbezogene Bruchkraft (N/m) Bruchdehnung (%) Reißlänge (m) Ref UB MD* 144,9 8460 2,1 5953 Ref UB CD** 144,9 3952 3,6 2781 REF1 MD 199,4 12034 2,6 6151 REF1 CD 199,4 5522 6,0 2823 4-2 UB MD 139,9 6278 1,9 4576 4-2 UB CD 139,9 2288 2,5 1668 4 MD 198,1 9718 2,9 5001 4 CD 198,1 4026 5,7 2072 3 UB MD 156,3 3308 1,7 2158 3 UB CD 156,3 1422 2,4 928 3 MD 200,3 6212 2,1 3162 3 CD 200,3 2568 4,3 1307 www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 70(79) 2 UB MD 137,1 6584 2,1 4894 2 UB CD 137,1 2664 2,8 1980 2 MD 196,3 9702 2,7 5039 2 CD 196,3 3950 5,6 2051 1 UB MD 151 5412 2,3 3650 1 UB CD 151 2388 3,2 1611 1 MD 197 8208 2,5 4238 1 CD 197 3264 3,8 1685 *MD: Maschinenrichtung (machine direction) **CD: Querrichtung (cross direction) Tab. 45: Papiereigenschaften Blattbezeichnung E-Modul (N/mm²) Biegesteifigkeit (Nmm) Streifenstauchwiderstand (kN/m) Ref UB MD 3159 2,792 4,1 Ref UB CD 1409 1,408 2,6 REF1 MD 2916 7,808 5,8 REF1 CD 1294 4,215 3,5 4-2 UB MD 2091 2,718 2,8 4-2 UB CD 743 1,023 1,6 4 MD 2142 7,694 3,9 4 CD 816 3,390 2,2 3 UB MD 859 3,500 1,9 3 UB CD 271 1,457 1,1 3 MD 1231 14,638 2,3 3 CD 371 4,512 1,4 2 UB MD 2356 2,239 3,1 2 UB CD 910 0,952 1,8 2 MD 2252 8,117 4,1 2 CD 790 3,326 2,3 1 UB MD 1541 3,589 2,7 1 UB CD 592 1,552 1,6 1 MD 1845 11,628 3,0 1 CD 650 3,911 1,9 14.3 Zusammenfassung Fazit PTS-Forschungsbericht Die Ergebnisse zeigten, dass die im Labormaßstab gewonnenen Ergebnisse auf den kontinuierlichen Papierherstellungsprozess übertragen werden konnten. www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 71(79) Bei den Versuchen auf der VPM konnten bis zu 20 % Weizenstroh als Faserersatzstoff ohne Festigkeitsverlust zugegeben werden. Das spezifische Volumen wurde dabei signifikant erhöht. 15 Bewertung der Nachhaltigkeit 15.1 Vorgehen Herstellung von Laborblättern Im Rahmen der Untersuchungen wurde die Nachhaltigkeit bei Einsatz von Faserersatzstoffen mit der bisherigen Technologie zur Fertigung von Karton gegenübergestellt. Schwerpunkt war die Bestimmung der Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit anhand ausgewählter Kriterien. Zunächst wurden Laborblätter zur Untersuchung der Rezyklierbarkeit hergestellt. Das Prozesswasser wurde durch Kreislaufführung aufgefangen. Rezepturbestandteile: Zellstoff, kationische Maisstärke, cPAM, Weizenstroh und Haferspelzen, gemahlen mittels Schlagnasenmühle. Vorbereitung: Zellstoff: Aufschlagen nach Standardverfahren (10 Minuten Aufbereitung in Aufschlaggerät, Verdünnung im Stoffverteiler auf 0,5 % Stoffdichte) Stärke: 12,5 g kationische Stärke in 400 ml warmes Leitungswasser über ein Teesieb unter Rühren einsieben und bei 95 °C 50 Minuten Aufkochen, dann langsam unter gelegentlichem Schwenken auf Raumtemperatur abkühlen. Anschließend unter Rühren über Schopper-Riegler Sieb (von PCD-Messung) in ca. 400 ml kaltes Leitungswasser abfiltrieren. Lösung mindestens 10 Minuten Rühren. Anschließend Trockengewichtsbestimmung mit je 5 ml Lösung (Zielwert ca. 1 %) Hafer, Weizenstroh: in Wasser aufrühren und als Slurry einsetzen. cPAM: 1,0 g/1000 g Wasser unter starker Scherung in Leitungswasser lösen. Mit verd. Schwefelsäure zum Stabilisieren auf pH 5 einstellen. Tab. 46: Rezepturen Rezyklierbarkeit Zellstoff LF/KF 60 : 40 Kat. Stärke cPAM Haferspelzen Weizenstroh Referenz 99,49 0,50 0,015 0 0 20 % Hafer 79,46 0,50 0,04 20 0 20 % Stroh 79,46 0,50 0,04 0 20 Die bei Einsatz der Faserersatzstoffe anfallenden Prozesswässer wurden anhand der für die Abwasserüberwachung relevanten Parameter (CSB, BSB5, Nitrat-/Nitrit-/Ammonium-N und Pgesamt) charakterisiert. Ferner wurden auch die neuen Parameter berücksichtigt, die mit Inkrafttreten des revidierten Anhangs 28 im Sept. 2015 [18] wirksam werden. Dabei handelt es sich um den TOC (total organic carbon), TNb (total nitrogen bound) und um den WasserlinsenWachstumshemmtest. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 72(79) Anhand dieser Parameter kann die Umweltverträglichkeit in Form der biologischen Abbaubarkeit und der aquatoxikologischen Wirkung auf die kleine Wasserlinse Lemna minor im Abgleich zum Prozesswasser aus der Standardrezeptur beurteilt werden. 15.2 Ergebnisse 15.2.1 Papiereigenschaften Retention, flächenbezogene Masse In Tab. 43 sind die Gesamtretention und die flächenbezogene Masse nach 1, 2 und 3 Rezyklingzyklen aufgelistet. Es konnten keine signifikanten Veränderungen festgestellt werden. Tab. 47: Gesamtretention, flächenbezogene Masse Blattnr. Blattbez. 1 Haferspelzen Gesamtretention (%) 99,4 2 1.Rezyklierung Weizenstroh 101,7 214 23 20 % Haferspelzen Rez. 1 101,7 214 26 20 % Haferspelzen Rez. 1 101,5 213 26 20 % Weizenstroh Rez. 1 102,0 214 29 30 2.Rezyklierung 20 % Weizenstroh Rez. 1 20 % Weizenstroh Rez. 1 99,6 99,7 209 209 25 20 % Haferspelzen Rez. 2 101,5 213 30 23 26 3.Rezyklierung 20 % Haferspelzen Rez. 2 20 % Weizenstroh Rez. 2 20 % Weizenstroh Rez. 2 100,0 100,8 101,4 210 212 213 Flächenbez. Masse (g/m²) 209 21 20 % Haferspelzen Rez. 3 99,9 210 22 19 23 20 % Haferspelzen Rez. 3 20 % Weizenstroh Rez. 3 20 % Weizenstroh Rez. 3 100,3 99,6 99,6 211 209 209 Dicke, Rohdichte, In Tab. 44 sind die Dicke, die Rohdichte und das spezifische Volumen nach 1, 2 und 3 Rezyklingzyklen aufgelistet. Auch hier wurden keine signifikanten Veränspez. Volumen derungen gefunden. Tab. 48: Dicke, Rohdichte, spezifisches Volumen PTS-Forschungsbericht Blattbez. Dicke VK* (µm) Rohdichte VK (g/cm³) spezifisches Volumen 3 (cm /g) Haferspelzen 403 0,52 1,93 Weizenstroh 442 0,48 2,07 20 % Haferspelzen Rez. 1 399 0,53 1,87 20 % Haferspelzen Rez. 2 386 0,54 1,84 www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 73(79) 20 % HaferspelzenRez. 3 384 0,55 1,82 20 % Weizenstroh Rez. 1 406 0,52 1,94 20 % Weizenstroh Rez. 2 402 0,53 1,89 20 % Weizenstroh Rez. 3 384 0,54 1,84 *VK: vor Kalander Bruchdehnung, Bruchkraft, Biegesteifigkeit, E-Modul In Tab. 45 sind die Bruchkraft, die Bruchdehnung und die Biegesteifigkeit nach 1, 2 und 3 Rezyklingzyklen aufgelistet. Die Untersuchungen zeigten eine geringfügige Zunahme der Bruchkraft und der Biegesteifigkeit. Tab. 49: Bruchdehnung, breitenbezogene Bruchkraft, Biegesteifigkeit, E-Modul Blattbezeichnung Bruchdehnung (%) Breitenbezogene Bruchkraft (N/m) Reißlänge (m) Haferspelzen 2,3 5392 2632 1463 5,009 Weizenstroh 2,3 4778 2280 1216 5,742 20 % Haferspelzen Rez. 1 2,1 5040 2406 1361 4,852 20 % Haferspelzen Rez. 2 2,2 5260 2533 1424 5,055 20 % Haferspelzen Rez. 3 2,4 5445 2640 1381 5,098 20 % Weizenstroh Rez. 1 2,3 4670 2247 1279 5,334 20 % Weizenstroh Rez. 2 2,3 5430 2607 1515 5,923 20 % Weizenstroh Rez. 3 2,1 5293 2580 1469 5,779 BiegeE-Modul steifigkeit (N/mm²) (Nmm) Abb. 91: Biegesteifigkeit Ergebnisse Die Ergebnisse zeigten, dass die Papiereigenschaften durch einen mehrfachen Recyclingvorgang nicht signifikant verändert wurden. Bei Bruchkraft und Biegesteifigkeit wurde eine geringfügige Verbesserung festgestellt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 74(79) 15.2.2 Prozess-/Abwasserbelastung Wasseranalytik Die Messungen wurden an den abgesetzten Proben vorgenommen. Zur Beurteilung der Gesamtbelastung wurden einzelne Parameter auch an den homogenisierten Proben bestimmt. Tab. 46 fasst die abwasseranalytischen Ergebnisse zusammen. Tab. 50: Wasseranalytik Technikum Labor Probenbezeichnung BSBhom BSBhom/ CSBhom mg/l Dw - - o-PO43-P mg/l - - - - 1,06 <MB - - 1,36 - - - 1,11 - - - 1,11 <MB - - 1,05 <MB - ≤2 0,66 4,88 1,01 0,73 8 0,67 2,84 0,61 0,21 ≤2 NH4+-N NO3--N NO2--N Nges,anorg mg/l mg/l mg/l mg/l - CSB mg/l CSBhom mg/l TOC mg/l TOChom mg/l 20% Haferspelzen Rez. 1 37 - 14 - - - - 20% Haferspelzen Rez. 2 24 - 8 - - - - - - - - 20% Haferspelzen Rez. 3 15 64 5 22 12 0,19 < 10 0,03 1,39 <MB 20% Weizenstroh Rez. 1 48 - 13 - - - - - - 20% Weizenstroh Rez. 2 22 - 8 - - - - - - - 20% Weizenstroh Rez. 3 30 79 11 27 18 0,23 < 10 0,03 1,43 <MB 1,46 Ref.probe 132 421 49 130 48 0,11 30 0,04 0,27 <MB 0,31 Vers. 2 20% Haferspelzen 580 1062 171 266 112 0,11 55 0,31 0,33 0,02 Vers. 1 20% Weizenstroh 191 666 69 122 57 0,09 47 0,17 0,47 0,03 Bewertung Prozesswasserbelastung und Abbaubarkeit AOX μg/l TNb mg/l Pges mg/l 1,49 1,23 1,42 - - Zur Bewertung der Prozesswässer wird auf die Technikumsversuche zurückgegriffen, da die Prozesswässer aus der Laborblattbildung eine erheblich geringe Belastung aufweisen und von realen Abwasserbelastungen weit entfernt sind. Typischerweise sind alle drei Prozesswässer mit abfiltrierbaren Feststoffen hoch belastet, was sich in den beträchtlichen Differenzen von CSB(TOC)hom zum CSB(TOC) der abgesetzten Proben wiederspiegelt. Das ungewöhnlich niedrige Verhältnis BSBhom:CSBhom von ∼ 0,1 in allen drei Proben weist darauf hin, dass die abfiltrieren Stoffe dem biochemischen Abbau bei der BSB5-Bestimmung nicht zugänglich sind. Prozesswässer aus der Verarbeitung von Altpapier nach Vorklärung weisen üblicherweise ein BSB:CSBVerhältnis um 0,5 auf und können damit als biologisch gut abbaubar eingestuft werden [19]. Einer gut funktionierenden chemisch-mechanischen Vorklärstufe bei der biologischen Reinigung dieser Prozesswässer kommt somit eine erhebliche Bedeutung zu. Bezieht man die Werte BSBhom auf den CSB der abgesetzten Proben, so liegen die BSB:CSB-Verhältnisse im Bereich von 0,19 bis 0,36 und indizieren damit eine bessere biologische Abbaubarkeit als die mit Feststoff belasteten Wässer. Der Ersatz von Altpapier durch Haferspelzen und Weizenstroh erhöht die organische CSB-Belastung in den abgesetzten Proben um den Faktor 4 bzw. 1,5 und damit beträchtlich. Diese zusätzliche organische Belastung/Fracht muss von den Anaerobstufen, die üblicherweise bei Altpapier verarbeitenden Werken als erste biologische Hochlaststufe vorhanden sind, bewältigt werden. Der positive Aspekt aus dieser höheren organischen Belastung ist der zusätzliche Energiegewinn bei der Anaerobreinigung, der mit ca. 0,4 Nm3 Biogas/abgebauten kg CSB zu veranschlagen ist. In Hinblick auf den Parameter AOX sind alle drei Prozesswässer mit Werten von 0,40 ± 0,15 μg/l als sehr gering belastet zu werten. Eine gleichlautende Aussage gilt für die N-Parameter. Zum ordnungsgemäßen Betrieb der biologischen Reinigungsstufen ist also weiterhin die Dosierung von N-Nährstoffen, z. B. in Form von Harnstoff, erforderlich. Beim Parameter Pges zeigen die Prozesswässer aus dem FES-Einsatz Werte von 0,6 und 1,0 mg/l, darin liegen sind 0,2 bzw. 0,7 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 75(79) mg/l als ortho-PO43--P vor, die als P-Nährstoff für die biologische Abwasserreinigung zur Verfügung stehen. Es zeichnet sich somit ein geringes Einsparpotential an P-Nährstoffen ab. Die genaue Zusammensetzung von Pges aus dem bioverfügbaren ortho-Phosphat und aus nicht bioverfügbaren Anteilen (organische PVerbindungen) sollte jedoch in weitergehenden Untersuchungen genauer untersucht werden. Aquatoxikologische Wirkung Die Bestimmung der aquatoxikologischen Wirkung gegenüber Lemna minor erfolgte gemäß DIN EN ISO 20079 und mit in den in [20] erprobten und bewährten Verdünnungsstufen D = 2, 6, 8, 12, 24 und 48. Da im vorliegenden Projekt die abgesetzten Proben untersucht werden, lassen sich die ermittelten Dw-Werte mit den in [20] erstmals untersuchten Proben „Ablauf Vorklärung“ gut vergleichen. Biologisch nicht behandelte Papierfabrikabwässer zeigen meist eine leicht erhöhte bis höhere Wasserlinsen-Toxizität im Bereich Dw = 6 … 24, nur in Einzelfällen wurden Dw-Werte ≤ 2 bzw. 48 ermittelt. Insofern fügen sich die hier ermittelten Werte von Dw ≤ 2 bzw. = 8 gut in die aktuellen Erkenntnisse ein. Da in 100 % Altpapier verarbeitenden Werken ohne Deinking-Linie die WasserlinsenToxizität im Verlauf der anaerob-aeroben Abwasserreinigung weiter verringert wird, lässt sich auch unter dem Aspekt der aquatoxikologischen Wirkung keine negative nachhaltige Wirkung beim Einsatz von FES ableiten. 15.3 Zusammenfassung In Hinblick auf die Belastung und des Prozesswassers und demzufolge auch des Abwassers mit organischen Inhaltsstoffen (CSB, TOC, AOX) sowie anorganischen Verbindungen (Ammonium, Nitrat, Nitrit und ortho-Phosphat) und in Hinblick auf die aquatoxikologische Wirkung auf Lemna minor resultieren aus dem FES-Einsatz keine schwerwiegenden Probleme bei der Abwasserreinigung. Fazit 16 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Flexibilität beim Sortenprogramm Die Herstellung mehrlagiger Verpackungskartons mit geringer Rohdichte auf der Basis von Faserersatzstoffen ist vor allem für kleine und mittlere Unternehmen interessant. Vor allem diese Betriebe sind in der Lage, flexibel verschiedene faserersatzstoffhaltige Spezialpapiere herzustellen. Hier bietet sich gerade für KMU eine besondere Chance, eine neue Produktlinie aufzubauen und einen neuen Kundenkreis zu erreichen. Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen Die Ergebnisse des Projekts können in vielerlei Hinsicht einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen leisten. Im Rahmen der Entwicklungsarbeiten wurde der Umgang mit den Rohstoffressourcen besonders berücksichtigt. Dies liefert einen deutlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit durch eine erhöhte Wertschöpfung und Einsparung von Ressourcen, wie Altpapier oder Frischfasern durch die Nutzung der Produkte im vorhandenen Altpapierkreislauf. Die Arbeiten stehen im Einklang mit der Zielstellung des CEPI Strategiepapiers „2050 Roadmap to a PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 76(79) low carbon bio-economy”, dessen Hauptziele die Erhöhung der Wertschöpfung aus verfügbaren Ressourcen sowie eine Energie- und CO2-Reduktion im Rahmen der Produktion darstellen. Dies ist von großer Bedeutung für die rohstoff- und energieintensive mittelständische Papierindustrie Kostenersparnisse für KMU: Modellrechnung Einer der Nutzenaspekte soll an einen Beispiel ausgeführt werden: Lässt sich der Anteil an Holzstoff in der Mittellage eines mehrlagigen Verpackungskartons um 10 % senken, ergeben sich z. B. bei einer Produktion von 80.000 t/a bei typischen Energiepreisen (€ 70/MWh) Einsparungen von über 120.000 €/a. Nimmt man einen Holzstoffanteil von ca. 50 % bei mehrlagigem Verpackungskarton (230 g/m2) – entspricht 500 kg/t in der Mittellage – an und kann die Menge an Holzstoff auf 450 kg/t gesenkt werden, ergibt sich eine Einsparung von 50 kg Holzstoff/t Karton. Bei einer Produktionsmenge von 80.000 t/a beläuft sich die Einsparung auf 4.000 t Holzstoff pro Jahr. Der Energiebedarf für die integrierte Steinschlifferzeugung liegt bei 2.250 kWh/t. Bei einem angenommenen Energiepreis von € 70/t entspricht dies einem Rohstoffpreis von ca. € 150/t. Die Preisdifferenz zu einem Faserersatzstoff (Gesamtkosten: € 120/t) beträgt damit ca. € 30/t. Der Ersatz von 4.000 t Holzstoff durch Fasersatzstoff ergibt eine Einsparung im Gesamtwert von ca. € 120.000. Wettbewerbsvorteile durch Innovation Für KMU der Papier- und Kartonindustrie erschwert sich das Geschäft im Bereich von Massenprodukten (z. B. grafische oder Verpackungspapiere). Die Nachfrage nach Spezialprodukten mit hoher Wertschöpfung ist stark gestiegen. Dies zeigt, dass innovative und neue Produkte mehr denn je gefragt sind. Kosteneinsparungen KMU verkaufen ihre Produkte häufig über spezielle Qualitäten und sind zu ständigen Produktivitätsverbesserungen und Kosteneinsparungen gezwungen. Neues Produkt Das Einbringen von Reststoffen der Lebensmittelindustrie als Faserersatzstoffe ist noch nicht Stand der Technik. Damit bietet sich eine Chance für KMU, innovative Papierprodukte zu entwickeln und herzustellen. Innovationspotential für KMU Für Papierhersteller bietet sich ein alternativer Rohstoff zu Altpapier und Holzstoff. Damit sind neue, preisgünstig herstellbare Produkte mit positivem Umweltimage zugänglich. Statt einer energetischen Nutzung werden Reststoffe stofflich wiederverwertet (Kaskadennutzung). Den Papierverarbeitern und Verpackungsherstellern steht ein verbesserter Werkstoff zur Verfügung, der die Produktion leichterer Verpackungen durch den höheren Bulk erlaubt. Damit bieten sich Vorteile im Bereich der Transportkosten und der Logistik. Außerdem besteht die Möglichkeit neuer Geschäftsfelder durch die Herstellung systemischer Verpackungen. Getreidemühlen können preisgünstiger Nebenprodukte/Reststoffe als wertvolle Rohstoffe für die Papierindustrie vermarkten. Für Spezialmaschinenbauer (Hersteller von Mühlen/Aufbereitungsmaschinen) besteht die Aussicht auf zusätzlichen Umsatz. FuE-Kapazitäten bei KMU Angesichts der geringen eigenen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten von KMU ist es von großer Bedeutung für ihre Wettbewerbsfähigkeit, systematische und übertragbare Erkenntnisse zur Optimierung von Papierrezepturen PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 77(79) sowie von Prozess- und Qualitätsparametern zur Erhöhung ihrer Anlagenproduktivität und zur Verbesserung ihrer Produktqualität zu erhalten. In der Regel besitzen kleine und mittlere Unternehmen keine eigenen FuE-Kapazitäten. Daher besteht signifikanter Konzeptions- und Beratungsbedarf. 17 Schlussfolgerungen Resümee Die Ergebnisse des Forschungsprojekts haben die Einsetzbarkeit biogener Faserersatzstoffe bei der Herstellung von Karton und Pappe zur Volumenbildung bestätigt. Verluste bei E-Modul und Zugfestigkeit können durch die Volumensteigerung mehr als kompensiert, und die Biegesteifigkeit des Produkts kann gesteigert werden. Zusätzlich sind beim Einsatz der untersuchten Faserersatzstoffe in Papierprodukten reduzierte Umweltbelastungen zu erwarten. Nebenprodukte der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie mit keinem oder geringem Marktwert können damit heutige Faserstoffe – insbesondere Altpapier und Holzstoff – in Papierprodukten anteilig ersetzen. Mit Faserersatzstoffen, vor allem auf Basis von gemahlenem Stroh, kann der Papierindustrie damit ein preiswerter Rohstoff zur Produktion von Faltschachtelkarton mit hohem spezifischem Volumen und hoher Biegesteifigkeit zur Verfügung gestellt werden. Dies ermöglicht Kosteneinsparungen, modifizierte Produkteigenschaften, reduzierte Umweltbelastungen und ökologische Verkaufsargumente. Damit sind kleine und mittlere Unternehmen der Papierbranche in der Lage, Faltschachtelkarton unter verbesserten Rahmenbedingungen zu produzieren und mit ihren Endprodukten gleichzeitig einen zunehmend ökologisch ausgerichteten Endnutzermarkt anzusprechen. Die Ergebnisse bieten auch die Basis für eine Weiterentwicklung von Verpackungskartons, u. a. im Rahmen weiterführender Forschungsvorhaben. 18 Literaturverzeichnis 1 N.N. Papier 2014 – Ein Leistungsbericht, VDP Bonn 2 BENGTSSON, G. CTMP in production of high quality packaging board (2005) International Mechanical Pulping Conference, 7-13., Oslo 3 DENG C., RETULAINEN E., PALOKANGAS A. and NAZHAD M. Improving the bending stiffness of folding boxboard (2001) APPITA Annual General Conference, 1, 251-258 4 N.N. Füllstoff für die Herstellung von Papier, Herstellungsverfahren hierfür und seine Verwendung Patent DE102004059283B4 12.03.2009 5 http://www.jrs.de/wDeutsch/anwend/chemie/anwend_papier.shtml 6 KÖPENICK M. Expanding board's horizons (2008) PPI Pulp and Paper International, 50 (12), 27-28 7 LEONHARDT, P Praktische Aspekte bei der Anwendung von Stärke im Wet-End Vortrag beim PTS-Seminar „Wet-End-Prozesse: Effizienter Einsatz chemischer Additive“ (WE 1142), 03. – 04.05.2011 in München PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 R. Grenz, S. Schramm: Faserersatzstoffe 78(79) 8 GROSSMANN, H., ERHARD, K., WEBER, P.G., KRETZSCHMAR, J. und BRENNER, T. Erhöhung der Festigkeiten von Papieren durch den optimierten Einsatz von Trockenverfestigungsmitteln Schlussbericht des INFOR-Projekts 138, Dresden/Heidenau (2011) 9 ROOS, A.A., PERSSON, T., KRAWCZYK, H., ZACCHI, G. and STÅLBRAND, H. 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PTS-Forschungsbericht 20/14 München: Papiertechnische Stiftung PTS (März 2014), 47 S. http://www.ptspaper.de/forschungsdatenbank PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 26/14 www.ptspaper.de Papiertechnische Stiftung Heßstraße 134 · 80797 München · Telefon +49 (0)89-12146-0 · Telefax +49 (0)89-12146-36 · Mail [email protected] Pirnaer Straße 37 · 01809 Heidenau · Telefon +49 (0)3529-551-60 · Telefax +49 (0)3529-551-899 · Mail [email protected]
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