Kreuz & Quer Der Podcast aus dem Bistum Trier Bruno Sonnen – 23. Januar 2016 altfried g. rempe Wolfgang Niedecken: „Absurdistan“ Ich bin Bruno Sonnen Chefredakteur der Trierer Bistumszeitung „Paulinus“. Wer wie ich mit Liedern wie „Verdamp lang her“ oder „Kristallnach“ groß geworden ist, für den ist es immer spannend, wenn Wolfgang Niedeckens BAP ein neues Album auf den Markt bringt. Jetzt war es wieder so weit. „Lebenslänglich“ heißt das erste reguläre Studioalbum seit fünf Jahren, und „Absurdistan“ die erste Single-Auskopplung. Und die hat es in sich. Hungersnöte und Gotteskrieger, schmelzende Polkappen, Geiz ist geil, Brot und Spiele, kollektiver Größenwahn: Das sind einige der Schlagworte des Stücks, in dem Niedecken einen schonungslos realistischen Blick auf die Welt wirft, oder besser gesagt, auf das, was die Menschheit auf ihrer Reise durch Absurdistan aus ihr gemacht hat. Wolfgang Niedecken ist einer, der schon immer engagiert war, der sich eingemischt hat, politisch und gesellschaftlich Stellung bezogen hat, mit seiner Musik, aber auch als Mensch und Staatsbürger. Schon vor über 20 Jahren war er Mitinitiator des Kölner Konzerts „Arsch huh, Zäng ussenander“ gegen Rassismus und Fremdenhass; er ist Sonderbotschafter der Hilfsaktion „Gemeinsam für Afrika“ und kümmert sich um frühere Kindersoldaten in Uganda. Um nur einige Beispiele zu nennen. Wolfgang Niedecken hat sich immer wieder auch kritisch mit Glauben und Kirche auseinandergesetzt. „Wenn et Bedde sich lohne, däd, wat mänste wohl, wat ich dann bedde däd“, heißt es da in einem seiner Stücke: Wenn das Beten sich lohnen würde, was glaubst du, was ich beten würde. Er hatte ein besonderes Verhältnis zu seinem tiefgläubigen Vater, er wurde im katholischen Internat missbraucht, trat aus der Kirche aus, sieht in Papst Franziskus einen Hoffnungsträger, und mit dem Herrgott ist er bis heute längst nicht fertig. „Kyrie eleison“ singt er am Schluss von „Absurdistan“ - Herr erbarme dich! Und: „Zynisch un cool sinn ess nit die Kunst.“ Was übersetzt nicht mehr und nicht „Kreuz & Quer“ – 23.1.2016 – Seite 2 weniger heißt als: Leute, engagiert euch, steht auf und kümmert euch, damit diese Welt nicht zum Teufel geht! Lasst Hass und Gewalt nicht die Oberhand gewinnen, sorgt euch umeinander und diese Welt! Diese Botschaft kann man nur unterschreiben – erst recht, wenn man sich Christ nennt. „Kreuz & Quer“ – 23.1.2016 – Seite 3
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