Newsletter Oktober 2015 - Suchthilfe direkt Essen gGmbH

SUCHTHILFE.DIREKT.
AKTUELL. OKTOBER. 2015.
Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Seit unserem letzten Newsletter gibt es wieder einige Entwicklungen und Neuerungen, worüber es sich lohnt, zu berichten.
Im August besuchte uns die Bundesdrogenbeauftragten Marlene
Mortler, um sich über das Projekt „Pick up - Tagesstruktur für chronisch mehrfach abhängigen Drogenkonsumenten“, den Drogenkonsumraum und unsere Arbeit im Allgemeinen zu informieren. Des
Weiteren wurde – wie in jedem Jahr - unser Qualitätsmanagementsystem von Prüfern der Firma LAG InterCert begutachtet und die
Standards der einzelnen Bereiche standen auf dem Prüfstand.
Außerdem finden Sie in dieser Ausgabe des Newsletters einen Artikel zur Haltung der Suchthilfe direkt Essen zur aktuellen Debatte
bezüglich der Neuregulierung der Cannabis Drogenpolitik in
Deutschland.
Viel Spaß beim Lesen (und warme Füße in der kalten Jahreszeit)
wünscht Ihnen herzlichst Ihre
Bärbel Marrziniak
Geschäftsführung
Telefon 0201 8603-444
Telefax 0201 8603-400
[email protected]
NACHRICHTEN DER SUCHTHILFE
01
„Systemsprenger“ oder Jugendliche vom System entkoppelt?
Seit dem Bestehen der Anlaufstelle Basis arbeiten die Mitarbeiter auch
mit denjenigen Jugendlichen, die in der gerade erschienen Studie des
Deutsches Jugend Institut als vom System entkoppelt beschrieben
werden. Diese werden u.a. auch als Systemsprenger bezeichnet.
Nach Prof. Dr. phil. habil. Menno Baumann handelt es sich hier um […]
„Kinder und Jugendliche, die aufgrund manifester Verhaltensstörungen
im Rahmen der Erziehungshilfe nicht mehr tragbar sind.“ Wie in der
Studie gefordert arbeiten die Pädagogen der Anlaufstelle mit ebendieser Zielgruppe niedrigschwellig und versuchen so eine individuelle
Beratung und Begleitung zu gewährleisten. Die Anlaufstelle setzt so,
die durch den Deutschen Städte- und Gemeindebund geforderten
Unterstützungsstrukturen aus allen Rechtskreisen für die betroffenen
Jugendlichen seit langer Zeit um.
Nähere Informationen zu der Studie:
https://www.vodafonestiftung.de/alle_publikationen.html?&tx_newsjson
_pi1[showUid]=85&cHash=5d05c3b87c634aa2f918dfa6eea97c92
02
Zertifikat wurde ohne Beanstandungen bestätigt!
Als nach DIN-Normen zertifizierte Einrichtung muss sich die Suchthilfe
direkt alle drei Jahre einer großen Audit-Prüfung unterziehen: Diesmal
ging es lediglich um die Überwachung des Qualitätssystems. Zwei
Prüfer der Firma LAG InterCert stellten die Prozesse und Standards
der einzelnen Bereiche auf den Prüfstand. Auch dieses Jahr konnte
die Suchthilfe direkt - ohne Beanstandungen - die Rezertifizierung
erreichen und sich zudem über das Eine oder Andere fachliche Lob
freuen. Daneben wurde der Gesellschaft bereits jetzt bestätigt, die
„neuen“ Anforderungen der DIN ISO zu erfüllen.
03
Haltung der Suchthilfe direkt Essen gGmbH zu einer Neuregulierung der Drogenpolitik
Eine (Ver-)Änderung der heutigen Prohibitionspolitik wird wegen vielfältiger negativer Auswirkungen* als ‚erforderlich’ betrachtet. Wir benötigen eine neue, zeitgemäße, den gesellschaftlichen Realitäten
und/oder Erkenntnissen der Suchtforschung) angepasste Grundlage
für den Umgang mit Cannabis. Die Entkriminalisierung des Eigengebrauchs von Cannabis durch Erwachsenen wird befürwortet. Modelle
einer weitgehenden Liberalisierung in Form eines legalen und streng
kontrollierten Verkaufs von Cannabisprodukten an Personen über 18
Jahren werden in Betracht gezogen. Patienten, die Cannabis zur Linderung ihrer chronischen Beschwerden benötigen, sollten diese frei in
Apotheken beziehen können; eine Regelung zur Erstattung der Kosten
durch die Krankenkassen wird dringend benötigt. Gefordert wird eine
progressive Drogenpolitik, die sich mit Blick auf ihre Zielausrichtung
und Zielerreichung (gestützt durch Erkenntnisse aus der Forschung,
den Nutzen, der Kosten und Nebenwirkungen) an ihrem Erfolg misst.
Wenn Cannabis unter kontrollierten und geregelten Umstände verkauft
werden darf, können sich Konsumenten über die Qualität und den
Wirkstoffgehalt informieren, sie wären vor teilweise höchst gesundheitsgefährdenden Streckmitteln und Verunreinigungen im Cannabis
geschützt. Daneben würde Jugendschutz wirksamer greifen, problematischer Konsum schneller erkannt und entsprechende Hilfsangebote besser fassen. Dazu bedarf es allerdings einer Abkehr von der gegenwärtigen Verbots- und Verfolgungspolitik. Selbstverständlich wird in
keiner Weise der Cannabiskonsum generell verharmlost oder zum
Cannabiskonsum aufgefordert. Jede Form des Konsums legaler oder
illegaler Drogen ist mit Risiken verbunden. Als wichtige Aufgabe der
Drogenhilfe gilt weiterhin, sich potentiellen und tatsächlich Cannabiskonsumierenden in akzeptierender Weise als Gesprächspartner_in
anzubieten und durch entsprechende Information, Aufklärung und
Beratung Möglichkeiten zu eröffnen, die Risiken zu erkennen und
eigenverantwortlich zu minimieren, den Konsum zu reduzieren oder
ganz einzustellen.
*Strafrechtliche Verfolgung der Konsumenten_innen; Millionen Deutschen
werden Kriminalisiert; Prohibition schafft die Grundlage für organisierte Kriminalität und den gigantischen Schwarzmarkt; Kein Jugend- und Verbraucherschutz; enorme Kosten durch die Strafverfolgung
04
Drogenbeauftrage der Bundesregierung und Bundestagsabgeordnete besuchen Suchthilfe
Amsterdam
Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler und Bundestagsabgeordnete Petra Hinz statteten der Suchthilfe direkt in Essen am 26.08.2015
einen Besuch ab. Zu Beginn stand eine Begehung des Drogenkonsumraumes (DKR) an. Krankenpfleger Christoph Weinberg erläuterte
den Betrieb des DKR in Essen und informierte über aktuelle Entwicklungen in der Drogenszene. Drogenkonsumräume zählen zum etablierten Angebotsportfolio in Nordrhein-Westfalen. Hier werden Leben
gerettet und Nutzer in weiterführende Hilfen vermittelt. Jährlich finden
allein in Essen 30.000 Konsumvorgänge statt, mehr als 600 unterschiedliche Menschen aus der Essener Drogenszene werden erreicht
und bekommen somit einen Zugang zum Hilfesystem. Anschließend
nahmen sich Frau Mortler und Frau Hinz ausgiebig Zeit, um persönlich
mit Teilnehmenden des neuen Projektes Pick-Up über deren Lebenssituation und den Maßnahmeverlauf zu sprechen. Im Rahmen von PickUp konnten in den ersten 10 Monaten bereits 23 Schwerstabhängige
erreicht und davon schon 12 in medizinische und soziale Hilfen übergeleitet werden. Pick-Up findet reges Interesse in anderen NRWKommunen. In Köln startete mit den „Kölner Fegern“ ein vergleichbares Programm. Frau Mortlers Interesse galt insbesondere einem Austausch zum Stand der Substitutionsbehandlung in Essen. Geschäftsführerin Bärbel Marrziniak erläuterte die Vergabepraxis bei der Suchthilfe und informierte über das Versorgungssystem in der Stadt Essen.
„Uns ist die Zusammenarbeit mit Ärzten besonders wichtig, um gemeinsame Qualitätsstandards – auch zum Wohl der Kinder von Drogenabhängigen – weiterzuentwickeln.“, so Marrziniak. Frau Mortler und
Frau Hinz zeigten sich beeindruckt von der Arbeit der Suchthilfe und
sicherten zu, einige Themen mit nach Berlin zu nehmen und im Austausch zu bleiben.
Marlene Mortler:
„Bei meinem Besuch in der Essener Suchthilfe-Direkt konnte ich mir
vor Ort einen Eindruck von der engagierten Arbeit machen, die die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort leisten. Die Einrichtung lebt von
ihrem integrativen Ansatz, bei dem gezielt die Abhängigkeitskranken
dort abgeholt werden, wo es ihren individuellen Möglichkeiten gerecht
wird. Alle Beteiligten arbeiten eng und gut zusammen und erzielen so
ein tolles Ergebnis. Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass ich mit
Mitarbeitern des Projekts Pick-Up persönlich sprechen konnte. Sie
haben über dieses Angebot einen Sinn und Lebensinhalt gefunden,
der ihnen auf dem Weg heraus aus der Sucht ausgesprochen hilfreich
ist. Ihnen gilt mein besonderer Dank für das offene und ehrliche Gespräch. Ich wünsche allen Beteiligten weiterhin viel Erfolg und würde
mich freuen, wenn es nicht mein letzter Besuch in Essen gewesen ist.“
05
Fairplay im Blickpunkt
Anlässlich des bundesweiten Aktionstages zur Glücksspielsucht am
23.September war die Suchthilfe direkt zusammen mit Ihrem Kooperationspartner Verein Schuldnerhilfe mit einem Aktionsstand in der
Fußgängerzone der Essener Innenstadt vertreten. Diese Gelegenheit nutzten viele Essener Bürger um sich über das Fairplay –
Glücksspielberatungsangebot zu informieren. Als weithin sichtbare
Eyecatcher dienten die strahlendblauen Fairplayshirts der Berater
und das fatale „Unglücksrad“, dessen Botschaften „Dumm gelaufen“,
Pech gehabt“ und „Wieder nichts“ durch garantierte Glückskeksgewinne abgemildert wurden. Für einige Passanten war es der erste
Kontakt mit dem Beratungsangebot und viele Angehörige von Spielern ließen sich von den Pädagogen über Hintergründe der Abhängigkeit und mögliche Wege aus der empfundenen Hilflosigkeit beraten. Am 1.10.2015 konnte sich „Fairplay“ im Rahmen des Essener
Stiftungstages in der Essener Grugahalle als Beispielprojekt der
Alfred-Krupp und Friedrich-Alfred-Krupp Stiftung präsentieren. Am
gut besuchten Aktionsstand informierten sich die Besucher über die
Hilfsangebote des Projekts von der Glücksspielprävention, den Beratungs- und Vermittlungsangeboten, dem Schuldenmanagement bis
hin zur Angehörigenberatung. Sowohl der amtierende Oberbürgermeister Herr Paß als auch sein Nachfolger im Amt Herr Kufen waren
am Thema sehr interessiert und überrascht über das Ausmaß der in
einem Jahr in Essen erzielten Spielverluste an Spielautomaten:
ca. 49 Mio. €!
06
Bundesfreiwilligendienst und Freiwilliges soziales Jahr bei der
Suchthilfe direkt Essen
Die Suchthilfe direkt Essen ist eine anerkannte Einsatzstelle für
Helferinnen und Helfer im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD). Alle Frauen und Männer, die ihre Pflichtschulzeit absolviert haben, können einen Bundesfreiwilligendienst
machen: Junge Menschen nach der Schule, Menschen in mittleren
Jahren und Seniorinnen und Senioren. Alter, Geschlecht, Nationalität
oder die Art des Schulabschlusses spielen dabei keine Rolle. In
verschiedenen Einsatzbereichen können Sie sich einbringen und
sich sozial engagieren. Wir freuen uns, dass am 01.09.2015 Deborah Droste mit ihrem Bundesfreiwilligendienst in unserer Anlaufstelle
Basis begonnen hat. „Ich habe mich für einen Bundesfreiwilligendienst bei der Suchthilfe direkt in der Anlaufstelle Basis in Essen
beworben, um einen Einblick zu bekommen, wie mit solch speziellen Jugendlichen umgegangen und gearbeitet wird. Ebenfalls möchte ich miterleben, wie diese selbst miteinander umgehen und das
Angebot der Anlaufstelle Basis nutzen. Mich freut es sehr, im Team
Erfahrungen dazu sammeln zu dürfen und die Arbeit mit den Jugendlichen selbst zu unterstützen.“ Wir haben schon seit mehreren
Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Bewerbungen sind daher
stets willkommen. Bei Interesse und für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an die zentrale Rufnummer 0201 / 8603 -0.
Bilderquelle: Mit Dank an nodesign; marlenemortler.de; Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH; Bundesfreiwilligendienst; LGA Intercert - alle anderen Fotos aus Eigenproduktion –
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