Bericht von Frank

Bericht zum 33. Intensivlehrgang 2015 in Lebach
BASSAI DAI und KANKU SHO
Bunkai und Zanshin
Wieder einmal war es soweit und man traf sich im Saarländischen Karate Verband -SKVvom 8. bis 12. Juli 2015 zu einem fünftägigen Lehrgang in der Sporthalle in Lebach mit Roman
Adam, 6. Dan Shotokan.
Die Katas Bassai Dai (Unterstufe, bis 1. Kyu) und Kanku Sho (Oberstufe, 3. Kyu bis Dan)
wurden von ihm am Mittwoch und Donnerstag in einzelne Sequenzen zerlegt und dann im Detail
geübt. Dabei kam es besonders auf Timing, Wachsam- und Aufmerksamkeit, Koordination,
Atmung, Kime und ein geistiges Verständnis für die Bedeutung der Kata an. Diese Elemente
wurden dann immer wieder in Bunkai (reale Anwendung der Katatechnik mit Partner) geübt.
Zum Beispiel beinhaltet die Kata BASSAI DAI auf deutsch: „Erstürme die Festung“ oder „die
Mauern zerstören“ viele defensive Block- und Hebeltechniken und wenig Beintechniken. Es gibt
eine „große“ (Dai) und eine „kleine“ (Sho) Version der BASSAI Kata. Mit rund 40
Einzeltechniken ist die BASSAI DAI eine große Kata : schnell und kraftvoll.
Währenddessen widmete sich die Oberstufe (3. Kyu bis DAN) der Kata KANKU SHO. Gichin
Funakoshi (10.11.1868-26.4.1957) selbst, der Begründer des modernen Karate, änderte den
Namen der Kata in den 1930er Jahren von „KUSANKU“ in KANKU, auf deutsch „in den Himmel
schauen“. Zum Hintergrundverständnis gilt zu wissen, dass sowohl Funakoshi für den ShotokanStil als auch Kenwa Mabuni für den Shito-Stil die Kata KANKU verbreiteten. Im Shotokan-Stil
werden ebenfalls zwei Varianten der KANKU geübt, d.h. zum einen die KANKU DAI (große
Version) und KANKU SHO (kleinere Version. Für Funakoshi war die KANKU DAI „die universale
Kata des Shotokan“, die alle Elemente in sich vereint. Viele Sequenzen, die in den HEIAN Katas
geübt werden, finden sich in der KANKU DAI wieder. Es ist die klassische Kata schlechthin und
steht in der Praxis und der geistigen Herkunft im traditionellen Karate des SHOTOKAN, denn
aus der ursprünglichen Grundkata KUSANKU/KANKU leiteten sich die heutigen „HEIAN“ Katas
s ab.
Freitag und Samstag standen dann in beiden Gruppen die Übung der Kata’s als Ganzes auf der
Tagesordnung, wo das zuvor Gelernte und Verinnerlichte in „einen Guss“ gebracht werden sollte;
üben, mindestens 30 mal in Harmonie mit Kopf und Geist, so dass alle wichtigen Elemente des
Karate in der Kata zum Ausdruck kommen. Demgemäß gut vorbereitet und motiviert stellten
sich danach die Schützlinge von Gottfried Gräbner 6.DAN von der LEBENSHILFE
SAARWELLINGEN den Kyu-Prüfungen zu einem nächsthöheren Kyu-Grad. Alle
Prüfungsteilnehmer durften sich über die bestandene Prüfung freuen.
Danach stand der Samstagabend ganz im Zeichen des gemütlichen Beisammenseins beim
Plausch, kalten Getränken, Baguette und Lyoner.
Der Sonntagmorgen war wie immer der Meditation gewidmet; Zielvorgabe, dass der Übende und
sein Kraftzentrum „eins“ werden. Dazu eine kleine ZEN-Geschichte, die sich bereits im
mittelalterlichen Japan einer großen Beliebtheit erfreute.
„Der Mensch ist am Anfang auf der Suche, er findet eine Spur, er geht der Spur nach und
entdeckt einen Ochsen, er fängt ihn ein und zähmt ihn. Die Suche des Menschen, das Finden
einer Spur, das Finden des Ochsen, das Einfangen und Zähmen des Ochsen ist immer der Anfang
eines lebenslangen Dos (Weges) des Übenden in allen Kampfkünsten.
Die Heimkehr ins Dojo auf dem Rücken seines Ochsen bedeutet: „das Ego wurde gezähmt“ der
Ochse ist vergessen, der Mensch bleibt. Es folgt nun die vollkommene Vergessenheit, vergessen,
dass man vergessen hat. Man ist zurückgekehrt in den Grund und Ursprung! Nun ist man bereit
auf den Marktplatz (Lehrgang) zu gehen, sich mit Freunden zu treffen und mit „offenen
Händen“ (Zanshin) seinen Mitmenschen im Kreise der Übenden zu begegnen. Bis zum nächsten
Treffen auf dem „Marktplatz“ schwingt sich der Hirte mit erhobenem Kopf voll Freude und
Freiheit auf den Rücken seines Ochsen und kehrt Flöte spielend triumphierend heim. “ Quelle:
Der Ochse und sein Hirte, eine Parabel über das Kraftzentrum im Menschen.“
Zum Abschluss des Intensivlehrganges fand eine Dan-Prüfung Shotokan statt.
Frank Brezing * August 1964