14 AUS- UND WEITERBILDUNG Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung 18. April 2015 · Nr. 16 Kaum Chancen für Hauptschüler? Auch das vom Fachkräftemangel betroffene Gastgewerbe gibt Bewerbern mit Hauptschulabschluss zu wenig Chancen. Das kritisiert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), in einer Studie. Für diese wurden 44.000 offene Ausbildungsplätze ausgewertet, die bei der bundesweite Lehrstellenbörse der IHK gemeldet sind. Das Ergebnis: Auf 61,6 Prozent der angebotenen Lehrstellen können sich Absolventen mit Hauptschulabschluss nicht bewerben, weil sie die formalen Anforderungen nicht erfüllen. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack wirft den Betrieben vor, Hauptschüler damit von vornherein von der Ausbildung auszugrenzen. „Fast zwei von drei Ausbildungsplätzen in der IHK-Lehrstellenbörse bleiben diesen Jugendlichen komplett verschlossen“, sagt Hannack und betont: „Gerade die Hotel- und Gastronomiebranche, die seit Jahren über unbesetzte Lehrstellen klagt, lässt vielfach Hauptschüler bei der Auswahl der Auszubildenden außen vor.“ Die Auswertung des DGB zeige, dass Hotels und Restaurants junge Leute mit Hauptschulabschluss häufig nicht als Azubis in Betracht ziehen. So wür- KOMPAKT ......................................................... Hospitality-Master An die mittlere Managementebene, Hotelmanager und Existenzgründern gerichtet ist der Studiengang Hospitality Management Master an der Fakultät für Tourismus, Hochschule für angewandte Wissenschaften an der Hochschule München. Zum Wintersemester 2015/ 2016 startet der sechste Jahrgang, für den sich Interessierte noch bis 15. Mai online bewerben können. Zu den Voraussetzungen zählen ein Hochschulabschluss mit Schwerpunkt in den Bereichen Betriebswirtschaft, Tourismus- oder Hospitality Management oder einer verwandten Fachrichtung sowie der Nachweis einer mindestens 18-wöchigen praktischen Berufstätigkeit. Weitere Anforderungen und Informationen gibt es online. BERLIN. Anzeige www.hug-foodservice.ch Karl Zieres GmbH Tel. 06181 18046-0 den auch bei den Hotelfachkräften mehr als 60 Prozent der Ausbildungsplätze für Hauptschüler verschlossen bleiben. Bei den Restaurantfachkräften bleiben 40 Prozent außen vor. Die Studie zeige damit, dass das Abitur und der mittlere Schulabschluss zum Standard auf dem Ausbildungsmarkt werden. Fast 70 Prozent der Jugendlichen im dualen Ausbildungssystem würden heute über das Abitur oder die mittlere Reife verfügen. Vor allem die Zahl der Abiturienten sei deutlich gestiegen. Der Anteil der Lehrlinge mit einem Hauptschulabschluss hingegen sinkt dagegen kontinuierlich. Der DGB fordert Betriebe auf, mehr Jugendliche mit Hauptschulabschluss auszubilden. „Zu viele Betriebe setzen immer noch auf eine Bestenauslese“, so Hannack. sr Hotelchefin mit 29 Im Gastgewerbe kann man es schon früh weit bringen. Wir stellen in loser Folge junge Führungskräfte vor. Diesmal: Nadia Al-Tinawi. Karriere Arbeitnehmer-Studie Nadia Al-Tinawis Karrieretipp: „Ehrgeizig sein und nicht so schnell aufgeben“ Verkaufsleiterin Nadia Al-Tinawi hat ihn gewagt – den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit 29 Jahren hat sie im Oktober vergangenen Jahres das 3-Sterne-Hotel Stadt Hamburg in Bad Salzuflen gepachtet und gehört damit zu den jüngsten Hotel-Chefinnen in Nordrhein-Westfalen. Drehten sich Nadia Al-Tinawis vorherige Jobs bisher vorrangig um den Verkauf, hat sie nun ein 30-ZimmerHotel zu managen. „Klar habe ich mehr Arbeit als vorher, doch vorher hatte ich auch nie eine 40-StundenWoche“, sagt sie. „Nur tue ich es jetzt für mich.“ Hinzu kommen neue Herausforderungen: Als Hotelchefin muss sich die heute 30-Jährige auch mit Themen wie dem Mindestlohn auseinandersetzen. „Da muss ich erst hineinwachsen“, gesteht sie. „Da braucht es schon Biss und Durchsetzungsvermögen.“ Sieben Arbeitsplätze habe sie bisher geschaffen. „Seit März sind wir in der Gewinnzone, der Forecast für Mai sieht auch gut aus.“ Ihr Interesse für die Hotellerie entdeckte Nadia Al-Tinawi während des Betriebspraktikums in der zehnten Klasse. „Eigentlich hatte ich im Krankenhaus angefangen, weil mein Vater Chirurg ist. Nachdem ich aber kein Blut sehen konnte, brauchte ich eine Alternative.“ Kurz entschlossen habe sie sich im Altstadthotel in Bielefeld BAD SALZUFLEN. vorgestellt und prompt ein Praktikum in dem 27-Zimmer-Haus bekommen – ihr erster Schritt in die Branche. Es folgte die Hotelfachausbildung in Bielefeld. Hier bemerkte Al-Tinawi ihr Faible für den Verkauf: „Ich mochte schon immer gern das Haus voll bekommen: Akquirieren, Marketingpläne, Einsätze auf Messen – das ist meine Welt“, sagt sie. Entsprechend selbstbewusst bewarb sie sich anschließend im 214-Zimmer-Hotel Acora in Bochum. „Auch ohne die gewünschte dreijährige Berufserfahrung im Ver.............................................................. Foto: Björn Schmidt Wechsel ins 4-Sterne-Hotel AltstadtPalais Lippischer Hof. „Die Ansprüche von Geschäftsführer Christian Steffen waren hoch“, sagt sie rückblickend. Zugleich zählt sie die „Chance“ hier fünf Jahre als Verkaufsleiterin arbeiten zu dürfen zu den Meilensteinen ihres Werdegangs. Ebenso entscheidend seien ihre Ausbildung und das Kennenlernen ihres Mannes gewesen. „Er hat selbst Hotelfachmann gelernt, ist jetzt in der IT-Branche tätig – und er unterstützt mich in allem.“ So auch dann, als Nadia Al-Tinawi das Angebot erhielt, das Hotel Stadt Hamburg als Pächterin zu übernehmen. Sie kannte das Haus, es hatte einen guten Ruf. „Vier Wochen habe ich überlegt, dann zugesagt.“ Das es ein Großprojekt werden würde, sei ihr klar gewesen, denn: „Das Haus war ziemlich im Winterschlaf, teilweise gab es in den Bädern noch Duschvorhänge.“ Rund 50.000 Euro hat sie bisher, unterstützt vom Eigentümer, in die Immobilie investiert: in die Möbel, in die Neugestaltung von Restaurant und Lobby – sowie in den Verkauf. Hier kann sie nun umsetzen, was sie einst gelernt hat. „Das Hotel war noch nicht mal auf den Buchungsplattformen vertreten“, berichtet sie. Spaß macht ihr die Vielseitigkeit des Berufs. „Gerade in einem kleinen Haus macht man sehr viel mehr“, so Al-Tinawi. In punkto Teamarbeit legt sie Wert, dass „alle ehrlich zueinander sind und miteinander sprechen.“ Ihr Tipp für angehende Führungskräfte? „Ehrgeizig sein und nicht so schnell aufgeben“, sagt die Hotelchefin. So kritisiert sie etwa, dass TV-Sendungen wie Goodbye Deutschland das trügerische Bild vermittelten, dass sich jeder ohne Vorkenntnisse selbstständig machen könne. „Selbstständigkeit heißt selbst und ständig, da darf man keine rosarote Brille aufhaben“, so Al-Tinawi. „Das erfordert viel Fleiß.“ Sie selbst müsse auch noch lockerer werden, sagt sie selbstkritisch. „Dinge zu delegieren, fiel mir anfangs schwer.“ Ihre nächsten Ziele? Nachdem sie ein Day Spa eröffnet hat, will sie jetzt ins Tagungsgeschäft einsteigen. Zudem sollen bis Jahresende alle Zimmer renoviert sein. Ganz bewusst nimmt sich Nadia Al-Tinawi auch private Auszeiten. Diese verbringt sie gern mit ihren beiden Zwergpinschern oder bei Arbeiten im eigenen Garten. Brit Glocke „Selbstständigkeit heißt selbst und ständig, da darf man keine rosarote Brille aufhaben“ .............................................................. kauf wurde ich genommen“, erzählt sie. „Wenn sie so gut verkaufen können, wie sie sich verkaufen, schaffen sie das, meinte mein damaliger Chef.“ Gleichwohl sei es der Sprung ins kalte Wasser gewesen. „Bochum ist ein anderer Markt als Bielefeld“, so Al-Tinawi. „Hier hieß es: Ellenbogen raus – und so habe ich den Verkauf von der Pike auf gelernt.“ Noch heute telefoniere sie mit Acora-Verkaufsleiter Tobias Becker, der ihr eine Art Mentor wurde. „Er ist immer noch für mich da – nur geben wir uns jetzt gegenseitig Tipps.“ Vier Jahre später folgte der Anzeige Suchen Sie neue Vertriebswege für Ihr Hotel? Wir sind der Spezialist für die Vermarktung von Urlaubhotels in Deutschland. Unsere Vertriebswege sind die Reiseveranstalter: ITS, Jahn Reisen, vtours. Im Direktvertrieb: Animod. www.voyageexpert.de 0911 9883634 www.hm.edu www.hotel-stadt-hamburg.de Zufriedenheit im Job bedeutet nicht zugleich auch Loyalität zum Arbeitgeber. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweite Online-Studie des Recruiting-Dienstleisters Careerbuilder. Demnach gab mehr als ein Viertel der Befragten (27 Prozent) an, regelmäßig nach neuen Herausforderungen zu schauen, selbst wenn sie derzeit fest angestellt sind. Und das, obwohl die Mehrheit der Arbeitnehmer (66 Prozent) insgesamt „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ mit ihren Jobs sind. Untersucht wurde auch die Arbeitnehmerzufriedenheit im Hinblick auf die Work-Life-Balance, den beruflichen Werdegang und Weiterbildungsmöglichkeiten. www.ahgz.de/s/studie Apartment-Camp The Living Hotels lädt Anbieter von Hotellerie und Serviced Apartments am 24. bis 26. Juni zum Apartment Camp ins Derag Livinghotel Königin Luise in Berlin. Im Fokus steht das Wohnens auf Zeit und künftige Entwicklungen. Es gibt Impulsvorträge und Workshops. Die Teilnahme kostet 199 Euro. Anmeldung online. brg www.apartmentcamp.de Business School für Mallorca Tourismus studieren unter Palmen – das geht bald in der JSF Travel & Tourism School auf Mallorca. Mit ihr will die Stiftung Junipero Serra im September 2016 eine Internationale Business School für künftige Führungskräfte auf der Insel eröffnen. Sitz der Schule soll in der Hauptstadt Palma sein, ein Teil der Ausbildung soll aber auch in Asien und Amerika erfolgen. In der Stiftung Junipero Serra engagieren sich mehr als 25 Hotelgesellschaften und Marken, darunter Riu, Barceló und Iberostar. Eine Kooperation mit der BalearenUniversität (UIB) und der amerikanischen Wharton-School ist geplant. Die Lehrpläne und weitere Details werden im September bekanntgegeben. ai PALMA/MALLORCA. ......................................................... Tipps, Wünsche oder Anregungen? Ihre Ansprechpartnerin für Aus-/Weiterbildung und Karriere: Brit Glocke [email protected] .........................................................
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