Hotel- chefin mit 29 - Apartment Camp 2016

14 AUS- UND WEITERBILDUNG
Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung
18. April 2015 · Nr. 16
Kaum Chancen
für Hauptschüler?
Auch das vom Fachkräftemangel betroffene Gastgewerbe gibt Bewerbern mit Hauptschulabschluss zu wenig Chancen. Das kritisiert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), in einer Studie.
Für diese wurden 44.000 offene Ausbildungsplätze ausgewertet, die bei der
bundesweite Lehrstellenbörse der IHK
gemeldet sind. Das Ergebnis: Auf 61,6
Prozent der angebotenen Lehrstellen
können sich Absolventen mit Hauptschulabschluss nicht bewerben, weil sie
die formalen Anforderungen nicht erfüllen. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack wirft den Betrieben vor, Hauptschüler damit von
vornherein von der Ausbildung auszugrenzen. „Fast zwei von drei Ausbildungsplätzen in der IHK-Lehrstellenbörse bleiben diesen Jugendlichen
komplett verschlossen“, sagt Hannack
und betont: „Gerade die Hotel- und
Gastronomiebranche, die seit Jahren
über unbesetzte Lehrstellen klagt, lässt
vielfach Hauptschüler bei der Auswahl
der Auszubildenden außen vor.“
Die Auswertung des DGB zeige, dass
Hotels und Restaurants junge Leute
mit Hauptschulabschluss häufig nicht
als Azubis in Betracht ziehen. So wür-
KOMPAKT
.........................................................
Hospitality-Master
An die mittlere Managementebene,
Hotelmanager und Existenzgründern gerichtet ist der Studiengang
Hospitality Management Master an
der Fakultät für Tourismus, Hochschule für angewandte Wissenschaften an der Hochschule München. Zum Wintersemester 2015/
2016 startet der sechste Jahrgang,
für den sich Interessierte noch bis
15. Mai online bewerben können.
Zu den Voraussetzungen zählen ein
Hochschulabschluss mit Schwerpunkt in den Bereichen Betriebswirtschaft, Tourismus- oder Hospitality Management oder einer verwandten Fachrichtung sowie der
Nachweis einer mindestens 18-wöchigen praktischen Berufstätigkeit.
Weitere Anforderungen und Informationen gibt es online.
BERLIN.
Anzeige
www.hug-foodservice.ch
Karl Zieres GmbH Tel. 06181 18046-0
den auch bei den Hotelfachkräften
mehr als 60 Prozent der Ausbildungsplätze für Hauptschüler verschlossen
bleiben. Bei den Restaurantfachkräften
bleiben 40 Prozent außen vor.
Die Studie zeige damit, dass das Abitur und der mittlere Schulabschluss
zum Standard auf dem Ausbildungsmarkt werden. Fast 70 Prozent der Jugendlichen im dualen Ausbildungssystem würden heute über das Abitur
oder die mittlere Reife verfügen. Vor
allem die Zahl der Abiturienten sei
deutlich gestiegen. Der Anteil der
Lehrlinge mit einem Hauptschulabschluss hingegen sinkt dagegen kontinuierlich. Der DGB fordert Betriebe
auf, mehr Jugendliche mit Hauptschulabschluss auszubilden. „Zu viele
Betriebe setzen immer noch auf eine
Bestenauslese“, so Hannack.
sr
Hotelchefin
mit 29
Im Gastgewerbe kann
man es schon früh weit bringen.
Wir stellen in loser Folge junge
Führungskräfte vor. Diesmal:
Nadia Al-Tinawi.
Karriere
Arbeitnehmer-Studie
Nadia Al-Tinawis Karrieretipp: „Ehrgeizig sein und nicht so schnell aufgeben“
Verkaufsleiterin Nadia
Al-Tinawi hat ihn gewagt – den Schritt
in die Selbstständigkeit. Mit 29 Jahren
hat sie im Oktober vergangenen Jahres
das 3-Sterne-Hotel Stadt Hamburg in
Bad Salzuflen gepachtet und gehört
damit zu den jüngsten Hotel-Chefinnen in Nordrhein-Westfalen.
Drehten sich Nadia Al-Tinawis vorherige Jobs bisher vorrangig um den
Verkauf, hat sie nun ein 30-ZimmerHotel zu managen. „Klar habe ich
mehr Arbeit als vorher, doch vorher
hatte ich auch nie eine 40-StundenWoche“, sagt sie. „Nur tue ich
es jetzt für mich.“ Hinzu
kommen neue Herausforderungen: Als Hotelchefin muss
sich die heute 30-Jährige auch
mit Themen wie dem Mindestlohn auseinandersetzen.
„Da muss ich erst hineinwachsen“, gesteht sie. „Da braucht es
schon Biss und Durchsetzungsvermögen.“ Sieben Arbeitsplätze habe sie bisher geschaffen. „Seit März sind wir in
der Gewinnzone, der Forecast für Mai
sieht auch gut aus.“
Ihr Interesse für die Hotellerie entdeckte Nadia Al-Tinawi während des
Betriebspraktikums in der zehnten
Klasse. „Eigentlich hatte ich im Krankenhaus angefangen, weil mein Vater
Chirurg ist. Nachdem ich aber kein
Blut sehen konnte, brauchte ich eine
Alternative.“ Kurz entschlossen habe
sie sich im Altstadthotel in Bielefeld
BAD SALZUFLEN.
vorgestellt und prompt ein Praktikum
in dem 27-Zimmer-Haus bekommen –
ihr erster Schritt in die Branche.
Es folgte die Hotelfachausbildung in
Bielefeld. Hier bemerkte Al-Tinawi ihr
Faible für den Verkauf: „Ich mochte
schon immer gern das Haus voll bekommen: Akquirieren, Marketingpläne, Einsätze auf Messen – das ist meine
Welt“, sagt sie. Entsprechend selbstbewusst bewarb sie sich anschließend
im 214-Zimmer-Hotel Acora in Bochum. „Auch ohne die gewünschte
dreijährige Berufserfahrung im Ver..............................................................
Foto: Björn Schmidt
Wechsel ins 4-Sterne-Hotel AltstadtPalais Lippischer Hof. „Die Ansprüche
von Geschäftsführer Christian Steffen
waren hoch“, sagt sie rückblickend.
Zugleich zählt sie die „Chance“ hier
fünf Jahre als Verkaufsleiterin arbeiten
zu dürfen zu den Meilensteinen ihres
Werdegangs. Ebenso entscheidend seien ihre Ausbildung und das Kennenlernen ihres Mannes gewesen. „Er hat
selbst Hotelfachmann gelernt, ist jetzt
in der IT-Branche tätig – und er unterstützt mich in allem.“
So auch dann, als Nadia Al-Tinawi
das Angebot erhielt, das
Hotel Stadt Hamburg als
Pächterin zu übernehmen.
Sie kannte das Haus, es hatte einen guten Ruf. „Vier
Wochen habe ich überlegt,
dann zugesagt.“ Das es ein
Großprojekt werden würde, sei ihr klar gewesen, denn: „Das
Haus war ziemlich im Winterschlaf,
teilweise gab es in den Bädern noch
Duschvorhänge.“ Rund 50.000 Euro
hat sie bisher, unterstützt vom Eigentümer, in die Immobilie investiert: in
die Möbel, in die Neugestaltung von
Restaurant und Lobby – sowie in den
Verkauf. Hier kann sie nun umsetzen,
was sie einst gelernt hat. „Das Hotel
war noch nicht mal auf den Buchungsplattformen vertreten“, berichtet sie.
Spaß macht ihr die Vielseitigkeit des
Berufs. „Gerade in einem kleinen Haus
macht man sehr viel mehr“, so Al-Tinawi. In punkto Teamarbeit legt sie
Wert, dass „alle ehrlich zueinander
sind und miteinander sprechen.“ Ihr
Tipp für angehende Führungskräfte?
„Ehrgeizig sein und nicht so schnell
aufgeben“, sagt die Hotelchefin. So kritisiert sie etwa, dass TV-Sendungen
wie Goodbye Deutschland das trügerische Bild vermittelten, dass sich jeder
ohne Vorkenntnisse selbstständig machen könne. „Selbstständigkeit heißt
selbst und ständig, da darf man keine
rosarote Brille aufhaben“, so Al-Tinawi. „Das erfordert viel Fleiß.“ Sie selbst
müsse auch noch lockerer werden, sagt
sie selbstkritisch. „Dinge zu delegieren,
fiel mir anfangs schwer.“
Ihre nächsten Ziele? Nachdem sie
ein Day Spa eröffnet hat, will sie jetzt
ins Tagungsgeschäft einsteigen. Zudem
sollen bis Jahresende alle Zimmer renoviert sein. Ganz bewusst nimmt sich
Nadia Al-Tinawi auch private Auszeiten. Diese verbringt sie gern mit ihren
beiden Zwergpinschern oder bei Arbeiten im eigenen Garten. Brit Glocke
„Selbstständigkeit heißt selbst
und ständig, da darf man keine
rosarote
Brille aufhaben“
..............................................................
kauf wurde ich genommen“, erzählt
sie. „Wenn sie so gut verkaufen können, wie sie sich verkaufen, schaffen sie
das, meinte mein damaliger Chef.“
Gleichwohl sei es der Sprung ins kalte Wasser gewesen. „Bochum ist ein
anderer Markt als Bielefeld“, so Al-Tinawi. „Hier hieß es: Ellenbogen raus –
und so habe ich den Verkauf von der
Pike auf gelernt.“ Noch heute telefoniere sie mit Acora-Verkaufsleiter Tobias Becker, der ihr eine Art Mentor
wurde. „Er ist immer noch für mich da
– nur geben wir uns jetzt gegenseitig
Tipps.“ Vier Jahre später folgte der
Anzeige
Suchen Sie neue Vertriebswege für Ihr Hotel?
Wir sind der Spezialist für die Vermarktung von Urlaubhotels in Deutschland.
Unsere Vertriebswege sind die Reiseveranstalter: ITS, Jahn Reisen, vtours.
Im Direktvertrieb: Animod.
www.voyageexpert.de
0911 9883634
www.hm.edu
www.hotel-stadt-hamburg.de
Zufriedenheit im Job bedeutet nicht
zugleich auch Loyalität zum Arbeitgeber. Zu diesem Ergebnis kommt
eine bundesweite Online-Studie des
Recruiting-Dienstleisters Careerbuilder. Demnach gab mehr als ein
Viertel der Befragten (27 Prozent)
an, regelmäßig nach neuen Herausforderungen zu schauen, selbst
wenn sie derzeit fest angestellt sind.
Und das, obwohl die Mehrheit der
Arbeitnehmer (66 Prozent) insgesamt „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ mit ihren Jobs sind. Untersucht wurde auch die Arbeitnehmerzufriedenheit im Hinblick auf
die Work-Life-Balance, den beruflichen Werdegang und Weiterbildungsmöglichkeiten.
www.ahgz.de/s/studie
Apartment-Camp
The Living Hotels lädt Anbieter von
Hotellerie und Serviced Apartments am 24. bis 26. Juni zum
Apartment Camp ins Derag Livinghotel Königin Luise in Berlin. Im
Fokus steht das Wohnens auf Zeit
und künftige Entwicklungen. Es
gibt Impulsvorträge und Workshops. Die Teilnahme kostet 199 Euro. Anmeldung online.
brg
www.apartmentcamp.de
Business School
für Mallorca
Tourismus studieren unter Palmen – das geht bald
in der JSF Travel & Tourism School
auf Mallorca. Mit ihr will die Stiftung Junipero Serra im September
2016 eine Internationale Business
School für künftige Führungskräfte
auf der Insel eröffnen. Sitz der
Schule soll in der Hauptstadt Palma
sein, ein Teil der Ausbildung soll
aber auch in Asien und Amerika erfolgen. In der Stiftung Junipero Serra engagieren sich mehr als 25 Hotelgesellschaften und Marken, darunter Riu, Barceló und Iberostar.
Eine Kooperation mit der BalearenUniversität (UIB) und der amerikanischen Wharton-School ist geplant. Die Lehrpläne und weitere
Details werden im September bekanntgegeben.
ai
PALMA/MALLORCA.
.........................................................
Tipps, Wünsche oder
Anregungen?
Ihre Ansprechpartnerin
für Aus-/Weiterbildung
und Karriere:
Brit Glocke
[email protected]
.........................................................