New York : Die Startrampe in die Sphäre des

art | Fashion
BIG APPLE katapultiert Blanda ins Universum der Kreativen
„Ich hab auf Google Maps begonnen,
so völlig „cheesy“, mit Street View durch Zürich zu spazieren,
um mein Heimweh zu befriedigen.“ Blanda
New York : Die Startrampe in die Sphäre des Unmöglichen ! Nicht alle schaffen den grossen Durchbruch. Doch für unsere
Schweizerin Blanda Eggenschwiler entzündet sich die Karriererakete genau da. Als Grafikerin und Illustratorin hat sie soeben
für OBEY in NY eine Artist Series entworfen. Auch mich zog die ‚Reizende‘, was ihr Name so schön passend bedeutet, im Cafe
Sisu in Zürich in ihren Bann.
Die Kreativität liegt in deinen Wurzeln, dein Vater ist Zeichnungslehrer und deine Mutter liebt Kunst. Gibt es irgendwelche ErziehungsAnekdoten in diese Richtung ?
Mein Vater hat schon immer gezeichnet. Anscheinend war ich als kleines
Mädchen seine Inspiration. Ich habe ihm Namen wie „huuuuund“ gesagt,
und er zeichnete einen Hund. Dadurch habe ich selber früh zum Zeichnungsstift gegriffen und drauflos gekribbelt. Tief im Innern wusste ich wohl
schon immer, dass dies mein Lebensinhalt werden sollte. Auch meine Onkel
sind Künstler.
Erinnerst du dich an spezielle Zeichnungen aus deiner Kindheit oder
erste Entdeckungen der schlummernden Illustratorin in dir ?
Ja. Ich habe oft ganze Systeme konstruiert, Wagen aneinandergehängt mit
Verschachtelungen wie Betten und Gestelle gezeichnet. Erst kürzlich habe
ich diese „lässigen“ Konstrukte wieder gefunden. Ich war selber völlig verblüfft, wie Kinder schon so komplexe Sachen entwerfen können.
Du warst auch schon Model für eine Trisa-Plakatkampagne. Hättest
du gerne einen Fuss auf die Catwalks der Fashion-Metropolen gesetzt ?
Nein, nicht wirklich. Ich war erst 15 Jahre alt und wusste schon damals, dass
Grafik & Illustrationen meine Welt waren. Modeln diente als Mittel zum
Zweck und hat mir die Uni und die Miete bezahlt. Ausserdem war es eine
Lebensschule. Ich lernte Selbstständigkeit durch das Reisen und wie man
verschiedene mit Menschen umgeht. Ich habe schon immer in die Zukunft
geschaut und wollte nicht zu viel Energie in etwas investieren, was nur eine
kurzfristige Sache ist.
Was hattest du für Assoziationen zur Marke OBEY, bevor man dir den
Auftrag gab, eine Artist Serie zu entwerfen ? Und wie stehst du jetzt zu
dem Label von Shepard Fairey ?
Ich kannte OBEY vor allem von Shepard Fairey’s Street Art. Das „Andre the
Giant“ Motiv, das man an jeder Strassenecke sieht oder aber auch das Obama
„hope“ Poster, welches während des Wahlkampfs Wellen geschlagen hat. Die
Kleidermarke von OBEY (OBEY Clothing), welche ich vor 5 Jahren entdeckte,
fand ich immer gut und ich kann völlig hinter der Brand stehen. Die nicht
ganz einfache Fusion von „Skater-Label“ und eher fashion-orientierter Streetwear gelingt OBEY Clothing, ohne dabei in den Kommerz abzurutschen.
Das ist nicht ganz Ohne ! Ich finde auch bei der Ladies-Linie jede Saison mehrere Stücke, die ich absolut haben muss ! J
Deine Kollektion kommt mit einem gewissen Collagen-Touch daher,
was war dir wichtig in der Message deiner Designs ?
OBEY verkörpert eine gewisse Dualität. Diese findet man alleine schon im
Namen OBEY (Gehorchen). Ich habe dieses Zusammenleben von Gegensätzen persönlich zu interpretieren versucht, habe verschiedene Bildebenen
aufgebaut und ineinander verschmelzen lassen. Ich arbeitete einerseits
mit Artikeln der New York Times, um den politischen Ernst des Alltags
aufzuzeigen, und andererseits inspirierten mich Werbungen aus FashionMagazinen mit dem Glamour der Modewelt. Gegenpole und dennoch
Parallelen, sei dies in der Stadt New York oder auch in meinem persönlichen
Leben.
Mit 25 Jahren schon Art Director bei der prestigereichen New York
Times, da kann ich nur WOW sagen !! Was ist für dich der 7. Job-Himmel ?
Ich muss ehrlich sagen, dass das, was im letzten Jahr passiert ist, meinem
Traum schon ziemlich nahe kommt. Ich hoffe, dass es aber erst der Anfang
ist… ! Ich bin sehr offen und habe keine konkrete Vorstellung. Ich denke nur,
dass ich früher oder später selbstständig sein möchte, mit einem eigenen
Atelier und Angestellten. Zurzeit steht dies aber noch nicht an.
Kannst du uns eine emotionelle Highlightstory aus deiner Erfolgswelle
erzählen ?
Als OBEY mein Portrait auf die Website gestellt hat, begriff ich im ersten
Moment nicht, was dieser Link soll. Erst nach dem Draufklicken erstrahlte
ein wunderschönes Portrait von mir. Toll war, dass es sich hier um meine
Person und nicht nur um die Verpackung, mein Äusseres, wie beim Modeln,
handelte !
Family, Freunde und die frische Luft mal ausgeklammert… Vermisst
du die Zahnpaste und Schoggi der Schweiz ? Wie oft zieht es dich nach
Hause ?
Zwei Mal jährlich, wenn immer möglich. Dieses Jahr hat es leider erst jetzt
geklappt. Und deshalb kann ich nach 7-8 Monaten Schweizabsenz ganz klar
sagen, dass ich sie enorm vermisse. Ich hab sogar auf Google Maps begonnen, so völlig „cheesy“, mit Street View durch Zürich zu spazieren, um mein
Heimweh zu befriedigen. Das habe ich bisher noch niemandem erzählt. (oh
jööhhh…)
New York die Stadt, die das Ticket zum Unmöglichen bietet. Alles ist
greifbar und rund um die Uhr kriegt man alles. Mit was verzaubert
dich die Stadt ?
Mir gefällt die Offenheit der Stadt. Du gehst morgens aus dem Haus und
hast keinen blassen Schimmer, was dir der Tag bietet. Es kann sehr wohl
sein, dass du am morgen aufwachst, deinen Kaffee trinkst und am Mittag
mit Celebrities am Tisch sitzt, die dir einen Job anbieten. Dieses Meer von
Möglichkeiten fasziniert mich. Man weiss nie, was passiert !
Es kommt aber auch immer darauf an, wie man die Sache angeht. Wenn
die Ausstrahlung und der „Drive“ stimmen, dann kann man in New York
nach den Sternen greifen. Aber auch das Gegenteil ist möglich. Leute können
völlig untergehen und in dieser Stadt versauern.
Denkst du eines Tages an die Rückkehr in die Schweiz oder bleibt deine
Fröhlichkeit New York erhalten ?
Ich komme definitiv in die Schweiz zurück. Kann mir nicht vorstellen,
Kinder in New York aufzuziehen. Mein „dihai“ ist hier und ich bin auch froh,
hier aufgewachsen zu sein.
Noch eine Lieblingsfrage zum Abschluss ! Du hast das Reh als Lieblingstier, was ist aber dein Lieblingsmedium, um deiner Kreativität
Ausdruck zu verschaffen ?
Ein Kugelschreiber, den ich immer mit mir herum trage ! Mit ihm habe ich
auch die OBEY-Kollektion kreiert !
cargocollective.com/blanda
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Von Cindy Schrepfer | Foto : Kaja Eggenschwiler
7skymagazine.ch