Ein Leben auf der Überholspur

SPIRITUALITÄT > XXX
Ein Leben auf der Überholspur
Nach all dem Schaden und der Zerstörung, die wir Menschen unserer Umwelt zugefügt
haben, ist es nötig, wieder in Einklang mit dieser Welt zu kommen. Aber wie nur?
Es bedarf der Hingabe und Demut. FLORIAN ÜBERALL
D
er gebrochene Flügel des Schmetterlings bleibt uns
modernen Menschen verborgen. Wir sind uns seiner
prachtvollen Schöpfung nie bewusst geworden. Er ist
nicht von Menschenhand, nicht aus Plastik oder Stahl, er ist ein
Kunstwerk der Natur, die im Gewahrsein der Vollendung nur
einen Zweck verfolgt: dem Göttlichen nahe zu sein. Wir verfolgen
andere Ziele. Unsere Schöpfung befriedigt unseren Spieltrieb,
gibt vor, die Menschheit zu retten, und ist doch nur ein Machwerk mit dem Anspruch von Profit und Besitzgier.
„Gott schläft im Stein, atmet in der Pflanze, träumt im Tier
und erwacht im Menschen.“ – Mit dieser einfachen Weltanschauung gibt der Tibeter ein Zeugnis von seiner Sichtweise
der Verschmelzung des Göttlichen mit dem Irdischen, des Makrokosmos mit dem Mikrokosmos. Wer so denkt, lebt in einer
Nach dem Ursprung der Welt und der
Schöpfungsgeschichte zu fragen, war in archaischanimistischen Gesellschaften immer der Auftrag
von Weisen, Medizinmännern, Curanderos,
Magiern und Schamanen.
tiefen spirituellen Wahrnehmung, die den Schmerz des Verlustes kennt. Die Achtung vor der Schöpfung ist eingebunden in
den inneren Frieden, in die Gelassenheit, die wortlos sich dem
Staunen hingibt, ohne zu fragen, wer kostbarer ist, der Mensch
oder der Stein. Wir moderne aufgeklärte Menschen haben die
Sinnlichkeit der Wahrnehmung verloren und sind deshalb außerstande, diese Welt zu achten und ihre Wunder zu bewahren.
Heilung durch Hingabe
Nach dem Ursprung der Welt und der Schöpfungsgeschichte
zu fragen, war in archaisch-animistischen Gesellschaften immer der Auftrag von Weisen, Medizinmännern, Curanderos,
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Magiern und Schamanen. Durch Visionen und in Trance traten
sie in direkten Kontakt mit der Welt der Dämonen, Wesenheiten und Götter und gewannen dadurch Einblick in die großen
kosmischen Zusammenhänge. Eine Gesellschaft, die ein solch
dämonisch-götterverehrendes Weltbild entwickelte, legte traditionellerweise auch die Kunst des Heilens in die Hände solch
außergewöhnlicher Menschen, denen es vorbehalten war, im
Kontakt mit den Wesenheiten des Universums den Prozess der
Heilung einzuleiten. Diese Form der Heilung blieb jedoch nicht
nur auf den Menschen beschränkt, sondern war ein Prozess der
tiefen Hingabe an Mutter Erde mit dem unverrückbaren Glauben, auch ihre Wunden heilen zu können. Wir heilen durch
Beton und Asphalt, aber Asphalt kann kein Wundpflaster für
eine tiefe Verletzung der Erde sein und unser Bemühen, einen
Baum zu pflanzen, keine Rechtfertigung für das Abholzen der
letzten Urwälder. Es benötigt mehr, um wieder in Einklang mit
den Wesenheiten dieser Welt zu kommen, es benötigt Hingabe
und Demut. Diesen Weg sollten wir beschreiten. Sich vor den
Menschen, denen man Schaden zugefügt hat, zu verneigen, wie
es im Augenblick japanische Minister vor ihrem verstrahlten
Volk tun, ist noch lange keine Demut oder Aussöhnung mit geschändeten Menschen und zerstörter Natur.
Heilung fußt auf der Erkenntnis der Ursachen
Buddha Shakyamuni, der Buddha der Medizin, spricht in der
‚Zweiten Edlen Wahrheit’ davon, dass der Ursprung des Leidens
im unvollendeten Verständnis für die Bedingungen und Auslösefaktoren liegt, denen wir als Menschen im lebenslangen Zyklus zwischen Leiden und Glück unterworfen sind. Der Tibetischen Medizin zufolge kann auch die Heilung von Krankheiten
erst beginnen, wenn wir die Ursachen der Krankheit vollständig
begriffen, also mental erfasst haben. Ein kühner Gedanke, der
Viren, Bakterien und Pilze als Auslöser zahlreicher Krankheiten
in einem anderen Licht erscheinen lässt, sie gleichsam in die
kasten’ mit Ersatzteilen und
ausgeklügelten Reparatursystemen etabliert hat.
Von Descartes stammt
der berühmte Ausspruch
„Ich denke, also bin ich“, welcher die Grundlage seiner
Metaphysik bildet und unser
selbstherrliches Verstehen
der Welt ins Unermessliche
gesteigert hat. Seine Auffassung bezüglich der Existenz
zweier miteinander wechselwirkender, voneinander aber
verschiedener und nicht
vereinbarer
‚Substanzen’
Animistische Gesellschaften. Arbeiten seit je her mit Dämonen und Geistern, um kosmische Zusammenhänge zu erfassen.
wie Geist und Materie (Leib)
Welt der Emotionen hereinnimmt. Steht somit vor der Infekti- sind gemeinsam mit den Prinzipien der Naturphilosophie Isaac
on des Körpers mit schädlichen Mikroorganismen die Infektion Newtons zum Inbegriff der naturwissenschaftlichen Wahrheimeiner Seele durch die Seinsgifte? Machen Gier, Hass und Ver- ten geworden.
Dass wir diese Geisteshaltung noch immer nicht über Bord
blendung mich erst empfänglich für den Angriff der Mikroben?
werfen konnten, kann man im Buch der zeitgenössischen österreichischen Autoren Gruber, Oberhummer und Puntigam
Naturgesetze gelten immer und überall, aber selten
nachlesen. Das Taschenbuch ‚Wer nichts weiß, muss alles glauin der Medizin
ben’
ist eine pointierte Abrechnung mit Spiritualität und EsoEs ist paradox, wir kennen in der modernen Medizin des 21.
Jahrhunderts den Begriff der Vernetzung von Seele und Kör- terik und versteht sich als Darstellung der Erfolgsgeschichte
per, dürfen jedoch in treuer Gefolgschaft von René Descartes der Menschheit durch die Allmacht geltender physikalischer
(Begründer des modernen frühneuzeitlichen Rationalismus, Prinzipien. Wie schnell wir uns in unseren naturwissenschaftden Spinoza, Malebranche und Leibniz kritisch-konstruktiv lichen Erkenntnissen irren oder wie sehr wir Unmögliches für
weitergeführt haben) diesem Vernetzungsprinzip nicht folgen. möglich erklären müssen, kann man an den neuesten mediziWir müssen standhaft jeden Zusammenhang zwischen Psyche, nischen Erkenntnissen zu Entzündungserkrankungen ablesen.
Geist, Seele und Leib leugnen. Eine Anerkennung solcher Zu- Jahrzehntelang war unser Entzündungsweltbild geprägt von
sammenhänge brächte eine Weltordnung in Gefahr, die auf ‚bösen’ Bakterien und Viren, die uns überfallen. Neuerdings
dem mechanistischen Prinzip basierend eine ‚Medizin als Bau- müssen wir aber erkennen, dass Entzündung auch aus dem !
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SPIRITUALITÄT > XXX
Mangel oder Überfluss von konsumierten Nährstoffen kommen kann. Der Begriff der Metaflammation etwa bezeichnet
den Prozess der Entzündung (Inflammation) ohne mikrobiellen oder viralen Einfluss, einzig und allein als Fehlfunktion
jener Stoffwechselprozesse, die wir Metabolismus nennen (Hotamisligil et al.).
Fettleibigkeit wird hierbei, ebenso wie Magersucht, enttarnt
als eine Stoffwechselstörung, bei welcher der Energiehaushalt
in Unordnung geraten ist. Dicksein wird zur chronischen Entzündung und Krebs kann auch als eine fortdauernde Wundheilung verstanden werden, der es nicht gelingt, die entzündete
Wunde dauerhaft zu kurieren (Schäfer et al.).
Auch Physiker können Krebs bekommen und nur Demut
und mentale Stärke kann ihnen den Weg der Selbstheilung zeigen, mathematische Gesetzmäßigkeiten bleiben außen vor und
verlieren innerhalb der erworbenen Eigenschaften von Tumorzellen ihre Bedeutung. Die Dosis des Tumortherapeutikums
lässt sich berechnen, der Ausgang der Krise nicht.
Wenn das Bauchhirn streikt
Sie haben es wahrscheinlich immer schon geahnt. Der Sitz unserer Gefühle liegt im Zentrum unseres Organismus. Dort, wo
wir immer schon die Angst vor Prüfungen verspürten oder bei
Bewährungsproben sich Kontraktionen eingestellt haben, dort,
wo unsere Unsicherheit Platz genommen hat und sich die ausufernde Aufregung im Zustand grenzenlosen Verliebtseins äußert – im Bauch, in unseren Gedärmen, in unserem ‚Bauchhirn’.
Der amerikanische Neurowissenschaftler Michael Gershon
von der Columbia University in New York hat dies auf den
Punkt gebracht. 100 Millionen Nervenzellen, mehr Neuronen
als im gesamten Rückenmark, organisieren ein Kommunikationsgeflecht besser als Google oder andere Internetkommunikatoren und registrieren tagtäglich Freund und Feind, speichern
Emotionen, halten ein Gleichgewicht an erregenden und hemmenden Nervenbotenstoffen bereit, stimulieren Hormone und
navigieren das Immunsystem (www.sokrateam.de).
Vieles läuft völlig autonom im Gehirn vorprogrammiert ab.
Kommt es allerdings zu einer Vergiftung, einer ungewohnten
Lebenssituation, die Stress auslöst, ‚fühlt’ der Darm als Erstes
die Störung und leitet diese an den gesamten Organismus weiter – so auch den Wassermangel. Im Laufe eines durchschnittlich 75-jährigen Lebens wandern mehr als 40 Tonnen Nahrung
und etwa 45.000 Liter Wasser durch unseren Darm. Zusätzlich
entnimmt er der festen Nahrung ca. 25.000 Liter Wasser und gewinnt bei der Verbrennung von Nährstoffen (Oxidation) in den
Körperzellen ca. 8.000 Liter Wasser. Das Bauchhirn ist nicht
nur eine ‚Gefühlszentrale’, sondern auch der Wächter über das
Urmeer in unserem Organismus. Besonders in der Krise, bei
chronischem Wassermangel in unserem Körper, kommt dem
Bauchhirn eine fundamentale Rolle zu. Wir sind auf dem besten Weg, dieses universelle Kommunikationssystem für immer
zum Schweigen zu bringen. Streikt das Bauchhirn, sprechen
die Tibeter vom Mangel an Verdauungsfeuer Mé drod.
Hier helfen Pflanzeninhaltsstoffe der tibetischen Naturstoffformel Se’bru 5 mit Granatapfel-samen, Zimtkassia, Kardamom, langem Pfeffer und Galgant.
Ein Leben auf der Überholspur
‚Gläserne Frau’. Die Anatomie des Darms weckt Assoziationen mit dem Gehirn.
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Die westliche Welt besitzt trinkbares Wasser im Überfluss –
und dennoch leiden wir Mangel an diesem Lebenselixier. Wie
lässt sich dieser Widerspruch erklären?
Wasser ist beteiligt am gesamten Haushaltsplan des Organismus. Von der Thermoregulation (Wärmeisolation) des Elektrolythaushaltes, der Reizweiterleitung bis zum Säure-BasenGleichgewicht ist alles fest in der Hand des Wassers. Ein Leben
auf der Überholspur ohne reinen Wasserkonsum hinterlässt
fatale Schäden. Chronischer Wassermangel hat weitreichende
Folgen und zeigt sich durch subtile Signale wie Unruhe, Müdigkeit, Durstgefühl, Mundtrockenheit, Konzentrationsschwäche
bis hin zu chronisch degenerativen Stoffwechselerkrankungen. Ein Krisenmanagement ist in unserem Körper eingerichtet. Leider überhören wir alle Signale der beginnenden Krise
bzw. zerstören die Alarmzentrale.
Einer der diesen Krisenzustand schon vor Jahrzehnten erkannt hat, ist der verstorbene persische Arzt Fereydoon Batmanghelidj. Sein Buch ‚Sie sind nicht krank, Sie sind durstig:
Heilung von innen mit Wasser und Salz’ ist eine Offenbarung
auch für Nichtmediziner und kann uns helfen, die Wassermangelkrise in unserem Körper zu erkennen und zu beseitigen.
Es gibt keinen besseren Stoff, um munter zu werden, wach
zu bleiben, konzentriert zu sein und gut mit Stress umgehen zu
können als reines Wasser. Wenn Sie eine Wassermangelkrankheit ansprechen möchten, müssen Sie nicht weit gehen. Burnout ist eine typische Wassermangelkrankheit, die über den
Schmerz der Seele den Brunnen des Lebens hat versiegen lassen.
Tibetisch. Granatapfelsamen, Zimtkassia, Kardamom, langer Pfeffer, Galgant.
Tragischerweise hat der Mensch irgendwann begonnen, dem
Wasser alle möglichen Substanzen beizumengen, und damit
den Eindruck verstärkt, ‚leeres’ Wasser sei wertlos. Ein Teufelskreis war die Folge. Eine Verbindung wie Wasser, deren Hauptfunktion es ist, alle Stoffe für den Körper verfügbar zu machen,
verliert natürlich ihre Funktion als Lösungsmittel, wenn sie
bereits mit Zuckerlösung, künstlichen Süß- und Farbstoffen
und Koffein überfrachtet im Körper ankommt. Der Prozess der
Entgiftung über Leber und Niere kommt zum Erliegen. Ablagerungen von Harnsäure und Schadstoffen können die Gelenke
Die westliche Welt besitzt trinkbares Wasser
im Überfluss – und dennoch leiden wir Mangel
an diesem Lebenselixier. Wie lässt sich dieser
Widerspruch erklären?
nachhaltig schädigen. Da Knorpeloberflächen zum Schutz vor
Reibungsschäden wassergetränkte Schwämme darstellen, führen ‚Trockenperioden’ zwangsläufig zu dauerhaften Beeinträchtigungen. Auch schmerzhafte rheumatoide Arthritis zeigt eine
solche Trockenperiode an. Die ausgetrocknete Magenschleimhaut antwortet mit schmerzhaften Entzündungen, der Zwölffingerdarm mit Geschwüren, der gesamte Verdauungstrakt leidet unter der Ansammlung von Schlacken und Giften, die nicht
ausreichend abtransportiert werden.
Ein Zustand des chronischen Wassermangels, den wir häufig antreffen und selten erkennen, ist das saure Aufstoßen. Wir
haben gelernt, saures Aufstoßen und Magenbrennen mit Säureblockern zu mildern. Oftmals werden ohne ausreichende
ärztliche Abklärung (und vor allem gegen den Hausverstand)
säureneutralisierende Medikamente eingenommen. Eine Symptombehandlung ohne Aussicht auf Erfolg! Zahlreiche Antacida
(Säureblocker) hemmen unglücklicherweise ein Rezeptorsystem für den Wasserbotenstoff Histamin. Das Gehirn kann somit
nicht mehr ausreichend über den Wassermangel in der Magenschleimhaut informiert werden. Ist darüber hinaus auch noch
das Bauchhirn durch Entzündungen geschwächt, verhallen die
Hilfeschreie nach Wasser ungehört, ein dauerhafter Systemschaden in Form einer Verätzung der Schleimhaut ist die Folge.
Wie zeigt sich eine Übersäuerung? Kontrollieren Sie Ihren
Atem. Bei Übersäuerung riechen Sie unangenehm und Ihr Urin
ist dunkelgelb. Unser Leben auf der Überholspur hinterlässt
tiefe Spuren. Große Eiweiß-, Zucker- und Fettbelastung lässt
das Säure-Basen-Gleichgewicht aus dem Lot geraten. Heilwässer mit einem hohen Anteil an Hydrogenkarbonat (nachweislich eines mit dem höchsten Hydrogenkarbonatgehalt kommt
aus den Tiroler Bergen und nennt sich MEHRNER HEILWASSER) binden überschüssige Magensäure, fördern die Ausscheidung schädlicher Harnsäure, beugen damit Gicht und Harnsteinen vor, zeigen günstige Effekte auf den Fettstoffwechsel
und mobilisieren den ganzen Körperstoffwechsel. Hydrogenkarbonat ist ein Wandlungskünstler. Was wäre mit unserem
Blut los, gäbe es diesen Wächter des Säure-Basen-Haushaltes
nicht? Die Funktion von Hydrogenkarbonat (früher Bikarbonat) ist lebenswichtig. Es sorgt für den gleichbleibenden
pH-Wert des Blutes. Es ist eingebunden in das wichtigste Puffersystem unseres Körpers. Bei erhöhter Säurebelastung, wie
etwa mentalem Stress oder Entzündung, reicht das vom Körper gebildete Hydrogenkarbonat nicht mehr aus. Unser Körper
benötigt Hilfe.
Schenken Sie Ihrem Körper einen Tag mit Wasser. Kontrollieren Sie einen Tag lang die Menge Wasser, die Sie trinken.
Eine Faustregel kann helfen: Trinken Sie Ihr Körpergewicht
in kg x 3 (z.B. 80 kg x 3 – dies entspräche also einer Menge von
2,4 Litern reinem Wasser am Tag).
Sie werden erstaunt sein. Auch Ihr Körper zeigt einen ausgeprägten Wassermangel. Fangen Sie langsam an, die Wassermenge, die Sie trinken, bis auf die Faustregel zu steigern. Erst
durch den regelmäßigen Konsum von reinem Wasser können
die belebenden und heilenden Prozesse in Gang gesetzt werden. Ihr Körper wird sich wieder an das Wasser erinnern und
er wird wieder den Mangel anzeigen. Beobachten Sie dabei Ihr
neues ‚Körpergefühl’. Raten Sie Ihren Kindern vor Schulstress,
reines Wasser zu trinken. Sie werden konzentriert und ruhig
und diesen Herausforderungen besser gewachsen sein.
Schaden an Leib und Seele
Unser Leben auf der Überholspur hinterlässt nicht nur tiefe
Spuren am Leib, auch unsere Seele leidet. Spiritualität benötigt
Harmonie – auch im Darm. Kommt das Bauchhirn nicht zur
Ruhe, steht es um den inneren Frieden schlecht. Besonders der
fehlende mentale Ausgleich und die mangelnden Fähigkeiten,
diesen zu üben, lassen uns verzweifeln. Erfolg ist eine Suggestion und steht immer in Beziehung zum Erfolglosen, den man
hinter sich lässt. Was bleibt, ist ein Leben im Stressbad der Gefühle – und das trifft beide gleichermaßen. Der Erfolgreiche benötigt Cortisol, einen Botenstoff der Hypothalamus-Hippocampus-Hypophysen-Stressachse (HHHA), zum Erklimmen seiner
ehrgeizigen Ziele, der Erfolglose stürzt durch ein Zuviel davon
in ein Müdigkeitssyndrom mit nachhaltigen Folgen. Der Supererfolgreiche folgt kurze Zeit später mit Beschwerden nach. Hier
ist mentaler Ausgleich gefragt. Yoga-Übungen, Meditation oder
einfach nur Wandern beruhigen die in Unordnung befindliche
Seele und schaffen Ruheraum für den Organismus. Im alten Ti- !
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700 Seiten, Yoga-Verlag
ISBN 987-3-935001-6-9
Yoga im Buddhismus,
Hinduismus und Jainismus...
Das Buch spannt den Bogen
zwischen verschiedenen
klassischen Traditionen.
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SPIRITUALITÄT > XXX
SYMPTOM
WAS ZU TUN IST
Das Bauchhirn streikt: Angst, Aufregung
Se’bru 5: Pflanzeninhaltsstoffe: Granatapfelsamen,
Zimtkassia, Kardamom, langer Pfeffer und Galant
Müdigkeit, Konzentrationsmangel, Stress
Trinken Sie täglich Ihr Körpergewicht an Wasser
in kg x 3 (z.B. 80 kg x 3 – dies entspräche also
einer Menge von 2,4 Litern reinem Wasser am Tag).
Müdigkeit, depressive Verstimmung
Yoga-Techniken, welche dieKörperwärme
ansteigen lassen, gTummo-Meditation
bet gab es ein paranormales Yoga-Phänomen, welches zu einer
Entkopplung der HHH-Achse führte.
Heilung durch Hitze – gTummo-Meditation
Die gTummo-Meditation der ‚Inneren Hitze’ wurde auch von
der modernen Neurobiologie und Biochemie untersucht. Yoga-Techniken, welche die Körperwärme ansteigen lassen, sind
auch in anderen Kulturen bekannt. Die islamische Mystik
spricht vom Brennen im Geist Allahs, die christliche Mythologie vom Feuer der Liebe.
Marpa, der Lehrmeister Milarepas, war der erste in einer langen Reihe von gTummo-Praktikern, die in der tibetischen Geschichte erwähnt worden sind. In dieser Yoga-Praxis versucht
der Novize, seine Körpertemperatur um einige Grade anzuheben, um in diesem ‚Inneren Feuer’ alle Sünden zu verbrennen
und Heilung zu erlangen. Zellphysiologisch und biochemisch
betrachtet ist diese Entkopplung des Vegetativums beinahe
übernatürlich. Es fällt jedoch auf, dass der Novize eine YogaTechnik erlernt hat, die ihm die HHH-Achse nutzbar macht,
ohne Stress- und Depressionssymptome zu zeigen.
Interessant ist der Umstand, dass die moderne Hirnforschung erkannt hat, dass depressive Menschen im Regelfall
überhitzt schlafen und Antidepressiva der Überhitzung entgegenwirken, also den Organismus abkühlen. Antidepressiva sind
aber auch der Feind des Bauchhirns. Im Tibetischen findet sich
eine gute Parallele. Das Bauchhirn benötigt aus der Sicht des tibetischen Arztes das bereits angesprochene ‚Verdauungsfeuer’.
Fehlt dieses, kühlen die unteren Extremitäten aus, die Leibesmitte friert. Die Verlangsamung der Verdauungsprozesse führt
zu Fehlregulationen aller Bauchhirnfunktionen und fördert
Müdigkeit, depressive Verstimmung und Unfruchtbarkeit. Für
den Hirnforscher besonders aufregend ist der Umstand, dass der
Meditierende bestimmte Botenstoffe (Zytokine) freisetzt. Die
Erhöhung von Stickstoffmonoxid (NO), ein zellgängiges Gas,
das in Spuren eine Erweiterung der Gefäße hervorrufen kann,
liefert die einfachste Erklärung für die stufenweise Erhöhung
der Körpertemperatur. Einen Beweis für diese Annahme muss
ich schuldig bleiben.
Trancereisen – Wege zur Vereinigung mit dem Kosmos
In der Meditation kann man nach Peter Riedl lernen, das Denken zu beenden, den Geist ganz still werden zu lassen und die
Emotionen zu besänftigen. Schamanen gehen auch den Weg
der Trancereisen. Nach Harner und Zumstein ist die Trancereise
westlicher Prägung eine Reise in die Nichtalltägliche Wirklich-
keit. In diesem kosmischen Raum vereinigt sich der Reisende
mit seinen Krafttieren und erfährt Hilfe und Anleitung zur Heilung seiner eigenen Krankheit, aber auch für die in seiner Obhut stehenden Menschen, für die er diese Reise unternommen
hat. Der tibetische Trancereisende reist in den Olymp seiner
Götter, Wesenheiten und Dämonen. Beiden Trancereisenden
gleich aber ist der klare Zweck der Reise und die reine Absicht,
Gutes zu tun, Heilung zu ermöglichen oder die Welt von Makel und Disharmonie zu befreien. Für Nichteingeweihte mag
dieser Vorgang rätselhaft und unglaubwürdig erscheinen. Die
Frage der biochemischen Abläufe bei Trancezuständen gibt uns
weitere Rätsel auf. Einfacher ist der Zustand der Euphorie des
Trancereisenden zu deuten, da es hier zu einer Freisetzung von
Endorphinen kommt. Auch die häufige Schmerzfreiheit geht
auf die Ausschüttung von Endorphinen zurück – ein Relikt aus
der Steinzeit. Eine gelungene Flucht wurde vom Körper mit
Freude und Zufriedenheit belohnt. Die Schmerzfreiheit macht
den Akt der Flucht erst möglich.
Das rechte Maß – Wege der Umkehr
Im Heft Nr. 75, zum 20-jährigen Jubiläum von Ursache&Wirkung
(Titel ‚Zufriedenheit’), können Sie auf Seite 66 ff. meinen Artikel
zur ‚Gesundheit durch das rechte Maß’ nachlesen. Ohne rechtes
Maß steht uns ein leidvolles Leben in Mangel oder Überfluss
bevor. Es gibt keinen Lebensbereich, wo wir nicht nach dem
rechten Maß streben müssen, um die Geschwindigkeit der Zerstörung der Welt und uns selbst zu bremsen. Gesundheit können wir nach Mark Buzinkay als ökonomische, ökologische,
physische, mentale, soziale und politische Gesundheit definieren und daraus die nationale Zufriedenheit machen. Das rechte
Maß steht stellvertretend für die biologische und soziale Vernunft in allen Lebenslagen.
Wenn unsere Gesellschaft den gebrochenen Flügel des
Schmetterlings erkennt und dabei Schmerz empfindet, sind
wir einem Leben in Balance und Harmonie näher gekommen.
Wir müssen uns aber beeilen, dass wir den Schmetterling überhaupt noch finden, bevor er diese Welt für immer verlässt. 1
Florian Überall, 1945 geboren, ist Professor der Medizinischen Biochemie an der Medizinischen Universität Innsbruck
und Leiter des Gen-Analysezentrums der Medizinischen Universität Innsbruck. Der Wissenschaftler ist Gründer und Vorstand des Informationszentrums für Tibetische Medizin in
Telfs, Österreich.
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