„K id S 2015“ – EIN E K OOPERA TION Z WISCH EN DER CJD CH

„KidS 2015“ – EINE KOOPERATION ZWISCHEN DER CJD CHRISTOPHORUSSCHULE BRAUNSCHWEIG, DEM STAATSTHEATER BRAUNSCHWEIG, „CASA DO RIO“ AMAZONAS BRASILIEN, DER MODEDESIGNERIN CHIARA GADALETA UND DEN KÜNSTLERINNEN MELISSA LEÃO UND SIMONE DONHA. MIT: Aaron-Sandor Altorjay, Karen Barke, Robin Bauer, Noël Becker, Levin Bohlmann, Fynn Dorian Clemens, Christos Darginidis, Jan-Malte Feller, Carl Freudenberg, Ole Hanker, Sophia Häußler, Franca-Victoria Heiber, Luna Marie Höfer, Marie Hoffmann, Lasse Homann, Greta Paulina Judisch, Kilian Klemm, Lisa-Marie
Kölling, Tilo Krause, Frederik Kügler, Neele Küllmey, Paula Kurth, Adrian Lattenstein, Lisa Löhnert, Milan Lupp, Mika Melansek, Jonas Middelberg, Marlon Mock, Juan Molins, Maximilian Monner, Aurel
Mross, Malwina Mroz, Jakub Pakalski, Nanna Philipp, Justus Peer Pröve, Nico Schauffert, Gerrit Schrader, Greta Schulte, Simon Staudt, Rhea Stornebel, Justus Thoben, Maximilian Uteß, Julia von Freymann,
Jan Wawrzyniak, Joanne Werner, Ole Werner, Mert Yalniz und die Kinder vom Rio Tupana
Zwischen den Bäumen
Kinder zweier Kontinente lernen voneinander
Zwischen den Bäumen
Eine Kooperation zwischen der CJD Christopherusschule Braunschweig,
dem Staatstheater Braunschweig, „casa do rio“ Amazonas Brasilien, der Modedesignerin
Chiara Gadaleta und den Künstlerinnen Melissa Leao und Simone Donha
Santa Isabel, eine Gemeinde im Verwaltungsbezirk
Careiro Castanho, mitten im Amazonas-Dschungel –
dort haben wir unser Projekt aufgebaut. Unser Projekt umfasste das gemeinsame Bauen eines Hauses,
das Gestalten des Zusammenlebens und das Schaffen eines Freiraums für performative, künstlerische
und soziale Prozesse.
Im ersten Teil unseres Projekts konnten wir viele
Bewohner dafür gewinnen, das Projekt mitzugestalten und so viel voneinander lernen. Die Menschen am Fluss haben ein großes kulturelle Wissen
über traditionelle Methoden des Fischens, der Holzbearbeitung, der Konstruktion von Booten und Häusern. Sie wissen wie sie am Fluss im Wandel der Jahreszeiten und Wasserstände überleben können.
Nach der Konstruktion des Hauses ging das Projekt in eine zweite Phase. Wir haben sehr schnell die
prekäre Lage der Ausbildung der lokalen Bevölkerung
erkannt. Als wir dort anfingen zu arbeiten, konnten
die meisten Familien und deren Kinder weder lesen
noch schreiben. Im Gespräch mit den Einwohnern
von Simone Donha
casa do rio
Wir machen ein Projekt mit den Kindern am
Amazonas in Brasilien. Die Kinder dort leben ganz
anders als wir. Sie wohnen in kleinen Hütten im Urwald. Es gibt dort ein anderes Klima, verschiedene
Früchte und verschiedene Fische.
Dieser Ort liegt am Fluss Tupana. Die Kinder dort
sind kräftig und haben andere Fähigkeiten als wir
hier in Deutschland. Sie fischen ihre Fische, machen
Feuer, kochen, jagen und können sehr gut schwimmen.
Zuerst haben wir uns Bilder aus Brasilien angeschaut, zum Beispiel, wie die Kinder zur Schule gehen und wie sie so leben. Dann haben wir selbst
Dschungelbilder gemalt und Fragen an die Kinder
Klassen 5. und 6. der Christophorusschule
Amazonasprojekt
Schüler am Amazonas – „Unser Leben ist die Natur“
haben Thiago Cavalli Azambuja und Ich uns dazu
entschieden, ein Ausbildungsprogramm für Jugendliche und Erwachsene aufzubauen. Wir haben uns
für eine freie Form von Unterricht entschieden, in der
verschiedenste Lehr- und Kunsteinflüsse zusammen
kamen. Durch unsere fehlende Erfahrung im Lehrberuf mussten wir Stück für Stück selber in diese Aufgabe hineinwachsen. Die Studiengruppe ‚grupo de
estudos da casa do rio‘ hatte anfangs einen Lehrplan
von Freitag bis Sonntag von neun Uhr morgens bis
halb fünf nachmittags, damit Eltern und Kinder zusammen lesen und diskutieren konnten.
Angela Gelhaar hat uns dabei geholfen, eine kleine
Bibliothek aufzubauen. Mit ihrer Hilfe entstand auch
das Fernlernprogramm ‚IGARITE‘, dass durch eine Internet-Verbindung die Gemeinde aus der Isolierung
holte und es den Schülern ermöglichte, einen offiziellen Schulabschluss der Sekundarstufe I zu absolvieren.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren keine offiziellen
Lehrer an dem Unterricht in der Schule der Gemeinde
beteiligt. Doch nun war formal die lokale Bildungsbehörde für den Unterricht verantwortlich. So wurden
die Bildungsangebote stetig erweitert und ausge-
Die Themenwoche Interkultur fand 2015 zum
vierten Mal am Staatstheater Braunschweig statt.
Zu Gast waren Künstler aus aller Welt, und die Ausstellung „Zwischen den Bäumen“. Diese Ausstellung
war besonders spannend, weil Schülerinnen und
Schüler des CJDs Braunschweig und vom Rio Tupana
am Amazonas einen Dialog in Bildern, Sound-Performances, Videos, Port-its-Kunst und Schmuckgestaltung gegen die Abholzung des Regenwaldes organisierten. „Zwischen den Bäumen“ zeigte Kinder
aus Braunschweig und Tupana im Selbstportrait vor
ihren persönlichen Lieblingsbäumen, welche sie mit
beschützender oder freudiger Geste verteidigten
oder einfach nur spielend , kletternd präsentierten,
sich hinter Bäumen versteckten oder sich waghalsig
in den Wipfeln der Bäume zeigten. Ihre Kunst zeigten
Franziska Pester
Viele Lebenswelten und doch
nur eine Welt
am Amazonas per Video verschickt. Die Videos, die
wir schon gesehen haben, hat Frau Gelhaar am
Amazonas gedreht. Sie kennt die Kinder und die Gemeinde dort und hat die Fragen, Videos und Fotos,
die wir für die Kinder gemacht haben in Brasilien
gezeigt. Frau Gelhaar und Frau Flohé haben uns im
Kunstunterricht alles gezeigt, was die Kinder am
Fluss Tupana machen. So werden wir in Kontakt
bleiben und Zeichnungen, Bilder und Erfahrungen
austauschen.
baut, unsere künstlerische Herangehensweise haben
wir uns jedoch erhalten. Nachmittags nahmen die
Jugendlichen am IGARITE-Projekt teil und beschäftigten sich mit den Lehrplänen, die wir für Sie entwickelt hatten. Vormittags betreute ich eine gemischte
Klasse mit 13 Kindern zwischen 4 bis 15 Jahren. Aus
dieser Gruppe konnte damals nur ein Kind lesen.
Das Problem der fehlenden Bildung erstreckt sich
auch auf das Elternhaus. Da die Eltern selber nicht
lesen und schreiben können, ist es schwierig für sie,
bei ihren Kindern Enthusiasmus zu wecken und sie
zum Lernen zu motivieren. So versuchten wir kontinuierlich das Interesse und die Neugier der Kinder zu
wecken und ihre Motivation zu stärken.
Unser Ziel war es, die Schule als einen gemütlichen, begeisternden und lustvollen Ort erlebbar
zu machen. Dabei sollten die Eltern, Kinder und
Jungendlichen gleichermaßen involviert sein. Wir
vergrößerten mit Hilfe von Bücherspenden unsere
kleine Bibliothek und bauten aus Holzresten, die die
Eltern uns zur Verfügung stellten, Regale. Jeden Freitag konnten die Kinder ein Buch mit nach Hause nehmen, um am folgenden Montag von dem gelesenen
Buch zu erzählen und sich auszutauschen.
Die Arbeit mit den Kindern hat viel Spaß gemacht,
auch wenn der bürokratische Aufwand einen immer größeren Teil einnahm und sich oft hemmend
auf die Entwicklung der Schule auswirkte. Jeden Tag
haben wir uns auf den Unterricht vorbereitet und
Übungen entwickelt, um spielerisch zu lernen. Wir
haben Kinderbücher studiert und uns gruppendynamische Übungen ausgedacht – manche Tage waren
erfolgreich, manche Tage nicht – aber immer stellte
ich fest, dass die Kinder so viel wissen wollten und
sie auch alles lernen konnten. Es fehlte ihnen aber
an Motivation. Sie konnten alleine nicht den Antrieb
aufbringen und nicht die Möglichkeiten sehen, die
die Bildung ihnen bietet. So haben wir Schritt für
Schritt daran gearbeitet, sie in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und in ihrem Tun zu bestätigen.
Zum Ende meiner Arbeit an der Schule haben
wir ein Abschlusstreffen veranstaltet. Wir stellten
der Gemeinde verschiedene Präsentationen vor, die
wir im Laufe des Jahres erarbeitet hatten. Die Kinder lasen ihren Eltern vor. Es war eine große Freude,
zum Ende der eigentlich kurzen aber sehr intensiven
Kinder zweier Kontinente lernen voneinander und
verarbeiten künstlerisch das Problem der Zerstörung
ihrer Umwelt.
Rio Tupana
30.000 Bäume der Gemeinde Santa Isabel am
Fluss Tupana sind für die illegale Abholzung markiert
worden. Die Kinder hier denken nach…
Klassen 5G1 und 5G2 der Christophorusschule
Zwischen den Bäumen
5G1 – „Wir möchten die Bäume schützen“
sich die jungen Menschen im „Netz“ über ihren Internet-Blog und durch direkte Post, die Angela Gelhaar
aus Braunschweig mit zum Rio Tupana und von dort
wieder nach Braunschweig brachte.
Wir wollen im Rahmen der Themenwoche Interkultur zur kulturellen Teilhabe und zum Dialog
über Grenzen hinweg anstiften. Darum haben wir
das Projekt KidS der Künstlerin Angela Gelhaar eingeladen. Die Theaterpädagogik des Staatstheaters
und die Sängerin und Percussionistin Melissa Leão
waren dabei Impulsgeber in Brausnchweig. Kinder
zweier Kontinente lernten im Projekt voneinander
und verarbeiteten auf künstlerische Weise das Problem der Zerstörung Ihrer Umwelt. Im Theaterpark
haben auch viele Leute die Gelegenheit genutzt in
Hängematten aus Brasilien „Zwischen den Bäumen“
zu verweilen.
„Bäume bedeuten Leben! Im Luft holen sind wir
alle gleich!“, war ein Kommentar einer Schülerin,
der mir für immer in Erinnerung bleiben wird.
Simone Donha hat Kommunikation der Körperkünste in São Paulo studiert. Sie arbeitet sowohl an
eigenen performativen Soloprojekten als auch zusammen mit Künstlern aus den Disziplinen Tanz und
Theater. Seit 2011 ist sie Mitglied im Team des Projekts „casa do rio“ am Rio Tupana/Amazonas.
Schul- und Lernzeit so viel Entwicklung zu sehen. Das
hat uns die Kraft und die Lust gegeben, das Projekt
weiterzuführen. Wir werden also weitermachen und
bleiben offen für Ideen und Vorschläge anderer Menschen, die sich beteiligen möchten!
In der Zusammenarbeit mit den Braunschweiger
Schülern versuche ich Neugier dafür zu wecken, wie
die Kinder im Amazonas leben und aufwachsen. Gerade dieser Austausch zwischen Kindern, Künstlern
und Kunstvermittlern an schulischen und außerschulischen Orten erzeugt eine ganz einzigartige
Atmosphäre, in der die SchülerInnen ein freieres und
persönlicheres Verhältnis zu zeitgenössischer Kunst
aufbauen können. Denn Kunst ist ebenso vielseitig
wie die Persönlichkeiten, die hinter und vor den Werken stehen.
https://www.abenteuer-regenwald.de/bedrohungen/tropenholz
WIR HABEN DAS RECHERCHIERT
Frau Gelhaar hat uns von der Problematik der Gemeinde erzählt und wir haben auch recherchiert:
Jeden Tag werden vor allem in den Tropenländern
Bäume gefällt, ohne dass die Firmen eine Genehmigung dafür haben. Dieser verbotene Holzeinschlag ist
also ein großes Problem. Die Europäische Union (EU)
hat herausgefunden, dass rund ein Fünftel des Holzes,
das in die EULänder eingeführt wird, aus unerlaubten
Rodungen stammt. Längst gehört der illegale Holzeinschlag und -handel zu den weltweit organisierten Verbrechen. Denn mit dem wertvollen Holz lässt sich viel
Geld verdienen. Man spricht inzwischen auch von der
Tropenholz-Mafia.
Wir zeichnen und schreiben unsere Meinungen
für die Kinder am Fluss Tupana und für alle Besucher
unserer Ausstellungen im Staatstheater und in der
Christophorusschule auf. Wir möchten viele Leute
aufmerksam machen. Die Bäume am Fluss Tupana
und viele andere am Amazonas dürfen nicht abgeholzt werden!
Ausgewählte Bäume sind am Fluss Tupana mit
einer Metall Plakette markiert worden. Sie enthalten
eine Zahl und können später durch GPS zur unerlaubten Abholzung gefunden werden.
Mode ist ein wichtiger kultureller Ausdruck, durch
den neue Tendenzen aufgezeigt, Informationen verbreitet und viele Menschen mit neuen Botschaften
erreicht werden können. In diesem Sinne habe ich
ECOERA gegründet, als einen Raum für eine neue
Chiara Gadaleta
Geschenk der Natur
Ich Baum Ich - Selbstportrait mit Blättern
Sem folha não tem festa,
Ohne Blätter gibt es kein Fest.
Sem folha não tem vida,
Ohne Blätter gibt es kein Leben.
sem folha não tem nada.
Ohne Blätter gibt es nichts.
Das ist ein Sprichwort von brasilianischen Indios.
Wenn ein Baum fällt, sterben viele Tiere, Insekten
und Planzen mit. Bäume bedeuten Leben.
„Existem mais olhos do que folhas na floresta“
„Es gibt mehr Augen als Blätter im Urwald.“
Kinder vom Rio Tupana und der Christophorusschule
Zusammenarbeit
Kontakt: [email protected]
Mehr Informationen auf unserem Blog:
www.kuenstlerinderschule.amazes.de
Wir danken allen Unterstützern!
Wie konnte „KidS 2015“ realisiert werden?
Mit freundlicher Unterstützung des Weihnachtsprojekts („Weihnachtsmailing 2014“ – CJD Braunschweig) und dem Staatstheater Braunschweig.
Flyer Gestaltung: Carolin Heidloff
Texte: Angela Gelhaar, Chiara Gadaleta, Simone
Donha, Franziska Pester, Kinder CJD und Tupana
Schule
Fotos: Angela Gelhaar, Anja Flohé, Esmir Filho,
Thiago Cavalli Azambuja, Volker Beinhorn
Künstvermittlung Deutschland und Brasilien:
Angela Gelhaar (Christophorusschule
Braunschweig und „casa do rio“ – Amazonas)
Künstvermittlung Deutschland: Franziska Pester
(Staatsorchester Braunschweig), Anja Flohé
(Christophorusschule Braunschweig)
Künstlerinnen in der Schule: Simone Donha,
Performancekünstlerin, lebt und arbeitet in Berlin
und Brasilien, Chiara Gadaleta, Designerin, lebt
in Brasilien, Melissa Leão, Opernsängerin, lebt und
arbeitet in Braunschweig und Brasilien.
Impressum
Chiara Gadaleta Klajmic begann ihre Karriere in der
Mode als Modell. Sie hat in Paris Modedesign studiert und Jahre später dort gelehrt. Zurück in Brasilien hat sie sich spezialisiert auf Design und das
Bild der Mode und arbeitet an Fachhochschulen und
Modeschulen. Sie ist Modeberaterin, TV-Moderatorin und Gründerin der Bewegung EcoEra, die sich
mit der Modeindustrie, ihrer ökonomischen und
ökologischen Verantwortung auseinandersetzt.
www.ecoera.com.br
Mode. Eine ethische Mode, die die Forderung nach
bewusstem Konsumverhalten, die Förderung des
Handwerks und des Fairen Handels, das Recycling,
kurz, alle Aspekte der Nachhaltigkeit beinhaltet.
Für uns, von ECOERA, kann Mode Leben verändern
und ein Agent für Transformation sein. Schmuck der
Zukunft liegt auf dem Boden. So können wir durch
symbolische Aktionen, wie das Herstellen und Tragen einer Naturkette, unsere Stimme gegen die Abholzung der Wälder erheben.
Ich habe das Projekt als Modedesignerin in Brasilien begonnen und habe es mit den Kindern am Amazonas weiter entwickelt. Ich freue mich darüber, dass
die Schülerinnen und Schüler der Christophorusschule in Braunschweig diese Idee als Zeichen der
Hoffnung auf Zukunft bewusst aufgegriffen haben.