136. Jahrgang www.anzeigervonsaanen.ch Seite 7 Nr. 2 Freitag, 8. Januar 2016 Wo die Stars von morgen trainieren Cheftrainer Fred Labaune, Lian von Grünigen, Michael Knöri, Patrick von Siebenthal, Michelle Herrmann, Julie Trummer und Astrid Biehler (v.l.) werden sich in Innsbruck mit Nachwuchsathleten aus aller Welt FOTO: PHILIPPE CHEVALIER messen. RLZ Gstaad fährt nach Innsbruck SPORT Vom 12. bis 16. Januar 2016 finden in Innsbruck die International Childrens Games (ICG) statt – mit Saaner Beteiligung. Eine sechsköpfige Delegation des Regionalen Leistungszentrum (RLZ) Gstaad darf zu der Grossveranstaltung nach Österreich fahren. PATRIZIA MESSMER Die International Childrens Games sind wohl die Olympischen Spiele der U16Athleten. An den Winter-ICG sind die Sportarten Biathlon, Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Langlauf, Ski Alpin, Ski Freestyle und Snowboard vertreten. An der Grossveranstaltung, die dieses Jahr zum siebten Mal stattfindet und in Innsbruck gastiert, werden 54 Delegationen von Athleten zwischen 12 und 15 Jahren aus 22 Ländern teilnehmen. Aus der Schweiz reisen dieses Jahr neben Saanen vier weitere Delegationen an – aus Delémont, Lausanne, Montreux und Vevey. Internationaler Vergleich Nicht nur europäische Nationen entsenden Delegationen nach Innsbruck – mit der Teilnahme von Australien, China, Kanada, Kasachstan, Russland, Südkorea und den USA präsentieren sich die ICG in einem ziemlich internationalen Rahmen. «Es ist bestimmt interessant zu sehen, wo unsere Athleten im internationalen Vergleich stehen. Das Niveau in der Schweiz können wir natürlich gut einschätzen und wir wissen auch ungefähr, wie der italienische oder französische Nachwuchs fährt. Aber wo beispielsweise die Chinesen stehen, das können wir nicht einschätzen», erklärt Fred Labaune, Cheftrainer des RLZ Gstaad. SPORT Seit geraumer Zeit arbeitet der Verein Skifuture Saanenland daran, ein Trainingszentrum für alle Skialpin-, Snowboard- und nordischen Disziplinen zu errichten, um den Skinachwuchs im Saanenland zu fördern. Nun ist die erste Etappe geschafft – der Lift an der Huble nahm Mitte Dezember den Betrieb auf, die alpinen Disziplinen können nun ausgeführt werden. Auf die vorgesehenen Skisprungschanzen, das Betriebsgebäude und die Langlaufloipe muss aber noch etwas gewartet werden. sen ist alles machbar», sagt Philippe Chevalier, Präsident des RLZ und Mitglied des Vereins Skifuture Saanenland. Schon jetzt, in der kurzen Zeit seit der Inbetriebnahme, hätten sie sehr viele Anfragen erhalten, um das Zentrum zu mieten, u.a. auch für grosse Anlässe. So habe beispielsweise Swiss Ski Interesse gezeigt, einen Europacup an der Huble durchzuführen. «Ich vermute, wir werden sehr bald fast schon etwas überrannt werden von Interessenten. Aber das ist gut so», freut sich Chevalier. PATRIZIA MESSMER Nachwuchsproblem im Skispringen Dem Nachwuchs optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen schaffen – dies hat sich der Verein Skifuture Saanenland auf die Fahne geschrieben. Und zwar mit einer multifunktionalen Trainingsanlage, die optimale Bedingungen für Ski Alpin, Snowboard, Langlauf und Skispringen schafft. Den Kindern sollen der Einstieg und das Erlernen aller Skidisziplinen möglichst einfach gemacht werden. Das multifunktionale Trainingsgelände wäre in dieser Form ein Beispielprojekt in der Schweiz. Besonders für die Skispringer wäre ein solches Zentrum ein enormer Gewinn. Der Sport leidet, trotz Erfolgen von Überfliegern wie Simon Ammann, an einem Nachwuchsproblem und dem Verschwinden von Schanzen und Trainingsanlagen. Die jungen Skispringer aus dem Saanenland müssen heute ins nahe Ausland, also nach Deutschland, Frankreich oder Österreich, um auf Schanzen trainieren zu können. «Eine solche Distanz zu den Trainingsgelegenheiten ist natürlich nicht sehr förderlich für den Sport», bedauert Christian Hauswirth, Präsident Skifuture Saanenland und selbst ehemaliger Skispringer. Daher sieht er in den geplanten Schanzen an der Huble eine grosse Chance für das Skispringen, welches zwar eher eine Randsportart ist, aber dennoch hohe Einschaltquoten bei TV-Übertragungen verzeichnet. Olympische Luft schnuppern Mit Julie Trummer, Michelle Herrmann, Astrid Biehler, Patrick von Siebenthal, Michael Knöri und Lian von Grünigen schickt das RLZ Gstaad sechs ihrer Nachwuchstalente nach Innsbruck. «Die International Childrens Games sind wie die Olympischen Spiele für junge Athleten. Da sind die Vorfreude und die Aufregung natürlich gross», so Labaune. Für die sechs Nachwuchsathleten aus dem Saanenland ist es der erste Auftritt auf internationalem Parkett und mit dem ganzen Drum und Dran wie der Eröffnungsfeier «schon eine besondere Sache. Schliesslich fahren wir nicht jede Woche an ein solches Rennen», sagt Patrick von Siebenthal. «Es ist eine tolle Möglichkeit für uns und bestimmt eine gute Erfahrung», bestätigt Michelle Herrmann. Doch die sechs schauen den internationalen Winterspielen in Innsbruck recht entspannt entgegen. «Wir haben nichts zu verlieren», so Lian von Grüningen pragmatisch. Ziele haben sich die sechs keine gesteckt. «Es ist schwierig einzuschätzen, wie es wird. Wir wissen ja nicht, wie die anderen fahren», ergänzt Lian. «Wir werden einfach unser Bestes geben», sagt Julie Trummer – und spricht damit wohl im Namen der ganzen Delegation. Man darf also gespannt sein, wie es den sechs Saaner Athleten nächste Woche ergehen wird bei ihrem ersten internationalen Auftritt. Disziplinübergreifende Anlage Nachdem der Lift der Racing Huble GmbH 2012 abgebrochen werden musste, hatten die Nachwuchsathleten keine separate Trainingsgelegenheit im Saanenland mehr. Für die Trainings mussten touristisch genutzte Pisten abgesperrt werden, um die Sicherheit der Athleten und der Skigäste zu gewährleisten. Für die Skispringer gab es, seit 2008 die Mattenschanzen abgebrochen werden mussten, ebenfalls keine Trainingsgelegenheit mehr in der Nähe. Mit dem 8,4 Millionen Franken teuren Projekt Skifuture Saanenland soll nun Abhilfe geschaffen werden. Die erste Etappe – der Lift und die Piste – ist geschafft. Bis zur multifunktionalen Trainingsanlage ist es jedoch noch ein ziemlicher Schritt: Im Verlauf der nächsten zwei Jahre sollen zwei Skisprungschanzen (HS35 und HS75), ein Infrastrukturgebäude mit integriertem Betriebsgebäude, Garderoben, Büroräumlichkeiten und Materialräumen sowie eine Langlaufloipe folgen. In Kandersteg werden aktuell drei Schanzen gebaut. Christian Hauswirth sieht diese als eine optimale Ergänzung zu den geplanten Sprungschanzen an der Huble, denn zurzeit kann in der Schweiz nur in Einsiedeln und Gibswil (ZH) gesprungen werden, und überdies nur im Sommer. RLZ Gstaad profitiert sehr Der Fokus des Racing Centers liegt auf den JO-Athleten des Saanenlandes und der angrenzenden Bezirke, aber auch auf den RLZ-Schülern sowie den Regionalverbänden wie BOSV, SR und Equipe West. Für das RLZ Gstaad ist das Racing Center «die ideale Trainingsgelegenheit – eindeutig!», bestätigt Philippe Chevalier. Vom Schulzimmer im OSZ bis zur Huble ist es ein Katzensprung: «Die Kinder brauchen gerade mal fünf Minuten von der Schule und auch von zu Hause aus ist das Zentrum sehr nahe für die Athleten», so Chevalier. Einen weiteren, sehr grossen Vorteil sieht er in der guten Erreichbarkeit: «Man kann mit Bus und Auto bis direkt neben den Lift fahren. Das ist für uns sehr praktisch, da wir oft auch viel Material hinbringen müssen. Und wir sind unabhängig von anderen Bahnen, wenn diese zum Beispiel wegen zu viel Wind nicht laufen.» Die Athleten des RLZ Gstaad trainieren drei bis fünf mal pro Woche an der Huble. Zurzeit sei erst die Slalompiste bereit. «Doch die Piste ist super. Die BDG hat da super Arbeit geleistet», lobt Chevalier. FIS-homologierte Anlage Im Huble Racing Center Gstaad können künftig problemlos auch Wettkämpfe ausgetragen werden. Denn die Pisten und Schanzen werden FIS-homologiert sein, d.h. sie sind von der FIS für Wettkämpfe als zulässig erklärt. «Von Kinderrennen bis zu internationalen Anläs- So soll das Huble Racing Center Gstaad einmal aussehen, wenn es fertig ist: mit den VISUALISIERUNG: SKIFUTURE SAANENLAND FIS-homologierten Skisprungschanzen (links) und der Piste. FRED LABAUNE, CHEFTRAINER RLZ GSTAAD, IM INTERVIEW Vom Fechten zum Skifahren SPORT Fred Labaune ist seit April 2014 Cheftrainer beim RLZ Gstaad. Der Walliser war zuvor vier Jahre Trainer bei Swiss Ski, unter anderem der Slalom-WeltcupDamen und Slalom-Europacup-Herren. PATRIZIA MESSMER Wie kamen Sie zum Skifahren? Waren Sie früher selbst als Athlet aktiv? Eigentlich komme ich vom Fechten. Ich habe mit 11 Jahren zu fechten begonnen und war über 25 Jahre im Sport, auch als National- und Olympiatrainer. Aber beim Fechten ist man immer in der Halle und ich wollte gerne etwas draussen machen. Deshalb der Wechsel zum Skifahren. Ich machte erst die Skilehrer-Ausbildung, dann die Trainerausbildung. Bevor ich zum RLZ Gstaad kam, war ich vier Jahre Trainer bei Swiss Ski, bei den Weltcup-Damen Slalom und den Europacup-Herren. auf den Weg geben? Welches sind Ihre Trainingsgrundsätze? Natürlich sind Schnelligkeit und eine gute Grundkondition sehr wichtig. An der Kondition arbeiten wir viel im Sommer. Ausserdem sind die mentale Stärke und die Bereitschaft eines Athleten sehr wichtig. Aber noch viel wichtigere Fähigkeiten sind das Sehen der Ideallinie und dass man das «Gspüri» für den Schnee entwickeln kann. Was heisst es, Cheftrainer des RLZ Gstaad zu sein? Es ist vor allem viel Organisatorisches. Wir sind sechs Trainer beim RLZ Gstaad, zwei für Sommer- und Wintertrainings und vier nur für den Winter. Ich koordiniere und organisiere alle Trainings, ich stelle das Trainingsprogramm zusammen und spreche die Trainings mit den BOSV-Trainern ab. Als Cheftrainer bin ich auch an allen Rennen und Anlässen dabei, im Winter bin ich fast jedes Wochenende unterwegs. Aber das bin ich mir von meiner Zeit bei Swiss Ski gewohnt, da waren die Distanzen noch etwas grösser. Was möchten Sie den jungen Athleten mit Warum sind gerade diese beiden Fähigkeiten so wichtig? Fred Labaune ist seit April 2014 Cheftrainer des FOTO: PHILIPPE CHEVALIER RLZ Gstaad. Skifahren ist ein sehr technischer Sport, jeder Athlet muss eine sehr gute Technik haben um erfolgreich zu sein. Doch Technik ist lernbar und am Schluss sind es eben genau diese Fähigkeiten, nämlich die Linie zu sehen und das Gefühl für den Schnee entwickeln zu können, die den Unterschied machen. Wir vom RLZ Gstaad haben Glück, dass wir gerade diesbezüglich mit Trainern wie Mike von Grünigen gute Lehrmeister haben für unsere Athleten. Was sagen Sie zum Niveau der Athleten des RLZ Gstaad? Wir hatten letztes Jahr eine sehr gute Saison. Drei unserer Schüler schafften es unter die Top Ten der Schweiz und haben sich somit direkt für das NLZ selektioniert. Das ist ein sehr gutes Resultat! Dies zu wiederholen wird schwierig, denn in nationalen Rennen gibt es nur 120 Startplätze, 50 Frauen und 70 Männer. Der BOSV hat 14 Plätze zu vergeben. Die Konkurrenz ist jeweils recht gross, denn der BOSV ist ein sehr guter Regionalverband und das Berner Oberland ein sehr starkes Gebiet.
© Copyright 2024 ExpyDoc