Diözesanmuseum Rottenburg 6.10. 2015 — 6. 3 . 201 6 JOHANN BAPTIST GLAUBE KUNST HINGABE ALS SAMMLER Das Diözesanmuseum Rottenburg porträtiert eine bedeutende Persönlichkeit des südwestdeutschen Geistes- und Kulturlebens im 19. Jahrhundert: den Theologen und Kunstsammler J o h a n n B a p t i s t h i r s c h e r ( 1 7 8 8 – 1 8 6 5 ) . Unter dem Motto » g l a u B e — K u n s t — h i n g a B e « präsentiert die Schau zu seinem 150. Todesjahr herausragende Kunstwerke und thematisiert Hirschers Engagement für gesellschaftliche Humanität und christliche Lebenswerte. Glanzvolles Kunsterbe des Mittelalters Die Ausstellung nähert sich Hirscher von einer bisher wenig bekannten Seite und stellt ihn als bedeutenden Kunstsammler vor. Hirscher war einer der ersten, der im süddeutschen Raum die Kunst des Mittelalters sammelte und vor der Zerstreuung oder gar Zerstörung bewahrte. In seinen Privaträumen trug er M e i s t e r w e r K e zusammen, die noch heute in den großen Museen bewundert werden. Seine Sammlung umfasste große Namen wie Hans Burgkmair (1473 – 1531), Lukas Cranach (1472 – 1553), den Meister von Meßkirch (tätig zwischen 1515 und 1540), Bernhard Strigel (1460 – 1528) und Bartholomäus Zeitblom (um 1455 – 1518). Daneben finden sich bedeutende Niederländer und herausragende Arbeiten süddeutscher Bildschnitzer. Bernha rd St rig el , Kö nig Dav i d , u m 1 5 1 8/2 0, St a a t s g a l erie St u ttgar t Hirs cher a m Tü b ing erLe h rstuh l , u m 1 830, Diözes a nmuse um Rottenb u rg Hirscher selbst vertrat ein zukunftsweisendes Konzept von historischer Erinnerung: Kunstwerke sollten am Ort ihrer Entstehung erhalten werden. Hier konnten sie die Menschen, so Hirschers Vision, durch ein tieferes Verständnis ihrer eigenen Geschichte zu Fortschritt und zukünftiger Entwicklung befähigen. Zugleich öffnete Hirschers Sammlung auch der kunsthistorischen Forschung wichtige Wege. Die Ausstellung versammelt h o c h K a r ä t i g e l e i h g a B e n aus dem Landesmuseum Württemberg, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und der Staatsgalerie Stuttgart und stellt diese neben Werke, die bisher kaum öffentlich bekannt sind. Hieraus ergibt sich ein Bilderweg durch die christliche Glaubenswelt. Auch die Sammlungskultur des 19. Jahrhunderts wird durch Verkaufsdokumente und persönliche Briefe lebendig. Ganz im Sinne Hirschers laden wir unsere Besucher zu anregenden Begegnungen und Entdeckungen rund um die Kunst des Mittelalters ein. Meister d er Kha nenko -A nb etun g, Ma r i a mi t Christu s k ind , u m 1 5 1 0, St a a t s g a l erie St u ttgar t Lucas C ra n a c h d . Ä . (Werkst a t t) , Ma r i a m i t Chr i st u ski n d , Hei lige Ka t h a r i n a u n d B arb ara , u m 1515, St aatli c h e Ku n st h a l l e Karlsru h e Starke Impulse — bis in die Gegenwart Als Theologe hat Hirscher dem württembergischen Katholizismus einen Weg geöffnet, der weit in die Zukunft weisen sollte. Die Schriften, die er als Professor für Moraltheologie an den Katholischen Fakultäten von Tübingen (1817 – 1837) und Freiburg (1837 – 1863) verfasste, strebten nach einer B e g e g n u n g M i t J e s u s c h r i s t u s , die den Menschen im Innersten verlebendigte und zugleich die zwischenmenschlichen, sozialen Verhältnisse durchformte. Hirscher hat mit seinem Verständnis von Christentum bis weit in die Gegenwart vorausgewirkt und Positionen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 – 65) vorweggenommen. Bedeutend ist auch sein K a r i t a t i V e s e n g a g e M e n t – für Notleidende und besonders für benachteiligte junge Menschen. Als flammender Gegner der Kinderarbeit wandte er sich gegen die Missstände der Industrialisierung und forderte humane Bildungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche jeden Standes. Um diese Projekte finanziell zu fördern, verkaufte Hirscher große Teile seiner wertvollen Kunstsammlung. So breit gefächert wie die Persönlichkeit Hirschers, so bunt gemischt ist auch das Publikum, das wir mit unserer Ausstellung ansprechen. Führungen speziell für Kinder und Jugendliche vermitteln im Sinne Hirschers ersten Kontakt mit der faszinierenden Bildwelt des christlichen Mittelalters. Eine Ausstellung für alle An Interessierte jeden Alters wendet sich unsere Führung »Hirscher und die Romantik«. Hier fühlen wir uns in die »Herzensergießungen« der Romantiker ein. Unter ihrer Anleitung erkunden wir Hirschers Sammlung und finden manches, das auch heute noch unmittelbar zum Gemüt spricht. Herzlich laden wir Sie außerdem zu unserer Führung zum »Sammlerwesen des 19. Jahrhunderts« ein. Dabei wird auch der mit dem Diözesanmuseum eng verbundene HirscherSchüler Martin Dursch eine Rolle spielen. Die Führungstermine werden individuell vereinbart. Bitte wenden Sie sich per E-Mail oder Telefon an die Mitarbeiter des Diözesanmuseums Rottenburg, die Sie gerne beraten. Wissenschaftliche Vorträge runden das Begleitprogramm zur Ausstellung ab. Micha el Zeyn sle r, Heil ig e Sip p e (Au s s chnit t), Mem m ing en, u m 1 50 0, L a nd es mu s eum Wü rt tem b erg Vo r t r äg e 29. November 2015, 15 Uhr, Diözesanmuseum Rottenburg Rottenburger Kleriker und ihre Kunstsammlungen Prof. Dr. Franz Quarthal (Prof. em. Universität Stuttgart, Historisches Institut). 28. Februar 2016, 14 Uhr, Diözesanmuseum Rottenburg Tübinger Theologie von Drey bis Hirscher Prof. Dr. Andreas Holzem (Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Katholisch-Theologische Fakultät, Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte). Im Rahmen eines Studiennachmittags in Kooperation mit dem Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Diözesanmuseum Rottenburg Karmeliterstraße 9 72108 Rottenburg am Neckar Führungen für Gruppen buchbar unter: Telefon: + 49 (0)7472 – 92 21 80 / 82 Fax: + 49 (0)7472 – 92 21 89 E-Mail: [email protected] www.dioezesanmuseum-rottenburg.de Mi t f reu nd l icher Un te rstü tz u ng d er
© Copyright 2025 ExpyDoc