Wir pflegen! Wir pflegen! Ausbildung in der Altenpflege – Sicherer Job mit Sinn und Perspektive 1 2 Wir pflegen! Wir pflegen! Inhalt Grußwort Maik und Henriette Altenpflegefachkräfte im Alltag Ohne Theorie keine Praxis Praktische Ausbildung Arbeitsfelder in der Altenpflege Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten Studium in der Pflege Berufliche Weiterbildung Informations- und Beratungsangebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 6 9 19 21 23 24 26 28 30 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .......................................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachwuchs gesucht! Altenpflegerinnen und Altenpfleger werden auf dem Arbeitsmarkt dringend gesucht. Bereits heute arbeiten über eine Million Beschäftigte in der Pflege – das sind mehr Beschäftigte als in der deutschen Automobilindustrie, für die Deutschland weltweit bekannt ist. Trotzdem besteht in der Pflegebranche ein Mangel an Altenpflegefachkräften. Hintergrund hierfür ist, dass die Zahl der älteren Menschen aufgrund einer längeren Lebenserwartung kontinuierlich steigt, während die Zahl der jungen Menschen, die dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung stehen, gleichzeitig sinkt. Für junge Menschen entstehen so in dem gesellschaftlich wichtigen Berufsfeld der Altenpflege gute und sichere Beschäftigungsmöglichkeiten. Impressum 3 4 Wir pflegen! Wir pflegen! Grußwort Liebe Leserin, lieber Leser, ich freue mich, dass Sie sich für das Berufsfeld der Altenpflege interessieren. Wie viele andere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger auch, stehen Sie vermutlich vor vielen Fragen. Schließlich geht es darum, einen Beruf zu finden, der zu Ihnen passt und der Ihnen auch längerfristig Freude macht. Henriette und Maik, die in dieser Broschüre im Mittelpunkt stehen, sind schon einen Schritt weiter. Sie haben sich für die Altenpflege entschieden und ermöglichen mit einem hohen Maß an Fachkompetenz und viel persönlichem pflegebedürftige Menschen durch eine professionelle Pflege dabei unterstützen, ihr tägliches Leben zu bewältigen. Da es in Zukunft immer mehr ältere Menschen geben wird, die in Krankenhäusern, zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen gepflegt werden müssen, werden viele Pflegefachkräfte gebraucht. Außerdem überschneiden sich die Aufgaben in allen Pflegebereichen immer mehr. Deshalb wollen wir die Ausbildungen in der Altenpflege, der Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege in Zukunft weiterentwickeln und die drei Berufe zu einem einheitlichen Pflegeberuf zusammenführen. Die Pflege älterer Menschen wird auch im neuen Beruf ihre wichtige Bedeutung behalten. Nähere Informationen zur Altenpflegeausbildung und zur Weiterentwicklung der Pflegeberufe finden Sie auf der Homepage Engagement älteren Menschen, die auf die Pflege und Betreuung durch Pflegefachkräfte angewiesen sind, ein selbstbestimmtes Leben. Diese Broschüre gibt einen Einblick in den Alltag von Altenpflegerinnen und Altenpflegern sowie Auszubildenden. Wie sieht der Tagesablauf aus? Welche Voraussetzungen sollte man für eine Ausbildung mitbringen? Welche beruflichen Perspektiven gibt es? All das und viele Fragen darüber hinaus werden beantwortet; die praktischen Antworten sollen die Berufswahl erleichtern. www.altenpflegeausbildung.net. Zunächst wünsche ich Ihnen aber viel Spaß beim Lesen dieser Broschüre. Die Altenpflege ist ein wichtiger Gesundheitsfachberuf, der fachlich anspruchsvoll ist, soziale Kompetenz voraussetzt und sichere Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Vor allem ist die Altenpflege aber ein wertvoller Beruf, weil Altenpflegerinnen und Altenpfleger ältere Manuela Schwesig Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Mit freundlichen Grüßen 5 6 Wir pflegen! Wir pflegen! Maik Henriette Der Berliner Maik entschied sich zunächst für eine Ausbildung zum tiermedizinischen Fachangestellten. Während die Berufsaussichten dort weniger Erfolg versprachen, fühlt er sich in seiner Ausbildung zum Altenpfleger zum ersten Mal am richtigen Platz. „Da stimmt einfach alles“, strahlt der 24-Jährige. „Die Altenpflege ist ein spannender und abwechslungsreicher Beruf, der ein hohes Maß an Fachkompetenz voraussetzt. Jeder Tag ist anders. Mir gefällt es, mich immer wieder neu auf die Bewohnerinnen und Bewohner einzustellen.“ Eine der Bewohnerinnen kennt Maik schon seit 20 Jahren, als die Dame noch im Supermarkt um die Ecke hinter der Kasse stand. Spätestens nach der ersten Ausbildungswoche waren er und seine Labradorhündin Kira auch den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern bekannt. „Der Beruf als Altenpfleger passt für mich perfekt“, stellt Maik zufrieden fest. Maik Dorian Wozniak absolviert am Lazarus Haus in Berlin-Mitte eine Ausbildung zum Altenpfleger. Er ist im ersten Lehrjahr. Als sie ihre Ausbildung zur Altenpflegerin begann, trat Henriette in die Fußstapfen ihrer Eltern und Großeltern. Sowohl die Mutter als auch die Oma sind beide in Gesundheitsfachberufen tätig. Ein Praktikum im „Boegehold“, dem stationären Hospiz im Lazarus Haus, gab Henriette den entscheidenden Anstoß. Der Umgang mit Menschen lag der 22-Jährigen auf Anhieb. Sich emotional abzugrenzen, musste sie jedoch erst lernen: „Wenn es etwas gab, das mir am Anfang schwergefallen ist, dann war es die Konfrontation mit dem Thema Leben und Tod“, erinnert sie sich. Ihr Motto, nicht alles zu nah an sich heranzulassen, half ihr, auch die schweren Momente in ihrem Berufsalltag anzunehmen. Dies ist auch ihr Rat an alle, die einen Beruf in der Altenpflege anstreben. Die Dankbarkeit der Bewohnerinnen und Bewohner, das Gefühl, andere glücklich zu machen, entschädigt jedoch für vieles. „Für die Bewohnerinnen und Bewohner sind wir wie eine Familie.“ Henriette Bär ist seit 2014 ausgebildete Altenpflegerin. Sie wurde nach ihrer Ausbildung vom Lazarus Haus übernommen. 7 8 Wir pflegen! Wir pflegen! Altenpflege fachkräfte im Alltag Wir haben Henriette und Maik in ihrem Alltag in einem Pflegeheim begleitet und bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Vom Wecken und Anziehen der Bewohnerinnen und Bewohner bis zur Schichtübergabe am Nachmittag. Auch wenn in der Altenpflege kein Tag wie der andere ist, wollen wir euch einen Einblick in die Arbeit als Altenpflegefachkraft und in die Ausbildung geben. Auf geht’s in das „Abenteuer“ Altenpflege! 6.30 Uhr Start in den Tag Pünktlich um 6.30 Uhr, wenn sich viele noch die Augen reiben, startet Maik in den Frühdienst. Bei der Übergabe erfährt er vom Nachtdienst, ob es besondere Vorkommnisse gab. Das ist wichtig, damit er im weiteren Verlauf des Tages individuell auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner eingehen kann. 9 10 Wir pflegen! 7.02 Uhr Den Zucker im Blut messen Die tägliche Blutzuckermessung steht für alle Diabetikerinnen und Diabetiker auf dem Programm. Wie funktioniert’s? Das Blut für die Messung wird entweder am Finger oder am Ohrläppchen abgenommen. Zuerst wird desinfiziert und danach mit einer ganz feinen Nadel in die Haut gestochen. Der erste Tropfen wird abgewischt. Erst mit dem zweiten erfolgt die Messung. Ist der Blutzucker zu hoch oder zu niedrig, wird eine Ärztin oder ein Arzt informiert. Zur Regulierung bei niedrigem Blutdruck hilft im ersten Moment auch mal ein Glas Apfelsaft mit einer extra Portion Traubenzucker. Dauer und Struktur der Ausbildung I Die Ausbildung ist bundesweit einheitlich durch das Altenpflegegesetz geregelt. Die Mindestanforderungen an die Ausbildung und das Nähere über die staatliche Prüfung werden in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf der Altenpflegerin und des Altenpflegers geregelt. I Die Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre. In bestimmten Fällen kann die Ausbildung auch verkürzt oder in Teilzeit auf bis zu fünf Jahre verlängert werden. I Die Ausbildung besteht aus theoretischem und praktischem Unterricht (2.100 Stunden) und einer praktischen Ausbildung (2.500 Stunden). I Der Anteil der praktischen Ausbildung überwiegt. Dies soll gewährleisten, dass die Auszubildenden auf ihren späteren Berufsalltag optimal vorbereitet werden. I Der Unterricht wird in Altenpflegeschulen erteilt. I Die praktische Ausbildung erfolgt in Pflegeheimen oder ambulanten Pflegediensten. I Die Gesamtverantwortung für die Ausbildung trägt die Altenpflegeschule. Wir pflegen! 7.30 Uhr Zeit für ein Frühstück Wenn die Bewohnerinnen und Bewohner startklar für den Tag sind, beginnt das Frühstück. Für die Pflegekräfte sind die Mahlzeiten eine gute Gelegenheit, um die Beziehung zu den Bewohnerinnen und Bewohnern zu festigen. Dabei steht eine selbstbestimmte Nahrungsaufnahme im Vordergrund. Darauf legen alle Altenpflegerinnen und Altenpfleger großen Wert. 8.14 Uhr Baden – auch eine Frage der Technik Baden ist mehr als Körperpflege und heißt auch Entspannung. Während die Bewohnerinnen und Bewohner ihr Bad als Sinneserfahrung genießen, können sie im Lazarus Haus Musik hören. Der Lifter hilft den Altenpflegefachkräften dabei, Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht mehr mobil sind, ohne großen Kraftaufwand ins Bad zu heben. Wie es funktioniert, zeigt Praxisanleiterin Lydia Erhardt. Maik lernt: „Vieles ist eher eine Frage der richtigen Technik.“ Auch zierliche Personen können damit schwere Personen heben. 11 12 Wir pflegen! Wir pflegen! Praxisbegleitung und -anleitung Die Altenpflegeschule stellt durch Lehrkräfte für die Zeit der praktischen Ausbildung die Praxisbegleitung der Schülerinnen und Schüler in den Pflegeeinrichtungen sicher. Zudem gewährleistet die ausbildende Pflegeeinrichtung die Praxisanleitung der Schülerinnen und Schüler durch eine geeignete Fachkraft auf der Grundlage eines Ausbildungsplans. Durch eine enge Zusammenarbeit der Praxisbegleiterin bzw. des Praxisbegleiters mit den Praxisanleitenden soll der Theorie-Praxis-Transfer gefördert werden. 10.23 Uhr Schritt für Schritt – Sturzprophylaxe 11.36 Uhr Die richtige Dosierung zählt – Medikamentenverwaltung Medikamente helfen, Krankheiten zu heilen oder zu lindern. Die Bewohnerinnen und Bewohner erhalten individuell Medikamente zu unterschiedlichen Tageszeiten. In der Pflegedokumentation sind sowohl die von der Ärztin oder dem Arzt verordneten Medikamente notiert als auch der Zeitpunkt der Einnahme und die Dosierung. Die Altenpflegefachkräfte stellen die Medikamente für die Bewohnerinnen und Bewohner bereit. Schließlich soll jeder nur genau die Medikamente bekommen, die für die Heilung nötig sind. „Am besten ist es, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner sich bewegen“, weiß Henriette. Jede Bewegung der Gelenke hilft, mobil zu bleiben. Die Sturzprophylaxe sorgt dafür, dass mögliche Risiken, unglücklich zu stürzen, rechtzeitig erkannt und, soweit möglich, behoben werden. Schließlich kann der Heilungsprozess von möglichen Verletzungen im Alter länger dauern. Regelmäßiges Balanceund Krafttraining fördert einen guten Stand. Zusätzlichen Halt geben Handläufe, etwa im Bad oder an langen Fluren. Mit Praxisanleiterin Tanja Bruchmann und Henriette gewinnt Herr Dohrmann Schritt für Schritt Sicherheit. Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung Wer eine Ausbildung in der Altenpflege beginnen möchte, sollte gesundheitlich nicht ungeeignet sein und Folgendes mitbringen: I einen Realschulabschluss oder einen als gleichwertig anerkannten Bildungsabschluss oder I eine andere abgeschlossene zehnjährige Schulbildung, die den Hauptschulabschluss erweitert, oder I einen Hauptschulabschluss sowie einen Abschluss in einer anderweitigen zweijährigen Berufsausbildung oder I einen Hauptschulabschluss und die Erlaubnis, als Krankenpflegehelferin oder Krankenpflegehelfer zu arbeiten, oder I einen Hauptschulabschluss und den anerkannten Abschluss einer mindestens einjährigen Ausbildung in der Krankenpflegehilfe bzw. Altenpflegehilfe oder I eine andere abgeschlossene zehnjährige allgemeine Schulbildung 13 14 Wir pflegen! 13.00 Uhr Dienstbesprechung Gibt es neue Bewohnerinnen und Bewohner? Welche Vorerkrankungen bringen sie mit? Und woran kann es liegen, dass der Blutzucker bei einer Bewohnerin höher als gewöhnlich war? In der Altenpflege arbeitet man in multiprofessionellen Teams zusammen. Diese bestehen aus Altenpflegefachkräften, Ärztinnen und Ärzten sowie Kolleginnen und Kollegen aus der Physiotherapie, der Altenpflegehilfe und der Hauswirtschaft. Der regelmäßige Austausch, zum Beispiel in Teambesprechungen, ist wichtig, um eine gute Pflege für alte Menschen zu gewährleisten. Wir pflegen! 13.52 Uhr Wundversorgung In der Dokumentation für Wundbehandlung erfasst Henriette den Heilungsprozess der Wunde. Jede noch so kleine Veränderung wird festgehalten. Die examinierte Altenpflegerin erklärt der Bewohnerin Frau Döring die Vorgänge und fragt sie nach ihrem Befinden. Beim Anlegen des neuen Verbands achtet Henriette genau darauf, dass er eine gute Blutzirkulation fördert und keine Falten wirft. Das könnte Druckstellen begünstigen und wäre schlecht für den Heilungsprozess. Ausbildungsvergütung Auszubildende haben einen Anspruch auf eine angemessene Vergütung gegenüber dem Träger der praktischen Ausbildung für die gesamte Dauer der Ausbildung. Da es in der Altenpflege keinen allgemein verbindlichen Tarifvertrag gibt, variiert die Vergütung zwischen den Bundesländern und den einzelnen Trägern der praktischen Ausbildung. Meist staffelt sie sich nach dem Ausbildungsjahr. Erfolgt die Ausbildung in Einrichtungen des öffentlichen Dienstes oder in Einrichtungen, die sich an den dort geltenden Tarif (Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes – Pflege) anlehnen, beträgt die Vergütung je nach Ausbildungsjahr zwischen ca. 975 und 1.138 Euro (Stand 2015). Im Vergleich zu Ausbildungsver gütungen in anderen Berufen ist diejenige in der Altenpflege hoch. Bei den Wohlfahrtsverbänden gelten in der Regel eigene Vertragsrichtlinien. Für Caritas oder Diakonie sind dies zum Beispiel die Arbeitsvertragsrichtlinien der Kirchen (AVR). Private Träger haben entweder Haustarifverträge oder handeln ihre Vergütung frei aus. Die Träger der praktischen Ausbildung sind verpflichtet, die Vergütung für alle drei Ausbildungsjahre im Ausbildungsvertrag anzugeben. 15 16 Wir pflegen! Wir pflegen! 14.07 Uhr Blättern in Erinnerungen – Biografiearbeit Biografiearbeit ist ein wichtiger Teil der Altenpflege, erfährt man so doch viel über das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner. Das hilft den Altenpflegefachkräften, Vorlieben und Verhaltensmuster der alten Menschen besser zu verstehen. Das gemeinsame Blättern im Fotoalbum kann gerade bei dementen Patientinnen und Patienten helfen, Erinnerungen wachzurufen und noch vorhandene Fähigkeiten zu reaktivieren. Bevor zum Beispiel neue Bewohnerinnen und Bewohner einziehen, stehen in der Regel mehrere Termine mit ihnen und den Angehörigen an. Sie besichtigen das Zimmer und klären die Altenpflegefachkräfte über Vorerkrankungen und Lebensgewohnheiten auf. Die Zeitspanne, bis die Bewohnerinnen und Bewohner sich eingelebt haben und sich in der neuen Umgebung zurechtfinden, ist unterschiedlich. Staatliche Abschlussprüfung Die Ausbildung endet mit dem erfolgreichen Bestehen einer staatlichen Abschlussprüfung. Die staatliche Prüfung umfasst einen schriftlichen, mündlichen und einen praktischen Teil. Die Berufsbezeichnungen „Altenpflegerin“ oder „Altenpfleger“ dürfen nur Personen führen, denen auf Antrag die Erlaubnis hierzu erteilt worden ist. Dies setzt unter anderem voraus, dass die nach dem Altenpflegegesetz vorgeschriebene Ausbildung abgeleistet und die staatliche Prüfung bestanden worden ist. 15.00 Uhr Dienstende Gegen 15.00 Uhr steht der Schichtwechsel an. Henriette prüft, ob sie alles erledigt hat. Sie berichtet anschließend ihrer nachfolgenden Kollegin vom Tag der Bewohnerinnen und Bewohner. Gab es besondere Vorkommnisse? Was ist über den Tag passiert? Dann wechselt sie ihre Kleidung und freut sich auf den Feierabend. 17 18 Wir pflegen! Wir pflegen! Ohne Theorie keine Praxis Die Ausbildung in der Altenpflege soll die Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln, die zur selbstständigen Pflege einschließlich der Beratung, Begleitung und Betreuung alter Menschen erforderlich sind. Dies umfasst insbesondere: I die sach- und fachkundige Pflege, die den medizinisch- pflegerischen Erkenntnissen entspricht, I die Mitwirkung bei der Behandlung kranker alter Menschen, einschließlich der Ausführung ärztlicher Verordnungen, I die Erhaltung und Wiederherstellung individueller Fähigkeiten im Rahmen geriatrischer und gerontopsychiatrischer Rehabilitationskonzepte, I die Mitwirkung an qualitätssichernden Maßnahmen in der Pflege, der Betreuung und der Behandlung, I die Gesundheitsvorsorge einschließlich der Ernährungsberatung, I die umfassende Begleitung Sterbender, I die Anleitung, Beratung und Unterstützung von Pflegekräften, die nicht Pflegefachkräfte sind, 19 20 Wir pflegen! I die Betreuung und Beratung alter Menschen in ihren persönlichen und sozialen Angelegenheiten, I die Hilfe zur Erhaltung und Aktivierung der eigenständigen Lebensführung und I die Anregung und Begleitung von Familien- und Nachbarschaftshilfe und die Beratung pflegender Angehöriger. Theorie- und Praxisblöcke wechseln sich in der Ausbildung zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger ab. Der praxisorientierte Unterricht umfasst 2.100 Stunden, die praktische Ausbildung 2.500 Stunden. Zwei Tage Theorie – drei Tage Praxis Am Lazarus Haus sind zwei Tage in der Woche für die Theorie und drei für die Praxis reserviert. „Gerade die medizinisch-pflegerischen Ausbildungsinhalte kann ich im Pflegealltag eins zu eins umsetzen“, erzählt Maik. Die enge Verzahnung von Schulinhalten und Praxis ist deshalb fester Bestandteil der Ausbildung. Eine gute Klassengemeinschaft und der Austausch über Erfahrungen im Job sind positiver Nebeneffekt. Wir pflegen! Praktische Ausbildung Während der praktischen Ausbildung lernst und arbeitest du in den drei Jahren der Ausbildung überwiegend in der stationären oder ambulanten Pflegeeinrichtung, mit der du den Ausbildungsvertrag geschlossen hast. Teile der praktischen Ausbildung finden auch in anderen Einrichtungen statt. Das stellt sicher, dass du immer in der stationären und der ambulanten Pflege ausgebildet wirst. Du lernst dadurch mehrere Praxisfelder kennen. So kannst du später einfacher entscheiden, wo du arbeiten möchtest. Du bist in den drei Jahren der Ausbildung mehr in der Praxis als in der Schule tätig. Der hohe Praxisanteil soll gewährleisten, dass du dich in der Ausbildung optimal auf den späteren Berufsalltag vorbereiten kannst. Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter sind vor Ort deine Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner und bilden dich aus. Sie sind Pflegefachkräfte mit einer speziellen Fortbildung. 21 22 Wir pflegen! Wir pflegen! Arbeitsfelder in der Altenpflege Nach Abschluss der Ausbildung stehen dir als Altenpflegefachkraft vielfältige Arbeitsfelder offen. Diese weisen zum Teil unterschiedliche Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten auf. Du kannst zum Beispiel I in einem Pflegeheim, I in Tages- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen, I im betreuten Wohnen, I in der ambulanten Pflege oder I in einem Hospiz arbeiten. 23 24 Wir pflegen! Wir pflegen! Fort- und Weiterbildungs möglichkeiten Wenn du dich beruflich weiterentwickeln möchtest, stehen dir viele Wege offen. Die Ausbildung zur Altenpflegerin oder zum Altenpfleger ist keine Sackgasse. Das Berufsfeld entwickelt sich stetig weiter und neue Chancen kommen hinzu. Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnen dir interessante berufliche Perspektiven. Mit Berufserfahrung und entsprechender Fortbildung kannst du zum Beispiel I die Leitung eines Wohnbereiches übernehmen, I als Pflegedienstleitung im ambulanten oder stationären Bereich tätig werden, I die Praxisanleitung für Altenpflegeschülerinnen und -schüler übernehmen, I als Leitung ein Pflegeheim führen, I als Lehrkraft in einer Altenpflegeschule unterrichten oder I als Expertin bzw. Experte für Wundversorgung, für die Begleitung und Versorgung Sterbender (Palliative Care) oder I für das Qualitätsmanagement arbeiten. In welchem anderen Beruf hast du so viele Möglichkeiten? 25 26 Wir pflegen! Wir pflegen! Studium in der Pflege Sofern der Wunsch besteht, eine akademische Ausbildung in der Pflege zu absolvieren, bieten sich hierfür vielfältige Möglichkeiten. Voraussetzung für die Aufnahme eines Studiums ist die Hochschulzugangsberechtigung. Wurde die (Fach-)Hochschulreife nicht über einen entsprechenden Schulabschluss erworben, so kann an einigen Altenpflegeschulen mit dem Berufsabschluss in der Altenpflege auch die Fachhochschulreife erlangt werden. Derzeit werden an verschiedenen Fachhochschulen und Universitäten über 50 Pflegestudiengänge angeboten. Diese konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Bereiche Leitung und Management sowie auf lehrende Tätigkeiten in der Aus- und Fortbildung. Detailinformationen bietet die Bundesagentur für Arbeit auf www.studienwahl.de. Neben dem Vollzeitstudium gibt es auch Angebote für ein Teilzeitstudium. In vielen Bundesländern genügt eine qualifizierte Berufsausbildung, zum Beispiel in der Altenpflege, zusammen mit einigen Jahren Berufserfahrung, um ein Studium aufnehmen zu können. Die Prüfung, Wer bereits über eine (Fach-)Hochschulzugangsberechtigung verfügt, kann die Altenpflegeausbildung direkt mit einem Studium verknüpfen. Studium und Unterricht finden an der Fachhochschule statt – teilweise in Kooperation mit Altenpflegeschulen –, die praktische Ausbildung in ob die berufliche Qualifikation als Voraussetzung für das angestrebte Studium anerkannt wird, obliegt der jeweiligen Hochschule, die diesen Studiengang anbietet. stationären und ambulanten Altenpflegeeinrichtungen. Am Ende dieses Ausbildungsganges stehen sowohl ein Bachelor als Abschluss des Studiums als auch ein Berufsabschluss in der Altenpflege. Informationen findest du auf www.hochschulkompass.de. 27 28 Wir pflegen! Berufliche Weiterbildung Viele Menschen entdecken auch erst später das besondere Interesse an dem Beruf der Altenpflegerin bzw. des Altenpflegers. Eine berufliche Weiterbildung (sog. Umschulung) kann dann neue berufliche Perspektiven eröffnen. Insbesondere Frauen möchten sich zum Beispiel nach der Familienphase beruflich neu orientieren und suchen daher nach einem neuen Beschäftigungsfeld. Aber auch Gründe wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit, fehlende anderweitige berufliche Perspektiven oder persönliche Motive können ausschlaggebend für eine derartige Entscheidung sein. Liegen die Fördervoraussetzungen für eine berufliche Weiterbildung vor, können die Agenturen für Arbeit Bildungsgutscheine für den zuvor individuell festgestellten Bildungsbedarf aushändigen. Der Bildungsgutschein, der das Bildungsziel „Altenpflegerin bzw. Altenpfleger“ ausweist, berechtigt die Inhaberin bzw. den Inhaber zur Teilnahme an einer entsprechenden beruflichen Weiterbildung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchlaufen dann eine reguläre Altenpflegeausbildung. Auf Antrag ist bei entsprechenden Vorkenntnissen eine Verkürzung der beruflichen Weiterbildung möglich. 30 Wir pflegen! Informations- und Beratungsangebot Möchtest du mehr über die Altenpflege und die Ausbildung wissen? Dann besuche die Website www.altenpflegeausbildung.net oder wende dich an das „Beratungsteam Altenpflegeausbildung“ des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA). Rund 25 Beraterinnen und Berater stehen in allen Regionen Deutschlands für eine kompetente Beratung zur Verfügung und nehmen an Messen und Informationsveranstaltungen teil. Sie beraten und informieren I alle an der Altenpflegeausbildung Interessierten, I Pflegeeinrichtungen und I Altenpflegeschulen zu allen Fragen der Ausbildung. Darüber hinaus organisiert das Beratungsteam Ausbildungsverbünde und Netzwerke. Die Kontaktdaten der Beraterinnen und Berater in deinem Bundesland findest du auf www.altenpflegeausbildung.net. Weitere Informationen Weitere Informationen zur Altenpflegeausbildung und zum Beruf bietet die Broschüre „Altenpflegeausbildung“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Du kannst sie per E-Mail bestellen unter [email protected] oder im Internet unter www.bmfsfj.de abrufen. Wenn du mehr über die geplante Reform der Pflegeausbildungen erfahren möchtest, dann informiere dich auf www.altenpflegeausbildung.net. Impressum Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung; sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Herausgeber: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Referat Öffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin www.bmfsfj.de Bezugsstelle: Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 18132 Rostock Tel.: 030 182722721 Fax: 030 18102722721 Gebärdentelefon: [email protected] E-Mail: [email protected] www.bmfsfj.de Für weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon: 030 20179130 montags– donnerstags 9 – 18 Uhr Fax: 030 18555-4400 E-Mail: [email protected] Einheitliche Behördennummer: 115 * Zugang zum 115-Gebärdentelefon: [email protected] Artikelnummer: 3BR109 Stand: Februar 2016, 1. Auflage Gestaltung: neues handeln GmbH Bildnachweis Manuela Schwesig: Bundesregierung/Denzel Bildnachweis andere Bilder: Harry Weber Druck: Silber Druck oHG * Für allgemeine Fragen an alle Ämter und Behörden steht Ihnen auch die einheitliche Behördenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 8 und 18 Uhr zur Verfügung. Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen u. a. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.115.de.
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