Wir pflegen! - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und

Wir pflegen!
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Ausbildung in der Altenpflege –
Sicherer Job mit Sinn und Perspektive
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Inhalt
Grußwort
Maik und Henriette
Altenpflege­fachkräfte im Alltag
Ohne Theorie keine Praxis
Praktische Ausbildung
Arbeitsfelder in der Altenpflege
Fort- und Weiterbildungs­möglichkeiten
Studium in der Pflege
Berufliche Weiterbildung
Informations- und Beratungsangebot
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Nachwuchs gesucht!
Altenpflegerinnen und Altenpfleger werden auf dem Arbeitsmarkt dringend
gesucht. Bereits heute arbeiten über eine Million Beschäftigte in der Pflege – das
sind mehr Beschäftigte als in der deutschen Automobilindustrie, für die Deutschland
weltweit bekannt ist. Trotzdem besteht in der Pflegebranche ein Mangel an Altenpflegefachkräften.
Hintergrund hierfür ist, dass die Zahl der älteren Menschen aufgrund einer längeren
Lebenserwartung kontinuierlich steigt, während die Zahl der jungen Menschen,
die dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung stehen, gleichzeitig sinkt.
Für junge Menschen entstehen so in dem gesellschaftlich wichtigen Berufsfeld
der Altenpflege gute und sichere Beschäftigungsmöglichkeiten.
Impressum
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Grußwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich freue mich, dass Sie sich für
das Berufsfeld der Altenpflege
interessieren. Wie viele andere
Berufseinsteigerinnen und
Berufseinsteiger auch, stehen
Sie vermutlich vor vielen Fragen.
Schließlich geht es darum, einen
Beruf zu finden, der zu Ihnen passt
und der Ihnen auch längerfristig Freude macht. Henriette und Maik,
die in dieser Broschüre im Mittelpunkt stehen, sind schon einen Schritt
weiter. Sie haben sich für die Altenpflege entschieden und ermöglichen
mit einem hohen Maß an Fachkompetenz und viel persönlichem
pflegebedürftige Menschen durch eine professionelle Pflege dabei
unterstützen, ihr tägliches Leben zu bewältigen. Da es in Zukunft
immer mehr ältere Menschen geben wird, die in Krankenhäusern, zu
Hause oder in Pflegeeinrichtungen gepflegt werden müssen, werden
viele Pflegefachkräfte gebraucht. Außerdem überschneiden sich die
Aufgaben in allen Pflegebereichen immer mehr. Deshalb wollen
wir die Ausbildungen in der Altenpflege, der Krankenpflege und der
Kinderkrankenpflege in Zukunft weiterentwickeln und die drei Berufe
zu einem einheitlichen Pflegeberuf zusammenführen. Die Pflege
älterer Menschen wird auch im neuen Beruf ihre wichtige Bedeutung
behalten.
Nähere Informationen zur Altenpflegeausbildung und zur
Weiterentwicklung der Pflegeberufe finden Sie auf der Homepage
Engagement älteren Menschen, die auf die Pflege und Betreuung durch
Pflegefachkräfte angewiesen sind, ein selbstbestimmtes Leben. Diese
Broschüre gibt einen Einblick in den Alltag von Altenpflegerinnen und
Altenpflegern sowie Auszubildenden. Wie sieht der Tagesablauf aus?
Welche Voraussetzungen sollte man für eine Ausbildung mitbringen?
Welche beruflichen Perspektiven gibt es? All das und viele Fragen
darüber hinaus werden beantwortet; die praktischen Antworten sollen
die Berufswahl erleichtern.
www.altenpflegeausbildung.net. Zunächst wünsche ich Ihnen aber
viel Spaß beim Lesen dieser Broschüre.
Die Altenpflege ist ein wichtiger Gesundheitsfachberuf, der fachlich
anspruchsvoll ist, soziale Kompetenz voraussetzt und sichere
Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Vor allem ist die Altenpflege aber
ein wertvoller Beruf, weil Altenpflegerinnen und Altenpfleger ältere
Manuela Schwesig
Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend
Mit freundlichen Grüßen
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Maik
Henriette
Der Berliner Maik entschied sich
zunächst für eine Ausbildung
zum tiermedizinischen Fachangestellten. Während die Berufsaussichten dort weniger Erfolg
versprachen, fühlt er sich in seiner
Ausbildung zum Altenpfleger zum
ersten Mal am richtigen Platz. „Da
stimmt einfach alles“, strahlt der
24-Jährige. „Die Altenpflege ist ein
spannender und abwechslungsreicher Beruf, der ein hohes Maß an
Fachkompetenz voraussetzt. Jeder
Tag ist anders. Mir gefällt es, mich
immer wieder neu auf die Bewohnerinnen und Bewohner einzustellen.“ Eine der Bewohnerinnen
kennt Maik schon seit 20 Jahren,
als die Dame noch im Supermarkt
um die Ecke hinter der Kasse stand. Spätestens nach der ersten Ausbildungswoche waren er und seine Labradorhündin Kira auch den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern bekannt. „Der Beruf als Altenpfleger passt für mich perfekt“, stellt Maik zufrieden fest.
Maik Dorian Wozniak absolviert am Lazarus Haus in Berlin-Mitte eine
Ausbildung zum Altenpfleger. Er ist im ersten Lehrjahr.
Als sie ihre Ausbildung zur Altenpflegerin begann, trat Henriette in die
Fußstapfen ihrer Eltern und Großeltern. Sowohl die Mutter als auch
die Oma sind beide in Gesundheitsfachberufen tätig. Ein Praktikum
im „Boegehold“, dem stationären Hospiz im Lazarus Haus, gab Henriette den entscheidenden Anstoß. Der Umgang mit Menschen lag der
22-Jährigen auf Anhieb. Sich emotional abzugrenzen, musste sie jedoch erst lernen: „Wenn es etwas gab, das mir am Anfang schwergefallen ist, dann war es die Konfrontation mit dem Thema Leben und Tod“,
erinnert sie sich. Ihr Motto, nicht
alles zu nah an sich heranzulassen, half ihr, auch die schweren
Momente in ihrem Berufsalltag
anzunehmen. Dies ist auch ihr
Rat an alle, die einen Beruf in der
Altenpflege anstreben. Die Dankbarkeit der Bewohnerinnen und
Bewohner, das Gefühl, andere
glücklich zu machen, entschädigt
jedoch für vieles. „Für die Bewohnerinnen und Bewohner sind wir
wie eine Familie.“
Henriette Bär ist seit 2014 ausgebildete Altenpflegerin. Sie wurde
nach ihrer Ausbildung vom Lazarus
Haus übernommen.
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Altenpflege­
fachkräfte im Alltag
Wir haben Henriette und Maik in ihrem Alltag in einem Pflegeheim
begleitet und bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Vom Wecken
und Anziehen der Bewohnerinnen und Bewohner bis zur Schichtübergabe am Nachmittag. Auch wenn in der Altenpflege kein Tag wie der
andere ist, wollen wir euch einen Einblick in die Arbeit als Altenpflegefachkraft und in die Ausbildung geben.
Auf geht’s in das „Abenteuer“ Altenpflege!
6.30 Uhr
Start in den Tag
Pünktlich um 6.30 Uhr, wenn sich viele noch die
Augen reiben, startet Maik in den Frühdienst. Bei der
Übergabe erfährt er vom Nachtdienst, ob es besondere
Vorkommnisse gab. Das ist wichtig, damit er im weiteren Verlauf des Tages individuell auf die Bedürfnisse
der Bewohnerinnen und Bewohner eingehen kann.
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7.02 Uhr
Den Zucker im Blut messen
Die tägliche Blutzuckermessung steht für alle Diabetikerinnen und
Diabetiker auf dem Programm. Wie funktioniert’s? Das Blut für die
Messung wird entweder am Finger oder am Ohrläppchen abgenommen. Zuerst wird desinfiziert und danach mit einer ganz feinen Nadel in
die Haut gestochen. Der erste
Tropfen wird abgewischt. Erst mit
dem zweiten erfolgt die Messung.
Ist der Blutzucker zu hoch oder zu
niedrig, wird eine Ärztin oder ein
Arzt informiert. Zur Regulierung
bei niedrigem Blutdruck hilft im
ersten Moment auch mal ein Glas
Apfelsaft mit einer extra Portion
Traubenzucker.
Dauer und Struktur der Ausbildung
I Die Ausbildung ist bundesweit einheitlich durch das Altenpflegegesetz geregelt.
Die Mindestanforderungen an die Ausbildung und das Nähere über die staatliche Prüfung werden in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf
der Altenpflegerin und des Altenpflegers geregelt.
I Die Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre. In bestimmten Fällen kann
die Ausbildung auch verkürzt oder in Teilzeit auf bis zu fünf Jahre verlängert werden.
I Die Ausbildung besteht aus theoretischem und praktischem Unterricht
(2.100 Stunden) und einer praktischen Ausbildung (2.500 Stunden).
I Der Anteil der praktischen Ausbildung überwiegt. Dies soll gewährleisten, dass
die Auszubildenden auf ihren späteren Berufsalltag optimal vorbereitet werden.
I Der Unterricht wird in Altenpflegeschulen erteilt.
I Die praktische Ausbildung erfolgt in Pflegeheimen oder ambulanten Pflegediensten.
I Die Gesamtverantwortung für die Ausbildung trägt die Altenpflegeschule.
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7.30 Uhr
Zeit für
ein Frühstück
Wenn die Bewohnerinnen und Bewohner startklar für den Tag sind,
beginnt das Frühstück. Für die
Pflegekräfte sind die Mahlzeiten
eine gute Gelegenheit, um die Beziehung zu den Bewohnerinnen
und Bewohnern zu festigen. Dabei steht eine selbstbestimmte Nahrungsaufnahme im Vordergrund. Darauf legen alle Altenpflegerinnen
und Altenpfleger großen Wert.
8.14 Uhr
Baden – auch eine Frage der Technik
Baden ist mehr als Körperpflege und heißt auch Entspannung. Während
die Bewohnerinnen und Bewohner ihr Bad als Sinneserfahrung genießen, können sie im Lazarus Haus Musik hören. Der Lifter hilft den
Altenpflegefachkräften dabei, Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht
mehr mobil sind, ohne großen
Kraftaufwand ins Bad zu heben.
Wie es funktioniert, zeigt Praxisanleiterin Lydia Erhardt. Maik
lernt: „Vieles ist eher eine Frage der
richtigen Technik.“ Auch zierliche
Personen können damit schwere
Personen heben.
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Praxisbegleitung und -anleitung
Die Altenpflegeschule stellt durch Lehrkräfte für die Zeit der praktischen Ausbildung
die Praxisbegleitung der Schülerinnen und Schüler in den Pflegeeinrichtungen
sicher. Zudem gewährleistet die ausbildende Pflegeeinrichtung die Praxisanleitung
der Schülerinnen und Schüler durch eine geeignete Fachkraft auf der Grundlage
eines Ausbildungsplans. Durch eine enge Zusammenarbeit der Praxisbegleiterin
bzw. des Praxisbegleiters mit den Praxisanleitenden soll der Theorie-Praxis-Transfer
gefördert werden.
10.23 Uhr
Schritt für Schritt –
Sturzprophylaxe
11.36 Uhr
Die richtige Dosierung zählt –
Medikamentenverwaltung
Medikamente helfen, Krankheiten zu heilen oder zu lindern. Die Bewohnerinnen und Bewohner erhalten individuell Medikamente zu unterschiedlichen Tageszeiten. In der Pflegedokumentation sind sowohl
die von der Ärztin oder dem Arzt verordneten Medikamente notiert als
auch der Zeitpunkt der Einnahme
und die Dosierung. Die Altenpflegefachkräfte stellen die Medikamente für die Bewohnerinnen und
Bewohner bereit. Schließlich soll
jeder nur genau die Medikamente
bekommen, die für die Heilung
nötig sind.
„Am besten ist es, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner sich bewegen“, weiß Henriette. Jede Bewegung der Gelenke hilft, mobil zu
bleiben. Die Sturzprophylaxe sorgt
dafür, dass mögliche Risiken, unglücklich zu stürzen, rechtzeitig
erkannt und, soweit möglich, behoben werden. Schließlich kann
der Heilungsprozess von möglichen Verletzungen im Alter länger
dauern. Regelmäßiges Balanceund Krafttraining fördert einen
guten Stand. Zusätzlichen Halt geben Handläufe, etwa im Bad oder an langen Fluren. Mit Praxisanleiterin
Tanja Bruchmann und Henriette gewinnt Herr Dohrmann Schritt für
Schritt Sicherheit.
Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung
Wer eine Ausbildung in der Altenpflege beginnen möchte, sollte gesundheitlich
nicht ungeeignet sein und Folgendes mitbringen:
I einen Realschulabschluss oder
einen als gleichwertig anerkannten
Bildungsabschluss oder
I eine andere abgeschlossene zehnjährige Schulbildung, die den Hauptschulabschluss erweitert, oder
I einen Hauptschulabschluss sowie
einen Abschluss in einer anderweitigen
zweijährigen Berufsausbildung oder
I einen Hauptschulabschluss und
die Erlaubnis, als Krankenpflegehelferin
oder Krankenpflegehelfer zu arbeiten, oder
I einen Hauptschulabschluss und den
anerkannten Abschluss einer mindestens
einjährigen Ausbildung in der Krankenpflegehilfe bzw. Altenpflegehilfe oder
I eine andere abgeschlossene zehnjährige
allgemeine Schulbildung
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13.00 Uhr
Dienstbesprechung
Gibt es neue Bewohnerinnen und Bewohner? Welche Vorerkrankungen
bringen sie mit? Und woran kann es liegen, dass der Blutzucker bei einer
Bewohnerin höher als gewöhnlich war? In der Altenpflege arbeitet man
in multiprofessionellen Teams zusammen. Diese bestehen aus Altenpflegefachkräften, Ärztinnen und Ärzten sowie Kolleginnen und Kollegen aus der Physiotherapie, der Altenpflegehilfe und der Hauswirtschaft.
Der regelmäßige Austausch, zum Beispiel in Teambesprechungen, ist
wichtig, um eine gute Pflege für alte Menschen zu gewährleisten.
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13.52 Uhr
Wundversorgung
In der Dokumentation für Wundbehandlung erfasst Henriette den
Heilungsprozess der Wunde. Jede
noch so kleine Veränderung wird
festgehalten. Die examinierte Altenpflegerin erklärt der Bewohnerin Frau Döring die Vorgänge und
fragt sie nach ihrem Befinden.
Beim Anlegen des neuen Verbands achtet Henriette genau darauf, dass
er eine gute Blutzirkulation fördert und keine Falten wirft. Das könnte
Druckstellen begünstigen und wäre schlecht für den Heilungsprozess.
Ausbildungsvergütung
Auszubildende haben einen Anspruch auf eine angemessene Vergütung gegenüber
dem Träger der praktischen Ausbildung für die gesamte Dauer der Ausbildung.
Da es in der Altenpflege keinen allgemein verbindlichen Tarifvertrag gibt, variiert
die Vergütung zwischen den Bundesländern und den einzelnen Trägern der praktischen Ausbildung. Meist staffelt sie sich nach dem Ausbildungsjahr.
Erfolgt die Ausbildung in Einrichtungen des öffentlichen Dienstes oder in Einrichtungen, die sich an den dort geltenden Tarif (Tarifvertrag für Auszubildende des
öffentlichen Dienstes – Pflege) anlehnen, beträgt die Vergütung je nach Ausbildungsjahr zwischen ca. 975 und 1.138 Euro (Stand 2015). Im Vergleich zu Ausbildungsver­
gütungen in anderen Berufen ist diejenige in der Altenpflege hoch.
Bei den Wohlfahrtsverbänden gelten in der Regel eigene Vertragsrichtlinien.
Für Caritas oder Diakonie sind dies zum Beispiel die Arbeitsvertragsrichtlinien der
Kirchen (AVR). Private Träger haben entweder Haustarifverträge oder handeln ihre
Vergütung frei aus.
Die Träger der praktischen Ausbildung sind verpflichtet, die Vergütung für alle drei
Ausbildungsjahre im Ausbildungsvertrag anzugeben.
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14.07 Uhr
Blättern in Erinnerungen –
Biografiearbeit
Biografiearbeit ist ein wichtiger Teil der Altenpflege, erfährt man so
doch viel über das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner. Das hilft
den Altenpflegefachkräften, Vorlieben und Verhaltensmuster der alten
Menschen besser zu verstehen. Das gemeinsame Blättern im Fotoalbum
kann gerade bei dementen Patientinnen und Patienten helfen,
Erinnerungen wachzurufen und
noch vorhandene Fähigkeiten zu
reaktivieren. Bevor zum Beispiel
neue Bewohnerinnen und Bewohner einziehen, stehen in der Regel
mehrere Termine mit ihnen und
den Angehörigen an. Sie besichtigen das Zimmer und klären die
Altenpflegefachkräfte über Vorerkrankungen und Lebensgewohnheiten auf. Die Zeitspanne, bis die
Bewohnerinnen und Bewohner
sich eingelebt haben und sich in
der neuen Umgebung zurechtfinden, ist unterschiedlich.
Staatliche Abschlussprüfung
Die Ausbildung endet mit dem erfolgreichen Bestehen einer staatlichen Abschlussprüfung. Die staatliche Prüfung umfasst einen schriftlichen, mündlichen und einen
praktischen Teil.
Die Berufsbezeichnungen „Altenpflegerin“ oder „Altenpfleger“ dürfen nur Personen
führen, denen auf Antrag die Erlaubnis hierzu erteilt worden ist. Dies setzt unter
anderem voraus, dass die nach dem Altenpflegegesetz vorgeschriebene Ausbildung
abgeleistet und die staatliche Prüfung bestanden worden ist.
15.00 Uhr
Dienstende
Gegen 15.00 Uhr steht der Schichtwechsel an. Henriette prüft, ob sie alles
erledigt hat. Sie berichtet anschließend ihrer nachfolgenden
Kollegin vom Tag der Bewohnerinnen und Bewohner. Gab es besondere
Vorkommnisse? Was ist über
den Tag passiert? Dann wechselt
sie ihre Kleidung und freut sich
auf den Feierabend.
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Ohne Theorie
keine Praxis
Die Ausbildung in der Altenpflege soll die Kenntnisse und Fähigkeiten
vermitteln, die zur selbstständigen Pflege einschließlich der Beratung,
Begleitung und Betreuung alter Menschen erforderlich sind.
Dies umfasst insbesondere:
I die sach- und fachkundige Pflege, die den medizinisch- pflegerischen
Erkenntnissen entspricht,
I die Mitwirkung bei der Behandlung kranker alter Menschen,
einschließlich der Ausführung ärztlicher Verordnungen,
I die Erhaltung und Wiederherstellung individueller Fähigkeiten
im Rahmen geriatrischer und gerontopsychiatrischer Rehabilitationskonzepte,
I die Mitwirkung an qualitätssichernden Maßnahmen in der Pflege,
der Betreuung und der Behandlung,
I die Gesundheitsvorsorge einschließlich der Ernährungsberatung,
I die umfassende Begleitung Sterbender,
I die Anleitung, Beratung und Unterstützung von Pflegekräften,
die nicht Pflegefachkräfte sind,
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I die Betreuung und Beratung alter Menschen in ihren persönlichen
und sozialen Angelegenheiten,
I die Hilfe zur Erhaltung und Aktivierung der eigenständigen
Lebensführung und
I die Anregung und Begleitung von Familien- und Nachbarschaftshilfe
und die Beratung pflegender Angehöriger.
Theorie- und Praxisblöcke wechseln sich in der Ausbildung zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger ab. Der praxisorientierte Unterricht umfasst
2.100 Stunden, die praktische Ausbildung 2.500 Stunden.
Zwei Tage Theorie –
drei Tage Praxis
Am Lazarus Haus sind zwei Tage in der Woche für die Theorie und drei
für die Praxis reserviert. „Gerade die medizinisch-pflegerischen Ausbildungsinhalte kann ich im Pflegealltag eins zu eins umsetzen“, erzählt
Maik. Die enge Verzahnung von Schulinhalten und Praxis ist deshalb
fester Bestandteil der Ausbildung. Eine gute Klassengemeinschaft und
der Austausch über Erfahrungen im Job sind positiver Nebeneffekt.
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Praktische
Ausbildung
Während der praktischen Ausbildung lernst und arbeitest du in
den drei Jahren der Ausbildung überwiegend in der stationären oder
ambulanten Pflegeeinrichtung, mit der du den Ausbildungsvertrag
geschlossen hast. Teile der praktischen Ausbildung finden auch in
anderen Einrichtungen statt. Das stellt sicher, dass du immer in der
stationären und der ambulanten Pflege ausgebildet wirst. Du lernst
dadurch mehrere Praxisfelder kennen. So kannst du später einfacher
entscheiden, wo du arbeiten möchtest. Du bist in den drei Jahren der
Ausbildung mehr in der Praxis als in der Schule tätig. Der hohe Praxisanteil soll gewährleisten, dass du dich in der Ausbildung optimal auf
den späteren Berufsalltag vorbereiten kannst.
Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter sind vor Ort deine Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner und bilden dich aus. Sie sind
Pflegefachkräfte mit einer speziellen Fortbildung.
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Arbeitsfelder in
der Altenpflege
Nach Abschluss der Ausbildung stehen dir als Altenpflegefachkraft
vielfältige Arbeitsfelder offen. Diese weisen zum Teil unterschiedliche
Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten auf.
Du kannst
zum Beispiel
I in einem Pflegeheim,
I in Tages- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen,
I im betreuten Wohnen,
I in der ambulanten Pflege oder
I in einem Hospiz arbeiten.
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Fort- und
Weiterbildungs­
möglichkeiten
Wenn du dich beruflich weiterentwickeln möchtest, stehen dir viele
Wege offen. Die Ausbildung zur Altenpflegerin oder zum Altenpfleger
ist keine Sackgasse. Das Berufsfeld entwickelt sich stetig weiter und
neue Chancen kommen hinzu. Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
eröffnen dir interessante berufliche Perspektiven.
Mit Berufserfahrung und entsprechender Fortbildung
kannst du zum Beispiel
I die Leitung eines Wohnbereiches übernehmen,
I als Pflegedienstleitung im ambulanten oder stationären Bereich tätig
werden,
I die Praxisanleitung für Altenpflegeschülerinnen und -schüler
übernehmen,
I als Leitung ein Pflegeheim führen,
I als Lehrkraft in einer Altenpflegeschule unterrichten oder
I als Expertin bzw. Experte für Wundversorgung, für die Begleitung und
Versorgung Sterbender (Palliative Care) oder
I für das Qualitätsmanagement arbeiten.
In welchem anderen Beruf hast du so viele Möglichkeiten?
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Studium in
der Pflege
Sofern der Wunsch besteht, eine akademische Ausbildung in der
Pflege zu absolvieren, bieten sich hierfür vielfältige Möglichkeiten.
Voraussetzung für die Aufnahme eines Studiums ist die Hochschulzugangsberechtigung. Wurde die (Fach-)Hochschulreife nicht
über einen entsprechenden Schulabschluss erworben, so kann an
einigen Altenpflegeschulen mit dem Berufsabschluss in der Altenpflege auch die Fachhochschulreife erlangt werden.
Derzeit werden an verschiedenen Fachhochschulen und Universitäten
über 50 Pflegestudiengänge angeboten. Diese konzentrieren sich im
Wesentlichen auf die Bereiche Leitung und Management sowie auf
lehrende Tätigkeiten in der Aus- und Fortbildung. Detailinformationen
bietet die Bundesagentur für Arbeit auf www.studienwahl.de. Neben
dem Vollzeitstudium gibt es auch Angebote für ein Teilzeitstudium.
In vielen Bundesländern genügt eine qualifizierte Berufsausbildung,
zum Beispiel in der Altenpflege, zusammen mit einigen Jahren
Berufserfahrung, um ein Studium aufnehmen zu können. Die Prüfung,
Wer bereits über eine (Fach-)Hochschulzugangsberechtigung verfügt,
kann die Altenpflegeausbildung direkt mit einem Studium verknüpfen.
Studium und Unterricht finden an der Fachhochschule statt – teilweise
in Kooperation mit Altenpflegeschulen –, die praktische Ausbildung in
ob die berufliche Qualifikation als Voraussetzung für das angestrebte
Studium anerkannt wird, obliegt der jeweiligen Hochschule, die diesen
Studiengang anbietet.
stationären und ambulanten Altenpflegeeinrichtungen. Am Ende
dieses Ausbildungsganges stehen sowohl ein Bachelor als Abschluss des
Studiums als auch ein Berufsabschluss in der Altenpflege.
Informationen findest du auf www.hochschulkompass.de.
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Berufliche
Weiterbildung
Viele Menschen entdecken auch erst später das besondere Interesse an
dem Beruf der Altenpflegerin bzw. des Altenpflegers. Eine berufliche
Weiterbildung (sog. Umschulung) kann dann neue berufliche Perspektiven eröffnen. Insbesondere Frauen möchten sich zum Beispiel nach
der Familienphase beruflich neu orientieren und suchen daher nach
einem neuen Beschäftigungsfeld. Aber auch Gründe wie zum Beispiel
Arbeitslosigkeit, fehlende anderweitige berufliche Perspektiven oder
persönliche Motive können ausschlaggebend für eine derartige Entscheidung sein.
Liegen die Fördervoraussetzungen für eine berufliche Weiterbildung
vor, können die Agenturen für Arbeit Bildungsgutscheine für den zuvor
individuell festgestellten Bildungsbedarf aushändigen. Der Bildungsgutschein, der das Bildungsziel „Altenpflegerin bzw. Altenpfleger“ ausweist, berechtigt die Inhaberin bzw. den Inhaber zur Teilnahme an einer
entsprechenden beruflichen Weiterbildung. Die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer durchlaufen dann eine reguläre Altenpflegeausbildung.
Auf Antrag ist bei entsprechenden Vorkenntnissen eine Verkürzung der
beruflichen Weiterbildung möglich.
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Informations- und
Beratungsangebot
Möchtest du mehr über die Altenpflege und die Ausbildung wissen?
Dann besuche die Website www.altenpflegeausbildung.net oder wende
dich an das „Beratungsteam Altenpflegeausbildung“ des Bundesamtes
für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA).
Rund 25 Beraterinnen und Berater stehen in allen Regionen
Deutschlands für eine kompetente Beratung zur Verfügung und
nehmen an Messen und Informationsveranstaltungen teil. Sie beraten
und informieren
I alle an der Altenpflegeausbildung Interessierten,
I Pflegeeinrichtungen und
I Altenpflegeschulen
zu allen Fragen der Ausbildung.
Darüber hinaus organisiert das Beratungsteam Ausbildungsverbünde
und Netzwerke. Die Kontaktdaten der Beraterinnen und Berater in
deinem Bundesland findest du auf www.altenpflegeausbildung.net.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zur Altenpflegeausbildung und zum Beruf
bietet die Broschüre „Altenpflegeausbildung“ des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Du kannst sie per E-Mail
bestellen unter [email protected] oder im Internet
unter www.bmfsfj.de abrufen.
Wenn du mehr über die geplante Reform der Pflegeausbildungen
erfahren möchtest, dann informiere dich auf
www.altenpflegeausbildung.net.
Impressum
Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung;
sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt.
Herausgeber:
Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend
Referat Öffentlichkeitsarbeit
11018 Berlin
www.bmfsfj.de
Bezugsstelle:
Publikationsversand der Bundesregierung
Postfach 48 10 09
18132 Rostock
Tel.: 030 182722721
Fax: 030 18102722721
Gebärdentelefon: [email protected]
E-Mail: [email protected]
www.bmfsfj.de
Für weitere Fragen nutzen Sie unser
Servicetelefon: 030 20179130
montags– donnerstags 9 – 18 Uhr
Fax: 030 18555-4400
E-Mail: [email protected]
Einheitliche Behördennummer: 115 *
Zugang zum 115-Gebärdentelefon: [email protected]
Artikelnummer: 3BR109
Stand: Februar 2016, 1. Auflage
Gestaltung: neues handeln GmbH
Bildnachweis Manuela Schwesig: Bundesregierung/Denzel
Bildnachweis andere Bilder: Harry Weber
Druck: Silber Druck oHG
* Für allgemeine Fragen an alle Ämter und Behörden steht Ihnen auch die einheitliche
Behördenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 8 und 18 Uhr zur Verfügung.
Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin, Hamburg,
Hessen, Nordrhein-Westfalen u. a. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.115.de.