26 REGION Strengelbach Der Abfall wird weniger teuer Die Betriebsabrechnung der Abfallbewirtschaftung für das Jahr 2014 zeigt, dass für die Kehrichtabfuhr inklusive Sperrgut (Bereich «Sack und Container») mit einem Gewinn von 64 888 Franken (Vorjahr 57 823 Franken) abgeschlossen wird. Die Kostenstelle «Grünabfuhr und Häckseldienst» weist hingegen einen Verlust von rund 8000 Franken aus. Die Grundgebühr schliesst mit einem Ertragsüberschuss von 4369 Franken ab. Die Eigenwirtschaftsbetriebe haben den Zweck, kostendeckend zu sein. Nachdem der Bereich «Sack und Container» in der Vergangenheit jeweils einen Gewinn ausgewiesen hat, werden die Tarife in diesem Bereich per 1. Januar 2016 um 10 Prozent gesenkt. Kehrichtsäcke sowie Containerplomben werden günstiger. Die genauen Preise gibt der Gemeinderat im Herbst 2015 bekannt. Mit seinem Entscheid trägt der Gemeinderat der vergangenen Entwicklung Rechnung. Er sei überzeugt, auch künftig ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. (SIS) GRATULATIONEN Alice Demarmels, Zofingen, konnte im Kreise ihrer Familie im Seniorenzentrum Tanner in Zofingen ihren 95. Geburtstag feiern. Die Jubilarin kann sich noch recht guter körperlicher Gesundheit erfreuen. Einzig das Gehör bereitet ihr allmählich etwas Sorgen. «Auch das Gedächtnis funktioniert noch ausgezeichnet», meint sie. An ihrem Ehrentag machten ihr Stadträtin Rahela Syed und Gisela Henzmann, Leiterin des Seniorenzentrums, die Aufwartung und überbrachten ihr die Glückwünsche des Stadtrates, einen Blumenstrauss und einige Flaschen Traubensaft. Aufgewachsen war Alice Demarmels, geborene Straumann, in Obergösgen. Es waren ihrer sieben Kinder, drei Buben und vier Mädchen. In Obergösgen besuchte sie die Primarschule, in Schönenwerd die Bezirksschule. Nach der Schulzeit absolvierte sie eine Lehre als Wäscheschneiderin. Dann zog es sie an den Bodensee, wo sie auf ihrem Beruf arbeitete. Während Jahrzehnten war sie in der Kleiderfabrik Kneubühler als Filialleiterin in Wauwil, Gränichen und in Zofingen tätig. 1944 heiratete sie Thomas Demarmels, der bereits in den 90er-Jahren verstarb. Das Ehepaar zog einen Sohn gross. Von Gränichen kommend zog die Familie Demarmels 1962 nach Zofingen ins Talpi. Alice Demarmels lebt seit fünf Jahren im «Tanner», wo es ihr ausgezeichnet gefalle, wie sie sagte. Ihre Hobbys waren Lotto spielen und Turnen. Sie liest viel und löst fleissig Kreuzworträtsel. Grosse Freude bereiten der Jubilarin zwei erwachsene Grosskinder und ein Urgrosskind. (HST) ZOFINGER TAGBLATT DONNERSTAG, 25. JUNI 2015 «Die Schule werde ich vermissen, das Amt nicht» Zofingen Nach fast 20 Jahren als Kanti-Rektor geht Stefan Prochaska in den Ruhestand VON RONNIE ZUMBÜHL «Kennen Sie die Sauschwänzlebahn im Schwarzwald? Die Entwicklung der Schule gleicht deren Streckenführung – mit vielen Windungen und Kehrtunneln», sagt Stefan Prochaska, abtretender Rektor der Kanti Zofingen. Es habe immer wieder Änderungen, Anpassungen des Lehrplans oder eine Optimierung der Schule gegeben. «Als Rektor braucht man eine gewisse Gelassenheit, weil Sachen kommen, die man durchstehen muss», sagt er mit ruhiger, deutlicher Stimme. Stefan Prochaska mag die Schule, vor allem das Unterrichten. Ab 1996 war er Rektor und unterrichtete nebenbei Biologie – ihm gefiel die Kombination. 2005 entschied sich das Departement für Bildung, Kultur und Sport jedoch das Amt des Rektors vollzeitlich zu besetzen. Somit war Stefan Prochaska nur noch in der Schulleitung, nicht mehr in der Lehrerschaft. Der 64-jährige Biologe und Pädagoge fand dies bedauernswert, «denn damit verlor der Rektor einen Bezug zu den Schülern. Früher konnte die Lehrerkonferenz Entscheidungen treffen, die für die Zukunft der Schule von Bedeutung waren.» Das gebe es heute nicht mehr. Ob er als Rektor selbst etwas bereue, verneint der in Kölliken Wohnhafte grundsätzlich, «aber klar, bei Änderungen wie beispielsweise der Einführung des selbst organisierten Lernens (SOL) kann nicht alles von Beginn an optimal laufen. Im Nachhinein würde ich schon einige Sachen anders machen.» Geringer Freiraum für Visionen Das SOL führte Prochaska zusammen mit Jürg Gabathuler (Vizerektor) und Dr. Dominique Metzler (Prorektor) 2009 ein. Sie arbeiteten das Konzept aus, bei dem die Schüler einen Nachmittag pro Woche für sich selbst an Aufträgen arbeiten. Dies aufgrund von Rückmeldungen von Universitäten, dass die Studenten Probleme mit der Selbstständigkeit haben. «Das war ein kleiner Spielraum, der Platz für Visionen war hingegen klein, denn die Schule hat einen vorgegebenen Rahmen wie Maturitätsvorschriften, einen kantonalen Lehrplan oder kantonale Vorgaben für die Administration.» Das oberste Credo für ihn sei die Autonomie der Lehrer gewesen. «Hätte ich selber ein privates Gymnasium führen können, bedeutete Vision etwas ganz anderes. Das Wesentlichste für mich wäre, die Schüler am Gymnasium zu haben, die effektiv studieren möchten.» Ein Modell wie in Deutschland, wo rund die Hälfte der Schüler das Gymnasium besuche, sei für alle nicht gut. Mit 1½ Beinen im Ruhestand Solche Fragen haben nun einen geringeren Stellenwert für Prochaska, denn «ich bin bereits mit eineinhalb Beinen im Ruhestand». Er ist an der Planung fürs neue Schuljahr nicht mehr invol- Stefan Prochaska sagt «tschüss» – er tritt als Rektor der Kanti Zofingen zurück. viert, dafür ist der designierte Rektor, an wenigen Orten so gut ausgebildete, sein Nachfolger, Patrick Strössler, zu- interessante Leute wie in einer Schule – ständig. In den 20 Jahren ist die Schüler- ich werde diese sozialen Kontakte sizahl von 176 auf 380 gestiegen, Kapazi- cherlich vermissen.» tät hätte sie für rund 500. Deshalb stand die Kanti Zofingen jüngst in der Kritik. Skepsis als Treibfeder Aufgewachsen ist Prochaska in seiner Für Prochaska war die Schule jedoch einfach zu gross geplant. «Zudem kon- Heimatgemeinde in Täuffelen am Bielerkurrenzieren wir mit Schulen im Aar- see. Nach seiner Matura an einem Gymgau, die dreimal so gross sind wie wir nasium in Biel befand er sich an der Wegscheidung und mehr anbiezwischen Biologie ten können.» Er «Mir werden der Kontakt zu und Architektur. ist sichtlich froh, den Jugendlichen und die Er entschied sich kann er den ganzen Rummel um Gespräche mit den Lehrper- für Ersteres – «man sagte mir, sich mit dem Amt sonen fehlen – ich werde mit Architektur ablegen. «Ich wer- diese sozialen Kontakte lasse sich kein de meinen Ruhe- sicherlich vermissen.» Geld verdienen», stand geniessen. Stefan Prochaska abtretender Rektor der sagt Prochaska Die Schule werde Kanti Zofingen und schmunzelt. ich zwar vermisZudem haben ihn sen, aber das Amt nicht. Zudem werden mir der Kontakt grundsätzliche Lebensfragen intereszu den Jugendlichen und die Gespräche siert. «Mein Vater war Pfarrer – und ich mit den Lehrpersonen fehlen. Man hat skeptisch. Ich dachte, man müsse auch RZU mal von einer anderen Seite beleuchten, warum Leben da ist.» Seine Dissertation schrieb er am Tierspital Bern über die Tollwutforschung. Privat gründete er mittlerweile eine Familie. Aus finanziellen, pragmatischen Gründen blieb er nicht weiter in der Forschung und absolvierte das höhere Lehramt für Gymnasiallehrer. Anschliessend kam ihm die ausgeschriebene Stelle der Abteilung Mittelschule des Kantons Aargau gelegen. Er bewarb sich erfolgreich und hatte ab sofort die Stelle als Adjunkt, eines Beamten, inne. Dort überblickte er die verschiedenen Mittelschulen: die Alte und Neue Kanti Aarau, Baden, Wettingen, Wohlen und Zofingen. «Nach sieben Jahren als Adjunkt wollte ich wieder unterrichten, und das an einer neuen Kanti», so Prochaska. Deshalb begann er 1986 als Biologielehrer in Zofingen – und blieb bis heute. Nun wird sich der leidenschaftliche Wanderer vor allem den reellen Kehrtunneln annehmen. Wofür muss ein Kanti-Rektor am geeignetsten sein? Zofingen Grossrätin Sabina Freiermuth-Salz ist von den Antworten der Regierung zum Wahlprozedere für Kantonsschul-Rektoren nicht «begeistert». Eine Motion ist eingereicht. Im Januar dieses Jahres hatte die zuständige Chefbeamtin des Departments Bildung, Kultur, und Sport (BKS) für die Kantonsschule Zofingen einen neuen Rektor bestimmt. Die Kritik prominenter Grossratsmitglieder, unter ihnen die Zofinger FDP-Bildungspolitikerin Sabina Freiermuth-Salz: «Die Wahl fiel auf einen in Schulfragen in jeder Hinsicht unerfahrenen Quereinsteiger, obwohl es einen internen, sehr qualifizierten Bewerber gab, der sich sowohl um die Kantonsschule Zofingen wie auch um die Gymnasien des Kantons Aargau langjährig verdient gemacht hat.» Freiermuths Fragen an die Regierung dürften bereits einiges bewirkt haben. Für die ebenfalls vakanten Rektor-Posten an den Kantonsschulen Baden und Wettingen wurden Leute gewählt oder bestimmt, die den «Geruch» der Aargauer Mittelschullandschaft aus der Praxis kennen. Wer hat bei so wichtigen Wahlen das Sagen? Interpellantin Freiermuth ist von der Antwort der Regierung enttäuscht: Das Department betrachte die «Das Anstellungsverfahren für Führungspersonen an Kantonsschulen braucht eine Überarbeitung». Sabina Freiermuth-Salz FDP-Grossrätin und -Bildungsexpertin Anstellung eines Kantonsschul-Rektors gleichrangig einer Kaderanstellung in einem Departement. Dies sei ein grundsätzlicher Fehler: «Schulen sind keine Verwaltungseinheiten, sie sind Bildungsstätten für junge Leute, die völlig anders geführt werden müssen wie eine Verwaltungsabteilung.» Der Regierungsrat bestätige in seiner Antwort, dass es heute keine konkreten Regeln zum Anstellungsverfahren gibt. «Hier muss Transparenz geschaffen werden; mit verbindlichen und nachvollziehbaren Vorgaben.» Die Schulen würden zwar konsultiert, «zumindest im Fall Zofingen hatten die Ergebnisse der Befragung wenig bis gar keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf des Verfahrens; eine reine Alibiübung». Zur Aussage «Es wurde die geeignetste Person gewählt»: Für Freiermuth stellt sich nach wie vor die Frage: «Wofür am geeignetsten? Für die Schule? Für die fügsame Zusammenarbeit mit dem Departement? Oder für wen?» Der Regierungsrat sehe offensichtlich auch keinen Zusammenhang zwischen einer Rektorenanstellung und des Schulstandorts. Sollen Rektoren lediglich administrativ führen und dabei Fragen der Ausrichtung und Strategie dem BKS überlassen? Fazit: Das Anstellungsverfahren für die Führungspersonen an den Kantonsschulen explizit benötigt eine Überarbeitung, wozu die FDP unter Federführung von Sabina Freiermuth bereits eine Motion eingereicht hat. (BKR)
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