Stefan Prochaska geht in den Ruhestand

26 REGION
Strengelbach
Der Abfall wird
weniger teuer
Die Betriebsabrechnung der Abfallbewirtschaftung für das Jahr 2014 zeigt,
dass für die Kehrichtabfuhr inklusive
Sperrgut (Bereich «Sack und Container») mit einem Gewinn von 64 888
Franken (Vorjahr 57 823 Franken) abgeschlossen wird. Die Kostenstelle «Grünabfuhr und Häckseldienst» weist hingegen einen Verlust von rund 8000 Franken aus. Die Grundgebühr schliesst mit
einem Ertragsüberschuss von 4369
Franken ab.
Die Eigenwirtschaftsbetriebe haben
den Zweck, kostendeckend zu sein.
Nachdem der Bereich «Sack und Container» in der Vergangenheit jeweils einen Gewinn ausgewiesen hat, werden
die Tarife in diesem Bereich per 1. Januar 2016 um 10 Prozent gesenkt. Kehrichtsäcke sowie Containerplomben
werden günstiger. Die genauen Preise
gibt der Gemeinderat im Herbst 2015
bekannt. Mit seinem Entscheid trägt
der Gemeinderat der vergangenen Entwicklung Rechnung. Er sei überzeugt,
auch künftig ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. (SIS)
GRATULATIONEN
Alice Demarmels, Zofingen, konnte im Kreise ihrer Familie im Seniorenzentrum Tanner in Zofingen ihren 95.
Geburtstag feiern. Die Jubilarin kann
sich noch recht guter körperlicher Gesundheit erfreuen. Einzig das
Gehör bereitet ihr
allmählich etwas
Sorgen. «Auch
das Gedächtnis
funktioniert noch
ausgezeichnet»,
meint sie. An ihrem Ehrentag machten ihr Stadträtin
Rahela Syed und Gisela Henzmann,
Leiterin des Seniorenzentrums, die
Aufwartung und überbrachten ihr die
Glückwünsche des Stadtrates, einen
Blumenstrauss und einige Flaschen
Traubensaft.
Aufgewachsen war Alice Demarmels,
geborene Straumann, in Obergösgen.
Es waren ihrer sieben Kinder, drei Buben und vier Mädchen. In Obergösgen besuchte sie die Primarschule, in
Schönenwerd die Bezirksschule. Nach
der Schulzeit absolvierte sie eine Lehre als Wäscheschneiderin. Dann zog
es sie an den Bodensee, wo sie auf ihrem Beruf arbeitete. Während Jahrzehnten war sie in der Kleiderfabrik
Kneubühler als Filialleiterin in Wauwil,
Gränichen und in Zofingen tätig.
1944 heiratete sie Thomas Demarmels, der bereits in den 90er-Jahren
verstarb. Das Ehepaar zog einen Sohn
gross. Von Gränichen kommend zog
die Familie Demarmels 1962 nach Zofingen ins Talpi. Alice Demarmels lebt
seit fünf Jahren im «Tanner», wo es ihr
ausgezeichnet gefalle, wie sie sagte.
Ihre Hobbys waren Lotto spielen und
Turnen. Sie liest viel und löst fleissig
Kreuzworträtsel. Grosse Freude bereiten der Jubilarin zwei erwachsene
Grosskinder und ein Urgrosskind. (HST)
ZOFINGER TAGBLATT
DONNERSTAG, 25. JUNI 2015
«Die Schule werde ich
vermissen, das Amt nicht»
Zofingen Nach fast 20 Jahren als Kanti-Rektor geht Stefan Prochaska in den Ruhestand
VON RONNIE ZUMBÜHL
«Kennen Sie die Sauschwänzlebahn im
Schwarzwald? Die Entwicklung der
Schule gleicht deren Streckenführung –
mit vielen Windungen und Kehrtunneln», sagt Stefan Prochaska, abtretender Rektor der Kanti Zofingen. Es habe
immer wieder Änderungen, Anpassungen des Lehrplans oder eine Optimierung der Schule gegeben. «Als Rektor
braucht man eine gewisse Gelassenheit,
weil Sachen kommen, die man durchstehen muss», sagt er mit ruhiger, deutlicher Stimme. Stefan Prochaska mag
die Schule, vor allem das Unterrichten.
Ab 1996 war er Rektor und unterrichtete nebenbei Biologie – ihm gefiel die
Kombination. 2005 entschied sich das
Departement für Bildung, Kultur und
Sport jedoch das Amt des Rektors vollzeitlich zu besetzen.
Somit war Stefan Prochaska nur noch
in der Schulleitung, nicht mehr in der
Lehrerschaft. Der 64-jährige Biologe
und Pädagoge fand dies bedauernswert,
«denn damit verlor der Rektor einen Bezug zu den Schülern. Früher konnte die
Lehrerkonferenz Entscheidungen treffen, die für die Zukunft der Schule von
Bedeutung waren.» Das gebe es heute
nicht mehr. Ob er als Rektor selbst etwas bereue, verneint der in Kölliken
Wohnhafte grundsätzlich, «aber klar,
bei Änderungen wie beispielsweise der
Einführung des selbst organisierten Lernens (SOL) kann nicht alles von Beginn
an optimal laufen. Im Nachhinein würde ich schon einige Sachen anders machen.»
Geringer Freiraum für Visionen
Das SOL führte Prochaska zusammen
mit Jürg Gabathuler (Vizerektor) und Dr.
Dominique Metzler (Prorektor) 2009
ein. Sie arbeiteten das Konzept aus, bei
dem die Schüler einen Nachmittag pro
Woche für sich selbst an Aufträgen arbeiten. Dies aufgrund von Rückmeldungen von Universitäten, dass die Studenten Probleme mit der Selbstständigkeit
haben. «Das war ein kleiner Spielraum,
der Platz für Visionen war hingegen
klein, denn die Schule hat einen vorgegebenen Rahmen wie Maturitätsvorschriften, einen kantonalen Lehrplan
oder kantonale Vorgaben für die Administration.» Das oberste Credo für ihn
sei die Autonomie der Lehrer gewesen.
«Hätte ich selber ein privates Gymnasium führen können, bedeutete Vision etwas ganz anderes. Das Wesentlichste für
mich wäre, die Schüler am Gymnasium
zu haben, die effektiv studieren möchten.» Ein Modell wie in Deutschland, wo
rund die Hälfte der Schüler das Gymnasium besuche, sei für alle nicht gut.
Mit 1½ Beinen im Ruhestand
Solche Fragen haben nun einen geringeren Stellenwert für Prochaska, denn
«ich bin bereits mit eineinhalb Beinen
im Ruhestand». Er ist an der Planung
fürs neue Schuljahr nicht mehr invol-
Stefan Prochaska sagt «tschüss» – er tritt als Rektor der Kanti Zofingen zurück.
viert, dafür ist der designierte Rektor, an wenigen Orten so gut ausgebildete,
sein Nachfolger, Patrick Strössler, zu- interessante Leute wie in einer Schule –
ständig. In den 20 Jahren ist die Schüler- ich werde diese sozialen Kontakte sizahl von 176 auf 380 gestiegen, Kapazi- cherlich vermissen.»
tät hätte sie für rund 500. Deshalb stand
die Kanti Zofingen jüngst in der Kritik. Skepsis als Treibfeder
Aufgewachsen ist Prochaska in seiner
Für Prochaska war die Schule jedoch
einfach zu gross geplant. «Zudem kon- Heimatgemeinde in Täuffelen am Bielerkurrenzieren wir mit Schulen im Aar- see. Nach seiner Matura an einem Gymgau, die dreimal so gross sind wie wir nasium in Biel befand er sich an der
Wegscheidung
und mehr anbiezwischen Biologie
ten können.» Er «Mir werden der Kontakt zu
und Architektur.
ist sichtlich froh,
den Jugendlichen und die
Er entschied sich
kann er den ganzen Rummel um Gespräche mit den Lehrper- für Ersteres –
«man sagte mir,
sich mit dem Amt sonen fehlen – ich werde
mit
Architektur
ablegen. «Ich wer- diese sozialen Kontakte
lasse sich kein
de meinen Ruhe- sicherlich vermissen.»
Geld verdienen»,
stand geniessen.
Stefan Prochaska abtretender Rektor der
sagt
Prochaska
Die Schule werde Kanti Zofingen
und schmunzelt.
ich zwar vermisZudem haben ihn
sen, aber das Amt
nicht. Zudem werden mir der Kontakt grundsätzliche Lebensfragen intereszu den Jugendlichen und die Gespräche siert. «Mein Vater war Pfarrer – und ich
mit den Lehrpersonen fehlen. Man hat skeptisch. Ich dachte, man müsse auch
RZU
mal von einer anderen Seite beleuchten, warum Leben da ist.» Seine Dissertation schrieb er am Tierspital Bern
über die Tollwutforschung. Privat gründete er mittlerweile eine Familie. Aus finanziellen, pragmatischen Gründen
blieb er nicht weiter in der Forschung
und absolvierte das höhere Lehramt für
Gymnasiallehrer.
Anschliessend kam ihm die ausgeschriebene Stelle der Abteilung Mittelschule des Kantons Aargau gelegen. Er
bewarb sich erfolgreich und hatte ab sofort die Stelle als Adjunkt, eines Beamten, inne. Dort überblickte er die verschiedenen Mittelschulen: die Alte und
Neue Kanti Aarau, Baden, Wettingen,
Wohlen und Zofingen. «Nach sieben Jahren als Adjunkt wollte ich wieder unterrichten, und das an einer neuen Kanti»,
so Prochaska. Deshalb begann er 1986
als Biologielehrer in Zofingen – und
blieb bis heute. Nun wird sich der leidenschaftliche Wanderer vor allem den
reellen Kehrtunneln annehmen.
Wofür muss ein Kanti-Rektor am geeignetsten sein?
Zofingen Grossrätin Sabina
Freiermuth-Salz ist von den
Antworten der Regierung
zum Wahlprozedere für Kantonsschul-Rektoren nicht «begeistert». Eine Motion ist eingereicht.
Im Januar dieses Jahres hatte die zuständige Chefbeamtin des Departments
Bildung, Kultur, und Sport (BKS) für die
Kantonsschule Zofingen einen neuen
Rektor bestimmt. Die Kritik prominenter Grossratsmitglieder, unter ihnen die
Zofinger FDP-Bildungspolitikerin Sabina Freiermuth-Salz: «Die Wahl fiel auf
einen in Schulfragen in jeder Hinsicht
unerfahrenen Quereinsteiger, obwohl
es einen internen, sehr qualifizierten
Bewerber gab, der sich sowohl um die
Kantonsschule Zofingen wie auch um
die Gymnasien des Kantons Aargau
langjährig verdient gemacht hat.» Freiermuths Fragen an die Regierung dürften bereits einiges bewirkt haben. Für
die ebenfalls vakanten Rektor-Posten
an den Kantonsschulen Baden und
Wettingen wurden Leute gewählt oder
bestimmt, die den «Geruch» der Aargauer Mittelschullandschaft aus der
Praxis kennen.
Wer hat bei so wichtigen Wahlen das
Sagen? Interpellantin Freiermuth ist
von der Antwort der Regierung enttäuscht: Das Department betrachte die
«Das Anstellungsverfahren
für Führungspersonen an
Kantonsschulen braucht
eine Überarbeitung».
Sabina Freiermuth-Salz FDP-Grossrätin und
-Bildungsexpertin
Anstellung eines Kantonsschul-Rektors
gleichrangig einer Kaderanstellung in
einem Departement. Dies sei ein
grundsätzlicher Fehler: «Schulen sind
keine Verwaltungseinheiten, sie sind
Bildungsstätten für junge Leute, die
völlig anders geführt werden müssen
wie eine Verwaltungsabteilung.»
Der Regierungsrat bestätige in seiner
Antwort, dass es heute keine konkreten
Regeln zum Anstellungsverfahren gibt.
«Hier muss Transparenz geschaffen
werden; mit verbindlichen und nachvollziehbaren Vorgaben.» Die Schulen
würden zwar konsultiert, «zumindest
im Fall Zofingen hatten die Ergebnisse
der Befragung wenig bis gar keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf des Verfahrens; eine reine Alibiübung». Zur
Aussage «Es wurde die geeignetste Person gewählt»: Für Freiermuth stellt sich
nach wie vor die Frage: «Wofür am geeignetsten? Für die Schule? Für die fügsame Zusammenarbeit mit dem Departement? Oder für wen?»
Der Regierungsrat sehe offensichtlich
auch keinen Zusammenhang zwischen
einer Rektorenanstellung und des
Schulstandorts. Sollen Rektoren lediglich administrativ führen und dabei
Fragen der Ausrichtung und Strategie
dem BKS überlassen? Fazit: Das Anstellungsverfahren für die Führungspersonen an den Kantonsschulen explizit benötigt eine Überarbeitung, wozu die
FDP unter Federführung von Sabina
Freiermuth bereits eine Motion eingereicht hat. (BKR)