Beschreibung / Fotos

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Die Ermahnungen des Lichtes: Glasmalereizyklen der
Kathedralen von Chartres und von Bourges
Bourges
Chartres
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Termin:
29. Juni - 6. Juli 2016
Reiseleitung:
Dr. phil. Rudolf Velhagen, Kunsthistoriker
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Die im 12./13. Jh. erbauten Kathedralen von Chartres und von Bourges sind Inkunabeln der christlichen
Kunst. Architektur, Skulptur und Glasmalerei spiegeln die damalige theologische Debatte, in deren Zentrum
das Verhältnis zwischen Judentum und Christentum steht. Im Vorfeld des von Papst Innozenz III.
einberufenen Vierten Laterankonzils (1215) war dieses besonders angespannt. Die Reise widmet sich
schwerpunktmässig den heilsgeschichtlichen Glasmalereizyklen. Beide Kathedralen setzen bei gleichen
Themen (Gleichnisse Christi, Heiligenviten, Propheten- und Apostelzyklen) verschiedene theologische
Akzente, die auf eine unterschiedliche Auftraggebersituation zurückgehen.
Chartres gilt als «die Kathedrale» schlechthin. Nicht nur als vollständigstes Beispiel einer versunkenen
Gattung sakraler Grossbauten, in welchen sich vor Anbruch der Neuzeit noch einmal Architektur, Skulptur
und (Glas-)Malerei zu harmonischer Einheit zusammenfanden. Ohne Übertreibung darf gesagt werden, dass
die Kathedrale von Chartres, der sich die Reise ausführlich widmen wird, «ein Bau der Superlative» (Roland
Halfen) ist, der auf dem Gebiet der Architektur, der Skulptur und Glasmalerei Massstäbe setzte.
Die weniger bekannte Kathedrale von Bourges besticht ebenfalls durch ein Glasmalerei-Ensemble, das bis
heute die Forschung beschäftigt: Die theologischen Akzentsetzungen lassen Rückschluss auf einen
theologisch hochgebildeteten Auftraggeber schliessen, dem die heilsgeschichtliche Rolle von Juden und von
Christen ein besonderes Anliegen war. Eine von einem jüdischen Konvertiten namens Guillaume de Bourges
verfasste Streitschrift erhärtet diese Vermutung (Guillaume de Bourges: «Von den Kriegen des Herrn»).
Diese Schrift ist für das Verständnis der Glasmalereien von Bourges von grosser Bedeutung.
REISEPROGRAMM (Änderungen vorbehalten)
1. Tag (Mi):
Hinfahrt mit dem TGV von Zürich nach Dijon. In Dijon fahren wir mit dem Reisebus nach Vézelay, das
idyllisch am Nordrand des Morvan auf einem Hügel oberhalb der Cure liegt. Seine Basilika Sainte Madeleine
zählt zu den Meiserwerken der Romanik. Als Aufbewahrungsstätte der angeblichen Gebeine Maria
Magdalenas wurde sie eine der bedeutendsten Pilgerkirchen der Christenheit (heute zieht die
Magdalenenwallfahrt am 22. Juli Tausende Gläubige an). Hier rief 1146 Bernhard von Clairvaux zum
Zweiten Kreuzzug auf. Im 13. Jh. wurde die Echtheit der Reliquien in Frage gestellt. Vézelay verlor seine
Bedeutung und 1537 wurde die Abtei aufgelöst. Wir widmen uns dem Hauptportal im Narthex, das zu den
eigenwilligsten bildhauerischen Leistungen der Romanik gehört. Auch auf ikonographischer Ebene ist das
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Hauptportal mit der aussergewöhnlichen Darstellung des Pfingstgeschehens singulär: Von den
ausgebreiteten Armen Christi führen Lichtstrahlen zu den Häuptern der Apostel als Sinnbild für die
Ausgiessung des Heiligen Geistes. Das Pfingstereignis führte dazu, dass die Apostel befähigt waren, sich in
allen Sprachen der Welt zu artikulieren. In den radial darüber angeordneten Kassetten sind die Völker der
Erde dargestellt, im Architrav weitere Völker und Berufsgruppen. Die ikonographische Analyse des
Tympanons von Vézelay bildet die ikonographische Grundlage für das Verständnis des sogenannten
«Apokalypse-Fensters» der Kathedrale von Bourges. Weiterfahrt nach in Chartres, 7 Übernachtungen.
2. Tag (Do):
In Form eines ausgedehnten Altstadtrundgangs nähern wir uns topographisch der Kathedrale von Chartres.
Chartres ist eine denkmalgeschützte Stadt mit einer Fläche von 64 Hektaren. Sie dehnt sich von der
Kathedrale (Oberstadt) terrassenförmig bis zu den Ufern der Eure (Unterstadt) aus. Fachwerkhäuser, von
denen eines von der Treppe der Königin Bertha (16. Jh.) flankiert wird, sowie die gepflasterte Strasse der
«Ecuyers», der Schildknappen, versetzen uns ins Mittelalter. In der Rue Chantault finden wir das älteste
Haus von Chartres (12. Jh.). Rampen und Treppen, «Tertres» (Hügel) genannt, führen zur Unterstadt, deren
Strassennamen an mittelalterliche Berufe erinnern. Die Saint-Nicolas-Treppe zum Beispiel war der damals
von den Wasserträgern benutzte Durchgang. Ausgestattet mit krummen Brücken, Waschhäusern und
Wassermühlen führt ein Fußgängerweg entlang des Flusses Eure und bietet zahlreiche wunderschöne
Ausblicke auf die Oberstadt. Ebenfalls in der Nähe der Kathedrale, auf dem Platz der «Poissonnerie»
(Fischmarkt), befindet sich eines der schönsten Chartreser Häuser, das Haus des Lachses, auch Haus der
Truie-qui-file genannt, das Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut wurde und mit Holzskulpturen verziert ist.
Der Nachmittag ist dem berühmten Königsportal («Portail Royal») der Kathedrale von Chartres gewidmet.
Das Königsportal von Chartres gilt als vollendetestes Bildhauerwerk der Frühgotik in Frankreich. So haben
die Statuen der Königinnen nicht nur Kunsthistoriker, sondern auch Schriftsteller wie Rilke und Proust
fasziniert. Wir gehen der Frage nach, wieviel von der Lebenswirklichkeit des 12. Jahrhunderts in den nach
einem streng theologischen Programm geordneten Skulpturen des Königsportals auftaucht, deren
Mittelpunkt eine endzeitliche Theophanie (Gotteserscheinung) bildet.
3. Tag (Fr):
Der ganze Tag ist der Architekturgeschichte und der Glasmalerei der Kathedrale von Chartres gewidmet: Am
Morgen gehen wir der Geschichte des christlichen Kultortes bis zum Bau der hochgotischen Kathedrale
nach, dessen dreischiffiger Raum mit dreischiffigem Querhaus und doppeltem Chorumgang bis heute
beeindruckt. Besondere Beachtung gilt dabei dem Verhältnis zwischen Architektur, Kultraum und Bild. Dabei
versuchen wir, die Kathedrale von Chartres kunstgeschichtlich einzuordnen sowie ihre theologische
Bedeutung zu erfahren (Der Kirchenbau als Bild Marias). Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem
weltberühmten Chartreser Labyrinth: Das Anfang des 13. Jahrhunderts gefertigte Labyrinth aus schwarzen
und grauen Steinplatten ist im Fußboden der Kathedrale eingearbeitet. Es misst über 12 Meter im
Durchmesser und ist ein 261,50 m langer Weg, der sich durch 11 konzentrische Kreise und 34 Kehren zum
Zentrum windet. Die Anzahl der Steinplatten, die den Weg bilden, wird nach offizieller Darstellung der
örtlichen Bauhütte mit 273 angegeben. In der Mitte des Labyrinths befand sich, wie aus einer Beschreibung
von 1640 bekannt, eine Darstellung des Kampfes von Theseus mit Minotauros. Bis heute fasziniert das
Chartreser Labyrinth, das zu zahlreichen Interpretationen und Vermutungen Anlass gibt, aber im
Gesamtzusammenhang mit Architektur, Raum und Bild gesehen werden muss.
Der Nachmittag ist den einzigartigen Glasmalereien der Kathedrale. In einem ersten Schritt werden wir uns
unter Berücksichtigung der Frage nach der möglichen Auftraggeberschaft einen ikonographischen
Gesamtüberblick verschaffen und das heilsgeschichtliche Gesamtprogramm entschlüsseln. Im Anschluss
werden wir einzelne Fenster näher untersuchen, darunter die drei Lanzettfenster der Westfront, die noch aus
dem romanischen Vorgängerbau stammen. Die ikonographische Analyse einzelner Fenster schliesst die
Frage nach dem Verhältnis zwischen dem biblischen oder hagiographischen Text und der Bildauswahl mit
ein: Welche bildlichen Akzente setzen die Auftraggeber und welche theologischen Anliegen werden uns
vermittelt?
4. Tag (Sa):
Von dem alten Chartreser Kirchenkomplex sind die Kirchen um die Kathedrale sämtlich zerstört, in
schlechtem Erhaltungszustand finden wir noch Reste des 13. Jh. bei einzelnen städtischen Stifts- und
Pfarrkirchen wie St. Aignan. Von den alten Klöstern und Stiften der Stadt und ihrer Umgebung steht nur noch
die ehemalige Benediktinerabtei St. Père, die wir am Nachmittag besuchen werden. St. Père stand in enger
Beziehung zur Kathedrale, hatte sich nie autonom abgekapselt. In ihr war der berühmte Chartreser Bischof
Fulbert begraben; deshalb zog der gesamte Kathedralklerus am Tage seines Totengedächtnisses in die
Abtei zu einem gemeinsamen Gottesdienst.
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5. Tag (So):
Die ehemalige Zehntenscheune («Grange des dîmes») ist das Zentrums für Glasmalerei (Centre du Vitrail).
In dem wunderschönen gotischen Keller (12. Jh.) mit drei Schiffen werden Ausstellungen und Kurse
veranstaltet, im Obergeschoss informiert ein Rundgang über die Glasfenster der Kathedrale.
6. Tag (Mo):
Wir verbringen den Tag in Bourges, wo wir uns eingehend mit den Glasmalereizyklen der Kathedrale St.
Etienne beschäftigen. Hauptthema werden die 24 Fenster der Chorumgangsverglasung sein, deren
Ikonographie auf ungewohnte Weise auf die heilsgeschichtliche Rolle der Juden, der Christen und der
Kirche, der «Ecclesia», verweisen. Die «ikonographischen Freiheiten» des Auftraggebers lassen nicht nur
auf einen theologisch versierten, sondern ebenfalls äusserst eigenwilligen Auftraggeber schliessen. Fenster
wie das berühmte «Apokalypse-Fenster» sind bis heute nicht schlüssig gedeutet. Da sowohl Chartres als
auch Bourges identische Themen aufgreifen, aber unterschiedliche ikonographische Akzente setzen, lassen
sich dennoch Rückschlüsse auf die Auftraggeber-Situation und die theologischen Anliegen der Auftraggeber
schliessen.
7. Tag (Di):
Die Reise schliesst mit einem Tagesausflug zu einem weltlichen Monument: Das imposante Château de
Rambouillet steht im gleichnamigen Ort Rambouillet. Erbaut wurde es im Jahr 1368. Ludwig XVI. erwarb das
Schloss im Jahr 1783 als Privatresidenz. Für Marie-Antoinette liess der König 1783 eine Molkerei in Form
eines griechischen Tempels anlegen. Im Englischen Garten besichtigen wir einen zauberhaften
Muschelpavillon von 1775.
Das Schloss, das von einem wunderschönen Park umgeben ist, war von 1896 bis 2009 die Sommerresidenz
der französischen Präsidenten. Mit seinem Namen sind heute einige wichtige Konferenzen verbunden. Zum
Beispiel tagte hier 1975 der erste G6-Gipfel.
8. Tag (Mi):
Fahrt mit dem Bus nach Paris Gare de Lyon und Rückfahrt mit dem TGV nach Zürich.
Hinweis: Diese Reise wird von rhz reisen ag organisiert und durchgeführt.
Es besteht selbstverständlich keine Verpflichtung, sämtliche Programmteile mitzumachen.
Preise und Leistungen:
Kosten:
Fr. 2880.- pro Person im Doppelzimmer
Fr. 240.- Zuschlag Einzelzimmer
Fr. 95.- Jahresreiseversicherung (falls keine eigene vorhanden)
Leistungen:
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Bahnfahrt 1. Klasse Zürich-Dijon / Paris-Zürich (Basis SBB Halbtaxabo)
4*-Hotel Le Grand Monarque im Zentrum von Chartres
Eintritte, Bus- und Bahnfahrten gemäss Programm
7 Hauptmahlzeiten (Mittag- oder Abendessen)
Mindest-Teilnehmerzahl: 12, maximal 25 Personen
Rudolf Velhagen (geb. 1962 in Basel): Nach dem Studium der Kunstgeschichte und der italienischen
Philologie an der Universität Basel hat Rudolf Velhagen von 1990 bis 1995 am Kupferstichkabinett des
Kunstmuseums Basel gearbeitet. 1995 zog er nach Paris, wo er neben der Verfassung seiner Dissertation
zur hochgotischen Glasmalerei in Frankreich ebenfalls bei der Realisation von Ausstellungen im Centre
Georges Pompidou und im Musée du Louvre mitgearbeitet hat. Von 1998 bis 2000 war er zudem
Hochschullehrer an der Ecole du Louvre. Von 2000 bis 2005 war er als Leiter der Abteilung Visuelle Künste
für die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia tätig. Während dieser Zeit entwickelte er seine Liebe zu
Venedig. Von 2005 bis 2012 war er Direktor des Sammler- und Impressionisten-Museums Langmatt in
Baden. Seit Herbst 2012 ist er als Leiter der Historischen Sammlung des Museum Aargau auf Schloss
Lenzburg tätig. Daneben kuratiert er das Skulpturenmuseum Eduard Spörri und die Galerie im Gluri Suter
Huus in Wettingen.
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Anmeldung-------------------------
Reisetitel
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im Einzelzimmer
im Doppelzimmer
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1 Frau / Herr
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