Und ewig tropft das Öl

PROFI PRAKTISCH Hydraulikzylinder öffnen und abdichten
Und ewig tropft das Öl...
U
ndichtigkeiten an der Hydraulikanlage
sind wohl die häufigsten Defekte in der
Landtechnik. Vor allem die Hydraulikzylinder an Schleppern und Geräten sorgen hier
immer wieder für schmierige Überraschungen. Auf jedem landwirtschaftlichen Betrieb
ist gleich eine Vielzahl dieser Zylinder zu
finden. Obwohl sie unterschiedlich aussehen und vor allem unterschiedlich groß sind,
funktionieren sie alle nach dem gleichen
Prinzip und sind auch gleich aufgebaut.
Folglich wiederholen sich die typischen Defekte immer wieder, und die Ursachen dafür sind auch immer wieder dieselben. Also müssen auch die Reparaturen immer wieder nach dem gleichen Strickmuster ablaufen.
Deshalb lohnt es sich hier also umso mehr,
sich mit der Technik auseinander zu setzen.
Wer die Instandsetzung undichter Hydraulikzylinder einmal beherrscht, der wird in
Um einen undichten Hydraulikzylinder neu abzudichten,
braucht man keinen Meisterbrief. Der Aufbau und die
Funktionsweise der Zylinder sind immer gleich, gleiches gilt
auch für den Reparaturverlauf. Besonders interessant ist,
dass Sie die Teile für die Do-it-yourself-Instandsetzung oft
preiswert auf dem freien Markt kaufen können.
Der typische Dichtsatz für einen Hydraulikzylinder:
ein Abstreifer (links), zwei Nutringe und ein O-Ring.
Lassen Sie sich nicht verunsichern:
Eine Zylinderreparatur schaffen Sie locker allein.
Zukunft immer wieder viel Geld sparen können. Und was mittlerweile noch wichtiger
ist und den Betriebserfolg oft noch viel mehr
beeinflusst, ist die Verringerung der reparaturbedingten Ausfallzeiten durch die
rasche und fachgerechte Selbsthilfe.
Geld einsparen können Sie auch, wenn Sie
sich die Ersatzteile auf dem freien Markt besorgen anstatt aus der Ersatzteilliste des
Maschinenherstellers. Bei den meisten Zylinderreparaturen werden nur neue Dichtringe benötigt (die so genannten Nutringe)
und jeweils ein Abstreifer. Kaum ein Fahrzeug- oder Gerätehersteller fertigt diese präzisen Teile selbst – da können Sie sicher
sein! Auch diese Firmen bedienen sich auf
dem freien Markt.
Sie können Ihre Dichtringe, soweit es Standardgrößen sind, also ruhigen Gewissens
im technischen Handel vor Ort kaufen und
fast immer eine Menge Geld dabei sparen.
Nachdem der alte Abstreifring aus dem Sitz gehebelt wurde (links oben), wird der neue z.B. mit
einer Nuss eingeschlagen (links unten). Für den
besseren Halt kann ein Tropfen Schraubenkleber
dienlich sein (rechts oben). Die Dichtlippe wird mit
etwas Fett eingerieben (rechts unten).
Damit Sie die Dichtringe in der passenden
Größe erhalten, ist es immer schön, wenn
es Ihnen gelingt, das Altteil weitgehend unbeschädigt auszubauen. Oft sind hier die
Abmessungen aufgedruckt, das Ersatzteil
kann danach sehr einfach aus dem Lager
gesucht werden.
Wenn die unversehrte Demontage der alten Dichtringe nicht gelingt, wird eben gemessen. Was Sie dafür brauchen, ist lediglich ein Messschieber (= Schieblehre).
Beim Abstreifer, das ist der obere Ring, der
den auf der Kolbenstange haftenden
Schmutz während des Einfahrens abstreifen soll, wird die innere Weite einfach vom
Durchmesser der Kolbenstange vorgegeben.
Das Außenmaß dieses Rings ermitteln Sie,
indem Sie den Durchmesser des Ringsitzes
messen. Die Ringhöhe entspricht der Tiefe
dieses Sitzes.
Auch die Nutringe, die für die eigentliche
Abdichtung zuständig sind, findet man in
jedem Hydraulikzylinder. Aufgrund ihres
speziellen Querschnitts verformen sie sich
bei zunehmendem Druck immer weiter, erhöhen damit ihre Anpresskraft an das Zylinderrohr oder die Kolbenstange und dichten somit absolut zuverlässig ab – solange
sie nicht beschädigt sind!
Bei einfachwirkenden Hydraulikzylindern
befinden sich die Nutringe im oberen Ab schnitt des Zylinderrohrs. Um sie zu erreichen, muss auf jeden Fall die Kolbenstange ausgebaut werden. Die innen liegenden
Nutringe werden dann mit einem kleinen
Schraubenzieher aus ihrem Sitz gehebelt.
Beim späteren Wiedereinbau müssen Sie
darauf achten, dass die U-förmig ausgefräste
Seite dieses Rings zur Druckseite weist. Nur
so kann das Profil sich ausdehnen und die
Dichtwirkung entfalten.
Weil es häufig mühsam ist, die widerspenstigen Kunststoffringe in die vorgesehenen
Sitze zu zwängen, geben die Schrauberprofis folgenden Tipp: Kneten Sie die Ringe eine Weile in den Händen. Dabei werden die
so genannten Weichmacher verstärkt freigesetzt, und der Kunststoff wird geschmeidiger. Alternativ legen Sie den Ring eine
Weile in warmes Öl – auch das hilft.
Hat man es mit doppeltwirkenden Hydraulikzylindern zu tun, dann besitzt die Kolbenstange auf jeden Fall einen Kolben am
unteren Ende. An dessen Außenkante befinden sich eingefräste Nuten für die Aufnahme der Nutringe. Mit etwas Öl als Gleitmittel ist die Montage der neuen Ringe kein
Problem.
Wichtig ist nur, dass Sie die Ringe richtig
ausrichten. Auch hier gilt: Die U-förmige Nut
muss zur Druckseite weisen. Die Nut des
unteren Rings muss demnach nach unten
zum Zylinderboden zeigen. Der obere Ring
muss genau andersherum montiert werden.
Aufpassen müssen Sie schließlich beim
Wiederzusammenbau eines doppeltwir kenden Zylinders. Die Dichtlippe des unteren Nutrings kann an der scharfen Kante
des Zylinderrohrs sehr leicht beschädigt
werden. Geben Sie der Dichtlippe also Hilfestellung, indem Sie sie mit den Fingern
ein wenig zusammendrücken.
Damit der Nutring geschmeidiger
wird, sollten Sie ihn vor dem
Einsetzen in der Hand kneten.
Neben dem Abstreifer und den Nutringen,
die im Reparaturfall unbedingt gewechselt
werden müssen, finden Sie häufig noch einzelne O-Ringe vor. Oft dienen sie dazu, das
Zylinderrohr und den Kopf gegeneinander
abzudichten.
Die alten Nutringe hebeln Sie
mit einem Schraubendreher
aus ihrem Sitz.
Fotos: Tovornik
profi
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PROFI PRAKTISCH Zur Führung der Kolbenstange findet man
im oberen Teil des Zylinderrohrs oder des
Kopfes oft Führungsringe aus Kunststoff.
Bauen Sie diese Ringe nicht vorzeitig aus,
und zerstören Sie sie vor allem nicht. Dies
sind meist keine Standardartikel, die im
technischen Handel ohne weiteres erhältlich sind. Erst wenn Sie für einen ganz bestimmten Hydraulikzylinder einen kompletten Reparatursatz bestellen, können Sie
in der Regel davon ausgehen, dass diese
Ringe darin enthalten sind.
Demontieren Sie die Führungsringe also
erst dann, wenn Sie die neuen Ringe tatsächlich in der Hand halten. Andernfalls verzichten Sie auf deren Ersatz.
Bei doppeltwirkenden Zylindern befinden sich die
Dichtringe auf einem Kolben am Ende der Kolbenstange (links oben), in diesem Fall O-Ringe (rechts
oben).Vor dem Einbau werden sie gründlich eingeölt
(links unten). Das Zylinderrohr sollte auf Grate
untersucht werden (rechts unten).
Die verschiedenen Hydraulikzylinder öffnen
T
rotz der gleichen Arbeitsweise sind die
Zylinderrohre und hier vor allem die Verschlusssysteme sehr unterschiedlich konstruiert. Abhängig von den Herstellungskosten und manchmal auch vom Platzangebot
in der jeweiligen Einbausituation trifft man
hier auf die verschiedensten Systeme. Geschraubt werden muss fast immer.
Besonders einfach ist es, wenn am oberen
Ende des Zylinders normale Schraubenköpfe zu erkennen sind. Ganz klar – die
kreisförmig angeordneten Schrauben werden der Reihe nach entfernt. Danach kann
der Kopf mit den Dichtringen nach oben abgenommen werden. Und wenn das nicht
ganz so einfach geht, dann spätestens nach
einigen seitlichen Hammerschlägen.
Sehr einfach zu öffnen ist der geschraubte Zylinder.
Nur selten muss das Zylinderrohr aufgeflext werden.
ben. Und wer solche Schlüsselgrößen nicht
besitzt, der nimmt einfach die Rohrzange –
nicht schön, führt aber zum Erfolg.
Dieser Kopf wird mit einem Dorn losgeschlagen.
Hier muss die große Rohrzange ran.
Vor allem bei kleineren, älteren Hydraulikzylindern ist nicht selten der ganze Kopf als
Sechskant ausgebildet. Auch hier ist die Vorgehensweise wieder ganz klar: Ein großer
Maulschlüssel wird außen auf den Kopf gesetzt, um den kompletten Kopf abzuschrauprofi
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Manche Zylinder besitzen auf der Oberseite des Kopfes nur zwei kleine Bohrungen.
Für jeden, der dafür einen Spezialschlüssel
besitzt (der sieht so ähnlich aus wie ein
übergroßer Flexschlüssel), ist das Öffnen
kein Problem. Wenn Ihnen ein solcher Spezialschlüssel aber fehlt, nehmen Sie einen
Dorn und einen Hammer zur Hand, setzen
den Dorn in eine der Bohrungen und schlagen den Kopf damit vorsichtig los. Sollte sich
hier nichts bewegen lassen, dann ist damit
zu rechnen, dass der Kopf eingeklebt ist.
Jetzt hilft nichts, das obere Ende des Zylin-
Die automatische
derrohrs muss vorsichtig erwärmt werden.
Bedenken Sie: Es ist nicht viel Hitze notwendig, um die Bindefähigkeit des Klebers
zu zerstören. Und zu hohe Temperaturen
sind schädlich!
Andere Zylinder besitzen an der Oberkante des Zylinderrohrs zwei kleine, seitliche
Bohrungen. Hier müssen Sie zunächst überprüfen, ob die Bohrungen unten geschlossen sind, ob es also so genannte Sacklöcher
sind. Dann können Sie mit Dorn und Hammer natürlich genauso verfahren wie oben.
Ein Sicherungsdraht hielt diesen Kopf im Zylinderrohr.
Hier musste der Zylinderboden eingedrückt werden.
Können Sie dagegen eindeutig feststellen,
dass die Bohrung tiefer ist, dann müssen
Sie vorsichtig sein. Hier liegt höchstwahrscheinlich ein anderes Prinzip vor: Durch
die Bohrung im Zylinderrohr wurde ein Sicherungsdraht geschoben, der den Kopf und
das Rohr sicher zusammenhalten soll. Mit
einem dünnen Dorn müssen Sie also in ei-
nes dieser Löcher drücken, um den Draht
zur anderen Bohrung herauszuschieben.
Danach können Sie auch hier den Kopf entfernen.
Einige Zylinder werden auch von der Unterseite geöffnet. Auch hier gibt es wieder
Schraubsysteme, die mit den zuvor beschriebenen vergleichbar sind. Hier haben
Sie aber fast immer die Chance, eine stabile Eisenstange durch das Auge zu schieben,
um den Boden damit loszuschrauben.
Wenn der Zylinder einen flachen Boden ohne aufgeschweißtes Auge besitzt und sich
keine Möglichkeit zum Schrauben bietet,
dann wird der Boden möglicherweise nur
von einem etwas versteckt angebrachten Sicherungsring gehalten. Sie erreichen ihn,
indem Sie den Boden des entlasteten Zylinders nach innen drücken, also in das Zylinderrohr. Er muss nur um einige Millimeter verschoben werden, und schon können
Sie an den Ring aus Stahldraht gelangen.
Mit einem spitzen Schraubenzieher können
Sie den Ring dann aus seinem Sitz hebeln.
Am einfachsten aufgebaut und auch zu öffnen sind Plungerzylinder. Das sind einfachwirkende Hydraulikzylinder, bei denen
die dicke Kolbenstange keinen zusätzlichen
Kolben am unteren Ende besitzt. Man findet diesen Zylindertyp an sehr vielen
Schlepperhecks als äußere Hubzylinder
Das Interessante ist, dass solche Zylinder
keinen komplizierten Verschlussmechanismus besitzen. Die dicke Kolbenstange,
der Plunger, kann einfach nach oben aus
dem Zylinderrohr gezogen werden. Denn er
besitzt keinen verdickten Kolben an der
Unterseite, der das verhindern könnte.
Dietmar Renfert-Deitermann
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Beim Plungerzylinder kann die
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