Thüringen strebt bundesweite Vorreiterrolle in der Flüchtlingspolitik an Interview mit Migrationsminister Dieter Lauinger Thüringen vollzieht unter der neuen rot-rot-grünen Landesregierung eine deutliche Kehrtwende in der Flüchtlingspolitik. Das unterstreicht der auch für Migration zuständige neue Thüringer Justizminister Dieter Lauinger (Grüne) in einem Interview mit „Der PARITÄTISCHE“. In diesem Jahr wird in Thüringen mit einem deutlichen Anstieg der Flüchtlingszahlen gerechnet. Der Freistaat rechnet mit etwa 9.000 Flüchtlingen in 2015. Lauinger appelliert in dem Interview auch an die Kommunen, genügend Unterbringungsmöglichkeiten für die Menschen zur Verfügung zu stellen. In erster Linie geht es darum, ein Klima zu schaffen, in dem die Menschen, die zu uns kommen, positiv aufgenommen werden. Wir müssen uns immer bewusst machen, dass diese Menschen unsere Hilfe brauchen und für uns eine Bereicherung darstellen. Thüringen soll Vorreiter bei der Flüchtlingspolitik in Deutschland werden: Das sagt der auch für Migrationsfragen zuständige Thüringer Justizminister Dieter Lauinger Die erste Entscheidung der neuen rot-rot-grünen Landesregierung war ein Winterabschiebestopp für Flüchtlinge. Die Landesregierung insgesamt schlägt einen neuen Ton in der Flüchtlingspolitik an. Soll Thüringen hier bundesweit eine Vorreiterrolle übernehmen? Das wäre schön. Diese Regierung hat sich einen deutlichen Wandel in der Flüchtlingspolitik auf ihre Fahnen geschrieben. Wie äußert sich dieser deutliche Wandel? Das fängt damit an, dass wir Zuwanderung als positiv und bereichernd ansehen und das entsprechend kommunizieren. Thüringen braucht Zuwanderung. Spielen hier nur ökonomische Gründe eine Rolle? Nein, keineswegs. Eine Gesellschaft braucht viele interkulturelle Einflüsse. Davon profitie- ren alle. Vor allem ist es für uns aber auch ein humanitärer Akt, Menschen Schutz zu bieten, die vor Krieg und Verfolgung fliehen. Dieser humanitäre Ansatz äußert sich auch im Winterabschiebestopp? Richtig. Wir sagen, selbst abgelehnte Asylbewerber schicken wir in den Wintermonaten nicht in Länder zurück, in denen sie möglicherweise in lebensgefährliche Umstände kommen. Ohne Heizung, ohne Wohnung und ohne ausreichende Versorgung besteht die Gefahr, dass diese Menschen in den Ländern, in die sie abgeschoben werden sollen, einen Winter nicht überleben können. Hier setzt unsere Verantwortung ein. Welche weiteren Maßnahmen planen sie darüber hinaus, diese Wende in der Flüchtlingspolitik zu untermauern? Sie waren in den Erstaufnahmelagern in Eisenberg und in Suhl. Welche Eindrücke haben Sie von dort mitgebracht? Ich habe mit vielen Flüchtlingen, vor allem aus Syrien, gesprochen. Unter ihnen sind viele gut ausgebildete Fachleute, es sind Ärzte, Anwälte, Ingenieure, IT-Spezialisten darunter. Aber nicht nur diese Fachleute, sondern alle Menschen, die zu uns kommen, um hier zu leben und sich einzubringen, sind für unser Land ein Gewinn. Mit diesem Bewusstsein müssen wir an das Thema herangehen. Planen sie konkrete Verbesserungen für die Flüchtlinge? Natürlich müssen wir mehr für die Integration dieser Menschen tun. Das fängt an bei einer besseren Sozialbetreuung, geht über bessere Sprachkurse bis hin zu besseren und schnelleren Arbeitsmöglichkeiten. Stichwort Arbeitsmöglichkeiten: Viele Flüchtlinge und Asylbewerber wollen gerne arbeiten, dürfen es aber nicht. Was soll sich hier ändern? Wir haben derzeit die Situation, dass Flüchtlinge in den ersten drei Monaten nicht arbeiten dürfen. Das macht nach Meinung der meisten Experten aber auch Sinn, weil sie in dieser Zeit erst einmal hier ankommen müssen, weil das die Zeit ist, in der die Erstaufnahmeformalitäten erledigt werden. Das ist meistens auch die Zeit, in der die Flüchtlinge in den Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht sind. In der Zeit www.der-paritaetische.de 2 | 2015 1 danach bis zum 15. Monat gibt es nach derzeit geltender Rechtslage die Möglichkeit zur Arbeit, allerdings mit der Einschränkung, dass es für die entsprechende Stelle keinen deutschen Bewerber geben darf. Nach 15 Monaten können sie dann unbeschränkt arbeiten. Ist das für sie eine befriedigende Situation? Sicherlich muss man noch einmal überprüfen, ob die Regelungen für die Zeit zwischen dem dritten und dem 15. Monat nachjustiert werden müssen. Je schneller wir den Flüchtlingen die Möglichkeit geben zu arbeiten, desto besser. Noch einmal zurück zum gesellschaftlichen Klima. Im Augenblick hat man den Eindruck, als ob das gesellschaftliche Klima in die andere Richtung ausschlägt, Stichwort Pegida. Oder sehen Sie das Ganze optimistischer? Ich bin in dieser Frage hin- und hergerissen. Einerseits schaudert es mich, wenn ich mir die Parolen anschaue, unter denen Tausende in Dresden und anderswo auf die Straße gehen. Andererseits stimmt es mich zuversichtlich, wenn ich sehe, wie viele Gegendemonstranten sich einfinden, wie viele Menschen in vielen deutschen Städten für Weltoffenheit und Toleranz auf die Straße gehen. Wenn sich alle beteiligen und nicht nur bei den Bildern in den Nachrichten den Kopf schütteln, wird die Bedeutung von Pegida schnell relativiert werden. Wie erklären Sie sich eigentlich den Unterschied zwischen Ost und West in dieser Frage? Im Osten hat Pegida mehr Anhänger als im Westen. Liegt es auch daran, dass die Menschen im Westen mehr Begegnungsmöglichkeiten mit ausländischen Mitbürgern, mit ihren Kulturen haben? Das glaube ich schon. Wenn man täglich ausländischen Mitbürgern begegnet, sich mit ihnen unterhält, den persönlichen Kontakt hat, entstehen keine unbegründeten Ängste. Die Angst vor dem Unbekannten kann nur dort wachsen, wo kaum Kontakt- und Begegnungsmöglichkeiten vorhanden sind. Deshalb finde ich es so wichtig, dass es möglichst intensiven Kontakt zwischen den Menschen in Thüringen und Flüchtlingen und Zuwanderern gibt. Was kann jeder Thüringer persönlich tun, um den von Ihnen angestrebten Klimawechsel mit zu unterstützen? Kontakt suchen, auf Menschen zugehen, persönliche Beziehungen aufbauen, das Gespräch suchen, sich die Lebensumstände erklären lassen. 2 www.der-paritaetische.de 2 | 2015 Was bringen solche persönlichen Kontakte? Vor allem Verständnis für die Situation, unter der die Menschen geflohen sind und hier Schutz suchen. Ich habe in Eisenberg eine Mutter aus Afrika getroffen, die mir in sehr bewegenden Worten geschildert hat, wie sie sieben Monate auf der Flucht durch die Wüste war, wie sie kurz vor dem Verhungern und Verdursten war, wie sie dann doch das Flüchtlingsboot an der Küste erreichte, aber auch dort noch nicht wusste, ob sie die Überfahrt überhaupt überlebt. Eine solche Geschichte, von Betroffenen selbst erzählt, lässt keinen kalt. Aber der Kontakt ist doch häufig genug schwierig herzustellen, weil beispielsweise die Flüchtlinge in ihren Flüchtlingsheimen wohnen, wo sie kaum Kontakt zu Einheimischen haben? Deshalb ist es eine Aufgabe der Politik, genau diesen Kontakt zu ermöglichen. Daher streben wir die dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge und Asylbewerber an. Das schafft mehr Kontakt- und Begegnungsmöglichkeiten. Hier gibt es schon viele Initiativen, beispielweise über die Kirchen oder die Sozialverbände. Ich stelle hier ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft fest. Bisher wurde doch, wenn ich das richtig weiß, vor allem die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften mit einem Zuschuss an die Kommunen gefördert … Genau das wollen wir ändern. Diesen Zuschuss soll es für alle Formen der Unterbringung geben. Sie können also nur mit dem Geld locken, die letzte Entscheidung liegt aber bei den Kommunen? Wir können für die dezentrale Unterbringung werben und gleichzeitig finanzielle Anreize setzen. Es wird mit steigenden Flüchtlingszahlen gerechnet. Ist eine generelle dezentrale Unterbringung da überhaupt möglich? Wir werben für einen Sinneswandel. Wir wollen erreichen, dass immer dann, wenn es möglich ist, auch dezentral untergebracht wird. Mir ist aber auch bewusst, dass das nicht immer möglich sein wird. Die Fragen stellte Hartmut Kaczmarek/Profiler Redkordergebnis bei „Thüringen sagt Ja zu Kindern“ Fast 128.000 Euro auf dem Spendenkonto „Das ist ein toller Tag. Die Aktion Thüringen sagt Ja zu Kindern hat sich zu einer Thüringer Bürgerinitiative entwickelt.“ Reinhard Müller, der Landesgeschäftsführer des PARITÄTISCHEN, freut sich über das Rekordspendenergebnis, das die Aktion in diesem Jahr eingespielt hat. 127.732,92 Euro kamen in diesem Jahr zusammen, um Kindern in Not in Thüringen zu helfen. Landtagspräsident Christian Carius dankte bei der Spendenübergabe bei Radio Lotte in Weimar allen Spendern in Thüringen für ihr Engagement. Alle Beteiligten waren sich einig: Diese Rekordsumme ist ein Ansporn zum Weitermachen. Es ist die höchste Summe, die in den acht Jahren, in denen die Aktion in Thüringen läuft, überhaupt eingespielt wurde. Konkret heißt das, dass jedes der ausgewählten fünf Projekte einen Scheck über 25.546,84 Euro erhält – Geld, mit denen die beteiligten Projekte vielen Kindern in Not helfen können. Die stolze Spendensumme setzt sich aus Großspenden von Firmen, aber vor allem aus einer Vielzahl von Einzelspenden zusammen. Vereine und Schulen haben gesammelt, Kinder ihre Sparschweine geschlachtet, um Kindern und Jugendlichen in Thüringen, denen es nicht so gut geht, zu helfen. Die Präsidentin der PARITÄTISCHEN Buntstiftung, Evemarie Schnepel, lobte ebenso wie alle anderen Rednerinnen und Redner das Engagement der Thüringer. Reinhard Müller, Landesgeschäftsführer des PARITÄTISCHEN, überreichte im Rahmen der Veranstaltung den Spendenscheck an die Kindersprachbrücke in Jena. Er zeigte sich begeistert von dem großen Engagement, das die Thüringer Jahr für Jahr für die Aktion aufbringen. Und er lobte die Arbeit der Kindersprachbrücke in Jena. Gerade die Vermittlung von Sprachkenntnissen sei für Kinder aus Flüchtlings- und Migrantenfamilien elementar für einen Start in Deutschland. Er verwies auf den von der Politik positiv aufgenommenen Vorschlag von KindersprachbrückeGeschäftsführer Wolfgang Volkmer, das in Jena erfolgreiche Modell nach einer modellhaften Erprobung in zwei weiteren Regionen auf ganz Thüringen auszudehnen. „Thüringen muss in der Flüchtlingspolitik ein Wunder vollbringen“, so Müller. Zum einen habe das Land einen sehr geringen Anteil an ausländischen Mitbürgern, zum anderen stelle man immer wieder viele Vorbehalte gegen Migranten fest, die bis hin zur Fremdenfeindlichkeit reichten. „An dieser Frage müssen wir weiterarbeiten und viel Kraft in die Lösung investieren“, so Müller auch im Blick auf die anwesenden Politiker. Konkrete Hilfestellung leistet dabei die Kindersprachbrücke. Deren Geschäftsführer Wolfgang Volkmer unterstrich die Notwendigkeit, dass Kinder aus Flüchtlings- und Migrantenfamilien schnell die deutsche Sprache erlernen. Das Geld aus der Spendenaktion geht in den Ausbau und die Erweiterung dieser Sprachkurse. Ein wichtiges Hilfsmittel dabei ist ein Willkommensbuch, das Kinder mit Migrationshintergrund erarbeitet haben und das in leicht verständlicher Sprache neuankommenden Kindern und Jugendlichen einen Überblick über ihre neue Heimat vermittelt. Dieses Buch, das es bis jetzt nur für Jena gibt, soll neu aufgelegt werden. Außerdem bietet die Kindersprachbrücke interessierten anderen Kommunen Der Landesgeschäftsführer des PARITÄTISCHEN, Reinhard Müller (links), überreichte den Scheck an die Vertreterinnen und Vertreter der Kindersprachbrücke Jena. ihr Know-how bei der Erstellung einer solchen Broschüre an, die Kindern aus Flüchtlings- und Migrantenfamilien eine wichtige Orientierungshilfe beim Start in Deutschland sein kann. Die weiteren Schecks wurden übergeben von Landtagspräsident Christian Carius, Bildungsministerin Birgit Klaubert, TLZ-Chefredakteur Bernd Hilder und dem Geschäftsführer von Antenne Thüringen, Hans-Jürgen Kratz. „Thüringen sagt Ja zu Kindern“ hat in den acht Jahren des Bestehens mittlerweile mehr als 787.000 Euro für Thüringer Kinder in Not gesammelt. Die Aktion wird gemeinsam getragen von Landtag, Bildungsministerium, PARITÄTISCHEM, TLZ und Antenne Thüringen. Folgende Projekte können sich jeweils über die stolze Summe von mehr als 25.000 Euro zur Unterstützung ihrer Arbeit freuen: ■ Der Verein „Die Seelentröster“ in Uhlstädt-Kirchhasel in Ostthüringen, der junge Menschen in schwierigen Lebenslagen begleitet und tiergestützte Therapien anbietet. ■ Das Kinder- und Jugendhaus der Johanniter in Altenburg, das ein breites Angebot für Kinder und Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen unterhält – vom kostenlosen Mittagstisch bis zu Ferienfreizeiten ■ Der Verein Streetwork in Gera, der Kindern und Jugendlichen, die obdachlos sind, hilft und diese Hilfe auch vor Ort, in einem Wohnmobil, anbietet. ■ Der Verein Kindersprachbrücke in Jena, der sich um Kinder mit Migrationshintergrund kümmert, sie betreut und Sprachkurse anbietet sowie ein „Willkommensbuch“ für neuzugewanderte Kinder und Jugendliche entwickelt hat. ■ Die Elterninitiative für leukämie- und tumorerkrankte Kinder Suhl/Erfurt, der Familien mit krebskranken Kindern betreut und auch Freizeiten organisiert. www.der-paritaetische.de 2 | 2015 3 „Wir gestalten Thüringen - völlig unverzagt“ Jahresempfang des PARITÄTISCHEN: Reinhard Müller verlangt Änderungen in der Steuerpolitik und Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Sozialwirtschaft Das zeige die große Zahl der Gäste, die der Einladung gefolgt seien. „Wir gestalten Thüringen – völlig unverzagt“, so Müller bei der Veranstaltung, die ganz im Zeichen des 25-jährigen Bestehens des PARITÄTISCHEN Thüringen stand. Sozialpolitische Herausforderungen der Zukunft sieht Müller im Ausbau des PflegeEva Maria Fastenau und Gisela Hinzelmann vom Kaba- paktes und in der Gestaltung rett Fettnäpfchen nahmen die neue Landesregierung einer Zuwanderungspolitik, die ausländische Mitbürger und das Thema Pflege aufs Korn. als einen Gewinn für Thüringen ansieht. „Wir müssen Die Notwendigkeit einer engeren Ver- fordern: Ausländer rein“, so Müller. Auzahnung von Raum- und Sozialplanung ßerdem mahnte er eine Änderung in hat der Landesgeschäftsführer des der Steuerpolitik. PARITÄTISCHEN, Reinhard Müller, „Es gibt keine von Natur aus knappen unterstrichen. Beim Jahresempfang öffentlichen Haushalte“, unterstrich des PARITÄTISCHEN in der Krüger- der Landesgeschäftsführer. „Es ist villa in Neudietendorf begrüßte Müller kein schlanker, sondern ein starker ausdrücklich entsprechende Pläne der Staat nötig“, so Müller, der eine ÄndeLandesregierung. Er plädierte außer- rung in der Steuerpolitik einforderte. dem für größere planerische Einheiten Außerdem sind seiner Meinung nach in Thüringen. Weit über 100 Gäste aus andere Rahmenbedingungen für die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Sozialwirtschaft in Thüringen nötig. waren zu der traditionellen Veranstal- „Die Kostenträger müssen in die Lage tung des PARITÄTISCHEN gekom- versetzt werden, vernünftige Entgelte men, darunter Thüringens neue Sozi- zu zahlen“, so Müller. Er hob die Tradialministerin Heike Werner (Linkspar- tion der kritisch-konstruktiven Zusamtei) und der für Migration zuständige menarbeit mit der Politik in Thüringen Justizminister Dieter Lauinger (Grü- hervor. ne). Umrahmt wurde die Veranstaltung von bissig-satirischen Sketchen Sozialministerin Heike Werner (Linksdes Kabaretts Fettnäpfchen sowohl zur partei) umriss die Leitlinien ihrer Sozineuen Thüringer Landesregierung wie alpolitik in Thüringen. Danach sollen auch zum Thema Pflege. In ihrer Be- die Kitas zu Familienzentren ausgegrüßung hob die Präsidentin der PARI- baut werden. „Sie sollen zu KnotenTÄTISCHEN Buntstiftung, Evemarie punkten des Gemeinwesens werden“, Schnepel, die Wertschätzung hervor, kündigte sie beim Jahresempfang an. die die Arbeit des PARITÄTISCHEN in Dort sollen Familien auch Beratung der Thüringer Öffentlichkeit genießt. und Unterstützung erhalten. Für den 4 www.der-paritaetische.de 2 | 2015 Ausbau dieses Netzwerkes will Werner den Städten und Kreisen eine kommunale Familienpauschale zahlen. Zu den weiteren Eckpunkten ihrer Sozialpolitik zählen im Bereich der Pflege der Ausbau niedrigschwelliger Betreuungsangebote und die Ausgestaltung des schon existierenden Pflegepaktes. Auch will sich die Sozialministerin für eine angemessene Entlohnung in diesem Bereich stark machen. Das Land strebt deshalb einen Branchentarifvertrag für den Pflegebereich an. Der jetzt dort gezahlte Mindestlohn von 8,65 Euro reiche nicht aus, unterstrich Werner, die auch einen Branchentarifvertrag für die Sozialwirtschaft erreichen will. Thüringens Senioren sollen nach den Vorstellungen Werners stärker in kommunale Planungen mit einbezogen werden. Sie prüft beispielsweise, ob die Wahl von Seniorenbeiräten, die bisher freiwillig erfolgte, künftig verbindlich sein soll. Außerdem soll in quartiersbezogenen Modellprojekten die gegenseitige Unterstützung von Senioren bei der Gestaltung ihres Lebens gestärkt werden. Werner sprach in diesem Zusammenhang von Seniorengenossenschaften, die so entstehen könnten. In einer Talkrunde mit Profiler Hartmut Kaczmarek blickten Birgit Schramm (heute bei Parisat) und der Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN, Rolf Höfert, auf die Anfänge vor 25 Jahren zurück. Carsten Nöthling vom Kinderschutzbund schilderte, wie seine Organisation kurz nach der Jahrtausendwende zum Verband stieß und Christiane Bernuth von der Soccer-Liga erläuterte, was die Soccer-Liga mit den Zielen des PARITÄTISCHEN - Offenheit, Vielfalt und Toleranz - verbindet.
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