Übersicht Gebete für den Tagesbeginn

Gebete für den Tagesbeginn
1. Woche
Morgenstimmung
Beim Licht des neuen Morgens,
beim ersten Blick durchs Fenster,
beim Erfassen der Konturen und Farben
schon ein Ahnen:
Schön sind deine Werke!
Beim Klang erster Stimmen und Schritte,
beim Starten ausgeruhter Motoren,
beim Anlaufen noch träger Getriebe
schon ein Ahnen:
Schön sind deine Werke!
In freudiger Erwartung
schüttle ich die letzten Reste nächtlicher Starre aus meinen Gliedern,
erhebe mein Gesicht,
schau erwartungsvoll hinein in den neuen Tag
und danke dir, ewige Weisheit:
Schön sind deine Werke!
Irmgard Huber (2015)
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Ein neuer Tag beginnt,
er liegt vor mir wie ein frischgedeckter Tisch
eine noch nicht betretene Wiese
ein Weg, den noch niemand ging.
Ich darf noch einen Moment genießen;
muss nicht sofort an alles denken,
darf dich in meinem Tag begrüßen,
Du Morgenschöne, Du.
Ich grüße dich – Arme weit zur Seite und nach oben ausstrecken
und bitte dich:
segne mich – Hände über dem Kopf zusammenführen und langsam am Gesicht entlang bis zur Brusthöhe zu einer
Schale formen
öffne mich. - kurz verweilen
Amen. - mit übereinandergelegten flachen Händen vor der Brust verneigen.
Marion Mauer-Diesch (2015)
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Segen
Zum Segen möge dir gereichen all das Schöne,
das dein Auge wahrnehmen und im Laufe
eines einzigen Tages erblicken kann.
Zum Segen möge dir gereichen jeder Klang von Musik
und jedes gute Wort, das du mit deinen
Ohren aufnehmen kannst.
Zum Segen möge dir gereichen die frische Luft,
die du einatmest, und der je eigene Duft,
der durch deine Nase dringt.
Zum Segen möge dir gereichen all die verschiedenen
Situationen, die dich berühren, die du vorsichtig
mit deinen Fingerspitzen ertastest.
Zum Segen mögen dir gereichen die vielen guten Gaben
der Schöpfung, die du verkosten kannst mit deinem Mund
und dem zarten Geschmack deiner Seele.
©Paul Weismantel
Gebete für den Tagesbeginn
2. Woche
Versöhnung
Wieder ein Morgen
ohne Gespenster
im Tau funkelt der Regenbogen
als Zeichen der Versöhnung
Du darfst dich freuen
über den vollkommenen Bau der Rose
darfst dich im grünen Labyrinth
verlieren und wiederfinden
in klarerer Gestalt
Du darfst ein Mensch sein
arglos
Der Morgentraum erzählt dir
Märchen du darfst
die Dinge neu ordnen
Farben verteilen
und wieder
schön sagen
an diesem Morgen
du Schöpfer und Geschöpf.
Rose Ausländer
Aus: dies., Im Aschenregen die Spur deines Namens. Gedichte und Prosa 1976. © S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
1984
Aufgewacht und aufgestanden
Ich recke und strecke mich,
schüttle den Schlaf aus meinen Gliedern
und das, was von der Nacht noch in mir ist
So bin ich da –
himmelwärts aufgerichtet und erdverbunden.
Was wird heute sein?
Gott, ich bitte dich um deinen Segen für diesen Tag
erfrische mich mit deinem Geist
und wecke in mir Lebenskräfte,
die ich heute brauche.
Und alles weitere…,
lege ich in Deine Hand.
Amen.
Marion Mauer-Diesch (2015)
Jeden Morgen
Jeden Morgen gießt du von neuem Sonne deiner Welt ins Angesicht;
sagst: Du bist meine Schöpfung.
Jeden Morgen weckst du von neuem Leben deinen Städten in die Straßen;
sagst: Ihr seid meine Wohnung.
Jeden Morgen gibst du von neuem Stimmen deinen Spatzen in die Kehle;
sagst: Ihr seid meine Lieder.
Jeden Morgen streust du von neuem Hoffnung allen Wesen auf die Wege;
sagst: Ich bin euer Gott.
Jeden Morgen hauchst du von neuem Atem deinen Menschen auf die Lippen;
sagst: Ihr seid meine Bilder.
Jeden Morgen küsst du von neuem Farbe deinen Blumen in die Kelche;
sagst: Ihr seid meine Wunder.
Text: Alois Albrecht, Musik: Peter Janssens, aus: Ihr seid meine Lieder, 1974
Rechte im Peter Janssens Musik Verlag, Telgte
Gebete für den Tagesbeginn
3. Woche
Ganz still werden
die Augen schließen
meinen Atem spüren
die Ruhe auskosten
…
Du willst mich füllen
mit Energie und guten Gedanken
mit Lebensfreude und Zuversicht
mit Hoffnung und Vertrauen
damit mein neuer Tag gelingt
…
Ich öffne dir weit mein dankbares Herz
(dazu eine passende Gebärde machen)
und spüre in mir die Kraft deines Segens
(Hände aufs Herz legen)
Irmgard Huber (2015)
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Guter Gott,
in den neuen Tag nehme ich diesen Vorsatz mit:
So gut wie möglich,
so effektiv wie nötig,
so hilfreich wie erbeten,
so behutsam wie angemessen,
so sei mein Wirken heute in dieser Welt.
Gib dazu deinen Segen.
Darum bitt‘ ich dich.
Amen.
Irmgard Huber (2015)
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Morgengebet in dunkler Zeit
Schwer erhebe ich mich.
Kein guter Start.
Vor mir keine leichten Wege.
Keine unbeschwerten Schritte.
Doch kein Schritt ohne DICH.
Schwer atme ich.
Nicht angstfrei.
Vor mir Berge.
Kaum Kraft für den Aufstieg.
Doch in meinen schwachen Gliedern DU.
Schwer hoffe ich:
Lasten, nicht mehr als ich tragen kann.
Und für mein kleines Herz
dann und wann ein bisschen Freude
liebevoll bereitet von DIR.
Irmgard Huber (2015)
Gebete für den Tagesbeginn
4. Woche
Ich bitte nicht um Glück der Erden;
nur um ein Leuchten nun und dann:
daß sichtbar deine Hände werden,
ich deine Liebe ahnen kann.
Nur in des Lebens Kümmernissen
um der Ergebung Gnadengruß –
dann wirst du schon am besten wissen,
wieviel ich tragen kann und muß.
Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)
(aus: Geistliches Jahr in Liedern für alle Sonn- und Festtage. Am sechsten Sonntage nach Ostern; Reinschrift 1820)
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Innovation
Neuer Tag!
Neue Chancen?
Neue Hoffnungen?
Neue Enttäuschungen?
Neue Aufgaben?
Neue Zumutungen?
Neue Sorgen?
Neue Gesichter?
Neue Verbindungen?
Neue Konflikte?
Neue Lösungen?
Neue Leiden?
Neue Freuden?
In allem Neuen DU – EWIGE!
Schön und gut!
Irmgard Huber (2015)
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Morgenlob-Elfchen
Neubeginn
wieder Chancen
auf gutes Gelingen
mit Segen von oben
Schön!
Irmgard Huber (2015)
Gebete für den Tagesabschluss
1. Woche
Schönes denken
„Denk an was Schönes“
sagt meine Mutter zu mir, dem Kind,
das nicht einschlafen kann.
Ich denke an den Heimweg von der Schule
mit der Freundin, das Spiel, das wir
dabei erfunden haben, die Katze, deren
weiches Fell ich gestreichelt habe.
Schönes denken tut gut, beruhigt.
Heute denke ich abends immer noch Schönes: der freundliche Autofahrer, der
mir Vorfahrt gewährte; der erdige Geruch,
der aus dem feuchten Laub in meine Nase steigt;
und ein Anruf, der zu einem guten Ergebnis führte.
Die Freude über eine langjährige Freundschaft.
Die Schönheit meiner Gedanken.
Sie wirken nach.
Gott, obwohl du sie kennst:
ich denke sie zu dir hin.
Marion Mauer-Diesch (2015)
Am Ende des Tages
Am Ende meines Tages komme ich zur Ruhe.
Ich lege die Hände auf meinen Herzraum und verweile so für den Moment.
Ich schaue, was mich jetzt bewegt und berührt von all dem, was ich heute erlebt habe:
Gottes liebevoller Blick auf mich erinnert daran, selbst mit Liebe, ohne Wertung und Urteil
zurückzublicken:
Wofür möchte ich heute Gott danken?
Worum möchte ich Gott bitten?
Gott, auf dich vertraue ich. In deine Hände lege ich mein Leben, in deiner Hand ruht meine Zeit.
(nach Ps 31,16)
Gebete für den Tagesabschluss
2. Woche
Der du das Land mit Dunkel pflegst zu decken,
Ach reine mich von jedem leisen Flecken.
Reich mir der Schönheit Kleid.
Daß ich an jedem Morgen meiner Blüte
Erkennen mag wie deine Gnad sie hüte.
Obschon die Sonne entzogen ihre Wangen,
Obschon ihr Gold der Erde ist entgangen,
Das kränket mich nicht sehr,
Erleucht in mir nur deines Geistes Licht,
Dadurch der Schönheit Geist wird aufgericht.
Bettina von Arnim (1785-1859)
Aus: Die Günderode. Briefe, Kapitel 42, Erstveröffentlichung 1840
Ich übergebe diesen Tag
Heute habe ich einige Dinge gelernt, von denen ich vorher gar nichts wusste,
und manches habe ich in gewohnter Routine erledigt.
Heute habe ich einige Menschen zum ersten Mal getroffen,
und manchen bin ich als alte Bekannte begegnet.
Und über einiges habe ich heute zum ersten Mal nachgedacht;
und mancher Gedanke hat sich wie von selbst eingeschlichen.
Schön und gut?
Ich sammle alles ein und übergebe dir diesen Tag, Gott,
in deine Obhut und danke dir für alles.
Für Möglichkeiten und Grenzen.
Ich bitte dich um Frieden und Erholung für die Nacht,
und um Geborgenheit bei dir.
Amen.
Marion Mauer-Diesch (2015)
Übergang
Übergänge wollen gestaltet werden.
Meist übergehen wir sie.
Ich gehe bewusst vom Tag zur Nacht
und lege die Aktivität des Tages ab, wie die Kleidung.
Ich streife meine Uhr ab und entdecke die Langsamkeit.
Ich gehe von außen nach innen und
suche die Stille in mir.
Guter Gott, lass mich tief drinnen in der wundersamen Dunkelheit
dein Wort mir entgegenwachsen hören.
Amen.
Marion Mauer-Diesch (2015)
Gebete für den Tagesabschluss
3. Woche
Mein Tag im rechten Licht
Auch im November sind nicht alle Tage grau.
Und nachts sind es nicht alle Katzen.
Im Mondenschein haben Katzen Farben.
Und jeder Tag, ins rechte Licht gerückt, weist helle Stellen auf.
Mein Gott,
zeig mir diesen Tag in seinen echten Farben.
Nicht mit Grauschleier.
Nicht über- oder unterbelichtet.
Schon gar nicht weichgezeichnet.
Und auf jedem Bild, das mir im Herzen aufscheint,
lass mich erkennen Schön und Gut.
Irmgard Huber (2015)
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Unterm Strich
Manches nicht geschafft
Anderes vermurkst
Einiges nicht gekonnt
Zu viel gewollt
Was bleibt MIR unterm Strich?
Von DIR gut geschaffen
Gewiss nicht vermurkst
Gemacht, um zu können
Unendlich gewollt
Ach, sag mir noch einmal DEIN liebes Wort!
Sag: Du MEIN gelungenes Werk!
Irmgard Huber (2015)
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Letzte Gedanken vor dem Einschlafen
Bevor ich mich schlafen lege,
schau ich noch einmal zurück:
Der heutige Tag, das war
Leere und Fülle…
Plage und Ruhe…
Sorge und Freude…
Enttäuschung und Erfolg…
Allein-Sein und Miteinander …
zu viel und gerade recht…
zu wenig und bald wieder mehr…
daneben und mitten ins Schwarze…
Dunkles und Helles…
Hässliches und Schönes…
Schön und gut! Das war er, mein Tag. Nicht mehr und nicht weniger.
Doch das Wichtigste: Er war Gottes Geschenk!
Irmgard Huber (2015)
Gebete für den Tagesabschluss
4. Woche
Gebet zur guten Nacht
Vorbei der Tag.
Gott, vor dich bringe ich alles, was war.
Heiteres und Schönes, Bitteres und Schweres.
Das kleine Glück, das kleine Pech.
Das Abgeschlossene und das Vollendete.
Leichtes und Schweres…
Ganz obenauf leg’ ich,
was beim Schlafen Last mir werden könnte.
Ich bitt’ dich:
Tausch’ es ein
gegen schöne Träume in einer guten Nacht
und bette mich weich in deiner starken Hand.
Amen.
Irmgard Huber (2015)
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Bilanz
Zur guten Nacht ein letzter Blick
auf das, was heut’ gescheh’n,
damit am End’ ich nicht vergess’,
was gut war und was schön.
Was schlecht und auch bedrückend war,
verleugne ich zwar nicht.
Doch gebe ich der heut’gen Last
nicht allzu sehr Gewicht
und hebe nur für morgen auf,
was Wandlung noch verträgt.
Das andere, das ist geschafft,
wird freudig abgelegt.
Irmgard Huber (2015)
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Der liebevolle Blick
Gott
Du Heilende
Du Segnende
Du Barmherzige
Du Verstehende
Lass mich den vergangenen Tag mit deinen Augen sehen,
damit das Dunkle nicht dunkler erscheint, als ihm zusteht,
und das Helle mich nicht blendet.
Hilf mir zu sehen und anzunehmen,
als hätte ich gelernt zu lieben wie du.
Irmgard Huber (2015)