Die Postgeschichte von Oberstdorf – Königreich Bayern Posthilfstelle Kornau Kornau wurde erstmals 1196 als ‚Corneja‘ erwähnt. Bis zur Eingliederung in die Gemeinde Oberstdorf im Jahre 1818 war Kornau selbständig. Am 26. Mai 1900 beauftragte das OPA das PA Oberstdorf, wegen Errichtung einer PHSt in Kornau eine geeignete und vertrauenswürdige Persönlichkeit in Vorschlag zu bringen. Die Person fand sich schnell, sodass schon am 1. Juni verfügt werden konnte: „Vom 1. Juli LJrs. Beginnend wird in dem Dorfe Kornau -Zustellpostanstalt Oberstdorf- eine PHSt errichtet & deren Führung der Lehrerin Kreszenz Wiedemann übertragen.“ Am 20. Juni fand die Verpflichtung zur Besorgung des Postdienstes bei der PHSt Kornau statt. Die jährliche Vergütung betrug 20 M. Der Postbote von Oberstdorf traf jeden 2. Tag gegen 8.45 Uhr bei der PHSt ein, die auch während der Wintermonate in Betrieb blieb. Nachdem Frau Wiedemann, als Lehrerein, nach Oberstdorf versetzt worden war, übernahm am 5. Oktober 1901 die nächste Lehrkraft, Frau Maria Wagner, den Postdienst. Die Vergütung für die Zeit vom 1.- 4. Oktober in Höhe von 21 Pf stand noch der Vorgängerin, Frau Kreszenz Wiedemann, zu. Als das Schulamt Frau Maria Wagner ab 1. Mai 1912 nach Auers bei Röthenbach versetzte, fand sich keine geeignete Person für die Übernahme. Dies führte zur Aufhebung der PHSt ab dem gleichen Datum. Der Schuldienst musste jedoch weitergehen, weshalb am 1. Juni 1912 die Hilfslehrerin Fräulein Marie Merk aus Attenhausen bei Krumbach eintraf. Sie konnte die PHSt übernehmen. Ihre Freude an dieser Nebenbeschäftigung hielt jedoch nicht lange an und auf ihr Ansuchen musste sie mit Ablauf des 29. November 1913 des Dienstes enthoben werden. Die Postgeschichte von Oberstdorf – Königreich Bayern Als Nachfolger empfahl sich der Ökonom Ludwig Schäffler. Schon einen Tag später, am 29. November konnte er als Hilfposthalter und seine Frau Franziska als Beihilfe verpflichtet werden. Sie bewohnten in Kornau das Anwesen Hs-Nr. 11. Die Verlegung des Postbetriebes in ein Privathaus außerhalb der Schule mag wohl mit ein Grund dafür gewesen sein, weshalb sich Bürgermeister Fritz Gschwender am 16. August 1913 um Errichtung einer Telefonanlage in Kornau Gemeinde Oberstdorf bemühte: „Es wird hiemit an die königliche Oberpostdirektion die ergebenste Bitte gestellt, dahin wirken zu wollen, dass in der Ortschaft Kornau Gemeinde Oberstdorf eine oeffentliche Telefonanlage errichtet wird.“ Fast postwendend traf in der Marktgemeinde-Verwaltung Oberstdorf am 20. August die Nachricht ein: „Das Königliche Staatsministerium für Verkehrs-Angelegenheiten hat die Errichtung einer Telegraphenanstalt mit Telephonbetrieb und staatlicher öffentlicher Tefephonstelle in Kornau genehmigt. Die Inbetriebnahme derselben wird mit Rücksicht auf die bereits vorliegenden Arbeiten im nächsten Frühjahr erfolgen.“ Postkarte am 17. Februar 1903 von Kornau nach Altstädten. Gestempelt in Kornau mit dem einzigen verwendeten Posthilfstellenstempel. Nach Beförderung nach Oberstdorf mit Einkreisstempel gestempelt. Die Ankunft am gleichen Tage wurde mit einem Behelfsstempel Altstädten dokumentiert. Am 26. Mai 1914 konnte die Telegraphen- und Telephonanstalt mit Unfall-Meldestelle in Betrieb genommen werden. Telegramm-Vermittlungsstelle war Oberstdorf. Das Einkommen eines Hilfposthalters für dieses Ehrenamt war nicht gerade fürstlich zu nennen. Kein Wunder also, dass der eine oder andere Mitarbeiter bei seiner obersten Behörde vorsichtig anklopfte. Man konnte es ja mal probieren. So auch Ludwig Schäffler am 5. Januar 1922: Die Postgeschichte von Oberstdorf – Königreich Bayern „Oberpostdirektion! Möchte mich einmal Erkundigen, wen auch etwas verspetet, wie es im neuen Jahre mit der Aufbesserung bei den Posthilfstellen aussieht, mit den 100 M Jahresgehalt weis ich nicht mehr viel anzufangen, wen ich einen Tag an der Straße Kieß oder Schuth fahre hab ich auch so viel, dan brauch ich nicht immer die Ohren spitzen wens wieder schellt, und dan die 30 Pf. Botenlohn, man lacht mich direck aus, das ich so dum sei und um 30 Pf. da überall rumlaufen möge und gerade jetzt wo es so viel Schnee hat und die Häuser stehen auch nicht alle beisammen. Im Sommer gibts jetzt auch mehr Arbeit, da man sich in Kornau auch in den meisten Häusern für Fremde eingerichtet hat und das Telephon deshalb so notwendig wie in anderen Ortschaften ist.“ Ob sein Ansuchen allerdings Gehör fand, geht aus den Akten nicht hervor. Jedenfalls legte er am 19. März des gleichen Jahres den Eid auf die Verfassung des Reiches ab. Mit Ablauf des 29. Februar1924 wurde die PHSt Kornau aufgehoben, mit der Begründung, das für das Weiterbestehen weder ein öffentliches noch dienstliches Bedürfnis vorhanden ist. Im April 1924 konnte eine gemeindliche öffentliche Sprechstelle in Betrieb genommen werden. Umschaltestelle war Oberstdorf. Es sollte fast 40 Jahre dauern, bis die Notwendigkeit einer besseren postalischen Ausstattung ins Gespräch kam. Am 3. Februar 1961 berichtete das Postamt Oberstdorf: Einrichtung einer PHSt in Kornau Oberstdorf. „Der Inhaber der bisherigen GÖ Kornau hat darum gebeten, ihn von seinen Pflichten zu entbinden. Der Marktgemeinde Oberstdorf war es nicht möglich, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Es ist jedoch notwendig, daß in diesem etwa 5 km von Oberstdorf entfernt liegenden Ort eine öffentliche Sprechstelle vorhanden ist.“ Die Postgeschichte von Oberstdorf – Königreich Bayern In den letzten Jahren hat sich überdies gezeigt, daß eine GÖ als einzige postalische Einrichtung den Wünschen und Forderungen der einheimischen Bevölkerung und der Kurgäste nicht mehr gerecht wird. Kornau selbst hat 200 Einwohner. Zusammen mit dem unmittelbar anschließenden Ortsteil Reute hat diese Ansiedelung rund 300 Einwohner. Es befinden sich dort eine große Jugendherberge, eine eigene Schule, mehrere Fremdenheime und in der Hauptsache landwirtschaftliche Betriebe, die aber alle mehr oder weniger Fremdenzimmer vermieten. Zunächst sollte dort eine PHSt errichtet werden, wobei eine spätere Umwandlung in eine PSt in Aussicht genommen werden muß. Der Bereich der PHSt ist in die Landzustellung vom PA Oberstdorf aus einbezogen. Die Einrichtung einer PHSt in Kornau ist gerechtfertigt. Als PHSt-Inh konnten wir Fräulein Frieda Miller, geb 28. September 1908, die mit ihren Geschwistern zusammen den Berggasthof Kornau betreibt, gewinnen.“ Wenige Tage später, am 9. Februar verfügte die OPD: „Am 1. Februar 1961 ist in dem zum Landzustellbereich des PA (V) Oberstdorf gehörigen Dorf Kornau eine PHSt eingerichtet worden. Die GÖ wurde in eine Ö umgewandelt. Fräulein Frieda Miller ist Hilfposthalterin.“ Am 12. Januar 1966 mußte Oberstdorf vom Tod der Posthalterin nach Oberstdorf melden: „Die Inhaberin der PHSt Kornau, Fräulein Frida Miller ist am 30. Dezember 1965 verstorben. Die Dienstgeschäfte der PHSt, die im wesentlichen aus der Herstellung von Orts- und Selbstwählfern esprächen bestehen, werden seit dem Tod der HPHn von deren Vertreter, Herrn Hubert Miller wahrenommen. H. Miller ist der Bruder der Verstorbenen. Er ist ledig. Seit 6. Februar 1961 ist er dienstlich verpflichtet. Wir beantragen: 1. die für Januar gezahlte HPH-Vergütung dem Vertreter zu belassen, 2. Herrn Hubert Miller ab 1. Februar 1966 bis zur Errichtung einer ÖMünz in Kornau als HPH zu übernehmen und 3. die Aufstellung eines Stummen Postamt in Kornau voranzutreiben.“ Die OPD war damit nicht einverstanden und gab kurz und bündig bekannt: „Mit Wirkung vom 1. Februar 1966 wird die PHSt Kornau Post Oberstdorf aufgehoben.“ GESCHICHTE 01.07.1900 – 31.04.1912 01.06.1912 - 29.02.1924 01.02.1961 - 31.01.1966 Posthilfstelle Posthilfstelle 2. Periode Posthilfstelle 3. Periode AMTSVORSTEHER 01.07.1900 – 04.10.1901 05.10.1901 – 30.04.1912 01.06.1912 – 29.11.1913 30.11.1913 – 29.02.1924 01.02.1961 - 30.12.1965 31.12.1965 – 31.01.1966 Lehrerin Kreszenz Wiedemann Lehrerin Maria Wagner Hilfslehrerin Marie Merk Ökonom Ludwig Schäffler, Hs-Nr. 11 Fräulein Frieda Miller Hubert Miller (Bruder, Vertretung)
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