Erfahrungsbericht Studiengang: BA Politikwissenschaft Austauschjahr/ Semester: HWS 2014 Gasthochschule: Ecole de Gouvernance et d´Economie (EGE) Stadt: Rabat Land: Marokko Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht die Meinung der Universität Mannheim wider. Jeder Bericht wird vor der Veröffentlichung geprüft; die Universität behält sich das Recht zur Kürzung vor. Aus Spam- und Datenschutzgründen werden Name und E-Mail-Adresse des Verfassers nicht im Internet veröffentlicht. Bei Interesse an weiteren Informationen kann das Akademische Auslandsamt eine Anfrage an den Verfasser des Berichts versenden, in welcher dieser gebeten wird, sich mit dem Interessenten/der Interessentin in Verbindung zu setzen. 1. Vorbereitung, Wohnen und Ankunft Ich wollte mein Auslandssemester unbedingt an einer „afrikanischen“ Universität verbringen und die Suche nach einem Platz als Free Mover, gestaltete sich leider sehr kompliziert, weshalb mir die Partnerschaft mit der EGE gleich zugesagt hatte und ich Marokko durch ein freiwilliges Praktikum schon kannte. Um sich an der EGE für ein Auslandssemester zu bewerben, muss man Französischkenntnisse mit einem Level von mind. B1 nachweisen und ein Motivationsschreiben sowie weitere allgemeine Unterlagen einreichen. Die Französischkenntnisse werden von der EGE nicht zwingend erfordert, da es tatsächlich einige Internationals gab, die keine Französischkenntnisse hatten. Persönlich würde ich aber sagen, dass es trotzdem sehr hilfreich ist, etwas Französisch zu sprechen, da viele sehr schlecht, bzw. gar kein Englisch sprechen. Nach der Bewerbung mit allen anderen erforderlichen Unterlagen beim AAA kam dann auch relativ schnell die Zusage und auch von der EGE aus ging es relativ schnell. Der Emailkontakt mit der EGE war von Deutschland aus relativ schwierig, da nicht immer eine Antwort kam und diese viel Zeit in Anspruch nahmen. Ich musste nämlich viele Dokumente für das Auslandsbafög von der EGE ausgefüllt und unterschrieben an das Studentenwerk schicken, was wie gesagt, nicht sehr einfach war. Hier muss man wirklich geduldig sein und immer mal wieder eine weitere Email mit der Anfrage schicken. Generell darf man aus organisatorischer Sicht nicht die Standards der Universität Mannheim (oder allgemein deutsche) erwarten und muss viel nachhacken. Da ich den Sommer davor schon in Rabat mit AIESEC war, wusste ich schon einiges über Rabat und Marokko, sodass ich mich zuvor nicht wirklich damit auseinander setzen musste. Allen anderen, die noch nie zuvor in Marokko, bzw. Nordafrika waren, würde ich raten, sich zuvor damit auseinander zu setzen und dann eine Entscheidung zu treffen. Vor allem als „offensichtlich europäische“ Frau sollte man sich bewusst machen, dass man öfter mal angesprochen und als „Tourist mit Geld“ gesehen wird. Die Wohnungssuche war durch die Facebook-Gruppe „Rabat Colocation“ relativ gut machbar. Seitens der EGE bekommt man nicht wirklich viel Unterstützung und Hilfe. Deshalb am besten in die Gruppe posten und auch täglich verfolgen, ob es ein interessantes Angebot gibt. Ich habe mein Zimmer, in einer 2-er WG mit einer marokkanischen Mitbewohnerin, über diese Gruppe gefunden. Bezahlt habe ich mit allen Nebenkosten 3200 DH, ungefähr 300 Euro. Das ist etwas teurer im Vergleich zu anderen Wohnungen, aber die Lage und die damit verbundene Sicherheit, waren entscheidend für meine Wahl. Die Wohnung lag 5 min zu Fuß von der EGE entfernt (Al Irfane, Campus) und war auch mit Tram und Taxi sehr gut zu erreichen. Andere Stadtteile die zu empfehlen sind, wären Agdal, Hassan, Oudayas und Ocean. Das Studentenwohnheim im Campus würde ich nicht empfehlen, da es dort sehr viele strenge Regeln gibt. Die Ankunft in Rabat war für mich sehr angenehm und es ist sehr einfach, von A nach B mit einem Taxi, die im Vergleich zu deutschen Preisen sehr günstig sind, zu kommen. 2. Studium an der Gasthochschule Das Studium an der EGE war allgemein ganz gut. Am ersten Tag musste man gleich die Sprachtests für die Sprachkurse, die man belegen wollte (Französisch, Englisch, Hocharabisch und Dialekt Darija) durchführen (auch ohne Kenntnisse). Diese waren relativ schwer und die Zuteilung in die Sprachniveaus nicht gerade fair. Mit viel Mühe und Überzeugungsarbeit, kann man sein Niveau wechseln. Das Kursangebot an der EGE war in Ordnung. Es gab einige Veranstaltungen auf Französisch und ein paar auf Englisch. Man sollte sich im Klaren sein, dass Änderungen in der Liste mit den Kursen, die man anfangs genannt bekommt und auch teilweise auf der Website findet, sehr wahrscheinlich geändert werden und ein Kurs auf einmal doch nicht angeboten wird. Ich hatte mich für Kurse auf Englisch entschieden und war mit den Dozenten und der Qualität der Kurse zufrieden. Hier muss man einfach vor Augen halten, dass es um einiges qualitativer ist, als an der Universität Mannheim und eben kaum empirisch. Auf der einen Seite ist das eine gute Chance, sein Spektrum zu erweitern und neue Einblicke zu gewinnen. Auf der anderen Seite jedoch etwas schwer, wenn man das sehr empirische Konzept der Universität Mannheim gewohnt ist und kaum Wissen über andere Disziplinen hat. Die Vorlesungszeiten waren nicht anders, wie an der Universität Mannheim auch. Die Qualität und Anforderungen der Kurse sind stark vom Dozenten abhängig. Generell habe ich durch mein Auslandssemester an der EGE eine neue und kritischere Sichtweise auf die Themen der Politikwissenschaft bekommen und bin sehr froh darüber. Auch haben mich die meisten meiner gewählten Kurse wirklich sehr interessiert und mir, wie schon gesagt, einen ganz anderen Blick ermöglicht. Was ich sehr schade fand war die Tatsache, dass es kaum marokkanische Studenten in den „elective courses“ gab und es somit kaum zum Austausch mit diesen gekommen ist. Die EGE ist eine sehr kleine „Universität“, weshalb die Orientierung kein Problem ist, da diese auch nicht wirklich einen Campus hat. Man kann in der Cafeteria essen, was aber nicht sehr abwechslungsreich ist. Besser ist es, wenn man zu dem eigentlichen Campus (Endhaltestelle der Linie 1) der anderen Fakultäten in der Umgebung geht, 5 min zu Fuß, und dort zu Mittag isst. 3. Alltag und Freizeit In Rabat gibt es einige Möglichkeiten, seine Freizeit gut auszunutzen. Allein schon das Meer und die vielen Cafes, bieten einen guten Zeitvertreib. Es gibt eine Surfschule in Oudaya, wo man Surfunterricht bekommen kann. Auch kann man auf den Gemüsemärkten, aber auch allgemein im Vergleich zu Deutschland, sehr günstig einkaufen und sich vielseitig ernähren. Die marokkanische Küche ist in vielen Restaurants zu finden und bietet eine gute Abwechslung. Die Preise für Essen, auch in Restaurants, sind für uns Europäer wirklich sehr günstig. Generell gesehen, ist das Leben hier günstiger, als in Mannheim. Man kann sehr einfach und sehr günstig in Marokko verreisen. Vor allem kann man an den Wochenenden problemlos in andere Städte verreisen, da in Rabat das Freizeitangebot nicht allzu groß ist. Ich würde jedem empfehlen, so viele Städte wie möglich zu bereisen, da Marokko ein sehr diverses Land ist und alle möglichen wunderschönen Landschaften zu bieten hat. Auch findet man kulturell und architektonisch gesehen in vielen Städten Unterschiede, die man sich nicht entgehen lassen sollte. In Rabat, aber auch allgemein in allen anderen Städten, kann man sich gut mit den Taxis und der Tram (in Rabat und Casablanca) bewegen. Marokko ist ein muslimisches Land und als Frau sollte man nicht unbedingt sehr aufreizend und freizügig rumlaufen. Hier ist es wichtig, dass man sich etwas anpasst und die „Grenzen“ (keine tiefen Ausschnitte, keine zu kurzen Shorts…) nicht überschreitet. Wie schon erwähnt, muss man auch damit rechnen, dass man öfter mal von Männern angesprochen wird. 4. Fazit Durch mein Auslandssemester an der EGE in Rabat, Marokko habe ich viele neue Einblicke in die Politikwissenschaft gewonnen, viele interessante Internationals kennen gelernt und eine unbeschreiblich gute Zeit verbracht. Nicht nur die Erfahrungen an der Universität, sondern auch das Leben in einem nordafrikanischen/arabischen Land ermöglichen eine gute Möglichkeit, über seine eigene Komfortzone zu steigen und die Welt aus anderen Augen zu betrachten. Ich würde jedem, der an der arabischen Welt interessiert ist, oder einfach mal eine komplett andere Erfahrung machen möchte, ein Auslandssemester an der EGE empfehlen. Wie gesagt, die organisatorischen Dinge an der EGE gestalten sich relativ kompliziert und auch die Dozenten haben teilweise sehr unterschiedliche akademische Anforderungen. Trotzdem ist es definitiv Wert, für ein Semester nach Marokko zu kommen. An der ausländischen Partnerhochschule besuchte Kurse: Kursbezeichnung HS PS II Kurs Post-colonial theory in the SWS/ Credits 6 Anerkennung an der Universität Mannheim Ja English speaking world Bemerkungen Sehr guter Kurs, der einen ganz anderen Einblick in die Politikwissenschaft ermöglicht. Sehr kompetenter Dozent, der viel Wissen zum Thema hat und sehr abwechslungsreiche Literatur angeboten hat. HS IB I Contemporary Issues in International Political 6 Ja Economy Meiner Meinung nach der beste Kurs, den ich besucht habe. Der Dozent war sehr kompetent und die Veranstaltung war trotz wenig vorhandener Kenntnisse sehr interessant und gut zu verfolgen. VL IB II The Challenge of Diversity 6 (Ja) Ich hatte mich dazu entschieden, das Final Paper für diesen Kurs nicht abzugeben. Eigentlich ein sehr interessantes Thema, jedoch sehr ethnologisch und philosophisch und diesbezüglich fehlt den Mannheimer Studenten einfach die Grundkenntnisse und Methoden. Auch war die Dozentin pädagogisch gesehen nicht fähig, einen Kurs mit erwachsenen Studenten zu halten. Sprachkurs Hocharabisch A1 6 Nein Guter Kurs für diejenigen, die keinerlei Arabischkenntnisse haben. Für diejenigen, die schon lesen und schreiben können, etwas lahm. Sehr nette Dozentin. Sprachkurs Französisch A1+ 4 Nein Schlechter Sprachkurs. Dozentin sehr inkompetent und schlechte Zuteilung des Sprachniveaus. Eigentlich hätte ich B1 besuchen sollen, was mir die Dozentin aber erst am Ende des Semesters erlauben wollte. Leider war es dann schon zu spät… SWS = Semesterwochenstunde
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