Maximilian Puth Fachtag „Mehr Lebensqualität und Sicherheit für Menschen mit Demenz durch Technik?“ Siegen, 29.09.2015 FZI FORSCHUNGSZENTRUM INFORMATIK Hilfreiche Technik in der Praxis: Möglichkeiten und Grenzen des Technikeinsatzes bei Menschen mit Demenz Agenda • Was ist hilfreiche Technik? • Projekt „Wegweiser Alter und Technik • Auf was ist zu achten bei der Auswahl von AAL-Produkten? • Welche Kosten kommen auf einen zu? • Beschaffungs- und Beratungsmöglichkeiten • Möglichkeiten und Grenzen des Technikeinsatzes bei Demenz 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 2 Was ist hilfreiche Technik? Hilfreiche Technik in der Fachsprache: Ambient Assisted Living (AAL) „Altersgerechte Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben“ Ziel: Unterstützung hilfs- und pflegebedürftiger Menschen in den eigenen vier Wänden mithilfe häuslicher Assistenzsysteme Verschiedene Anwendungsbereiche Sicherheit Haushalt Prävention und Rehabilitation Soziales Umfeld 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 3 Alltagshelfer Sitz- und Stehhilfen Beispiele für Technik Lichtsteuerung Wasserüberlaufschutz Herdabschaltung Intelligentes Bügeleisen Sturzsensor Medikamentenspenden Rauchmelder Sensormatte Mobiltelefon Objektfinder Bewegungssensor 6 Mobiler Notruf • mobiles Notruf- und Ortungssystem • GPS-Abfrage ermöglicht das sofortige Lokalisieren der in Not geratenen Person • integrierte Freisprecheinrichtung • Auf Wunsch mit jedem ausgehenden Notruf auch eine SMS-Nachricht mit genauer Positionsangabe an festgelegte Kontakte Beispiel: Geocare Preis: 450 € + 6 €/Monat 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 7 Signalübersetzer • Türklingelläuten einfacher wahrnehmbar machen • sendet ein Signal an einen Empfänger, wenn die Türklingel läutet • je nach Empfänger wird das Türklingeln akustisch verstärkt, als Lichtsignal oder in Form von Vibration angezeigt Beispiel: Humantechnik lisa + Blitzmodul MF 1 Preis: Sender 130 € Blitzmodul 80 € 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 8 Herdabschaltung • Misst Betriebsdauer seit Einschalten und Temperatur auf dem Kochfeld • Gerät schaltet Herd ab, wenn der Herd zu lange an oder Temperatur zu hoch ist • Hilfreich wenn Herd vergessen wird • Hilfreich wenn Pfanne zu heiß wird Beispiel: Scanvest Hertha Preis: 500 €, Mietoption. Ausstellungsstücke teilweise verfügbar, Förderung durch Pflegekasse möglich 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 9 Intelligenter Tablettenspender • Tonsignal und Lichtsignal als Erinnerung an Medikamenteneinnahme • automatische Bereitstellung der Medikamentendosis im Entnahmefach • Mit GSM: Protokolle im internetbasierten Benutzerkonto, z.B. genaue Zeiten, wann Tabletten entnommen wurden • Mit GSM: Alarm an einen Betreuer in der Distanz bei nicht erfolgter Entnahme Beispiel: Careousel Advance Preis: 180 €, mit GSM 250 € 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 10 Aktivitätserkennung • Erkennt Gefahrensituationen in der Wohnung mit Hilfe eines Sensorsystems • Angehörige oder Betreuer können den aktuellen Zustand abrufen • Im Notfall wird per Telefon, App und SMS informiert • Einbindung von Dienstleistern möglich Beispiel: easierLife Preis: 299 €, 10 €/monatlich 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 11 Intelligentes Bügeleisen • Bügeleisen schaltet sich automatisch aus, wenn es nicht mehr benutzt wird oder falsch abgelegt wird • Hilft, Brände zu verhindern Beispiel: Unold Safety Lift Preis: 50 € 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 12 Telefon mit Foto-Wahltasten • Fotos erleichtern Zuordnung • Nummerntasten können verdeckt werden • Lautstärke ist leicht regelbar Beispiel: Doro MemoryPlus 319i ph Preis: 70 € 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 13 Praxistransfer AAL: aktuelle Projekte Projekt „Wegweiser Alter und Technik“ Präsentation aktueller AAL-Produkte in rollender Ausstellung Motivation: Praxistransfer gefördert vom Land BW Laufzeit: 2011-2014, Folgeprojekt 2015-2016 Projektergebnisse bestehen langfristig weiter 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 14 Rollende Ausstellung 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 15 Rollende Ausstellung - Termine 12-15 Einsätze/Jahr auf Messen & Kongressen buchbar (Kongresse, Veranstaltungen, Firmen-Workshops, …) auch von Beratungsstellen im Projekt „Besser leben im Alter durch Technik“ genutzt (Jena, Siegen, Eschwege) Düsseldorf 14.-17.10. Oktober Eschwege 06.-07.10. Oktober Siegen 05.-06.03. März Walldorf 18./19. April Bietigheim-B. 21. September Nürnberg 24.-26. März Gäufelden 14. Juni 14.-17. Oktober Stuttgart München 19. März 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 16 Wegweiser Alter und Technik: Beratungsstellen Beteiligte Kommunen: Stadt Bocholt Landkreis Elbe-Elster, Herzberg Stadt Freiburg im Breisgau Stadt Halberstadt Landeshauptstadt Hannover Hochsauerlandkreis, Meschede Stadt Jena Landkreis Leer Stadt Regensburg Gem. Reichelsheim Landkreis Saarlouis Saarpfalz-Kreis, Homburg Landkr. Siegen-Wittgenstein Stadt Solingen Landkreis Tirschenreuth Landkreis Verden (Aller) Landkreis Vorpommern-Greifswald Stadt Wanzleben-Börde Werra-Meißner-Kreis (Eschwege) Gemeinde Weyhe Landeshauptstadt Wiesbaden Stadt Zwickau 17 Portal www.wegweiseralterundtechnik.de virtueller Rundgang durch Musterwohnung Übersicht über sinnvolle Anwendungsfälle Übersicht über vorhandene Produkte 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 18 Auf was ist zu achten bei der Auswahl von AALProdukten? • Zunächst muss jeder für sich herausfinden: o o ob er das will und was er will • Keine schnellen Entscheidungen • Produkte müssen o 30.10.2015 individuell auf den Menschen angepasst sein • Wahrnehmung der Bedürfnisse und Rechte • Achtsamkeit © FZI Forschungszentrum Informatik 19 Auf was ist zu achten bei der Auswahl von AALProdukten? • 4 „Kategorien“ von technischen Hilfsmitteln o o o o Dinge die kann man haben Dinge die will man haben Dinge muss man haben Dinge die man besser nicht hat • Unterstützung hilfs- und pflegebedürftiger im häuslichen Umfeld solange sie dies wollen und können! 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 20 Welche Kosten kommen auf einen zu? • günstige Produkte im Bereich um 10 Euro o z.B. das Nachtlicht • mittelpreisige Angebote im Bereich 100-500 Euro o z.B. automatischer Tablettenspender oder Herdabschaltungen • Höherpreisige Angebote o 30.10.2015 z.B. Hausautomation © FZI Forschungszentrum Informatik 21 Beschaffungs- und Beratungsmöglichkeiten • Bisher noch nicht so weit verbreitet aber folgende Optionen: o o o o o 30.10.2015 Sanitätshäuser Internet Angehörige und Freunde/Bekannte Zum Teil im Elektrofachhandel Pflegestützpunkte und Beratungsstellen können zum Teil weiterhelfen. © FZI Forschungszentrum Informatik 22 Möglichkeiten des Technikeinsatzes bei Demenz • Automatischer Medikamentenspender • Licht mit Bewegungssensor • Automatische Herdabschaltung • Sturzsensor o Vernetzung mit dem Hausnotruf • Aktivitätserkennung o o Easier Life Martin Elektrotechnik Raphael Home • Wasserschutz 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 23 Praxisbeispiel • • • Emma Müller, 80 Jahre Lebt alleine in einer Wohnung in der Innenstadt Diagnosen: o o o Leichte Demenz Hat einen Oberschenkelhalsbruch durch einen Sturz erlitten Sie ist schwerhörig • Wird von einem ambulanten Pflegedienst unterstützt • Nutzt seit einiger Zeit einen Hausnotruf • Beispiele für den Einsatz von technischen Assistenzsystemen bei Emma: o Schaut jeden Sonntag Tatort • Schwierig mit der Lautstärke des Fernsehers • Hierbei hat sie sich spezielle Kopfhörer zugelegt. o Häufig saß Emma im Wohnzimmer und hörte die Klingel oder das Telefon nicht. • Hierzu gibt es einen visuellen Sender. • Dieser ermöglicht es das Telefonklingeln oder die Haustürklingel in ein Lichtsignal umzuwandeln. 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 24 Praxisbeispiel o In der Nacht steht sie häufig auf. • Hierbei hat sie oftmals Probleme das Licht zu finden. • Stolpergefahr durch Teppich • Dazu nutzt Emma ein Licht mit einem Bewegungssensor. o Sturzsensor • Verbunden mit dem Hausnotruf o Hat durch Ihren Oberschenkelhalsbruch Probleme beim Aufstehen aus dem Sessel • Hierzu nutzt sie einen sogenannten „Katapultsitz“. • Durch ein hydraulisches oder mechanisches System wird der Aufstehvorgang unterstützt. 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 25 Praxisbeispiel o Vergisst häufig die Tabletteneinnahme • Medikamentenspender mit Erinnerungsfunktion • Wird vom Pflegedienst bestückt • Bei Nichtentnahme der Tabletten wird der Pflegedienst informiert o Hat schon ein paar mal den Herd vergessen • Automatische Herdabschaltung o Schwierigkeiten bei der Einstellung der Wassertemperatur • Wasserschutz-System • Ausgleich der Wassertemperatur • Automatische Abschaltung des Wasserzulaufes 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 26 Grenzen des Technikeinsatzes bei Demenz • Technische Unterstützung kein Ersatz für menschliches Handeln. o Professionelle Unterstützung sowie Unterstützung durch Angehörige sinnvoll • Training ist bei einigen Produkten von Nöten. • Wenn einige Dinge nicht mehr gewährleistet sind, ist ein Umzug in eine Pflegeeinrichtung zu diskutieren. o o 30.10.2015 Besonders bei Lebensbereichen wie: • Sozialer Kontakt • Barrierefreie Umgebung • Ernährung/Hygiene/Haushalt Fremd- und Eigengefährdung © FZI Forschungszentrum Informatik 27 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 30.10.2015 © FZI Forschungszentrum Informatik 28
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