Leseprobe - Delius Klasing

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Slowakei s 9,00 • Italien s 9,00 • Spanien s 9,00 • Portugal (Cont.) s 9,00
VW CLASSIC
Das Magazin für historische Volkswagen
Nr. 12
special
VW CLASSIC
Das Magazin für historische Volkswagen
02. 2016
Kraft-Kult
40 Jahre VW Golf GTI
02. 2016
GTI-Väter erinnern sich /// GTI-Vorserie im Fahrbericht /// GTI-Party am Wörthersee
Schön & begehrt Die wahre Rometsch-Story
Familien-Bande
Die unglaubliche Geschichte
eines DDR-Käfers
Ein Westfalia
für Mumbai
Der Traum vom T2-Camper
inhalt
»Der Sound war noch dezent, nicht übertrieben, wie das ganze Auto selbst.
Und dennoch: Einen Einser-GTI hört man aus der Masse heraus...«
Herbert Schuster, Fahrwerks-Spezialist und Leiter Pkw-Gesamtversuch bei VW von
1975 bis 1993 sowie Entwicklungsvorstand von 1994 bis 1997
Rometsch fertigte ab 1950 elegante Karossen auf
Käfer-Basis. Jetzt erinnert ein Museum an diese Ära.
122
Warum ein Pizza-Entwickler im Ruhestand in seiner
Freizeit im Dr. Oetker-Werbebulli mit Hänger reist.
108
Mit dem »Mille-Miglia-Käfer« auf Tour – den Reiz
der Oldie-Rallye »Donau Classic« spüren.
Fotos: (vlnr): Ch. Künne, A. Struwe, Volkswagen AG (2),G. Poley, G. Müller
48
66
6
Außergewöhnliche Erlebnisse verbinden Albrecht
Krieger und seinen ehemaligen DDR-Käfer.
VW CLASSIC 12
60
Dr. Bernd Wiersch folgt den Spuren des Volkswagen Typ 147, besser bekannt als »Fridolin«.
74
Fast wie Archäologen gingen drei VW-Fans bei der
Bergung eines über 60 Jahre alten Busses vor.
04
Berlin 1963. ein bild und seine ...
Wegbereiter für Kennedy.
08
Traumfänger. unterwegs
Ein T2-Westfalia-Camper in Mumbai.
18
Feldjäger. reportage
Motorsport als echter Familienspaß –
Stoppelfeldrennen im hohen Norden.
24
40 Jahre Golf GTI. meilensteine
Vier GTI-Väter erinnern sich an Geburt und
Erwachsenwerden des Kult-Golf.
34
Geburtstagsfeier. unterwegs
Das legendäre GTI-Treffen am Wörthersee rüstet
sich für die ultimative GTI-Party..
36
GTI-Geburt. rückblick
Im Oktober 1975 durfte die Zeitschrift
GUTE FAHRT bereits GTI fahren – ein Rückblick.
40
Kamei kommt. zeitreise
Ein Sammler dekoriert seinen Käfer mit
zeitgenössischem Kamei-Zubehör.
48
Fähige Köpfe. meilensteine
Die wahre Geschichte der legendären Berliner
Karosserieschmiede Rometsch.
58
Frühstart. unterwegs
Das Wintertreffen in Herford ist der
erste Fix-Termin des Jahres für VW-Fans.
60
Wenn der Postmann... historie
Die Entwicklung des »Sonderfahrzeug Post«,
besser bekannt als VW »Fridolin«.
66
Ein Leben in der DDR. zeitreise
Die Geschichte eines Käfers, der den
Mauer-Bau und auch deren Fall erlebte.
74
Auto-Ausgrabung. reportage
Wie einen verschollenen Piraten-Schatz lokalisierte
und barg Gunar Müller einen Barndoor-Bus.
82
Aus der Szene. community/news
Typen, Treffen, Zubehör und ein Gewinnspiel.
96
VW CLASSIC weltweit
Verlagsservice.
98
Raus aufs Land! kaufberatung
Der Golf Country war fast schon ein SUV –
aber seiner Zeit leider weit voraus.
108
Alles am Fluss. unterwegs
Im »Mille-Miglia-Käfer« bei der
Oldtimer-Rallye »Donau Classic«.
114
VW in Bielefeld. literatur
Volkswagen-Tradition in Ostwestfalen.
116
Schönheits-Wettbewerb. modelle
Karmann Ghia-Miniaturen aus aller Welt.
122
Backwaren-Bus. zeitreise
Der Erfinder einer Tiefkühl-Pizza und sein
Nachbau eines historischen »Dr. Oetker«-Bulli.
130
VW CLASSIC intern.
Vorschau, Impressum.
VW CLASSIC 12
7
unterwegs
Der Fernbus
Hierzulande entdecken immer mehr Klassik-Fans den Volkswagen T2 Westfalia, in Kalifornien hat
er längst die Herzen der Surfer erobert. Aber Indien? VW CLASSIC stieß in der Megacity Mumbai
auf eine Familie, die sich nach langer Suche den exklusiven Traum vom Camper erfüllen konnte.
Autor Arne Olerth
8
VW CLASSIC 12
Fotograf Bengt Stiller
VW CLASSIC 12
9
unterwegs
Besitzer-Stolz
Luftgekühlte Volkswagen sind
in Indien eine Rarität – erst
recht, wenn sie in solch einem
fantastischen Zustand sind.
Die meisten wurden verbraucht und verschrottet.
VW CLASSIC 12
11
unterwegs
Meilenstein
Mit dem Westfalia »Berlin«-Ausbau
begann eine Tradition, die VW bis
zum heutigen »California« bei­be­
hält: die Anordnung der Möbel
links im Fahrzeug. Ungewöhnlich:
der fehlende Gasherd im Küchenblock. Dieser ist normalerweise
unter einer Haube versteckt.
d
ie Begeisterung für den Westfalia-Camper der zweiten Generation schert sich nicht um
Kultur-Grenzen: Ganz gleich
ob München, Chicago oder das indische Mumbai – die wohl sinnlichste
Version des VW-Bus-Klassikers hat
Fans auf der ganzen Welt. Dennoch
dürften in ganz Bayern wohl mehr TukTuks – die für den indischen Subkontinent typischen, dreirädrigen MotorRikschas – in den Garagen stehen, als
umgekehrt T2 Westfalia in der größten
Stadt Indiens, die in etwa die gleiche
Einwohnerzahl vorweisen kann wie
unser größtes Bundesland – wohlgemerkt ohne ihre Randzonen.
Santaji Shirke gehört zu den ganz wenigen Indern, die solch einen Bus ihr
eigen nennen dürfen. Der 21-jährige
Student aus Mumbai, dem ehemaligen
Bombay, fährt zusammen mit seinem
Bruder Dhanaji und seinem Vater Sangram einen '78er Westfalia T2 mit
»Berlin«-Campingausbau. In Grün.
Taigagrün. Der poppige Farbton entführt seinen Betrachter direkt in die
wilden Siebziger – hierzulande die Zeit
des Schulmädchenreports, der AntiAKW-Bewegung und des Kinohits
»Rocky«. Rio Reiser forderte »Keine
Macht für niemand« und ABBA besang
14
VW CLASSIC 12
die »Dancing Queen«. Ganz anders in im 500 Kilometer südlich gelegenen UrIndien. Dort waren die Siebziger sehr laubsdomizil Goa. Richtig: in den Sechunruhige Zeiten: der erste Atombom- ziger- und Siebziger-Jahren das Mekka
bentest, ein Krieg mit Pakistan und ein der Hippie-Bewegung. Viele europäizweijähriger Ausnahmezustand.
sche Blumenkinder reisten damals auf
Von all dem bekam Santaji natürlich eigener Achse im VW an – Flugreisen
nichts mit, datiert sein Geburtsjahr waren noch sehr teuer – und vergaßen
doch knapp zwei Jahrzehnte später. das Mobil auf der Suche nach neuen
Gleichwohl hat er sein Herz an auto- Horizonten. Heute bietet die ehemalige
mobile Klassiker verloren – allen voran portugiesische Kolonie eine für indische
Fahrzeuge niedersächsischer Prove- Verhältnisse außergewöhnlich hohe
nienz. »Alte Volkswagen sind einzigar- Dichte an klassischen Volkswagen und
tige Fahrzeuge, echte Persönlichkeiten. entsprechenden Werkstätten.
Zudem sind sie sehr gut konstruiert und
Mit ihrem neu erworbenen Klassiker
– verglichen mit anderen Autos dieser begann für den 13-jährigen Santaji eine
Epoche – extrem robust«,
schwärmt er.
Santaji hat das große
Es gibt wahrscheinlich
Glück, dass Vater und Bruder
mehr Tuk-Tuks in Deutschseine Leidenschaft teilen.
land als VW T2 in Indien
Aber: Indiens Oldtimer-Bewegung steckt noch in den
Kinderschuhen, der Weg zum
eigenen Klassiker ist extrem steinig. Gut neue Zeitrechnung, bei Papa Shirke ererhaltene Volkswagen mit Boxermotor wachte eine alte Sehnsucht. Denn:
sind kaum vorhanden, die meisten Schon in den Achtziger-Jahren wollte
wurden längst verschrottet. Als darum er unbedingt die Vorzüge eines VW
vor acht Jahren ein Freund der Familie Camper nutzen, misstraute damals
von einem gut erhaltenen Käfer zum aber dem luftgekühlten Motor. Mittfairen Kurs berichtete, war dies für das lerweile war es schier unmöglich geFamilientrio der Start in ein wunder- worden, ein entsprechendes Fahrzeug
volles Hobby. Gekauft wurde der Käfer zu erwerben. Die Familie begab sich
meilensteine
40 Jahre
GTI
»Der GTI sollte kein Rennwagen sein. Aber er sollte die Gene enthalten, um
damit in den Motorsport einsteigen zu können!« Anton Konrad
Gran Turismo Inkognito
Mythos, Marke, Meilenstein – stimmt schon, doch die höchst inoffiziell arbeitenden Entwickler
des Golf GTI wollten es damals doch nur wohltemperiert krachen lassen. 1976 durfte der
GTI dann ins Rampenlicht rollen. Heute, 40 Jahre später, stehen der »Einser« und seine drei
Nachfolger wieder auf der Bühne – dazu vier Entscheider, die den GTI auf Touren brachten.
Autor Knut Simon
Fotograf Roman Rätzke
s
ie waren getrieben. Vom eige­
­nen Sportsgeist und von der Er­
kenntnis, dass die bisher betu­
lich daherkommende Marke VW einen
ordentlichen Image-Schub bräuchte.
»Nicht viele, aber doch genügend Men­
schen in Wolfsburg dachten bereits zum
Zeitpunkt der Golf-Entwicklung über
einen Sport-Golf nach«, lächelt Anton
Konrad fein.
Der Mann, damals Leiter der VWMotorpresse, war einer dieser Denker.
Heute, 40 Jahre später, betrachtet er
die im Fotostudio kauernden, knall­
roten Golf GTI der Generationen I, II,
III und IV. Weitere drei Mal öffnet sich
die Studiotür für Geburtstagsgäste der
besonderen Art: Prof. Carl H. Hahn,
Vorstandsvorsitzender von Volkswagen
zwischen 1981 und 1992, Herbert
Dieter Schwittlinski aus dem Marke­
ting, Hermann Hablitzel, Projektleiter
Golf, Jürgen Adler von der Konstruk­
tion Innenraum, Versuchsingenieur Al­
fons Löwenberg und ich. Die Grund­
voraussetzung lautete: So ein SportGolf muss vom Aufwand her baubar
sein – und der Konzern muss es akzep­
tieren, wenn sechs Leute außerhalb des
Konzerns eine Idee haben.«
Wie, bitte? Außerhalb, inoffiziell?
Genau!
Dass die Sechser-Gruppe zum Zeit­
punkt ihrer Geheimtreffen einen weiten
Bogen um jeden VW-Offiziellen machte,
erscheint im Rückblick allzu verständ­
lich. War doch kurz zuvor Versuchsin­
genieur Alfons Löwenberg, damals
frisch von Opel zu Volkswagen gewech­
selt, mit seiner – über alle Hierarchie­
grenzen hinweg verschick­ten – internen schriftlichen
Anregung, Volks­wa­gen ein
Zur Geschichte des GTI
konsequent sportliches
Auto zu verpassen, gegen
gehört, dass ihn eigentlich
Granitmauern gelaufen.
niemand haben wollte
Sämtliche Reaktionen auf
seine Depesche vom 18.
März 1973 fielen zurück­
Schuster, Leiter Pkw-Gesamtversuch haltend aus, negativ, wenn nicht gar in­
von 1975 bis 1993 und Entwicklungs­ digniert: »Ohne Genehmigung, wie
vorstand von 1994 bis 1997 sowie immer in meinem Leben« habe er das
Hartmut Warkuß, zwischen 1993 und Schreiben abgesandt – doch darauf
2003 Chefdesigner von Volkswagen steht der damals streng hierarchische
sind mit von der »Party«. Die kann ja »Laden« VW nun einmal nicht...
heiter werden – im Gegensatz zur Ge­
Aber Löwenberg, einmal falsch ab­
burtsstunde der GTI-Idee, wie Anton gebogen, blieb von der Richtigkeit
Konrad sie erinnert.
seines inneren Navis überzeugt. Ausge­
»Wir waren eine Sechser-Gruppe, die hend von seiner bisherigen Tätigkeit bei
ein sportliches Auto wollte: Gunther Opel, wo er den Rallye-Kadett und an­
Kühl aus dem Motorsport, Horst- dere »echte«, kompromisslos auf Wett­
bewerb ausgerichtete Renner ersann,
baute er erst einen Scirocco, dann einen
Golf nach seinem persönlichen Gusto
zu Rennsemmeln um. Die Dinger
schmeckten den entscheidenden Per­
sonen gar nicht.
»Krawall-Autos« seien das gewesen,
erinnern sich Zeitgenossen. Sowohl für
Lieschen Müller als auch für deren am­
bitionierten Nachwuchs unfahrbar, mit
Rennkupplung, Tieferlegung, brachial
harter Federung und brüllendem Sportauspuff. Wiederum im Alleingang prä­
sentierte Löwenberg sein Sport-Monster
VW-Forschungsvorstand Ernst Fiala.
Der brüllte nach absolvierten Testme­
tern lauter, als des Sport-Golfs Endrohr
dies je gekonnt hätte.
»Als ich sah, dass Löwenberg mit
Vollgas in diese Einbahnstraße fuhr und
so den Grundgedanken eines sportli­
Ein gutes Auge
»Der Vierer ist ein Auto, das
konsequent designt ist und
trotzdem Emotion besitzt.
Als Erstes musste ich an den
‚Blick‘ ran.«
Designer Hartmut Warkuß
VW CLASSIC 12
25
unterwegs
Mitten ins Herz
Sie ist noch recht jung, die »Donau Classic«, und doch schon legendär. Binnen eines Jahrzehnts
hat sich im Herzen Bayerns eine der beliebtesten Oldtimer-Rallyes überhaupt entwickelt. Auch in
diesem Juni sind wieder mehr als 200 Teams in der Automobilregion Ingolstadt unterwegs.
Autor Heiko P. Wacker
108
VW CLASSIC 12
Fotograf Volkswagen / Kai-Uwe Knoth
VW CLASSIC 12
109
unterwegs
650 Kilometer, 250 Teams, 3 Tage: »Donau Classic 2016«
Die 11. Auflage lädt zur automobilen Zeitreise im Herzen Bayerns
Für die »Donau Classic« werden »Bilderbuch-Landschaften« versprochen. Das darf man wörtlich nehmen.
In diesem Jahr rollt die Rallye durchs Altmühltal, die Hallertau und das Donaumoos – vielleicht steht
auch Großmehring mal wieder auf dem Programm. Denn die Mariensäule auf dem gleichnamigen Platz bietet
auch bei bedecktem Himmel ein schönes Fotomotiv.
n
atürlich liegt der Reiz einer solchen Veranstaltung auch in der
Region selbst begründet: Flotte
650 Kilometer durch den »Naturpark
Altmühltal«, die Hallertau und das Donaumoos stehen in diesem Jahr an. Die
Veranstalter sprechen deshalb völlig zu
Recht von »Bilderbuch-Landschaften«,
die passende Kulisse für teils spektaku-
Neben dem potenten »Salzburg-Käfer«,
der mit seinen strammen 130 PS immer
wieder für Staunen sorgt, erregte speziell der »Mille-Miglia-Käfer« von 1956
Aufsehen. Die Kombination aus klassischem Design und zeitgenössischem
Tuning macht den Ovali zu einem
echten Spaßgerät, das auf einem adäquaten Klangteppich rollt: Entsprechender Applaus seitens
der Zuschauer war der
Die Kombination aus klassicharmanten Rennkugel
schem Design und zeitgenössistets gewiss. Wo sich
moderne Autos am sinschem Tuning macht den Ovali
nigen Diktat aktueller
zu einem echten Spaßgerät.
Geräuschvorschriften zu
Mit passendem Klang...
orientieren haben, darf
ein Oldie eben noch lautläre Wertungsprüfungen und automo- stark von vergangenen Zeiten künden.
bile Raritäten bieten, die sich gerne im
Wie direkt aus dem Bilderbuch überSüden der Republik einfinden.
nommen scheinen indes auch die baju‑
So verwundert es nicht, dass auch warischen Dörfer und Städtchen. ReizVolkswagen die »Donau Classic« un­ volle Kulisse für wunderbare Bilder sind
ter­stützt: 2015 sorgte das Team von etwa die Durchfahrtskontrollen in sol»Volkswagen Classic« vor allem mit chen Ortschaften. Die Fans aus der Rezwei Wolfsburger Krabblern für Wirbel. gion können hier in Ruhe fotografieren
110
VW CLASSIC 12
und manches automobile Schmuckstück in Aktion erleben.
Dass Audi beim Heimspiel rund um
Ingolstadt ganz besonders häufig vertreten ist, liegt auf der Hand: Die Traditionsmarke zeigte mit einem 1965er
Auto Union 1000 SP Roadster ebenso
Präsenz wie mit dem Audi Sport Quat­tro
Rallye von 1984. Und so mancher
Rennsportfan wunderte sich, dass die
große Zeit der PS-Monster der legendären Gruppe B schon vor 30 Jahren zu
Ende ging.
Einen wild um die Ecken driftenden
Wagen nur wenige Zentimeter an den
Zuschauern vorbeipfeilen zu lassen, das
konnten damals nur wenige Fahrer –
wie eben Walter Röhrl. Und sein Husarenritt auf den »Pikes Peak« ging in
die Motorsportgeschichte ein. Doch das
ist eine andere Story.
Um Sekunden und deren Bruchteile
geht es natürlich auch bei einer OldieRallye, so entzückend die Landschaft
auch sein mag. Immerhin »ärgert« –
das ist jetzt nicht böse gemeint, son-
dern sollte mit einem Augenzwinkern
aufgefasst werden – die Donau Classic
mit durchaus anspruchsvollen Wertungsprüfungen. Ein Beispiel gefällig?
Gerne. Schauen wir doch beispielsweise
einmal nach Pöttmes auf den Marktplatz, den die Teilnehmer 2015 zu umrunden hatten – natürlich mit Stoppuhren. Der Plural macht Sinn, teilten
sich die 220 Meter doch in drei Sektionen, die es in exakt 12, 20 und 15
Sekun­den zu durchfahren galt, wobei
der Zielstrich des einen Abschnitts den
Start der Folgesektion markierte.
Intelligente Menschen setzen sich bereits im Vorfeld solch einer »WP« mit
dem »Road Book« auseinander, um zumindest Teilstrecken – 70, 80, 70 Meter
– oder Durchschnittstempi zu kalkulieren. Und wenn dann noch der Fahrer
das richtige Gespür hat, um die vom
Co-Piloten heruntergezählten Sekunden
in passende Dynamik umzusetzen, und
sich besagter Co-Pilot nicht im Gewirr
der Zeit- und Richtungsanweisungen
verirrt, dann sammelt man hoffentlich
nicht zu viele Strafpunkte. Und wenn
man am Ende, nach 20 Wertungsprüfungen und diversen Zeitkontrollen,
derer nur 516 hat, wie es Norbert
Heng­lein und Günter Röthel auf ihrem
Porsche 911 RSR von 1975 demonstrierten, dann steht man am Samstag bei
der Siegerehrung ganz oben.
Nicht unterschlagen sei jedoch, dass
ein 300 PS starker RSR eine gewisse
Hilfe darstellen kann, will man den
durchaus ambitioniert gestalteten Zeitplan der Rallye wenigstens leidlich einhalten. Wer rein touristische Veranstaltungen mit genügend Puffer für regelmäßige Stopps bei Kaffee und Kuchen
bevorzugt, der wird bei der Donau
Classic vielleicht etwas vermissen. Allerdings hat man ja am Ende der Veranstaltung besagtes Road Book in
Händen, das mit all seinen »Chinesenzeichen« und Skizzen einlädt, den kompletten Streckenverlauf noch einmal in
Ruhe abzugondeln. Stoppuhr-Exkurse
auf dem Marktplatz von Pöttmes sollte
man dann freilich aussparen.
Und auch bei der Firma EFS in Gaimersheim dürfte man zumindest ein
Stirnrunzeln ernten, wollte man das
treiben, was am Freitag der letztjährigen Rallye im betriebseigenen Parkhaus geschehen durfte. Den Stempel für
die Durchfahrtskontrolle gab es hier
wahlweise unten – oder auf dem
obersten Parkdeck des geleerten Betonturms, in dem wohl heute noch das eine
oder andere Reifenquietschen und Boxerröhren im Gebälk hängt. Oldie-Privilegien – Sie wissen schon …
Regelrecht geboren für diesen ebenso
kurzen wie amüsanten Gipfelsturm war
ganz sicherlich der »Mille-Miglia-Käfer«,
der gerade seinen 60. Geburts­tag feiert,
vom Erwachsenendasein aber ebenso
weit entfernt ist wie vom Serienzustand
eines originalen Ovali. Der »KraftWagen« wurde 2011 für die Wolfsburger Sammlung erworben, und ge-
Markenvielfalt
Rund um Ingolstadt sieht man die
vier Audi-Ringe besonders gern.
Doch auch Bullis oder RennsportKrabbler wie »Salzburg-« oder »Mille- Miglia-Käfer« sind willkommen.
VW CLASSIC 12
111
vorschau
Der Komponist und
sein Auto.
Paul Lincke, geboren 1866 in Berlin,
war ein äußerst beliebter Komponist
und Theaterkapellmeister. Er gilt unter
anderem als »Vater der Berliner
Operette«. Für seine Verdienste um
die Musik wurde ihm zu seinem 75.
Geburtstag 1941 einer der ersten
Serien-Käfer vom Typ 60L geschenkt.
Unlängst tauchte dieses Fahrzeug in
Prag wieder auf und wurde minutiös
restauriert – gerade rechtzeitig zum
150. Geburtstag und 75. Todestag
des Maestros.
VW CLASSIC
SHOP
Das Magazin für historische Volkswagen
auSgewäHlte PrOdukte vOn
Foto: Stephan Repke
Paul Lincke und der wohl
älteste erhaltene Serien-Käfer.
VW CLASSIC Nr. 13 erscheint am 20. Oktober 2016.
Bulli Love
€ 49,90 (D)
ISBN 978-3-667-10303-1
Als der Käfer laufen lernte
€ 39,90 (D)
ISBN 978-3-7688-3687-6
Der erste Brezelkäfer
€ 29,90 (D)
ISBN 978-3-7688-3362-2
Die Karmann-Story
€ 29,90 (D)
ISBN 978-3-667-10330-7
VW Bulli
€ 29,90 (D)
ISBN 978-3-667-10120-4
Vom Kiez zum Kap
€ 22,90 (D)
ISBN 978-3-667-10314-7
impressum
6. Jahrgang
Redaktionsanschrift
VW CLASSIC
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N.-M. Oetker, Günter Poley, André
Poling, Roman Rätzke, Martin
Santoro, Bengt Stiller, Axel Struwe,
Stiftung AutoMuseum Volkswagen,
Volkswagen AG, Archiv Delius Klasing
Verlag, Archiv GUTE FAHRT
ART DIRECTION
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Herausgeber
Edwin Baaske
LAYOUT
Susann Pechstein, Weusthoff Noël,
Hamburg
ChEfredakteur
Joachim Fischer
LEKTORAT
Britta Bau, Rastatt
REDAKTIONSTEAM
DIESER AUSGABE
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Muche, Arne Olerth, Georg Otto,
Martin Santoro, Knut Simon, Heiko
Wacker, Sabine Weiß, Dr. Bernd
Wiersch
WIR BEDANKEN UNS BEI
Volkswagen AG, Volkswagen Classic,
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