Aufwühlender Aufruf zum Maulwurffang G R A U B Ü N D E N

GRAUBÜNDEN
M i ttwo c h , 3 0. M ä r z 2 0 1 6
Aufwühlender Aufruf zum Maulwurffang
Die Gemeinde Schluein ruft zum «Maulwürfe fangen auf Gemeindegebiet» auf. Dies ruft wiederum
den Verein Wildtierschutz Schweiz auf den Plan, der «die Tötungsaktion der nützlichen Tiere» als tierquälerisch einstuft.
V
Maulwurf nicht als Mitarbeiter
schätzen», zitiert Theus einen Biobauern, der Mitglied von Wildtierschutz Schweiz ist.
▸ S I LV I A K E S S L E R
Vier Franken erhält, wer die Vorderpfoten eines auf Gemeindegebiet
von Schluein gefangenen Maulwurfs abgibt und den Fundort angibt. Diese Mitte März im regionalen
Amtsblatt und auf der Homepage
von Schluein erfolgte Publikation
löst beim Verein Wildtierschutz
Schweiz Unverständnis aus. Deren
Präsidentin Marion Theus aus Klosters meldete sich beim «Bündner
Tagblatt» und gab ihrem Entsetzen
darüber Ausdruck, dass der Maulwurf nach wie vor als Schädling bezeichnet werde. «Wir glauben nicht,
dass es böse Absicht der Gemeinden
ist», hält Marion Theus fest. Vielmehr könnten Gedankenlosigkeit
oder mangelnde Information zu der
nun ausgerufenen «Tötungsaktion
für Maulwürfe und dazu noch gegen
Bezahlung» geführt haben.
Aufwendiges Fangen
In die Falle gegangen: Ernst Gabriel zeigt einen gestern in Malix gefangenen
Maulwurf, während beim Golfplatz in Schluein zahlreiche Erdhügel über
die aktuelle Aktivität der Tiere Aufschluss geben. (FOTOS YANIK BÜRKLI/ZVG)
«Veraltete Ansicht»
Mit einem Schreiben an die
Gemeinde Schluein will die Vereinspräsidentin Klarheit schaffen und
sie bittet die Verantwortlichen darum, «diese Aktion noch einmal zu
überdenken». Die alte Vorstellung,
wonach der Maulwurf Graswurzeln
fresse und so die Wiesen schädige,
treffe nämlich keineswegs zu. «Wir
verstehen nicht ganz, warum diese
veraltete Ansicht immer noch in
den Köpfen von einigen Beamten
herumgeistert», schreibt Marion
Theus. Der Maulwurf sei nämlich
«ein reiner Insektenfresser und ein
nützliches Tier, das den Bestand an
Engerlingen, Wühlmäusen und Käferlarven in natürlichen Grenzen
hält». Er durchlüfte die Erde und
mache sie fruchtbarer. «Es ist mir
ein Rätsel, weshalb die Bauern den
Das Schreiben des Vereins richtet
sich an Marco Simonett, den die Gemeinde Schluein als Ansprechperson bestimmt hat. Der gelernte Maler hat auf dem familieneigenen
Bauernhof jahrelang Erfahrungen
mit Maulwürfen gesammelt. Das
Problem, das sie der Landwirtschaft
bereiten würden, seien die mächtigen Erdhaufen, welche die Tiere
durch ihre ausgeprägte Wühltätigkeit bilden. «Die Erdhaufen schädigen Sensen und Mähmaschinen,
und was noch schlimmer ist: Die Erde gelangt ins Heu und in die Siloballen und verunreinigt das Futter
für das Vieh», erklärt Simonett.
Dass Schluein nun Prämien für
gefangene Maulwürfe ausrichte, sei
indes nichts Neues. «Schon vor 70
oder 80 Jahren war dies der Fall»,
weiss Simonett. Vor allem Kinder
hätten sich gern beim Fangen von
Maulwürfen engagiert, gab es dafür
doch ein Taschengeld zu verdienen.
«Heute hat das Interesse bei den
Kindern nachgelassen, und vielen
Erwachsenen ist der Aufwand zu
gross», konstatiert Simonett.
Der Aufwand für das Fangen von
Maulwürfen ist tatsächlich nicht zu
unterschätzen, wie Ernst Gabriel
aus Churwalden, ein weiterer erfahrener Maulwurffänger, bestätigt.
«Die Fallen sollten am Morgen ausgelegt und am Abend kontrolliert
werden.» Dies vor allem, damit kein
anderes Wildtier mit dem Maulwurf, allenfalls samt Falle, entschwinde. Was er bei den heute zur
Verfügung stehenden Fallen nie gesehen habe, seien Maulwürfe, die
qualvoll zu Tode kämen. Konsequent abgelehnt werden muss der
Einsatz von Giften, weil diese laut
Gabriel auch andere Wildtiere in
Gefahr bringen.
Projekt «SUN» wächst gen Himmel
Der Aushub ist fertig, jetzt erfolgt der Bau in die Höhe: Beim Bündner Kantonsspital haben die Bauarbeiten des
Hochbaukomplexes und neuen Hauptgebäudes Haus H, dessen Grundstein gestern gelegt wurde, begonnen.
Knapp 25 Meter in die Tiefe geht die
Baugrube beim Kantonsspital Graubünden in Chur. Die grösste Baustelle in der Ostschweiz hat einen
weiteren Meilenstein erreicht: Gestern Vormittag wurde beim ersten Teil des neuen Hauptgebäudes
(Haus H) der Grundstein gelegt. Diese Ehre wurde Martin Schmid, Stiftungspräsident des Kantonsspital
Graubünden, zuteil. Er zeigte sich
erfreut und ist mit den Bauarbeiten,
die parallel zum Spitalbetrieb verlaufen, sehr zufrieden: «Man muss
gegenseitig Rücksicht nehmen aufeinander und das ist meiner Meinung nach bisher optimal gelungen».
Bauarbeiten und ihren Lärmemissionen abrufbar.
Einzug im Jahr 2022
Der Spatenstich für das Bauprojekt
«SUN», eine Abkürzung für Sanierung, Umbau und Neubau, ist im
Oktober 2014 erfolgt. Der Bau befindet sich zurzeit mitten in der ersten
von insgesamt zwei Bauetappen.
Als erste Etappe soll der erste Teil
des Hauses H bis 2018 fertiggestellt
werden. Dort ziehen dann alle Abteilungen vom über 70 Jahre alten
Haus A-West ein, das anschliessend
abgebrochen wird. An seiner Stelle
wird in der zweiten Bauetappe der
restliche Teil vom Haus H gebaut.
Das gesamte Projekt, das bis 2022
fertig sein soll, kostet rund 430 Millionen Franken. GIULIA LÖTSCHER
Möglichst wenig Erschütterung
Da der Spitalbetrieb normal weiterläuft, erfordern die Bauarbeiten am
Kantonsspital besondere Anforderungen. Lärm und Erschütterungen
sind auf einer Baustelle nicht zu vermeiden, gleichzeitig sollen aber die
Patienten und Mitarbeitenden nicht
gestört werden. Daher kommen gemäss Christoph Häfliger, Bauingenieur bei der Pöyry Schweiz AG,
hauptsächlich lärm- und erschütterungsarme Geräte zum Einsatz. Zudem sei im Internet immer vorgängig ein Bericht mit den geplanten
B ü n d n e r Ta g b l a tt
3
Tierheim Arche
eröffnet Igelstation
Am Samstag wird die Igelstation im Tierheim
Arche in Chur offiziell in Betrieb genommen. Im
durch den Kanton begleiteten Projekt werden
kranke, verletzte oder untergewichtige Igel aufgenommen, gepflegt und wieder ausgewildert.
CHUR Die Notfallstation entspricht den Richtlinien
des Tier- und Naturschutzes und kann per Ende
März die ersten Patienten aufnehmen, wie es in
einer Mitteilung von gestern heisst. Offiziell wird
die Igelstation am kommenden Samstag in Betrieb
genommen. Die Station verfügt über eine Notaufnahme, in welcher die Igel grundversorgt werden,
sowie über eine Pflegestation. In dieser bekommen
die Tiere die nötige Ruhe und Erholung und werden
hier bis zu ihrer Auswilderung gehalten. Dank der
Igelstation stehe den hilfsbedürftigen Tieren eine
optimale tiermedizinische Betreuung zur Verfügung, heisst es weiter. Um die Versorgung der Tiere
sicherzustellen, würden die Mitarbeitenden des
Tierheims Chur auch in Zukunft laufend spezifisch
geschult und ausgebildet.
Der Grosse Rat hatte das Tierheim Chur beauftragt, eine Igelstation aufzubauen, und er finanziert
das Projekt mit. Ziel sei es, die hervorragende jahrzehntelange Arbeit von Frau Agnes Schön aus Trimmis, die sich bisher auf privater Basis um hilfsbedürftige Igel kümmerte (das BT berichtete), kompetent weiterzuführen, so das Tierheim.
Gesunde Igel der Natur überlassen
Hilfsbedürftige kranke und verletzte Igel gehören
grundsätzlich in die Hände von Fachleuten. Wird
ein verletzter oder kranker Igel gefunden, sollte
schnellstmöglich das Tierheim Arche in Chur kontaktiert werden. Informationen darüber, ob ein Igel
krank oder verletzt ist und folglich Hilfe benötigt,
sind auf der Website www.tierheim-chur.ch zu finden. Ist ein Tier offensichtlich schwer verletzt, sollte es am besten zum nächsten Tierarzt gebracht
werden, damit es möglichst umgehend versorgt
wird. Gesunde Igel müssen aber unter allen Umständen der Natur überlassen werden. Denn dort
fühlten sich am wohlsten, auch wenn das Wetter
garstig sei, schreibt das Tierheim. Ziel jeder IgelAufnahme in der Notfallstation sei die erfolgreiche
und schnellstmögliche Auswilderung des Tieres.
Igel seien Wildtiere und würden in der Station auch
entsprechend gehalten. Das nachhaltige Wohl der
Patienten stehe immer an erster Stelle. (BT)
SP Domat/Ems kandidiert
für alle wichtigen Gremien
BEHÖRDENWAHLEN Die SP Domat/Ems tritt mit
drei Kandidatinnen zu den Wahlen vom 5. Juni 2016
an. Als zweitstärkste Partei in Domat/Ems habe die
SP den Anspruch, in allen wichtigen Gremien der
Gemeinde vertreten zu sein, um so ihre Anliegen
konsequent voranzubringen, heisst es in der Mitteilung. Deshalb trete die SP bei den kommenden
Wahlen sowohl für den Gemeindevorstand, den
Schulrat sowie auf regionaler Ebene für das Bezirksgericht Imboden an.
Für den Gemeindevorstand portiert die SPOrtspartei die bisherige Gemeinderätin Silvia Bisculm Jörg (das BT berichtete). Die Bekanntgabe der
Kandidatur der ehemaligen «höchsten Emserin»
(2013) für dieses Amt sei von der Nominationsversammlung mit grossem Applaus quittiert worden.
Ebenfalls einstimmig wurde gemäss Mitteilung
Hermy Vruwink zur Kandidatin der SP für den
Schulrat nominiert. Hermy Vruwink arbeitet als Expertin Intensivpflege im Kantonsspital in Chur.
Politische Erfahrungen habe sie als ehemaliges Mitglied des Emser Gemeinderats gesammelt, heisst es
in der Mitteilung. Zudem sei sie langjähriges Mitglied der Jugendkommission.
Mit Irmgard Camenisch stellt die SP Domat/
Ems aktuell die Vizepräsidentin des Bezirksgerichts
Imboden. Sie stellt sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung und ist von der SP Domat/Ems bereits an der Generalversammlung vom 9. Februar
einstimmig nominiert worden. (BT)
KURZ GEMELDET
Stiftungspräsident Martin Schmid (links) legt zusammen mit Arnold Bachmann, CEO Kantonsspital Graubünden,
den Grundstein des Hauses H vom 430-Millionen-Projekt «SUN». (FOTO YANIK BÜRKLI)
PDGR-Referat in St. Moritz Heute Mittwochabend,
30. März, findet um 19 Uhr im Forum Paracelsus in
St. Moritz ein Vortrag zum Thema «Selbstwert und
psychische Widerstandskraft» statt. Das Referat
wird gehalten von Evelyne Bäbler-Sciarmella,
Psychologin bei den Psychiatrischen Diensten
Graubünden (PDGR). Am Ende des Referats besteht
die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Der Anlass ist
kostenfrei.