Studenten wollen den Stadtgarten verschönern

S-Mitte/S-West
II
Nr. 34
Mittwoch, 23. März 2016
Ehrenamt
Spaziergänger
gesucht
S-West Menschen, die sich beim Gehen
nicht ganz sicher fühlen und deshalb kaum
nach draußen kommen, Menschen mit und
ohne Stock, Rollator oder Rollstuhl, möchte das Quartiersprojekt „Hasenberg im
Blick“ zu kleinen Spaziergängen einladen.
Mit kleinen Pausen und Gelegenheit zum
Hinsetzen führt der Weg rund um das Haus
Hasenberg, Klugestraße 2A. Unterwegs soll
erzählt werden, was es dort Neues gibt oder
wie es früher dort war. Das Programm
„Unterwegs am Hasenberg“ soll einmal im
Monat an einem späten Vormittag stattfinden. Der Abschluss ist jeweils im Haus Hasenberg, wo die Teilnehmer sich bei einem
Getränk erholen oder die Möglichkeit zu
einem Essen haben.
Der Auftakt ist am Donnerstag, 31. März,
um 10.30 Uhr am Haus Hasenberg. Das
Quartiersprojekt sucht für diese Spaziergänge noch ehrenamtliche Begleiter, die
sich eventuell auch mit eigenen Geschichten einbringen. Interessenten können sich
unverbindlich bei Diakon Hermann Kollmar erkundigen, Telefon 63 80 04.
kay
Ökumene
Frauen an
Wegkreuzungen
S-Mitte Die Frauenverbände der beiden
Landeskirchen widmen den Karfreitag
einer Prozession, die an Schicksale von
Frauen in Not gemahnen soll. „Frauenkreuzweg“ ist sie überschrieben. Schauplatz ist die Königstraße.
Der Zug beginnt um 12 Uhr. Er wird an
verschiedenen Stationen anhalten, um Geschichten von Frauen in Not zu erzählen,
von deren Schicksal die Öffentlichkeit üblicherweise nichts erfährt. Nach zwei Stunden endet die Prozession an der Leonhardskirche mit einer Abschlussveranstaltung bei Brot und Wasser.
eck
Kurz berichtet
S-Mitte
Wer hat die besten Argumente?
Das Rathaus am Marktplatz ist Schauplatz des
Landesfinales für den Wettbewerb Jugend debattiert. 18 500 Schüler und 770 Lehrer haben
sich an den Vorrunden in 120 Schulen beteiligt.
Die acht von ihnen, die bisher die besten Argumente hatten, debattieren nun um die Teilnahme am Bundesfinale. Die Diskussion beginnt
am Mittwoch, 23. März, um 12 Uhr. Jugend debattiert ist der bundesweit größte Wettbewerb
zur sprachlich-politischen Bildung.
S-West
Live in der Kneipe
Am Donnerstag, 24. März, lädt die Gaststätte
Eumel zu Live-Musik mit dem Feucht-HöfflerSchrack-Trio ein. Eigen- und Fremdkompositionen bilden die Grundlage für die melodischen
Improvisationen des musikalischen Trios aus
Saxofon, Kontrabass und Schlagzeug. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, Kornbergstraße 47.
Der Eintritt ist frei, um eine Spende für die Musiker wird gebeten.
S-West
Requiem in c-Moll
Michael Haydns Requiem in c-Moll wird am
heutigen Mittwoch, 23. März, um 19.30 Uhr in
der Diakonissenkirche (Rosenbergstraße 40)
sowie am Karfreitag, 25. März, um 17 in der
Paul-Gerhardt-Kirche (Rosenbergstraße 194)
aufgeführt. Es musizieren Gesangssolisten gemeinsam mit dem Chor der Diakonissenkirche
und dem Eltern-Chor. Sie werden begleitet vom
Paul-Gerhardt-Kammerorchester Stuttgart,
unter der Leitung von Ulrich Mangold. Die Karten kosten 14 Euro, ermäßigt 6 Euro.
S-Mitte
Folk aus Deutschland
BRTHR – gesprochen Brother – präsentiert sein
Debütalbum. Hinter dem Kürzel verbirgt sich
der Stuttgarter Sänger und Gitarrist Philipp
Eißler, der sich nachdenklichem Südstaatenfolk
im Lo-Fi-Sound widmet. Zum Release-Konzert
im Jazzclub Bix stehen Josha Brettschneider
und Johann Polzer mit auf der Bühne. Es beginnt am Dienstag, 29. März, um 20.30 Uhr.
S-Mitte
Raff liest im Landesmuseum
Der Stuttgarter Historiker Gerhard Raff hat den
vierten Band seines Monumentalwerks zur
Landesgeschichte fertig. „Hie gut Wirtemberg
alleweg IV“ ist er überschrieben. Der Mundartautor liest im Landesmuseum im Alten Schloss
aus dem 850 Seiten umfassenden Buch. Der
Eintritt ist frei, eine Spende erbeten. Raff spendete alle seine Einnahmen. Die Lesung beginnt
am Mittwoch, 23. März, um 19 Uhr. kay/eck
Ein Wahrzeichen des Niedergangs: der stillgelegte Brunnen, der vor der Universitätsbibliothek seines Verfalls harrt.
Foto: Achim Zweygarth
Studenten wollen den Stadtgarten verschönern
Der Architekten-Nachwuchs will vollbringen, was seit mehr
als einem Vierteljahrhundert misslang. Von Marc Schieferecke
S-Mitte
iese Häuser sind gedacht, alsbald
wieder zu verschwinden: Zusammenklappen, aufladen, wegfahren,
andernorts wieder auseinanderklappen,
einem Zelt gleich – das ist das eine Konzept.
Ein anderes ist im Grunde tatsächlich ein
Zelt, mit Ausnahme von Decke und Bodenplatte. Aus Stoff statt Stein sollen die Wände sein, auf- und zu-, hin- und herziehbar, je
nach Wetter und Bedarf.
Zwölf solcher Entwürfe haben Architekturstudenten erdacht, vier sind in der engeren Auswahl. Die Bauten – einer oder mehrere – sollen im oder am Stadtgarten stehen, jenem Park, den Unkundige für ureigenes Gelände der Hochschulen um ihn
halten. „In der Wahrnehmung ist das der
Innenstadt-Campus“, sagt Jens Ludloff.
Die Bauten „sollen den Austausch mit der
Stadt fördern“. Heißt: mit ihren Bürgern.
Ludloff leitet das Institut für „Nachhaltigkeit, Baukonstruktion und Entwerfen“
der Uni Stuttgart, damit eines, „das eine
Totschlagvokabel im Namen trägt“: die
D
Nachhaltigkeit. So sagt er es selbst. Die verstehen die Studenten aber nicht im Sinne
des Energiesparens, sondern im Sinne von
Lebendigkeit. Was in den Häusern geschieht, soll Neugierige locken. Die Architekten der Zukunft, sagt Ludloff, „haben
auch eine hohe soziale Verantwortung“.
Das hehre Ziel, den einst prächtigen
Stadtgarten wieder zum Treffpunkt für
Flaneure zu erheben, haben schon andere
verfolgt – und verfehlt. Ein Vierteljahrhundert lang war der Park ein Lieblingsprojekt
des abgedankten Michael Kienzle. Kurz vor
seinem Abschied schien der Grünen-Stadtrat am Ziel. Die Stadt hatte ein Landschaftsplanungs-Büro Pläne für eine verschönerte Version des als Drogenumschlagplatz verschrieenen Parks zeichnen
lassen. Jeder Interessierte hatte vor Ort
Gelegenheit, diese Pläne zu begutachten.
Das Ergebnis war heftiger Protest gegen
das Vorhaben, mehr als 80 Bäume zu fällen,
die den Landschaftsplanern überflüssig
schienen. Das war im Sommer 2013. Aber
Sämtliche Bezirksbeiräte waren begeisdann verschob der Gemeinderat den Beschluss einmal mehr in die Zukunft. In den tert von den Ideen. „Großartig“ war im Reijüngsten Haushaltsberatungen ward der gen der Lobesreden noch eine neutrale Vokabel. Die Stadträtin Ilse Bodenhöfer-Frey
Stadtgarten schlicht vergessen.
Gleichsam das Wahrzeichen des Nieder- würde einen der Entwürfe gar gern auf dem
gangs ist der stillgelegte Brunnen, der vor Marktplatz aufgebaut sehen. Allerdings
könnte die Verwirklichung
der Universitätsbibliothek
noch an der ein oder anderen
seines Verfalls harrt. Auch „Die Architekten
ihm hat sich eine Gruppe ge- der Zukunft haben Klippe zerschellen. Eine davon deutete ein Satz der Bewidmet. Auf der Fläche soll ein
zirksvorsteherin
Veronika
Haus entstehen, dessen Größe auch eine hohe
Kienzle an: „Die weiteren
variabel und das Zug um Zug soziale
Schritte müssen von den zuerweiterbar wäre. Je nach- Verantwortung.“
ständigen Ämtern geklärt
dem, ob der neue Treffpunkt
Jens Ludloff,
werden.“ Das kann dauern.
Anklang findet oder nicht.
Praktisches ist ebenfalls noch
Eine andere Gruppe hat die Architekturprofessor
unklar. Wie die Bauten beMahnung der Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle gehört, dass kein heizt, mit Strom und Wasser versorgt werGrün geopfert werden dürfe, und den den sollen, gehörte nicht zur Aufgabe.
Auch wenn der Ämterdurchlauf vollWunsch sachlich erfüllt: Ihr Haus steht auf
drei Meter hohen Säulen über dem Rasen. bracht und die Leitungsfragen beantwortet
Rampen führen empor, damit auch Roll- sind, droht womöglich noch Ungemach.
stuhlfahrer die erste Etage erreichen kön- Teile des Parks gehören dem Land, Teile
nen. Die Wände, ebenfalls aus Stoffbahnen, der Stadt. Dass die beiden Instanzen aneisollen nachts künstlerisch beleuchtet wer- nander vorbei oder gar nicht miteinander
den. Alle Häuser sind so konzipiert, dass die reden, hat schon in der Vergangenheit
Studenten sie selbst bauen können, dies ge- manchen Vorstoß vereitelt. Die Studenten
meinsam mit Obdachlosen. Diese Idee sind hingegen hoffnungsfroh. Im Sommer
wollen sie mit dem Aufbau beginnen.
stammt aus Wien.
Für Sheyla Valdez war
Stuttgart die erste Wahl
Der German American Women’s Club Stuttgart ermöglicht
der 23-Jährigen einen Studienaufenthalt. Von Petra Mostbacher-Dix
S-Wesz
ls erstes hat sie sich ein Dirndl ge- muntert Deutsche, sich beim GAWC zu bekauft. „Ich weiß, es wird nur in Süd- werben. „Ein Studium in den USA ist teuer.
deutschland getragen und steht Die Chancen stehen sehr gut.“
In der USA erfuhr Sheyla Valdez von
nicht für alle Deutschen.“ Sheyla Valdez
lacht. „Wir kommen ursprünglich aus Me- dem Programm an University of Arizona in
xiko und laufen auch nicht mit Sombrero Tucson. Dort studierte sie Deutsch, nachrum.“ Aber das Dirndl habe ihr gefallen, als dem sie ein Physiotherapiestudium abgeKind habe sie eines zu Halloween gesehen. brochen hatte. „Im Studium Generale lernte ich das Deutsche Zentrum
„Damals wusste ich nichts
kennen.“ Ihr Dekan schlug ihr
über Deutschland.“ Das ist Der Studentin
vor, sich nach dem fünften Selängst anders. Sheyla spricht ist es peinlich,
mester um das GAWC-Stipenbestens Deutsch. Seit Sommer wenn sie auf
dium zu bewerben und ein
studiert die 23-Jährige aus
akademisches
Jahr
in
dem US-Bundesstaat Arizona Donald Trump
an der Universität Stuttgart angesprochen wird. Deutschland zu machen. „Ich
wollte dorthin, nachdem ich
Germanistik und Romanistik
bereits 2014 schon einen In– als Stipendiatin des German
American Women’s Club Stuttgart tensiv-Deutsch-Kurs in Stuttgart gemacht
(GAWC), also des Deutsch-Amerikani- hatte“, so Valdez. Ihre Betreuerin Birgit
Lobmann – seit einem Jahr für den Student
schen Frauenclubs.
Zwei Studierende aus den USA sowie Exchange, also die Austauschstudenten bei
zwei aus Deutschland können dank der der GAWC zuständig – schwärmt vom EnGAWC Stuttgart ein Austauschjahr im je- gagement und der Selbstständigkeit Sheyweils anderen Land verbringen. Finanziert las. „Ich wollte sie zu Semesterbeginn im
wird dies allein über den Erlös des GAWC- September am Flughafen abholen, aber sie
Pfennigbazars und über Spenden. „20 000 war schon da“, sagt Lobmann. „Sie kam im
Euro fließen alljährlich direkt Anfang Juni Juli, um ihr Deutsch zu verbessern.“ Gein den Studentenaustausch“, erklärt Gab- meinsam absolvierten die beiden dann die
riele Fürst, Präsidentin des GAWC Stutt- obligatorischen Ämtergänge, um die Aufgart. Über den Dachverband der Deutsch- enthaltsgenehmigung zu holen oder ein
Amerikanischen Clubs (VDAC) nehmen je- Konto zu eröffnen, auf das die Beträge für
des Jahr über 50 deutsche und amerikani- das tägliche Leben überwiesen werden. Die
sche Studierende am Austauschprogramm GAWC arbeitet auch mit den Studententeil. „Neben Sheyla studiert derzeit noch wohnheimen zusammen. Die AmerikaneJames in Tübingen“, so Fürst. Und sie er- rin wohnt in der Johannesstraße. „Ich habe
A
Sheyla Valdez (Mitte) mit Birgit Lobmann und Gabriele Fürst (rechts)
ein Einzelzimmer. In den USA sind es meist
Zweibettzimmer.“ Lobmann ergänzt, dass
nicht nur die Zimmer von Hochschule zu
Hochschule unterschiedlich seien, auch in
welcher Höhe die Lebenshaltungskosten
bezahlt würden. „Wir versuchen ein Vollstipendium zu ermöglichen, das ist aber
nicht immer garantiert“, so Lobmann. „Es
kommt auch immer darauf an, was derjenige studiert und wo es das Fach gibt.“ Die Bewerber für das GAWC-Stipendium können
angeben, wo sie gerne das Austauschjahr
verbringen möchten.
„Meine erste Wahl war Stuttgart“, so
Valdez. Sie hat schon einiges von Deutschland gesehen, über den VDAC werden für
die Austauschstudierenden Seminare in
verschiedenen Städten, etwa Wiesbaden,
Duisburg oder Trier, veranstaltet, zu Themen wie Kultur oder Politik. „Es ist interes-
Foto: Mostbacher-Dix
sant, in diesen hochpolitischen Zeiten in
Deutschland zu sein“, so Valdez. Sie hat
sich daran gewöhnt, dass sie immer wieder
auf Präsidentschaftskandidat Donald
Trump angesprochen wird. Er sei ihr peinlich, konstatiert die Studentin. „So sind viele Amerikaner nicht, einige sind selbst über
Trumps Erfolg schockiert.“ Das bestätigt
auch Gabriele Fürst. Genau daher sei das
Austauschprogramm der GAWC so wichtig, letztlich gehe es um Völkerverständigung und Frieden: „Es gibt so viele Missverständnisse – und die können die politische
Lage zuspitzen. Wir müssen uns austauschen, kennenlernen, zusammenarbeiten.“
Für Sheyla Valdez, die auch Englischnachhilfe gibt, ist klar: Sie will in Deutschland
bleiben, nicht nur weil sie hier ihren
Freund kennenlernte. „Ich will als Dolmetscherin und Englischlehrerin arbeiten.“