Schreiben von A.Hübner - Magdeburger Gartenpartei

Angelika Hübner
Othrichstr. 19
39128 Magdeburg
Magdeburg, 18.08.2015
Nun ist die Katze aus dem Sack. Am 12. August konnten wir in der Zeitung lesen,
dass der „Tag der Erntekrone“ am 23. September abgesagt wurde. „Auslöser für
die Sperre ist die finanzielle Schieflage, in der sich die Gartenfreunde offenbar
befinden“ so der Bericht in der Volksstimme.
Am 13. August die nächste Überraschung.
“4000 Gärten sollen weg. Neues Kleingartenkonzept sieht drastische
Reduzierung der Anlagen bis zum Jahr 2025 vor“. „Die Stadtverwaltung will so
einen massenhaften Leerstand verhindern“.
Die meisten Gärten sollen in Bauland umgewidmet werden. Wie soll das
funktionieren, wenn bei der Reduzierung intakte und voll belegte Vereine weichen
sollen. Auch die Vereine „Lerchenwuhne“, „Birkenweiler“ und „Langer Schlag“
stehen zum Bau von Einfamilienhäusern auf dem Plan. Alle drei Vereine sind voll
belegt. Im Oktober soll das neue Kleingartenkonzept beschlossen werden.
Eine Reduzierung des Leerstandes ist doch nur möglich, wenn Vereine, die einen
hohen Leerstand aufweisen, betrachtet werden. Diese sind entweder mit neuen
Konzeptionen wieder in Takt zu bringen oder sollten umgewidmet werden. Bei der
vorgelegten Konzeption sieht das aber anders aus. Aus der Auflistung der Vereine
ist zu ersehen, dass 9 keinen, 9 einen und 9 zwei leerstehende Gärten und nur
8 mehr als 9 Parzellen Leerstand aufweisen.
Statistiken, die einen Vergleich von Anzahl der Gärten pro 1000 Einwohner
darstellen, sagen doch gar nichts aus. Die Gartenanlagen weisen unterschiedliche
Entstehungsgeschichten und Mentalitäten der Menschen auf. Es ist absurd, die
Städte Rostock, Magdeburg und Chemnitz mit den Städten Oberhausen, Mainz und
Aachen zu vergleichen, um daraus zu schlussfolgern, das für Magdeburg auch der
Durchschnitt ausreichend ist. Vereine mit hohem Leerstand und Vereinen aus
Hochwassergebieten sorgen dafür, dass der Prozentsatz des Leerstandes so hoch
ist. Da ist mit der Planung anzusetzen. Damit erreichen wir schon einen vernünftigen
Durchschnitt.
Es gibt auch Statistiken über Zu- und Abgänge im Verband. Unsere Vereine treten da
so gut wie nicht in Erscheinung. Auch der Vergleich über das Nachfrageverhalten von
Alleinstehenden hinkt. Im Bundesdurchschnitt sind es 11 %. In unserem Verein sind
37,5 % Alleinstehend.
Die Kleingartenkonzeption beginnt mit der Vorbemerkung (erster Absatz):
„Kleingartenanlagen bilden in der Landeshauptstadt Magdeburg seit über 100
Jahren einen wichtigen Bestandteil des städtischen Grünsystems. Neben ihrer
Funktion zur Erholung der Bevölkerung erfüllen Kleingärten auch wichtige
klimatische und ökologische Funktionen“. Alles nur bla bla. Die Wirklichkeit sieht
anders aus
In Wohngebieten mit mehrgeschossigen Häusern ist die Nachfrage ebenso groß wie
es vorher war. Wer will seine Freizeit in einer Zwei- oder Dreizimmerwohnung
verbringen? Wer will jedes Wochenende wegfahren? Kann sich das überhaupt jeder
erlauben? Ist überhaupt schon mal an unsere älteren Mitbürger (60 plus) gedacht.
Wer bisher einen Garten hatte möchte ihn als Hobby weiter betrachten. Dieses aber
in alt gewohnter Umgebung mit sozialen Kontakten wie bisher und nicht in einer
fremden Anlage, irgendwo am Rande der Stadt. Die Vereinsamung ist
vorprogrammiert. Wollen das unsere Stadtväter? Will das unser Verband als
Interessenvertreter der Kleingärtner? Denen ist das vielleicht alles egal. Uns aber
nicht. Porzellan wird zerschlagen. Das kennen wir alles schon von der Wendezeit.
Damals waren es unsere Betriebe, die Kinderkrippen und Kindergärten. Heute sind
die Kleingärtner dran.
Haben unsere Vertreter schon einmal an die Tiere und an die Umwelt gedacht?
Die Bienenzüchter halten ihre Tiere lieber in Gartenanlagen, als auf belasteten
Ackerböden.
Wir wissen alle, dass Häuslebauer den Boden versiegeln. Alles wird zubetoniert.
Haus, Garage, Wege, Sitzflächen u. ä. Alles wird versiegelt, weil es sich besser
pflegen lässt. Wo bleiben die Insekten, die Vögel, die Igel und das viele Kleingetier?
Wenn es hoch kommt, stehen ein paar Blumen am Eingang.
Hat schon je einer von unseren Vertretern an Klimazonen, Kaltluftschleusen u. ä.
gedacht?
Der Gedanke an die nächsten 10 und weitere Jahre lässt viele Menschen krank
werden. Diese soziale Ungewissheit treibt viele Menschen in die Verzweiflung.
Wir überlassen unsere Vereine nicht kampflos, sondern wir kämpfen
gemeinsam um deren Erhalt.
In der Hoffnung, dass meine Zeilen zum Überdenken anregen und zur Änderung
dieser Kleingartenkonzeption führen, verbleibe ich
Mit freundlichem Gruß
Angelika Hübner