Im Zentrum der Geothermie Im Süden Bayerns stehen Politik und Bevölkerung der Tiefengeothermie offener gegenüber als im Oberrheingraben Von C h r istoph A. F isch er hatte die Stärke 3,5 auf der Richter-Skala), Die Münchner Rückversicherung, der wichnachdem man Wasser in mehrere Kilome- tigste Vertreter in diesem Segment, sei aus ie Fernwärme ist ein Volltreffer für ter unter der Oberfläche gelegenes Gestein dem Geschäft ausgestiegen, und das Risiko Kirchweidach – wie ein Sechser im gepresst hatte, um dieses zu zerklüften sei kaum abdeckbar. Lotto!« Kirchweidach, das ist eine (petrothermales System, auch »Enhanced Tatsächlich hatten der Münchner Konkleine Gemeinde mit 2300 Einwohnern in Geothermal System« [EGS] genannt; siehe zern und andere jahrelang FündigkeitsriSüdostbayern, 20 Kilometer vom Chiem- »Hintergrund II«). Vor fünf Jahren wurde siken versichert. Nach Informationen der see entfernt – und der Mann, der so eu- das Basler Geothermie-Projekt eingestellt. M ittelbadischen P resse gibt es auch jetzt phorisch über das Fernwärmenetz im Ort In Landau gab es 2009, zwei Jahre nach noch Anbieter, die Projekte versichern – spricht, ist Marcus Hansen, Geschäftsfüh- Inbetriebnahme des Heizkraftwerks, zwei zumindest in Gegenden wie Bayern, wo rer der Kirchweidacher Energie GmbH sogenannte extrem leichte Erdbeben (Stär- Tiefengeothermie erprobt ist. Knapek (Kiwe). Seit Mai versorgt die hundertpro- ke 2,7 bzw. 2,4), und 2013 wurden Erdhe- sagt, eine Gesellschaft aus Hannover biezentige Tochter der oberbayerischen Ge- bungen aufgrund einer unterirdischen Le- te Investoren jetzt an, das Risiko zu versimeinde 400 Kunden mit Fernwärme. Diese ckage festgestellt. Seit eineinhalb Jahren chern, wenn sie ihnen einen von der Versistammt zu einem geringen Teil aus einer ist die Anlage stillgelegt. Geothermie-Geg- cherung ausgewählten Ingenieur zur Seite Biogasanlage, zum weitaus größten Teil ner Werner Müller glaubt, dass Risse in stellen darf. Auch wenn der Projektentwickler aber aus dem örtlichen Tiefengeothermie- seinem und anderen Wohnhäusern durch Heizwerk. die Landauer Erdbeben hervorgerufen »Forever Green« von Widerständen und Die meisten Kiwe-Kunden sind Privat- wurden. Er hat Gutachten, die zu einem an- Ängsten in Bayern spricht: Es ist auffälhaushalte, doch der Hauptabnehmer ist deren Ergebnis kommen, bislang nicht ak- lig, dass es in der bayerischen Bevölkedas Energiewende-Prestigeobjekt der Re- zeptiert. Das St. Galler Projekt war eben- rung weniger Proteste gegen Tiefengeothermie-Projekte gibt gion schlechthin: das neue Gewächshaus falls ein Flop: Es gab ein als in Baden-Württemvon Gemüsebau Steiner. Auf einer Fläche Erdbeben der Stärke 3,6, berg, namentlich in der von zwölf Hektar (etwa 17 Fußballfelder) außerdem hat man weni»Akzeptanz in der BevölkeOrtenau, und in Rheinwerden im Norden Kirchweidachs Toma- ger heißes Wasser gefunrung ist ebenso wichtig wie land-Pfalz – oder zuminten und Paprika angebaut, und bald wird den, als erwartet worden vorhandene Abnehmer für dest weniger organisierauf 20 Hektar erweitert. Viele Verbraucher war und als für den BeFernwärme.« ten Widerstand. Weil im in der Region fragten im Supermarkt ge- trieb nötig wäre. Südwesten durch die geozielt nach den Kirchweidacher Tomaten, Südbayern hingegen grafische Nähe zu Basel weil sie besser als holländische Tomaten ist das Tiefengeothermieschmeckten und aus der Region kämen, Land schlechthin. Zwei Drittel der gut 30 und Landau die Wellen höher schlugen? heißt es bei Gemüsebau Steiner. Dies kom- deutschen Anlagen stehen dort. Von den Knapek sagt: »In Landau und Basel gab es me den Rewe-Märkten zugute, denn die etwa 40 in der Planung oder im Bau befind- neben den Erschütterungen auch Knalle – führten die Tomaten aus Kirchweidach in lichen Anlagen betrifft knapp die Hälfte die waren in ihrer Wirkung auf die Bevölihrem Regionalprogramm. Ohne Geother- Bayern. Im sogenannten Molassebecken, kerung schlimmer als die Beben.« Der Vermie-Anlage wäre das Gewächshaus nicht das den Südteil des Freistaats umfasst, fin- bandschef nennt weitere Gründe, warum gebaut worden und umgekehrt, und al- den die »Geothermiker« allem Anschein die Tiefengeothermie gerade im südlichen le scheinen zufrieden. Kirchweidach – die nach vernünftige Voraussetzungen vor, Bayern angewandt wird: »Es gibt um MünGeothermie-Mustergemeinde. um heiße wasserführende Schichten in chen herum viele reiche Kommunen – die Dennoch: Die Tiefengeothermie polari- der Tiefe anzuzapfen. »Hier gibt es in der konnten leicht einsteigen. Hier ist das Geld, siert und bleibt höchst umstritten. Befür- Tat weniger Schwierigkeiten bei Bohrung und hier gibt es auch den Wärmebedarf.« Knapek war selbst von 1996 bis 2008 Bürworter Marcus Hansen fallen zahlreiche und Erschließung«, sagt denn auch Erwin Vorteile der durch Geothermie ermöglich- Knapek, der Chef des Wirtschaftsforums germeister des Münchner Vororts Unterhaten Fernwärmeversorgung ein: »Abkopp- Geothermie und des Bundesverbands Geo- ching. Dort setzten er und seine Mitstreiter lung von der Preisentwicklung der fossilen thermie, die sich am 1. Januar zu einem vor rund zehn Jahren den Bau einer GeoEnergieträger, Umweltförderung durch Verband zusammenschließen. Der Ober- thermie-Anlage zur Wärme- und StromCO2-Ersparnis, fehlendes rheingraben sei zwar we- produktion durch. »Bei uns gab es eine inAusfallrisiko von Kesgen des heißeren Wassers tensive Diskussion um den Klimaschutz, sel- und Brenneranlagen, »energetisch noch besser, und wir haben – anders als Basel – stets alZwei Drittel der gut 30 deutkeine Rauchgas-Emissioaber von der Geologie her les offen kommuniziert.« Das habe für Akschen Tiefengeothermienen, Wegfall von Heizölschwieriger«. Zum Bei- zeptanz in der Bevölkerung gesorgt. Dies Anlagen stehen im bayeritankprüfungen«, um nur spiel befinde sich relativ sei ebenso wichtig wie vorhandene Abnehschen Molassebecken. einige zu nennen. Zu den viel Kalk im Wasser (dies mer für Fernwärme (oder Kühlung). Im FalVorteilen des Stroms aus sorgt für schädliche Ab- le des umstrittenen Ortenauer GeothermieTiefengeothermie gehört lagerungen und beein- Projekts hatte der Neurieder Bürgermeister wiederum, dass er grundlastfähig, da kon- trächtigt die Wärmeleitfähigkeit), und im Jochen Fischer zugegeben, dass man die Bestant vorhanden ist – anders als Windkraft südöstlichen Rheinland-Pfalz sei man bei völkerung mehr hätte informieren müssen. und Photovoltaik. Gleichzeitig spricht aber Bohrungen öfters auf zu wenig oder gar Diplomphysiker Knapek erzählt gerne der »Bundesverband Bürgerinitiativen kein Wasser gestoßen. Kleinere Probleme die Geschichte vom Feinkost- und SenfTiefe Geothermie« in Person des Vorsit- in Bayern verschweigt Knapek nicht. hersteller Develey aus Unterhaching, der zenden Werner Müller gegenüber der M itEin Aspekt, der häufig für Streit sorgt: auch McDonald’s beliefert: Der Develeytelbadischen P resse von einer »sinnlosen, Investoren können laut Geothermiegeg- Chef kämpfte jahrelang im Gemeinderat unwirtschaftlichen, umweltbelastenden nern das sogenannte Fündigkeitsrisiko ver- gegen Geothermie. Doch plötzlich wollte und gefährlichen Technik«. sichern lassen. Wenn also bei oder nach der er so schnell wie möglich Strom vom GeoMüller wohnt im pfälzischen Landau, Bohrung zu wenig Wasser gefunden werde thermiekraftwerk beziehen. Der Grund: und dieser Ort gilt wie Basel und St. Gallen oder das Wasser zu kalt sei, ein Kraftwerk »McDonald’s machte seinen Lieferanten in der Schweiz den Gegnern der Tiefengeo- sich somit nicht lohne, seien die Investoren die Vorgabe, CO2-neutralen Strom zu nutthermie als mahnendes Beispiel. In Basel trotzdem fein raus – die Versicherung sprin- zen«, erzählt Knapek. Firmen kann nakam es Ende 2006 und Anfang 2007 zu meh- ge ja ein, und die hohen Bohrkosten seien he Tiefengeothermie also einen Standortreren spürbaren Erdbeben (das stärkste gedeckt. Stimmt nicht, sagt Erwin Knapek: Vorteil bieten. D Hintergrund I Tiefe und oberflächennahe Geothermie Bei Bohrungen bis 400 Meter Tiefe spricht man von oberflächennaher Geothermie, bei tieferen Bohrungen von Tiefen geothermie. Zur ersten Kategorie, mit Tausen den vorhandenen An lagen in Deutschland, zählen Grundwasser-Wär mepumpen, »normale« Erdwärmesonden und Erdwärmekollektoren. Tiefe Erdwärmesonden (bis 2800 Meter) und An lagen mit petro- und hyd rothermaler Technik (bis 6000 Meter) gehören zur zweiten Kategorie. Die weithin bekannten Schäden in Staufen und Böblingen entstanden übrigens durch fehlerhaf te oberflächennahe Boh rungen. caf Ko m m e n ta r Verbaselt V iele Gegner der Tiefengeo thermie wollen nicht mehr diskutieren. Sie akzeptieren schlicht keine andere Meinung und keinerlei positive Bericht erstattung. So muss man die Wei gerung des Bundesverbands der Bürgerinitiativen gegen Tiefen geothermie, an der Umfrage der Mittelbadischen Presse zum The ma teilzunehmen, deuten. Dies Von C hristoph A. ist vielleicht verständlich (zumal F ischer im Fall direkt Betroffener), vor al lem aber schade. Nicht alle Bohrunternehmer sind skru pellos und geldgeil. Auch nicht alle Politiker, die für die Geothermie eintreten. Viele sind einfach überzeugt. Es gibt ja auch vieles, was für die Tiefengeothermie spricht. Doch es wurden Fehler gemacht. Man könn te sagen: Die in Landau und Basel haben es verbaselt. Jetzt fürchten viele Bürger um ihre geliebte Heimat, ob wohl die Technik Fortschritte gemacht hat. Das kann man verstehen. Darum gilt: Baut dort Geothermie-Anla gen, wo es die nötige Akzeptanz gibt! Wo sie fehlt, nutzt andere Energieträger! ie ist Ihre Meinung? Schreiben Sie an @ [email protected] Lohnt sich Tiefengeothermie nur, wenn die Anlage Strom UND Wärme produziert und es dafür Abnehmer gibt? Ist die heutige Bohr- und Kraftwerkstechnik den in Landau und Basel angewandten Techniken deutlich überlegen? Sind die Techniken petrothermal und hydrothermal gleich gut? Ist Tiefengeothermie überhaupt nötig, oder gibt es genügend Alternativen in der Energieversorgung? H i n t e r g r u n d II Gibt es in Mitteleuropa Gebiete, die für Tiefengeothermie besonders geeignet sind? Welche sind nicht geeignet? Hydrothermal und petrothermal Fast alle Tiefengeother mie-Anlagen in Deutsch land nutzen Hydrogeo thermie: Dabei werden heißes Wasser führen de Schichten (Aquifere) in Südbayern, am Ober rhein oder in Nordost deutschland angezapft. Das petrothermale Sys tem hingegen kann einge setzt werden, wo es kei ne Aquifere gibt. Dabei muss zunächst der Unter grund zerklüftet werden, damit man Wasser von der Oberfläche nach un ten pumpen kann. Dort erhitzt es sich und kann dann genutzt werden. Die petrothermale Technik befindet sich in Deutsch land im Forschungsstadi um. Geothermie-Verbän de betonen, die Zukunft liege in der petrotherma len Nutzung. caf Das Foto zeigt den damaligen Bohrturm der Geothermie-Anlage in Traunreut, das wie Kirchweidach in der Nähe des Chiemsees liegt. Die Traunreuter Anlage liefert seit 2014 Fernwärme; im Januar 2016 beginnt Foto: Geothermische Kraftwerksgesellschaft Traunreut mbH zusätzlich die Stromproduktion. Befürworten Sie die geplante Beweislastumkehr, nach der ein Bohrunternehmen oder Kraftwerksbetreiber ggf. nachweisen müsste, dass Gebäudeschäden NICHT durch ihn verursacht wurden? Frank Schilling Horst Kreuter K e m a l E r bas Richard Schüler Leiter Landesforschungszentrum Geothermie Karlsruhe GeoThermal Engineering GmbH Karlsruhe Geoforschungszentrum Potsdam Ortsvorsteher Goldscheuer, Vorsitzender Ortenauer BI gegen Tiefengeothermie Es gibt eine Reihe von Bei spielen, bei denen Tiefengeo thermie im In- und Ausland ohne Subventionen wirt schaftlich betrieben wird. Da bei wird vor allem die Wärme genutzt. Bei der Stromer zeugung kann die Tiefengeo thermie an vielen Orten in Deutschland, wie z. B. auch die Windkraft und Photovol taik, durch entsprechende Marktanreizprogramme (z. B. EEG) auch ohne Wärmeaus kopplung lohnend sein. Es ist ökologisch und ökono misch sinnvoll, neben Wär me oder Kälte auch Strom zu gewinnen. Die Frage, wel che der Varianten sich lohnt, hängt neben der Temperatur und Fördermenge auch von der Wärmenachfrage ab. Die aktuell verfügbare und die langfristig absehbare Wär menachfrage werden des halb für jedes Erdwärme-Pro jekt individuell betrachtet. Im Oberrheingraben lohnen sich im Prinzip alle Varianten. Die Frage, ob und wann Tie fengeothermie sich lohnt (volks-/betriebswirtschaft lich), ist jeweils von den regio nalen/lokalen Rahmenbedin gungen abhängig. Produktion von Strom bei gleichzeitigem Absatz von Wärme kann die Wettbewerbssituation dieser emissionsarmen Energiever sorgung positiv beeinflussen. Grundsätzlich ja. Es ist ab hängig von der förderfähi gen Wassertemperatur und -menge. Der Verkauf der ganzjährigen Wärme im Ver bund macht das System wirt schaftlich. Erforderlich ist aber auch ein Redundanz kraftwerk, das die Ersatz versorgung sichert. Die ho he Einspeisevergütung macht diese Investitionen erst inte ressant. In Basel und Landau wurden bei hydraulischen Stimulati onen bzw. im Betrieb seismi sche Ereignisse registriert. Darüber hinaus wurde in Landau eine Undichtigkeit bei einer Verrohrung beobachtet. Diese Ereignisse fanden wohl nach Beendigung des Boh rens statt. Aus beiden Vorha ben wurde gelernt, und man wird in Zukunft sicher noch stärker auf die Qualitätskon trolle, z. B. bei der Verroh rung, achten. Die Technologien haben sich deutlich weiterentwickelt. Die Planungen für Landau sind über elf Jahre her, und die Schweiz setzt für ihre Geo thermie-Anlagen auf sanfte Techniken. Noch wichtiger ist die Erfahrung, die man seit der ersten Bohrung in Offen bach an der Queich 2004 ge sammelt hat: Seit damals waren alle Bohrungen fündig, und man hat gelernt, mit Risi ken umzugehen oder sie ganz zu vermeiden. Fortschritte in Bohr- und Kraftwerkstechnik werden ge macht und auch umgesetzt. Falls im Hintergrund der Fra ge die Erdbebenaktivitäten von Basel und Landau ste hen: Diese können eher mit dem Stimulationskonzept bzw. dem Produktionsregime in Verbindung gebracht wer den. Es gibt vielfältige For schungsaktivitäten, um indu zierte Seismizität so weit wie möglich zu vermeiden (siehe z. B. www.geiser-fp7.fr). Das kann man nicht grund sätzlich sagen. Neben der Bohrtechnik muss die Geo logie des Untergrundes stim men. In Brühl hat man das z. B. unterschätzt und zwei Bohrer abgerissen. Folge: Blockade des Bohrlochs. In Landau wurden vom Bohr team dilettantische Fehler gemacht. In Basel hat man entgegen der gängigen Er fahrung mit zu viel Druck ge arbeitet und Erdbeben aus gelöst. In manchen Regionen können aufgrund der geologischen Gegebenheiten nur petrother male, in anderen auch hydro thermale Systeme erschlos sen werden. In beiden Fällen ist es wichtig, dass nach dem Stand der Technik vorge gangen wird und die geologi schen Bedingungen berück sichtigt werden. Dies wird in Deutschland durch qualifi zierte Bergbehörden sicher gestellt. Hydrothermale Geothermie ist eingeführt und Stand der Technik mit jahrzehntelanger Erfahrung in allen geeigne ten Regionen Deutschlands. 32 Anlagen sind in Betrieb. Petrothermale Technologien werden aktuell international weiterentwickelt und sollen künftig das große Wärmepo tenzial, das in den Gesteinen gespeichert ist, für den Men schen zugänglich machen. Petrothermale Geothermie ist die Zukunft. Bei hydrothermaler Geo thermie wird vorhande nes warmes Wasser an die Oberfläche gefördert. Bei pe trothermaler Geothermie ist im Allgemeinen kein Was ser in den tiefen, warmen Gesteinsschichten vorhan den, sondern Wasser wird in den Untergrund gepumpt und nach der Erwärmung an die Oberfläche gefördert und genutzt. Die anzuwendende Technologie hängt wesent lich von den örtlichen geologi schen Bedingungen ab. Findet man in der Tiefe kein Wasser, geht man petrother mal vor und leitet Wasser von der Oberfläche in die Boh rung ein. Dieses Wasser wird dann durch heißes Gestein geleitet und wieder gefördert. Beim hydrothermalen Verfah ren wird heißes Wasser di rekt gefördert. Bei beiden Verfahren sind seismische Risiken durch Einspeisege schwindigkeit, -druck, -men ge und die Dauer nicht auszu schließen. Als grundlastfähige Ener gieversorgung hat Geother mie eine Reihe von Vorzügen. Geothermie steht rund um die Uhr zur Verfügung. Durch den geringen Landschafts verbrauch ist die Tiefengeo thermie eine interessante Al ternative, die z. B. weitaus umweltfreundlicher ist als die Verstromung unserer heimi schen Braunkohle. Geother mie alleine wird jedoch nicht für die Energiewende ausrei chen. Um ganz Deutschland, Eu ropa und die Welt regenera tiv zu versorgen, ist ein Mix aller Erneuerbaren Energien notwendig. In Deutschland hat Geothermie in der Wär me- und Kälteversorgung und in der Stromerzeugung eine unverzichtbare Rolle: Von al len Erneuerbaren kann nur Geothermie große Mengen an Energie schwankungsfrei rund um die Uhr zur Verfü gung stellen und so das Sys tem stabil halten. 2013 wurde für die Erzeu gung von Wärme mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland aufgewendet. Für eine jederzeit und prinzi piell an jedem Ort verfügba re Wärmebereitstellung gibt es keine Alternative zur Geo thermie. Ob diese dann auch wirtschaftlich sinnvoll darge stellt werden kann, ist, wie bei allen anderen Energieträ gern, eine Frage von vielen weiteren Faktoren. Stichwort: Energiemix! Solange mögliche Gefah ren, z. B. Erdbeben, Explosi ons- und Vergiftungsgefahr, Radioaktivität und gesund heitsschädlicher Lärm, nicht beherrschbar sind, sollte auf Tiefengeothermie verzich tet werden. Wir verschenken Strom ins Ausland. Schalten Windräder ab. Photovoltaik mit Speichern und mehr ener getische Gebäudesanierun gen sind Alternativen. Besonders geeignet sind Ge biete, bei denen die Tempe ratur mit der Tiefe besonders rasch ansteigt. Dazu gehören unter anderem die Molasse (z. B. Münchner Raum), der Rheingraben und Regionen in der Norddeutschen Tiefebe ne. Mit der heutigen Techno logie sind sicher nicht alle Gebiete für den Einsatz von Geothermie wirtschaftlich. Bei allen Planungen müssen die örtlichen Gegebenheiten detailliert untersucht werden. Die geothermisch heißeste Region ist der Oberrheingra ben, er ist hervorragend ge eignet. In Deutschland hat auch die bayerische Molas se in und um München eine erfolgreiche und lange Tradi tion. Mittels petrothermaler Verfahren sind andere Regio nen für die Stromerzeugung zu erschließen. Geothermi sche Wärmeversorgung mit Thermalwasser oder Erdson den funktioniert bereits jetzt fast überall. Tiefe Sedimentbecken mit warmwasserführenden Schichten (Pariser Becken, Nordostdeutsches Becken, Molassebecken, Pannoni sches Becken etc.) sowie der Rheingraben o. ä. sind grund sätzlich geeignet. Ältere Grundgebirgsstrukturen (z. B. Mittelgebirge) sind beim der zeitigen Stand der Technolo gien schwieriger zu erschlie ßen. Im Großraum München (Mo lasse) wird eine hohe Eig nung behauptet. Dem stehen erste Folgewirkungen ent gegen. Grundwasser mischt sich mit belastetem Tiefen wasser. Ob der Oberrheingra ben allein wegen der hohen Wassertemperatur geeig net ist, ist mehr als fragwür dig. Hier gehören die geologi schen Rahmenbedingungen und die damit verbundenen technischen und ökologi schen Gefahren auch dazu. Eine Beweislastumkehr kann helfen, dass schnell und unbürokratisch Schä den beglichen werden; einen ähnlichen Weg hat BadenWürttemberg bei einem Tie fengeothermieprojekt (Brühl) bereits erfolgreich beschrit ten: mit einer Versicherungs lösung, begleitet durch Om budsleute, um eine rasche Schadensregulierung zu ge währleisten. Die Bevölkerung wird durch verschiedenste Maßnahmen geschützt, zuallererst durch die Vermeidung von Schä den durch exzellente Planung und Konstruktion. Auch die Beweislastumkehr, wenn wi der Erwarten Schäden auf treten, gehört dazu, ebenso deren schnelle und einfache Abwicklung. Wenn überhaupt, sind nur Kleinstschäden zu erwarten. Wäre es anders, würden Behörden keine Geo thermie-Anlagen zulassen. Hierzu kann ich keine Anga ben machen, da mir die juris tischen Hintergrundinformati onen fehlen. Wir befürworten nicht nur die Beweislastumkehr, sondern fordern auch Nachweise aus reichender Versicherungen der Bohrfirmen. Neben Sach schäden sind auch mögliche Umweltschäden abzusichern. Die Risiken können nicht bei der öffentlichen Hand und den Bürgern verbleiben. Wie wird bei naheliegenden Kraft werken (Graffenstaden – Neuried) die Haftung verteilt?
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