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Private Equity • Buyouts • M&A
11 | 2015 – 12,50 EUR (D)
www.vc-magazin.de
Das Magazin für Investoren und Entrepreneure
Der Mix
macht‘s
Finanzierungstrends
im deutschen Mittelstand
„Zwischen Venture Capital- und Buyout-Fonds
gibt es große Gehaltsunterschiede“
Interview mit Dr. Thomas Heiden, heiden associates
Industrie 4.0 und Start-ups
Die „Transformation“ der industriellen Fertigung
Mittelstand/Buyouts
Interview mit Dr. Sven Oleownik, Gimv
„Private Equity stellt
für viele Unternehmer mittlerweile
eine echte Alternative dar“
Private Equity hatte viele Jahre keinen guten Ruf bei Mittelständlern. Das Bild des angelsächsisch geprägten Investors mit dem Nadelstreifenanzug,
der durch geschicktes Financial Engineering und harte Einschnitte den schnellen Exit suchte, hatte sich in den Köpfen vieler Unternehmenslenker
festgesetzt. Kollektivverurteilungen durch Politik und Medien potenzierten diese Einstellung. Doch das Bild hat sich gewandelt. An den Schalthebeln
vieler Unternehmen hat die Nachfolgegeneration Platz genommen, die Hausbanken sind restriktiver geworden, und in Private Equity-Häusern finden
sich immer mehr operativ erfahrene Manager und ehemalige Unternehmer.
VC Magazin: Was haben Private Equity-Häuser – deutscher wie
ausländischer Herkunft – im Umgang mit deutschen Mittelständlern in früheren Jahren falsch gemacht?
Oleownik: Private Equity-Gesellschaften verzichteten früher vor
allem auf eine aktive Aufklärungsarbeit. Die Öffentlichkeit
­wusste daher jahrelang nicht, was Private Equity eigentlich ist.
Das rächte sich. Und natürlich erregt es mehr Aufmerksamkeit
und Interesse, wenn etwas schiefgeht. Dass es sich dabei um die
Ausnahme und nicht um die Regel handelt, geht dann unter.
Denn die Presse berichtete über Finanzhaie, die den Hals nicht
voll bekommen können – die Heuschreckendebatte prägte die
öffentliche Diskussion. Viele mittelständische Unternehmer
fühlten sich bestätigt, denn meist waren Private Equity-Verantwortliche ehemalige Investmentbanker und aus Sicht der Unternehmer seelenlose „Excel-Hengste“, die oftmals nur eines im
Sinn hätten: Durch „Deals“ das schnelle Geld machen. Nachhaltige und glaubwürdige Erfolgsstorys sowie der gesamtwirtschaftliche positive und robuste Beitrag, den Private Equity
­leistet, kamen in der Wahrnehmung viel zu kurz.
VC Magazin: Wie hat sich das Verhältnis in den letzten Jahren aus
der Sicht der Kapitalgeberseite verändert?
Oleownik: Private Equity schafft Arbeitsplätze, fördert Innovationen und steigert die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
Um dies dauerhaft sicherzustellen, braucht man Teams mit
branchenspezifischem Know-how. Das heißt, wir brauchen
nicht nur Banker oder Finanzspezialisten, sondern auch Manager und Unternehmer, die über Branchen- und Managementkompetenzen sowie operative Erfahrungen im Mittelstand verfügen. Diese Menschen wissen, wo der Schuh besonders drückt,
und haben vor allem Erfahrung in der Umsetzung von Kon­
zepten und Planungen. In der Private Equity-Branche arbeiten
heute Finanzfachleute und Manager, die einen echten unternehmerischen Background vorweisen können, zusammen. Und nur
solche Teams führen mit Unternehmern und dem Unternehmensmanagement Gespräche auf Augenhöhe. Diese Teams
identifizieren Werttreiber und schaffen auch Mehrwert als echte
Sparringspartner, durch neue Impulse und idealerweise auch
über Zugänge zu wertvollen Netzwerken und Kontakten. Dieser
Anspruch ist, so glaube ich, in der Private Equity-Branche heute
Usus – wobei natürlich Ausnahmen die Regel bestätigen.
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Dr. Sven Oleownik
ist Partner und Head of Germany bei Gimv. Zuvor war er zwölf
­Jahre als Managing Partner bei Deloitte für den Bereich Corporate
Finance Advisory zuständig und beriet dort neben Corporates und
mittelständischen Unternehmen auch Private Equity-Häuser.
VC Magazin: Haben Sie auch bei Unternehmern ein Umdenken
feststellen können?
Oleownik: Wir helfen Unternehmen – auch in schweren Zeiten.
Und Vertrauen bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Partnerschaft. Man könnte nach vorne gerichtet von einer erfolgreichen „Ehe auf Zeit“ mit einem starken Partner sprechen. Diese
Sichtweise teilen die Manager der Unternehmen, an denen wir
uns beteiligen, weil wir damit eine nachhaltige Wertorientierung
verfolgen und ein Umdenken im Mittelstand stattgefunden hat.
Der Grund für den erkennbaren Einstellungswandel zu Private
Equity sind auch bevorstehende Change-Prozesse im Mittelstand, die begleitet und operativ gemanagt werden müssen. Corporate Restructuring, Internationalisierung, der digitale Wandel
als Wachstumsfeld oder einfach nur der bevorstehende Generationenwechsel in einem Betrieb, den man nicht unterschätzen
darf, sind aktuelle Themen, die den Mittelstand bewegen. Und
dafür braucht man operatives und finanzielles Know-how glei-
11-2015 | VentureCapital Magazin
chermaßen. Während die ältere Unternehmergeneration etwas
langsamer mit der Private Equity-Branche Tuchfühlung aufnahm, beobachten wir, dass vor allem jüngere Unternehmer
offe­
ner sind. So stellt Private Equity für viele Unternehmen
­heute nicht nur eine einfache Transaktion, sondern mittlerweile
eine echte Alternative dar.
VC Magazin: Wie hat sich das Verhältnis zwischen Unternehmern
und Hausbank verändert? Ist sie angesichts der veränderten
Finan­zierungslandschaft nach wie vor der erste Ansprechpartner?
Oleownik: Das Finanzierungsverhalten der Banken hat sich verändert. Dennoch bleibt die Hausbank auch weiterhin ein zentraler
Ansprechpartner für den Mittelstand. Tatsache ist jedoch: Der
Banker ist kein Unternehmer, und die Regulatorik lässt das auch
nicht wirklich zu. Die Bank ist nicht dazu da, unternehmerische
Risiken abzufedern, wie sie mit Wachstum, Zukäufen, Nachfolgen, Neuausrichtungen oder gar Restrukturierungen verbunden
sind. Der Bankberater lehnt sich dementsprechend heute nicht
mehr so weit aus dem Fenster wie früher. Er achtet auf seine
bankinternen Regeln und Karriereoptionen.
­ ustainable Cities gelegt. In welchem der Bereiche sehen Sie
S
klassische Mittelständler am stärksten repräsentiert?
Oleownik: In unserem Portfolio finden sich alle Branchen wieder.
Ferner ist unser Dealflow midterm gleichverteilt. Der Grund: Ob
Digitalisierung, demografischer Wandel oder andere Wachstumsfelder – beinahe jedes Unternehmen muss sich diesen
globa­len Trends heute und in Zukunft stellen.
VC Magazin: Wie erhalten Sie neue Mandate?
Oleownik: Meist durch M&A-Berater. Das finden wir auch gut, weil
der Mandant dadurch seine Vorstellungen und Wünsche transparenter und präziser darstellen kann und sich in einem für ihn
einmaligen Prozess auch sicherer fühlt. Dies führt zu besseren
Ergebnissen. Außerdem pflegen wir unser Netzwerk und unsere
Financial Community. Und auf Messen und Veranstaltungen
­lernen wir Unternehmer kennen, die sich über ihre Zukunft intensive Gedanken machen und oft schon ihre Scheu vor Private
Equity verloren haben. Inzwischen kommen auch viele auf uns
direkt zu.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Oleownik.
VC Magazin: Gimv hat seinen Investitionsfokus auf die Bereiche
Connected Consumer, Health & Care, Smart Industries und
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26.11.2015
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