10 / 2015 REAL ESTATE Der österreichische Immobilienmarkt – zu klein für die erste Liga? Country Facts Real Estate Country Facts Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: UniCredit Bank Austria AG http: //www.bankaustria.at Redaktion: Bank Austria Real Estate Consulting & Investment, Karla Schestauber, Tel. +43 (0)50505-54784 Produktion: www.horvath.co.at Stand: 18. September 2015 Eine gemeinsame Produktion von Bank Austria Real Estate, Economics & Market Analysis und Immobilien Rating GmbH (IRG) Impressum und Offenlegung gemäß §§ 24, 25 MedienG sind auf der Website der UniCredit Bank Austria unter http://www.bankaustria.at/ rechtliches-impressum.jsp zu finden. Wichtige rechtliche Information – bitte lesen: Diese Publikation stellt weder eine Marketingmitteilung noch eine Finanzanalyse dar. Es handelt sich lediglich um Informationen über allgemeine Wirtschafts- und Immobilienmarktdaten sowie daraus abgeleitete Immobilienmarkteinschätzungen. Trotz sorgfältiger Recherche und der Verwendung verlässlicher Quellen kann keine Verantwortung für Vollständigkeit, Richtigkeit, Aktualität und Genauigkeit übernommen werden. Die Publikation wurde nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegt nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen. Diese Informationen sind nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder als Aufforderung, ein solches A ngebot zu stellen, zu verstehen. Diese Publikation dient lediglich der Information und ersetzt keinesfalls eine individuelle, auf die p ersönlichen Verhältnisse der Anlegerin bzw. des Anlegers (z. B. Risikobereitschaft, Kenntnisse und Erfahrungen, Anlageziele und fi nanzielle Verhältnisse) abgestimmte Beratung. Wertentwicklungen in der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Es ist zu bedenken, dass Wert und Rendite einer Anlage steigen und fallen können und dass jede Anlage mit Risiko verbunden ist. Die nachstehenden Inhalte enthalten kurzfristige Markteinschätzungen. Die Wertangaben und sonstigen Informationen haben wir aus Quellen bezogen, die wir für zuverlässig erachten. Unsere Informationen und Einschätzungen können sich ändern, ohne dass wir dies bekannt geben. 2 I Real Estate Country Facts 10/2015 Österreichischer Immobilienmarkt – zu klein für die erste Liga? Im Niedrigzinsumfeld der letzten Jahre haben sich Immobilien als wichtige Assetklasse etabliert. Investoren auf der Suche nach Rendite kommen damit an Immobilien kaum mehr vorbei. Obwohl auf Grund der starken Nachfrage die damit zu erzielenden Renditen bereits stark zurückgegangen sind, ist der Spread zu Anleiherenditen nach wie vor attraktiv. Solange es dabei bleibt und sich auch das Risikoumfeld inkl. etwaiger staatlicher Regulierungsmaßnahmen von Immobilienmärkten nicht maßgeblich verschlechtert, wird auch das Investoreninteresse hoch bleiben. In Europa stieg das Investitionsvolumen in kommerzielle Immobilien laut Daten von JLL im ersten Halbjahr 2015 auf 124 Mrd. € an und lag damit leicht über dem ausgezeichneten Ergebnis des Vergleichszeitraums des Vorjahres. Damit ist Europa auf gutem Weg, unterstützt durch eine prognostizierte leichte Verbesserung der Konjunktur, im Gesamtjahr 2015 das sehr gute Ergebnis des Jahres 2014 nochmals zu übertreffen. In Österreich erreichte das Transaktionsvolumen kommerzieller Immobilien im vergangenen Jahr einen Rekordwert von je nach Quelle bis zu 3 Mrd. €. Allerdings schwächte sich die Aktivität im ersten Halbjahr 2015 – entgegen dem europäischen Trend – ab. Laut Erhebung von CBRE wurden nur mehr knapp unter 1 Mrd. € nach 1,3 Mrd. € im ersten Halbjahr 2014 investiert. Bei gut gefüllter Pipeline, unterstützt von einer leicht anziehenden Konjunktur, stehen die Chancen jedoch gut, dass das Volumen des vergangenen Jahres zumindest wieder erreicht oder sogar übertroffen werden kann. Damit würde sich der österreichische Markt wieder im Gleichklang mit dem europäischen Markt entwickeln. Die Spitzenrenditen sind auch in Österreich deutlich zurückgegangen. Zur Jahresmitte 2015 wurde im Bürobereich die Marke von 4,5 % erreicht, jene für Einkaufszentren rutschte knapp unter die 5%-Marke, für Fachmarktzentren knapp unter 6%. Damit kann Österreich zwar nicht in der Spitzenliga mithalten – so liegt z.B. die Spitzenrendite für Büros in London Westend bei 3,50 % – spielt aber durchaus renditemäßig, wenn auch nicht volumensmäßig, in einer der oberen Ligen mit. Bei Immobilienfinanzierungen in Österreich gibt es keinen Engpasss. Dies gilt sowohl für Immobilieninvestments als auch Developments. Die Kreditstrukturen bei einzelnen Assetklassen sind wieder sportlicher geworden. Besonders hart umkämpft sind Finanzierungen für Wohndevelopments mit Abverkauf. Wir sind stolz darauf, uns eine langjährige Expertise im Bereich kommerzieller Immobilienfinanzierungen aufgebaut zu haben. Dazu gehört insbesondere auch das Verständnis für die stark zyklische Natur von Immobilien und die im Spätzyklus entstehenden Risiken. Immobilienprofis mit guten Projekten stehen wir selbstverständlich sehr gerne zur Verfügung, sei es für Finanzierungen oder zur Absicherung von Zinsrisiken. Mit freundlichen Grüßen Karla Schestauber Real Estate Country Facts 10/2015 I 3 Real Estate Country Facts Konjunktur in Österreich: Was lange währt, wird endlich gut Schleppende Erholung in Österreich … Die Rahmenbedingungen der Wirtschaftsentwicklung in Österreich waren 2014 aufgrund der schwachen Expansion des Welthandels und der Zunahme der geopolitischen Spannungen kaum erfreulicher als im Jahr davor. Im Euroraum verlor die Konjunktur im Sommer 2014 an Schwung, wobei die negativen Meldungen zunehmend aus den zentralen Mitgliedsländern kamen, während in der europäischen Peripherie eine günstigere Entwicklung verzeichnet wurde. Der nachlassende Rückenwind aus den Wachstumsmärkten und der Ukraine-Konflikt mit Russland zerstörten in Österreich die Hoffnung auf ein spürbares Wirtschaftswachstum. Nicht nur das Fehlen stärkerer Wachstumsimpulse vom Export, sondern auch die anhaltend schwache Binnennachfrage, vor allem die Investitionszurückhaltung der Unternehmen, bremsten Österreichs Wirtschaft ein. Das Wirtschaftswachstum erreichte 2014 nur 0,4 % und lag damit nur marginal höher als 2013 mit 0,3 %. Damit ging der seit vielen Jahren gewohnte Wachstumsvorsprung gegenüber dem Euroraum verloren. Auch im ersten Halbjahr 2015 verlief die Konjunktur in Österreich nur sehr schleppend. Mit Beginn des Frühjahres tendierten jedoch mehr und mehr Stimmungs- und Frühindikatoren nach oben und signalisierten damit, dass sich die Erholung der österreichischen Wirtschaft parallel zur Erholung in den umliegenden Ländern festigt. Nach einem moderaten Plus im ersten Quartal erhöhte sich das Wachstum der österreichischen Wirtschaft in den folgenden Monaten leicht. Damit ergab sich für das erste Halbjahr ein Wirtschaftswachstum von 0,5% im Jahresvergleich. Die Impulse für das moderate Wachstumstempo setzte bislang der Konsum, der ungeachtet der noch immer recht pessimistischen Grundstimmung der österrei- chischen Haushalte von Einkommenszuwächsen profitierte, unterstützt durch die niedrige Inflation. Die Teuerung betrug im ersten Halbjahr durchschnittlich nur 1% und war damit niedriger als 2014 mit 1,7%. Nichtsdestotrotz lag die Inflation damit wieder über dem europäischen Durchschnitt. Dadurch wurde der Konsum weniger als in anderen europäischen Ländern unterstützt, so dass die vergleichsweise höhere Inflation in Österreich mitverantwortlich für das geringe Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft ist. Trotz der niedrigen Zinsen infolge der lockeren Geldpolitik der EZB war die Investitionstätigkeit in Österreich im ersten Halbjahr leicht rückläufig. Hierzu trug auch wesentlich die von knappen Budgets bestimmte Zurückhaltung des öffentlichen Sektors bei, die sich vor allem negativ bei Bauinvestitionen niederschlug. Die Exportwirtschaft zeigt seit dem Frühjahr Anzeichen einer leichten Nachfragebelebung, belastet von Problemen in einigen Absatzmärkten. Doch der Rückenwind nimmt zu. So lag der Bank Austria EinkaufsManager Index seit April im Wachstumsbereich von über 50 Punkten. Während im Produktionssektor die Beschäftigung sank, entstanden dank Zuwächsen im Dienstleistungssektor in Österreich im ersten Halbjahr mehr als 20.000 neue Jobs, ein Anstieg um 0,6% zur Vorjahresperiode. Dennoch ist aufgrund des starken Anstiegs des Arbeitskräfte angebots vordringlich durch Zuwanderung die Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 5,8% gestiegen. … gewinnt mit Rückenwind aus Europa an Fahrt Im Schlepptau der günstigen Entwicklung der Erholung in Europa und des soliden Wachstums in den USA kommt die österreichische Wirtschaft in den kommenden Monaten trotz Gegenwind durch Konjunktursorgen in einigen Emerging Markets (insbesondere in Österreich im Überblick Prognose Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 1,9 2,8 0,8 0,3 0,4 0,9 1,5 1,0 1,3 0,6 0,1 0,0 0,4 0,9 Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %)1 –2,1 6,7 1,3 –0,3 –0,2 0,2 3,0 Exporte i.w.S. (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 13,8 6,0 1,7 0,8 2,1 0,6 2,6 Importe i.w.S. (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 12,0 6,2 1,1 0,0 1,3 0,0 2,6 Leistungsbilanzsaldo (in % des BIP) 3,3 1,6 1,5 0,9 0,8 1,1 1,1 Inflationsrate (Vdg. zum Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,7 1,0 1,6 Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 9,2 9,5 Beschäftigung (Vdg. zum Vorjahr in 0,6 1,8 1,3 0,5 0,6 0,7 0,9 Öff. Haushaltssaldo (in % des BIP) –4,4 –2,4 –2,5 –1,5 –2,7 –1,7 –1,5 Öff. Verschuldung (in % des BIP) 82,3 82,1 81,5 80,8 84,2 86,4 85,3 %)2 1) Bruttoanlageinvestitionen, 2) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 4 I Real Estate Country Facts 10/2015 China) sowie der anhaltenden Russland / Ukraine-Krise und der Probleme im Nahen Osten besser in Schwung. Zumal nunmehr die Verunsicherung durch die Griechenland-Krise nach der getroffenen Vereinbarung über ein weiteres Hilfsprogramm wegfällt. Neben der Auslandsnachfrage werden sich auch die Investitionstätigkeit und der Konsum etwas beleben. Zwar ist die Exportdynamik derzeit noch recht zurückhaltend, doch die Exportaufträge ziehen leicht an. Zudem wird sich die gewonnene preisliche Wettbewerbsfähigkeit dank des schwächeren Euros positiv bemerkbar machen. Die österreichische Wirtschaft wird dadurch in den kommenden Monaten etwas stärkeren Aufwind spüren. Der Konjunkturauffrischung über die Auslandsnachfrage sollte in den kommenden Monaten ein positiver Trend bei den Investitionen folgen, weiterhin begünstigt durch die niedrigen Kreditzinsen. Die EZB wird angesichts des im März 2015 begonnenen Anleihekaufprogramms vorerst auch keine Anhebung des Leitzinses, der aktuell bei nur 0,05 % p.a. liegt, vornehmen. Allerdings ist die Kapazitätsauslastung der heimischen Wirtschaft mit derzeit knapp 84 % noch klar unter dem langjährigen Durchschnitt, klarer als etwa in der Eurozone insgesamt, daher sind die Aussichten für eine kräftige Investitionsbelebung vorerst nicht gegeben. Trotz geopolitischen Belastungen: Mehr Schwung 2016 Mit der anhaltenden Festigung der Erholung in Europa sind die Aussichten für eine Fortsetzung des wirtschaftlichen Aufwärtstrends in Österreich im Jahr 2016 günstig. Die Impulse aus dem Ausland, getragen von den Industrieländern, werden ein stabiles Inflation und Zinsen Wirtschaftswachstum (Reale Vrdg. zum Vorjahr in %) Euroraum 3,0 % Angesichts des starken Rohstoffpreisverfalles Ende des Vorjahres wird durch einen Basiseffekt aber auch nachfragebedingt die Teuerung im späteren Jahresverlauf etwas zunehmen. Im Jahresdurchschnitt 2015 ist für Österreich eine Inflationsrate von 1,0 % zu erwarten. Damit wird die Teuerung zwar niedrig, aber noch immer beträchtlich höher sein als in den meisten Ländern der Eurozone. Auch auf dem Arbeitsmarkt zeigt sich für Österreich eine Abweichung von der gesamteuropäischen Entwicklung: Aufgrund des nur moderaten Verlaufs der Konjunkturerholung und vor allem bedingt durch einen starken Anstieg des Arbeitskräfteangebots vordringlich wegen Zuwanderung aus dem EU-Raum steigt die Arbeitslosigkeit. Mit durchschnittlich 5,9 % wird die Arbeitslosenquote in Österreich im Jahresdurchschnitt 2015 im europäischen Vergleich dennoch relativ niedrig ausfallen. Österreich Wien Prognose 4,0 CPI 10-jährige Bundesanleihe Rendite Euribor 3M 3,5 3,0 2,0 % Prognose 2,5 2,0 1,0 % 1,5 1,0 0,0 % 0,5 –1,0 % – 0,5 0,0 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Statistik Austria, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Der leichte Konjunkturaufwind der kommenden Monate sollte vom Konsum spürbar getragen werden. Zwar ist die Stimmung der Verbraucher in Österreich im internationalen Vergleich sehr pessimistisch, wenn es um die Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage geht, jedoch wird die eigene wirtschaftliche Situation von den österreichischen Haushalten überdurchschnittlich gut beurteilt. Das gibt Raum für eine Fortsetzung des moderaten Wachstums des Konsums, unterstützt durch die niedrige Inflation, die angesichts des jüngsten Rückgangs des Ölpreises bis in den Herbst keine Aufwärtstendenz zeigen wird. Im Gesamtjahr wird der Anstieg des BIP in Österreich mit 0,9 % höher als im Vorjahr (2014: + 0,4 %) ausfallen. Weiterhin ist die Wachstumsdynamik jedoch geringer als im europäischen Durchschnitt (für die Eurozone wird ein Wirtschaftswachstum um 1,6 % erwartet). 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Statistik Austria, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria, UniCredit Research, Thomson Reuters Fundament für die an Dynamik zulegende heimische Wirtschaft sein. Die wichtigste Stütze des BIP-Anstiegs von 1,5 % wird jedoch voraussichtlich die Binnennachfrage sein. So ist für 2016 mehr Rückenwind durch den Konsum in Sicht. Die Lohn- und Einkommenssteuerreform, die in der ersten Jahreshälfte 2015 beschlossen wurde und mit Beginn 2016 in Kraft tritt, löst einen zusätzlichen Wachstumseffekt um geschätzte 0,4 Prozentpunkte aus, da voraussichtlich keine vollständige Gegenfinanzierung der Tarifsenkungen erfolgen wird. Doch auch die Investitionen sollten 2016 mehr Schwung aufnehmen können, gestüzt durch die anhaltend lockere Geldpolitik der EZB. Die Inflation wird in einem Umfeld, geprägt von einem global geringfügig anziehenden Wirtschaftswachstum und daher tendenziell etwas höheren Rohstoffpreisen und national bedingt durch die Auswirkungen der Steuerreform, mit durchschnittlich 1,6 % höher als 2015 ausfallen. Real Estate Country Facts 10/2015 I 5 Real Estate Country Facts Insgesamt werden die wirtschaftlichen Aussichten für Österreich für 2016 neben den positiven Erwartungen hinsichtlich einer soliden Konjunktur in den Industrieländern und der Festigung der Erholung in Europa durch eine Reihe von Risikofaktoren, wie Schwierigkeiten in diversen Wachstumsmärkten (etwa China) sowie geopolitischen Unsicherheiten, begleitet, die die Aufwärtsentwicklung begrenzen bzw. potenziell stark belasten könnten. Zudem zeigt sich, dass die Erholung aus einer Rezession, die von einer Finanzkrise verursacht wurde, besonders langwierig und sehr moderat verläuft. Demnach ist auch in den Folgejahren in Österreich mit Wachstumsraten unter der 2-Prozent-Marke zu rechnen. Wiener Wirtschaft zieht nach Die Wiener Wirtschaft erhielt auch im Jahr 2014 keine Impulse für eine spürbare Aufwärtsentwicklung. Nach zwei sehr schwierigen Jahren mit starken Einbußen war in der Wiener Industrie in den ersten Monaten 2014 zwar ein leichter Aufwind erkennbar, danach wurden jedoch mehr und mehr die Auswirkungen der Ukraine-Krise und die globale Verlangsamung der Nachfrage spürbar. Fehlende Nachfrage aus dem Aus- und Inland insbesondere in der zweiten Jahreshälfte sowie strukturelle Belastungen, wie die Abwanderung von Unternehmen ins Wiener Umland, hielten den Produktionssektor davon ab, zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum beizutragen. Sowohl beim Hoch- als nach der Fertigstellung von Großprojekten noch etwas stärker im Tiefbau führte ein Mangel an Folgeaufträgen, bedingt zum Teil auch durch fehlende öffentliche Mittel, zu einem spürbaren Einbruch am Wiener Bau. Blieb einzig der Dienstleistungssektor als traditionelle Stütze der Wiener Wirtschaft, der einen geschätzten Anstieg der Wirtschaftsleistung um marginale 0,1% im Jahr 2014 ermöglichte. Damit blieb die Konjunkturentwicklung in Wien ein weiteres Jahr hinter der gesamtösterreichischen Dynamik zurück und war viel zu schwach, um die Arbeitsmarktlage verbessern zu können. Im Gegenteil, vorwiegend bedingt durch die starke Migration stieg das Arbeitskräfteangebot stark und die Arbeitslosenquote kletterte trotz einem Zuwachs der Beschäftigung auf ein neues Rekordniveau. Nach einem sehr durchwachsenem Jahr 2014 sind die Aussichten für die Wiener Wirtschaft für das Jahr 2015 etwas günstiger einzuschätzen. Neben den wohl entscheidenden Impulsen durch die Auslandsnachfrage wird im späteren Jahresverlauf auch eine schwungvollere Investitionstätigkeit eine Erholung der Wiener Wirtschaft bestimmen. Laut Umfragen planen die Wiener Unternehmen spätestens 2016 Kapazitätserweiterung. Zudem haben sich auch die Bedingungen für mehr Schwung für den privaten Konsum angesichts der niedrigen Inflation verbessert. Dennoch bleibt der Wachstumsausblick für die Wiener Wirtschaft für das Jahr 2015 durch eine Reihe von Faktoren gedämpft. Die Industrie in Wien wird auf die erwartete Belebung der globalen Nachfrage aufgrund der starken Binnenorientierung nur mit Verzögerung reagieren, so dass der Sektor – wenn überhaupt – im laufenden Jahr nur wenig zum Gesamtwachstum beitragen können wird. Auch die Bauwirtschaft steht angesichts knapper öffentlicher Budgetmittel vor einem weiteren schwierigen Jahr, was sich auch in den derzeit rückläufigen Auftrags beständen niederschlägt. Bleibt der Dienstleistungssektor als Träger berechtigter Hoffnungen für eine höhere Dynamik der Wiener Wirtschaft. Insgesamt wird die Wiener Wirtschaft nach trägem Jahresbeginn 2015 noch ein moderates Wachstum um rund ½% erreichen. Mit einem erwarteten Wachstum um knapp über 1% wird die Erholung in Wien 2016 weiterhin langsamer als in Gesamtösterreich in Schwung kommen. Wiener Anteil an österreichischen Wertschöpfung (in %) Veränderung gegenüber 1995 in Prozentpunkten aktuell – 2,0 Primärbereich1 Sachgüter – 3,6 –1,3 Bauwesen Tourismus2 0,1 Handel – 4,1 0,2 Untern. DL3 – 0,4 Sonst. DL4 –1,0 Gesamt 0 5 10 15 20 25 30 35 1) Land- und Forstwirtschaft, Bergbau, Energie- und Wasserversorgung 2) Beherbergungs- und Gaststättenwesen 3) Unternehmensnahe Dienstleistungen i.w.S: Verkehr, Kredit- und Versicherungswesen, Realitätenwesen 4) Öffentliche Dienste, Unterrichts- und Gesundheitswesen, private Dienste Quelle: Statistik Austria, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Wien im Überblick 2010 2011 2012 2013 2014s Bundesländerschnitt (bzw. Österreich) 2015p 2015p 45.737 46.993 47.340 47.236 47.419 47.500 39.100 130,0 127,7 125,8 124,2 122,7 121,3 100,0 BIP (reale Vrdg. zum VJ in %) 1,4 1,6 –0,1 –0,2 0,3 0,4 0,9 Arbeitslosenquote (Jahresdurchschnitt in %) 8,8 9,2 9,5 10,2 11,6 13,5 9,2 –2,3 1,7 1,2 0,6 0,6 0,6 0,7 17.420 17.889 18.338 18.641 18.988 19.150 130.100 15,9 14,7 14,8 14,8 14,9 14,5 100,0 BIP pro Kopf (in EUR) BIP pro Kopf (in % von Österreich) Beschäftigung (Vrdg. zum VJ in %) Warenexporte in Mio. EUR Warenexporte (Anteil an österr. Exporten) Exportquote (Warenexporte in % des BIP) Verschuldung pro Kopf (in EUR) *) *) Land (ohne ausgegliederte Rechtsträger) Quelle: Statistik Austria, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 6 I Real Estate Country Facts 10/2015 22,5 22,3 22,4 22,5 22,5 22,4 38,7 1.811 2.357 2.518 2.643 2.747 2.800 3.350 Österreichischer Immobilienmarkt – klein, aber fein 2014 – rekordhohes Volumen an österreichischen Immobilieninvestments Der österreichische Markt für kommerzielle Immobilien verzeichnete 2014 ein Rekordvolumen an Transaktionen und lag damit voll im europäischen Trend. Je nach Quelle wurden bis zu 3 Mrd. € (laut EHL) im vergangenen Jahr investiert und rund drei Viertel davon floss nach Wien. Gut 50% wurden von internationalen Investoren gekauft, wobei rund die Hälfte davon aus Deutschland kam. Einzelhandelsimmobilien waren mit gut 40% des Gesamtvolumens am gefragtesten, gefolgt von Büros mit gut 30%. Auch in Hotels wurde mit rd. 15% wieder mehr investiert, während die sonstigen Immobiliennutzungsarten sich den Rest teilten. Investitionsvolumen in kommerzielle Immobilien in EUR Mrd. Europa CEE Deutschland Italien Österreich 2005 163,4 6,6 20,0 5,1 1,7 2006 241,4 12,6 51,5 8,7 2,5 2007 257,3 15,1 57,5 10,4 2,7 2008 123,1 9,9 19,7 8,0 2,2 2009 75,1 2,6 10,4 5,0 1,3 2010 113,0 5,6 19,1 4,9 1,6 2011 120,4 11,3 22,8 4,3 1,6 2012 127,2 7,7 24,7 2,6 1,8 Österreich – Investitionsvolumen in kommerzielle Immobilien in EUR Mrd. 2013 165,6 10,9 30,5 4,8 1,7 2014 211,5 9,8 39,8 5,5 2,8 Q1 2014 40,2 2,1 9,9 0,7 0,7 3,0 Q2 2014 44,0 1,9 7,0 0,9 0,7 Q3 2014 48,4 3,3 8,5 1,2 0,8 Q4 2014 78,9 2,6 14,4 2,6 0,7 Q1 2015 57,3 2,3 9,6 1,9 0,4 Q2 2015 64,7 1,5 12,0 1,6 0,6 2,5 2,0 Quelle: Immobilien Rating, CBRE 1,5 1,0 0,5 0,0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: CBRE Investitionstätigkeit schwächt sich im 1.HJ. entgegen europäischem Trend ab Nach Daten von CBRE schwächte sich im ersten Halbjahr 2015 die Investitionstätigkeit in österreichische kommerzielle Immobilien – entgegen dem europäischen Trend – etwas ab. Obwohl sich nach einem sehr schwachen ersten Quartal von rd. 360 Mio. € die Investitionstätigkeit im zweiten Quartal auf rd. 590 Mio. € beschleunigte, lag das Investitionsvolumen im ersten Halbjahr mit 950 Mrd. € unter dem Wert des Vergleichszeitraums des Vorjahres (1. Hj. 2014: rd. 1.330 Mio. €). Auf deutsche Investoren entfiel ein Anteil von rd. 50% und auf sonstige ausländische Investoren von 9%. Damit wurden inländische Investoren deutlich überholt. Nachgefragt wurden in der ersten Jahreshälfte 2015 vor allem Büros (42 %), gefolgt von Einzelhandelsimmobilien (21 %), Wohnobjekten (17 %), Hotels (16 %) sowie Logistik- und sonstige Immobilien. Logistikimmobilien spielen in Österreich - im Gegensatz zum europäischen Markt - keine Rolle, da es sich dabei großteils um Eigentümerimmobilien handelt, die nicht gehandelt werden. Österreich – Investitionsvolumen nach Nutzungsarten 1. Halbjahr 2015 Einzelhandel 21 % Büros 42% Hotels 16% Wohnen 12% Gemischte Objekte u.a. 4% Quelle: CBRE Real Estate Country Facts 10/2015 I 7 Real Estate Country Facts Investment-Pipeline gut gefüllt Der Ausblick für das zweite Halbjahr 2015 ist bei starkem Investoreninteresse gut, wobei die prognostizierte leichte Verbesserung der Konjunktur tendenziell stützend wirken sollte. Werden alle großen Deals, die sich in der Pipeline befinden, noch in diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen, könnte im Gesamtjahr 2015 das Rekordniveau von 2014 neuerlich übertroffen werden. Immobilienrenditen deutlich zurückgegangen Spread zu Staatsanleiherenditen noch attraktiv 7,0 Spread zu österr. Staatsanleiherenditen (10J) Büro Spitzenrenditen Wien 6,0 5,0 4,0 Die kräftige Nachfrage hat zu einem weiteren Rückgang der mit Immobilien zu erzielenden Renditen geführt. Die Spitzenrendite im Bürobereich rutschte dadurch laut bareal zur Jahresmitte auf rd. 4,5 %, während die Renditen für Büros in guten und durchschnittlichen Lagen noch bei 5 % lagen. Die Spitzenrendite für Einkaufszentren lag laut Erhebungen von CBRE knapp unter der 5 %-Marke, jene für Fachmarktzentren knapp unter 6 %. Büro Spitzenrenditen 3,0 2,0 1,0 0,0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 1.JH.15 Quelle: Immobilien Rating, Reuters Thompson, eigene Berechnung Konkurrenz unter Banken hat zugenommen 2. Quartal 2014 Spitzenrendite in % Ver.z.Vorqu. in bp Ver.z.Vorj. in bp Frankfurt 4,40 –10 –30 Wien 4,55 0 –10 Mailand 4,75 –25 –35 Warschau 6,00 0 0 Prag 6,00 0 0 Bratislava 7,00 0 0 Budapest 7,25 0 –25 Istanbul 6,50 0 –25 Bukarest 7,50 –25 –50 Zagreb 8,05 0 –25 Moskau 9,75 0 125 Belgrad 9,50 0 0 Quelle: CBRE Bei anhaltend kräftiger Nachfrage, dürfte sich die Renditekompression – wenn auch in abgeschwächter Form – fortsetzen. Noch ist der Spread zwischen Immobilienrenditen und den historisch extrem niedrigen Staatsanleiherenditen attraktiv. Die mittelfristige Attraktivität von Immobilien wird jedoch nicht zuletzt von der Entwicklung der langfristigen Zinsen abhängen. Umfragen unter Immobilieninvestoren in Europa zeigen, dass viele von einem anhaltend niedrigen Zinsumfeld ausgehen und die Gefahr von Zinsanstiegen nicht wirklich gesehen wird. Als relativ größte Gefahr werden überhöhte Immobilienpreise angegeben. Dass einer der möglichen Auslöser einer Korrektur „überhöhter“ Immobilienpreise steigende Zinsen im längerfristigen Bereich sein können, spricht dafür, auch das Zinsrisiko nicht zu vernachlässigen. Banken in Österreich finanzieren. Dies gilt sowohl für kommerzielle Immobilieninvestments als auch –developments. Der Wettbewerbsdruck hat – insbesondere im kleinvolumigen Bereich bis 10 Mio. € – stark zugenommen. Besonders hart umkämpft ist der Markt für Wohndevelopments mit Abverkauf, dementsprechend sportlich sind die Kreditstrukturen in diesem Segment. Solide Performance des österreichischen Immobilienmarktes IPD untersucht jährlich ein Portfolio von Büro-, Einzelhandels-, Gewerbe / Logistik-, Wohn- sowie sonstigen Immobilien und errechnet daraus einen Österreichischen Immobilienindex. Im Gesamtjahr 2014 betrug der Gesamtertrag dieses Portfolios 5,3%, was gegenüber 2013 einen Rückgang von 0,4% bedeutet. Zum Ergebnis beigetragen haben 2015 die Wertänderungsrendite mit 0,4% sowie Netto-Cash-Flow-Rendite mit 4,9%. IPD österr. Immobilienindex 2014 Büro 44% Handel 22% Wohnen 24% Gewerbe /Logistik 1% Sonstige Nutzungen 9% Quelle: IPD 8 I Real Estate Country Facts 10/2015 Einzelhandelsbereich performte 2014 überdurchschnittlich Deutlich überdurchschnittlich fiel der Gesamtertrag 2014 im Einzelhandelssegment mit 6,9% aus, deutlich unterdurchschnittlich im Bürosegment mit 4,4%. Der jährliche durchschnittliche Gesamtertrag des untersuchten Portfolios über drei Jahre wurde von IPD mit 5,8%, über fünf Jahre mit 6,0% und über zehn Jahre mit 5,7% errechnet. Damit beweist sich die relative Stabilität des österreichischen Marktes, der zwar keine zweistelligen Gesamterträge erlaubt, dafür aber eine relativ geringe Volatilität mit stabilen Netto-CashFlow-Renditen ausweist. Die IPD-Erhebung bestätigt auch, dass Immobilieninvestments einen guten Inflationsschutz bieten. In den letzten zehn Jahren blieb der reale Total Return – selbst im Krisenjahr 2008 mit einer durchschnittlichen Inflation von 3,2% nach nationalem Verbraucherpreisindex (VPI) – im positiven Bereich. IPD Realer Total Return 8,0 Total Return Inflation (VPI) Realer Total Return 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: IPD, Statistik Austria, eigene Berechnungen Wohnkosten in Österreich gestiegen – Mieten im internationalen Vergleich günstig Ein funktionierender Wohnungsmarkt steht immer im Spannungsfeld freier Marktkräfte und weitreichender Regulierungen, nicht nur, weil Wohnen ein Grundrecht der Menschen, sondern üblicherweise auch die größte finanzielle Belastung privater Haushalte ist. Österreichs Haushalte verwenden mehr als ein Fünftel ihrer Einkommen für das Gut Wohnen, für die Anschaffung von Wohnraum, dessen Erhaltung und für die wohnspezifischen Energiekosten. Ab welchem Wohnkostenniveau sich die Lebensqualität der Bevölkerung nachhaltig mindert beziehungsweise was „leistbares“ Wohnen beinhaltet, kann zwar nur auf individueller Ebene beurteilt werden. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Grenze dafür in einigen Segmenten des österreichischen Wohnungsmarktes vor allem in Ballungsräumen längst überschritten wurde. Die Wohnkostenanteile am Nettoeinkommen privater Haushalte in „dicht“ besiedelten Gebieten Österreichs laut EU-SILC Definition liegen mit 19 % weit über den Anteilen in „dünn“ besiedelten Gebieten mit 11 %, während ein Wiener Durchschnitthaushalt sogar 27 % seiner Einkommen für Wohnen ausgeben muss. Entsprechend aufmerksam werden Preisänderungen am Wohnungsmarkt in der Öffentlichkeit verfolgt, insbesondere die hohen Zuwächse der Immobilienpreise und der Mieten der letzten Jahre. Eine Gegenüberstellung der wichtigsten Preisindikatoren beziehungsweise der Wohnkostenentwicklung lässt aber den Schluss zu, dass sich Österreichs Wohnungsmarkt trotz Verwerfungen in einzelnen Markt- segmenten, im langfristigen Vergleich ebenso wie im internationalen Kontext, überwiegend im Gleichgewicht befindet. Immobilienpreise in Österreich um 1% unterbewertet – in Wien um 19% überbewertet Der starke Preisanstieg am Markt für Eigenheime und Eigentumswohnungen nach 2004 war auch eine Marktausgleichsbewegung nach einer Periode mit teilweise rückläufigen Preisen am österreichischen wie am Wiener Immobilienmarkt. Bei genauerer Betrachtung verlief der Preisanstieg sehr heterogen, abhängig von der Lage, der Größe und der Qualität der Objekte, stand aber überwiegend im Einklang mit der Entwicklung der wichtigsten preisbeeinflussenden Faktoren. Dazu zählen die Entwicklung der Bevölkerung und des Wohlstandniveaus, der Zustand der Wohnbauförder- und Finanzierungslandschaft, die Verfügbarkeit von Grund und Boden, die Wohnansprüche der Bevölkerung und die erwarteten Erträge am Immobilienmarkt, ein Bündel an Faktoren, woraus die österreichische Nationalbank einen Fundamentalpreisindikator geschnürt hat. Im Vergleich zum Fundamentalpreisindikator waren die Preise am heimischen Wohnimmobilienmarkt im ersten Quartal 2015 um 1% unterbewertet. Für den Wiener Markt signalisierte der Indikator zwar noch eine Überbewertung der Wohnimmobilien um 19%, die sich aber seit Mitte 2014 etwas entspannt. Auf jeden Fall ist mit keiner signifikanten Preiskorrektur am Immobilienmarkt Wien zu rechnen. Real Estate Country Facts 10/2015 I 9 Real Estate Country Facts In Summe hat der Immobilienpreisanstieg seit dem Höhepunkt 2012 kontinuierlich an Dynamik verloren. Von 2004 bis 2013 sind Wohnimmobilien in Österreich jährlich noch um 5,3% teurer geworden, im Jahresdurchschnitt 2014 und im ersten Quartal 2015 nur mehr um jeweils 3,5%. In Wien hat sich der Preisanstieg von 8,5% im Jahr von 2004 bis 2013, auf 4,2% 2014 und 1,1% Anfang 2015 verlangsamt. Der Wachstumsabstand der Immobilienpreise zu den Mieten wird größer, je mehr Teilbereiche in die Mietkosten einbezogen werden, vor allem aufgrund der Tatsache, dass die Preisbildung eines Großteils der Mietwohnungen in Österreich dem Mietrechtsgesetz und nicht dem freien Markt unterliegen. Nur etwa ein Viertel der Mietverträge sind frei verhandelbar, alle anderen mehr oder weniger stark reglementiert. Moderater Anstieg der Wohnungsmieten im Vergleich zu den Immobilienpreisen Ein umfassender, wenn auch für viele Segmente nicht repräsentativer Mietpreisindikator, sind die Wohnungsaufwendungen pro Quadratmeter Mietwohnnutzfläche, die im Rahmen des Mikrozensus monatlich erhoben werden. Der Indikator bildet neben den freien auch regulierte Mieten und die Anpassung von Bestandsmieten ab und fließt abzüglich der Betriebskosten in die Position Mieten im Verbraucherpreisindex ein. Gemessen daran erhöhten sich die Mieten im Österreichdurchschnitt seit 2004 um 30%, in Wien um 31%, während die Preise für Eigenheime und Eigentumswohnungen um 62% und in Wien sogar um 107% gestiegen sind. Für mehr als 40 % der österreichischen Haushalte beziehungsweise drei Viertel der Wiener Haushalte sind die Mieten und nicht die Wohnungseigentumskosten die wesentliche Wohnkostenposition. Grundsätzlich sollten sich die Preisänderungen am Wohneigentumsmarkt in den Mietwohnungskosten wiederfinden. Zumindest auf lange Sicht werden sich die Preis-Mietrelationen in vergleichbaren Wohnungssegmenten auch ausgleichen, da ein Nachfrageüberhang und die damit steigenden Preise im Eigentumssegment Mietwohnungen wieder attraktiver erscheinen lassen. Eine Analyse der österreichischen Nationalbank bestätigt auf Bundesebene die erwartete stabile Entwicklung der Mietrenditen im Segment freier Mietwohnungen. Hingegen sind am freien Wiener Wohnungsmarkt die Mietrenditen in den letzten zwei Jahrzehnten gefallen, das heißt, dass die Mieten in dem Segment fast im gesamten Beobachtungszeitraum kontinuierlich schwächer als die Kaufpreise gestiegen sind. Wohnungsaufwand und Immobilienpreise in Wien pro m² Wohnfläche in Hauptmiet- u. Eigentumswohnungen; Vdg. z. Vj. 15% Wohnungsaufwand Wien Immobilienpreise Wien 12% 9% Wohnungsaufwand und Immobilienpreise in Österreich 6% 3% pro m² Wohnfläche in Hauptmiet- u. Eigentumswohnungen; Vdg. z. Vj. 15 % Wohnungsaufwand Österreich 0% Immobilienpreise* –6% 12 % 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Quelle: Statistik Austria, TU Wien; Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 9% 6% Mieten steigen schneller als im westeuropäischen Vergleich 3% 0% –3 % –6 % –3% 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 *) Daten erst ab 2001 verfügbar Quelle: Statistik Austria, TU Wien; Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 10 I Real Estate Country Facts 10/2015 Die Mieten zählten in den letzten Jahren zu den Inflationstreibern in Österreich. Von 2004 bis 2014 legten Verbraucherpreise in der harmonisierten, international vergleichbaren Abgrenzung um 23% zu, davon die Position Mieten um 37% (der Wachstumsunterschied zu den Wohnungsaufwendungen ist im Wesentlichen die Folge unterschiedlicher Bundesländergewichtungen). Der Mietenanstieg in Österreich hat sich in den vergangenen Jahren noch leicht beschleunigt, von durchschnittlich 2,7% bis 2013, auf rund 4% 2014 und 5% in den ersten sieben Monaten 2015. Rascher Anstieg der Wohnungsmieten aus harmonisiertem Verbraucherpreisindex, Vdg. z. Vj. in % Inflation Österreich 5% davon Mieten 4% Wohnkostenbelastung bleibt relativ niedrig 3% 2% 1% 0% Hingegen erklärt sich die bemerkenswert moderate Mietentwicklung in Deutschland vor allem damit, dass das Land von einem Immobilienpreisboom im Landesdurchschnitt verschont geblieben ist und sich das Mietwohnungssegment relativ stabil entwickelte. Verantwortlich dafür waren hohe Neubauraten in der Vergangenheit und die Konzentration öffentlicher Wohnbaumittel in dem Bereich, die wiederum Ausdruck des überdurchschnittlich hohen Mieteranteils ist; 57% der deutschen Haushalte wohnen zur Miete, in Europa der höchste Anteil. 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 1–7 Quelle: Eurostat; Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Auch im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern sind die Mieten in Österreich rascher gestiegen; in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt der Eurozone um 18 % und in Deutschland sogar nur um 12 %. Maßgeblich für die Abkopplung der Mietenentwicklung in Österreich vom westeuropäischen Durchschnitt etwa ab 2009 dürften Anpassungen an das höhere Immobilienpreisniveau auf dem freien Mietwohnungsmarkt gewesen sein. Zudem hat sich die Angebotslücke im günstigen Mietwohnsegment vergrößert, nicht zuletzt, weil mehr Fördermittel für Wohnungssanierungen verwendet wurden, die wiederum zu Mietpreisanpassungen führten. In den vergangenen fünf Jahren wurde der Anstieg der Mieten in Österreich nur in wenigen osteuropäischen Ländern übertroffen (wobei erhebliche Unterschiede in den Wohnverhältnissen und Erhebungsmethoden die Ergebnisse verzerren). Letztendlich sind die Mieten nur für ein Viertel der Wohnkosten privater Haushalte verantwortlich. Es fehlen die Betriebs-, Erhaltungs- und Energiekosten und im Rahmen der harmonisierten Verbraucherpreisindizes auch eine Schätzung der laufenden Ausgaben für Eigentumswohnungen; eine Kostenposition, die statistisch für die Hälfte der österreichischen Haushalte, die in Eigentum wohnen, von Relevanz sein kann, falls sie noch Rückzahlungen für aushaftende Wohnungskredite leisten müssen. Im internationalen Vergleich ist die gesamte Wohnkostenbelastung österreichischer Haushalte trotz der stark gestiegenen Mieten günstig geblieben. Zum Vergleich stehen Preisniveauindizes zur Verfügung, die auf EU-Ebene die Kaufkraftparitäten von Gütern und Dienstleistungen in einheitlichen Wechselkursen in Relation zum EU-Durchschnitt darstellen. Demnach ist Wohnen in Österreich nicht nur deutlich billiger als in anderen westeuropäischen Ländern, sondern auch günstiger als in Deutschland. Der leichte Wohnkostenvorteil zu Deutschland ergibt sich im Wesentlichen aus den erheblich günstigeren Energiekosten in Österreich; die reinen Mietkosten dürften in Deutschland auch in Kaufkraftparitäten gerechnet niedriger sein. Preisniveauunterschiede in Europa Preisniveauindex, EU15=100 160 Wohnungsmieten im internationalen Vergleich Österreich (+37 %) UK DK FR SW DE Österreich 140 120 aus harmonisierten Verbraucherpreisindizes, 2005=100; (2004–2014) 140 CH Deutschland (+12 %) 100 80 Eurozone (+18 %) 60 40 130 20 0 120 davon Energie Quelle: Eurostat; Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 110 100 90 Wohnungskosten gesamt 04 05 06 07 08 09 10 11 Quelle: Eurostat; Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 12 13 14 15 1–7 Die Grafik zeigt, dass in Europa Schweizer, vor britischen und dänischen Haushalten am stärksten mit den Wohnkosten belastet sind. Niedriger als in Österreich sind die Wohnkosten weiterhin in allen süd-ost- und osteuropäischen Ländern. Real Estate Country Facts 10/2015 I 11 Real Estate Country Facts Büromarkt Wien: Neubautätigkeit erneut auf niedrigem Niveau, Pipeline jedoch prall gefüllt Wiener Büromarkt punktet durch relative Stabilität Der Wiener Büromarkt gehört europaweit zu den wenig volatilen Märkten und ist daher bei inländischen wie internationalen Investoren sehr gefragt. Im Vergleich zu anderen europäischen Städten und Metropolen weist Wien relativ stabile und sehr moderate Leerstände auf. Eine vergleichsweise niedrige Neuproduktion von Büroflächen stützt die stabile Lage am Wiener Büromarkt. Einer der Gründe dafür ist, dass als reine Bürogebäude konzipierte Projekte teilweise oder ganz in Wohnungen umgewandelt werden, da die Nachfrage nach Wohnraum unverändert hoch ist. Gleichzeitig werden viele frei gewordene alte Flächen ganz vom Büromarkt verschwinden, da diese nicht mehr mit den vorhandenen modernen Büroflächen konkurrieren können. Sie werden, je nach Möglichkeit, z.B. als Wohnraum oder Hotelflächen umgenutzt, oder machen einem kompletten Neubau am alten Standort Platz. In Wien gibt es derzeit einen Bestand von etwas unter 11 Millionen m² Büroflächen. Damit ist Wien im Vergleich mit westeuropäischen Städten, bezogen auf die Bürofläche pro Kopf, eher im Mittelfeld angesiedelt. Bürofläche in m² pro Einwohner 2015 25 Bürofläche in m² 20 15 10 Neuflächenproduktion im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken Die Neuproduktion von Büroflächen in Wien ist im Jahr 2014 gegenüber 2013 noch einmal von 150.000m² auf nur mehr rd. 140.000m² gesunken. 2015 liegt das Neubauvolumen voraussichtlich nur bei knapp 130.000m² und dürfte damit noch einmal einen neuen Tiefstand erreichen. Allerdings sind für die kommenden Jahre zahlreiche Projekte in Planung und teilweise auch schon in Bau, so dass spätestens ab 2017 wieder mit einer deutlichen Zunahme der Neubautätigkeit zu rechnen ist. Wie sich dies auf die Entwicklung der Leerstände auswirken wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. 2014 ist der Anteil neuer Büroflächen, die aus Sanierungen und Umbauten resultieren, im Vorjahresvergleich deutlich zurückgegangen. Nur wenige innerstädtische Flächen gingen aus RefurbishmentMaßnahmen hervor, der Großteil der vollendeten Projekte waren Neubauten. Auch in diesem Jahr sind nur ein kleiner Teil der neugebauten Flächen Um- und Zubauten bzw. Erweiterungen. Vermietungsleistung sollte bis Jahresende die Vorjahreswerte klar übertreffen Im vergangenen Jahr lag der Take-up von Büroflächen bei ca. 210.000m² und damit unter dem Niveau von 2013. Im ersten Halbjahr 2015 wurden bereits rund 110.000m² neu vermietet. Bis Jahresende dürfte die Vermietungsleistung des Vorjahres übertroffen werden, da generell das 2. Halbjahr als das stärkere gilt. Nach wie vor sind großflächige Neuvermietungen im Bereich von 5.000m² und mehr eher die Ausnahme und ein großer Teil der Neuproduktion und Vermietungsleistung Büroflächen Wien 2001–2015p 500.000 Neuflächenproduktion in m² Vermietungsleistung in m² 450.000 5 400.000 350.000 Ge n Zü f Fr rich a Ko nk pe fu nh rt M agen ün ch M en ai Ha lan m d bu rg Pa ris Br Wie at n i W slav ar a sc ha u Bu Pra da g pe st So M fia os Bu kau ka re Za st gr eb Ki Be ew lg Ist rad an bu l 0 Quelle: Immobilien Rating 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 12 I Real Estate Country Facts 10/2015 50.000 14 15 p 20 13 20 12 20 11 20 10 20 09 20 08 20 07 20 06 Quelle: Immobilien Rating, CBRE, EHL 20 05 20 04 20 03 20 02 20 20 01 0 20 Allerdings hat die österreichische Hauptstadt im Verhältnis zu den osteuropäischen Kapitalen nach wie vor einen deutlichen Vorsprung. Bratislava, der Spitzenreiter in CEE, erreicht – verglichen mit Wien – nur knapp die Hälfte der Flächen pro Einwohner. Vermietungsleistung wird weiterhin aus Umsiedlungen, Flächenzusammenlegungen und/oder Flächenoptimierungen generiert. ÖBB-Zentrale: Mit 46.000m² Gesamtnutzfläche das größte Projekt 2014 Den größten Zuwachs an Neubauflächen gab es 2014 mit der auf dem Gelände des neuen Hauptbahnhofes angesiedelten ÖBB-Zentrale mit insgesamt rd. 46.000m² Nutzflächen, davon ca. 31.000m² Büroflächen. Von den Büroflächen her ähnlich dimensionierte Projekte des vergangenen Jahres waren das GATE 2 in der Nähe der Gasometer im 3. Bezirk sowie das EURO PLAZA Bauphase 5 am Wienerberg. Mit rd. 11.500m² Bürofläche etwas kleiner ist das Projekt Silo in Wien 23, das ebenfalls 2014 fertiggestellt wurde. Erste Campus am neu entstandenen Hauptbahnhof in Fertigstellung Auf dem Areal des Hauptbahnhofes entsteht derzeit noch eine weitere Konzernzentrale, nämlich die der Ersten Bank. Das rund 117.000m² Gesamtnutzfläche umfassende Gebäude wird in Zukunft die Mitarbeiter des Unternehmens unter einem Dach vereinigen und unter Berücksichtigung neuer Arbeitskonzepte und Büroraumstrukturen errichtet. Insgesamt entstehen dabei rund 90.000m² moderne Büroflächen. Damit ist das Projekt mit Abstand das größte Neubauprojekt des Jahres, gefolgt von space2move, Bauteil 2, mit rd. 20.000m² Büroflächen im 19. Wiener Gemeindebezirk, das bereits fertiggestellt worden ist. Flächenerwartung für 2015 (Auswahl) Büroprojekt Büronutzfläche in m² Status Erste Campus 90.000 in Bau space2move, Bauteil 2 20.000 fertig gestellt 4.200 fertig gestellt Renngasse 5 Quelle: Immobilien Rating Ebenfalls eine neue Konzernzentrale plant die UniCredit Bank Austria auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofes. Bis 2018 sollen hier auf dem Austria Campus in mehreren Gebäuden moderne Büroflächen entstehen, die teilweise eigengenutzt sein werden, aber auch Flächen, die zur externen Vermietung vorgesehen sind. Darüber hinaus sind u.a. auch Geschäftsflächen, eine große Kantine sowie ein Hotel geplant. Insgesamt ist eine recht umfangreiche Projektpipeline für die Jahre 2016ff in Planung, einige Projekte sind auch bereits in Bau, so dass bei der Realisierung aller Bauvorhaben wieder mit steigendem Flächenangebot gerechnet werden muss. Darunter befinden sich spektakuläre Projekte wie das Bürohochaus „The Icon“, das René Benko auf dem Gelände des neuen Hauptbahnhofes errichten will und das über 70.000m² Büroflächen umfassen soll. Allerdings ist nicht bei allen Projekten der genaue Anteil an Büroflächen bereits definitiv festgelegt und kann sich, wo die Flächenwidmung dies erlaubt, zu Gunsten von beispielsweise Wohnraum noch nach unten verschieben. Flächenerwartung 2016ff (Auswahl) Büroprojekt Büronutzfläche in m² Status The Icon 74.000 in Planung Viertel Zwei, Erweiterung 22.500 in Bau „Viertel Zwei Plus“ „ORBI Tower“, Town Town (CB21) 21.600 in Bau Quelle: Immobilien Rating Spitzenmieten für Wiener Büros sind 2014 leicht gestiegen Die Mieten für Büroflächen in Wien sind 2014 und auch im ersten Halbjahr 2015 weitgehend stabil geblieben, nur im Spitzensegment kam es teilweise zu leichten Preisanstiegen. Spitzenmieten für Class A-Büroflächen in guter Lage erreichten bis Mitte 2015 ca. 25,75 EUR / m²/ Monat. Für spezielle Flächen in einzelnen Top-Objekten wie beispielsweise den oberen Etagen von Bürotürmen oder für außergewöhnlich repräsentative Flächen sind auch Spitzenmieten über diesem Wert möglich. Bis Ende dieses Jahres könnten die Mieten im Premiumsegment nochmals leicht anziehen, sonst bleiben sie aber generell weitgehend stabil. Nachgefragt bleiben Flächen in der Innenstadt und in den zentralen Bürolagen, aber auch das Interesse an Flächen im mittleren Preissegment ist weiterhin hoch. Durch eine vergleichsweise hohe Verfügbarkeit moderner Büroflächen zu bezahlbaren Mieten kann die Nachfrage weitgehend befriedigt werden. Flächeneffizienz und möglichst geringe Betriebskosten zählen mit zu den wichtigsten Kriterien für die Mieter. Nicht mehr die Höhe der Miete alleine ist ausschlaggebend, sondern die Gesamtmietkosten pro Mitarbeiter beeinflussen die Entscheidung für oder gegen einen Standort. Büros mit schlechtem Vermietungsgrad, unsanierte, alte Flächen sowie Büroflächen in unterdurchschnittlichen Lagen abseits gängiger Bürostandorte bleiben anhaltend unter Druck. Der negative Trend setzt sich seit geraumer Zeit fort und Mietpreisrückgang bzw. steigende Leerstände sind die Folge. Frei gewordenen Flächen dieser Kategorie kommen oftmals nicht mehr auf den Büromarkt zurück und werden, wo dies wirtschaftlich und auch von der Flächenwidmung möglich ist, einer geeigneten Nachnutzung zugeführt. Leerstand im Bürobereich weitgehend stabil Wien hat nach wie vor eine sehr geringe Leerstandsrate und ist im Europavergleich am unteren Ende angesiedelt. Die relativ geringe Neubautätigkeit der letzten Jahre hat diesen Status quo zusätzlich gefördert. Der Leerstand im Bürosektor in Wien betrug Mitte dieses Jahres in etwa 6,5% und dürfte durch die auch heuer moderate Neuproduktion sowie die bis Jahresende erwartete Neuvermietung weitgehend unverändert bleiben. Nicht überraschend weisen ältere Flächen häufig höhere Leerstände auf als zentral gelegene und nachgefragte Real Estate Country Facts 10/2015 I 13 Real Estate Country Facts hoch. Generell ist die City von Büros und zahlreichen Geschäftsflächen geprägt, die Wohnnutzung hingegen ist über Jahrzehnte hinweg immer weiter zurückgedrängt worden. In den letzten Jahren kam es jedoch, bedingt durch die hohe Nachfrage nach großflächigen Wohnungen oder auch hochwertigem Luxuswohnraum in der Innenstadt, wieder verstärkt zur Rückwidmung ehemaliger Bürostandorte in Wohnungen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich dabei Gründerzeitgebäude, die durch großzügige Wohnetagen dem Wunsch der finanzstarken Klientel nach luxuriösem und geräumigem Wohnraum entgegenkommen. Leerstand Büroflächen Europa in % 2015 30 Leerstand in % 25 20 15 10 5 So fi K a Za iew g M reb B osk Am uda au st pes er t da m Ist Prag an Lis bu s l Bu abo W kare n ar s sc t B ha Br elgr u at ad isl a Du va b M lin a Ko Br drid pe üs nh sel St ag oc e kh n ol m Pa ri Ro s m Os Lo lo B nd er lin on W Wi es en tE nd 0 Quelle: Immobilien Rating Bürostandorte, allerdings sind auch in einigen Bürotürmen überdurchschnittliche Leerstandsraten zu beobachten. Spitzenrenditen unter Druck Die Spitzenrenditen im Bürosektor in Wien sind im Jahr 2014 gesunken und auch im ersten Halbjahr kam es zu einem weiteren leichten Rückgang, so dass die Spitzenrenditen Ende H1 2015 einen Wert von rd. 4,5% erreichten. Signifikante Veränderungen werden bis Jahresende bei den Renditen nicht erwartet. Durch anhaltende Nachfrage im Prime-Segment kann jedoch bei den Spitzenrenditen ein weiterer Druck nach unten nicht ausgeschlossen werden. Bei sanierungsbedürftigen Bürogebäuden und Büroobjekten in Lagen außerhalb der nachgefragten Büroachsen sowie bei Bürogebäuden ohne ausreichenden Vermietungsgrad sind hingegen weitere Wertminderungen möglich, ein Anstieg der Renditen bei Class B-Büros außerhalb zentraler Standorte kann nicht ausgeschlossen werden. Mieten – Renditen – Leerstandsraten Büromarkt in Wien 2005 –H12015 30 8,0 Spitzenmieten in € pro m² Spitzenrendite in % Leerstandsrate in % 25 7,5 7,0 20 6,5 6,0 15 5,5 10 5,0 5 4,5 4,0 5 01 14 H1 2 13 20 12 20 20 11 10 20 20 09 08 20 07 20 20 06 20 20 05 0 Quelle: Immobilien Rating, CBRE Wiener Büroachsen Die beliebtesten Wiener Bürostandorte sind nach wie vor die Innenstadt sowie die inneren Stadtbezirke. Hier ist die Nachfrage ungebrochen 14 I Real Estate Country Facts 10/2015 Auch innerhalb des Gürtels finden sich zahlreiche Büroansiedlungen. Der Standort der erweiterten Innenstadt ist vor allem aufgrund seiner Lage und Erreichbarkeit sehr attraktiv, auch wenn hier nur mehr selten Neubauten entstehen. Neben der Innenstadt hat sich der Standort Donaucity (VIENNA DC) zu einer der wichtigsten Bürolagen ausgebildet. Mehrere große Bürotürme dominieren den Standort. Auch Wiens größter Büroturm, der DC Tower 1, wurde auf der Donauplatte errichtet und hat diese noch einmal zusätzlich aufgewertet. Auf den Gebieten Handelskai und Wiener Messe sowie dem Gebiet um den ehemaligen Nord- bzw. Nordwestbahnhof haben sich in den vergangenen Jahren neue Bürozonen entwickelt. Der Standort rund um den Praterstern zählt weiterhin zu den großen Stadtentwicklungsgebieten in Wien. Auch der Austria Campus der Bank Austria wird hier errichtet. Büroneubauten der letzten Jahre wie Marxbox, das Marximum oder das etappenweise ausgebaute Projekt TownTown sind charakteristisch für den Bürostandort Erdberg/St. Marx/Gasometer. Der Bürokomplex TownTown wird noch einmal durch den „ORBI Tower“ erweitert werden. Ein neuer, interessanter und aufstrebender Bürostandort erwächst derzeit am neuen Wiener Hauptbahnhof. Neben der neuen ÖBBZentrale, die bereits fertiggestellt wurde, entsteht auf dem Gelände derzeit das neue Headquarter der Ersten Bank. Im sogenannten Quartier Belvedere, einem der Top-Stadtentwicklungsgebiete Wiens, soll rund um den neuen Hauptbahnhof ein vielfältiger Mix aus Büros, Wohnungen, Geschäften, Hotels, aber auch Gastronomie, Schulen und Gesundheitseinrichtungen entstehen. Im Süden Wiens hat sich am Wienerberg eine weitere wichtige Büroachse etabliert. Durch die abermalige Erweiterung des hier angesiedelten EURO PLAZA mit der Bauphase 5 kamen neue Büroflächen an diesem Standort hinzu, auch gibt es Pläne, am Standort weitere Flächen zu errichten. Der neue Austria Campus – moderne Konzepte für zeitgemäßes Arbeiten Ein Projekt wie den Austria Campus baut man nicht alle Tage. Daher müssen schon in die Planung ausreichend Zeit und Know-how gesteckt werden, um bei der Konzeption des Gebäudes der veränderten Arbeitswelt und den damit einhergehenden und im Wandel begriffenen Nutzungsgewohnheiten von Büroflächen gerecht zu werden. Wie schon Microsoft, oder auch die Erste Bank bei der Planung des Erste Bank Campus, wird die Bank Austria die neuen Gebäude nicht nur nach Grundsätzen der Nachhaltigkeit, sondern vor allem auch mit einer klassischen Bürogebäuden gegenüber völlig veränderten Raumkonzeption errichten. Dabei wird unterer anderem dem Umstand Rechnung getragen, dass in einem herkömmlichen Bürogebäude viele Arbeitsplätze im täglichen Betrieb nicht besetzt sind und daher mit einer Shared Desk-Lösung wesentlich effizienter mit dem zur Verfügung stehenden Angebot an Arbeitsplätzen umgegangen werden kann. Dabei hat der Mitarbeiter an und für sich keinen fixen Arbeitsplatz und nutzt – je nach Anwesenheit und Auslastung – individuell und mobil entweder klassische Büroräumlichkeiten, arbeitet von zu Hause aus oder loggt sich von den diversen Besprechungsräumen und interaktiven Zonen in die Arbeitswelt ein. Work Life Balance, Arbeiten von zu Hause, individuelle Gestaltung von Arbeitsalltag und Anwesenheit, all diese Komponenten sind vorausgedacht und werden in der Gestaltung des neuen Austria Campus umgesetzt. Aber nicht nur in der Gestaltung des Arbeitsalltages wird der Faktor Interaktion und Vernetzung betont, auch die Gesamtkonzeption des Austria Campus ist auf diesen Grundsatz ausgelegt. So werden neben den von der UniCredit Bank Austria eigengenutzten Flächen auch Büroräumlichkeiten zur Vermietung an externe Nutzer angeboten, es werden Hotelflächen entstehen und die außergewöhnliche und groß angelegte Kantine im Herzen der weitläufigen Anlage wird nicht nur den Mitarbeitern der Bank, sondern allen Nutzern des Areals zur Verfügung stehen. Was heute noch ungewohnt und neu erscheint, wird in Zukunft Normalität sein. Real Estate Country Facts 10/2015 I 15 Real Estate Country Facts Einzelhandel Wien – Die Top-Einkaufs tempel machen sich fit für die Zukunft Insgesamt standen den Einkaufswilligen in Österreich per 30.6.2015 rd. 127 Shopping Center mit einer vermietbaren Fläche von rd. 2,7 Mio. m² zur Verfügung. Dies entspricht einem Flächenzuwachs von rd. 2,4% im Vergleich zum Vorjahr. Seit dem 1.1.2014 wurden bis zum Halbjahr 2015 insgesamt nur vier Shopping Center (ab 10.000 m² vermietbarer Fläche) neu eröffnet. Darunter finden sich das Mariandl in Krems (NÖ), Am Garnmarkt in Götzis (V) sowie die BahnhofCity und das Citygate (beide in W). Alle anderen Flächenzuwächse resultieren aus Modernisierungen und/ oder Erweiterungen bestehender Einkaufstempel. Eine Ausnahme stellt der Abriss und Neubau des SC Alpenstraße in Salzburg dar, das im ersten Halbjahr 2015 eröffnet wurde. Grund für den gebremsten Neuflächenzuwachs ist auf der einen Seite der bereits hohe Sättigungsgrad mit Shopping Centern in Österreich. Im europäischen Vergleich ist Österreich Anfang 2015 mit insgesamt 327 m² vermietbarer Fläche pro 1.000 Einwohner unter den Top 10-Ländern gereiht und liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt von rd. 269 m² vermietbarer Fläche pro 1.000 Einwohner. 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 rw e xe gen m Sl bur ow g Ni en ed ie er n la n Sc de hw Ös e te iz rr EU 28 K eich -D roa ur ti ch en sc Fr hni an tt kr eic h Po len De Ita ut lie Ts sc n ch hl ec hi Sl and sc ow he a Re kei p Ru ubl m ik än ie Un n g Ru arn ss la nd Tü Bu rke lg i ar ien Hohe SC-Flächendichte in Österreich sowie restriktive Vergabe von Baubewilligungen führen zu gebremstem Wachstum bei Neuflächen Vermietbare Fläche in m² pro 1.000 Einwohner No Die Einzelhandelsumsätze in Österreich stiegen lt. dem BA-Konjunkturbericht1 in den ersten fünf Monaten des Jahres 2015 real um 0,9 % an. Das im EU28-Vergleich relativ niedrige Wachstum wird durch ein hohes Ausgangsniveau und Konstanz der Konsumausgaben – auch während der Krisenjahre – wieder wettgemacht. Lt. aktuellen Umfragen der Marktforscher2 in Sachen Konsumlaune ist die Anschaffungsneigung und Kauflaune der Menschen im Land, trotz vorhandener Verunsicherungen durch aktuelle Krisen (z. B. Russland-Ukraine, China) im positiven Bereich. Für 2016 wird mit einer weiteren Steigerung des Optimismus als Folge der geplanten Steuerreform gerechnet, der sich auch in einer Steigerung der Konsumausgaben niederschlagen soll. Einkaufszentrumsflächen in Europa Lu Die Konsumlaune in Österreich ist trotz schwacher Konjunktur weiterhin gut Quelle: C&W European SC Development Report Jänner 2015 der Ortskerne durch Handelskonzentrationen an den Stadträndern einzudämmen. Ob das Eingreifen der Raumordnung in die Standortentwicklung im heimischen Handel den Innenstädten neuen Aufschwung bringen wird, bleibt abzuwarten. Wien hat seit dem zweiten Halbjahr 2014 rd. 50.000 m² neue Shopping Center-Flächen bekommen Mitte 2015 gab es in Wien und Umgebung rd. 1.750 Tsd. m² Verkaufsflächen in den Handelsformen Einkaufszentren (Anteil 42,1 %), Fachmarktagglomerationen (Anteil 39,9 %) und Einkaufsstraßen (Anteil 18,0 %). Bedeutung der einzelnen Segmente in Wien gemessen an der Verkaufsfläche Auf der anderen Seite werden die Bundesländer immer restriktiver bei der Vergabe von Baubewilligungen für Neu- und Ausbauprojekte. Ziel ist es, die vielfach in Städten voranschreitende Aushöhlung Einkaufszentren 42,1% Einkaufsstraßen 18,0% Fachmarktagglomerationen 39,9 % 1) Bank Austria – Österreich Konjunktur Juli 2015 2) GFK Konsumklima Österreich Q2 2015 16 I Real Estate Country Facts 10/2015 Quelle: Standort+Markt, EHL, Immobilien Rating Der Wiener Shopping Center-Markt verzeichnete seit dem Frühling 2013 (Volleröffnung von „The-Mall“ in Wien-Mitte) nach einer längeren Pause wieder ein leichtes Flächenwachstum. Shopping Center-Eröffnungen bzw. Erweiterungen 2014/ 2015 Shopping Center Vermietbare Fläche m² Eröffnung ÖBB BahnhofCity ~ 23.000 Q4 2014 Auhof Center Bauteil III ~ 11.000 Q4 2014 Einkaufsmall Citygate ~ 17.500 Q1 2015 Quelle: Immobilien Rating, Standort+Markt, RegioPlan Treiber für diese Entwicklung waren die Neueröffnungen des Einkaufszentrums am neuen Hauptbahnhof BahnhofCity (23.000 m² vermietbare Fläche) sowie des Citygates in Floridsdorf (17.500 m² vermietbare Fläche), darüber hinaus die Erweiterung des Auhof Centers im Westen von Wien mit rd. 11.000 m². Beide erstgenannten neuen Einkaufszentren haben auf Grund ihrer mittleren Größe einen regionalen Charakter, befinden sich mitten in einem Stadtentwicklungsgebiet mit großflächigen Wohngebieten und sind sehr gut vermietet. Während das Citygate – ein kombiniertes Objekt mit Wohnturm und Einkaufen – mit seinen rd. 50 Shops an der Wagramerstraße von seiner Umgebung bereits sehr gut frequentiert wird, hat die ÖBB BahnhofCity am neuen Hauptbahnhof jedoch noch erste Anlaufschwierigkeiten. Eine mögliche Erklärung für diese unterschiedliche Entwicklung ist, dass das Citygate bereits in ein voll erschlossenes Handelsgebiet inkl. großer Wohnhausiedlungen eingebettet ist, hingegen die Bebauung rund um den neuen Hauptbahnhof bei Weitem noch nicht abgeschlossen ist. Auch ist der Bahnhof noch nicht in Vollbetrieb – hier ist noch zukünftiges Kundenfrequenzpotenzial vorhanden. Die Integration eines Einkaufszentrums in einen Bahnhof steht u. a. vor der großen Herausforderung einen Mietermix zu finden, der sowohl auf Zugfahrer / Pendler, die Güter des täglichen Bedarfs und des Reisebedarfs nachfragen, als auch auf Einkaufskunden eingeht, die gezielt das Shopping Center aufsuchen. Flächendichte bei Einkaufszentren in Wien deutlich gestiegen – vorerst keine neuen Shopping Center-Projekte in Bau Inklusive aller neuen Flächen verfügte Wien zum Halbjahr 2015 über 31 Einkaufszentren mit einer vermietbaren Fläche von rd. 982.000 m². Die SC-Dichte pro 1.000 Einwohner lag bei rd. 546 m² und ist gegenüber dem Halbjahr 2014 (528 m² pro 1.000 Einwohner) durch das Flächenwachstum von rd. 50.000 m² deutlich angestiegen. Für die nächste Zeit dürfte es aber mit der Zunahme an SC-Flächen in Wien vorerst einmal vorbei sein. Es sind keine neuen Projekte in Bau; eine Ausnahme bildet der Abriss und Neubau des Huma Einkaufsparks (geplante Eröffnung 2016/2017), auf den später noch näher eingegangen wird. Auch das SCN Shopping Center Nord mit einer vermietbaren Fläche von rd. 32.000 m² wird derzeit nach Angaben des neuen Eigentümers Tristan Capital Partners renoviert. Über kolportierte Flächenerweiterungspläne liegen keine Informationen vor. Shopping Center-Projekte, die sich derzeit in Bau befinden Shopping Center Vermietbare Fläche m² Geplante Eröffnung Huma Einkaufspark Bauteil I, II ~ 50.000 2016/2017 (Abriss und Neubau) Shopping Center Nord (Re- ~ 32.000 n.a. launch) Quelle: Immobilien Rating, Standort+Markt, RegioPlan Rund 14 Einkaufszentren, das ist etwas weniger als die Hälfte aller Einkaufszentren in Wien, sind kleinere Zentren mit weniger als 20.000 m² vermietbarer Fläche. Anzahl der Einkaufszentren nach Größenklassen Anzahl Vermietbare Fläche in m² 14 bis zu 20.000 11 20.000 – 45.000 6 mehr als 45.000 Quelle: Immobilien Rating, RegioPlan, Standort+Markt Sechs Shopping Center in der österreichischen Hauptstadt haben eine vermietbare Fläche von über 45.000 m². Darunter fallen unverändert die beiden Mega-Einkaufszentren SCS Shopping City Süd und das DZ Donauzentrum mit deutlich mehr als 100.000 m² vermietbarer Fläche sowie auf den Plätzen das G3 Shopping Resort Gerasdorf und die Millennium City. Seit dem Oktober 2014 neu in dieser Größenkategorie ist das Auhof-Center nach seinem Umbau bzw. der Erweiterung der vermietbaren Flächen um 11.000 m² auf rd. 48.000 m². Ein höherer Fashion-Anteil mit neuen Zugpferden (z. B. BIK BOK, Dressmann), neue und größere Gastronomieflächen, ein rundum modernisierter Kinobetrieb sowie eine Optimierung der Parkplatzsituation (neues Parkhaus) zählen u. a. zu den durchgeführten Neuerungen. Real Estate Country Facts 10/2015 I 17 Real Estate Country Facts Top 6-Einkaufszentren in Wien und Umgebung Name Einkaufszentren-Mieten Bandbreite in EUR/m²/Monat Vermietbare Fläche in m² SCS Shopping City Süd 173.000 Donau Zentrum 130.000 G3 Gerasdorf (nur EKZ) 58.000 Millennium City (inkl. Entertainment) 51.000 Huma Einkaufspark** 50.000 Auhof Center* 48.000 *) nach Fertigstellung Bauteil III Ende 2014 **) nach Neubau und Eröffnung 2016/2017 Quelle: RegioPlan, Immobilien Rating Bereits im Dezember 2014 erfolgte der Baustart für den Neubau des etablierten, aber in die Jahre gekommenen Huma-Einkaufsparks. Aus einem seit 1987 bestehendem eingeschoßigen Einkaufszentrum mit Fachmarktcharakter soll bis 2016/2017 ein moderner auf 50.000 m² erweiterter Einkaufstempel mit rd. 90 Shops sowie Gastronomie- und Dienstleistungsbetrieben auf zwei Verkaufsebenen entstehen. Derzeit sind im alten Einkaufspark nur noch wenige Ankermieter vertreten, die Fertigstellung des neuen Huma Shopping ist in zwei Baustufen bis 2017 geplant, die erste Baustufe wird 2016 eröffnet. Die Top-Einkaufszentren machen sich fit für die digitale Konsumgesellschaft – Druck kommt vom Online-Handel Bemerkenswert ist, dass alle sechs größten Einkaufszentren in Wien in den letzten fünf Jahren grundlegende Modernisierungen, Erweiterungen oder Relaunches durchgeführt haben bzw. gänzlich neu errichtet wurden. Dieser Trend ist aber nicht nur auf die größten Center beschränkt, sondern spiegelt den gesamten Markt wider. Treiber hinter dieser Entwicklung ist der Online-Handel und der Einfluss der neuen digitalen Konsumgesellschaft. Lt. RegioPlan legten die Handelsumsätze im Online-Sektor 2014 um rd. 15 % auf rd. 6,4 Mrd. € zu und erreichten einen Marktanteil von 10,4 %. Mit den steigenden Online-Umsätzen wird auch der Druck auf die Flächenproduktivität der Shopping Center immer größer. 2014 betrug der Bruttoumsatz je m² vermietbarer Fläche 3.450 EUR / m² und ist um 50 EUR / m² im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft. Besonders betroffen sind dabei die Branchen Buchhandel, Elektronik, Schuhhandel und Bekleidung. Bei der Flächennachfrage geht die Schere zwischen 1A-Einkaufszentren und den B- und C-Lagen weiter auseinander. Der Trend geht zu flexibleren Flächenkonzepten bei den Mietern. Es wird daher zukünftig nicht nur zu Reduktionen von Mietflächen, sondern bei den Top-Standorten in einzelnen Fällen auch zu Vergrößerungen und der Einrichtung von Flagship-Stores kommen. Aktuelle Beispiele sind die Shop-Erweiterung des Media Marktes in „The Mall – Wien Mitte“ und die Eröffnung des österreichweit größten Zara-Shops im Auhof Center. Für die B- und C-Lagen wird es definitiv schwieriger, mittelfristig kann es hier zu Flächenreduktionen und/oder zu Schließungen im Rahmen von Standortoptimierungen der Filialnetze kommen. 18 I Real Estate Country Facts 10/2015 Ankermieter 8–15 Shops ( je nach Größe und Lage) 15–110 Quelle: Immobilien Rating Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Mietpreisen. Die gut funktionierenden Shopping Center weisen bei den Mietpreisen eine stabile bis leicht steigende Entwicklung (vor allem bei kleineren Shop-Flächen unter 250 m²) auf, bei den übrigen kann es zu vermehrten Verhandlungen über Mietpreisreduktionen mit dem Centermanagement kommen. Zum Halbjahr 2015 lagen die Mieten in Shopping Centern in Wien, abhängig von der Größe des Geschäfts, zwischen 8 und 110 EUR/ m²/Monat. Die Spitzenrendite im Shopping Center-Bereich ist Mitte 2015 auf ca. 4,75% gesunken. Bis zum Ende des Jahres kann es, bedingt durch die große Nachfrage, bei Investoren am Retail-Sektor und dem knappen Angebot an Top-Objekten zu einem weiteren Nachgeben bei der Spitzenrendite kommen. Fachmarktzentren – Expansionen bei bestimmten Branchen gehen zurück – Rentabilität rückt in den Vordergrund Die Bedeutung der Fachmarktzentren (FMZ) und Fachmarktagglomerationen (FMA) hat bis zum Halbjahr 2015 weiter zugenommen, wenngleich mit verlangsamter Dynamik bei den Flächenzuwächsen: Rentabilitätsgesichtspunkte anstatt nur Zugewinne von Marktanteilen aus Expansion spielen eine immer größere Rolle. Grund für diesen Trend ist zum einen die in Österreich bereits vorherrschende hohe Flächendichte an FMA von 592 m² pro 1.000 Einwohner. Zum anderen die anwachsende Wettbewerbs intensität durch den Online-Handel, der auch für die Struktur der FMA ein immer wichtiger werdendes Thema wird. Lt. Standort+Markt betrug die Flächenproduktivität der Fachmarkt agglomerationen 2014 rd. 2.340 EUR/m² und lag damit leicht unter dem Wert von 2010. Insgesamt kann die Nachfrage nach Mietflächen in FMZ in guten und sehr guten Lagen als gut eingestuft werden, dementsprechend kam es in 1A-Lagen zu stabilen bis leicht ansteigenden Mietpreisen für kleinere Shop-Flächen. Zum Halbjahr 2015 bewegte sich die Bandbreite bei den Mieten in den Fachmärkten zwischen 6 und 15 EUR/m²/Monat. Den Besuchern in Österreich stehen mit Jahresbeginn 2015 insgesamt rund 5,1 Mio. m² Verkaufsflächen in FMA zum „Shoppen“ zur Verfügung. Dies entspricht einem Zuwachs von 6,7% gegenüber dem Jahr 2013. In Wien betrug die Steigerungsrate 2015 im selben Zeitraum rd. 5,4% auf ein Niveau von rd. 727.000 m² Verkaufsflächen (inkl. der FMA Vösendorf-NÖ) bei einer Dichte an FMA von 403 m² pro 1.000 Einwohner. Beim Ranking der flächenmäßig größten fünf FMA in Wien und Umgebung hat es gegenüber dem Vorjahr keine Veränderungen gegeben. Das mit Abstand großräumigste Fachmarktgebiet ist rund um die SCS Shopping City Süd zu finden. Auf den Plätzen liegen die FMA Stadlau und der Rautenweg Ost und West rund um das neue Einkaufszentrum Citygate. Beide sind stadtauswärts entlang der Wiener Nordrand Schnellstraße S2 (Verlängerung der A23 Südosttangente) situiert. Top 5-Fachmarktagglomerationen in Wien und Umgebung Name Verkaufsfläche der FMA in m² Vösendorf Nord/Brunn am Gebirge 220.300 Rautenweg West & Ost – Wien 1210/1220 95.000 Stadlau – Wien 1220 96.100 Brünner Straße Wien 1210 56.800 Hadikgasse – Wien 1130/1140 37.200 Quelle: Standort+Markt, Immobilien Rating Im Jahr 2014 sind drei neue FMA in Wien mit insgesamt rd. 38.200 m² hinzugekommen. Das größte davon ist die FMA Sandleitengasse mit rd. 27.400 m² Verkaufsfläche, sie befindet sich rund um das Einkaufszentrum Interspar Ottakring im Westen von Wien. Die beiden anderen neuen Gebiete entwickelten sich rund um den Knoten Simmeringer Haide unweit des Huma Einkaufzentrums im Osten und im Bereich der Donaufelderstraße / Angyaföldstraße im Norden von Wien. Das Geschäftsmodell der Fachmärkte ist meist auf das untere bis mittlere Preissegment ausgerichtet, wobei diskontorientierte Betriebe – neben dem Lebensmitteleinzelhandel – den Markt dominieren. Durch den ebenfalls preisorientierten Online-Handel sind diese stationären Vertriebsformen überproportional im Wettbewerb betroffen und hier wiederum Branchen mit hohen Online-Umsatzanteilen, wie beispielsweise die Bekleidungs- und Schuhbranche. Als Folge haben die Expansionen von typischen in FMZ anzutreffenden Textil-Filialisten (KiK, Charles Vögele, Takko, New Yorker) in den letzten beiden Jahren lt. RegioPlan vorerst aufgehört. Ebenso sind die Schuhdiskonter durch Zalando & Co sowie großen Modeketten (führen mittlerweile billige Schuhe als Accessoires) stark unter Druck gekommen und unterliegen vielfach Konsolidierungsprozessen (z. B. hat sich Leder&Schuh erst vor kurzem von seiner gesamten Billiglinie Jello und Shoe4you aus Profitabilitätsgründen getrennt). Die großen Fachmarktgebiete mit einem breiten Sortimentsangebot werden von diesen neuen Herausforderungen kaum betroffen sein. In Österreich gibt es aber viele kleinere und mittlere FMZ mit Größen zwischen 3.000-8.000 m², in denen man üblicherweise zumindest einen Lebensmittelsupermarkt, einen Drogeriemarkt sowie einige Diskonter aus der Bekleidungs- und Schuhbranche findet. Bekommen letztere Branchen mit Gütern des mittelfristigen Bedarfs wirtschaftliche Probleme und werden keine gleichwertigen Nachmieter gefunden, kann den kleinen und mittleren FMZ ein Bedeutungsverlust hin zum Nahversorger mit entsprechendem kleinerem Einzugsgebiet drohen. Real Estate Country Facts 10/2015 I 19 Real Estate Country Facts 20 I Real Estate Country Facts 10/2015 Ansprechpartner: Bank Austria International Real Estate Finance Anton Höller Tel: + 43 (0)50505 – 55980 [email protected] Subsidised Real Estate Günter Neuwirth Tel: + 43 (0)50505 – 53263 [email protected] Commercial Real Estate Werner Zimmel Tel: + 43 (0)50505 – 62600 [email protected] Waltraud König Tel: + 43 (0)50505 – 54941 [email protected] Günter Moser Tel: + 43 (0)50505 – 52376 [email protected] Karl Mayerhofer Tel: + 43 (0)50505 – 55305 [email protected] Die Autoren dieser Ausgabe: Bank Austria Immobilien Rating GmbH (IRG) Real Estate Research Karla Schestauber Tel: + 43 (0)50505 – 54784 [email protected] Market Research Alexander Stögbauer Tel: + 43 (0)50601 – 51904 [email protected] Economics & Market Analysis Walter Pudschedl Tel: + 43 (0)50505 – 41957 [email protected] Helmut Schneider Tel: + 43 (0)50601 – 51863 [email protected] Günter Wolf Tel: + 43 (0)50505 – 41954 [email protected] Real Estate Country Facts 10/2015 I 21 Real Estate Country Facts Some examples of what we can do for you. Vösendorf Nordring 2–10 Vermietungs GmbH Fachmarktzentrum Vösendorf Nordring 2–10 Goldegg Gardens Center West Graz Investment Financing Vösendorf/Austria Lender: UniCredit Bank Austria AG Development & Investment Financing Residential and Retail Vienna/Austria Lender: UniCredit Bank Austria AG Investment Financing Shopping Centre Graz/Austria Lender: UniCredit Bank Austria AG Trienna Portfolio Financing Development Financing Residential Vienna/Austria Lender: UniCredit Bank Austria AG Austria QBC Quartier Belvedere Central – Stage 1 22 I Real Estate Country Facts 10/2015 Lenders: UniCredit Bank Austria AG and Deutsche Pfandbriefbank AG Construction and Development Financing Mixed Used (Office, Residential, Hotel, Serviced Apartments) Vienna/Austria Lender: UniCredit Bank Austria AG
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