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Lokales
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SAMSTAG/SONNTAG
24./25. OKTOBER 2015
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www.nw.de/bielefeld
BfiXe\og\ik\1 Religionspädagoge Mouhanad
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Khorchide erfreut rund 400 Zuhörer bei Vortrag
Am Freitag haben wir Sie
gefragt: Der Abendmarkt macht im Winter
Pause. Wären Sie auch
zur kalten Jahreszeit
hingegangen?
;R+ 47 %
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VON ANSGAR MÖNTER
Die neue Frage:
Die Event-Location Skala
am Jahnplatz schließt
ihre Pforten am 31. Oktober. Ein Verlust für
Bielefeld?
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Freitag wurden am
häufigsten angeklickt:
1. Serienvergewaltiger
auf frischer Tat gefasst
2. In Bielefeld steht ein
Gruselhaus
3. Abriss der City-Passage beginnt
4. Drei Verletzte bei
Unfall in Brake
5. Herbstkirmes an der
Radrennbahn startet am
Freitag
6. Anwohner und Klinikpersonal kämpfen um
Parkplätze
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¥ Bielefeld. Zur generationsübergreifenden
Weitergabe
von NS-Erziehungsmustern
am Beispiel der Fürsorgeerziehung in „Freistatt“ referiert
am Dienstag, 27.Oktober, Dozentin Anja Röhl in der Buchhandlung mondo an der ElsaBrandström-Straße 23. Der
Kinofilm „Freistatt“ hat mit
seiner speziellen Beziehung zur
Anstalt Bethel besonders in
Bielefeld große Beachtung gefunden. Beginn der Veranstaltung ist um 20 Uhr.
2fÅVcXVhÛY_]ZTYV AVcdÛ_]ZTY\VZeV_+ Franz Schaible (l.), Schwester Carola und Klaus Kreppel, die Pit Clausen nach der Auszeichnung mit der Ehrennadel zum Eintrag ins goldene Buch der Stadt einlud.
FOTO: CHRISTIAN WEISCHE
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8ljq\`Z_ele^ [\i JkX[k1 An Schwester Carola (Magdalena Maria Kahler),
Klaus Kreppel und Franz Schaible
VON HEIDI HAGEN-PEKDEMIR
¥ Bielefeld. Die stillen Helden des Alltags zeichnet die
Stadt Bielefeld mit ihrer Ehrennadel aus. Zu diesen „local
Heroes“, so Oberbürgermeister Pit Clausen, gehören in diesem Jahr Schwester Carola
(Magdalena Maria Kahler),
Klaus Kreppel (Deutsch-Israelische Gesellschaft) und Franz
Schaible (Gemeinnützige Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung).
Ungezählt sind die Schüler,
die Schwester Carola in ihrer
Zeit als Leiterin der Marienschule unterrichtet hat, darunter Kai Diekmann. Zur
Auszeichnung seiner ehemaligen Lehrerin äußerte der
Chefredakteur der Bild-Zeitung, wohl niemand hätte die
Anerkennung mehr verdient
als sie.
Zu den Unterstützern der
Schule gehört der Europa-Abgeordnete Elmar Brok, dessen
drei Kinder und eine spätere
Schwiegertochter Schwester
Carola ebenfalls unterrichtet
hat.
Doch nicht als verdiente
Pädagogin stand die Ursulinen-Schwester am Freitag im
Mittelpunkt. Bei der Feierstunde im Rathaus würdigte
Clausen die Verdienste der
Ordensfrau um die deutschpolnischen Beziehungen, ihr
Engagement für Rumänien
und Moldawien. Auch in Israel war Schwester Carola unterwegs und in Nowgorod. 18
Mal hat sie die russische Partnerstadt Bielefelds besucht, in
den 1990er Jahren Lebensmitteltransporte organisiert und
unterschiedliche Spendenaktionen angeschoben.
Als Clausen ihr die Nadel
anheftete, verschlug es der
sonst so eloquenten 86-Jährigen vorübergehend die Sprache. Schon mit 20 ist sie den
Ursulinen beigetreten, hat Latein, Geschichte, Philosophie
und Politologie in Münster
studiert, nach dem Besuch des
Gymnasiums Pauline von Lippe in Detmold.
An ihre eigene Schulzeit erinnerte Schwester Carola mit
ihrer kleinen Dankesrede am
Freitag. Damals habe sie, die
Tochter einer Flüchtlingsfamilie mit sieben Kindern, soziales Engagement erfahren.
„Wir hatten zu Weihnachten
nichts.“ Bis auf ein Paket, das
Weihnachten 1946 von der katholischen Kirche kam.
Ihr jüngstes Erlebnis mit
Flüchtlingen nur wenige Tage
zuvor an der österreichischen
Grenze habe ihr verdeutlicht,
Die Auszeichnung
´ Die Ehrennadel wird
seit 2009 Persönlichkeiten
verliehen, die sich um das
Wohl und das Ansehen
der Stadt im Bereich der
politischen, wissenschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen oder sozialen
Arbeit verdient gemacht
haben. Bisher ausgezeichnet wurden
´ 2009: Brunhild Hilf
(Städtepartnerschaft Welikij Nowgorod), Christel
Hoffmann (Selbsthilfegruppe krebskranker
Frauen), Erika Stückrath,
(Welthaus Bielefeld), Hans
Klöne (Heimatverein Jöllenbeck), Klaus Trillsch
(Städtepartnerschaft Welikij Nowgorod und Centre de Santé in Ruanda)
´ 2011: Helga Sielemann
(Seniorenrat), Wolfgang
Baum (Beirat für Behindertenfragen)
´ 2012: Anja Böllhoff
(Bielefelder Bürgerstiftung), Bernhard von
Schubert (Verkehrsverein).
„wie furchtbar unsere Welt geworden und geblieben ist“.
Schwester Carola schloss mit
den Worten: „Zwischen 1946
und heute scheint alles wie
verschmolzen. Es bleibt mir
nur zu sagen: Helfen, helfen,
helfen, aber wie?“
Die zweite Ehrennadel erhielt Klaus Kreppel für seine
Pflege der Beziehung zu Bielefelds Partnerstadt Nahariya.
Als „Brücke“ zu dieser Stadt
bezeichnete Clausen den
Mann, der als Lehrer des Gymnasiums Heepen israelische
Schüler in den Unterricht mit
einbezogen hat. Kreppels Verdienst sei es auch, dass das
Ehepaar Edith und Justus
Meyer aus Nahariya in den
1980er Jahren wieder in die
Region zurückkehren konnte.
Franz Schaible erhielt die
dritte Auszeichnung. Der gelernter Schlosser mit abgeschlossenem Soziologiestudium hat laut Clausen bestehende Verwaltungsstrukturen
nie akzeptieren wollen. Ihm sei
es gelungen, eigene Visionen
von Hilfsangeboten bei Arbeitslosigkeit und Arbeit zu
verwirklichen. Beispielhaft sei
die Gründung der Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB), das
Clausen als „Netzwerk der Solidarität“ bezeichnete.
¥ Bielefeld. Wenn der Islam
mehrheitlich so verstanden
und gelebt werden würde, wie
ihn Mouhanad Khorchide
vertritt und gut begründet,
dann hätte der Vortrag des
Wissenschaftlers der Uni
Münster auf Einladung der
„Initiative Paul Gerhardt“
wohl kaum die rekordverdächtigen gut 400 Zuhörer angelockt – darunter wenige
Muslime, wie der Integrationsratsvorsitzender Mehmet
Ali Ölmez kritisch anmerkte.
Doch der real existierende Islam drückt sich zu oft problematisch aus. Die drei uniformierten Polizisten, die
Khorchide im Großen Saal des
Neuen Rathauses schützen
mussten, zeigten das eindrucksvoll. Der Muslim Khorchide wird von anderen Muslimen wegen seiner Religionsauffassung bedroht.
Der Islam ist die umstrittenste Religion der Welt. Extremistische Gewalttäter, theokratische Unrechtsstaaten, Intoleranz gegenüber anderen
geistigen Angeboten und die
Unterdrückung des Weiblichen sind seine inhumanen
Fratzen. Aber es gibt auch den
Islam der Liebe und Barmherzigkeit, für den Khorchide
wirbt. Für den islamischen
Theologen liegt die Ursache für
die unmenschlichen Deutungen in der Unfähigkeit, den
Koran richtig lesen und damit
verstehen zu können.
Der Religionspädagoge – er
bildet in Münster islamische
Religionslehrer und Imame aus
– erfährt das heilige Buch der
Muslime in der Tradition der
Mystik. Khorchide sucht die
Botschaft hinter den Worten;
er fahndet nach Hilfen für die
Entwicklung des Menschen zu
einem freien Geschöpf. Die
Religion ist für ihn Herzensangelegenheit, Innerlichkeit,
„Öffnung für das Transzendente oder Absolute“, für Gott.
„Gott selbst ist die Wahrheit“,
sagt Khorchide. Der Mensch
könne sich Gott annähern, aber
nie Besitzer der absoluten
Wahrheit sein, denn das hieße, er maße sich an, selbst Gott
zu sein.
Mit dieser Sichtweise wischt
der 44-jährige gebürtige Beiruter den aus seiner Sicht im
Islam verbreiteten Anspruch
von der allein gültigen Religion beiseite. „Dieser Exklusivismus trägt in sich die
Grundlage für Gewalt“, erklärt er. Wenn Muslime glauben – was nach seinen Erkenntnissen die Regel ist – , nur
sie kämen in den Himmel, allein weil sie Muslime seien, für
alle anderen hingegen wäre nur
wegen ihres Nichtmuslimdaseins die Hölle fest reserviert,
so verleite das manche zu der
Annahme, diesem „Willen
Gottes“ schon auf Erden vorgreifen zu dürfen.
Khorchide entzieht diesem
Verständnis mit tiefem Wissen über Koran und andere
Quellen den Boden. Für einen
Islam der Liebe, Barmherzigkeit und Freiheit führt er Verse und Suren an, oft frei rezitiert und eingebettet in den
Kontext von Ort, Zeit und Intention des Verfassers. Seine
Religion interpretiert er als
Weiterführung von Judentum
und Christentum, deren Bücher – Thora und Bibel – ebenso spirituelle Gültigkeit hätten
wie der Koran. „Mohammed
hat nie behauptet, er sei Stifter einer neuen Religion.“
Khorchide,
arabischer
Muttersprachler, weist zudem
auf fehlerhafte Deutungen im
Koran hin. So sei der Begriff
Muslim eine rein antropologische Definition für Menschen auf der Suche nach der
Wahrheit – also Gott –, egal,
auf welchem (religiösen) Pfad.
Falsch werde ebenso „Kuffar“
mit „Ungläubige“ übersetzt.
Gemeint seien damit Menschen, die sich unethisch verhalten, egal welchen Glaubensbekenntnisses.
„Entscheidend für die Nähe zu
Gott“, erläutert Khorchide,
„sind allein die Taten.“
CZVdZXVc 2_UcR_X+ Zum Vortrag von Mouhanad Khorchide im Neuen Rathaus kamen rund 400 Zuhörer.
FOTO: ANDREAS FRÜCHT
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