Lokales BI3 SAMSTAG/SONNTAG 24./25. OKTOBER 2015 A]ÊU`jVc Wác VZ_V_ :d]R^ UVc =ZVSV f_U 7cVZYVZe www.nw.de/bielefeld BfiXe\og\ik\1 Religionspädagoge Mouhanad ) 7cRXV UVd ERXVd Khorchide erfreut rund 400 Zuhörer bei Vortrag Am Freitag haben wir Sie gefragt: Der Abendmarkt macht im Winter Pause. Wären Sie auch zur kalten Jahreszeit hingegangen? ;R+ 47 % ?VZ_+ 53 % VON ANSGAR MÖNTER Die neue Frage: Die Event-Location Skala am Jahnplatz schließt ihre Pforten am 31. Oktober. Ein Verlust für Bielefeld? Stimmen Sie bei uns im Netz ab! 8R_k WZi RfTY ^Ze UV^ D^RceaY`_V Die Smartphone-Kamera auf den Bildcode richten und mit Hilfe einer kostenlosen App wie „Scanlife“ oder „Barcoo“ scannen. Automatisch öffnet sich die Frage des Tages auf nw.de E`a<]ZT\d Freitag wurden am häufigsten angeklickt: 1. Serienvergewaltiger auf frischer Tat gefasst 2. In Bielefeld steht ein Gruselhaus 3. Abriss der City-Passage beginnt 4. Drei Verletzte bei Unfall in Brake 5. Herbstkirmes an der Radrennbahn startet am Freitag 6. Anwohner und Klinikpersonal kämpfen um Parkplätze G`cecRX áSVc 7ácd`cXV Z_ 7cVZdeRee ¥ Bielefeld. Zur generationsübergreifenden Weitergabe von NS-Erziehungsmustern am Beispiel der Fürsorgeerziehung in „Freistatt“ referiert am Dienstag, 27.Oktober, Dozentin Anja Röhl in der Buchhandlung mondo an der ElsaBrandström-Straße 23. Der Kinofilm „Freistatt“ hat mit seiner speziellen Beziehung zur Anstalt Bethel besonders in Bielefeld große Beachtung gefunden. Beginn der Veranstaltung ist um 20 Uhr. 2fÅVcXVhÛY_]ZTYV AVcdÛ_]ZTY\VZeV_+ Franz Schaible (l.), Schwester Carola und Klaus Kreppel, die Pit Clausen nach der Auszeichnung mit der Ehrennadel zum Eintrag ins goldene Buch der Stadt einlud. FOTO: CHRISTIAN WEISCHE 5cVZ 6YcV__RUV]_ gVc]ZVYV_ 8ljq\`Z_ele^ [\i JkX[k1 An Schwester Carola (Magdalena Maria Kahler), Klaus Kreppel und Franz Schaible VON HEIDI HAGEN-PEKDEMIR ¥ Bielefeld. Die stillen Helden des Alltags zeichnet die Stadt Bielefeld mit ihrer Ehrennadel aus. Zu diesen „local Heroes“, so Oberbürgermeister Pit Clausen, gehören in diesem Jahr Schwester Carola (Magdalena Maria Kahler), Klaus Kreppel (Deutsch-Israelische Gesellschaft) und Franz Schaible (Gemeinnützige Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung). Ungezählt sind die Schüler, die Schwester Carola in ihrer Zeit als Leiterin der Marienschule unterrichtet hat, darunter Kai Diekmann. Zur Auszeichnung seiner ehemaligen Lehrerin äußerte der Chefredakteur der Bild-Zeitung, wohl niemand hätte die Anerkennung mehr verdient als sie. Zu den Unterstützern der Schule gehört der Europa-Abgeordnete Elmar Brok, dessen drei Kinder und eine spätere Schwiegertochter Schwester Carola ebenfalls unterrichtet hat. Doch nicht als verdiente Pädagogin stand die Ursulinen-Schwester am Freitag im Mittelpunkt. Bei der Feierstunde im Rathaus würdigte Clausen die Verdienste der Ordensfrau um die deutschpolnischen Beziehungen, ihr Engagement für Rumänien und Moldawien. Auch in Israel war Schwester Carola unterwegs und in Nowgorod. 18 Mal hat sie die russische Partnerstadt Bielefelds besucht, in den 1990er Jahren Lebensmitteltransporte organisiert und unterschiedliche Spendenaktionen angeschoben. Als Clausen ihr die Nadel anheftete, verschlug es der sonst so eloquenten 86-Jährigen vorübergehend die Sprache. Schon mit 20 ist sie den Ursulinen beigetreten, hat Latein, Geschichte, Philosophie und Politologie in Münster studiert, nach dem Besuch des Gymnasiums Pauline von Lippe in Detmold. An ihre eigene Schulzeit erinnerte Schwester Carola mit ihrer kleinen Dankesrede am Freitag. Damals habe sie, die Tochter einer Flüchtlingsfamilie mit sieben Kindern, soziales Engagement erfahren. „Wir hatten zu Weihnachten nichts.“ Bis auf ein Paket, das Weihnachten 1946 von der katholischen Kirche kam. Ihr jüngstes Erlebnis mit Flüchtlingen nur wenige Tage zuvor an der österreichischen Grenze habe ihr verdeutlicht, Die Auszeichnung ´ Die Ehrennadel wird seit 2009 Persönlichkeiten verliehen, die sich um das Wohl und das Ansehen der Stadt im Bereich der politischen, wissenschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen oder sozialen Arbeit verdient gemacht haben. Bisher ausgezeichnet wurden ´ 2009: Brunhild Hilf (Städtepartnerschaft Welikij Nowgorod), Christel Hoffmann (Selbsthilfegruppe krebskranker Frauen), Erika Stückrath, (Welthaus Bielefeld), Hans Klöne (Heimatverein Jöllenbeck), Klaus Trillsch (Städtepartnerschaft Welikij Nowgorod und Centre de Santé in Ruanda) ´ 2011: Helga Sielemann (Seniorenrat), Wolfgang Baum (Beirat für Behindertenfragen) ´ 2012: Anja Böllhoff (Bielefelder Bürgerstiftung), Bernhard von Schubert (Verkehrsverein). „wie furchtbar unsere Welt geworden und geblieben ist“. Schwester Carola schloss mit den Worten: „Zwischen 1946 und heute scheint alles wie verschmolzen. Es bleibt mir nur zu sagen: Helfen, helfen, helfen, aber wie?“ Die zweite Ehrennadel erhielt Klaus Kreppel für seine Pflege der Beziehung zu Bielefelds Partnerstadt Nahariya. Als „Brücke“ zu dieser Stadt bezeichnete Clausen den Mann, der als Lehrer des Gymnasiums Heepen israelische Schüler in den Unterricht mit einbezogen hat. Kreppels Verdienst sei es auch, dass das Ehepaar Edith und Justus Meyer aus Nahariya in den 1980er Jahren wieder in die Region zurückkehren konnte. Franz Schaible erhielt die dritte Auszeichnung. Der gelernter Schlosser mit abgeschlossenem Soziologiestudium hat laut Clausen bestehende Verwaltungsstrukturen nie akzeptieren wollen. Ihm sei es gelungen, eigene Visionen von Hilfsangeboten bei Arbeitslosigkeit und Arbeit zu verwirklichen. Beispielhaft sei die Gründung der Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB), das Clausen als „Netzwerk der Solidarität“ bezeichnete. ¥ Bielefeld. Wenn der Islam mehrheitlich so verstanden und gelebt werden würde, wie ihn Mouhanad Khorchide vertritt und gut begründet, dann hätte der Vortrag des Wissenschaftlers der Uni Münster auf Einladung der „Initiative Paul Gerhardt“ wohl kaum die rekordverdächtigen gut 400 Zuhörer angelockt – darunter wenige Muslime, wie der Integrationsratsvorsitzender Mehmet Ali Ölmez kritisch anmerkte. Doch der real existierende Islam drückt sich zu oft problematisch aus. Die drei uniformierten Polizisten, die Khorchide im Großen Saal des Neuen Rathauses schützen mussten, zeigten das eindrucksvoll. Der Muslim Khorchide wird von anderen Muslimen wegen seiner Religionsauffassung bedroht. Der Islam ist die umstrittenste Religion der Welt. Extremistische Gewalttäter, theokratische Unrechtsstaaten, Intoleranz gegenüber anderen geistigen Angeboten und die Unterdrückung des Weiblichen sind seine inhumanen Fratzen. Aber es gibt auch den Islam der Liebe und Barmherzigkeit, für den Khorchide wirbt. Für den islamischen Theologen liegt die Ursache für die unmenschlichen Deutungen in der Unfähigkeit, den Koran richtig lesen und damit verstehen zu können. Der Religionspädagoge – er bildet in Münster islamische Religionslehrer und Imame aus – erfährt das heilige Buch der Muslime in der Tradition der Mystik. Khorchide sucht die Botschaft hinter den Worten; er fahndet nach Hilfen für die Entwicklung des Menschen zu einem freien Geschöpf. Die Religion ist für ihn Herzensangelegenheit, Innerlichkeit, „Öffnung für das Transzendente oder Absolute“, für Gott. „Gott selbst ist die Wahrheit“, sagt Khorchide. Der Mensch könne sich Gott annähern, aber nie Besitzer der absoluten Wahrheit sein, denn das hieße, er maße sich an, selbst Gott zu sein. Mit dieser Sichtweise wischt der 44-jährige gebürtige Beiruter den aus seiner Sicht im Islam verbreiteten Anspruch von der allein gültigen Religion beiseite. „Dieser Exklusivismus trägt in sich die Grundlage für Gewalt“, erklärt er. Wenn Muslime glauben – was nach seinen Erkenntnissen die Regel ist – , nur sie kämen in den Himmel, allein weil sie Muslime seien, für alle anderen hingegen wäre nur wegen ihres Nichtmuslimdaseins die Hölle fest reserviert, so verleite das manche zu der Annahme, diesem „Willen Gottes“ schon auf Erden vorgreifen zu dürfen. Khorchide entzieht diesem Verständnis mit tiefem Wissen über Koran und andere Quellen den Boden. Für einen Islam der Liebe, Barmherzigkeit und Freiheit führt er Verse und Suren an, oft frei rezitiert und eingebettet in den Kontext von Ort, Zeit und Intention des Verfassers. Seine Religion interpretiert er als Weiterführung von Judentum und Christentum, deren Bücher – Thora und Bibel – ebenso spirituelle Gültigkeit hätten wie der Koran. „Mohammed hat nie behauptet, er sei Stifter einer neuen Religion.“ Khorchide, arabischer Muttersprachler, weist zudem auf fehlerhafte Deutungen im Koran hin. So sei der Begriff Muslim eine rein antropologische Definition für Menschen auf der Suche nach der Wahrheit – also Gott –, egal, auf welchem (religiösen) Pfad. Falsch werde ebenso „Kuffar“ mit „Ungläubige“ übersetzt. Gemeint seien damit Menschen, die sich unethisch verhalten, egal welchen Glaubensbekenntnisses. „Entscheidend für die Nähe zu Gott“, erläutert Khorchide, „sind allein die Taten.“ CZVdZXVc 2_UcR_X+ Zum Vortrag von Mouhanad Khorchide im Neuen Rathaus kamen rund 400 Zuhörer. FOTO: ANDREAS FRÜCHT Anzeige 36291301_000315
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