Graslandsysteme 2.3.16: Beweidung/Weidesysteme Prof. Nina Buchmann, Institut für Agrarwissenschaften Graslandsysteme – DS 3 • • • • • • • • • Globale Bedeutung der Beweidung Beweidung: Vor- und Nachteile Was ist wichtig? Nachhaltige Bestockungsdichte, „sustainable carrying capacity“ Frassverhalten/Selektiver Fraß Weidesysteme Weideführung Weidepflege/Trittschäden Englische Ausdrücke Wo wird geweidet? (pro 100 ha) (FAO 2003b; Steinfeld et al. 2006) Weidesysteme und Klima (Asien) (Pearson and Ines 1997, p. 29) Beweidung – Globale Perspektive Anzahl Wiederkäuer (1800 Mio.) nach Produktionssystemen (Wood et al. 2001, S. 33) Beispiele für Weidesysteme Ziegenweide in Mongolei Schweiz Rangeland in Argentinien Waldweide Weidenutzung in der Schweiz In Alpen oft: Dreistufig mit Sömmerung/Alpung. Angepasst an Pflanzenwachstum (modified, National Parc Ela) Warum überhaupt beweiden? Beweggründe: F Werkzeuge der Bestandeslenkung Ausgehend von der Erfassung und der Beurteilung des vorhandenen Bestandes und Standorts Veränderung der Artenzusammensetzung oder Veränderung der Bewirtschaftung Werkzeuge: • Mahd • Düngung, Bewässerung • Beweidung • Über-, Einsaat: Nachsaat • Neuansaat • Mech. Eingriffe Vgl. V-Futterbau Was ist wichtig? (Internet) Hoher Ertrag und hohe Futterqualität Vgl. V-Öko- und Ertragsphysiologie, Futterbau Weidenutzung (Barnes et al. 2003, S. 363) N-Verluste vermeiden ! (Bolan et al. 2004) Degradation vermeiden ! Ziegenweide in Mongolei Bild: Nösberger Überweidung nahe einer Tränkestelle. Starke Erosionsgefahr! Stages of pasture degradation PRISTINE STIPA PASTURE ´(Bild: Nösberger) Advancing degradation INCREASERS AND INVADERS OBVIOUS BARE GROUND ´(Bild: Nösberger) Advanced degradation CATTLE FOLLOWING STRIPS OF REMAINING GRASS ARTEMISIA IS DOMINANT BARE GROUND PROMINENT ´(Bild: Nösberger) West-Mongolei-Schulungsgebäude, vor ca 15 Jahren auf einer Weide errichtet - Überbeweidung führte zu einer fast vollständigen Zerstörung des Pflanzenbestandes ´(Bild: Nösberger) Vollständig degenerierte Weide im Westen der Mongolei ´(Bild: Nösberger) „Tragfähigkeit / Carrying capacity k“ Futterangebot K = Geburtenund Sterberaten sind gleich (Angebot und Nachfrage) Futternachfrage Populationsdichte bleibt konstant (Vegetation konstant/kann sich erholen) (Begon et al. 2006, S. 138) „Sustainable carrying capacity“ Im Grasland: „nachhaltige Besatzstärke“ (Anzahl Tiere pro Fläche ohne Schäden). Aber: dynamisch und Feedbacks! (White et al. 2005, S. 35) Besatzstärke und Vegetation = Grundlage der Weideführung Weibl. Schafe auf Dauergrünland mit Lolium perenne Ausschlaggebend: Netto-(Futter-)Produktion, ändert sich mit Standort, Tierart, Jahreszeit, … (Hodgson 1990, S. 94) Fraßverhalten = f (Grasbestand) Angebot schafft Nachfrage (bis zu einem gewissen Punkt) (Pearson and Ison 1997, p. 131) Fraßverhalten = f (Grasbestand) Unter kontinuierlicher Beweidung: Alters- und Verdaulichkeitsgradienten mit der Bestandeshöhe (Barnes et al. 2003, S. 383) Verdaulichkeit nimmt mit Alter ab. (Hodgson 1990, S. 63) Fraßverhalten der Tiere : selektiv Zuerst werden schmackhaften Pflanzenteile, i.d.R. junge Gewebe, obere Teile der Blätter und Halme gefressen. Fraßverhalten = f (Grasbestand) Schafe auf Dauergrünland mit Lolium perenne At At (Hodgson 1990, S. 69) Selektiver Fraß = f (Abbaubarkeit) Selektivität unterscheidet sich zwischen Tierarten. (Hodgson 1990, S. 36) Selektiver Fraß = f (Abbaubarkeit) Aufgenommenes Futter hat höhere Verdaulichkeit als angebotenes Futter! (Hodgson 1990, S. 71) Selektionsindex Selektionsindex = % Anteil im aufgenommen Futter / % Anteil im verfügbaren Futter Selektive Überweidung: ständiger Verbiss der gewünschten/guten Arten; gemiedene oder nicht fassbare (Rosetten) Pflanzen können sich ausbreiten; Giftpflanzen; Unkräuter Rinder: breites Maul, geringe Selektionsmöglichkeit, Schafe, Kälber: höhere Selektionsmöglichkeit, können „pflücken“ Pferde: verbeissen wesentlich tiefer als Rind, Trittschäden! Wirkung verschiedener Tierarten Weidesysteme in Mitteleuropa 1. Umtriebsweiden/Koppel/Portionenweiden: Weidewechsel • Mähweide (Beweidung und Schnittnutzung) • Umtriebsweide - mit kurzer Besatzzeit (3-6 Tage). Für Milchkühe geeignet. Je nach Höhenlage bis 6 Nutzungen pro Jahr. - mit langer Besatzzeit (8-14 Tage): mit wenig Koppeln. Für Rinder, Masttiere, Mutterkühe, Schafe, Pferde, etc. geeignet. 2. Standweiden: freier Weidegang • reine Weide ohne Koppeleinteilung. Bsp.: Intensiv-Standweide/ Kurzrasenweide, Extensivstandweide (z.B. Alpen) Jeweils als Vollweide oder Teilweide: • betrifft Grad der Beifütterung von geschnittenem Raufuttter Mähweide Vorteile • Maximale TS- und Nährstofferträge pro Hektar: Weide sichert botanische Zusammensetzung, Mahd verhindert Verfilzung der Grasnarbe und Erschöpfung der Vegetation (Gefahr bei reiner Weide) • Einfacher Einsatz von Gülle: Ausbringen jeweils vor einem Schnitt, keine Probleme mit Tieren, die begülltes Gras ungern abweiden • Weideputzen entfällt (meist) • Übernutzung durch Weide wird vermeidet • Weniger Parasitenbefall als bei reiner Weide bei Tieren • Staffelung der Heuernte wird möglich • Verbesserung der Dürrfutterqualität Nachteile • Verunreinigter Schnitt, wenn nach Weidegang gemäht, nicht als Grünfutter oder als Silage nutzbar • Arbeitsaufwand Umtriebsweide Vorteile • Einsetzbar von Betrieben mit relativ kleiner, hofnaher Wiesenfläche • Nutzung von schwierigem Gelände (steil, steinig, verbuscht) Nachteile • Verfilzung der Grasnarbe • Große Weidereste, Geilstellen (nicht abgefressene Wiesenflächen) Vorgehen • Wiesenfläche wird in Koppeln (Schläge) eingeteilt, die nacheinander beweidet werden. Bsp. Für Portionenweide: Koppel 1 1. Auftrieb, möglichst früh Koppel 2 Koppel 3 Koppel 4 Koppel 5 5. Auftrieb Abweiden! Technik der Weideführung (für Teilweide) 10 – 15 cm 15 – 20 cm (AGFF 1996) Besatzzeit = Weidezeit, je nach Tierart bzw. Nutzung Besatzstärke = Anzahl GVE oder dt Tiergewicht / Fläche Technik der Weideführung (für Teilweide) Kurz, damit • selektives Abfressen verhindert wird, • Milchleistungsvermögen konstant bleibt, • Pflanzen Reserven behalten können, • Übernutzung vermieden wird. 10 – 15 cm 15 – 20 cm (AGFF 1996) Technik der Weideführung (für Teilweide) Kurze Besatzzeit: 1 – 3 Tage für Milchkühe 1 a Koppelgröße / GVE und Tag bei Vollweide 10 – 15 cm Lange Besatzzeit: 15 – 20 cm 8 – 14 Tage für Rinder, Mutterkühe 1 a Koppelgröße / GVE und Tag bei Vollweide (AGFF 1996) Technik der Weideführung (für Teilweide) 10 – 15 cm 15 – 20 cm Ruhezeit abhängig von Wachstum und Zusammensetzung der Vegetation. Fresszeit möglichst kurz (Halbtagsweide = Vormittagsweide, 4 – 6 Std./Tag). (AGFF 1996) Probleme: Trittschäden Verdichtungsgrad ist abhängig von • Bodenart • Bodenfeuchtigkeit • Narbenzustand Besonders anfällig bei Umstellung auf Weidenutzung, da Vegetation nicht angepasst. Trittwirkung abhängig von • Bodenart, Bodenfeuchte • Besatzstärke, Tierart (Pferd: Weide auch Bewegungsraum) Trittschäden Gefahr für Trittschäden nimmt mit Intensivierung zu • Obergräser und größere krautige Pflanzen werden zurückgedrängt • Bestockungsgrad geht zurück, Schäden am Gewebe • Trampelpfade entstehen, z.B. im hängigen Gelände oder bei Tränke führt zu • verminderten Erträgen • schlechterer Nutzung (Säuberung) • Änderung der Vegetationszusammensetzung • Rutschgefahr für Tiere bis hin zur Erosion Weidepflege bei Teilweide • Nachweide: Anspruchsvollere Tiere (Kühe) weiden zuerst, dann folgen weniger anspruchsvolle (z. B. Rinder) • Weideputzen: z. B. von Geilstellen (Weidereste, alte, verholzte, verschmähte Pflanzenteile), stark verunkrauteten Stellen • Walzen: bei starken Trittschäden • Übersaat: bei lückig gewordener Grasnarbe • Säuberungsschnitte: sollten vermieden werden, da Reserven erschöpft werden und Jahresertrag sinkt Standweide (für CH): Kurzrasenweide • Gesamte Weidefläche wird dem Vieh zur Verfügung gestellt bei (Vollweide: > 12 a pro Kuh, steigt von Mai – Sept. auf > 30 an) • Ruhezeiten der Koppeln ca. 1 Woche, d.h. Gräser bilden keine Halme • Evt. im Frühjahr (Futterberg): zusätzlich Futterkonservierung • Führt zu sehr dichter Grasnarbe, ca. 6 – 8 cm hoch, 15mit – 20typischer cm 10 – 15 cm (tritt- und verbisstolerant, z. B. Engl. Raigras, Vegetation Wiesenrispengras, Weissklee) • Am besten auf ebenen Flächen (bei Kühen < 40 % Steigung, bei Schafen bis 80 %), damit keine Lägerfluren entstehen und auf mittleren Bodenverhältnissen (raigrasfähig), nicht in sommertrocknen Gebieten Standweide (für CH): Kurzrasenweide Nachteile • Futterangebot wechselt im Jahr Milchproduktion ↓ (bei Vollweide), daher evt. Beifütterung ( Teilweide) • Düngung (ca. 100 kg N/J) wird erschwert, Gefahr der Übernutzung • Gefahr von Weideparasiten 10 – 15 cm 15 – 20 cm Teil- und Vollweide Teilweide • Arbeitsaufwendig • Milchleistung kann gesteuert werden durch Beifütterung In CH: 2/3-Weide: 2/3 auf Weide (nachts), 1/3 Stall Vollweide • Eingrasen und Fütterung im Stall entfällt 15 – 20 cm – 15 cm • 10Milchleistung hängt nur von Qualität des Weidefutters ab • Weideführung muss stimmen z. B. Rangelands in Nordamerika Rangeland in Montana, USA Bild: Nösberger Relativ dichter Bestand von Artemisia (Halbstrauch), der periodisch abgebrannt wird Rangeland in Arizona, USA Bild: Nösberger Geringe Bodenbedeckung, v. a. Gräser, ca. 3 ha Weidefläche pro Rind Weidesysteme – Englische Ausdrücke 10 – 15 cm 15 – 20 cm (Hodgson 1990, S. 158) Weidesysteme – Vor- und Nachteile 10 – 15 cm 15 – 20 cm (USDA; Internet) Weidesysteme – Vor- und Nachteile (USDA; Internet)
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