Bericht | Text und Foto: Markus Schröder Die Kola-Pioniere Münster soll ein bisschen LIBA werden „Wir leben am Existenzminimum“, sagt Benjamin Heeke und grinst. „Ich glaube sogar darunter“, ergänzt Jonathan Mache. „Aber das ist jetzt eben so.“ Die beiden jungen Männer aus Münster haben vor einem Jahr hier eine eigene Kola entwickelt und die auf den Markt gebracht. Ihr Name: LIBA. Aber noch bedeutet LIBA für die beiden viel Arbeit und praktisch kein Geld. Irgendwann wird sich das ändern. Hoffen sie wenigstens. Das LIBA-Headquater besteht aus einem kleinen Büro und einer Lagerhalle in einem Teil des alten RatioBaumarktes am Albersloher Weg. Hier sitzen Benjamin Heeke und Jonathan Mache vor einer Karte von Münster, in der farbige Nadeln stecken. Jede Nadel markiert einen Kiosk, eine Kneipe oder einen Supermarkt in dem inzwischen ihre LIBA-Kola angeboten wird. „Der Weg dahin“, erzählt Benjamin Heeke (30 Jahre alt und im Nebenjob Fußballtrainer), „war schwer. Obwohl wir alles genau geplant hatten, kam alles anders als erwartet.“ Schon zu Schulzeiten hatten Benjamin und Jonathan (auch 30 Jahre alt und Produktdesigner) den Plan später etwas zusammen zu machen. Zum Beispiel ein eigenes Getränk entwickeln und es auf den Markt zu bringen. Nach langem Grübeln beschlossen sie, dass ihr Getränk LIBA heißen und eine Kola werden sollte. Erst testeten sie unterschiedliche Kolasorten, dann versuchten sie ihre eigene zu mixen. „Eine Kola enthält etwa 20 Inhaltstoffe und die meisten haben Einfluss auf den Geschmack“, erklärt Benjamin. „Wir wollten eine Kola, die ein wenig fruchtig schmeckt.“ Die fruchtige Note erreichten sie am Ende mit einem Schuss Limettensaft. „Mit einer Pipette haben wir Limette 22 tröpfchenweise in die Kola gemixt, bis es passte“. einer kleinen Testtheke zum Beispiel in Supermärkten. Ihre Wunschkola musste nun von einem Abfüllunternehmen im großen Stil gemixt und dann auf Flaschen gefüllt werden. Auch das war gar nicht so einfach. „Wir waren ganz schön geschockt als wir erfuhren, dass viele Abfüller erst ab einer Menge von 250.000 Flaschen anfangen“, erinnert sich Jonathan. „Wir waren heilfroh, als wir einen fanden, der auch schon einen Auftrag über 30.000 Flaschen akzeptierte“. Benjamin ergänzt: „Aber trotzdem mussten wir feststellen, dass unsere ganze Kalkulation nicht passte. Wir hatten gedacht, wir könnten das Projekt mit 20.000 Euro stemmen. Bald war klar: Es würde mehr als das Doppelte kosten“. Die Finanzierung klappte am Ende über eine Art Crowd-Funding: Freunde und Bekannte steuerten Geld bei und erhielten Anteile an dem Unternehmen. „Da lassen wir die Leute dann einmal probieren und erklären unser Projekt. Die haben dann meist tausend Fragen, aber es macht uns Spaß zu erklären, wofür wir stehen. Dass wir für Nachhaltigkeit stehen und keine Plastikflaschen verwenden, oder dass wir (so seltsam das klingt) ein veganes Produkt anbieten, bei dem auch die Farbe der Etiketten oder der Kleber keine tierischen Inhaltsstoffe enthält“. Dann kam das vielleicht größte Problem: LIBA musste unters Volk gebracht werden. „Wir sind am Anfang ganz naiv mit einer Flasche in der Hand in Kneipen, Kioske und Supermärkte gegangen und haben nach dem Inhaber gefragt. Der hat dann meist geguckt wie ein Auto, wenn er uns mit unserer Kola gesehen hat.“ Jetzt im Sommer, wenn richtig viel getrunken wird, müssen Jonathan und Benjamin richtig rackern. Jetzt kommen zu den Werbeaktionen in Kneipen und Supermärkten viel mehr Auslieferungsfahrten, Gespräche mit Kunden und, und, und. Da kann der Arbeitstag schon mal 15 - 17 Stunden dauern. Aber das macht ihnen nichts. „Das fühlt sich nicht wie Arbeit an“, sagen beide. „Sein eigenes Ding zu machen ist etwas ganz anderes als irgendwo als Angestellter gesagt zu bekommen, was man machen soll. Das wäre nichts für uns. Wir wollen unsere eigenen Herren sein. Auch wenn das finanziell erstmal echt eng ist.“ Vor allem in Kneipen war es schwerer als erwartet ins Angebot aufgenommen zu werden. Hier erwarteten viele Inhaber eine Art Vorleistung nach dem Motto: „Stellt mir mal 10 Kisten kostenlos hier hin dann sehen wir weiter“. Relativ gut lief es dagegen in einigen Supermärkten. Da Rewe zum Beispiel immer eine Ecke für regionale Produkte in seinen Märkten hat, kam LIBA hier ziemlich schnell ins Regal. Aber im Regal stehen heißt noch nicht gekauft werden. Deshalb präsentieren Jonathan und Benjamin regelmäßig ihre Kola mit „Natürlich ist es ökonomisch betrachtet Unsinn sich selbst in einen Supermarkt zu stellen. Jeder normale Unternehmer mietet sich ein paar Mädels, die sein Produkt dort anbieten. Sowas könnten wir uns aber gar nicht leisten. Und das ist auch nicht unsere Art. Die könnten doch gar nicht erklären, worum es uns geht.“ Jonathan und Benjamin deuten auf die Münsterkarte mit den bunten Fähnchen, die anzeigen wo sie überall verkauft werden. „Da müssen noch mehr dazu kommen“, sagen sie, „wir wollen doch, dass Münster noch ein bisschen LIBA wird!“ #
© Copyright 2025 ExpyDoc