Poster

Die Auswirkung der hubfreien Mobilisation auf
die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit und
Lebensqualität bei Patienten mit COPD Grad III - IV
Markus
Oehl
Analyse, Beratung,
Therapie
Einleitung
Resultate
Die COPD zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Erwachsenenalter. Es existieren jedoch nur wenige Untersuchungen über
die Auswirkungen physiotherapeutischer Behandlungen bei diesem
Krankheitsbild.
Patienten mit COPD, die eine Bewegungstherapie mit den Behandlungstechniken der hubfreien Mobilisation erhalten, berichten häufig
über eine verbesserte Ausdauerleistung und eine gesteigerte kardiopulmonale Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. In dieser Studie
wurde überprüft, ob die hubfreie Mobilisation bei Patienten mit COPD
geeignet ist, einen positiven Einfluss auf die Ausdauerleistung, die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit und Lebensqualität bei dieser Patientengruppe zu bewirken.
Alle Patienten zeigten eine signifikante Verbesserung in der Selbsteinschätzung ihres allgemeinen Gesundheitszustandes, sowie der Lebensqualität und der Dyspnoe. Weiterhin verbesserte sich der FEV1/VC (Tab.1)
und die Gehstrecke des 6MWT. Der TLC veränderte sich nicht (Tab.2). Im
Stichprobenvergleich zeigte sich ein deutlicher und positiver Einfluss
der hubfreien Mobilisation. Drei der sieben Indikatoren wiesen auf einen
signifikanten Einfluss dieser Behandlung hin. Der Vergleich des Mittelwertes der „Vorher-Nachher“ Differenzvariablen zeigte eine signifikante
Verbesserung der Verumgruppe im Vergleich zur Placebogruppe bei der
Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustands, der Beurteilung
der Lebensqualität, sowie bei den übrigen 28 Items des EORTC QLQ-C
30 (Tab.3) bei einem Signifikanzniveau von 0,05. Bei den übrigen untersuchten Indikatoren zeigten sich keine eindeutigen Veränderungen.
Tab.1 – FEV 1 und FEV 2
Methode
FEV 1
vor prozentual
zur Norm
5
4
Abb. 1 (ASTE)
Abb. 2 (Flexion)
Abb. 3 (Extension)
FEV 2
nach prozentual
zur Norm
4
TLC 1
vor prozentual
zur Norm
6
5
TLC 2
nach prozentual
zur Norm
5
4
3
4
3
Anzahl
Anzahl
An dieser Studie nahmen 22 Patienten mit COPD III-IV teil. Zusätzlich
zu einer standardisierten physiotherapeutischen Basistherapie erhielten elf Patienten Behandlungen mit hubfreier Mobilisation der BWS in
Flexion/Extension (Abb. 1-3), in Lateralflexion (Abb. 4-6) und in Rotation (Abb. 7-9) (Mohr et al 2015). Bei elf Patienten wurden zusätzliche
Placebobehandlungen mit einem nicht an das Stromnetz angeschlossenen Ultraschallgerät durchgeführt (Abb.10). Jeweils zu Studienbeginn und Abschluss wurden der FEV1/VC, der TLC, die Gehstrecke des
6MWT, die Selbsteinschätzungen von Dyspnoe, zum allgemeinen Gesundheitszustand und zur Lebensqualität mit Hilfe des Quality of life
Questionnaire (EORTC QLQ-C 30) [EORTC (1995) erfasst.
Tab.2 – TLC 1 und TLC 2
2
2
3
3
2
2
1
1
0
0
10,00
1
1
20,00
40,00
60,00
80,00
100,00
20,00
0
40,00
60,00
80,00
100,00
120,00
80,00
0
100,00
120,00
140,00
160,00
180,00
60,00
80,00
100,00
120,00
140,00
160,00
180,00
Tab.3 – Vergleich zwischen Interventionsgruppe (n = 11) und Kontrollgruppe (n = 11)
Interventionsgruppe, Kontrollgruppe
Mittelwertsdifferenz ±
Mittelwertsdifferenz ±
Standardabweichung/-fehlerStandardabweichung/-fehler
p-Wert
EORTC 29 (Punkte)
1,91 ± 0,70
Gesundheitszustand(0,21)
0,64 ± 1,36 (0,41)
0,015*
EORTC 30 (Punkte)
2,18 ± 1,07
Lebensqualität(0,33)
0,55 ± 1,50
(0,46)
0,009*
EORTC 1-28 (Punkte)
-20,27 ± 11,96
Summe Funktionsskalen(3,61)
-5,64 ± 8,74
(2,64)
0,004*
Gehstrecke (Meter)
26,91 ± 77,07
27,00 ± 88,15
(23,24)(26,58)
0,998
FEV1 (Prozent)
2,31 ± 11,53
In Bezug zur Norm
7,22 ± 12,91
(3,48)
0,358
(3,90)
2,95 ± 10,53
(3,18)
0,194
TLC (Prozent)
-4,05 ± 13,62
In Bezug zur Norm(4,11)
Dyspnoe bei 6MWT (VAS)
0,64 ± 1,36
0,55 ± 1,12
(0,41)(0,34)
0,866
* signifikant auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig)
hubfreie Mobilisation der BWS in Flexion und Extension
Abb. 4 (ASTE)
Abb. 5 (Lateralflexion rechts konkav)
Abb. 6 (Lateralflexion links konkav)
hubfreie Mobilisation der BWS in Lateralflexion
Abb. 7 (ASTE)
Abb. 8 (Rotation rechts)
Abb. 9 (Rotation links)
hubfreie Mobilisation der BWS in Rotation
Literatur:
EORTC (1995): Quality of life questionnaire. QLQC30. Hg. v. European Organisation for Research
and Treatment of Cancer. Online verfügbar unter
http://www.eortc.org/patients/quality-life
Mohr G, Spirgi-Gantert I, Stüvermann
R (2015) FBL Klein-Vogelbach Functional Kinetics. Behandlungstechniken,
3. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg
Abb. 10
Placebobehandlung
Oehl M (2014): Die Auswirkung der hubfreien Mobilisation auf die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit und
Lebensqualität bei Patienten mit COPD Grad III-IV. pt_
Zeitschrift für Physiotherapeuten_06. S.21-33
Diskussion
Die hubfreie Mobilisation verbessert die Beweglichkeit, Mobilität und
Elastizität von BWS, Brustkorb und Rippen. Möglicherweise hat diese
Behandlungstechnik einen positiven Einfluss auf Ausdauerleistung,
kardiopulmonale Leistungsfähigkeit und Lebensqualität bei Patienten
mit COPD. Kardiopulmonale Messdaten bilden jeweils lediglich den aktuellen Stand der Leistungsfähigkeit ab. Die subjektive Einschätzung
des Gesundheitszustands und der Lebensqualität lässt hingegen einen
globaleren Blickwinkel auf die allgemeine Gesundheitssituation des
Patienten zu (van Gestel und Teschler 2010). Bei der Gegenüberstellung von Lungenfunktionswerten und den Auswertungen des EORTC
QLQ-C 30 zeigt sich, dass zur umfassenden Beurteilung des Therapieverlaufes und Gesundheitszustandes der Patienten neben den Lungenfunktionsmessungen auch jeweils die individuellen Einschätzungen zum allgemeinem Gesundheitszustands und zur Lebensqualität
herangezogen werden sollten (Oehl 2014, 2015)
Oehl M (2015): Die hubfreie
Mobilisation bei Patienten
mit COPD. Akademiker Verlag, Saarbrücken
van Gestel AJR, Techler H (2010): Physiotherapie bei chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen.
Lebensqualität. Springer Berlin
Kontakt:
Analyse – Beratung – Therapie
Markus Oehl MFKSc, CIFK
Roonstraße 33, 56068 Koblenz, Tel.: +49 (0) 261/8 06 64 23
www.physio-oehl.de, [email protected]