Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Biber-Management Jahresbericht 2015 Eine Information der Unteren Naturschutzbehörde Stand: 10.02.2016 Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Im Jahr 2015 im Bibermanagement des Landkreises durchgeführte Maßnahmen 1.1 Biberberater-Dienstbesprechungen 1.2 Kurs „Geprüfter Biberberater“ an der ANL Laufen 1.3 Freiwilliger Landtausch im Paartal zwischen Hörzhausen und Schrobenhausen 1.4 Besuch einer englischen Delegation von Biberfachleuten 1.5 Neubesetzung der Biberberater-Stelle im Markt Burgheim 2. Neuerungen im bayerischen Bibermanagement / Schadensfonds 2.1 Aktuelles zum Bayerischen Biberschadensfonds 3. Biberstatistik für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen 3.1 Übersicht der Biberreviere im Landkreis gemäß der Kartierung von 2013 3.2 Gemeldete Biberfälle 2015 3.3 Gemeldete Biberschäden 2015 3.4 Fangzahlen und Fanggenehmigungen im Jahr 2015 3.5 Gemeldete Totfunde im Jahr 2015 3.6 Nicht entschädigungsfähige Aufwendungen der Kommunen 3.7 Kosten des Bibermanagements im Landkreis 4. Ausblick Bibermanagement 2016 4.1 Fortführung bzw. Abschluss des Freiwilligen Landtauschs im Paartal 4.2 Test und Einführung der neuen Fallensender Anhang Liste der Biberberater im Landkreis (Stand Februar 2016) Auswahl wichtiger Presseberichte 2015 1 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Vorwort Der Biber (Castor fiber) wurde 1867 in Bayern ausgerottet. 1966 und in den Folgejahren erfolgte eine Wiedereinbürgerung. Inzwischen leben an unseren Gewässern in Bayern wieder über 17.000 Biber. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen wurden im Jahr 2013 140 Reviere erfasst. Mit dem Biber ist eine Schlüsselart der Gewässerlebensräume zurückgekehrt. Wie keine zweite heimische Art gestaltet er mit dem Errichten von Dämmen und durch Fällen von Bäumen aktiv seinen Lebensraum und schafft so vielfältige und dynamische Biotope. Davon profitieren zahlreiche Arten, von Amphibien über Libellen bis hin zu Fischen und dem Storch. Hier arbeitet der Biber „Hand in Hand“ mit der Wasserwirtschaft und dem Naturschutz und unterstützt deren Ziele für intakte Gewässer und Auen: Renaturierung von Fließgewässern, Zurückhaltung von Nährstoffen und Feinsedimenten sowie Anlage von Pufferstreifen. Durch seine Aktivitäten gerät der Biber jedoch auch in Konflikt mit den Landnutzern, die entlang der Gewässer ihre Grundstücke bewirtschaften: er fällt Nutzholz, untergräbt flussnahe Wege und Äcker, staut Entwässerungsgräben auf und frisst Feldfrüchte. Aus diesem Grund wurde sehr früh im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ein Bibermanagement installiert, das richtungsweisend für das gesamte bayerische Bibermanagement wurde. In den Jahren 2009 und 2010 wurde das Bibermanagement im Landkreis umstrukturiert und optimiert, um es noch bürgernäher und effizienter zu gestalten. Auch im Jahr 2015 erfolgten mehrere Maßnahmen, um die Effizienz und Qualität des Bibermanagements zu erhöhen. Der vorliegende Jahresbericht soll einen kurzen Überblick über die Tätigkeit des Bibermanagements im Landkreis im Jahre 2015 geben und über gemeldete Biberfälle und Biberschäden informieren. 2 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 1 Im Jahr 2015 im Bibermanagement des Landkreises durchgeführte Maßnahmen 1.1 Biberberater-Dienstbesprechungen Damit eine qualifizierte Beratung der Betroffenen und somit eine hohe Akzeptanz des Bibermanagements erreicht werden kann, ist es erforderlich, dass die Biberberater über entsprechendes Fachwissen verfügen. Dieses Ziel kann nur durch regelmäßige Schulungen und Dienstbesprechungen erreicht werden. So wird auch gleichzeitig der enge Kontakt unter den Biberberatern sowie zwischen den Biberberatern und der unteren Naturschutzbehörde gepflegt. Seit 2010 werden deshalb jährlich zwei Dienstbesprechungen mit den Biberberatern abgehalten. Zusätzliche Schulungen werden ggf. bei Bedarf abgehalten. Inhalte dieser Dienstbesprechungen sind unter anderem: Rechtliche Neuerungen und Änderungen im Bibermanagement Neue fachliche Erkenntnisse Besprechung komplexer Fälle, um Gelerntes zu vertiefen Beantwortung von Fragen Ggf. Klärung offener Fälle Besprechung der diesjährigen Schadenslage und Fangaktivitäten Erfahrungsaustausch Im Jahr 2015 entfiel die Biberberater-Sommerdienstbesprechung. Die JahresabschlussBesprechung für das Jahr 2015 wird am 01.03.2016 stattfinden. 1.2 Kurs „Geprüfter Biberberater“ an der ANL Laufen Vom 09.02.2015 bis 13.02.2015 fand an der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) in Laufen ein Kurs zum „geprüften Biberberater“ statt, dessen Umfang über den des bisherigen klassischen Biberberater-Kurses hinausgeht. Melanie Winter von der unteren Naturschutzbehörde übernahm hier die Kurseinheit „Fallbeispiele zur Rechtsanwendung und praktischen Durchführung des Bibermanagements“: reale Biberfälle wurden vorgestellt; die Kursteilnehmer sollten diese dann selbständig unter Anwendung von Rechtstheorie und Fachwissen lösen. Anschließend fand eine Besprechung zur praxisnahen Lösung der Fälle mit Erläuterungen und Diskussion statt. 3 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Teilnehmer aus dem Landkreis gab es bei dem diesjährigen Kurs nicht. Die Biberberater aus dem Landkreis wurden jedoch informiert, dass dieser erweiterte Kurs jährlich angeboten wird. 1.3 Freiwilliger Landtausch im Paartal zwischen Hörzhausen und Schrobenhausen Das Paartal zwischen Hörzhausen und Schrobenhausen ist gekennzeichnet durch seine offene Landschaft und die fast ausschließliche Wiesennutzung. Ein hoher Anteil des Grünlands besteht aus gesetzlich geschützten Nasswiesen, was auf eine extensive Nutzung und eine gewisse Bodenfeuchte schließen lässt. Der Weißstorch und andere Vogelarten haben hier Brut- bzw. Nahrungshabitate gefunden; viele feuchteliebende Pflanzenarten kommen vor. Dieser Artenreichtum führte dazu, dass das Paartal nicht nur als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, sondern auch als europäisches FFH-Gebiet unter Schutz gestellt wurde. Charakteristisch für das Paartal in diesem Bereich sind seit jeher auch die jährlichen Überschwemmungen bei Hochwasser. Seit ca. 10 bis 15 Jahren kommen jedoch zusätzlich Vernässungen auf Grund von Biberdämmen hinzu, die das Bewirtschaften der Wiesen noch mehr erschweren. Gerade die an den tiefsten Stellen liegenden Wiesen werden regelmäßig vernässt oder sogar überstaut. Obwohl das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt mehrmals jährlich die Biberdämme auf Bitten der unteren Naturschutzbehörde entfernt, ist es den hauptbetroffenen Landwirte dennoch oft nicht möglich, ihr Grünland wie früher zu bewirtschaften. Dies führt zu Futtermangel der viehhaltenden Betriebe (Zukauf notwendig) und zu erheblicher Mehrarbeit bezüglich Bergung brauchbaren bzw. Entsorgung nichtbrauchbaren Mähgutes. 4 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Um die hauptbetroffenen Landwirte zu entlasten, bot die untere Naturschutzbehörde an, einen freiwilligen Landtausch zu organisieren. Dieses Angebot wurde angenommen, weshalb Gespräche mit Kommunen und der Firma Bauer AG geführt wurden, ob Bereitschaft besteht, deren besser gelegene Grundstücke gegen die schlechteren Wiesen der Landwirte im Paartal zu vertauschen. Die Firma Bauer AG sowie die Stadt Schrobenhausen boten daraufhin ihre Flächen zum Tausch an, da die eingetauschten Grundstücke anschließend als Ausgleichsflächen verwendet werden können. Abb: typische extensive Wiese mit Mulde im Paartal zwischen Hörzhausen und Schrobenhausen Folgende Termine fanden bisher in den Räumlichkeiten der VG Schrobenhausen statt: Auftakt- und Info-Veranstaltung: 22.12.2014 Info bzgl. vorhandener Tauschflächen: 22.07.2015 1. Einzelgespräche zum Tausch mit betroffenen Landwirten: 18.08.2015 2. Einzelgespräche mit Festlegung des Tauschwunsches: 10.12.2015 5 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Mitte Februar 2016 ist geplant, die Tauschbereitschafts-Erklärungen zu unterzeichnen, um anschließend beim Amt für ländliche Entwicklung den Freiwilligen Landtausch anordnen zu können. Abb: durch Biberdämme vernässte Wiese am „Vogelberg“ 1.4 Besuch einer englischen Delegation von Biberfachleuten Am 13.10.2015 bekam die untere Naturschutzbehörde Besuch von Bibermanager Gerhard Schwab und einer Delegation von Biber- und Naturschutzfachleuten aus England, Wales und Schottland. Da die Biberverbreitung in Großbritannien noch gering ist und das Bibermanagement dort noch in den Kinderschuhen steckt, wollten sich die Fachleute ein Bild vom bayerischen Biberbestand und der Umsetzung des bayerischen Bibermanagements machen. Bezüglich der Umsetzung des bayerischen Bibermanagements ist der Landkreis NeuburgSchrobenhausen bekanntlich ein Vorzeige-Landkreis. Deshalb wurde er als Exkursions-Ziel ausgewählt. Melanie Winter erklärte den britischen Fachleuten, wie das Bibermanagement im Landkreis organisiert ist. Anschließend ergab sich ein Fachaustausch über positive und negative Aspekte des Bayerischen Bibermanagements. Zudem wurde auf Fragen der englischen Fachleute eingegangen. Für beide Seiten war dies ein interessantes Gespräch und eine gute Möglichkeit, mal „über den Tellerrand hinauszusehen“. 6 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Abb: Gerhard Schwab und die Fachleute aus Großbritannien vor den Biberkäfigen in Karlshuld (Photo: Melanie Winter) 1.5 Neubesetzung der Biberberater-Stelle im Markt Burgheim Seit Anfang 2015 war die Stelle des örtlichen Biberberaters für den Markt Burgheim vakant (der bisherige Biberberater Dietmar Kluger musste alters- und gesundheitsbedingt sein Ehrenamt niederlegen). Da weder dem Markt Burgheim noch der unteren Naturschutzbehörde Interessenten bekannt waren, musste Akquise betrieben werden. Die untere Naturschutzbehörde schrieb den Fischereiverein Burgheim sowie die Jagdpächter an, ob sich deren Mitglieder für dieses Ehrenamt interessieren. Die untere Naturschutzbehörde verfasste zudem einen Text für das Amtsblatt des Marktes Burgheim. Diese Mühen wurden belohnt: im September meldete sich Herr Gottschall aus Straß und stellte sich sowohl beim Markt Burgheim als auch bei der unteren Naturschutzbehörde vor. Er wird Ende Januar 2016 den Biberberater-Kurs in Laufen besuchen und im Zuge der Jahresabschluss-Besprechung am 01.03.2016 auf 5 Jahre als ehrenamtlicher Biberberater bestellt werden. 7 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 2. Neuerungen im bayerischen Bibermanagement 2.1 Aktuelles zum Bayerischen Biberschadensfonds Zum 01. Januar 2012 wurden die Richtlinien zum Bibermanagement vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit anlässlich der Erhöhung des Entschädigungsfonds angepasst: Da die bayerische Entschädigungsregelung von der Europäischen Kommission als Beihilfe gewertet wird, kann künftig - unabhängig von der Höhe der zur Verfügung stehenden Mittel eine Erstattung in Höhe von maximal 80% der anerkannten Schäden erfolgen (ein Eigenanteil von 20% muss beim Antragsteller verbleiben). Darüber hinaus ist die Anerkennung der Entschädigungssumme gegenüber dem Antragsteller von den unteren Naturschutzbehörden mittels Bescheid festzusetzen und von den höheren Naturschutzbehörden stichprobenartig zu kontrollieren. Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen hat sich daraufhin mit Schreiben vom 02.04.2012 an Herrn Staatsminister Huber mit der Bitte gewandt, die Richtlinien einer Überprüfung zu unterziehen, da zum einen die 80%-Deckelung der vom Freistaat angestrebten Akzeptanzförderung des Bibers bei den Geschädigten zuwiderläuft, zum anderen durch die Verbescheidung der Entschädigungssummen und Kontrollen durch die höhere Naturschutzbehörden eine nicht vertretbare Erhöhung des Verwaltungsaufwandes bei den Kreisverwaltungsbehörden und Regierungen entsteht. Die Anfrage des Landkreises wurde jedoch von Staatsminister Huber mit Schreiben vom 11.05.2012 mit Hinweis auf Vorrang des EU-Rechts und dem Erfordernis einer rechtlich belastbaren Grundlage für etwaige Rückforderungen ablehnend beantwortet. Auch ein erneutes Landrats-Schreiben vom 18.02.2014 an Ministerpräsidenten Horst Seehofer konnte hierzu keine Änderung bewirken. Seit der nochmaligen Erhöhung erstmals für die 2011er-Schäden beläuft sich der Biberschadensfonds Bayern seither auf 450.000 € pro Jahr. Die vom Freistaat Bayern zur Verfügung gestellten Mittel reichten für das Jahr 2014 für die von der EU festgesetzte 80%-ige Schadenserstattung nicht aus. Der Schadensausgleich belief sich für das Jahr 2014 auf einen Anteil von 62% der als ausgleichsfähig anerkannten Schäden (zum Vergleich: im Vorjahr 75%). Die Schäden des Jahres 2015 mussten bis Ende Januar 2016 an die Regierung von Oberbayern gemeldet werden. Die Berechnung der Ausgleichsquote und die Auszahlung stehen noch aus. 8 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 3 Biberstatistik für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen 3.1 Übersicht der Biberreviere im Landkreis gemäß der Kartierung von 2013 Folgende Karte gibt einen Überblick über die im Frühjahr 2013 erfassten Biberreviere (140 Stück). Verschiebungen der Reviergrenzen und das Entstehen neuer Reviere sind jedoch seither möglich. 9 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Die Reviere sind in drei Farben dargestellt. Die Farben haben folgende Bedeutung: Grüne Reviere: konfliktfreie und –arme Reviere: v.a. in den Donau- und Paarauen, aber auch an vielen Kiesweihern. Diese Reviere sollen aus Artenschutzgründen für den Biber erhalten werden. Mit Konflikten ist kaum oder nicht zu rechnen. Gelbe Reviere: konfliktträchtige Reviere mit Priorität Präventionsmaßnahmen: am Rande der Paar- und Donauauen sowie über den ganzen Landkreis verteilt. Hier soll durch Präventionsmaßnahmen und Entschädigung eine Co-Existenz von Mensch und Biber ermöglicht werden. Rote Reviere: stark konfliktträchtige Reviere mit Priorität Zugriff: an Kläranlagen und wichtigen Vorflutern. Hier sind Präventionsmaßnahmen nicht zielführend oder unverhältnismäßig, weshalb ein Abfang genehmigt wird. Diese Bewertung beruht auf den Ergebnissen der Kartierung im Frühjahr und Frühsommer 2013 und soll kein starres Konzept darstellen. Denn auf Grund veränderter Landnutzung oder veränderter Biberaktivität kann es im Einzelfall zu einer anderen Einstufung und zu Revier-Veränderungen kommen. 3.2 Gemeldete Biberfälle 2015 Die untere Naturschutzbehörde registrierte im Jahr 2015 116 gemeldete Biberfälle. Dabei handelt es sich in 19 Fällen um Meldungen über Totfunde. Nicht erfasst sind Bagatellfälle und Biberfälle, die die Biberberater nicht an die untere Naturschutzbehörde weitergemeldet haben. Von den verbleibenden 97 Biberfällen wurden lediglich einzelne telefonisch durch die untere Naturschutzbehörde geklärt. In fast allen Fällen wurden Ortseinsichten durchgeführt, zum Teil mehrmals. 10 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 In den gewässerreichen Gemeinden an Paar und Donau wurden die meisten Biberfälle gemeldet. Gewässerarme Gemeinden wie Ehekirchen, Langenmosen und Rohrenfels haben lediglich vereinzelt Biberfälle zu verzeichnen. 3.3 Gemeldete Biberschäden 2015 Die gemeldeten und anerkannten Schäden aus Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft beliefen sich im Jahr 2015 auf insgesamt 22.775,79 €. Es handelte sich hierbei fast ausschließlich um landwirtschaftliche Schäden; forstwirtschaftliche Schäden beliefen sich lediglich auf 2.633,27 €. Schäden in der Fischereiwirtschaft entstanden im Jahr 2015 nicht, was an der geringen Anzahl an gewerblichen Fischzuchten im Landkreis liegt. Schäden von Privatleuten (z.B. vom Biber geringelte Obstbäume in Gärten) sind hierbei nicht erfasst, da diese Schäden leider nicht an den bayerischen Biber-Entschädigungsfonds gemeldet werden können. Das nachfolgend abgebildete Diagramm zeigt die Höhe der Schäden nach Schadensart: 11 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Biberschäden nach Schadensart in Euro (gesamt: 22.775,79 €) (Zum Vergleich: im Jahr 2014 wurden Gesamtschäden in Höhe von 32.008,63 € gemeldet.) Beim Großteil der Schäden handelte es sich um Vernässungsschäden auf Grund von Biberdämmen. Hauptbetroffenes Gebiet ist das Paartal (s. Bild oben) in der Gemeinde Gachenbach. Trotz mehrmaliger Damm-Entfernungen durch das Wasserwirtschaftsamt 12 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Ingolstadt kam es auf den am tiefsten liegenden Auewiesen zu Vernässungen, so dass diese nur in Teilbereichen oder weniger oft als üblich gemäht werden konnten. Verteilung der gemeldeten Biberschäden auf die Gemeinden im Landkreis: In diesem Diagramm spiegeln sich die oben beschriebenen Vernässungs-Schäden im Paartal wieder. Deshalb wurde in Gachenbach ein Großteil der Schadensanträge gestellt. Es folgt Rennertshofen, das ebenfalls von Vernässungen, jedoch im Donautal, betroffen ist. 3.4 Fangzahlen im Jahr 2015 Während des Jahres 2015 wurden im Landkreis 12 Biber gefangen. Zusätzlich wurden zwei verletzte Biber durch Gnadenschuss getötet. Die gefangenen Biber stammten aus Bereichen, für die auf Grund erheblicher Schäden und Probleme eine Fanggenehmigung durch die untere Naturschutzbehörde erteilt wurde. 2015 lagen insgesamt 37 Abfanggenehmigungen vor. Dies bedeutet, dass bei weitem nicht in allen Fangbereichen Biber gefangen wurden. Für diese Gewässer-Abschnitte lagen im Jahr 2015 Fanggenehmigungen vor: Vohbach bei Ortlfing, Kläranlagen Kunding, Leidling u. Straß Dorfweiher und Dorfgraben Oberhausen 13 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Hakengraben, Forchen- und Schwärzgraben bei Oberhausen Entwässerungsgraben Fa. Euromaint/IVG bei Oberhausen Rückhaltebecken Sinning Kläranlage Sinning Floramoosgraben Unterhausen Kläranlage Unterhausen Längenmühlbach und Gräben 240,241, 242 Wagenhofen Graben 211 (Reutfleckgraben), 211a und Allerbach bei Schainbach Schornreuter Kanal von Bruck bis Weichering Zeller Kanal, Graben 242, 246 Graben 175 bei Klingsmoos Donaumoos-Ach Karlshuld (Fischerweg / Achweg) Alter Mooskanal, Militärkanal, Graben 130 bei Deubling Hauptkanal, Mühlbach bei Niederarnbach Launagraben/Hauptkanal, Neuer Mooskanal, Kläranlage und Gräben südl. Oberarnbach Gachenbach zw. Weilach und Gachenbach und Kläranlage Peutenhausen Kläranlage Autenzell Weilenbach bei Kläranlage Autenzell Moosgraben bei Halsbach Entwässerungsgraben ND22 und Koppenbach, Waidhofen Weiher FlNr. 908+913 Mühlried und Graben bei Högenau Sprösselbach bei Treidelheim Hüttinger Bach von Ellenbrunn bis Waldau mit Schutter Gut Feldmühle bei Hütting Muschlerweiher Riedensheim mit Entwässerungsgraben Schutter und Flutkanal bei Sächenfartmühle Weiher Mändlfeld Graben und Weiher beim Sportplatz Edelshausen Ergertshauser Graben Gde. Rohrenfels Weiher Rinderhof Schrobenhausen und Hickerbach Langenmoser Arrondierungskanal Mühlbach Isenhofen Kläranlage Adelshausen Ritzerweiher Paartal Kläranlage Unterstall 14 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Aus Tierschutzgründen ist in der Aufzuchtzeit der Biberjungen (Anfang April bis Ende August) kein Zugriff auf Biber zulässig. Die Fangzeit beschränkt sich somit auf die Herbstund Wintermonate. Folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Abfangzahlen seit dem Jahr 2002: Abfangzahlen in den Jahren 2002 bis 2015 Trotz der gestiegenen Anzahl an Fanggenehmigungen hat in den letzten Jahren die Zahl der gefangenen Biber abgenommen. 3.5 Gemeldete Totfunde im Jahr 2015 Im Jahr 2015 wurden im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen 19 Totfunde von Bibern gemeldet (Fundorte s. Karte nächste Seite). Die überwiegende Zahl der tot aufgefundenen Biber wurde Opfer von Kollisionen mit Fahrzeugen. Als Schwerpunktgebiete von Totfunden haben sich 2015 folgende zwei Bereiche herauskristallisiert: ND 11 zwischen Kieswerk Wanner & Märker und Bertoldsheim sowie der Bereich zwischen Schrobenhausen und Hörzhausen. Natürlich verendende Tiere werden nur selten gefunden und erscheinen deshalb nur untergeordnet in der Statistik. 15 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Karte: im Landkreis gemeldete Totfunde 2015 Im Vergleich zu den Vorjahren ist seit 2010 ein deutlicher Anstieg an Biber-Totfunden zu verzeichnen. Dies ist hauptsächlich auf die Optimierung des Meldewesens Ende 2009 zurückzuführen. Beteiligt bei der Meldung sind die Polizei, die Tiefbauverwaltung des Landkreises, die Straßenmeisterei Neuburg sowie die Biberberater. Tot aufgefundene Biber werden ordnungsgemäß beseitigt. 16 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Totfunde von Bibern 2002 bis 2015 Werden die Abfangzahlen und die Totfunde entlang von Straßen (Kollision) addiert, erhält man die Anzahl an Bibern, um die die Biberpopulation im Landkreis jedes Jahr durch den Faktor Mensch dezimiert wird (vermutlich ist von mehr Verkehrsopfern auszugehen als bekannt und gemeldet sind): 17 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 3.6 Nicht entschädigungsfähige Aufwendungen von Kommunen und Privatpersonen Bislang waren die Bemühungen des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen, beim Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit eine Entschädigung auch für Kommunen, Wasserverbände und Privatleute zu erwirken und so eine Gleichbehandlung mit Geschädigten aus der Land-, Forst- und Teichwirtschaft zu erreichen, leider nicht erfolgreich. Im Hinblick auf mögliche Weiterentwicklungen im bayerischen Bibermanagement wurden die im Jahr 2015 entstandenen, jedoch nicht entschädigungsfähigen Biber-Mehraufwendungen der Kommunen und Wasserverbände im Landkreis dennoch erfasst: Von 12 Kommunen wurden im Verlauf des Jahres entstandene Aufwendungen in Höhe von insgesamt 46.274,55 € an das Landratsamt gemeldet. Die Wasserverbände meldeten Aufwendungen von 5.363,32 entschädigungsfähigen Schäden €. im Gesamt Jahr ergibt 2015 sich von eine 51.637,87 Summe Euro von nicht- (Privatleuten entstandene Schäden sind hierin nicht enthalten). Gemeinde/Wasserverband Aresing Berg im Gau Burgheim Ehekirchen Gachenbach Karlskron Neuburg a.d.Donau Oberhausen Rennertshofen Rohrenfels Schrobenhausen Waidhofen Wasserverbände Donaumoos Wasserverband Unteres Paartal Wasserverband Launamoos Schäden 2013 598,00 € 4.000,00 € 1.423,91 € 44,25 € 1.909,06 € 2.500,00 € (immaterieller und materieller Verlust von Bäumen an der Donau) 27.600,00 € 3.092,62 € 1.200,00 € 1.150,00 € 2.638,90 € 117,81 € 4.192,20 € 771,12 € 400,00 € 51.637,87 € 18 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 3.7 Kosten des Bibermanagements im Landkreis Durch das Bibermanagement entstanden dem Landkreis im Jahr 2015 Kosten, die im Folgenden aufgeführt werden. Da der Freistaat Bayern hier i.d.R. keine Förderung gewährt, trägt der Landkreis die Ausgaben in vollem Umfang: Aufwandsentschädigung Biberberater, Töten / Zerwirken der Biber: Ausgaben für Präventionsmaterial, Fallen (nur Eigenanteil!): 88,67 € Öffentlichkeitsarbeit (Bürgerbeteiligung, Information etc.): 00,00 € Dienstbesprechungen, Aus- und Fortbildungen der Biberberater: Spenden: 11.020,00 € 410,10 € - 145,00 € GESAMT-AUSGABEN: 11.373,77 € Dass sich der finanzielle Aufwand lohnt, zeigt die Tatsache, dass der Landkreis im bayernweiten Vergleich im Bibermanagement einzigartig gut aufgestellt ist und sich immer wieder andere Landkreise nach dem Bibermanagement in Neuburg-Schrobenhausen erkundigen. Auch geht es im Landkreis bei Konfliktfällen meist sachlich zu; verhärtete Fronten zwischen Behörde und Betroffenen existieren kaum (was auch an den zeitnahen Ortseinsichten liegt); und auch die Naturschutzverbände stehen hinter dem Bibermanagement des Landkreises. 19 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 4 Ausblick Bibermanagement 2016 4.1 Fortführung bzw. Abschluss des Freiwilligen Landtauschs im Paartal Wie bereits unter Punkt 1.3 erläutert, soll im Paartal zwischen Hörzhausen und Schrobenhausen ein freiwilliger Landtausch stattfinden, um die von Bibervernässungen betroffenen Landwirte zu entlasten. Tauschpartner sind die Firma Bauer AG und die Stadt Schrobenhausen. Die Organisation erfolgt durch die untere Naturschutzbehörde Neuburg. Im Frühjahr 2016 sollen die Tauschvereinbarungen unterzeichnet werden, so dass der Freiwillige Landtausch beim Amt für Ländliche Entwicklung München angeordnet werden kann. Mit dem Eigentums-Übergang wird im Frühjahr 2017 gerechnet. 4.2 Test und Einführung der neuen Fallensender Im Frühjahr 2016 sollen nun endlich die ersten 10 Fallensender angeschafft werden. VorführTermine der Hersteller-Firmen vor dem Kauf sind für Februar 2016 geplant. Nach der Anschaffung ist eine Schulung der Biberberater im Sommer 2016 angedacht, um rechtzeitig vor der Fangsaison ab September 2016 Funktionsweise und Tips weitergeben zu können, so dass der Fallenfang optimiert werden kann. 20 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Anhang Liste der Biberberater im Landkreis (Stand Februar 2016) Zuständigkeitsbereich südlicher Landkreis: Aresing: Konrad Engl Gachenbach: Georg Märkl Xaver Felbermeir Schrobenhausen: Jakob Grepmair Waidhofen: Alois Lebmeier Langenmosen: Josef Felbermeir Tel: 08445 – 1268 Tel: 0176 – 403 11 295 Tel: 08259 – 16 25 Tel: 0160 – 358 11 29 Tel: 08443 – 289 Tel: 08433 – 14 16 Zuständigkeitsbereich Neuburg mit Umland: Neuburg: Klaus Renner Rohrenfels: Michael Pallmann Bergheim: Jakob Ettenreich Oberhausen: Dieter Burgard Tel: 0163 - 505 70 04 Tel: 08431 – 44 057 Tel: 08431 – 77 93 Tel: 0170 – 18 41 074 Zuständigkeitsbereich nordwestlicher Landkreis: Burgheim: Andreas Gottschall Tel: 0170 – 49 05 167 Ehekirchen: Dirk Forchert Tel: 0173 – 18 33 406 Rennertshofen: Thomas Kaeuffer Tel.: 0177 – 622 80 44 Zuständigkeitsbereich Donaumoos: Karlshuld: Reimund Walter Weichering: Peter Jannetti Katrin Jannetti Königsmoos: Manfred Härtl Berg im Gau: Michael Finkenzeller Tel: 01577 – 78 03 008 Tel: 08454 – 13 96 Tel: 08454 – 13 96 Tel: 08433 – 15 59 Tel: 0171 – 702 69 82 Zuständigkeitsbereich östliches Donaumoos: Biberberater nach Gemeinden: Karlskron: Gerhard Beil Tel: 08453 – 10 58 Brunnen: Josef Schmidberger Tel: 0175 – 58 79 630 21 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Photos der Biberberater im Jahr 2016 im Landkreis: Aresing: Konrad Engl Bergheim: Jakob Ettenreich Berg im Gau: Michael Finkenzeller Brunnen: Josef Schmidberger Ehekirchen: Dirk Forchert Gachenbach: Xaver Felbermeir Gachenbach: Georg Märkl Karlshuld: Reimund Walter Karlskron: Gerhard Beil Königsmoos: Manfred Härtl Langenm.: Josef Felbermeir Oberhausen: Dieter Burgard 22 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Stand: 10.02.2016 Rennertsh.: Thomas Kaeuffer Rohrenfels: Michael Pallmann Schrobenh.: Jakob Grepmair Waidhofen: Alois Lebmeier Weichering: Katrin Jannetti Weichering: Peter Jannetti 23 Biber-Jahresbericht 2015 – Bibermanagement im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Untere Naturschutzbehörde, Melanie Winter, Landschaftsplanerin Neuburger Rundschau vom 13.11.2015 Von den Aktivitäten des Bibers profitieren Flora und Fauna, beweist eine Langzeitstudie aus Mittelfranken. Gestern tagten Experten aus ganz Bayern im Haus im Moos bei der Archivfoto: Ragnhild Zech 19. Biberfachtagung. Wo der Biber beißt, blüht die Natur auf Fachtagung Im Haus im Moos trafen sich gestern 150 Experten und diskutierten über Ökologie, Management und Hochwasserschutz. Was der Landkreis vor Ort tut VON NORBERT EIBEL Karlshuld-Kleinhohenried Er ist possierlich und polarisiert doch wie kaum ein andere Tierart hierzulande – der Biber. Die im 19. Jahrhundert ausgerottete Spezies hat den Freistaat heute weitgehend wiederbesiedelt, es gibt geschätzte 4500 Reviere. Doch für Artenvielfalt und Wasserhaushalt ist Meister Bockert über landläufige Vorbehalte hinaus eine Schlüsselart im ökologischen System. Gerade deshalb ist eine positivere Sichtweise wünschenswert, wie Christine Margraf vom Bund Naturschutz (BN) gestern bei der Eröffnung der 19. Biberfachtagung im Haus im Moos forderte. Über 150 Teilnehmer von Verbänden, Behörden und Kommunen hatten sich in Kleinhohenried eingefunden, um sich einen ganzen Tag lang zu informieren und auszutauschen. Positive Ansätze lieferte Ulrich Meßlinger vom Büro für Naturschutzplanung und ökologische Studien (Flachslanden), der dem Publikum Ergebnisse seiner 15-jährigen Langzeitstudie aus dem westlichen Mittelfranken präsentierte. Wie keine andere Tierart in Mitteleuropa verändere und präge der Biber die Landschaft. „Er kleckert nicht, er klotzt“, zitierte der Biologe eine Redensart. Damit seit die Spezies „ein Motor der Renaturierung“. Flora und Fauna profitierten schnell und deutlich von einer Revitalisierung und Strukturbereicherung des Lebensraumes. Beim Biberschutz gehe es deshalb um die Artenvielfalt, schlussfolgerte Ulrich Meßlinger. In seiner Studie konnte er für 86 Pflanzen- und Tierarten positive Effekte nachwiesen – so für anspruchsvolle Libellenarten wie die Grüne Keiljungfer, für Amphibien wie den Grasfrosch und Vogelarten wie Rallen, Reiher sowie Höhlenbrüter. Mit seinen Aktivitäten schafft Castor fiber Flachwasserzonen, Ufergehölze werden ausgelichtet, das Totholzangebot wird erhöht und seine Deiche sind Refugien für Schnecken und Muscheln. „Es entsteht ein räumli- ches Nebeneinander unterschiedlicher Sukzessionsstadien“, so Ulrich Meßlinger und damit Lebensräume, die aus der Kulturlandschaft verschwunden seien. Doch der Nutzen ist nicht nur ein ökologischer, auch wasserwirtschaftlich ist der Biber ein. Seine Aktivitäten führen zu einer erheblichen Abflussverzögerung und schaffen zusätzlichen Retentionsraum, der anthropogen nur teuer zu haben ist. Genügend breite Uferrandstreifen – Bayern hat als einziges Bundesland die im Wasserhaushaltsgesetz geforderten fünf Meter Randstreifen nicht umgesetzt – würde diese Effekte allerorten forcieren Biberschadensfonds Ausgleichszahlungen für Biberschäden sind als Akzeptanz fördernde Maßnahme ins artenschutzrechtliche Bibermanagement eingebettet. 2014 standen 450 000 Euro zur Verfügung. ● Ausgeglichen werden nur ganz bestimmte land-, forst- und fischereiwirtschaftliche Schäden für Geschädigte im Haupt- oder Nebenerwerb. Für die Abwicklung der Zahlungen ist die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt zuständig. ● Die Schadenssumme betrug im Vorjahr 710 345 Euro bei 1292 Fällen. Das ist ein Anstieg um 17 Prozent im Vergleich zu 2013. Die Ausgleichsquote betrug 62 Prozent. ● Da es sich bei den Ausgleichszahlungen um Beihilfen handelt, bedarf es einer Genehmigung der Europäischen Kommission, die aus Wettbewerbsgründen eine Eigenleistung von 20 Prozent vorschreibt. ● Durch Stichprobenkontrollen der höheren Naturschutzbehörden in fünf Prozent der Fälle soll eine bessere Schadensabwicklung erreicht werden. ● Kritik übten gestern Biberberater am Zeitfenster der Schadensmeldung (innerhalb einer Woche) und der Bagatellgrenze von 50 Euro, was im Vergleich zum entstandenen Schaden übermäßigen Bürokratieaufwand verursache. (nel) und die meisten Konflikte entschärfen, ist Ulrich Meßlinger überzeugt. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sollen mit einer Flurbereinigung in Form eines freiwilligen Landtauschs solche Probleme entschärft werden, erläuterte Melanie Winter von der Unteren Naturschutzbehörde. In Zusammenarbeit mit Landwirten, Kommunen und der Firma Bauer AG, die große Ausgleichsflächen hält, suche der Landkreis zwischen Hörzhausen und Schrobenhausen einen Ausgleich. Gerade das Paartal sei neben der Donau ein typischer Lebensraum und Rückzugsort für den Biber, ein Zugriff rechtlich unzulässig und naturschutzfachlich falsch. In der Agrarlandschaft dagegen werden Biber vermehrt abgefangen. Weil es mit Lebensfallen bisweilen Probleme gab, sollen Fallensender angeschafft werden. Sie zeigen mittels SMS ein Auslösen an und optimieren Fangerfolg und Tierschutz, so Melanie Winter. In die Fallen tappen gelegentlich andere Tiere hinein, etwa Katzen und bei Schrobenhausen sogar ein Rehkitz, und mancher Biber musste darin tagelang ausharren, ehe die Falle wieder kontrolliert wurde. Oft entschärfen auch Bisamratten den Mechanismus. Und gar nicht selten, wusste Melanie Winter zu berichten, erbarmen sich Tierfreunde und schließen die Fallen mutwillig oder ließen gefangene Tiere wieder frei. Neuburger Rundschau vom 14.11.2015 Wochenkommentar VON NORBERT EIBEL » [email protected] Bockiger Naturschützer E in bockiger Geselle ist der, der Meister Bockert, wie der Biber in der Fabel heißt. An dem Nager, der Dämme baut, wie es ihm gefällt, scheiden sich bei uns die Geister. Gute Presse bekommt er eher selten, denn jene, denen sein Treiben ein Dorn im Auge ist, haben eine große Lobby im Land. Und so kommt es, dass einer immer noch bedrohten Art gar der Nimbus eines Naturzerstörers anhaftet – fällt der Biber doch Bäume und bringt Unordnung in die sauber aufgeräumte Kulturlandschaft. Dabei kann die Wissenschaft den Beweis antreten, dass Castor fiber genau das Gegenteil tut, er ist ein Wegbereiter der Artenvielfalt. So war es bei der Biberfachtagung im Haus im Moos zu hören. 15 Jahre lang hat Ulrich Meßlinger vom Büro für Naturschutzplanung und ökologische Studien Biberreviere in Mittelfranken beobachtet und erstaunliches herausgefunden: Fauna und Flora profitieren schnell und deutlich von der Auenrevitalisierung und Strukturbereicherung der Biberaktivitäten. Für 86 gefährdete Arten konnte der Biologe positive Effekte wissenschaftlich belegen. Doch nicht nur die Ökologie, auch die Wasserwirtschaft profitiert vom Biber. Er schaft Retentionsraum und verlangsamt den Abfluss, das ist aktiver und günstiger Hochwasserschutz. Und Ulrich Meßlinger hatte beeindruckende Zahlen parat: Im Jahr des höchsten Schadenausgleichs betrug in Mittelfranken die Zahlung umgerechnet 15 Cent pro Einwohner. Beim letzten großen Elbhochwasser 2013 summierte sich der Verlust dort auf 100 Euro pro Einwohner. Allen Biberhassern sei also ins Stammbuch geschrieben: Die Schäden mögen für Einzelne ärgerlich sein, der ökologische und gesellschaftliche Nutzen des Bibers überwiegt jedoch bei Weitem. Schrobenhausener Zeitung vom 14.11.2015 Der Biber als Schlüssel zur Artenvielfalt Fachtagung Bibermanagement im Haus im Moos mit 160 Teilnehmern aus ganz Bayern ne Pechlibelle. Die stärksten Effekte beobachtet Meßlinger Kleinhohenried (SZ) An ihm dort, wo der Biber Dämme anscheiden sich die Geister. Ist er legte, um den Wasserstand zu für die einen ein Garant für Hoch- regulieren. wasserschutz und Artenvielfalt, Nun ist der aktive Großnager, halten ihn die anderen für einen der sich gerne zum Burgherrn Anarchisten, der Bäume fällt, aufschwingt, bei weitem nicht Höhlen gräbt, die Ordnung stört. überall gerne gesehen. Konflikte Wissenschaftlich Fundiertes sind programmiert. Der Ankauf über den Biber gab es im Haus von Uferstreifen und -grundim Moos zu hören. stücken habe zur Entschärfung beigetragen. Meßlinger: „HierDer Biologe Ulrich Meßlinger bei hat sich auch gezeigt, dass ist Meister Bockert seit 15 Jah- Biber durch Nahrungsgehölze ren auf der Spur. Ihn interes- gezielt in konfliktarme Bereiche sieren die Lebensraumverän- gelenkt werden können.“ Der derungen durch den Großna- Biologe vertritt die Ansicht, dass ger. Auf zehn Probeflächen in eine nachhaltige Renaturierung den Landkreisen Ansbach und und ein wirksamer BiotopverWeißenburg-Gunzenhausen bund nur möglich sind, wenn untersucht er die landschaftli- den Gewässern ausreichende che Entwicklung sowie die Re- Entwicklungsfläche eingeräumt aktion der Pflanzen- und Tier- wird und Biberaktivitäten dauwelt. „Fauna und Flora profi- erhaft zugelassen werden. tieren schnell und deutlich von Etliche tausend Großnager der Auenrevitalisierung und mögen derzeit in Bayern leben, Strukturbereicheverursacht rung, die durch die „Die positiven Leistungen der eine Tätigkeit der Biber oder andein Gang gesetzt des Bibers sind weniger re ein Malwird“, berichtete in den Medien.“ heur, wird Meßlinger. Für 86 das zum gefährdete Arten Christine Margraf medialen konnte der Biologe Bund Naturschutz Großerpositive Effekte eignis. Das nachweisen (32 zumindest Pflanzen-, 29 Vogel-, 13 Libel- beklagte Christine Margraf vom len-, sechs Amphibien- und Bund Naturschutz Bayern. Als Reptilienarten sowie sechs Ar- in der Würm ein Schwimmer ten aus sonstigen Tiergruppen). von einem Biber gebissen wurDiese Effekte seien vor allem de und in der Oberpfalz ein andauerhaft, solange der Bau- genagter Baum in ein Freibad meister aktiv bleibe, andernfalls stürzte – wobei niemand versei ein Rückgang festzustellen. letzt wurde – war’s mit dem guMeßlingers Fazit: „Biber sind ten Image erst einmal vorbei. damit nicht nur ausschlagge- „Die positiven Leistungen des bend für die Artenvielfalt an Bibers sind weniger in den MeGewässern, sondern erhalten dien“, bedauerte Margraf. Beidiese auch durch fortgesetzte spielsweise, dass der Nager das Umgestaltung der selbst ge- Wasser bei großer Trockenheit schaffenen Gewässer- und Au- durch seine Bauwerke in der enstrukturen.“ Die Auflichtung Landschaft zurückhalte. Sie hält dichter Ufergehölze, das er- das Bibermanagement für ein heblich gesteigerte Totholzan- Erfolgsmodell, das Wirken der gebot, Flachgewässer, Trans- Tiere für „segensreich“ und portgräben und Ausstiege, da- Präventivmaßnahmen für das A von profitieren auch an- und O, um Konflikte zu vermeispruchsvolle Arten wie Wasser- den. ralle, Eisvogel, Laubfrosch, die Seit der Biber im Landkreis Grüne Keiljungfer und die Klei- Neuburg-Schrobenhausen von K. P. Frank Hilft Gewässer-Ökosystemen auf die Sprünge: der Biber. Untersuchungen in der Eifel haben gezeigt, dass zum Beispiel die Zahl der Libellenarten durch die Aktivitäten der Nager von vier auf 29 angewachFoto: Felix Heyder/dpa sen ist. „gemanagt“ wird, läuft es runder. „Wir haben ein enges Netz von Beratern als kompetente Ansprechpartner. Für jede Gemeinde steht ein Ansprechpartner zur Verfügung“, berichtete Landratsstellvertreter Alois Rauscher den rund 160 Bi- berberatern, Wissenschaftlern und Naturschützern, die aus ganz Bayern ins Haus im Moos gekommen waren. „Die getroffenen Maßnahmen haben sich bewährt. Prävention ist besser als Abschussgenehmigungen“, sagte Rauscher. Dennoch ist es auch im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen in Konfliktfällen (Biber in der Kläranlage) inzwischen Brauch, die Tiere lebend zu fangen und anschließend zu töten. 1200 Biber erlitten 2014 bayernweit dieses Schicksal. In früheren Jahren wurden sie noch in ganz Europa ausgewildert, doch der Bedarf ist gedeckt. Die Fallen sind nicht unproblematisch. Teilweise, so berichtete Melanie Winter von der Unteren Naturschutzbehörde, würden sie von Unbekannten geschlossen und damit unwirksam gemacht. Auch Katzen und sogar ein Rehkitz fanden sich in den Käfigen. Bisamratten lösen den Mechanismus ebenfalls aus. Deshalb werden die Fallen nun aufgerüstet. Der Biberberater bekommt nun eine SMS auf sein Handy, sobald die Falle ausgelöst hat oder der Akku für die Nachrichtenübermittlung zu schwach wird. Die Falle kann somit sofort kontrolliert werden, die Tiere werden nicht mehr lange in dem Kasten gefangen gehalten und die Gefahr, dass Biber von Dritten wieder freigelassen werden, ist auch deutlich geringer. Mit der technischen Neuerung würden Fangerfolg und Tierschutz optimiert, erklärte Winter. Damit man gar nicht erst zur Falle greifen muss, ist es sinnvoll, Meister Bockert Lebensraum zu geben. Nachdem es im Paartal zwischen Schrobenhausen und Hörzhausen Konflikte zwischen Landwirten und Bibern gibt, wird dort ein freiwilliger Landtausch vorgenommen. Beteiligt daran sind die Flurbereinigung, der Landkreis, die Kommune, die Bauer AG und die am stärksten betroffenen Landwirte. Die können ebenso wie Forstund Teichwirte Schadensausgleich bekommen. Im Jahr 2014, so berichtete Petra Rankl vom Umweltministerium, wurden 1292 Schadensfälle mit einer Gesamtsumme von 710 000 Euro gemeldet. Das sei ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um rund 17 Prozent, bei einer Ausgleichsquote von 62 Prozent. Maximal können 80 Prozent des Schadens ausgeglichen werden, 20 Prozent werden als Eigenleistung der Betroffenen eingefordert.
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