Schönauer Stromseminar setzt Zeichen gegen europäische

Pressemitteilung
Schönau, den 29.06.2015
Schönauer Stromseminar setzt Zeichen gegen europäische
Atomrenaissance +++ Jochen Stay wird zum Schönauer
Stromrebellen 2015 gekürt. +++
Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Initiative .ausgestrahlt ist der Schönauer Strombell 2015.
Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt wurde
auf dem Schönauer Stromseminar als „Stromrebell 2015“ gefeiert.
Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker und Sebastian Sladek forderten die
EU-Kommission auf, die Bewilligung von Atomsubventionen für den Bau
des britischen Atomkraftwerks Hinkley Point C zurückzuziehen und wissen
dabei über 170.000 Bürgerinnen und Bürger hinter sich.
Rund 400 Menschen besuchten am vergangenen Wochenende das Stromseminar
des „Fördervereins umweltfreundliche Stromerzeugung und Stromverteilung
Schönau“ (F.u.S.S. e.V.), das dieses Jahr unter dem Motto „Zeitenwende und
Atomrenaissance!“ stand und mit hochkarätigen Gästen und einem abwechslungsreichen Programm ein ebenso interessiertes wie engagiertes Publikum fand.
Im Anschluss an die Genossenschaftsversammlung begrüßten die nun ehemaligen
Vorstandsmitglieder Ursula und Dr. Michael Sladek die angereisten Gäste mit einer
bewegenden und ermutigenden Ansprache zur Zukunft der Bürgerenergiewende:
„Alles, was wir heute hier tun, wie wir handeln, wie wir uns verhalten, hat
Auswirkungen – im Guten wie im Schlechten, auch auf die armen Länder“, gab
Ursula Sladek zu bedenken. „Dieser Verantwortung sollten wir uns gerade
angesichts des Klimawandels bewusst sein.“ Dr. Michael Sladek betonte: „Das
bürgerschaftliche Engagement ist die Grundvoraussetzung für das Gelingen der
Energiewende.“
Danach stand am traditionellen Gutedelabend die feierliche Ehrung des „Schönauer
Stromrebellen 2015“ an. Er ging dieses Jahr an Jochen Stay, den langjährigen
Sprecher der Anti-Atom-Initiative .ausgestrahlt. „Er ist Sprachrohr der Bewegung,
Stratege, Ideengeber, plant, initiiert und gibt unzähligen Menschen den Mut und die
Motivation, für ihre Überzeugung einzutreten“, so Ursula Sladek. „Dies allein wären
schon mehr als genug Gründe, Jochen Stay den Preis des Stromrebellen zu
verleihen. Doch was uns vor allem anderen Respekt einflößt, ist sein unermüdlicher
Einsatz und seine Hartnäckigkeit – und zwar auch dann, wenn es mühsam wird.“
In seiner Dankesrede sprach Jochen Stay von seinem „Schönauer Gefühl“: „Die
EWS hat uns allen gezeigt, dass Protest nötig und sinnvoll ist. Dass wir dann aber
gemeinsam auch Alternativen aufbauen müssen. Dass man sich dabei große Ziele
setzen und den Mut haben muss, an die Verwirklichung zu glauben und dafür zu
arbeiten.”
Den Ehrenpreis „Stromrebell des Jahres“ verleihen die Schönauer EnergieInitiativen gemeinsam mit der Stadt Schönau an Menschen, die mit persönlichem
Engagement Visionen umsetzen, Widerstände überwinden und sich mit ganzem
Herzen für die Umwelt und eine nachhaltige Wirtschaftsweise einsetzen. Unter den
bisherigen Preisträgern befinden sich unter anderem der Klimaforscher Prof. Dr.
Hartmut Graßl, Alfred Ritter (Ritter Sport), Thomas Jorberg (GLS Gemeinschaftsbank Bochum eG) und Luise Neumann-Cosel (BürgerEnergie Berlin). Mit der
Verleihung ist auch ein Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Schönau verbunden.
Am Samstagmorgen elektrisierte Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, CoVorsitzender des Club of Rome, die rund 400 TeilnehmerInnen mit einer ebenso
scharfsinnigen wie kenntnisreichen Analyse der globalen umwelt- und energiepolitischen Perspektive. „Wir müssen wissen, wo es genug ist. Dass wir mit
dramatisch weniger Energie auskommen können, ist in vielen Bereichen
nachgewiesen“, so von Weizsäcker. „Wir müssen zeigen, dass es geht. Und hierzu
brauchen wir das Schönauer Gefühl, die Kraft, die aus dem Bewusstsein kommt, an
etwas Sinnvollem mitzuarbeiten.“ Thomas Jorberg, Vorstand der GLS-Bank und
Aufsichtsratsvorsitzender der Netzkauf EWS eG, fokussierte in seinem Vortrag die
gesellschaftlichen Veränderungsprozesse am Beispiel der Bankenlandschaft. Auch
er forderte ein Umdenken: „Es ist viel zu viel Geld vorhanden. Von zu vielem haben
wir viel zu viel", erklärte Jorberg. „Ich bin davon überzeugt, dass die Frage des
Stiftens und Schenkens zu einer gesellschaftlichen Notwendigkeit wird.“
Das große Panel am Samstagnachmittag mit Jochen Stay, Reinhard Uhrig,
(Campaigner der Umweltinitiative GLOBAL 2000), Fabian Zuber (Geschäftsführer
von Bündnis Bürgerenergie e.V.) und Sebastian Sladek (Vorstand der Netzkauf
EWS eG) war der deutschen Energiepolitik und dem bürgerschaftlichen Widerstand
gegen eine europäische Atomrenaissance gewidmet: Auf der Bühne türmten sich
rund 70 prall gefüllte Postsäcke mit über 170.000 Beschwerden, die im Rahmen der
EWS-Kampagne „Kein Geld für Atom – stoppt Brüssel!“ mit Unterstützung von über
30 nationalen wie europäischen Umweltverbänden und Institutionen gesammelt
wurden. Die Beschwerden richten sich gegen die Beihilfebewilligung der EUKommission für skandalöse Atomsubventionen der britischen Regierung für den
Neubau des Atomkraftwerks Hinkley Point C.
Die Übergabe der Beschwerden soll die Klageeinreichung der österreichischen
Regierung politisch flankieren und wird Mitte Juli im Rahmen einer öffentlichkeitswirksamen Aktion übergeben werden. Bis dahin kann man sich über die
Kampagnenseite www.ews-schoenau.de/kampagne beteiligen.
In der einer wahrlich legendären Schönauer Stromnacht am Samstagabend
begeisterte Jess Jochimsen mit messerscharfen Pointen, skurrilen Geschichten und
poetischen Bildern sein Publikum. Zum Abschied von Ursula und Dr. Michael Sladek
aus dem Vorstand der Netzkauf EWS eG hat sich der Kabarettist Georg Schramm
selbst eingeladen, wie er in seiner Rolle als Lothar Dombrowski gleich zu Beginn
klarstellte. Schramm schlug einen atemberaubenden Bogen von den Machenschaften der Atomwirtschaft über das Syndikat des billigen Geldes bis zum Verrat
von europäischen Grundwerten in der Griechenlandkrise, um mit einem persönlichen Dank an Ursula und Dr. Michael Sladek für ihre Beharrlichkeit im Kampf
gegen scheinbar übermächtige Strukturen zu enden. „Mir haben diese beiden sehr
viel gegeben. Und in Zeiten, wo ich dachte, ich rede immer nur, wusste ich, es gibt
Leute, die machen was. Das hat mir und vielen anderen sehr viel bedeutet.“
Den Sonntag eröffnete Christine von Weizsäcker, Präsidentin von Ecoropa, in der
Bergkirche zu Schönau mit einem inspirierenden Impulsvortrag zu Citizen Science,
Bürgerbeteiligung und Mitgestaltung bei der Energiewende. Themen, die bei der
abschließenden offenen Diskussion mit SeminarteilnehmerInnen und ReferentInnen
viel Widerhall fanden.
Weitere Informationen:
Elektrizitätswerke Schönau (Netzkauf EWS eG)
Sebastian Sladek
Telefon: 07673 8885-525
E-Mail: [email protected]