Röhrlinge Lamellenpilze Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum 1 Assoziiertes Institut der Universität Zürich Pilz-Fall 1 Pilz-Fall 1 4 Jugendliche sammeln Schusterpilze und verzehren sie gemeinsam (je ¼ Teller pro Person) Symptome: 3-4h später erbrechen alle, kein Durchfall Flockenstieliger Hexenröhrling = Schusterpilz (Boletus erythropus) Makroskopisch identifiziert: Satansröhrling (Boletus satanas) Was ist passiert? Satansröhrling (Boletus satanas) Flockenstieliger Hexenröhrling (Boletus erythropus) Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Assoziiertes Institut der Universität Zürich Assoziiertes Institut der Universität Zürich Tigerritterling (Tricholoma tigrinum / T. pardalotum) Gastrointestinales Frühsyndrom kurz nach Pilzgenuss (innert 4h): „Harmlosere“ Giftpilze verursachen leichte bis Mögliche Giftpilze Riesenrötling (Entoloma sinuatum) Satansröhrling (Boletus satanas) Karbolegerling (Agaricus xanthoderma) Tigerritterling (Tricholoma pardalotum) Scharfe Täublinge (Russula sp.) Grünblättriger Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare) Leuchtender Ölbaumpilz (Omphalotus olearius) .... 2 Assoziiertes Institut der Universität Zürich mittelschwere Brechdurchfälle Karbolegerling (Agaricus xanthoderma) Grünblättriger Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare) Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Assoziiertes Institut der Universität Zürich Assoziiertes Institut der Universität Zürich 1 Indigestion Unverträglichkeit/Überkonsum… Verdorbene Pilze Pilze sind schwer verdaulich Pilze verderben rasch Pilze müssen genügend gekocht werden Pilzallergie Hallimasch (Armillaria ostoyae) Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Assoziiertes Institut der Universität Zürich Assoziiertes Institut der Universität Zürich Pilz-Fall 2 Familie mit Hund sammelt Schirmlinge: grosse Schnitzel für die Erwachsenen, kleine Schnitzel für den Buben. Der Hund darf die Resten fressen. Verlauf: Erwachsene haben keine Beschwerden Hund stirbt am Folgetag, während der Junge wiederholt Brechdurchfälle hat Pilz-Fall 2 Aufgrund von Bildern: Eltern haben wahrscheinlich einen Riesenschirmling (Macrolepiota sp.) gegessen, während das Kind und der Hund einen Giftschirmling (Lepiota sp.) erhalten haben. Grosser Mensch = grosses Schnitzel. Kleiner Mensch = kleines Schnitzel Das Kind erleidet ein fulminantes Leberversagen, erholt sich aber ohne Transplantation Riesenschirmling (Macrolepiota sp.) Keine Identifikation möglich, da keine Reste mehr vorhanden. Giftschirmling (Lepiota sp.) Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Assoziiertes Institut der Universität Zürich Assoziiertes Institut der Universität Zürich Phalloides-Syndrom 1 Phalloides-Syndrom 2 Mechanismus der Toxizität: Giftpilze: 8 Knollenblätterpilze (einige Amanita sp.: A. phalloides, A. virosa, A. verna) Gifthäublinge (Galerina sp.) (kleine) Giftschirmlinge (Lepiota sp.) Kegelhütiger Knollenblätterpilz (Amanita virosa) verschiedene sog. „Amatoxine“ (es sind deren 9 bekannt), zudem Phallotoxine, Virotoxine Hemmung der zellulären RNA-Polymerase B; Zelltod Letaldosis: 0.1 mg/kg („1 Pilz“) Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Assoziiertes Institut der Universität Zürich Assoziiertes Institut der Universität Zürich 2 Therapie Phalloides-Syndrom 3 Klinik lange Latenzzeit (6-24 h) ! gastrointestinale Phase: heftiges Erbrechen, massive, teils blutige Durchfälle, Komplikationen des Flüssigkeitsverlustes hepatorenale Phase: Leberzellnekrose, Leberversagen CAVE Mischpilzgerichte: auch kürzere Latenzzeit möglich! Giftschirmling (Lepiota sp.) Intensivstation, hepatologisches Konsilium Volumenzufuhr (grosszügig!), Elektrolytkorrektur primäre Dekontamination: Aktivkohle Ev. endoskopische Pilzentfernung antidotale Therapie: Silibinin N-Acetylcystein Penicillin sekundäre Dekontamination: Duodenalsonde Aktivkohle repetitiv (enterohepatischer Kreislauf!) Indikation zur Lebertransplantation: Münchener Kriterien: am 3. Tag Kreatinin >106 µmol/L Quick <20-25% (Bilirubin >5mg/dl) Lebertransplantation Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Assoziiertes Institut der Universität Zürich Assoziiertes Institut der Universität Zürich Phalloides-Syndrom 4 Differentialdiagnose (Amatoxin vs. nicht Amatoxin?) Für eine Amatoxinvergiftung sprechen: Prognostische schlechte Faktoren: selbstgesammelte Pilze (im Gegensatz zu gekauften oder im Restaurant verzehrten Pilzen) unkontrollierte Pilze Lamellenpilze (gutes Kriterium wenn zuverlässig angegeben) langes Latenzintervall (dabei: je kürzer desto schwerer): heftige Symptome (Gastroenteritis) kurze Latenzphase später Therapiebeginn starker Quickabfall (<10% infaust; >40% Überleben ws.) Münchner Kriterien: Kreatinin >106 μmol/L und Quick <20-25% junges Alter (<10 Jahre) Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum Assoziiertes Institut der Universität Zürich 3
© Copyright 2024 ExpyDoc