Pädophilie - MedUni Wien

Veranstaltungsreihe
»Psychoanalyse im öffentlichen Raum«
Pädophilie
Podiumsdiskussion am 15.06.2014 um 11.00 Uhr
im Leopold Museum (Schiele-Saal)
(Eintritt mit gültiger Eintritts- oder Jahreskarte des Leopold Museum)
TeilnehmerInnen:
Univ.-Prof. Dr.
Klaus M. Beier
(Sexualmediziner)
Hilde Berger
(Schauspielerin, Autorin)
Priv.-Doz. Dr.
Fritz Lackinger
(Psychoanalytiker)
Dr. Barbara Helige
(Familienrichterin)
Moderation: Univ.-Prof.
Dr. Stephan Doering
(Psychoanalytiker)
Die Sigmund Freud Gesellschaft Wien veranstaltet im Rahmen der Reihe
»Psychoanalyse im öffentlichen Raum« diese Diskussion in Kooperation mit
dem Leopold Museum Wien. Vor dem Hintergrund der weltweit größten und
bedeutendsten Schiele-Sammlung im Leopold Museum und der Persönlichkeit Egon Schieles wird das Thema der Pädophilie aus sexualmedizinischer,
juristischer, künstlerischer und psychoanalytischer Perspektive diskutiert.
Der Kunstkenner am Haus und Psychotherapeut Dr. Diethard Leopold (siehe
Foto rechts) wird in einem kurzen Vortrag in die Thematik anhand des
Künstlers Egon Schiele einführen.
Egon Schiele hat vielfach minderjährige Modelle gemalt und wurde
verdächtigt, zum Teil auch sexuelle Beziehungen mit ihnen zu haben.
Dies hat ihm Ablehnung, Ausgrenzung und juristische Verfolgung gebracht. Heute ist das Thema sexueller Missbrauch von Kindern aktueller denn je: In Österreich aber auch anderswo findet eine Aufarbeitung
zum Teil lange zurückliegender Straftaten sowie der damit einhergehenden gesellschaftlichen und politischen Ignoranz statt. Diese Debatte
findet nicht selten sehr emotional und gelegentlich auch moralisch radikalisiert statt. Darüber hinaus vermittelt sie eine unzutreffende
Gleichsetzung von sexuellem Kindesmissbrauch und Pädophilie. Nicht
jeder Pädophile begeht sexuellen Kindesmissbrauch, und nicht jeder
Kindesmissbraucher ist pädophil. Damit eine Gesellschaft einen reifen
Umgang mit der Vielfalt menschlicher Sexualität findet und dabei sexuelle Straftaten nicht zulässt, ist Aufklärung dringend nötig. Die Übergänge von (gesunder) sexueller Neigung zu Störungen der sexuellen
Präferenz einerseits und zur Straftat andererseits müssen kritisch reflektiert und definiert werden. In diesem Sinne sollten Spielarten der
Sexualität, die kein Leid verursachen, toleriert werden, Menschen, die
Hilfe brauchen, soll eine adäquate Therapie angeboten werden, um
fremdgefährdendem Verhalten vorzubeugen, und Straftaten müssen in
angemessener Weise sanktioniert werden. Sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus politischer Sicht ist daher die Frage nach der geeigneten Behandlung der Pädophilie zu stellen. Hier gibt es inzwischen überzeugende Modelle und Strategien, wie etwa das deutsche Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ (www.kein-taeterwerden.de), das pädophilen Menschen therapeutische Hilfe bietet und sie dabei unterstützt, dass
Ihre Fantasien nicht zu Taten werden.
Informationen: Univ.-Prof. Dr. Stephan Doering, Präsident der Sigmund Freud Gesellschaft Wien
Tel.: 0043-1-40400 25190, E-Mail: [email protected]