Mit Aschenputtel in der Seifenoper

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DO NNERSTAG, 31. D EZEMBER 20 15
Mit
Aschenputtel in
der Seifenoper
Jennifer Lawrence als Selfmade-Woman:
In „Joy“ vertraut David O. Russell zum dritten
Mal auf das Charisma des jungen Stars.
MAGDALENA MIEDL
Sie hat es nie leicht gehabt:
Joy (Jennifer Lawrence), die Heldin
von „Joy – Alles außer gewöhnlich“
(ab Freitag im Kino) ist als Kind eine
begeisterte Bastlerin, der Oma eine
große Erfinderinnenzukunft voraussagt. Dann allerdings passiert
das Leben: Ihre geschiedenen Eltern (Virginia Madsen und Robert
De Niro) machen ständig Drama
und erwarten von Joy, die Wogen zu
glätten. Sie verliebt sich in den charismatischen Toni (Édgar Ramírez)
und bekommt zwei Kinder von ihm.
Mama kommt wochenlang nicht
aus dem Bett, weil sie süchtig nach
Seifenopern ist. Die Ehe mit Toni
geht auseinander, aus Geldmangel
zieht er in den Keller, wo auch
schon Papa lebt, nachdem er von
seiner Freundin rausgeworfen wurde. Und jedes Mal, wenn ein volles
Glas zerbricht, ein Rohrbruch das
Zimmer unter Wasser setzt, ein
Streit zu schlichten ist – dann ist es
Joy, die putzt, tröstet und die Rohrzange holt.
„Joy“ ist der dritte Film, in dem
David O. Russell die inzwischen
25-jährige Jennifer Lawrence einsetzt: In „Silver Linings“ (2012) war
sie noch die depressive junge Frau,
an deren Fantasie der bipolare Protagonist (Bradley Cooper) genesen
konnte. In „American Hustle“ spielWIEN.
te sie die unberechenbare Ehefrau
eines glamourösen Betrügers. Diesmal steht sie im Mittelpunkt als eine
Identifikationsfigur für jene Frauen, die sich im Hollywoodkino
sonst nie wiedererkennen: Alleinerzieherin, Multitaskingtalent und
Familienmanagerin. Sie „braucht
keinen Prinzen“, weiß sie schon als
Kind und trifft damit mitten ins
Herz jener, die es satt haben, eine
romantische Partnerschaft als Höhepunkt jeder Frauenbiografie verkauft zu bekommen.
„Joy“ beruht lose auf der Biografie der amerikanischen Geschäftsfrau Joy Mangano, die als Erfinderin
des „Miracle Mop“ berühmt wurde,
eines unentbehrlichen Putzgeräts,
das sie erfolgreich im Shoppingfernsehen vertreibt. Heute ist Mangano millionenschwere Präsidentin
ihres eigenen Unternehmens, eine
patente Person, die den Amerikanischen Traum des selbst gemachten
Erfolgs wie im Bilderbuch vorlebt.
David O. Russell bedient sich
auch bei anderen Biografien von
Unternehmerinnen und stöpselt so
eine Geschichte zusammen, die
dem Seifenopern-Suchtmittel von
Joys Mama im Film das Wasser reichen kann. Auch ästhetisch kokettiert Russell mit der Seifenoper,
schließlich geht es hier um ein Melodrama im Putzkübelmilieu, wenn
Joy mit von Glasscherben zerschnit-
Joy (Jennifer Lawrence) tröstet
den Herrn Papa
(Robert De Niro).
BILD: SN/ CENTFOX
tenen Händen den ersten Entwurf
ihres Super-Mops skizziert.
Unweigerlich gerät der Film dann
in allzu seichtes Fahrwasser, wenn
Joy nach mehreren gescheiterten
Anläufen und unfähigen Produktionspartnerschaften die Anwälte
und Ratgeber beiseite lässt und in
Westernmanier das Recht um ihre
Erfindung in die eigenen rissigen
Hausfrauenhände nimmt.
Eigentlich ist David O. Russell bei
„Joy“ einiges gelungen. Doch „eigentlich“ ist eben doch nicht gut
genug, wenn Russell sich nicht
recht entscheiden kann, welche Geschichte er denn nun erzählen
möchte: Die vom glaubwürdigen
Aufstieg einer unterschätzten
Hausfrau zur hemdsärmeligen Unternehmerin? Die von der Veränderung der amerikanischen Wirtschaft und der Medienwelt durch
das Shoppingfernsehen, ein Nebenstrang, der leider viel zu kurz
kommt? Oder ein kapitalistisches
Aschenputtelmärchen, das den
ausgelatschten „Wenn du es wirklich willst, schaffst du es auch“Glasschuh diesmal einer Wischmopp-Erfinderin überstreift?
Immerhin, das Ensemble ist mit
Bradley Cooper als Shoppingfernsehmanager, Robert De Niro, Édgar
Ramírez und Isabella Rossellini als
Investorin prominent besetzt, Jennifer Lawrence bei der Arbeit zuzusehen ist immer eine Freude, und
eine arbeitende Frau als Heldin
kommt im Kino ohnehin selten vor.
Film: Joy – Alles außer gewöhnlich.
Drama, USA 2015. Regie: David O. Russell. Mit Jennifer Lawrence, Robert De
Niro, Bradley Cooper, Édgar Ramírez,
Isabella Rossellini. Start: 1. 1.
Klassische Musik im Dienst der Arbeiter
Vor 110 Jahren Zeichen des Aufbruchs: Die vergessene Tradition der Arbeiter-Sinfoniekonzerte.
DEREK WEBER
Die Neujahrskonzerte der
Wiener Philharmoniker kennt und
schätzt die ganze Welt, auch wenn
sie vor 75 Jahren – 1941 – in einer für
Österreich dunklen Zeit ins Leben
gerufen worden sind. Von den
Wiener Arbeiter-Sinfoniekonzerten, die heuer ebenfalls ein Jubiläum zu feiern hätten, spricht niemand. In einer Zeit des kulturellen
Aufbruchs und des Aufstiegs der
österreichischen
Arbeiterbewegung fand das erste dieser Konzerte,
die vor allem in der Zwischenkriegszeit das Wiener Musikleben
bereicherten, vor 110 Jahren, am
29. Dezember 1905, statt.
Das Jahr 1905 war von Manifestationen nach der russischen Revolution geprägt gewesen. Im Oktober
und November 1905 hatte Wien
große Wahlrechtsdemonstrationen
erlebt. Die Sozialdemokraten hatten also vermutlich Wichtigeres im
Kopf, als ein Konzert zu organisieren, über dessen Erfolgsaussichten
geteilte Meinungen bestanden.
Etwas mehr als 28 Jahre später
gab es am Abend des 11. Februar
1934 das letzte Arbeiter-Sinfoniekonzert – gerade noch vor dem Ende der Demokratie in Österreich –
WIEN.
in äußerst aufgewühlter Atmosphäre. Auf dem Programm stand unter
anderem eine Suite aus Hanns Eislers Musik zum Film „Kuhle Wampe“. Das „Solidaritätslied“, das an
deren Ende steht, wurde von den
Anwesenden mit großer Emotion,
stehend und mit erhobener Faust
gesungen. Nach dem Konzert kam
es zu einer spontanen Demonstration. Tags darauf herrschte Bürgerkrieg, dann für vier Jahre der christliche Ständestaat, die österreichische Version des Faschismus.
Damit ging ein kultureller Aufbruch zu Ende, der dreißig Jahre
vorher mit großen Hoffnungen begonnen hatte. „Proleten“ in einem
„bürgerlichen“ Konzertsaal? Das
hatte sich vor dem Ersten Weltkrieg
wohl niemand vorstellen können,
außer ein paar „verrückten“, überoptimistischen sozialistischen Intellektuellen, Leuten wie dem Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei, Viktor Adler, und dem
Musikkritiker der „Arbeiter-Zeitung“, David Josef Bach.
Beide waren glühende Anhänger
Gustav Mahlers, von dem bekannt
ist, dass er sich 1905 unter die Menschen mischte, die für das allgemeine Wahlrecht auf die Straße gingen.
Adler und Bach waren auch bei der
Wiener Erstaufführung von Mahlers 3. Symphonie im Dezember
1904 dabei. Er wurde zum dritten
geistigen Vater dieser neuen Konzertkategorie. In den Jahren nach
1919 wurden nach und nach alle
Mahler-Symphonien in den ASK
aufgeführt, zur Feier des 200. Konzerts sogar die sehr aufwendige
Achte und Arnold Schönbergs
Chorwerk „Friede auf Erden“.
Für eine neue Schicht
von Konzertbesuchern
Was war das Besondere an diesen
Konzerten? Erstens sicherlich die
Tatsache, dass damit – auch weil die
Preise bewusst niedrig angesetzt
wurden – eine neue Schicht von
Menschen Zugang in die Konzertsäle erhielt und das bürgerliche Rezeptionsmonopol gebrochen war.
Zweitens wurde von Anfang an der
Stellenwert der zeitgenössischen
Musik akzentuiert: Schon im ersten
Konzert vom 29. Dezember 1905
wurden außer Beethovens „Eroica“
zwei von Wagners „Wesendonck“Liedern und Lieder von Hugo Wolf
gespielt.
Stand in der Anfangsphase der
ASK vor dem Ersten Weltkrieg die
neue Musik noch nicht im Vordergrund, so änderte sich dies rasch:
Bruckner, Dvořák und Tschaikowsky, die ja zu jener Zeit zeitgenössische Komponisten waren, hielten
Einzug in die Konzerte. Und im Februar 1912 wurde mit Frederick Delius’ „Messe des Lebens“ (auf Texte
aus Nietzsches „Also sprach Zarathustra“) ein zeitgenössisches Werk
uraufgeführt.
Goethe, Schiller, Beethoven,
Wagner und Nietzsche – das waren
die Ikonen des sozialdemokratischen Kunstverständnisses, sie
stellten das „kulturelle Erbe“ dar,
das man zu pflegen und weiterzugeben gedachte. Im Verlauf der
1920er-Jahre trat ein aktuellerer
(und politischerer) Akzent hinzu.
Anfangs leitete meist Ferdinand
Löwe, ein Bruckner-Schüler und
glühender Wagner-Anhänger, die
Konzerte, die vom 1900 gegründeten Konzertvereins-Orchester, dem
Vorläufer der Wiener Symphoniker,
gestaltet wurden. Nach Löwes Tod
im Jänner 1925 wurde der ZwölftonKomponist Anton Webern Hauptdirigent und Programmgestalter.
Wie so vieles sind auch die Arbeiter-Sinfoniekonzerte der dunklen
Zeit zwischen 1933/34 und 1945
zum Opfer gefallen.