Die YouTuber vom Hohbuch

CAMPUS
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DIENSTAG, 28. JULI 2015 – REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER
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E-Mail aus ...
Flint, Michigan
Maschinenbau-Professor Steffen Ritter verbringt ein Semester als Gastprofessor in den
USA an der renommierten Partnerhochschule Kettering University in Flint, Michigan.
Ging mit »Respekt« nach Flint/
USA und scheint
Gefallen daran gefunden zu haben:
Prof. Steffen
Ritter.
FOTO: PR
Hallo Reutlingen,
bei der Internationalität unserer
Hochschule ist es nicht nur für die Studierenden möglich, ins Ausland zu gehen. Auch für uns Professoren ergeben
sich die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Die Hochschule Reutlingen und die
Kettering University verbindet seit über
21 Jahren eine erfolgreiche Partnerschaft, die schon Hunderte Studierende
und viele Lehrende für einen Austausch
nutzen konnten. Ähnlich ist vor allem
die Art und Weise, bei aller Theorie den
Unterricht sehr praxisnah zu gestalten.
Somit ist der direkte Austausch mit den
hiesigen Kollegen unglaublich bereichernd. Spannend ist es natürlich auch,
die Studierenden hier in den Vorlesungen zu erleben. Neben den hochschulund landesspezifischen Eigenheiten ist
das Lehren und Lernen im Kern fast
gleich. Vor Flint als Stadt hatte ich Respekt. Einst als eine der kriminellsten
Städte der USA verrufen, merkt man
nun, dass die ehemalige Automobilhochburg in der Nähe von Detroit wieder Fuß
fasst und es Stück für Stück aufwärts
geht. Hier auf dem Campus oder in unserem Apartment fühlen wir uns sicher
und keinesfalls eingeschränkt. Die amerikanischen Kollegen tragen mit ihrer
freundlichen, offenen Art da natürlich
ein wesentliches Stück dazu bei.
Grüße aus den USA
Steffen Ritter
TIPPS UND TERMINE
Deutschlandstipendium
REUTLINGEN. Bis zum 6. September
können sich leistungsstarke Studierende
wieder für das Deutschlandstipendium
bewerben. Ein Jahr lang erhalten die Stipendiaten monatlich 300 Euro, unabhängig vom eigenen Einkommen oder
BAföG, und knüpfen wertvolle Kontakte
zu ihren Förderern. Die Kriterien für die
Stipendienvergabe
sind
überdurchschnittlich gute Noten (Abitur, Studienleistungen oder Bachelordurchschnitt),
aber auch bürgerschaftliches Engagement und familiäre Hintergründe werden
berücksichtigt. Alle Informationen gibt
es unter
gohsrt.de/deutschlandstipendium
Student Harun Saglam beim Videodreh vor einem »Greenscreen« – damit kann hinter Moderatoren, wie bei TV-Sendungen, ein anderer Hintergrund eingeblendet werden.
FOTO: PR
Fakultät Technik – Werbung für die Hochschule: Die machen Studierende mit einem eigenem Video-Kanal selbst
Die YouTuber vom Hohbuch
VON JULIANE SCHREINERT
REUTLINGEN. 1 337 Klicks verzeichnet
ihr beliebtestes YouTube-Video. Auf ihrem eigenen Kanal IPtv laden Studierende des International Project Engineering
(IP) regelmäßig Clips hoch, die ihren
Studiengang vorstellen oder hilfreiche
Tipps zum Studieren geben. Und auch
wenn sie noch keine Social-Media-Rekorde brechen, sind die Studierenden
mit Spaß bei der Sache. Zwölf Videos
sind mittlerweile auf IPtv online. In einem nimmt die Kamera den Zuschauer
mit durch die Fakultät Technik, gibt einen Einblick in die Vorlesung, die Bibliothek oder eine Exkursion. In anderen
werden die außergewöhnlichen Projekte
des Studiengangs gezeigt: vom Bau eines
Flugzeugs oder einer Kleinstwindkraftanlage bis hin zur Organisation einer eigenen Party-Reihe. Auch wichtige Informationen zum internationalen Praxissemester haben die Studierenden mit der
Kamera festgehalten.
Entstanden ist die Idee zu einem eigenen YouTube-Kanal im Seminar Project
Budgeting und Controlling. »Wir wollen
unseren noch relativ neuen Studiengang
bekannter machen«, erklärt Student Alexander Ravidat, »und da so gut wie jeder
junge Mensch heutzutage YouTube-Videos schaut, haben wir uns für diesen
Weg entschieden.« In jedem Semester
produziert ein Team von rund 30 Studierenden zwei bis drei neue Clips, nachdem sie an den konzeptionellen Grundlagen gearbeitet haben. Vom Drehbuchschreiben über die Organisation von Protagonisten und Drehterminen bis hin zur
Aufnahme, Schnitt und Postproduktion
nehmen die Studierenden jeden Schritt
selbst in die Hand. Unterstützung bekommen sie von Prof. Dr. Olaf Mäder,
der in seinem Seminar die Fortschritte
prüft, und von ihrem Kommilitonen Fabian Albrecht, der schon einige Erfahrung mit dem Filmen und Schneiden
sammeln konnte.
Vor allem das Erstellen der Konzepte
DER WEG ZU DEN VIDEOS
Wollen Sie sich ein YouTube-Video der
Hochschule ansehen? Hier bieten wir
Ihnen den entsprechenden QR-Code an.
Alles, was Sie benötigen, ist ein
Smartphone mit Kamera sowie eine
entsprechende QR-Reader-Software.
App starten, Handy-Kamera auf den
Code ausrichten – und Sie landen direkt
bei den Videos. (hat)
Der Clip läuft – eine Bildschirmansicht.
und Schreiben des Drehbuchs war für
die Studierenden der Fakultät Technik
Neuland. »Es läuft aber vieles über Learning by Doing«, resümiert Alexander Ravidat. Der 22-Jährige ist für das Vermarkten der Videos zuständig. Gemeinsam
mit seinem Team hat er einen Marketingplan erstellt, der die Ziele des Projektes
und deren Umsetzung beinhaltet. 2 500
Aufrufe pro Video jährlich will das IPtvTeam erreichen. »Die Videos sollen Studierenden, aber auch Studieninteressenten zeigen, was sich hinter dem Namen
International Project Engineering verbirgt. Wir denken, dass unser Studiengang mit seiner Mischung aus Technik,
Wirtschaft und internationalen Komponenten einzigartig ist«, so Ravidat. Als
angehende Wirtschaftsingenieure geht es
für die Studierenden darum, Projekte zu
strukturieren und zu planen, interdiszip-
linär zusammenzuarbeiten und Führungskompetenzen aufzubauen. Gerade
Letzteres stellt den ein oder anderen zu
Beginn vor Herausforderungen. »Meinen
gleichaltrigen Kommilitonen Anweisungen zu geben und nicht erfüllte Aufgaben mit Punktabzug zu bewerten, ist erst
mal nicht einfach gewesen. Man muss
sich entscheiden: Bin ich Freund oder
Chef?«, hat Alexander Ravidat in seiner
Funktion als Teamleiter gemerkt.
Doch der Zusammenhalt unter den
IP-Studierenden ist über mehrere Semester hinweg groß. »Es sind viele Freundschaften entstanden, und wir unternehmen auch nach den Vorlesungen alle etwas miteinander«, so Ravidat. Und den
Zusammenhalt der Studierenden kann
man sogar weiß auf blau sehen: Um den
Arm trägt Alexander ein Band, auf dem
»BE IP« steht. »Sei einer von uns« lautet
die Botschaft. (HS)
DER STUDIENGANG
Der Bachelor-Studiengang International Project Engineering bildet in sieben
Semestern internationale Projektingenieure aus. Insgesamt 53 Prozent des
Studiums bestehen aus naturwissenschaftlichen und ingenieurswissenschaftlichen Inhalten, 25 Prozent BWL
und 22 Prozent Team- und Projektmanagement sowie Sprachen. Die Hälfte
der Vorlesungen findet auf Englisch
statt und auch das Praxissemester erfolgt im nicht-deutschsprachigen Ausland. (HS)
Integration – Studentenorganisation oikos Reutlingen hilft Flüchtlingen. Bereits die ersten Freundschaften
Im Tandem in ein neues Leben
VON JULIANE SCHREINERT
Eine Seite des GEA in Zusammenarbeit
mit der Hochschule Reutlingen.
www.gea.de/campus
REUTLINGEN. »Wir müssen etwas tun,
um Flüchtlingen zu helfen. Das ist
nichts, was weit von uns entfernt stattfindet, denn die Menschen leben mitten
unter uns hier in Reutlingen«, erklärt
Kristina Gehrke den Hintergrund für das
aktuelle Projekt der studentischen Initiative oikos Reutlingen. Oikos beschäftigt
sich mit Themen der Nachhaltigkeit und
seit Beginn des Jahres eben auch mit der
lokalen Flüchtlingshilfe. Schon im Vorfeld sind die Studentinnen Kristina Gehrke und Sophie Lorz durch die vielfältige
mediale Berichterstattung über Unglücke
von Flüchtlingen im Mittelmeer, Anschläge auf Flüchtlingsheime, aber auch
positive Beispiele von engagierten Menschen und Organisationen darauf aufmerksam geworden, dass hier etwas passieren muss.
Das Rad wollten sie nicht neu erfinden, also wandten sich die Studierenden
an die Diakonie Reutlingen, wo bereits
der Kontakt zu Flüchtlingen besteht und
ihnen beispielsweise mit Asylcafés geholfen wird. Schnell entstand in der Zusammenarbeit die Idee zu einem Sprachund Freizeittandem: Je ein Student und
ein Flüchtling finden sich zusammen,
um Zeit miteinander zu verbringen.
Mehr als 60 Interessenten kamen zum
Beim Sommerfest des Baden-Württemberg-Stipendiums sammelten Kristina Gehrke (Mitte),
Mehri Behbehani (links) und Ellinor Amini fast 500 Euro für das Tandem-Projekt. FOTO: PR
ersten Auftakttreffen an der Hochschule
Reutlingen. Seitdem sind erste Freundschaften entstanden. Gemeinsam Sport
machen, kochen, ins Kino gehen – die
Studierenden binden die Jugendlichen
aus aller Welt in das Reutlinger Leben
ein und versuchen, ihnen bei der Integration zur Seite zu stehen. Kontakte und
Treffen entstehen beispielsweise über
die Facebook-Gruppe »connect Reutlingen«, in der sich alle Teilnehmer des Pro-
jektes austauschen und verabreden können. Auch in der großen Runde finden
alle zum Picknicken, Grillen oder Sport
zusammen.
»Unser Ziel ist es, dass Studierende
innerhalb ihrer Möglichkeiten einen Beitrag zur Verbesserung der Situation der
Flüchtlinge in Reutlingen leisten. Wir sehen großes Potential, da viele Flüchtlinge ebenfalls jung sind und studiert haben
und es deshalb viele gemeinsame Inte-
ressen gibt«, so die Studentin von International Fashion Retail, Kristina Gehrke.
Der Kontakt zu »Einheimischen« soll bei
der organisatorischen, sprachlichen,
aber auch menschlichen Orientierung in
der neuen Umgebung helfen.
Dass kulturelle Unterschiede durchaus auch für Schwierigkeiten sorgen
können, wurde den Initiatoren des Projekts schnell bewusst. So ist beispielsweise das freundschaftliche Verhältnis
zwischen Männern und Frauen nicht für
alle eine Selbstverständlichkeit. »Wir haben Do’s und Dont’s aufgestellt, um alle
im Umgang miteinander zu sensibilisieren und Missverständnissen vorzubeugen«, erklärt Gehrke. Auch ein interkulturelles Training mit der Diakonie Reutlingen soll dazu beitragen, die jeweiligen
Gepflogenheiten besser zu verstehen.
Für das nächste Semester will oikos
Reutlingen die Flüchtlinge noch etwas
stärker in das Hochschulleben einbinden
– über die Organisation von Gasthörerschaften. »Durch Auslandssemester und
Praktika sind unsere Studierenden viel
unterwegs. Es wäre wünschenswert,
eine Stabilität und Nachhaltigkeit in das
Projekt zu bekommen. Wenn die Flüchtlinge als Gasthörer an Vorlesungen teilnehmen könnten, ergäbe sich der Kontakt zu den Studierenden automatisch«,
betont Kristina Gehrke. (HS)