Visueller Komfort und Tageslicht am Büroarbeitsplatz

Dr.-Ing. Cornelia Moosmann
Visueller Komfort und Tageslicht am Büroarbeitsplatz
Eine Felduntersuchung in neun Gebäuden
FACHGEBIET BAUPHYSIK UND TECHNISCHER AUSBAU (fbta)
Motivation
■
■
■
Tageslicht wird von vielen Nutzern geschätzt
Biologische Wirksamkeit (Beleuchtungsstärke, spektrale Zusammensetzung)
Potential der Energieeinsparung
Energieeinspar ng (EnEV/DIN V 18599)
aber...
■ Präferiertes Helligkeitsniveau von Nutzern
((z. B. 100 – 600 lx oder 200 – 1200 lx zusätzlich zum Tageslicht)
g
)
■ Alterseinfluss (höhere Beleuchtungsstärke für gleiche Sehleistung)
■ EnEV 2014: tageslichtabhängige Dimmung und Konstantlichtkontrolle
als Referenztechnologie in Büroräumen,
Wartungswert der Beleuchtungsstärke 500 lx (DIN V 18599-10)
■ Kein genormtes Bewertungsverfahren für Blendung durch Tageslicht
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Ziel der Arbeit
■
Ermittlung und Gewichtung alltagsrelevanter Einflussgrößen des visuellen
Komforts an tageslichtversorgten Arbeitsplätzen
■
Ermittlung von Einflussgrößen der präferierten Beleuchtungsstärke
■
Ermittlung von Einflussgrößen der Blendungsbewertung
Blendungsbewertung,
Überprüfung des Blendungsindex‘ „Daylight Glare Probability“
■
Berücksichtigung jahreszeitlicher und architektonischer Parameter
(Fensterflächenanteil, Büroart, Atrium)
■
Einfluss von Raumklimabedingungen
g g ((thermischer Komfort))
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Gliederung
■
Anlass der Untersuchung
■
Methodik
■
Ergebnisse: Nutzerbewertung und -verhalten
■
Fazit
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Felduntersuchung in neun Bürogebäuden
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Messungen und Befragungen in je 15 Räumen
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zweiwöchige Messung
in jeder Jahreszeit
Befragung der Nutzer
am Ende jeder Messung
539 Messreihen
verschiedener Licht- und
Raumklimaparameter
ca. 900.000
Leuchtdichtebilder
Nutzereingriffe
(6.600 Eingriffe
Kunstlicht,
Kunstlicht
3.500 Eingriffe
Sonnenschutz)
977 Fragebögen
g
g von 461
Probanden
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Gliederung
■
Anlass der Untersuchung
■
Methodik
■
Ergebnisse: Nutzerbewertung und -verhalten
■
Fazit
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Nutzerbewertung und Beleuchtungsstärke
■
Nutzer empfinden
Beleuchtungsstärken
um 500 lx häufig als
sehr oder eher dunkel.
■ Varianzanalyse:
■
■
■
■
8
signifikanter
g
Einfluss der
horizontalen Beleuchtungsstärke auf die Helligkeitsbewertung
F=31
F
31.8
8
Fehlerwahrscheinlichkeit
p<0.001
Stichprobengröße N=758
Effektstärke f=0.20
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Einfluss der Jahreszeit
■
Im Sommer werden
Beleuchtungsstärkeniveaus neutral bewertet,
die im Winter als sehr
hell empfunden werden.
■ RE-Modell,,
■
■
■
■
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unbalanced panel:
signifikanter
Zusammenhang
R²=0
R
0.21
21
F=49.2
Fehlerwahrscheinlichkeit
p<0.001
Stichprobengröße N=758
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Änderungswünsche der Nutzer
■
Bei 67 % der
Befragungen wird keine
Veränderung der
Helligkeit am Arbeitsplatz
gewünscht.
■
Jüngere Nutzer
wünschen häufiger
mehr Helligkeit als
ältere Nutzer
(unter 30 Jahren 34 %,
ab 50 Jahren 16 %).
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Einfluss des Alters – zylindrische Beleuchtungsstärke
■
■
Je jünger die Probanden,
desto höhere zylindrische
Beleuchtungsstärken
werden als angenehm
bewertet.
Reduktion des
Zeichenkontrastes des
Monitors durch vertikale
Beleuchtungsstärke
■ Varianzanalyse:
■
■
■
■
11
signifikanter
Zusammenhang
F=8
F
8.65
65
Fehlerwahrscheinlichkeit
p<0.001
Stichprobengröße N=500
Effektstärke f=0.23
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Einfluss des Fassadentyps
■
Je größer der Fensterflächenanteil desto
höhere BeleuchtungsBeleuchtungs
stärken werden erwartet.
■
Ausnahme:
Ganzglasfassade in der
Kühlperiode
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Einfluss des Fassadentyps
■
■
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Je größer der
Fensterflächenanteil,
desto häufiger/rigoroser
wird der Sonnenschutz
geschlossen, vor allem
im Sommer.
Nutzer, die den Sonnenschutz einsetzen, weil
ihnen zu warm ist
ist,
bevorzugen ein
niedrigeres Beleuchtungsstärkeniveau
(Mittelwert 922 lx versus
1084 lx, N=329).
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Anteil der individuellen
Arbeitszeit mit geschlossenem
Sonnenschutz
(mindestens 80 % der
Fensterfläche verschattet)
Lochfassade
9,2
9
2%
(Sommer: 8,6 %, Herbst 9,1 %)
Band
Bandfassade
8,6
8
6%
(Sommer: 16,5 %, Herbst 5,1 %)
Ganzglas
Ganzglasfassade
16,7
16
7%
(Sommer: 27,1 %, Herbst 13,6 %)
Bevorzugte Beleuchtungsstärke – Einflussgrößen
■
■
■
■
■
■
Außenbeleuchtungsstärke (je höher die Außenbeleuchtungsstärke, desto höher
die Beleuchtungsstärke am Arbeitsplatz)
Jahreszeit (Frühling: höhere Beleuchtungsstärke
Beleuchtungsstärke, zusätzlich zu Abhängigkeit
von Außenbeleuchtungsstärke; Sommer: thermischer Komfort, Schutz vor
hohen Wärmeeinträgen)
Häufigkeit
g
der Abstimmung
g mit Kollegen
g bezüglich
g
des Kunstlichts und
Sonnenschutz (je weniger Abstimmung erforderlich, desto eher wird das
Kunstlicht eingeschaltet bzw. der Sonnenschutz geschlossen)
Ausblick aus dem Fenster (je angenehmer der Ausblick, desto höher die
B l
Beleuchtungsstärke
ht
tä k am Arbeitsplatz)
A b it l t )
Alter der Probanden (je jünger, desto höhere Beleuchtungsstärke – Einfluss der
Blendempfindlichkeit)
Fensterflächenanteil des Raumes (je größer der Fensterflächenanteil
Fensterflächenanteil, desto
höher die Beleuchtungsstärke)
Diese Faktoren können 48 % der Streuung erklären
erklären.
(RE-Modell, unbalanced panel: R²=0.481, F=34.0, N=342)
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Lichtmanagement
■
Nutzer bewerten
Kunstlichtanlagen mit
tageslichtabhängiger
Regelung als dunkler als
manuell geschaltete
Anlagen.
■ Varianzanalyse:
■
■
■
■
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signifikanter
Zusammenhang
F=10
F
10.46
46
Fehlerwahrscheinlichkeit
p=0.001
Stichprobengröße N=743
Effektstärke f=0.12
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Lichtmanagement
■
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Anteil Arbeitszeit mit eingeschaltetem Kunstlicht und Beleuchtungsstärke an
den Arbeitsplätzen (Mittelwerte der Medianwerte)
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manuell
geregelt
Anteil Arbeitszeit
mit eingeschaltetem
Kunstlicht
30 %
21 %
Kunstlicht aus
603 lx
824 lx
Kunstlicht an
819 lx
862 lx
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Beleuchtungsstärke vor dem Einschalten – Jahreszeiten
■
■
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Mittelwert der horizontalen Beleuchtungsstärke an allen Arbeitsplätzen im
Raum vor dem Einschalten des Kunstlichts:
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
467 lx
377 lx
246 lx
160 lx
Anteil der Einschaltvorgänge, bei denen am dunkelsten Arbeitsplatz im Raum
schon vor dem Einschalten über 500 lx geherrscht haben:
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Frühling
Sommer
Herbst
Winter
26 %
15 %
8%
7%
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Lichtmanagement – Beleuchtungsstärke im Frühling
■
Das Einschalten manuell
gesteuerter Anlagen
erfolgt im Frühling im
Mittel bei 504 lx, das
Einschalten tageslichtabhängig geregelter
A l
Anlagen
b
beii 347 llx.
■ Varianzanalyse:
■
■
■
■
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signifikanter
Zusammenhang
F 41 3
F=41.3
Fehlerwahrscheinlichkeit
p<0.001
Stichprobengröße N=1059
Effektstärke f=0.20
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Zusammenfassung
■
Die Probanden sind überwiegend zufrieden mit der Helligkeit an ihrem
Arbeitsplatz: Bei 67 % der Befragungen wird keine Veränderung gewünscht.
■
Qualität der Aussicht und Fensterflächenanteil beeinflussen das gewünschte
Helligkeitsniveau und die Blendungsbewertung: Je angenehmer die Aussicht
bei gleichzeitig moderaten Fensterflächenanteilen, desto höher sind
gewünschte Beleuchtungsstärke und tolerierte DGP-Werte.
DGP Werte.
■
Die Bandbreite der Beleuchtungsstärken, die akzeptiert werden, ist groß, die
horizontale Beleuchtungsstärke liegt oft bei über 500 lx am Arbeitsplatz.
■
Bei großen Fensterflächen werden höhere Beleuchtungsstärken erwartet,
in Räumen an Atrien niedrigere.
■
Die präferierte Beleuchtungsstärke ist nicht statisch, sondern wird von sich
ändernden Faktoren wie Außenbeleuchtungsstärke und Jahreszeit stark
beeinflusst.
■
Im Sommer beeinflusst der thermische Komfort das Nutzerverhalten und die
präferierte Beleuchtungsstärke.
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Was tun? Visueller Komfort in der Planung
■
In Zellenbüros ist die Nutzerzufriedenheit im Mittel höher als in Großraumbüros.
■
Viele Nutzer legen Wert auf eine gute Tageslichtversorgung und den Ausblick
aus dem Fenster und präferieren moderate Fensterflächenanteile.
■
Künstliche Beleuchtung und Sonnen- bzw. Blendschutz sollten einfach zu
bedienen und individuell anpassbar
p
sein,, sie sollten eine Beleuchtungsstärke
g
am Arbeitsplatz deutlich oberhalb der normativen Mindestanforderungen
zulassen.
■
Automatische Steuerungen (Kunstlicht
(Kunstlicht, Sonnenschutz) werden von Nutzern vor
allem dann als unangenehm empfunden, wenn Regelstrategien nicht
nachvollziehbar sind und die Helligkeit am Arbeitsplatz nicht den Erwartungen
entspricht.
■
Dieser Untersuchung zufolge kann auch der Blendungsindex DGP Blendung
durch Fenster im Alltag nur mit begrenzter Genauigkeit vorhersagen, vermutlich
aufgrund der großen individuellen Unterschiede.
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Felduntersuchungen sind spannend...
Vielen Dank!
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