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„Unser Sohn ist anders, nicht krank“
Wer ein Kind mit der Diagnose Trisomie 21 hat, ist nicht gestraft, sondern hat ein besonders reiches Leben, finden Rita
und Jens Neugebauer. Ihren Sohn Nils sehen sie als einen Schatz. Doch das war nicht von Anfang an so.
WELT-DOWN-SYNDROM-TAG
HELKE RENNER
Coburg — Der sechsjährige Nils ist
ein fröhliches Kind. Und unkompliziert. Die Freundinnen seiner
neunjährigen Schwester spielen
liebend gern mit ihm, wenn sie zu
Besuch sind. „Mich hat der Kleine
unheimlich geerdet“, sagt Vater
Jens Neugebauer. Ist das nicht
normal in einer Familie mit Kindern? Heute beantworten Nils’
Eltern das mit Ja. Aber als ihr
Sohn vor sechs Jahren auf die Welt
kam, haben sie das noch anders
gesehen. Denn Nils wurde mit
dem Down-Syndrom geboren –
völlig unerwartet. Alle Voruntersuchungen während der Schwangerschaft waren unauffällig.
„Für uns brach nach
der Geburt erst einmal eine Welt zusammen.
Ein
halbes Jahr sind
wir durch ein
tiefes Tal der
Tränen gegangen“, erzählt Jens
Neugebauer.
Das Schlimmste
sei gewesen, im Internet
nachzulesen, was dort über
Trisomie 21, so die medizinische
Bezeichnung des Down-Syndroms, steht. „Aber wir hatten
Glück. Nils hat keinen Herzfehler,
nur eine Laktose-Intoleranz.“
Die Familie stellte ihre Ernährung
um und bekam das Problem in
den Griff.
Offener Umgang mit Anderssein
Als der Junge geboren wurde, lebten die Neugebauers noch in Sonneberg. „Es wäre leicht gewesen,
ein Down-Syndrom-Kind zu verstecken. Wir haben das nicht getan, sondern unsere Freunde informiert“, sagt der Vater. Die Reaktion sei durchweg positiv gewesen. Das habe ihnen Mut gemacht. Später, als Nils bereits einen integrativen Kindergarten in
Sonneberg besuchte, sind die
Neugebauers sogar über die Tageszeitung und den regionalen
Fernsehkanal an die Öffentlichkeit gegangen. Sie wollten damit
allen sagen, dass Trisomie 21 keine
Krankheit ist, sondern eine Chromosomenstörung. „Down-Syndrom-Kinder sind nicht krank,
sondern anders.“
Auf den Beitrag in den Medien
hat die Familie viel Zuspruch bekommen. „Es haben sich andere
Eltern aus der ganzen Region gemeldet.“ Das war 2012. Bereits
2009 hatten sie eine Selbsthilfe-
gruppe gegründet. „Wir hatten
Mitglieder aus Coburg, Kronach,
und Sonneberg“, erzählt Jens
Neugebauer. Zwar sei die erste
Gruppe auseinandergegangen,
weil Mitglieder weggezogen sind,
aber es haben sich wieder andere
Eltern zusammengefunden. Diesmal sind auch Mütter und Väter
aus Lichtenfels mit angesprochen.
Im vergangenen Jahr ist die Familie mit ihren inzwischen drei
Kindern nach Coburg-Lützelbuch
gezogen. Es hatte mit dem bevorstehenden Schulbesuch von Nils zu
tun. „In Sonneberg haben wir
nichts gefunden, was uns zugesagt
hätte“, sagt Rita Neugebauer. Also
sahen sie sich in Coburg um und
wurden bei Fisco (Förderverein integrative Schule
Coburg) fündig. Nils
geht zurzeit noch in
den integrativen
Kindergarten Regenbogen auf der
Bertelsdorfer Höhe und fühlt sich
dort wohl.
Seine Mutter und
sein Vater werden indes nicht müde, anderen
Eltern Mut zu machen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Auch
wenn sie wissen, dass es nicht
leicht ist, mit der Nachricht zu leben, dass ein Kind mit Trisomie
21 zur Welt kommen wird, würden sie sich mit ihrer heutigen Erfahrung nicht für eine Abtreibung
entscheiden. „Bevor Eltern diesen
Schritt gehen, sollten sie sich mit
anderen Müttern und Vätern von
Down-Syndrom-Kindern in Verbindung setzen und sich mit ihnen
über deren Erfahrungen austauschen.
Selbsthilfe und Internetseite
Um Austausch geht es auch bei der
Selbsthilfegruppe „Eltern helfen
Eltern“. „Wir treffen uns alle acht
Wochen, reden miteinander über
unseren Alltag und geben uns gegenseitig Tipps“, sagt Rita Neugebauer. Seit drei Jahren versucht
Jens Neugebauer zudem, eine
entsprechende Internetseite einzurichten. Aber das stellte sich als
schwierig heraus. „Ich arbeite
Vollzeit und habe dazu keine
Zeit“, erläutert er. Einen Fachmann zu finden, sei nicht schwer
gewesen. Doch dafür musste Geld
zur Verfügung stehen, das die Familie nicht hatte. Schließlich kam
Hilfe von Andreas Maier, einem
Zahnarzt aus Sonneberg und von
der Zahnärztevereinigung „Al
Dente“. Der Coburger Tim
Die Geschwister Neugebauer mögen sich. Dass Nils (links) mit Trisomie 21 geboren wurde, ist für seinen dreijährigen Bruder Lino und seine neunFotos: privat
jährige Schwester Luna kein Problem.
Ament, der eine Werbeagentur
betreibt, spendete eine Internetseite. „Damit bleibt uns das Geld
von den Zahnärzten, um Informationsmaterialien zu beschaffen.“
Flyer für Eltern von Down-Syndrom-Kindern und andere Interessierte gibt es schon. Dort findet
sich ein Ausspruch Richard von
Weizsäckers: „Es ist normal, verschieden zu sein.“ Und das nicht
nur am heutigen Down-Syndrom-Tag.
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Kontakt
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VON UNSERER MITARBEITERIN
Selbsthilfegruppe Die Selbsthilfegruppe „Eltern helfen Eltern“ ist per E-Mail unter
ritaundjens_neugebauer
@web.de. erreichbar. Weitere
Informationen gibt es auf der
neuen Internetseite www.lebensfrohhoch3.de oder bei der
Beratungsstelle der Stadt unter
Telefon 09561/891576.
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