Windkraft: der Hebel für traumrenditen

bizz
energy.
März 2016
Das Wirtschaftsmagazin
für die Energiezukunft
bizz-energy.com
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Windkraft: Der Hebel
für Traumrenditen
Grüne Fonds
Dieselgate
Hochschulreport
Was die neuen Öko-Siegel
wirklich bringen
Wie die EU-Kommission jetzt
die Luftverpestung stoppen will
Die besten Studiengänge und
Programme im Energie-Bereich
Wir fördern
das Gute in NRW.
Sabine Baumann-Duvenbeck und ihr Kraftpaket –
unterstützt durch die Fördermittel der NRW.BANK.
Die Stärke mittelständischer Unternehmen ist ein wichtiger Motor der Wirtschaft in
unserer Region. Eine Eigenschaft, die es wert ist, gefördert zu werden. Z. B. durch den
NRW.BANK.Effizienzkredit: Zinsgünstige Darlehen von 25.000 bis 5 Millionen Euro
für Modernisierungen, die Ihre Anlagen zukunftsfähig machen. Sprechen Sie mit
uns über Ihre unternehmerischen Ziele.
www.nrwbank.de/staerke
editorial.
Traumrenditen
Windparks auf hoher See sind ein Rettungsring für die
Stromkonzerne, aber für Verbraucher ein teurer Spaß
Foto: Roy von Elbberg
Liebe Leserinnen und Leser,
diese Ergebnisse haben uns überrascht. Wir
staunten nicht schlecht, als unsere ResearchAbteilung ihre Modellrechnungen zu OffshoreWindparks präsentierte. Mit den Anlagen auf
hoher See sind traumhafte Eigenkapitalrenditen
von mehr als 25 Prozent zu erzielen, selbst bei
vorsichtigen Annahmen, zum Beispiel in Bezug
auf die Windausbeute.
Sicher sind auch die Risiken nach wie vor
hoch. Aber die erwarteten Gewinne liegen heute
deutlich über den Werten, mit denen global
agierende Finanzinvestoren wie Blackstone im
Private-Equity-Bereich kalkulieren. Wie ist das
möglich? Viele Offshore-Kinderkrankheiten sind
überwunden, die Lernkurve der Branche war in
den vergangenen Jahren steiler als erwartet –
während die Bundesregierung die Vergütungssätze seit Langem nicht mehr angetastet hat.
Kein Wunder also, dass Offshore-Renditen zu
den gut gehüteten Geheimnissen einer Branche
gehören, die 2015 einen neuen Zubau-Rekord verzeichnete. Die einst übermächtigen Stromkonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW sehen in
den Parks auf hoher See einen Rettungsring für
ihr untergehendes Geschäftsmodell. Proteste von
Verbraucherschützern sind programmiert; erste
Kostproben sind in unserer Titelgeschichte ab
Seite 14 zitiert.
Auch andere Verbraucherthemen verdienen
Ihre Aufmerksamkeit: Ökosiegel für Fonds sollen
mehr Transparenz in den Dschungel der nachhaltigen Geldanlage bringen. Der Vorsatz ist lobenswert, die Ausführung kritikwürdig (Seite 26).
Auf den VW-Abgasskandal reagiert die Brüsseler EU-Kommission jetzt – auch auf Druck des
Europaparlaments – mit schärferen Vorgaben
für Diesel-Emissionen und sagt der Kungelei
zwischen Autoherstellern und Prüfdiensten den
Kampf an (Seite 32). Von Dieselgate hat die Elektromobilität übrigens bislang nicht profitiert. Und
auch die jetzt regierungsintern viel diskutierten
Kaufprämien für Elektroautos sind keine Lösung
(Seite 62).
Bei der Lektüre wünsche ich Ihnen in jedem
Fall neue Erkenntnisse und Lesespaß.
Joachim Müller-Soares
Herausgeber und Chefredakteur
[email protected]
3
Inhalt.
titelgeschichte
26
Siegel-Chaos
statt Klimaschutz
Dringend gesucht: Ein Standard für die
Bewertung von Nachhaltigkeits-Fonds
14
42
Schatz auf hoher See: OffshoreIndustrie senkt Kosten – und
Investoren verdienen prächtig
Marktreif: Energiesparende Kühlung
Mit der altbekannten Magnetokalorik
werden Prozesse effizienter
48
Durchblick im grünen
Studiendschungel
Wie Hochschulen und Absolventen
auf die Globalisierung der deutschen
Energiewende reagieren
4
VW-Skandal: Rauchverbot aus Brüssel
EU-Kommissionspräsident Juncker sagt Kungelei den Kampf an:
Er will Prüfdienste und Industrie entflechten
Foto: Siemens (2), HTW Berlin/Maria Schramm, Fotolia, WS-Design, fotolia
32
inhalt.
kurz&gut.
Foto des Monats
Meldung des Monats
Zahl des Monats
Innovation des Monats
6
8
10
11
Frage des Monats:
Kommt die Wasserstoffwirtschaft?12
finance.
markets.
Grüne Geldanlage
ist kompliziert
Netzwerk für
die Zukunft
Die Branche ringt leidenschaftlich
um Mindeststandards für die
Bewertung von nachhaltigen
Publikumsfonds
26
Erneuerbaren-Studiengänge:
Mit Blick auf den ersten Job zählen
vor allem Praxisanteile und ein
48
internationales Profil
dossier.
governance.
Wie viel man mit Offshore verdienen kann
Dieselgate:
Die neuen EU-Regeln
Renditeberechnungen zeigen:
Windkraft auf hoher See ist für
Investoren ein tolles Geschäft
Der Kommissionspräsident forciert
den Kampf gegen die Kungelei
höchstpersönlich
32
titelgeschichte
14
Kolumne Friedbert Pflüger
Warum die Zinsentscheidungen der
US-Zentralbank den Ölpreis
mitbestimmen
40
technology.
Deutschlands und Österreichs Strommarkt zerfällt
Der Druck auf die Netze steigt. Ein
Opfer: Die europäische Integration.
Gemeinsame Märkte wackeln
58
Kaufprämien für E-Autos
sind keine Lösung
Ein Gastbeitrag des Automobil­
ökonomen Willi Diez
62
community.
Auf- und Absteiger des Monats Impressum
Inserentenverzeichnis
News
Mal ganz Grundsätzlich gefragt …
64
64
65
65
66
Effizienz, die aus der
Kälte kam
Auch beim Kühlen ist Effizienz
gefragt: Mit der Magnetokalorik
erreicht ein seit fast hundert Jahren
bekannter Effekt in der Anwendung
die Marktreife
42
Täglich aktuelle
News:
www.bizz-energy.com
5
kurz&gut.
6
kurz & gut.
Foto des Monats
Gasschwemme
aus dem Süden
Unwirtlich. Vor der Westküste Australiens
geht in diesen Wochen das weltgrößte Verladeterminal für Flüssiggas in Betrieb – das
Gorgon Project. Unter der Führung des USKonzerns Chevron entstand auf Barrow Island
ein riesiger Industriekomplex, der vor allem
den asiatischen Markt versorgen soll. Aus Offshore-Feldern strömt das Gas auf die rund 200
Quadratkilometer große, quasi unbewohnte
Insel, wo es heruntergekühlt und verflüssigt
wird. Die Jahreskapazität der drei LNG-Anlagen
liegt bei 2,6 Milliarden Kubikmeter – etwa drei
Prozent des deutschen Verbrauchs. Das Timing
ist indes mies. Mit dem Öl- ist auch der Gaspreis
abgestürzt. Zwar hat das Chevron-Konsortium
80 Prozent der Produktion bereits im Vorfeld
verkauft, doch es drohen Nachverhandlungen. In Australien wird an zahlreichen LNGTerminals gebaut. 2020 wird das Land Qatar als
größten Gasproduzenten der Welt überholen.
Foto: Chevron Australia Pty Ltd
7
kurz & gut.
Undicht: Der Schacht
Asse zeigt, wie schwer
Endlagerung ist
Meldung des Monats
Von Jakob Schlandt
Die Verhandlungen um die Zukunft der
Atomrückstellungen drohen zu scheitern, zum Schaden aller Beteiligten. In
Gesprächen mit den Betreibern ist der
Atomkommission mit Jürgen Trittin
(Grüne), Ole von Beust (CDU) und Matthias Platzeck (SPD) bislang kein Durchbruch gelungen.
Bei dem Milliardengeschacher hat
man sich lediglich auf ein grundsätzliches Modell geeinigt. Das Grundprinzip:
Die Gesamthaftungsmenge wird aufgeteilt. Die Atomkonzerne Eon, RWE,
Vattenfall und EnBW bleiben für den
Rückbau der Kraftwerke verantwortlich. Das kostet mit vermutlich rund 20
Milliarden Euro knapp die Hälfte der
Rückstellungssumme. Die Risiken sind
gut einschätzbar. Zwischen- und Endlagerung dagegen soll der Staat übernehmen – denn die Kosten dafür fallen über
8
einen viel längeren Zeitraum an, in dem
es die Konzerne womöglich nicht mehr
gibt. Und: Die Risiken sind schwerer einschätzbar, belasten die Versorger also
stärker. Soweit ist man sich einig, denn es
gibt für beide Seiten etwas zu gewinnen.
Allerdings: Über die „Ablösesumme“,
die bis 2022 eingezahlt werden müsste,
Die Energieriesen
sehen sich als die
Gegängelten – und
fordern einen Rabatt
gibt es Streit. In den Konzernschatullen
lagern für diesen Zweck derzeit rund 18
Milliarden Euro. Zu wenig, meinen die
Politiker der Kommission. Sie wollen
auch etwas dafür haben, dass die Risiken
den Steuerzahlern aufgebürdet werden.
Von einem Aufschlag von 30 Prozent als
Minimalziel ist in Verhandlungskreisen
die Rede – und eigentlich sei sogar noch
mehr angemessen. Schließlich war ein
Bericht von Wirtschaftsprüfern im vergangenen Jahr zum Ergebnis gekommen,
dass es durchaus teurer werden könnte.
Die Atom-Manager sehen sich als
Dauergegängelte – und antworteten
mit einer Gegenforderung. Ein moderater Aufschlag werde akzeptiert, gleichzeitig wollen sie aber, dass gegenläufige
Forderungen verrechnet werden: Zum
Beispiel für die Rücknahme der Klagen
gegen den Atomausstieg. Das wiederum
wäre ein inakzeptabler Gesichtsverlust
für die Bundesregierung.
Nun soll bis April weiterverhandelt
werden. Verzocken sich die Konzerne?
Ihr Aktienkurs leidet unter der Unsicherheit. Und Ex-Umweltminister Trittin hat
bereits gewarnt, dass es keine Einigung
um jeden Preis geben wird.
Foto: Wikipedia, Stefan Brix
Milliarden-Geschacher um Atome
BDEW
Kongress 2016
8.– 9. Juni 2016
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Hochkarätige Redner diskutieren
die Herausforderungen der Branche.
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kurz & gut.
Elektrische Fahrt ins
grüne Paradies
Costa Rica. Der Karibikstaat entwickelt sich zum Eldorado für Erneuerbare. Nachdem Costa Rica im vergangenen Jahr schon rund 98 Prozent
seines Strombedarfs durch Regenerative decken konnte, nimmt die Regierung jetzt den Ausbau der E-Mobilität
ins Visier. Dazu soll ein landesweites
Ladenetz entstehen. Die Pläne seien
„auf gutem Weg“, sagt Allan Blanco
Coto, der beim staatlichen Versorger
Costa Ricas die E-Mobilitätssparte
führt. Ende April will die Generalversammlung über den Gesetzesentwurf
abstimmen, im August sollen bereits
die ersten Stromtankstellen stehen.
Costa Rica setzt künftig auf E-Flitzer
Zahl des Monats
E-Mobilität und Batteriebedarf
provozieren Preiskrieg um Lithium
Während der Ölpreis weiter auf niedrigem Niveau dümpelt und auch andere
Rohstoffe heftige Preisverluste verzeichnen, erlebt Lithium einen Höhenflug. Das sehr leichte
Alkalimetall profitiert von der Elektromobilität und den
Investitionen in Batteriespeicher, auch
für den Stromsektor.
Gleichzeitig sind die
verfügbaren Produktionskapazitäten in
den Hauptförderländern Chile, Australien und China eng begrenzt. Das treibt
den Preis nach oben – zuletzt innerhalb
weniger Wochen um 130 Prozent auf
14.000 Dollar pro Tonne.
Auch wenn Schätzungen über die verfügbaren Reserven weit auseinandergehen, ist Lithium global ein recht gut
verfügbarer Rohstoff. Für die Ausbeute
und Aufbereitung sind allerdings Milliardeninvestitionen notwendig.
Lithium könnte am Anfang eines
aufstrebenden Preiszyklus stehen.
Zwar sind in den vergangenen Jahren
durchaus neue Unternehmen in das Oligopol der etablierten Produzenten eingedrungen. Doch besonders das staatliche Förderprogramm in China hat dazu
geführt, dass sich die
Hersteller von Batterien
zur Lieferung an Autobauer mit hohen Mengen
eindecken müssen. Denn
Lithium-Ionen-Zellen
sind auf absehbare Zeit
die leistungsfähigste
Batterietechnologie.
Für Tesla-Gründer
Elon Musk könnte Lithium gar zur
Schicksalsfrage werden. Teslas GigaFactory in Nevada, die nicht nur die
Batterien für den E-Auto-Massenmarkt
herstellen soll, sondern auch HeimAkkus für Solaranlagen, ist laut Financial Times noch nicht ausreichend mit
Lithium-Lieferverträgen ausgestattet.
Nun ist der Einstieg in die BatterieProduktion deutlich teurer als vor einigen Monaten. Es ist eben wie in vielen
Boomsektoren: Der große Erfolg strapaziert die Lieferketten und verzögert
das Wachstum deutlich.
14
Tausend Dollar
USA. Bei der Präsidenten-Wahl im
November werden wohl Hillary Clinton und Donald Trump gegeneinander
antreten. Für die Öl- und Gas-Industrie
des Landes sind das gute Aussichten,
für Umweltschützer weniger. Clinton
will laut Wahlprogramm zwar auf lange
Sicht weg von fossilen Energien, bezeichnet Erdgas jedoch als „nützliche Brücke“
dorthin. Auch Trump ist bekennender
Unterstützer. 2012 twitterte der MultiMilliardär: „Fracking wird die USA energiewirtschaftlich unabhängig machen.
Bei einem weiter sinkenden Erdgaspreis
kann uns das zu einem enormen Vorteil
verhelfen.“ Dabei ist es nicht so, dass alle
möglichen Kandidaten sich pro Fracking
10
ausgesprochen haben. Clinton wurde
zuletzt von ihrem Rivalen Bernie Sanders heftig für ihre positive Haltung zum
Fracking angegriffen. „Hillary Clinton
unterstützt Fracking. Ich nicht“, schrieb
er in einer Fundraising-Email. Sanders
rügte, Clinton nehme „Geld von jenen,
die von der Zerstörung des Planeten profitieren“. Interessant: Sanders lieferte in
Staaten besonders gute Ergebnisse, wo
sich harter Widerstand gegen Fracking
formiert, etwa in Oklahoma. Dort ist die
Zahl der Erdbeben im vergangenen Jahr
stark auf über 600 angestiegen. Seismologen zufolge sind sie das Resultat von
Fracking-Abwässern, die in tiefe Bohrlöcher eingespeist werden.
Mit Druck: ein Fracking-Bohrloch in den USA
Fotos: Wikipedia (2), Boeing
Trump und Clinton fracken
kurz & gut.
Innovation des Monats
Internationale Messe und Konferenz
für Leistungselektronik, Intelligente
Antriebstechnik, Erneuerbare Energie
und Energiemanagement
Nürnberg, 10. – 12.05.2016
Connecting
Global Power
In Dresden gebaut – für die US-Navy in Kalifornien: Anlage zur reversiblen Elektrolyse
Zwei Welten in einer Box
2016 wird das Jahr für den grünen
Wasserstoff. Das plant zumindest der
Dresdner Brennstoffzellenhersteller
Sunfire. Gemeinsam mit Ingenieuren
des US-Flugzeugbauers Boeing hat
die Firma über zwei Jahre die „reversible Elektrolyse“ entwickelt. Die erste
Anlage (siehe Foto) steht inzwischen
auf dem Gelände der US-Navy in Kalifornien und sieht so sperrig aus, wie
ihr Name vermuten lässt. In ihrer
Anwendung soll sie jedoch hoch flexibel sein, verspricht Sunfire. Wenn
viel Sonne scheint und starker Wind
weht, Grünstrom also im Überfluss
vorhanden ist, produziert ein Elektrolyseur damit Wasserstoff. Das hochwertige und energiereiche Gas kann
anschließend gespeichert oder zur
Verwendung in industriellen Prozessen weiter verkauft werden. „Wenn
Strom hingegen rar und teuer ist,
beispielsweise am Abend, schaltet die
Anlage binnen Minuten in den Brennstoffzellenmodus“, erklärt SunfireFinanzchef Nils Aldag. Dann wandele
sie Wasserstoff wieder in Strom um.
Damit funktioniere die Maschine im
Strommodus wie ein hochflexibles
Gaskraftwerk. Bislang war für jede
dieser Funktionen ein separates System nötig. Dadurch entstanden auch
zweifache Anschaffungs- und Wartungskosten. „Mit der Doppelfunktion
rechnet sich die Herstellung von grünem Wasserstoff endlich“, frohlockt
Aldag: „Die Abschaltzeiten entfallen.“
Für dieses Jahr hat Sunfire drei weitere Projekte in der Pipeline, darunter
bei der Salzgitter AG aus Niedersachsen. Der Stahlriese will damit den für
die Produktion benötigten Wasserstoff selbst herstellen. (siehe auch
unsere „Frage des Monats“ ab S.12)
Weitere Informationen
unter +49 711 61946-0
[email protected]
oder pcim.de
„Nach dem Atomausstieg
ist vor dem Kohleausstieg.“
Barbara Hendricks (SPD), Bundesumweltministerin
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Zitat des Monats
11
kurz & gut.
Frage des Monats
„Kommt die
Wasserstoff-Wirtschaft?“
Das Pariser Klima-Abkommen markiert eine Wegscheide. Es ist der einhellige Wille der internationalen Gemeinschaft, die Folgen des Klimawandels auf ein
erträgliches Maß zu begrenzen. Dafür steht das Ziel, die globale Durchschnittstemperatur gegenüber der Anfangsphase
des Industriezeitalters auf nicht mehr als zwei Grad zu
begrenzen und möglichst sogar um nur 1,5 Grad ansteigen
zu lassen. Das lädt zu allen möglichen Ideen ein, wie die ParisZiele erreicht werden können. Dabei kann Wasserstoff viel
Potenzial in spezifischen Anwendungsfeldern entwickeln.
Die BP wirbt beispielsweise mit anderen Unternehmen
dafür, sogenannten „grünen Wasserstoff“, der in mit Windstrom betriebenen Elektrolyse-Anlagen produziert wird,
gleich der Beimischung eines Biokraftstoffes auf die Biokraftstoff-Treibhausgasquote anzurechnen. Das wäre eine
konkrete Anwendung des Power to Gas-Konzepts, wie es jetzt
überall gefordert wird. Bislang fehlen dafür die rechtlichen
Voraussetzungen in der EU und in Deutschland. Das darf
nicht so bleiben. Der geltende Rechtsrahmen muss an neue
technologische Möglichkeiten angepasst werden. Neue Technologien dürfen nicht durch bestehende Einschränkungen
behindert werden.
„Wasserstoff kann
viel Potenzial
entwickeln“
Michael Schmidt
Vorstandsvorsitzender
BP Deutschland
12
Wasserstoff ist das allesverbindende Element in der
Energiewende, da er die Kopplung der verschiedenen
Energiesektoren Strom, Wärme und Verkehr effektiv ermöglicht. Dabei spielt der Wasserstoff – neben der Verstetigung
der Stromversorgung – insbesondere als Kraftstoff für den
Verkehrsbereich eine wesentliche Rolle. Er muss deshalb im
Zentrum der strategischen Weiterentwicklung der Energiewende stehen.
Der Wandel von einer fossilen Brennstoffenergiewirtschaft zu einer strombasierten Energiewirtschaft aus erneuerbaren Quellen verlangt in Zukunft, das volatile Energieangebot effizient mit der Energienachfrage in Einklang zu
bringen. Leider berücksichtigt die Automobilindustrie bei
der Fokussierung auf die Batterie-Elektromobilität diese
Problemstellung bislang nicht.
Wasserstoff ist der einzige effizient emissionsfreie Energieträger, der den Energietransfer über alle drei Sektoren in
der benötigten Dimension und Flexibilität ermöglicht und
dabei Stromangebot und Energienachfrage entkoppelt.
Wer für eine wirtschaftliche und versorgungssichere Energiewende einsteht, kommt an der Wasserstoff-Wirtschaft
somit nicht vorbei.“
„Einziger effizient
emissionsfreier
Energieträger“
Werner Diwald
Vorstandsvorsitzender
DWV
Fotos: BP, DWV, Universität Duisburg-Essen. Shell
Nachhaltiges Wachstum auf Basis von Wasserstoff – davon sprach die Kanzlerin
schon, als sie noch Oppositionsführerin war. Das Thema erlebt eine Renaissance.
Doch die Meinungen über die wahren Einsatz-Potenziale gehen auseinander.
kurz & gut.
Bei der Energiewirtschaft kann man sich Wasserstoff
als Energieträger vorstellen, bei Autos nicht. Seit 20
Jahren gibt es immer wieder den Kurzzeit-Hype um die Brennstoffzelle und das Fuel Cell Car. Derzeit versucht sich Toyota
mit dem Mirai. Auf der Toyota Deutschland Website wird
großspurig gedichtet: Die erste Wasserstoff-Limousine in
Großserie. Versucht man den Preis zu finden oder das Fahrzeug zu spezifizieren – Fehlanzeige. Die erste WasserstoffLimousine in Großserie hat noch nicht mal einen Preis,
geschweige denn einen Verkaufsprospekt.
In Deutschland wurden im Jahr 2015 exakt zwei Toyota
Mirai zugelassen. Im Jahre 2016 bis jetzt null. In den USA
waren es unter 17,5 Millionen Neuwagen genau 72 Mirai. Das
Autochen – in VW-Golf-Größe – kostet dort 57.500 US-Dollar.
Selbst bei einer 50-prozentigen Kostenreduktion bleibt der
Preis zu hoch. Ganz zu schweigen von der extrem kostenintensiven Tankinfrastruktur, die nur durch Milliarden Tankvorgänge zu stemmen sind. Das Ei ist zu klein, um eine Henne
auszubrüten. Das batteriegetriebene Elektroauto macht das
Rennen. Die Leistungssteigerungen von Batterien machen
dem Fuel Cell Car den Garaus.“
„Batterien machen der
Brennstoffzelle
den Garaus“
Ferdinand Dudenhöffer
Leiter CAR-Center
Universität Duisburg-Essen
Kommt die Wasserstoff-Wirtschaft? Was für eine
Frage … Sie ist schon da; und sie wird dazu beitragen,
dass Deutschland seine Klimaziele im Mobilitätsbereich
erreichen kann. Die Autohersteller haben erste Fahrzeuge
entwickelt und auf den Markt gebracht. Auch auf Tankstellenseite geht es voran: Nachdem mehrere Unternehmen –
darunter Shell – erste H2-Stationen errichtet haben, wird das
Netz auf bald 100 und bis 2023 auf 400 Stationen bundesweit
vergrößert. Brennstoffzellen-Fahrzeuge bieten eine Reihe
von Vorzügen: Ihr Betrieb ist lokal emissionsfrei, und sie tragen erheblich zur Minderung von CO2-Emissionen bei – sofern
der Wasserstoff aus erneuerbaren Energien erzeugt wird.
Ihre Reichweite beträgt derzeit 500 bis 600 Kilometer pro
Tankfüllung, Autofahrer können ihre Pkw schnell und
bequem auftanken. Für den Ausbau der Wasserstoff-Mobilität
arbeiten alle Beteiligten zusammen: Die Energieunternehmen stellen Wasserstoff, Tankstellen und Logistik und die
Pkw-Hersteller weitere Fahrzeuge bereit. Die Bundesregierung muss den Ausbau der Infrastruktur weiter unterstützen.
Und ich bin sicher, dass die Vorzüge der BrennstoffzellenFahrzeuge – sauber und bequem – auch den Autofahrer überzeugen werden.“
„Für den Ausbau der
Wasserstoffmobilität
arbeiten alle zusammen“
Stijn van Els
Geschäftsführer
Shell Deutschland
13
dossier.
14
dossier.
Der Schatz
auf hoher See
Offshore-Windparks bieten Traumrenditen. Das wird
mindestens bis 2020 so bleiben. Nach dieser Schonzeit
muss die Branche wettbewerbsfähige Ergebnisse liefern
Foto: Siemens
Autoren: Jakob Schlandt und Joachim Müller-Soares
15
dossier.
16
„Leistungsfähige Häfen
sind für Bau
und Betrieb
von Windparks auf
See entscheidend.“
Uwe Beckmeyer
Parlamentarischer Staatssekretär
(SPD) im Wirtschaftsministerium
Auch Bremerhavens Nachbar Cuxhaven, die
Stadt an der südlichen Mündung der Elbe, setzt
ganz auf Offshore. Der Jubel war groß, als sich der
Siemens-Konzern im September 2015 entschied,
dort ein neues Werk zu errichten. Ab 2017 soll es
die modernsten Offshore-Windturbinen liefern,
die der Marktführer zu bieten hat. Zehn Prozent
mehr Leistung im Vergleich zum Vorgänger, bis
zu sieben Megawatt, bei gleichen Kosten und
mit einer erprobten Technologie, verspricht der
Konzern. Die Prototypen sind bereits im Dauertest. Nur die Kapazität ist Betriebsgeheimnis.
Das ist bewußte Taktik: Konkurrenten können so
nur spekulieren, ob für sie noch Platz im Markt
ist – oder ein ruinöser Preiswettkampf mit dem
übermächtigen Siemens-Konzern droht.
Die Münchner Unternehmensspitze weiß
allerdings, dass es in den kommenden Jahren
noch viel zu tun gibt: Interne Präsentationen listen Dutzende von Produktverbesserungen und
Neuerungen, um das große Ziel zu erreichen, das
der Konzern auf Anfrage von bizz energy erneut
bekräftigt: Die Vollkosten für die Stromerzeugung bis 2020 auf rund zehn Cent pro Kilowattstunde zu senken. Dann wären sie in Reichweite
Foto: Siemens
E
s kommt auf der Welt selten vor, dass
ein Flughafen einem Schiffshafen
weichen muss. In Bremerhaven ist
aber genau das am 1. März passiert.
Der Regionalflughafen im Stadtteil
Luneort ist seitdem geschlossen, die regulären
Helgoland-Flüge starten und landen stattdessen in Cuxhaven-Nordholz. Das Land Bremen
will das Gelände für ein seit Jahren geplantes
200-Millionen-Euro-Investitionsprojekt nutzen:
Das Offshore Terminal Bremerhaven (OTB).
Von vielen Seiten hagelt es Proteste. Segelflieger und Motorsegler monieren, dass sie
nach fast vier Jahrzehnten vertrieben werden.
Der BUND fürchtet einen schweren Eingriff ins
Weserwatt im Naturschutzgebiet Luneplate und
reichte Klage beim Oberlandesgericht Bremen
ein – was Wirtschafts-Staatssekretär Uwe Beckmeyer (SPD) prompt als „Schlag gegen die Energiewende“ geißelt.
Beckmeyer ist in Bremerhaven geboren, war
dort Physiklehrer und lange Jahre SPD-Chef. Als
Maritimer Koordinator der Bundesregierung
ist er der wohl mächtigste politische OffshoreInteressenvertreter in Berlin. Es ist auch sein
Verdienst, dass die Branche bis Ende 2020 eine
Art Welpenschutz genießt. Offshore-Windparks,
die bis dahin ans Netz gehen, sind im Gegensatz
zu Onshore-Anlagen von der geplanten Reform
des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) nicht
betroffen: Für sie gilt das bisherige Förderregime
weiter. Bei der Umstellung der Energieversorgung in
Deutschland spiele Windenergie auf See „eine
wesentliche Rolle“, betont Beckmeyer. Der OTB
diene der Montage und Verladung von Komponenten und damit dem Ziel, Herstellungskosten
von Offshore-Windparks auf See deutlich zu
senken.
Auf dem Weg zu diesem Ziel hat die Branche
seit der Einweihung des ersten deutschen Parks
Alpha Ventus im April 2010 freilich schon ein
gutes Stück Weg zurückgelegt. Sie konnte Kinderkrankheiten mildern oder gar ganz überwinden, ökonomische und ökologische Risiken
reduzieren – und Renditen kräftig steigern.
Verzinsungen des Eigenkapitals von sage und
schreibe 30 Prozent sind inzwischen realistisch,
wie die Modellrechnungen unserer ResearchAbteilung ab Seite 24 dokumentieren.
Neuerung: Hydraulische
Brücken machen Wartungsarbeiten auch bei starkem
Seegang möglich
dossier.
der konkurrierenden erneuerbaren Energien.
Überwunden wäre damit die Gefahr, von der Bundesregierung aussortiert zu werden– ähnlich wie
zuletzt Biogaskraftwerke.
Auch die Kritiker verdienen jetzt mit
Derzeit kassieren Offshore-Windmüller allerdings noch ähnliche Vergütungssätze wie die
geschmähte Biomasse. Windmühlen auf See, die
bis 2020 in Betrieb gehen, bekommen 15,4 Cent
pro Kilowattstunde oder sogar 19,4 Cent, dafür
aber für einen kürzeren Zeitraum.
Gleichzeitig gelingt es aber der Industrie wie
geplant und versprochen, die Kosten nach unten
zu prügeln. Siemens hat jüngst dezentrale Netzanschluss-Lösungen vorgestellt, die ohne große
und teure Offshore-Plattformen auskommen –
sowohl für Gleich- als auch Wechselstrom. Neue
Wartungsboote, die auch bei hohem Wellengang
Techniker auf die Windräder bringen können,
sollen Service-Kosten senken.
Andere Big Player arbeiten ebenfalls fleißig
daran, die Offshore-Kosten zu drücken. Der dänische Vestas-Konzern geht bei der Größe sogar
noch weiter. Acht-Megawatt-Riesen sind inzwischen das Flaggschiff des Konzerns.
Auch der ewige Siemens-Rivale GE ist nach
der Übernahme der Energiesparte des französischen Alstom-Konzerns plötzlich hierzulande
im Geschäft. Noch im September 2012 hatte
Stephan Reimelt, damals Deutschland-Chef der
GE-Energiesparte, Offshore-Windparks im Interview mit bizz energy als „Abenteuer mit vielen
Risiken“ bezeichnet und die Bundesregierung
dafür kritisiert, dass sie unbeirrt darauf setzte:
„Offshore-Windstrom ist dreimal so teuer wie
Onshore-Windstrom“, argumentierte Reimelt
damals.
Solche scharfen Töne sind Vergangenheit.
Heute liefert GE die Komponenten für den
900-Megawatt-Netzanschluss DolWin3 vor
Borkum. Dort soll ab 2017 Offshore-Strom produziert werden – nach der branchentypischen
Planungs- und Bauzeit von 60 Monaten. Für eine
umfangreiche Offshore-Studie hat sich GE gar
mit Erzkonkurrent Siemens verbündet und das
Stuttgarter Ingenieursbüro Fichtner beauftragt,
„Beschleunigungspotenziale bei der Erstellung
von Offshore-Netzanbindungen“ (Studientitel)
auszuloten. Auch der Schweizer Elektrokonzern
10
Cent
So wenig soll eine Kilowattstunde Offshore-Strom 2020
kosten, verspricht die Industrie
Britannien vor
Deutschland
Wie sich Europas
Offshore-Gesamtleistung
(11.010 MW) aufteilt
11,5% 6,5% 3,9% 2,3%
ABB, der baden-württembergische Versorger
EnBW und die Netzbetreiber Tennet und 50Hertz
sind an der Finanzierung der Studie beteiligt,
die im März abgeschlossen werden soll. Bei der
Studie geht es neben der Beschleunigung auch
um die Kostensenkung der Netzanschlüsse.
Gerade in Deutschland ist die Offshore-Industrie in einer seltsamen Lage. Sie kann angesichts
sinkender Kosten mit Windparks viel verdienen.
Aber sie darf nicht so viele davon bauen, wie sie
gerne möchte. Das Ausbauziel der Bundesregierung ist deutlich niedriger als ursprünglich
geplant. Zwischen 6,5 und maximal 7,7 Gigawatt
Kapazität sollen die Windparks auf hoher See
bis 2020 erzeugen statt jenen 15 Gigawatt, die
noch vor einigen Jahren vorgesehen waren. Nach
dem Rekordzubau im vergangenen Jahr waren
Anfang 2016 bereits rund 3,3 Gigawatt installiert.
Bis 2020 könnten also höchstens 4,4 Gigawatt
dazukommen.
Weil die politisch beschlossene Anschlussleistung des Netzes den Ausbau begrenzt, zögerte
Siemens zunächst bei der Investitionsentscheidung für Cuxhaven. Anlagenhersteller benötigen
hohes Auftragsvolumen, um Skaleneffekte zur
Kostensenkung zu nutzen. Jens Eckhoff, Präsident der Stiftung Offshore-Windenergie, stilisiert
den Einsatz der Branche für höhere Ausbauziele
zum „Stachel im Fleisch der Politiker“.
Seit Jahren gilt die gleiche Vergütung
29,9%
45,9%
Großbritannien
Deutschland
Belgien
Rest
Dänemark
Niederlande
Quelle: EWEA, Ende 2015
Doch die sind nicht in Sicht. Auch im Anfang
März vorgelegten Referentenentwurf zum ab
2017 geltenden EEG bleibt es bei den Zielen bis
2020. Und auch danach werden im Schnitt nur
etwa 800 Megawatt pro Jahr ans Netz gelassen,
was zwei mittelgroßen Offshore-Windfarmen
entspricht.
Das Volumen ist also begrenzt – und die Felle
bereits aufgeteilt. Für Windparks bis 2020 liegen bereits ausreichend Genehmigungen vor,
auch wenn nicht alle Investitionsentscheidungen getroffen sind. Der Stromkonzern Eon zum
Beispiel könnte bald den Riesen-Offshore-Park
Delta Nordsee in Angriff nehmen.
Gleichzeitig können mit diesen Projekten satte
Renditen eingefahren werden, die sogar noch
deutlich über den von globalen Finanzinvestoren
wie Blackstone avisierten Private-Equity-Margen
von 15 bis 20 Prozent liegen. „Dass es in
17
dossier.
1
18
2
Fotos: Siemens
Deutschland für neue Offshore-Parks vor den
Ausschreibungen bei inzwischen moderatem
Betriebsrisiko gutes Geld zu verdienen gibt, ist
kein Geheimnis“, sagt Bernd Tersteegen, Experte
des Analysehauses Consentec. Verbraucherschützer beschreiben den Status Quo deutlich
aggressiver: „Eigenkapitalrenditen von bis zu 30
Prozent sind völlig inakzeptabel“ wettert Ingmar
Streese, zuständiger Abteilungsleiter beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Bei der
Förderung der Offshore-Windenergie sei „noch
jede Menge Luft im System“, sagt Streese: „Es ist
an der Zeit, dass die Bundesregierung diese Luft
endlich ablässt und die Vergütungssätze auf ein
angemessenes Niveau absenkt.“
Tatsächlich überrascht es, dass die hohe
Einspeise-Vergütung in Deutschland seit Jahren
auf gleichem Niveau verharrt und 2018 nur um
einen Cent (Stauchungsmodell) beziehungsweise
einen halben Cent gesenkt wird – während es
anderswo deutlich billiger wird. Zum Beispiel in
Dänemark: Im Vorjahr erregte in der OffshoreBranche der Preis Aufsehen, zu dem Vattenfall
einen 400-Megawatt Windpark bauen will und
die Ausschreibung der Regierung gewann: Gerade
einmal 10,3 Eurocent bekommt der schwedische
Konzern pro Kilowattstunde. Auch wenn Dänemark besonders risikoarm ist, weil der Staat
umfangreiche Vorleistungen erbringt, ist bemerkenswert, dass Horns Rev fast ein Drittel billiger
Strom produziert als Vorgänger-Parks. Die dänische Energie-Agentur jubelte, der Preis sei „deutlich günstiger als andere Offshore-Windfarmen
sowohl in Dänemark als auch im Ausland.“
Auch in Großbritannien sinken die Vergütungen für neue Offshore-Projekte stetig – bei ähnlichen Förderbedingungen wie in Deutschland. Die
beiden jüngsten Zuschläge in Ausschreibungen
gingen an Projekte, die für weniger als 15 Cent pro
Kilowattstunde Strom produzieren werden; sie
sollen zwischen 2017 und 2019 den Betrieb aufnehmen und stehen in ähnlich tiefen Gewässern
wie die deutschen Windmühlen. Beide Projekte
wollen die neuen Sieben-Megawatt-Turbinen von
Siemens einsetzen.
In Großbritannien und Dänemark ist man auf
dem besten Weg, die in Aussicht gestellten Einsparungen tatsächlich zu erreichen. Erst nach
2020 wird man auch hierzulande wissen, was Offshore-Windkraft eigentlich wirklich kostet
dossier.
3
4
5
6
1. Vorbereitungen an Land: Über 80
Meter lang sind die größten OffshoreRotorblätter inzwischen.
4. Ein Kran auf dem Schiff hebt die Turbinen auf den „Tower“ – die sind meist
deutlich kürzer als an Land.
2. Die Sea Installer von A2SEA ist ein
speziell für den Aufbau von OffshoreFarmen gebautes „Errichterschiff“.
5. Früher wurde nur bei ruhiger See
gearbeitet. Viele Investoren lassen
inzwischen aber auch in den stürmischen Wintermonaten installieren.
3. Mit 132 Metern Länge, Platz für 10
Turbinen und den Stellbeinen kann es
schnell große Windfarmen errichten.
6. Eigener Kran: Die Techniker müssen
Geräte an Bord schaffen.
19
dossier.
– denn dann wird auf ein Ausschreibungsmodell
umgestellt. Derzeit sieht es so aus, als ob nach
einer Übergangsphase zwischen 2020 und 2025,
in der lediglich bereits genehmigte Windparks
um Zuschläge bieten, das Ausschreibungsmodell nach dem Vorbild Dänemarks zum Einsatz
kommt. So steht es im soeben von Wirtschaftminister Sigmar Gabriel (SPD) vorgelegten Referentenentwurf zur EEG-Reform 2016.
Das Grundprinzip: Im Auftrag der Bundesregierung legen das Bundesamt für Seeschifffahrt
und Hydrographie (BSH) und die Bundesnetzagentur einen Flächentwicklungsplan fest, der
zudem einen Fahrplan für den Netzanschluss
enthält. Durchschnittliche Windstärken und
andere, für Investoren relevante Parameter werden im Rahmen dieses Plans vom Staat untersucht. Um die so bereits fertig verpackten FiletStücke können dann Investoren werben.
Die geplante Umstellung auf ein staatliches
Rundum-Sorglos-Paket ist bitterer Erfahrung
geschuldet. In den Anfangsjahren richtete die
Bundesregierung Chaos an, indem sie die Verantwortung für den Offshore-Ausbau auf zu viele
Schultern verteilte – was wiederum dazu führte,
dass die privaten Investoren kalte Füße bekamen
aus der berechtigten Sorge, dass zum Beispiel das
Netz wieder einmal nicht rechtzeitig fertig ist.
20
„Brüche im
Markt
müssen
unbedingt
vermieden
werden.“
Wismarer Appell
unterzeichnet von den Ministerpräsidenten der norddeutschen
Bundesländer, von mehreren
Verbänden und der IG Metall
Aus heutiger Sicht wird sich die Entwicklung der
Offshore-Windkraft in Deutschland also in vier
Phasen gliedern. Chaos und enttäuschte Investoren am Anfang, dann staatliche Anschubhilfe
durch Regeln wie die garantierte Netzanbindung
und hohe Vergütungen. Anschließend die derzeit
laufende Phase begrenzter Volumina, fallender
Kosten und gleichzeitig in die Höhe schießender
Renditen. Und am Ende die Umstellung auf das
Ausschreibungsmodell, das langfristige Akzeptanz ermöglicht, weil es überzogene Renditen
unwahrscheinlicher macht. Diese ließen sich nur
in Oligopolen mit wenigen Bietern durchsetzen
– oder mit Hilfe von Kartellen.
Ob Offshore tatsächlich auch in Jahrzehnten
noch eine wichtige Rolle bei der Energiewende
spielen wird, entscheidet sich auch in den Jahren
nach 2020. Denn es müssen noch weitere Einsparungen gelingen. Nur dann können OffshoreAkteure mit langfristiger Unterstützung rechnen
– statt, wie die Bioenergie, einfach aussortiert
zu werden. Consentec-Analyst Tersteegen sieht
die Branche vor einer Herausforderung: „Selbst
die anvisierten zehn Cent pro Kilowattstunde
sind deutlich mehr, als Wind und Photovoltaik
bekommen, und deren Preise werden ja auch
noch weiter fallen.“ Zudem müssten die Auswirkungen auf das Gesamtsystem einberechnet
Foto: Siemens
Auch für Nordsee-Parks sind
die Felle bereits verteilt
dossier.
werden –etwa für zusätzliche Stromleitungen an
Land. Es gibt allerdings auch Argumente pro Offshore: So ist die Einspeisung deutlich konstanter
als bei Windkraft an Land, was wiederum die
Kosten für Systemstabilisierung senkt.
Nicht zu vergessen: Viele Jobs hängen inzwischen am Offshore-Ausbau, und das nicht nur
in Bremerhaven und Cuxhaven. „Die Windenergie auf See ist inzwischen ein bedeutender
Wirtschafts-, Export- und Wachstumsfaktor in
Deutschland mit derzeit circa 18.000 direkten
Arbeitsplätzen, der erhalten und gestärkt werden
muss“, steht im „Wismarer Appell“, den die Regierungschefs aller norddeutschen Bundesländer
am 25. Januar unterzeichneten. „Brüche im Markt
müssen unbedingt vermieden werden“, steht
dort zu lesen. Fettgedruckt ist die zentrale Forderung hervorgehoben: „Auch in den 20er Jahren
sollte in jedem Jahr der Bau von zwei, besser drei
18.000
Jobs
So viele Arbeitsplätze bietet die
Offshore-Industrie derzeit –
viele davon auch in
strukturschwachen Regionen
Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee gesichert werden.“ Das entspräche einem jährlichen
Ausbau von mindestens 900 Megawatt.
Das Jobargument beeindruckt selbst harte
Kritiker: „Aus industriepolitischer Sicht mag es
gute Gründe für einen ambitionierten OffshoreAusbau geben“, konzidiert Verbraucherschützer
Streese. Er knüpft daran aber eine Forderung:
„Wie bei anderen Konjunkturprogrammen auch
müssen die Mehrkosten dieser Technologie dann
aber aus öffentlichen Mitteln finanziert werden
– und nicht von den Stromkunden.“
Mehr zum WINDMARKT finden Sie unter:
www.bizz-energy.com/windmarkt
Die Zukunft der Windenergie an Land und die Folgen der
geplanten Auktionen haben wir im Februar-Heft von bizz energy
im Detail analysiert – damals anhand des im Dezember veröffentlichten Eckpunktepapiers des Bundeswirtschaftsministeriums.
Auszüge dieses Artikels stehen auf unserer Webseite.
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VE R NE T Z E
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B R A N C H EN
VERBINDE
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KOM
ACHEN
ZU K U N F T M
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Die Messe für die energiewirtschaftliche Verbindung von Strom,
Wärme und Mobilität – 12.000 m² – Teststrecke und Parcours für
verschiedenste E-Fahrzeuge – 150 Aussteller – 10.000 Besucher:
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dossier.
Sandbank
288 MW
Dan Tysk
288 MW
Butendiek
288 MW
12 Seemeilen Grenze
DÄNEMARK
Amrumbank West
288 MW
Nordsee Ost
295,2 MW
Meerwind Süd/Ost
288 MW
Flensburg
Global Tech I
400 MW
Schleswig
BARD Offshore 1
400 MW
Veja Mate
402 MW
Helgoland
alpha ventus
60 MW
Trianel Windpark
Borkum
200 MW
Gode Wind 1
330 MW
Borkum Riffgrund 1
312 MW
Brunsbüttel
Nordergründe
110,7 MW
Cuxhaven
Nordsee One
332,1 MW
nze
eilen Gre
12 Seem
Schles
Büsum
Gode Wind 2
252 MW
Riffgat
113,4 MW
Norddeich
Bremerhaven
Stade
Wilhelmshaven
Emden
Nordenham
Nied
NIEDERLANDE
BREMEN
Entwicklung der Offshore Windenergie
Legende:
Anlagenzubau in MW pro Jahr und gesamte installierte Leistung in Deutschland
Basis-Hafen
in MW
Hoheitsgebiet anderer Länder
Komponenten-Hafen
3.000
Ausbauzone Offshore-Windenergie
Service-Hafen
Grenze 12-Seemeilenzone AWZ
Stadt Locator
2.000
2.282 MW
Grenzen Länder
3295 MW
Leistungszubau
Kumulierte Leistung
1.000
Grenzen Bundesländer
2010
22
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: Deutsche Windguard Stand 2015
Deutsches Hoheitsgebiet
dossier.
EnBW Windpark
Baltic 2
288 MW
Wikinger
350 MW
EnBW Windpark
Baltic 1
48,3 MW
Sassnitz
Barhöft
g
12 Seemeilen Grenze
Stralsund
Kiel
swig Holstein
Greifswald
Rostock
Lübeck
Wismar
Mecklenburg Vorpommern
HAMBURG
dersachsen
DEUTSCHLAND
Europas Hauptakteure im Anlagenbau
Insgesamt wurden 2015 europaweit Offshore-Windkraftanlagen mit 3015,5 MW
installiert. Siemens ist Platzhirsch, hat aber zuletzt etwas Marktanteil eingebüßt
18,2%
12,9%
8,9%
Adwen
Vestas
Senvion
60%
Siemens
Quelle: EWEA Stand 2015
Arbeitsplätze im direkten Vergleich
Onshore
Offshore
130.500
18.700
Quelle: Bundeswirtschaftsministerium Stand 2014
23
dossier.
Bizz energy Research
Wie viel Rendite Windanlagen
auf hoher See bieten
Flü
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llä
ng
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60
m
höhere Gesamtausschüttungen erfolgen. Das zeigen
die Balkendiagramme im Schaubild auf der rechten
Seite. Sie basieren auf Modellrechnungen unserer
Research-Abteilung, die bei der Wahl der Parameter
eher vorsichtig war. So ging sie von nur 4150 Volllaststunden aus – während in der Branche 3500 bis 5000
als realistisch gelten. Die untersuchte Offshore-Anlage
(siehe Illustration unten ) steht 40 Meter tief im Wasser
und ist 80 Kilometer von der Küste entfernt.
Die Betriebskosten wurden etwas höher angesetzt
als in der Gemeinschaftsstudie über „Kostensenkungspotenziale der Offshore-Windenergie in Deutschland“,
die das Institut Prognos und das Ingenieurbüro Fichtner im August 2013 veröffentlicht haben. Diese
Studie hatte 18 Auftraggeber und gilt bis heute
als wichtigstes Referenzwerk. Sie prognostiziert bis 2023 starke Lernkurveneffekte
und Kostenreduktionen – zum Beispiel
durch effizientere Turbinen, schnellere
Schiffe, bessere Logistik
– und durch mehr
Wettbewerb.
Wir fordern als
320 MW
Redaktion stets TransKapazität
parenz – und wollen diesen Vorsatz
natürlich auch selbst beherzigen:
Alle Details der Modellrechnungen
stehen auf unserer Webseite.
Mehr finden Sie unter:
www.bizz-energy.com/offshore-renditen
Nabenhöhe: 90 m
D
er Teufel steckt bekanntlich im Detail. Das
gilt auch für jene diversen Regeln, die das
Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) für
Offshore-Einspeisevergütungen festgelegt
hat, um möglichst viele Standorte attraktiv zu machen.
Größere Wassertiefe und Küstenentfernung zum Beispiel erschweren zwar Reparatur und Wartung, wirken aber positiv auf die mindestens zwölf Jahre lang
gewährte Anfangsvergütung. Im EEG steht dazu: „Der
Zeitraum, in dem die erhöhte Anfangsvergütung von
15,4 Cent/kWh gezahlt wird, verlängert sich für jede
über zwölf Seemeilen hinausgehende volle Seemeile,
die die Anlage von der Küste entfernt ist, um 0,5 Monate und für jeden über 20 Meter Wassertiefe hinausgehenden vollen Meter Wassertiefe um 1,7 Monate.“
Bei den Betriebskosten sprechen Brancheninsider
von einer „Badewannenkurve“; sie ist in der Grafik auf
der rechten Seite zu sehen und zeigt: Die Kosten sind
zu Beginn durch Frühausfälle und am Ende der Vergütungsdauer durch Verschleiß jeweils deutlich höher
als während der normalen Arbeitsperiode.
Offshore-Investoren können seit 2012 zwischen
zwei Vergütungsvarianten wählen. Damals wurde
zusätzlich das Stauchungsmodell eingeführt, das in
den ersten acht Jahren eine um vier Cent pro Kilowattstunde höhere Anfangsvergütung gewährt, dafür aber
vier Jahre früher auf die viel geringere Grundvergütung
von 3,9 Cent absackt. Beim Stauchungsmodell sind
die Vorsteuer-Eigenkapitalrenditen höher, während beim Basismodell über 20 Jahre nominal
Wassertiefe: 40 m
Distanz zur Küste: 80 km
24
dossier.
Eckdaten
Investitions-Steckbrief
Kosten pro Megawatt (in Euro) *
Turbine:
1.201.000 (29%)
Gründung & Tragestruktur:
1.028.000 (25%)
Kabel:
90.000 (2%)
Umspannwerk:
235.000 (6%)
Installation:
684.000 (16%)
Zertifizierung/Genehmigung:
387.000 (9%)
Reserve:
544.000 (13%)
Summe je MW:
4.169.000
*4 MW Windanlage
Finanzierungskosten:
Fremdkapital-Anteil:65%
Festzins über ges. Zeitraum: 2,15%
Eigenkapital-Anteil:35%
Ertragsannahmen:
Volllaststunden/Jahr:
4.150 MWh/MW
Jahr der Inbetriebnahme:
2017
Betriebskosten eines Parks über 20 Jahre in Cent pro Kilowattstunde
Anfangs treiben Kinderkrankheiten die Kosten, zum Ende der Laufzeit Alterserscheinungen wie Materialermüdung
Wartung und Reparatur
6,0
Betriebsführung und sonstige Kosten
Versicherung
5,2
4,2
3,5
3,3
3,1
3,0
3,0
2,9
2,9
2,9
2,9
2,9
2,9
3,0
3,3
3,6
3,9
4,3
4,6
5,0
01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
4,5
3,0
1,5
1,0
Renditevergleich (vor Steuern) der beiden Vergütungsmodelle
Das Stauchungsmodell sichert deutlich höhere Anfangsverzinsungen, beim Basismodell fließt über die gesamte Laufzeit mehr Geld
Stauchungsmodell
Basismodell
Ausschüttung: nach 20 Jahren in Prozent des eingesetzten Eigenkapitals
249,6
Eigenkapitalrendite vor Steuern, in Prozent
302,5
300
279,1
40
30
230,0
25,9
31,1
20
18,0
10
92,5
95
97,5
100
102,5
105
107,5
110
Erfüllung der erwarteten Volllaststunden in Prozent
14,1
100
90
20,4
21,7
200
355,5
328,3
400
Stauchungsmodell
Basismodell
90
92,5
95
97,5
100
102,5
105
107,5
110
Erfüllung der erwarteten Volllaststunden in Prozent
25
Foto: UN
finance.
26
finance.
Chaos statt
Klimaschutz
Seit dem Pariser Klimagipfel ist Divestment angesagt. Doch der Markt
für nachhaltige Geldanlagen ist höchst undurchsichtig. Öko-Siegel sollen
Abhilfe schaffen, provozieren derzeit aber eher Streit
Autor: Jochen Bettzieche
Jubeln über das Pariser Klimaabkommen: Frankreichs Präsident Hollande,
der damalige Außenminister Fabius und
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (v.l.)
27
finance.
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Öko 1
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28
aus aus Kohle, raus aus Öl!
Dieser Schlachtruf der Divestment-Bewegung zeigt
spätestens seit dem Pariser
Klimagipfel Ende 2015 an den
Kapitalmärkten Wirkung. Dahinter steckt die
Idee, nicht mehr in Branchen zu investieren,
die in direktem Zusammenhang mit dem Ausstoß des Klimakillers CO2 gebracht werden.
Man sollte meinen, dass in Folge dieses Trends
die Nachfrage nach nachhaltiger Geldanlage
generell steigt – zumal US-Starinvestor Warren Buffet und einige große Pensionsfonds mit
gutem Beispiel vorangehen. Noch allerdings ist
davon in der deutschen Statistik nichts zu sehen.
Die in Deutschland, Österreich und der
Schweiz zum Vertrieb zugelassenen nachhaltigen
Publikumsfonds brachten es 2015 nach einer
aktuellen Analyse des Sustainable Business
Instituts zusammen auf 45 Milliarden Euro.
Das klingt zunächst ganz gut, entspricht aber
nur fünf Prozent des hierzulande von Publikumsfonds verwalteten Vermögens – und im
Vergleich zu 2014 einem Rückgang um zwei
Milliarden Euro.
Dabei boomt der Gesamtmarkt. Laut Dachverband BVI flossen den Publikumsfonds 2015
allein in Deutschland netto rund 71,9 Milliarden
Euro zu, mehr als doppelt so viel wie 2014 und
so viel wie nie zuvor in diesem Jahrtausend.
Das verwaltete Vermögen legte um fast
zwölf Prozent zu.
Offenbar sind viele Anleger verunsichert, ob sie den Versprechen der Nachhaltigkeitsfonds noch glauben können.
Das böse Wort vom Greenwashing macht
immer wieder die Runde und hat den Mainstream erreicht, wie nicht zuletzt der Erfolg des
hochgelobten Romans „Greenwash Inc.“ von Karl
Wolfgang Flender zeigt. Das Buch handelt von
der auf Greenwashing spezialisierten, fiktiven
PR-Agentur Mars und Jung. Deren Werbebotschaft lautet: „Sie haben ein Unternehmen mit
problematischem Portfolio? Genmais? Produktion in asiatischen Sweatshops? Kein Problem:
Mars und Jung kümmert sich darum. Die Agentur
bietet eine ganzheitliche Betreuung, von viralen Imagekampagnen über die Erfindung von
Fairtrade-Zertifikaten bis zum Krisenmanagement vor Ort.“ Im Roman macht Protagonist
Thomas Hessel Karriere als PR-Berater, der jeder
Firma ein nachhaltiges Image verpassen kann,
egal, wie oder was sie produziert.
Dass mit DuMont ein großer Verlag so ein
Buch herausgibt, zeigt, dass der Begriff Greenwashing mittlerweile das breite Publikum erreicht
hat. Und so brachte das Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) als Branchenverband im Dezember
ein Siegel auf den Markt, das nachhaltige von
weniger nachhaltigen Fonds unterscheiden soll.
Ziel: ein möglichst breit akzeptierter Standard.
Schon lange hagelte es Kritik, dass Nachhaltigkeitsfonds wegen der zahlreichen unterschiedlichen Ansätze kaum oder gar nicht vergleichbar
seien. Das FNG-Siegel soll Abhilfe schaffen. In
einer ersten Runde 2015 ließen sich 38 Nachhaltigkeitsfonds prüfen. Das waren zwar mehr als
erwartet, aber nicht einmal zehn Prozent jener
398 Nachhaltigkeitsfonds, die das Sustainable
Business Institute in Östrich-Winkel auf seiner
Plattform nachhaltiges-investment.org für den
deutschsprachigen Raum aufführte. Von diesen
38 Fonds erhielten nur drei die höchste Auszeichnung von drei Sternen. Für das Marketing
sei das eher kontraproduktiv, sagt Rolf Häßler,
Geschäftsführer des Instituts für nachhaltige
Kapitalanlagen (NKI): „Das sieht aus, als gebe es
nur drei wirklich nachhaltige Fonds im deutschsprachigen Raum.“
Abwartende Haltung
Einige dunkelgrüne Schwergewichte der Branche wie Ökovision und die GLS Bank vertrauen
ohnehin lieber ihren eigenen Nachhaltigkeitskonzepten. Sie haben sich erst gar nicht um das
Siegel beworben.
Werden sich in der zweiten Runde deutlich
mehr Fonds um das neue Siegel bemühen? Wer
sich damit schmücken will, muss erst mal 2.800
Euro pro Jahr und Fonds berappen, für die Prüfung durch eine FNG-Tochter, die Gesellschaft für
Qualitätssicherung Nachhaltiger Geldanlagen
(GNG). Die lässt vom französischen Nachhaltigkeits-Experten Novethic als Auditor prüfen, ob
der Fonds bestimmte Mindestkriterien erfüllt,
beispielsweise Aktien von Unternehmen auszuschließen, die sich schwerer Verstöße gegen
die Menschenrechte schuldig gemacht haben.
Um zusätzlich zum Siegel mit bis zu drei Sternen ausgezeichnet zu werden, prüft der Auditor
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Viele Fondsanbieter sehen die Wahl des Auditors kritisch. Novethic sei keine neutrale Partei. „Es ist problematisch, dass ein Researchanbieter als ‚Metawissender‘ die Nachhaltigkeit
eines Mitbewerbers misst“, erklärt Frank Wettlauffer, Leiter Institutionelle Kunden Deutschland, bei der auf Nachhaltigkeit spezialisierten
Schweizer Investmentgesellschaft Vescore. Insbesondere in der Schweiz gibt es Fondsgesellschaften, die Siegel prinzipiell ablehnen.
Auch die deutsche Konkurrenz wartet größtenteils ab. „Es besteht für unsere bewährten
Produkte keine Notwendigkeit und Eile, beim
Launch eines neuen Siegels sofort mit aufzuspringen“, sagt Ökoworld-Sprecher Schäfer. Die
Meag als Kapitalanlagetochter der Münchner
Rück erklärt: „Wir werden die Entwicklung des
Siegels beobachten und prüfen, ob eine Teilnahme unsererseits als sinnvoll erachtet
wird.“
Beim Versicherungsriesen Allianz hat sich
die Konzerntochter Allianz Global Investors bereits entschieden – und zwar dagegen. Man habe sich zwar konstruktiv an den
Gesprächen im Vorfeld beteiligt. „Allerdings
finden sich unsere Positionen nicht in der
praktischen Ausgestaltung des Siegels“, sagt ein
Konzernsprecher und verweist auf ein anderes
Siegel, das sieben Fonds der Gesellschaft erhalten hätten: Das Novethic SRI Label. Bei diesem
Siegel desselben Auditors gelten freilich weniger
strenge Kriterien als beim FNG-Siegel.
In der Szene herrscht ist ein regelrechter
Siegel-Wirrwarr, ähnlich wie bei Kleidung und
Lebensmitteln – wo Hersteller schon mal ihr
eigenes Siegel entwerfen oder Tests bezahlen,
die so konzipiert sind, dass sie von vornherein
als Sieger feststehen.
Im Bereich der Nachhaltigkeitssiegel sind
FNG und Novethic längst nicht die einzigen
Anbieter. Die Konkurrenz ist mit mehr
oder weniger phantasievollen Namen
wie Luxflag, Ögut und Frank-Siegel am
Start. Angesichts dieser Flut fordert
Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband bereits seit
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Siegel-Wirrwarr
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Monika Pietsch-Hadré von der Verbraucherzentrale Bremen.
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weitere Aspekte wie die institutionelle Glaubwürdigkeit der Fondsgesellschaft und die Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit von Unternehmen durch intensive Dialoge. Maximal hundert
Punkte können die Fonds so erzielen. Endgültig
ist die Herangehensweise nicht. „Wir sind offen
für Weiterentwicklungen“, sagt FNG-Vorstand
Olaf Köster, der für die GNG zuständig ist.
Mindestens 70 von 100 Punkten müssen Fonds
erzielen, um drei Sterne zu erhalten. Ursprünglich war hier eine Schwelle von 75 Punkten
geplant, die nachträglich gesenkt wurde. „Wir
wollten den Bewerbern zeigen, dass drei Sterne
trotz der – auch im europaweiten Vergleich –
sehr anspruchsvollen Methodik grundsätzlich
erreichbar sind, um nicht zu demotivieren sondern im Gegenteil Anreize zu setzen, die Nachhaltigkeitskonzepte der Fonds qualitativ weiterzuentwickeln. Deshalb haben wir die Stufen so
weit herabgesetzt, dass drei anstatt ein Fonds die
höchste Auszeichnung erhalten haben“, nennt
Köster den Grund.
So ein Siegel ist immer auch mit einem Reputationsrisiko verbunden. Sollte einer der Spitzenfonds ein Unternehmen im Portfolio haben, dass
im ökologischen oder ethisch-sozialen Bereich
negativ auffällt und für Schlagzeilen sorgt, dürfte
das auch die Glaubwürdigkeit des Siegels belasten. Unwahrscheinlich ist so ein Fall nicht. Der
Auditor Novethic schließt bei seiner Untersuchung nur zwei kritische Branchen aus: die Rüstungsindustrie und Betreiber von Atomkraftwerken sowie die Hersteller von Komponenten für
diese Kraftwerke, nicht jedoch Uranlieferanten
und Minenbesitzer. Es gilt jeweils eine Toleranzgrenze von fünf Prozent am Umsatz. Rüstung ist
dabei nicht eindeutig definiert. Novethic prüft
nur, ob der Fonds seine eigenen Ausschlusskriterien einhält.
Folge: Reine best-in-class Nachhaltigkeitsfonds haben keine Chance, das Siegel zu erhalten. Von den 108 nachhaltigen Aktienfonds in
der Datenbank der Plattform nachhaltigesinvestment.org scheiden 44 allein durch diese
Ausschlüsse aus. Für diese Fonds macht es keinen Sinn, sich um das Siegel zu bewerben. Andererseits wundert es, dass fossile Energieträger
beim Siegel nicht ausgeschlossen wurden. „Fossile Energieträger sind ein Riesenproblem für das
Klima, das müsste man einschränken“, fordert
PREM
IU
finance.
ur
P
tur
Na
29
finance.
„Der aktuelle
Ertragswert
liegt weit unter
Vorjahresniveau
– wie bei allen
Ölfirmen.“
Warren Buffett
nachdem er den Großteil seiner Anteile
am US-Ölriesen Exxon Mobil verkaufte
30
sind ein globaler Konzern und brauchen einen
globalen Partner.“
Insgesamt stößt der Ansatz von Morningstar
in der Branche auf Zustimmung. „Dass bedeutet
einen weiteren Schritt Richtung Mainstream“,
freut sich François Vetri vom Fondsanbieter
RobecoSAM. „Der Ansatz ist zielführend“, heißt
es bei der Allianz. Immerhin können die Marktakteure dabei ihre Teilnahme nicht hinauszögern
– oder sogar ganz ablehnen.
Bleibt die spannende Frage: Wie schneiden
Nachhaltigkeitsfonds im Vergleich zu herkömmlichen Fonds ab, in deren Gebührenstruktur keine
Kosten für das Nachhaltigkeitsresearch anfallen?
Die Antwort könnte ähnlich ausfallen wie bei
der South Pole Group. Die internationale Beratungsgesellschaft hat den CO2-Fußabdruck von
Fonds analysiert, und siehe da: Tatsächlich sind
nicht alle Nachhaltigkeitsfonds besser als herkömmliche Fonds. Die Gruppe entwickelt derzeit
ein Modell für die wachsende Zahl der Investoren,
die nach dem Pariser Gipfel besonders auf Klimaeffekte ihrer Geldanlage achten. Das Modell zieht
neben dem reinen CO2-Fußabdruck zum Beispiel
auch die Nutzung von erneuerbaren Energien und
Effizienzkriterien mit ins Kalkül, wie South Pole
Finanzexperte Maximilian Horster erläutert:
„Es geht um das Klima insgesamt, aber nicht um
sozial-ethische Themen.“
45
Millarden Euro
betrug 2015 das Volumen aller
nachhaltigen Publikumsfonds in
Deutschland, Österreich und der
Schweiz
Jochen
Bettzieche
besuchte nach dem Physikstudium das journalistische
Seminar der Universität
Mainz. Der versierte Wissenschafts- und Technik-Journalist
arbeitet unter anderem für
die Süddeutsche Zeitung, die
Neue Zürcher Zeitung (NZZ)
am Sonntag – und für bizz
energy.
Foto: flickr, Fortune Live Media, Jochen Bettzieche
längerem gesetzliche Mindestkriterien für
Nachhaltigkeitsfonds.
Derzeit werden neue Ansätze entwickelt, die
den aktuellen Siegel-Streit auflösen könnten.
Noch im ersten Quartal 2016 will zum Beispiel das
Analysehaus Morningstar sein Projekt vorstellen.
Es will nicht nur Nachhaltigkeitsfonds sondern
das gesamte Fondsuniversum auf Nachhaltigkeit
untersuchen und bewerten. Die Ratingagentur
Sustainalytics liefert die dafür erforderlichen
Nachhaltigkeitsdaten. Auf dieser Basis erhält
jeder Fonds entsprechend dem aktuellen Portfolio eine Bewertung. „Wir fragen die Fondsgesellschaften nicht, ob sie dabei sein wollen“, erklärt
Deutschland-Chef Werner Hedrich.
Wohlgemerkt: Auch hier liefert einer von vielen Wettbewerbern das Nachhaltigkeitsresearch.
Spannend wird daher, ob Nachhaltigkeitsfonds,
die auf den Sustainalytics-Daten basieren, besser abschneiden als Konkurrenten, die Agenturen
wie Oekom verwenden. Zudem könnten Fonds
mit besonders harten Kriterien durch das Raster
fallen: Sie investieren oft in kleinere und mittlere Unternehmen, die Sustainalytics nicht alle
erfasst. „Für dunkelgrüne Fonds könnte das ein
Problem sein“, räumt Hedrich ein. Zudem schafft
die Verwendung eines einzelnen Nachhaltigkeitsratings eine gewisse Abhängigkeit. Das leugnet
Hedrich nicht, sagt aber zur Begründung: „Wir
bizz energy - Abo:
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Warum sich E-Bikes so gut
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Ausgabe
03/2012
Ausgabe
04/2012
Ausgabe
01/2013 und warum Ausgabe
Ausgabe
05/2012
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Offshore-Anschlüsse
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governance.
32
governance.
Rauchverbot
aus Brüssel
Die EU-Kommission gewährt Diesel-Herstellern Übergangsfristen
für die Euro-6-Norm, will aber Prüfdienste und Industrie
entflechten. Den Kampf gegen Kungelei forciert der
Kommissionspräsident höchstpersönlich
Foto: Fotolia, WS-Design
Autor Norbert Mühlberger
33
governance.
S
o richtig freuen konnten sich die
Diesel-Hersteller nicht, als das Europaparlament ihnen Anfang Februar eine Galgenfrist gewährte. Zwar
dürfen die Abgaswerte ihrer Modelle
bis Ende 2019 im realen Fahrbetrieb die Grenzwerte der Euro-6-Norm noch um 110 Prozent
überschreiten. Danach können die auf der Straße
gemessenen Emissionen weiter um 50 Prozent
über den Grenzwerten auf dem Rollenprüfstand
liegen. Volkswagen und die anderen Hersteller
von Diesel-Fahrzeugen, deren Abgase auf der
Straße zum Teil meilenweit davon abweichen,
haben damit wertvolle Zeit gewonnen.
Doch im Gegenzug will die EU-Kommission
die als äußert lax geltenden Zulassungsverfahren für Pkw drastisch verschärfen und die kartellähnliche Verflechtung zwischen Autoindustrie und Prüfdiensten zerschlagen. „Damit sagt
Brüssel endlich dem verbreiteten Zulassungstourismus der Automobilindustrie in Europa
den Kampf an“, triumphiert Matthias Groote,
Umweltexperte der SPD im Europaparlament.
Nach dem Vorschlag der Kommission für eine
Reform der Typenzulassung kontrolliert künftig
die EU die nationalen Zulassungsbehörden. Der
Vorstoß kommt einer Revolution gleich. Bisher
war das Zulassungswesen im Automobilsektor
rein national geregelt.
Die Reform der Zulassungsverfahren war die
Morgengabe der Kommission an die Europaabgeordneten, damit diese die Revolte gegen ihren
Vorschlag für ein neues Testverfahren abbliesen. Selten war die Stimmung im Europaparlament so geladen wie nach dem VW-Skandal
um manipulierte Abgastests bei Diesel-Pkw und
den Enthüllungen um massive Abweichungen
auf der Straße von den Euro-6-Grenzwerten bei
anderen Herstellern. Eine aktuelle Übersicht der
EU-Kommission dokumentiert den alltäglichen
Wahnsinn: Die Emissionen von Euro-6-Diesel im
Fahrbetrieb liegen im Schnitt um das Fünffache
höher als auf dem Prüfstand.
Diese kaum fassbaren Differenzen gründen
auf einer absurden Rechtslage: Neue Modelle
innerhalb der EU müssen nur auf dem Prüfstand die Grenzwerte erreichen; die Werte im
realen Fahrbetrieb haben für ihre Zulassung
keine Bedeutung. Nach dem VW-Skandal hat die
34
Jean-Claude Juncker
EU-Kommisionspräsident
EU-Kommission nun reagiert: Ein verbindlicher
Prüfzyklus namens “Real Driving Emissions”
(RDE) soll den Spuk ab 2017 beenden – allerdings
mit großzügigen Übergangsfristen über das Jahr
2020 hinaus.
Die auf Druck der europäischen Autostaaten vorgesehenen Ausnahmeregeln hatten viele
Europaabgeordnete aufgebracht. Im Umweltausschuss des EU-Parlaments stimmte eine große
Mehrheit gegen die Ausnahmen. Die würden, so
ihr Vorwurf, den Missstand auf unbestimmte
Zeit legalisieren. Manche Abgeordnete empfinden es als persönlichen Affront, dass die von
ihnen 2007 beschlossenen Euro-6-Normen fast
zehn Jahre danach noch nicht umgesetzt sind.
Die hauchdünne Mehrheit von 323 Abgeordneten
gegen 317 Parlamentarier zeigt, wie erbittert um
einen Kompromiss gerungen wurde. Die Neuordnung der Zulassungsregeln war für viele Europaparlamentarier Bedingung für ihr Ja zu den
Übergangsfristen.
Gefahr durch Stickoxide
„Eine meiner Prioritäten ist
der Kampf
gegen die
Klimaerwärmung.
Das ist ein
Imperativ
der
Industriepolitik.“
Doch mit dem Kompromiss ist der Unmut nicht
verraucht. „Der Kommissionsvorschlag ist ein
Blankoscheck für eine dauerhafte Abweichung
vom geltenden Gemeinschaftsrecht“, warnt
Benedek Jávor, grüner Parlamentarier aus
Ungarn und Berichterstatter für den Umweltausschuss. Statt 80 Milligramm Stickoxide (NOx)
pro Kilometer, wie von der Euro-6-Norm vorgeschrieben, dürften Diesel-Fahrzeuge 168 Milligramm NOx pro Kilometer bis 2020 ausstoßen,
danach noch 120 Milligramm. Angesichts von
jährlich 75.000 Toten durch Dieselabgase in der
Gemeinschaft, argumentiert Jávor, bringe dies die
Institutionen der EU in Misskredit.
Darin war sich eine parteienübergreifende
Koalition einig. „Die EU steht vor einem selbst
verschuldeten Zielkonflikt“, sagt SPD-Mann
Groote im Gespräch mit bizz energy. Auf der
einen Seite reagiere die Kommission mit strengen
Grenzwerten für Feinstaub auf die Erkenntnisse
über dessen Gesundheitsgefährdung – und versuche, sie mit Verfahren durchzusetzen. Auf der
anderen Seite verweigere sie den Mitgliedstaaten die Mittel, die zu hohen Feinstaubkonzentrationen zu reduzieren. Bürgermeister in seinem
Wahlkreis klagten, es sei ihnen unmöglich, den
governance.
Foto: Wikipedia (2), Audi
Audis ganzer Stolz präsentierte sich noch 2014 vor dem Kapitol in Washington. Inzwischen ist dieses Bild von der Audi-Webseite verschwunden
Feinstaub in ihren Städten wegen der zunehmenden Diesel-Abgase in den Griff zu bekommen.
„Mich würde es nicht wundern, wenn eine Kommune oder der Städtetag gegen die Kommission
klagt“, sagt der umweltpolitische Sprecher der
Sozialdemokraten.
Grootes christdemokratischer Kollege Peter
Liese, umweltpolitischer Sprecher der Europäischen Volkspartei, vermag der Entscheidung
dennoch etwas Positives abzugewinnen: „Auch
ich hätte mir strengere Werte vorstellen können, aber bei einer Ablehnung hätte die Gefahr
bestanden, dass auf Jahre hin weiter nur Tests
im Labor stattfinden.“ Dies wäre für die Umwelt
kein Fortschritt gewesen. Auf Lieses Forderung
nach einem Enddatum für die Ausnahmeregelung hatte Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska sich vor der Abstimmung im Parlament
verpflichtet, bis 2023 den Konformitätsfaktor
auf 1,0 zu reduzieren. Testwerte auf der Straße
dürfen dann nicht mehr höher sein als im Labor.
Sieben Jahre billigt Bienkowska der Industrie
freilich noch eine Toleranzmarge zu – um zum
einen Diesel auch im Fahrbetrieb auf Euro-6
Matthias Groote
SPD-Europaabgeordneter
„Die EU
steht vor
einem selbst
verschuldeten Zielkonflikt.“
zu trimmen und um die ungenaueren Messwerte der am Fahrzeug installierten Systeme
auszugleichen.
Das Zugeständnis hat viele liberale und konservative Abgeordnete zu einem Ja bewogen.
Zudem legte Bienkowska einen Entwurf für eine
Reform der Typzulassung in den EU-Staaten vor
und griff damit ebenfalls eine Forderung des Parlaments auf. Für Christdemokrat Liese gleicht die
Zulassung der Automodelle einem schwarzen
Loch, das endlich ausgeleuchtet werden müsse.
Auch Umweltverbände schätzen die Reform
der Typzulassung als genauso wichtig ein wie
die Einführung realistischerer Testverfahren, um
Abgasmanipulationen einen Riegel vorzuschieben. Denn das gegenwärtige Zulassungssystem
in der EU ist alles andere als sauber und transparent. „Es gibt eine weitverbreitete Manipulation
von Autotests mit Hilfe getunter Fahrzeuge“,
kritisiert Greg Archer, Direktor der Brüsseler
Non-Profit-Organisation Transport and Environment. Insider wie Archer nennen diese Testautos sarkastisch „golden cars“. Mit den verkauften Modellen haben diese goldenen Autos
35
governance.
75
Tausend
Menschen
sterben laut EU-Kommssion
jedes Jahr in Europa durch
Dieselabgase.
VW-Chef Matthias Müller muss sich wegen der Diesel-Affäre viele Fragen gefallen lassen
36
ein europaweiter Zulassungstourismus und ein
florierender Markt, in dem private Prüffirmen
und nationale Zertifizierungsstellen um Autohersteller aus der ganzen EU buhlen. Da gebietet
es schon das Eigeninteresse, nicht so genau hinzuschauen oder hinzuhören.
So gelten in der Branche zum Beispiel britische
Zertifizierer als weniger hellhörig bei Modellen
mit Lärmproblemen. Ford und Skoda besorgen
sich in England für einen Teil ihrer Flotte die
Zulassungen. Auch Prüfer in Spanien drücken
gerne mal ein Auge zu. Audi wiederum lässt die
Testate für seine Fahrzeuge in Luxemburg ausstellen. Bei anderen Herstellern ist das Großherzogtum ebenfalls ein beliebtes Zulassungsland,
obwohl es dort keine Automobilindustrie gibt.
So betreibt der TÜV Rheinland dort gleich zwei
Zertifizierungstöchter.
Dabei profitiert die Industrie von einem
Grundprinzip des Binnenmarkts: Erhält ein
Foto: Volkswagen
wenig mehr als die Typenbezeichnung gemein.
„Die behördlichen Kontrollinstanzen haben
insgesamt versagt“, resümiert Michael MüllerGörnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD).
Die Kluft zwischen Test- und Realemissionen sei
immer größer geworden, „weil zu viel hinter verschlossenen Türen gemauschelt wurde“.
Jahrelang hatten die nationalen Zulassungsbehörden untätig zugesehen, wie die Autohersteller
mit immer raffinierteren Tricks die obligatorischen Abgas- und Verbrauchstests ausbremsten. Die Regierungen leisteten der laxen Zulassungspraxis Vorschub, indem sie unabhängigen
Prüfeinrichtungen die Zuschüsse strichen. In
Deutschland stellte das Umweltbundesamt als
letzter unabhängiger Prüfdienst 2008 die Fahrzeugtests aus Geldmangel ein.
Da Hersteller sich seitdem allein um die Reinheitstestate kümmern müssen, kontrolliert sich
die Industrie praktisch selbst. Das Ergebnis ist
governance.
Produkt in einem EU-Land die Zulassung, so gilt
diese automatisch in allen anderen.
Ganz freiwillig begann die Kommission allerdings nicht damit, die undurchsichtigen Praktiken bei der Typzulassung zu attackieren. Es
bedurfte erst der Drohung der Europaabgeordneten, die Dieselgate-Verantwortlichen durch einen
Untersuchungsausschuss zur Rechenschaft zu
ziehen. Der seit Anfang März tagende Ausschuss,
könnte Peinlichkeiten ans Tageslicht befördern.
So hatte der Wissenschaftliche Dienst der Kommission schon 2011 vor überhöhten Abgaswerten
bei Dieselfahrzeugen gewarnt und ein weniger
manipulationsanfälliges Testverfahren angemahnt. Zudem hatte der Manager einer Zulieferfirma den damaligen Industriekommissar
Antonio Tajani 2012 darüber informiert, dass Hersteller in der EU die Abgase ihrer Modelle mittels
Software manipulieren. Doch es geschah nichts.
„Die künftig
notwendige Technik
zur Abgasreinigung
rentiert sich
in Kleinund Kompaktwagen
nicht.“
ferdinand
dudenhöffer
Automobilökonom
Die politische Verantwortung für diesen europaweiten Missstand trägt letztlich die damalige
Kommission von José Manuel Barroso. Sein Nachfolger als Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat nun alle Chancen, sich als Saubermann
zu profilieren. Und siehe da: Juncker macht sich
persönlich für transparentere Zulassungsverfahren stark, wie in seinem Umfeld zu hören ist.
Seine Kommission hat die Verordnung über die
Typzulassung von 2007 grundlegend überarbeitet. Bislang prüfen allein die nationalen Behörden, ob ein Fahrzeug alle Anforderungen erfüllt.
Künftig können die anderen Mitgliedstaaten und
die Kommission kontrollieren, ob ein Modell
die Zulassung zu Recht erhalten hat. Bei Abweichungen können sie Rückrufaktionen veranlassen oder sogar Zulassungen widerrufen. Zudem
sollen die technischen Prüfdienste selbst regelmäßig unter die Lupe genommen werden.
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governance.
Peter Liese
CDU-Europaabgeordneter
„Die Gefahr
bestand,
dass auf
Jahre hin
weiter nur
Tests im
Labor stattfinden.“
Wer nachlässig ist, riskiert Bußgelder oder den
Entzug der Betriebsgenehmigung.
Die neuen Regeln werden das eine oder andere
schwarze Schaf abschrecken. Doch die auf ökonomischer Abhängigkeit beruhende Kungelei
zwischen Herstellern und Prüfdiensten wird
dadurch nicht enden. Um Kontrolleure von ihren
Auftraggebern unabhängiger zu machen, will die
Kommission unter anderem das Vergütungssystem verändern. Im Gespräch ist, die Kosten für
Typenzulassungen auf die Autokäufer umzulegen – weil diese von verlässlichen Verbrauchs- und
Abgaswerten profitieren.
Die Pläne erläutert Industriekommissarin Bienkowska dem CDU-Europaabgeordneten Liese in
einem auf den 21. Januar datierten Brief, der bizz
energy vorliegt. Demnach sollen die zuständigen
Behörden der EU-Staaten Zugang zu den Zulassungsdaten in anderen Ländern erhalten, um diese
nachprüfen zu können.
Bislang konnte etwa das Kraftfahrzeugbundesamt Zulassungsbescheide anderer EU-Staaten nur
abheften – und war daher bei der Aufdeckung des
VW-Skandals weitgehend ahnungslos. Nationalen
Prüf- und Zulassungsstellen will Brüssel auf die
Finger schauen und bei Ungereimtheiten eigene
Tests anordnen.
Am Ende dürfte eine technische Entwicklung
helfen, das Problem zu lösen „Die zur vollen Einhaltung von Euro-6 notwendige Technik zur Abgasreinigung von Dieselmotoren ist so aufwändig,
dass sie sich in Klein- und Kompaktwagen nicht
mehr rentiert“, sagt der Essener Ökonomieprofessor Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte und bizz
energy Kolumnist. Der Abstieg des Diesel sei vorgezeichnet. Nur in größeren Modellen der Mittel- und
Oberklasse dürften die Hersteller den Selbstzünder weiter einsetzen, prognostiziert Dudenhöffer:
“Das lässt sich bereits heute in den USA mit ihren
schärferen Grenzwerten beobachten.”
Norbert
mühlberger
Unser Autor war neun Jahre Brüssel-Korrespondent
von Capital, danach Vizechefredakteur der Fuchsbriefe. Ende der Neunziger Jahre arbeitete er als
Pressesprecher der EU-Kommission in Bonn und Berlin.
Abgastests
Unzulängliche Prüfverfahren
Als wirklichkeitsfremd gilt das Testverfahren, mit dem
in der EU die Einhaltung der Abgasnormen geprüft
wird, schon lange. So liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit des so genannten Neuen Europäischen
Fahrzyklus (NEFZ) bei 34, die Höchstgeschwindigkeit bei 120 Kilometern pro Stunde und beschleunigt
wird nur sehr langsam. Der Energieverbrauch von
Klimaanlage, Radio oder Sitzheizung, heute oft
Serienausstattung, bleibt zudem unberücksichtigt.
Kein Wunder: der NEFZ stammt von 1996. Mit der
Ausstattung von Autos im Jahr 2016 und dem heutigen Fahrverhalten hat er wenig gemein.
Die Praxisferne erklärt, weshalb zwischen den auf
Prüfstand und Straße gemessenen Abgasen und
dem Benzinverbrauch oft Welten liegen. Besonders
hohe Abweichungen gegenüber Ergebnissen vom
Prüfstand gibt es bei den Stickoxiden (NOx) aus
Dieselmotoren – das war Experten schon lange vor
dem VW-Skandal bekannt. Nicht nur bei den mit
Schummelsoftware ausgestatteten Diesel-Fahrzeugen
38
von Volkswagen liegt der NOx-Ausstoß meist um
ein Vielfaches höher. Zudem muss ein Autokäufer
gegenüber den NEFZ-Angaben im Schnitt mit einem
um 20 Prozent höheren Verbrauch rechnen. Dennoch werben die Hersteller bis heute offensiv mit den
irreführenden Werten.
Um das zu beenden, will Brüssel 2017 den europäischen Fahrzyklus durch den globalen Standard
WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test
Procedures) ersetzen. Auch dieses von den Vereinten
Nationen entwickelte Testverfahren findet auf dem
Rollen-Prüfstand statt, aber unter realistischeren Vorgaben. So sind Durchschnittstempo (46,6 km/h) und
Höchstgeschwindigkeit (131 km/h) höher und Temposchwankungen sowie Beschleunigungen stärker.
Dass viele Diesel-Fahrzeuge bei WLTP-Prüfungen
schwächeln, offenbarte ein Test des ADAC im vergangenen Jahr. Dabei hielten nur 17 von 69 Pkw die
geltende Euro-6-Norm von 80 Milligramm NOx pro
Kilometer ein. 52 Fahrzeuge lagen darüber – teilweise um mehr als das 10-Fache. Die Anforderungen
werden künftig noch höher: Ab 2017 ergänzt eine
Prüfung auf der Straße – der RDE-Test (Real Driving
Emissions) – die Messung im Labor. Da das Fahrverhalten des Testfahrzeugs nach dem Zufallsprinzip
gesteuert wird, ist eine Manipulation weitgehend
ausgeschlossen. Verbraucher sollen so realistischere
Angaben zu Abgasen und Verbrauch erhalten.
Doch auch bei der Abgasprüfung im realen Fahrbetrieb gibt es Probleme. Die portablen Messgeräte
arbeiten noch nicht hundertprozentig genau. Deshalb will die EU-Kommission für eine Übergangszeit
einen Unsicherheitsfaktor einführen. Wie hoch dieser
liegt und wie lange eine Überschreitung der Abgasemissionen im RDE-Test gegenüber dem Prüfstand
erlaubt wird, das sind in der Tat wichtige Details für
die Industrie – über die in Brüssel heftig gestritten
wird. 2023 soll der Ausnahmezustand enden, das
hat die Kommission dem Parlament versprochen.
Foto: Wikipedia, Norbert Mühlberger
2017 will Brüssel den jetzigen Abgas- und Verbrauchstest ablösen.
Doch auch der neue Standard hat Mängel.
governance.
Kolumne
Die Fed und der Ölpreis
Neben Angebot und Nachfrage bestimmt die US-Notenbankpolitik
maßgeblich die Ölpreisentwicklung – zumeist selten beachtet
S
eit Juni 2014 ist der Preis für Rohöl zeitweise um mehr als 70 Prozent gefallen. Trotz
einer kurzzeitigen Erholung der Preise
wegen eines weiteren Rückgangs der USÖlproduktion in der letzten Februarwoche
werden die Preise auf absehbare Zeit volatil und weit
unter 100 Dollar bleiben.
Ein Grund dafür ist das weiterhin bestehende globale Überangebot durch US-amerikanisches Schieferöl, die erwarteten iranischen Exporte nach dem
Wegfall der Sanktionen sowie die bisherigen erfolglosen Versuche Russlands und Saudi Arabiens, sich auf
eine Drosselung oder zumindest ein Einfrieren ihres
jetzigen Produktionsniveaus zu einigen. Gleichzeitig
40
hat die Wachstumsschwäche in wichtigen Importländern, insbesondere in China, dazu beigetragen, dass
das Angebot täglich über zwei Millionen Barrel über
der Nachfrage liegt.
Daneben gibt es eine andere Ursache für die Ölpreisentwicklung: die Geldmengen- und Zinspolitik der
amerikanischen Zentralbank Federal Reserve (Fed)
und die damit einhergehende Entwicklung des Dollar,
mit dem Öl weltweit gehandelt wird. Es gilt die Formel
„starker Dollar, niedriger Ölpreis, schwacher Dollar,
hoher Ölpreis“. Sie hat sich in der Vergangenheit wiederholt bewahrheitet:
•• Nach der Abwertung des Dollar durch die Entkopplung vom Gold im Jahre 1971 und der folgenden Sen-
Illustration: Valentin Kaden
von: Friedbert Pflüger
governance.
kung der Zinsen 1974 erlebte die Welt bis 1980 eine
Erhöhung der Ölpreise um 800 Prozent.
•• Die drastische Erhöhung der US-Leitzinsen 1980
stärkte den Dollar und ließ die Ölpreise um 71 Prozent fallen.
•• Ende 2008 senkte die Fed als Antwort auf die globale
Finanzkrise den Leitzins auf null bis 0,25% und stieg
gleichzeitig in ein bis Oktober 2014 dauerndes quantitive easing (QE) ein, also in
eine Erhöhung der Geldmenge zum
Kauf von privaten oder staatlichen
Anleihen. Das Ergebnis war ein
schwächerer Dollar und ein
offenbar ins Uferlose steigender Ölpreis.
•• Im Dezember 2013 kündigte die
Fed einen allmählichen Ausstieg
aus dem QE an, der Dollarkurs
erholte sich und die Ölpreise begannen ab Sommer 2014 zu sinken.
Die Fed-Politik des billigen Geldes hat nach
2007 wesentlich zur (manche sagen künstlichen)
Erholung der Weltwirtschaft beigetragen. Gleichzeitig
wirkte sie auch auf der Angebotsseite: Teure OffshoreProjekte konnten plötzlich finanziert werden, ebenso
die Schieferölproduktion in den USA. Das Ende des
QE, vor allem die Zinserhöhung der US-Notenbank im
Dezember 2015, führte in der Folge zu einem Erstarken
des Dollar und einem weiteren Verfall des Ölpreises.
Wird Öl etwa bald billiger sein als Mineralwasser?
Es könnte anders kommen. Der Absturz des Ölpreises hat die Ölproduzenten genötigt, neue Up-streamProjekte zu verschieben oder zu streichen. Das Analysehaus IHS schätzt, dass deshalb global bis 2020 etwa
1,8 Billionen Dollar weniger investiert werden – viel
weniger als für die Deckung zukünftiger Nachfrage
vonnöten. Auch die Schiefer-Industrie in den USA leidet: 60 Prozent weniger Bohranlagen, 100.000 Jobs
verloren, Produktionsrückgang um 15 Prozent. So wird
sich das Angebot weiterhin verknappen.
Es gibt auch Hinweise dafür, dass sich die Nachfrage mittel- bis langfristig erholen könnte. Aufgrund
des niedrigen Ölpreises werden etwa in den USA wieder verstärkt größere Autos bestellt und trotz der
Wachstumsschwäche in China bleibt die Nachfrage
nach Automobilen in der Mittelklasseschicht Asiens
enorm. Die globale Öl-Nachfrage dürfte 2016 zwischen
1,3 und 1,8 Millionen Barrel pro Tag wachsen. Eine neue
Balance zwischen Angebot und Nachfrage scheint
möglich. Die größte Unbekannte bleibt dabei Umfang
und Geschwindigkeit der iranischen Exportsteigerung.
Laut einer kürzlich vorgestellten Studie der International Energy Agency in Paris wird eine Erholung nur
langsam – über die nächsten zwei Jahre – eintreten
und von der riesigen Lagerhaltung gedämpft werden.
Erst ab etwa 2020 sollte der Ölpreis durch die drastischen Folgen der derzeitigen Investitionskürzungen
deutlich steigen.
Auch eine mögliche bevorstehende globale Rezession würde die Nachfrage
schwächen. Sollten stimulierende
geldpolitische Maßnahmen in so
einem Fall weiterhin ausbleiben,
würde eine Konjunkturflaute die
Inflation reduzieren und somit
den Dollar stärken. Schwache
Nachfrage und starker Dollar würden den Ölpreis erneut unter Druck
setzen.
Nicht nur deswegen wird für die
Preisentwicklung erneut die Fed-Politik
ausschlaggebend sein. Die Schwächung der chinesischen Konjunktur, die globale Tendenz zur Deflation,
die Baisse an den Aktienmärkten machen es immer
unwahrscheinlicher, dass die Verknappung der Geldpolitik fortgesetzt wird. Großinvestor George Soros
hat bereits Zweifel an einer zweiten Leitzinserhöhung
geäußert. Auch die Situation in den USA selbst lässt
weitere Geldverknappungen fraglich erscheinen – vor
allem in einem Wahljahr. Gerade im Energiesektor
könnte eine weitere Geldverteuerung schlimme Folgen haben: Von den Krediten für Explorations-, Produktions- und Serviceunternehmen in einer Gesamthöhe von 276 Milliarden Dollar liegen 34 Milliarden im
Risiko zwischen subprime und Totalausfall.
Manches spricht also dafür, dass die Fed die Zinsschraube nicht weiter anzieht und vielleicht sogar
neue QE-Runden bevorstehen, der Dollarkurs nicht
weiter steigt und die Ölpreise sich in der Folge langsam
erholen, auch wenn sie auf absehbare Zeit weit unter
100 Dollar bleiben werden.
Schwacher
Dollar, hoher
Ölpreis: Diese
Formel hat sich
wiederholt
bewahrheitet
friedbert pflüger
... war in der ersten Regierung Merkel VerteidigungsStaatssekretär. Seit 2009 leitet er als Gastprofessor
am King’s College London das European Center for
Energy and Resource Security (EUCERS). Er ist außerdem Geschäftsführer zweier Unternehmensberatungen
in Berlin und Erbil (Nordirak).
41
technology.
Effizienz, die aus
der Kälte kommt
Kühlen benötigt ebenso Energie wie Heizen. Effizienz ist folglich
auch hier gefragt. Ein Effekt, der bereits seit fast hundert Jahren
bekannt ist, erreicht in der Anwendung die Marktreife
Autor: Jochen Bettzieche
42
technology.
D
er gute, alte Kompressor ist am
Ende. Noch sorgt er in den meisten Haushalten dafür, dass Milchund Molkereiprodukte, Fleisch
und weitere Nahrungsmittel
frisch bleiben. Aber in Zeiten, in denen Energie
teuer wird, sucht der Mensch nach Kühlverfahren, die weniger Strom verbrauchen. Und da ist
beim Kompressor kaum noch Spielraum. Ähnliches gilt für die Absorbertechnik, die ohnehin
durch einen schlechteren Wirkungsgrad negativ
auffällt. Es ist Zeit für eine neue Technologie.
Und die ist gerade
im Kommen. Forscher
suchen und entwickeln
neue Verfahren. Kühlung
mit Hilfe von Magnetismus hat derzeit gute
Chancen, die Kompressoren zu verdrängen. Es
geht aber nicht nur um
Privathaushalte. Zahlreiche Branchen sind ebenfalls auf Kühlung angewiesen und wollen den
damit verbundenen Stromverbrauch reduzieren.
Das Potenzial ist groß. Nach Angaben des
Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik (IPM) werden weltweit mehr als 50 Millionen Klimaanlagen installiert – pro Jahr. Allein
in Deutschland würden pro Jahr 72.000 Gigawattstunden benötigt, um Kälte zu erzeugen. „Das
entspricht rund 14 Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs“, sagt Kilian Bartholomé,
der am IPM an Kühlsystemen forscht.
In einer Studie des Beratungsunternehmens
Ecofys für das Umweltbundesamt aus dem Jahr
2011 verweisen die Wissenschaftler auf Szenarien, die von einer rasanten Steigerung auf mehr
als 150 Terawattstunden im Jahr 2030 allein für
die Klimatisierung von Gebäuden ausgehen.
Da kommen andere Kühlprozesse noch
hinzu. Und das sind nicht nur Kühlschränke und
Gefriertruhen im Privatbereich. Lebensmittelindustrie, Einzelhandel, Pharmabranche, Betreiber
von Rechenzentren und die Automobilindustrie,
sie alle benötigen Kälte.
Große Hoffnung ruht derzeit auf dem magnetokalorischen Effekt. Anfang 2015 hatte auf
der Consumer Electronics Show in Las Vegas
ein Konsortium aus dem Hersteller von Haushaltsgeräten Haier, dem Chemiekonzern BASF
und dem Technologie-Unternehmen Astronautics einen Weinkühler vorgestellt, der auf Basis
dieses Effekts arbeitet. Das Verfahren benötigt
nicht nur weniger Energie als ein Kompressor,
es arbeitet auch leiser. Außerdem verwendet es
keine Kühlmittel, die die Umwelt schädigen oder
den Klimawandel verstärken, sobald sie aus dem
geschlossenen Kühlkreislauf einer KompressorKühlung austreten.
Vier thermodynamische Prozesse braucht
es, um so zu kühlen. Zuerst wird magnetokalorisches Material in ein Magnetfeld eingebracht.
Dort richten sich die bis
dahin ungeordneten magnetischen Momente und
Spins der Atome aus.
Dadurch sinkt die magnetische Entropie, ein Maß
für die Ordnung eines
thermomagnetischen
Systems. Jetzt greift eine
physikalische Grundregel: Die Gesamtentropie eines geschlossenen Systems bleibt immer
gleich. Da die magnetische Entropie sinkt, muss
eine andere zunehmen, um diese Konstante
zu gewährleisten. „Es steigt in Kompensation
dazu die thermische Entropie und das Atomgitter fängt an zu schwingen“, erklärt Peter Egolf,
Professor für Thermodynamik an der Schweizer
Ingenieurhochschule in Yverdon-les-Bains. Mit
anderen Worten, das magnetokalorische Material wird wärmer.
Foto: fotolia/06photo
Auch die
Automobilbranche
sucht nach Ersatz für
Kompressoren
„Der
Gesamt­
verbrauch
der Kühlungen allein
durch
Supermärkte beträgt
9.500.000.000
Kilowatt­
stunden.“
Lars Reimann
Leiter des Referats Energiepolitik
beim Handelsverband
Deutschland
Magnetische Momente in Unordnung
Diese Wärme wird dann durch eine Kühlflüssigkeit abgeführt. Im Anschluss wird das magnetokalorische Material aus dem Magnetfeld herausgenommen. Die magnetischen Momente und
Spins bleiben nicht ausgerichtet sondern geraten
wieder in Unordnung. Das Material kühlt sich
weiter ab und kann so Wärme aufnehmen, um
seine Grundtemperatur wieder zu erhalten, beispielsweise aus dem Inneren eines Kühlschranks.
Dieser vermag dadurch seine tiefe Grundtemperatur im Innern weiterhin zu halten.
Die Drehbewegung, mit der das magnetokalorische Material in das Magnetfeld hinein und
wieder heraus gedreht wird, macht kaum Geräusche. Das charakteristische Brummen eines
Kühlschranks mit Kompressor­technologie
43
technology.
Kühlschränke auf der Müllhalde: Das Ende der Ära der stromfressenden Kompressortechnologie beginnt
72
Tausend GWh
Energie, die Deutschland pro
Jahr für die Erzeugung
von Strom benötigt
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Softwareinnovationen für
Energie-, Arbeits- und Rohstoffeffizienz
abnehmender Dichtheit des Kühlkreislaufs entweicht früher oder später Kältemittel, das ersetzt
werden muss.“ Mit dem Ende des Einsatzes dieser Mittel geht damit auch ein erheblicher Vorteil
für den Klimaschutz einher. Denn alle bekannten Kältemittel ein mehr oder weniger großes
Treibhauspotenzial auf. Einige wie Ammoniak
gefährdeten sogar direkt die Gesundheit. „Wenn
wir diese Technologien weiterhin einsetzen, wird
der Ausstoß von Treibhausgasen aus der Kühlbranche weiter ansteigen und voraussichtlich
ein Viertel der gesamten Treibhausgasproduktion ausmachen“, warnt Professor Ekkes Brück,
Leiter des Forschungsbereichs Fundamentale
Aspekte von Energie und Materialien an der Technischen Universität Delft.
Niedriger Energieverbrauch
Dritter Vorteil der Magnetokalorik ist der deutlich niedrigere Energieverbrauch. Zwischen 20
und 50 Prozent reichen die Prognosen beim
Weinkühler. Selbst im schlechtesten Fall hieße
das immer noch, dass ein Fünftel des Stroms
gespart würde, der für Kompressortechnik benötigt wird.
Neu ist die Kenntnis des Effekts nicht. „Die
Eigenschaft, dass magnetokalorische Materia-
Foto: fotolia/JLLH
entfällt. Vorbei die Zeiten, in denen Wohnungsbesitzer nachts übermüdet in die Küche schlurften,
um ihr Kühlgerät mit einem Schlag auf die Oberseite zur Ruhe zu zwingen.
Der Umwelt-Vorteil liegt durch die verwendeten Materialien auf der Hand: Laut Astronautics
sind dem Kühlwasser im Weinkühler lediglich
ein paar unbedenkliche Mittel gegen Korrosion
beigefügt. Auch benötigt das Verfahren keine
chemischen Kühlmittel, die oft giftig, leicht entzündlich oder umweltschädlich sind. Das Wasser
sei zudem auch noch besser zum Wärmetausch
geeignet als Gase. Wissenschaftler wie Bartholomé sehen diese Entwicklung positiv: „Mit
technology.
lien in einem angelegten Magnetfeld ihre Temperatur ändern, ist seit über 90 Jahren bekannt“,
sagt Brück. Aber die technische Umsetzung hat
gedauert.
Die richtigen Stoffe in der richtigen Kombination zusammenzusetzen, war nicht trivial. Denn
das Verfahren funktioniert nicht gut mit nur
einem Material, da das keine großen Temperaturunterschiede erlauben
würde. „Erst durch die
Verwendung verschiedener Materialien in Form
einer Legierung zeigt sich
bei Raumtemperatur ein
großer magnetokalorischer Effekt“, sagt Olaf
Rogge, Vertriebsleiter
Energie bei BASF New Business. Im Weinkühler
stecken Legierungen aus Mangan, Eisen, Phosphor und Silizium.
Auch ein Spezialist für magnetische Werkstoffe, Vacuumschmelze aus Hanau, ist in dem
Bereich aktiv. Er verwendet beispielsweise
magnetokalorische Legierungen, die auf Eisen,
Silizium und Lanthan basieren. Zugesetzt werden Mangan und Wasserstoff oder Kobalt. Die
chemische Zusammensetzung bestimmt den
Temperaturbereich, in der die Legierung kühlt
beziehungsweise heizt. Diese Bereiche sind bei
einzelnen Legierungen immer nur wenige Grad
Celsius breit. In der Praxis besteht magnetokalorisches Material daher aus verschiedenen, exakt
aufeinander abgestimmten Legierungen. „Will
ein Kunde zum Beispiel zwischen 50 und null
Grad Celsius kühlen, variieren wir den Anteil von
Kobalt oder Mangan so, dass Legierungen entstehen, deren Arbeitstemperatur den gesamten
Bereich abdecken“, sagt Denis Rollik, Magnetokalorik-Experte bei Vacuumschmelze.
richtigen Moment umspülen. Andere Anwendungen nutzen ein Granulat. Die Partikel haben einen
Durchmesser von 250 bis 1.250 Mikrometer. Die
BASF setzt auf poröses Material. Kleine Kanäle
mit einem Durchmesser von weniger als 100 Mikrometern durchziehen den Werkstoff. Dort fließt
die Kühlflüssigkeit hindurch.
Auch wenn der Weinkühler eher ein Pionier
für den Hausgebrauch
ist, werden industrielle
Anwendungen sehnlichst
erwartet. So verbrauchen
Kühlregale eines typischen Supermarkts nach
Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE)
250.000 Kilowattstunden
Strom im Jahr. „Der Gesamtverbrauch der Kühlungen allein durch Supermärkte beträgt rund
9.500.000.000 Kilowattstunden“, erklärt Lars
Reimann, Leiter des Referats Energiepolitik
beim HDE. Bei Durchschnittskosten von 15 Cent
je Kilowattstunde könnte die Branche jährlich
mehr als eine Milliarde Euro sparen, wenn der
Einsatz von Magnetkühlung den Verbrauch auch
nur um 20 Prozent reduziert.
Ähnlich wichtig wird eine kostengünstige,
energiesparende Kühlung auch für andere Branchen. So muss die Pharmaindustrie auf geschlossene Kühlketten von der Produktion bis zur
Endauslieferung achten. Und die Lebensmittelindustrie als Lieferant des Lebensmitteleinzelhandels, benötigt ebenfalls niedrige Temperaturen.
Insbesondere große Konzerne suchen selbst nach
Lösungen. So hat der Lebensmittelkonzern Unilever 2014 eine Eistruhe vorgestellt, die den Strombedarf laut Unternehmen um 70 Prozent
Die chemische
Zusammensetzung
bestimmt den
Temperaturbereich
Hohe Temperatur-Bandbreite
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Es müssen aber nicht Lanthan und Eisen sein. Für
den Weinkühler hat sich Astronautics für eine
Basis aus Eisen und Mangan entschieden. Laut
einer Sprecherin ist diese stabiler im Betrieb und
biete eine höhere Bandbreite bei der Temperatur.
Die Legierungen werden in verschiedenen Formen geliefert. Eine Variante sind dünne Scheiben,
die mit geringem Abstand nebeneinander angeordnet werden. So kann die Kühlflüssigkeit sie im
www.psi.de
„Erst durch
die Verwendung verschiedener
Materialien
in Form einer
Legierung
zeigt sich bei
Raumtemperatur ein großer magnetokalorischer
Effekt.“
Olaf Rogge
Vertriebsleiter Energie bei BASF
New Business
technology.
gegenüber dem Bedarf im Jahr 2008 reduziert.
Ein großer Teil des Erfolgs basiert auf besserer
Isolation und dem Einsatz von LED als Leuchtmittel. Unilevers Verantwortlicher für Nachhaltigkeit Jeff Seabright erklärte stolz: „Als Marktführer für Eiscreme und Kühlschränke erlaubt
uns die Einsparung gekoppelt mit unserer Größe,
die Umweltauswirkungen zu reduzieren.“
Auch die Automobilbranche sucht nach Ersatz
für die Kompressoren. Zum einen, weil die Vorschriften für die verwendeten Kühlmittel immer
strenger werden. Zum anderen, weil sie den Energieverbrauch ihrer Fahrzeuge deutlich reduzieren
wollen – auch angesichts immer strengerer Abgasnormen für Autos mit Verbrennungsmotor. Aber
auch bei der Elektromobilität spielt das eine große
Rolle. Denn jede Kühlung reduziert die Reichweite
des Fahrzeugs. „An heißen Sommertagen unterstützt das Kühlsystem über den Kältemittelkreislauf dabei, die Batterie runterkühlen, um sie in
einem günstigen Temperaturfenster zu halten“,
sagt BMW-Sprecher Manfred Poschenrieder.
Da mit magnetokalorischen Verfahren sowohl
gekühlt als auch geheizt werden kann, sind sie
durchaus interessant, denn im Winter muss die
Batterie bei eisigen Temperaturen warm gehalten werden. Allerdings wird laut Pioschenrieder
an Package, Gewicht und Kosten noch geforscht,
zum Einsatz in Serienfahrzeug sei es noch zu
früh. Mit anderen Worten: Magnetokalorik ist in
der Anschaffung noch zu teuer, trotz des Einsparpotenzials bei den Energiekosten. Die Kompressertechnik liegt beim wichtigsten Kaufargument
weiterhin vorne. „Das ist eine etablierte Technik
auf extrem niedrigem Preisniveau, das schafft die
neue Verfahrensart trotz höherer Effizienz noch
nicht“, sagt Rollik von Vacuumschmelze.
Die Konkurrenz hat kaum Chancen
Forscher Brück hat sich auch mit konkurrierenden Ansätzen beschäftigt – und räumt ihnen
wenig Chancen ein. Da sind zum einen thermoelektrische Materialien. Bei diesen wird grob
gesprochen die Wärme durch einen Stromfluss
abtransportiert. Ein bekanntes Beispiel sind
Peltier-Elemente, elektronische Bauteile, die zur
Kühlung eingesetzt werden. Im Kleinen haben
diese durchaus ihre Daseinsberechtigung, aber
wenn es an Großgeräte wie Kühlschränke geht,
wird es schwierig. Denn wenn ein Strom fließt,
46
wird auch Wärme erzeugt, erläutert Brück: „Aus
diesem Grund sind diese Geräte bislang eher
ineffizient.“ Selbst im Vergleich zur Kompressortechnik lägen sie hinten und seien daher keine
wirkliche Konkurrenz.
Gleiches gelte für den elektrokalorischen und
den barokalorischen Effekt, die beide elektrische
Felder oder Druckfelder nutzen, ähnlich den Magnetfeldern bei der Magnetokalorik. Mit der können
sie aber nicht mithalten, sagt Brück: „Bislang fielen
alle nachgewiesenen baro- oder elektrokalorischen
Effekte sehr viel niedriger aus als die von magnetokalorischen Materialien.“
Das Schaubild unten zeigt, wie
magnetokalorisches Material
Wärme aufnimmt, bis es die
Temperatur T0 erreicht.
Im Magnetfeld richten sich die
magnetischen Momente aus.
Das Material erwärmt sich
weiter um die Temperaturdifferenz ∆T. Dann wird die Wärme
abgeführt, bis das Material
wieder T0 erreicht. Außerhalb
des Magnetfelds geraten die
magnetischen Momente in
Unordnung.Das Material kühlt
sich weiter ab – um ∆T.
Wie magnetokalorische Kühlung funktioniert
Magnetfeld
Magnetisierung
T0
T0+ T
Wärmezufuhr
Wärmeabfuhr
Entmagnetisierung
T0- T
T0
Innovativer Strom
Eidgenössische Umkehrfunktion
Schweizer Wissenschaftler nutzen den magnetokalorischen Effekt, um Strom zu erzeugen.
Fest installierte Magnetfelder ziehen das
magnetokalorische Material auf Basis von
Gadolinium an. Dieses sitzt auf einem Rad, mit
dem ein Generator ähnlich einem Fahrraddynamo angetrieben wird.
Damit sich das Rad dreht, muss das Material
immer wieder für kurze Zeit erwärmt und damit
entmagnetisiert werden. Dafür nutzt Hersteller
Swiss Blue Energy in Bad Zurzach den Temperaturunterschied in zwei Wasserkreisläufen.
„Thermischer Schalter“ nennt er das. Eine
Differenz von 20 Grad Celsius genügt – und
die ist einfach zu erzeugen. Erdwärme, Erhitzung mit Sonnenlicht aber auch Prozesswärme
von Industrie und Gewerbe bieten sich an.
Der Schalter benötigt nur wenige Millisekunden für die Entmagnetisierung. Wie das
gelingt, ist Betriebsgeheimnis, denn ohne diese
kurze Schaltzeit würden die Kraftwerke nicht
funktionieren.
Eine Studie des Schweizer Bundesamts für
Energie attestiert dem Verfahren ein Marktpotenzial in Deutschland und der Schweiz von
rund 1,6 Milliarden Franken.
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markets.
48
markets.
Netzwerk
für die
Zukunft
Professor Volker Quaschning (l.) lehrt an der HTW
Berlin die Energiewende
zum Anfassen
Erneuerbaren-Studiengänge boomen.
Wie Hochschulen und Absolventen auf
die Globalisierung der deutschen
Energiewende reagieren
Autor: Jana Kugoth
F
rüher stieg schwarzer Qualm aus den Schornsteinen im Industriegebiet Schöneweide vor den
Toren Berlins. Heute rauchen hier nur noch die
Köpfe. Seit 2006 liegt der Campus der Hochschule
für Technik und Wirtschaft (HTW) auf dem Gelände Wilhelminenhof direkt an der Spree.
Während der Industrialisierung liefen in den hellbraunen Backsteinbauten Glühbirnen und Automobile vom Band.
Heute tüfteln Professoren und Studenten an der klimafreundlichen Energieversorgung von morgen. Sie entwerfen neue
Anlagen für die Gewinnung von Solar- und Windstrom und
experimentieren mit Biokraftstoffen. „Wir lehren seit 22
Jahren Erneuerbare“, sagt Volker Quaschning stolz. Er ist
Professor und Sprecher des Studiengangs Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin.
Foto: HTW/Maria Schramm
400 Studiengänge
Anfang der 1990er-Jahren zählte die HTW zu den Pionieren
bei der Erforschung alternativer Energiequellen. Mittlerweile
ist der Erneuerbaren-Studiengang der HTW kein Exot mehr
in der deutschen Hochschullandschaft. Er gehört zum Mainstream, ähnlich wie der Ökostrom: Im vergangenen Jahr lag
der Anteil Regenerativer am deutschen Strommix erstmals
bei mehr als 30 Prozent, 2050 sollen 80 Prozent des Gesamtstromverbrauchs aus alternativen Quellen stammen, so das
Ziel der Bundesregierung.
Bundesweit haben Universitäten und Hochschulen auf
den gesellschaftlichen Trend reagiert – und zahlreiche grüne
Studiengänge aus der Traufe gehoben. Nach Angaben des
Wissenschaftsladens Bonn, der Studenten und Absolven49
markets.
Mit Dach und Fassaden aus
PV-Modulen produziert das
Plusenergiehaus mehr Energie, als es verbraucht
ten bei der beruflichen Orientierung unterstützt,
ist ihre Zahl bis 2013 allein im Bereich der Erneuerbaren auf mehr als 400 gestiegen. Zusätzlich
bieten Weiterbildungsakademien und Verbände
berufsbegleitende Seminare und Online-Studiengänge an (siehe Seite 55). Diese kosten mitunter
mehrere Tausend Euro Kursgebühren.
Nicht alle Studiengänge sind gänzlich neu, wie
Krischan Ostenrath berichtet, der beim Wissenschaftsladen das Projekt „Energiewende schaffen“ betreut. Viele Universitäten und Hochschulen hätten bestehende Studiengänge nur leicht
verändert und damit allgemeinen Ingenieursund Maschinenbaulehrgängen eine grüne Ausrichtung verpasst. „Die Hochschulen müssen ihre
Profile schärfen“, erklärt Ostenrath. Der Wettbewerb um die schlauen Köpfe ist hart und geht seit
der Bologna-Reform zur Internationalisierung
der Hochschulen über nationale Grenzen hinaus.
„Darum versuchen sie mit Nachhaltigkeitsthemen und Spezialisierung zu punkten.“
Das gilt zum Beispiel für die Technische Universität Bergakademie Freiberg in Sachsen. Auf
der Suche nach der nächsten Solarzellengeneration durchleuchten Studenten im Masterstudiengang „Photovoltaik und Halbleitersysteme“ das
Spektrum des Lichts, entwickeln neue Techniken
zur Glasproduktion oder experimentieren mit
Chemikalien für Halbleiter.
Rund 400 Kilometer weiter südlich in München entwerfen Nachwuchsforscher im berufsbegleitenden Master ClimateDesign an der Technischen Universität energiesparende Hochhäuser
und Industriehallen, erproben neue Dämmmaterialien und konstruieren die intelligenten Städte
von morgen. Damit sollen umweltbewusste
Architekten und Ingenieure gelockt werden. Die
TU München wirbt auf ihrer Webseite damit, was
Studenten in vier Semestern lernen: „Gebäude
zu entwerfen, die mit einem Minimum an Energie und technischen Systemen ein Maximum an
Behaglichkeit bieten.“
Wie findet man in dem Dschungel an Angeboten das Richtige? „Grundsätzlich sollte man vor
der Wahl seines Studiums entscheiden: Will ich
Generalist sein? Oder Spezialist?“, rät Ostenrath
vom Wissenschaftsladen Bonn. Beides habe Vorund Nachteile: „Je breiter das erworbene Wissen,
desto mehr Möglichkeiten stehen Absolventen
auf dem Arbeitsmarkt offen“, sagt Ostenrath.
„Allerdings ist es dann schwer, tatsächlich bei
einem Unternehmen das erste Mal den Fuß
in die Tür zu bekommen.“ Das gelänge trotz
Studienabschluss dann oft nur über Praktika.
Das bestätigt auch die BayWa r.e., die Erneuerbarensparte des Münchner Bau- und Energieunternehmens und einer der größten Arbeitgeber
für Erneuerbare in der Region. „Idealerweise
haben sich Berufseinsteiger in ihrem Studium
bereits spezialisiert und ihr Wissen durch einschlägige Praktika ergänzt und abgerundet“,
sagt ein Sprecher.
Das unterstreicht auch Eon-Chef-Recruiter
Deutschland Frank Schönig: Praktische Erfahrungen, die in Form von Praktika oder Werkstudententätigkeiten gesammelt werden können,
sind von Vorteil. Die theoretischen Fähigkeiten
seien bei Berufseinsteigern in der Regel zwar
vorhanden. „Was oft fehlt, sind technische Hin50
Fotos: HTW/Maria Schramm
Praxis ist Pflicht
markets.
tergründe, um unsere Anlagen, beispielsweise
Windräder, noch besser zu verstehen“, sagt
Schönig.
Jochen Link kann aus eigener Erfahrung bestätigen: Praxiserfahrung ist Grundvoraussetzung
für einen erfolgreichen Jobeinstieg. Er hat an der
HTW Berlin seinen Master im Fach Regenerative
Energiesysteme erworben, anschließend wechselte er an das renommierte Fraunhofer-Institut
für solare Energiesysteme im badischen Freiburg und arbeitete an Projekten rund um Sonnenenergie und nachhaltige Stromversorgung.
Die Kontakte zu Fraunhofer habe er „durch sein
Netzwerk rund um die Hochschule“ geknüpft,
sagt er (siehe Interview, S. 56).
Schon dort leitete Link Studenten bei Forschungsvorhaben an und ergatterte später ein
Promotionsstipendium. Mit dem Doktortitel in
der Tasche wechselte er als Leiter für urbane
Energiesysteme zu den Stadtwerken Stuttgart.
Sein Tipp für Studenten lautet: „Macht Praktika
und baut ein Netzwerk auf.“
Bereits im Studium widmete sich Link nicht
ausschließlich dicken Bücher, Statistiken und
Simulationen. Experimente im Labor und Praxisprojekte sind wesentlicher Bestandteil der
Ausbildung an der Berliner HTW – wie an den
meisten Hochschulen, die sich im Vergleich zu
Universitäten mehr auf Praxis als auf Forschung
konzentrieren. „Die Energiewende braucht
anwendungsorientierte Lösungen“, ist HTWProfessor Quaschning überzeugt. So haben seine
Studenten auch eines ihrer Unterrichtsgebäude
selbst entworfen, ein Plusenergiesolarhaus, das
mehr Energie produziert als es verbraucht. Seit
knapp drei Jahren nutzt die HTW das 74 Quadratmeter große Haus mit PV-Fassade (Foto links)
als Labor, für die Lehre und für Veranstaltungen.
Das SOL, wie das Plusenergiesolarhaus liebevoll
genannt wird, haben die Studenten im Jahr 2010
ursprünglich für einen Forschungswettbewerb in
Madrid entworfen – und damit im Bereich „Solar
Systems“ den ersten Platz geholt. Danach bauten
sie es in Spanien ab und stellten es an der Spree
wieder auf.
Allerdings: In der Solarbranche ist der Einstieg in Deutschland heute deutlich schwerer,
weil viele Jobs weggebrochen sind. Die Preise
purzeln seit 2009 kräftig – mit drastischen Folgen
für Modul- und Anlagenhersteller. Reihenweise
gingen deutsche Firmen wie Solon und Conergy
pleite. Mit knapp 50.000 Beschäftigten arbeiten
heute nur rund halb so viele in der Branche wie
zu den Spitzenzeiten vor 2012. Dieser Trend
Wer an der Uni ein Netzwerk knüpft, hat es beim
Berufseinstieg leichter
50
Tausend
Beschäftigte arbeiteten 2014 in
der Solarbranche. Zwei Jahre
zuvor waren es noch 113.900
51
markets.
zum Jobabbau werde sich auch dieses Jahr fortsetzen, prognostiziert das Bundeswirtschaftsministerium in einer 2015 veröffentlichten Studie.
An der HTW Berlin, die einen Schwerpunkt
auf die PV- und Solarforschung legt, macht sich
das bemerkbar. Zwar übersteigen die Bewerberzahlen unterm Strich noch immer das Angebot.
Im vergangenen Jahr kamen 400 Bewerbungen
auf 80 Masterplätze „jedoch hat das Interesse
deutlich nachgelassen“, beobachtet Quaschning.
Windbranche sucht Nachwuchs
„Neben
technischem
Wissen
sind auch
Managementfähigkeiten
gefragt.“
Stefan Adler
Studienkoordinator an der
Universität Freiburg
52
Der gesamte Erneuerbaren-Arbeitsmarkt in
Deutschland hat einen Dämpfer erhalten. Im
Jahr 2014 arbeiteten laut Bundeswirtschaftsministerium 355.400 Menschen in dem Sektor,
im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um
vier Prozent. Laut Prognose des Ministeriums
soll die Energiewende der Bundesrepublik dennoch 230.000 zusätzliche Jobs bis 2050 bringen.
Der Einbruch in der Solarbranche, so die Argumentation, werde durch starke Zuwächse im Windsektor mehr als ausgeglichen.
Insbesondere der Offshore-Markt boomt. In
der deutschen Nord- und Ostsee gehen immer
mehr Windräder ans Netz. Auch Onshore-Windanlagenbauer blicken optimistisch in die Zukunft.
Sinkende Zubauzahlen an Land könnten sie
durch Exporte ausgleichen – hofft zumindest das
Ministerium.
Marktführer Siemens expandiert an der Küste.
In Cuxhaven entsteht derzeit eine neue Windfabrik für Offshore-Anlagen mit rund 1.000 Arbeitsplätzen, die schon im nächsten Jahr ihren Betrieb
aufnehmen soll (siehe auch Dossier).
Grundsätzlich stelle man „Ingenieure aus allen
Bereichen ein“, sagt Konzernsprecher Bernd Eilitz,
„also neben den klassischen Ingenieurausrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauinge-
Ein globaler Arbeitsmarkt
Die Zahlen geben ihm Recht. Mit dem internationalen Abschluss aus Freiburg in der Tasche kommen
Berufseinsteiger bei Arbeitgebern in Industrie und
Wissenschaft gut unter. Laut Umfrage unter den
Absolventen der ersten drei Jahrgänge haben 90
Foto: HTW/Maria Schramm
Studenten mit praktischer
Erfahrung kommen bei
Arbeitgebern gut an
nieur auch Verfahrenstechniker, Materialwissenschaftlicher und Spezialisten aus der Energie- und
Klimatechnik.“ Auch künftig will Siemens Ingenieure in den Kernländern Deutschland, Dänemark
und UK einstellen. Der Konzern mit Hauptsitz in
München agiert längst global – mit Mitarbeitern
aus mehr als 80 Nationen.
Die Globalisierung des Arbeitsmarkes greifen
auch die deutschen Unis auf. Sie suchen ihre Studenten nicht mehr ausschließlich im Inland und
verpassen sich zunehmend ein internationales Profil. Den Export der deutschen Energiewende sehen
immer mehr Hochschulen und Unis als Chance –
und werben um ausländische Studenten. „Knapp
die Hälfte der 40 Studenten in einem Jahrgang
stammt aus Deutschland, die andere Hälfte aus
aller Welt“, sagt Professor Torsten Faber. Er koordiniert an der FH Flensburg den englischsprachigen Studiengang „Wind Engineering“. „Wir haben
viele Studenten aus Asien.“ Das kommt nicht von
ungefähr. Insbesondere Chinas Pläne beim Ausbau der Erneuerbaren sind ehrgeizig. Nachdem die
Chinesen den Solarmarkt geentert haben, legen sie
jetzt bei der Windenergie kräftig nach. Soeben ist
mit dem Turbinenhersteller Goldwind erstmals ein
chinesisches Unternehmen an die Weltspitze der
Onshore-Windanlagenhersteller geklettert.
Auch die Universität Freiburg ist vor acht Jahren auf den internationalen Zug aufgesprungen
und hat den Master „Renewable Energy Engineering und Management“ ins Lebens gerufen, eine
Kombination aus ingenieurs- und sozialwissenschaftlichen Fächern. Die Mehrzahl der Studienplätze geht an ausländische Bewerber. „Unsere
Absolventen lernen neben der Konstruktion von
PV- und Windanlagen unter anderem, wie sie die
Ökostrom-Technik in das Portfolio von Unternehmen integrieren oder wie sie bei der Bevölkerung
für Akzeptanz beim Bau von Windrädern werben,“ sagt Studienkoordinator Stefan Adler. „Wir
glauben, dass neben technischem Wissen auch
Managementfähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt
gefragt sind.“
markets.
Prozent nach einem Jahr einen Job gefunden. Künftig, so vermutet Adler, werden die meisten Arbeitsplätze im Ausland entstehen. Das bestätigen auch
Prognosen der Internationalen Energieagentur
IRENA. Sie sagen bis 2030 rund 16 Millionen neue
Jobs im Grünstromsektor und beim Klimaschutz
voraus. Deshalb lohnt der Blick ins Ausland.
Das hat sich auch unter Studenten rumgesprochen. Von anfangs rund 70 ist die Zahl an der Uni
Freiburg auf mehr als 500 Bewerbungen pro Jahr
gestiegen. Die meisten nicht-deutschen Bewerber kommen aus Indien, Malaysia und Pakistan.
„Für den Jahrgang 2016 haben wir viele Anfragen
aus Nigeria auf dem Tisch.“ Aus Erfahrung weiß
Adler allerdings: Trotz Zulassung treten viele
Afrikaner das Studium nicht an. Er vermutet:
„Die Lebenshaltungskosten in Deutschland sind
zu hoch“ – obwohl keine Studiengebühren erhoben
werden, wie im angelsächsischen Raum üblich.
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Die Globalisierung birgt indes auch Chancen für
neue Märkte. HTW-Absolvent Thomas Gottschalk
blickte schon vor sechs Jahren über den Tellerrand. Mit seinem Rüstzeug über Solartechnik in
der Tasche gründete der damals frischgebackene
Absolvent das Start-up Mobisol. Damit wollte er
afrikanischen Haushalten zu Strom verhelfen. „Die
Grundidee bestand darin, zwei revolutionäre Technologien zu kombinieren“, erzählt er, „die niedrigen Solarpreise sowie das Mobiltelefon.“ Rund
80 von 100 Afrikanen in der Subsahara besitzen
aktuell ein Handy. Per SMS können Kunden die von
Mobisol produzierte Solaranlage über drei Jahre in
Raten abbezahlen. Die erste Pilotanlage bastelte
der junge Berufseinsteiger 2011 in seinem Schlafzimmer in Berlin-Friedrichshain. Mittlerweile ist
aus Mobisol ein globales Unternehmen geworden.
Soeben hat Gottschalk den 40.000sten Haushalt in
Afrika elektrifiziert.
16
Millionen
neue Jobs im ErneuerbareEnergien-Sektor könnten nach
Angaben der IRENA bis 2030
weltweit entstehen
markets.
Auswahl Master-Studiengänge Erneuerbare
Hochschule/Uni
Masterstudiengang
Besonderheiten
HTW Berlin
Regenerative Energien
Labore, praxisnahe Forschung
Universität Stuttgart
Nachhaltige Elektrische Energieversorgung
Schwerpunkte Windenergie, PV und Netzintegration
Uni Kassel
Regenerative Energien und Energieeffizienz
mehr als 100 Lehrangebote im Bereich Regenerative
Energien
Bikulturelles Master Studium Renewable Energies
and Energy Efficiency for MENA Region (REMENA)
englischsprachig, Doppelabschluss der Uni Kassel
und Kairo
Universität Bayreuth
Global Change Ecology
internationales Elite-Masterprogramm für Führungskräfte in Wissenschaft, Umweltschutz, Politik- und
Wirtschaftsberatung
Technische Universität München
ClimaDesign
interdisziplinäre Ausbildung für die Konzeption von
energetisch optimierten Gebäuden. Voraussetzung:
mind. ein Jahr Berufserfahrung
Technische Universität Bergakademie Freiberg/Sachsen
Photovoltaik und Halbleitertechnik
Dozenten aus der Praxis: Leitende Angestellte aus
der Halbleiterindustrie
Technische Universität Berlin
Energie- und Prozesstechnik
das gesamte Spektrum der Energieversorgung wird
gelehrt
BTU Cottbus
Nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare
Energien
auch Aspekte der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe
Hochschule Bremen
Zukunftsfähige Energiesysteme
technischer oder Systemschwerpunkt wählbar;
Studienbeginn im Sommersemester
Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg
Renewable Energy Engineering and
Management
international ausgerichteter englischsprachiger Master mit den Schwerpunkten Technologie, Klima- und
Energiepolitik, Umweltmanagement und Ethik
Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
Erneuerbare Energien
physikalische, chemische und technische Kenntnisse
zur Umwandlung erneuerbarer Energien, keine
Studiengebühren, zulassungsfrei
Universität Magdeburg
Elektrische Energiesysteme, Studienrichtung regenerative Energiequellen
starke energietechnische Orientierung mit umfangreichen Wahlmöglichkeiten
FH Kiel / FH Flensburg
Wind Engineering
Dozenten aus der Praxis, interdisziplinäre
Projektarbeit
Europa-Universität Flensburg
Energie- und Umweltmanagement,
Schwerpunkt Industrieländer
Auslandssemester zwingend
Energy and Environmental Management, Spezialisierung Sustainable Energy Systems and Management in Developing Countries (SESAM)
internationales Programm, zweijährige
Berufserfahrung zwingend, hohe Praxisorientierung
beispielsweise durch Feldforschung in Schottland
Energiesystemtechnik mit Spezialisierung in
Regenerativen Energiesystemen
unter Mitwirkung der Fachhochschule Dortmund und
der Firma SIEMENS Power Generation, Mülheim
FH Gelsenkirchen
Quelle: eigene Recherchen Stand 2016
54
markets.
Weiterbildungsprogramme (Auswahl)
Anbieter
Leitung
Schwerpunkte
Kontakt
Kosten
Euroforum
Annemarie Brems,
Michael Bludau
Engerie- und Gaswirtschaft,
Offshore-Wind
Düsseldorf
0211/96863000
www.euroforum.de
Ca. 2.500 Euro für drei Tage
ForWind –
Zentrum für Windenergieforschung
Christoph Schwarzer
Weiterbildungsseminare
Windenergie, On- und
Offshore
Oldenburg
0441/798-5090
www.forwind.de
600 Euro/Tagesseminar
Forum – Institut für
Management
Ulrich Zeitel
Projektfinanzierung, Ausschreibungen von erneuerbaren Energien
Heidelberg
06221/500500
forum-institut.de
800 bis 1.000 Euro/
Tagesseminar
Frankfurt School
of Finance &
Management
Prof. Udo Steffens
Renewable Energy Finance
Frankfurt am Main
069/1540080
www.frankfurt-school.de
Berufsbegleitendes 12-monatiges Studium, Gesamtkosten:
8.775 Euro
Fraunhofer
Academy
Prof. Reimund
Neugebauer
Master Wind Energy Systems,
Master Photovoltaics,
Fachkraft Elektromobilität
München
089/12051500
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Berufsbegleitender 3,5-jähriger Online-Master in
englischer
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Nach dem Master
ist vor dem Job
Zwei Alumnis der HTW Berlin über ihre Motive für ein
Erneuerbaren-Studium, den ersten Job und Tipps für den Berufseinstieg
Interview: Jana Kugoth
Jochen Link
Leiter urbane Energiesysteme
Stadtwerke Stuttgart
Thomas Gottschalk
CEO und Gründer
Mobisol
Jochen Link studierte als einer der
ersten Studenten an der HTW Berlin
im Bachelor und Master Regenerative
Energiesysteme.
Thomas Gottschalk gründete 2010
nach dem Studium das Berliner
Start-up Mobisol, das kompakte Solaranlagen für Afrika herstellt.
Wie haben Sie nach dem Masterabschluss den Schritt
ins Berufsleben geschafft?
Durch das Netzwerk rund um die Hochschule habe ich
Kontakte zum renommierten Fraunhofer Forschungsinstitut für Solare Energiesysteme in Freiburg im Breisgau
geknüpft. Dort habe ich nach dem Master promoviert und
währenddessen bereits erste Studenten bei Forschungsprojekten angeleitet. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck
bin ich 2012 zurück in die alte Heimat nach Stuttgart aufgebrochen. Als Wettbewerber zu EnBW, die auch den Meiler
Neckarwestheim betrieben, wurden damals die Stadtwerke
Stuttgart gegründet. Heute leite ich hier die Abteilung
urbane Energiesysteme mit mittlerweile durchschnittlich
15 Mitarbeitern.
Was raten Sie dem akademischen Nachwuchs für den
Berufseinstieg?
Macht Praktika, bringt euch aktiv ein und baut ein Netzwerk
auf! Kurzpraktika bringen wenig, sechs Monate sind das Minimum, damit die Firma auch merkt, was wegfällt, wenn ihr
geht. Damit steigen die Chancen, anschließend von der Firma
übernommen zu werden. Das handhabe ich als Arbeitgeber
genauso.
56
Welche Fähigkeiten sollte man für ein Studium der
Regenerativen Energien mitbringen?
Thomas Gottschalk: Logisches Denken sowie technische
und mathematische Grundkenntnisse. Wichtig ist aber vor
allem die Begeisterung für Energiesysteme auf Basis von
Sonne, Wasser, Biomasse und Wind. Und letztendlich der
Wunsch, sich kritisch mit Technologien auseinanderzusetzen. Man sollte sich für innovative Projekte begeistern und
diese dann auch umsetzen wollen – sowohl im Rahmen des
Studiums als auch im weiteren (Berufs-)Leben.
Wo wollten Sie zu Studienbeginn mit dem Abschluss in
der Tasche hin?
Mein „Karriereziel“ war, zur globalen Energiewende beizutragen und den Klimawandel zu reduzieren. Mir war klar:
Wir müssen jetzt etwas tun. Nach dem Studium bin ich als
Techniker für eineinhalb Jahre mit dem „Solartaxi“, einem
solarbetriebenen Auto, um die Welt getourt, um damit die
Effektivität von Solarenergie zu demonstrieren. Währenddessen erfuhr ich aus erster Hand, wie viele Menschen weltweit
unter dem fehlenden Zugang zu zuverlässigen und sauberen
Energiequellen leiden. Ich begann, ein Netzwerk aus Ingenieuren, Innovatoren, Investoren und Unterstützern aufzubauen – was sehr hilfreich bei der Mobisol-Gründung war.
Wo bekamen Sie das nötige Gründer-Handwerkszeug?
Das Studium hat mir das notwendige Grundwissen der Solartechnik vermittelt. Alles Weitere habe ich mir größtenteils
selbst angeeignet. Dabei hat mich mein professionelles und
erfahrenes Team unterstützt, das von unserer Vision überzeugt und bereit war, in eine damals noch nicht im Mainstream angesiedelte Branche zu investieren.
Foto: HTW/Alexander Rentsch, Mobisol
Warum haben Sie sich für ein Studium im Bereich der
Erneuerbaren entschieden?
Jochen Link: Das Thema Energie hat mich geprägt. Ich bin
15 Kilometer entfernt vom Atomkraftwerk Neckarwestheim aufgewachsen. Dem wollte ich etwas entgegensetzen.
Da Anfang der 2000er-Jahre erst wenige Hochschulen
Erneuerbaren-Studiengänge angeboten haben, darunter
die HTW, zog ich nach Berlin.
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Alle gegen
Österreich
Die gemeinsame Strompreiszone
mit Deutschland soll wegen
Überlastung der Grenzleitungen aufgelöst werden. Doch der wahre Schwachpunkt liegt weiter im Norden
Autor: Jakob Schlandt
B
ald wird wohl das österreichische
Strommarktgebiet vom deutschen entkoppelt. Während das Thema hierzulande kaum eine Schlagzeile wert ist,
stellen die Österreicher einen Baum
auf, wie man dort im Dialekt sagt. Sprich: Sie legen sich
lauthals quer. „Eine Trennung des Marktes löst keines
der vorhandenen Probleme“, heißt es zum Beispiel empört vom Wiener Regulierer E-Control. Vor einem „Schlag
gegen den europäischen Binnenmarkt“ warnt die österreichische Stromwirtschaft. Und der Alpen-Energieriese
Verbund hat bereits ausgerechnet, dass die Stromkosten
im Land um 300 Millionen Euro pro Jahr steigen würden.
Noch kann Elektrizität zum gleichen Preis von Flensburg bis Villach gehandelt werden – jederzeit, und unabhängig von den physikalischen Grenzen des Netzes. Doch
die gemeinsame Preiszone mit Deutschland soll aufgelöst
werden, womöglich schon 2018. So will es nicht nur der
Zusammenschluss der europäischen Regulierer (ACER),
sondern auch die Bundesnetzagentur und eine Reihe von
Nachbarstaaten, darunter Polen und Tschechien.
Die drohende Abkopplung hat sich schon länger angebahnt. Polen war bereits vor Jahren bei ACER vorstellig
geworden und gewann weitere osteuropäische Unterstützer. Die Beschwerde: Weil die Kuppelleitungs-Kapazitäten
zwischen Deutschland und Österreich nicht ausreichen,
um die hohen gehandelten Strommengen auch physikalisch über die Grenze zu bringen, entsteht Stress in den
benachbarten Netzen, denn die Elektrizität nimmt häufig
als „Loop Flow“ einen Umweg über das Ausland. Dort
wird der Handel gestört und die Blackout-Gefahr steigt.
Tatsächliche Probleme, besonders wenn die norddeutschen Windräder auf Hochtouren laufen, mischen sich in
58
markets.
Polen mit wirtschaftspolitischem Kalkül. Deutscher Billigstrom unterläuft schließlich die Wirtschaftlichkeit der
Kohle, auf die die Polen nicht nur ihre Stromerzeugung
stützen, sondern auch einen Teil des Nationalgefühls.
Indes: Die Osteuropäer stießen mit dem Anliegen in
Berlin und auch bei der Bonner Bundesnetzagentur lange
auf taube Ohren. Doch inzwischen hat man dort seine
Meinung geändert. „Die Beteiligten, mit Ausnahme von
E-Control und APG (der österreichische Übertragungsnetzbetreiber. d.R.), stimmen (...) wie von den Regulierungsbehörden vorgeschlagen überein, dass auch an der
Lange Zeit ignorierte
Deutschland die Sorgen
der Osteuropäer – die
sich nun durchsetzen
deutsch-österreichischen Grenze Kapazitäten
kalkuliert und zugeteilt werden sollen“, heißt es
in einem Schreiben der mitteleuropäischen Regulierer und Netzbetreiber an ACER vom 21. Januar, das bizz
energy vorliegt. Mit anderen Worten: Alle außer Wien
wollen die Abtrennung der Österreicher.
Severin Fischer, Experte des Center for Security Studies in Zürich, befürchtet einen „Rückschritt für die Integration des europäischen Energiemarktes“. Es habe sich
gezeigt, dass der Netzausbau in Deutschland wie auch
an den Grenzen so weit hinterherhinke, dass die Märkte
nicht mehr funktionierten. „Das Problem löst man nun
auf Kosten der Österreicher“, beobachtet Fischer.
Die Bundesnetzagentur gibt sich zur Motivlage zugeknöpft. So muss gemutmaßt werden. Tatsächlich würde
eine Abkopplung der österreichischen Preiszone das
deutsche Netz etwas entlasten. Dort schossen die Kosten für Noteingriffe 2015 auf über eine Milliarde Euro,
vor allem für die Abschaltung von Kraftwerken in Norddeutschland bei gleichzeitiger Zuschaltung von Kapazitäten in Süddeutschland, Österreich und Südeuropa.
Grünstromkraftwerke im Norden müssen zudem immer
häufiger abgeregelt werden. Eine „Engpassbewirtschaftung“ an der Alpengrenze, der Fachbegriff für die Begrenzung der Handelsströme auf die physikalische Realität,
würde den Sog nach Süden begrenzen.
Nicht nur die Netzeingriffe würden reduziert. Auch
der Bedarf an teuer zu bezahlenden fossilen Reservekapazitäten, die für Netznotfälle im Süddeutschen Raum
vorgehalten werden, könnten von über sechs (mit
59
Österreich) auf gerade einmal 1,6 Gigawatt
schrumpfen, wie Simulationen der Bundesnetzagentur für das Jahr 2019 ergeben haben. Mit
anderen Worten: Es geht ums Geld. Eine rasante
Steigerung der Kosten, wie man sie bisher nur
vom EEG kannte, muss verhindert werden.
Denn die Vorboten einer Kostenexplosion im
Stromnetz häufen sich: Im windstromreichen
Gebiet des ostdeutschen Übertraungsnetzbetreibers 50Hertz stiegen die Entgelte Anfang 2016
von 2,02 auf 2,66 Cent pro Kilowattstunde. Dort
verschärfen unflexible Braunkohlekraftwerke
das Problem, Stromüberschüsse abzupuffern.
Für Marc Oliver Bettzüge, Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität
zu Köln (EWI), ist die Abtrennung Österreichs
vom deutschen Marktgebiet indes nur eine
Schein-Lösung. „Der tatsächliche strukturelle
Engpass besteht im deutschen Netz“ sagt er,
etwa von der Mainlinie bis zu den Niederlanden
nördlich des Ruhrgebiets. Bis Stromleitungen
diesen Engpass wirksam entlasten, könnten noch
leicht zehn Jahre oder mehr vergehen – in denen
die Windstromerzeugung im Norden und Osten
weiter wachsen würde, während gleichzeitig
die Kernkraftwerke in Süddeutschland bis 2022
abgeschaltet würden. Konsequent, so Bettzüge,
wäre es also, den Markt in eine nordostdeutsche
Gebotszone und ein Gebiet Süd-/Westdeutschland-Österreich zu spalten. Die Folge wäre eine
leichte Erhöhung der durchschnittlichen Strompreise im Süden und ein Sinken im Norden.
60
„Der tatsächliche Engpass
besteht im
deutschen
Netz, etwa
entlang des
Mains.“
Marc Oliver Bettzüge
Direktor, Energiewirtschaftliches
Institut Köln (EWI)
Damit würden die richtigen Preissignale
gesetzt, sagt Bettzüge: „Der südlich gelegene
Raum könnte sich dann zum Beispiel der dortigen Solarstromeinspeisung anpassen. Mit den
Wasserkraftwerken in den Alpen ist das Gebiet
hierfür – grenzüberschreitend – in einer guten
Ausgangssituation.“ Die Windkraft aus dem Norden und die Braunkohle aus dem Osten, die sich
aufgrund der gemeinsamen Preiszone derzeit
Eins zu Eins in den Handelspreisen wiederfänden, untergrüben aber eine solche Anpassung.
Andersherum würden auch im Norden die Investitionen in eine sinnvolle Richtung gelenkt. „Dort
würde vermutlich viel schneller beispielsweise
Power-to-Heat eine relevante Option.“ Stattdessen fließe der Strom jetzt kommerziell nach
Süden, bewirke tatsächlich aber lediglich eine
zunehmende Zahl an Netzeingriffen. Freilich
räumt auch Bettzüge ein, was die bayerische CSU
schon deutlich gemacht hat: Unterschiedliche
Großhandelspreise für Strom sind in Deutschland politisch nur schwer durchzusetzen.
Österreich wehrt sich mit mehreren Klagen auf EU-Ebene gegen die Abspaltung. Doch
Deutschland kann kaum dazu gezwungen werden, das gemeinsame Marktgebiet aufrechtzuerhalten. Mindestens bis Juli 2016 gibt es nun noch
einmal Aufschub. Dann wollen die europäischen
Übertragungsnetzbetreiber einen gemeinsamen
Bericht mit Empfehlungen zur Neueinteilung der
europäischen Preiszonen vorlegen. In Wien hofft
man noch auf einen Kompromiss.
Foto: pixabay
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Kaufprämien sind
keine Lösung
Warum Fortschritte bei Ladeinfrastruktur und Batterietechnik für die
Akzeptanz der Elektroautos wichtiger sind. Ein Gastkommentar
ommt Sie nun oder kommt sie nicht –
die Elektromobilität? Die Zahlen sind
bislang enttäuschend: Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 12.363 Elektroautos
verkauft – ein Anteil von 0,39 Prozent an
den gesamten Neuwagenverkäufen. Und der gesamte Bestand an Elektrofahrzeugen summierte sich zu
Jahresbeginn 2016 auf bescheidene 18.948 Einheiten,
was einem Anteil von 0,04 Prozent am gesamten PkwBestand in Deutschland entspricht. Obwohl die Zahlen
nach oben gehen, liegt das Ziel der Bundesregierung,
die im Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen wollte, in weiter Ferne.
Wer erwartet hatte, dass nach dem DieselAbgasskandal die Verkaufszahlen für Elektrofahrzeuge
nach oben springen, sieht sich getäuscht. Tatsächlich
behaupten sich Dieselfahrzeuge mit einem Zulassungsanteil von zuletzt fast 49 Prozent weiterhin im Markt.
Wer für unter einem Euro pro Liter Diesel tanken kann,
62
interessiert sich eben nicht für alternative Antriebe
und Kraftstoffe. Das ist traurig, aber wahr.
Aktuell werden wieder einmal staatliche Förderprogramme für Elektroautos diskutiert. Offensichtlich
erinnert man sich an die Abwrackprämie aus dem Jahr
2009, die bekanntlich zu einem Verkaufsboom im deutschen Automobilmarkt geführt hat.
Doch die Voraussetzungen und damit auch die
Erfolgschancen einer „Elektro-Prämie“ sind andere
als die bei der damaligen „Abwrack-Prämie“. Bei der
Abwrack-Prämie konnten die Käufer einfach ein tolles
Schnäppchen machen, wenn sie im Förderzeitraum ein
neues Auto kauften. Bei der staatlichen Förderung von
Elektroautos ist der Sachverhalt komplexer.
Warum verkaufen sich Elektroautos so schlecht?
Bei der Ursachenanalyse stößt man immer wieder
auf drei Faktoren: Hohe Anschaffungspreise, geringe
Reichweiten und mangelhafte Ladeinfrastruktur. Mit
einer Kaufprämie mildert man lediglich das erste Ver-
Foto: youtube, Willi Diez
K
von Willi Diez
markets.
kaufshemmnis – die hohen Anschaffungspreise. An der
geringen Reichweite und der mangelhaften Infrastruktur ändert sich dadurch nichts. Die Hoffnung, mittels
staatlicher Subventionierung einen Elektroboom
auslösen zu können, würde sich daher als teurer Irrtum erweisen. Zwar würde die Kostendifferenz etwas
reduziert, aber viele Käufer würde man angesichts der
anderen Einschränkungen wohl kaum mobilisieren.
Und dennoch: Die Elektromobilität kommt. Vielleicht nicht so schnell, wie manche hoffen. Aber spätestens im nächsten Jahrzehnt
werden E-Autos auch ohne
staatliche Förderung einen
hohen Marktanteil erobern.
Dafür sprechen zum einen
die verschärften europäischen
Grenzwerte für die CO2-Emissionen, die ab dem Jahr 2020 gelten werden. Das Ziel von 95 g/km CO2 wird sich ohne
eine größere „Beimischung“ von Elektrofahrzeugen bei
einigen Automobilherstellern nicht erreichen lassen.
Wer es verfehlt, muss aber mit drastischen Strafen
rechnen. Zum anderen ist auch klar: Das 95 g/km-Ziel
wird nicht das Ende der Fahnenstange sein. Nicht
zuletzt aufgrund der Vereinbarungen beim Pariser
Klimagipfel werden die Regierungen den Druck auf die
Automobilindustrie in Richtung weiterer Verbrauchseinsparungen und Emissionsminderungen noch erhöhen. Schon für Mitte des nächsten Jahrzehnts werden
die CO2-Ziele wahrscheinlich bei nur noch 65 g/km
liegen. Dann sind Elektroautos für alle Automobilhersteller das Gebot der Stunde.
Zweitens werden Fortschritte der Batterietechnologie nicht nur zu günstigeren Preisen führen, sondern
auch größere Reichweiten ermöglichen. So werden
sich die Batteriepreise bis zum Jahr 2020 von heute
300 Euro/kWh auf 150 Euro/kWh halbieren; einige
Prognosen gehen sogar davon aus, dass sie auf ein
Viertel des heutigen Niveaus fallen könnten. Damit
wären Elektroautos von den Kosten her einem konventionellen Benzin- oder Dieselfahrzeug zumindest
ebenbürtig oder je nach der Höhe der Kraftstoffpreise
sogar überlegen.
Gleichzeitig werden höhere Speicherdichten dazu
führen, dass die Reichweiten von Elektrofahrzeugen
auf 400 bis 500 Kilometer steigen – und zwar nicht nur
auf dem Papier, sondern im realen Fahrbetrieb. Sogar
ein Quantensprung in diesem Bereich ist möglich. So
verfügen die heute üblichen Lithium-Ionen-Batterien
noch über ein weiteres Potenzial zur Steigerung der
Energiedichte von heute 120-160 Wattstunden pro Kilogramm (Wh/kg) auf bis zu 300 Wh/kg. Völlig neue Batteriekonzepte wie etwa die Lithium-Schwefel-Batterie
oder die Lithium-Luft-Batterie verfügen über Energiedichten von teilweise über 500 Wh/kg und könnten
damit die Reichweiten auf über 400 km steigern. Zur
Erhöhung der Reichweiten kann auch eine Gewichtsreduktion der Fahrzeuge beitragen. Neben leichteren
Stählen und Aluminium wird dabei in Zukunft der
Werkstoff Carbon eine größere Rolle spielen; dessen
Einsatz wird sich aufgrund der
hohen Kosten vorrangig auf die
Oberklasse konzentrieren.
Damit ist die Richtung klar:
Um die anspruchsvollen CO2Reduktionsziele zu erreichen,
werden die Hersteller in den
nächsten Jahren den Absatz
ihrer Elektrofahrzeuge forcieren – auch dadurch,
dass sie die Elektrovarianten billiger anbieten als die
Benzin- und Dieselmodelle. Einen Anfang hat BMW
schon gemacht: So ist die Plug-in-Variante des BMW
2er schon heute günstiger der vergleichbare Benziner.
Wenn die Bundesregierung für die Förderung des
Elektroantriebs Geld locker machen will, sollte sie es
lieber für den Ausbau der Ladeinfrastruktur einsetzen,
um die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen nachhaltig
zu erhöhen. Dabei geht es nicht allein um mehr Ladesäulen, sondern auch um das induktive Laden, bei dem
man nicht mehr umständlich mit Kabeln und Steckern
hantieren muss. Induktives Laden auf den Fahrbahnen
würde dem E-Auto sogar noch einen Vorteil gegenüber
Benzin-und Dieselfahrzeugen verschaffen: Statt an
der Tankstelle könnte dann das Laden während des
Fahrbetriebs erfolgen.
Alle Beteiligten sollten das machen, was sie am besten können: die Automobilhersteller die Technologie,
der Staat die Infrastruktur. Das hilft der Elektromobilität mehr als politische Schnellschüsse – und wird ihr
ab dem Jahr 2020 tatsächlich Flügel verleihen!
Hersteller werden ihre
Elektroautos künftig
billiger anbieten als
Benziner und Diesel
Willi
Diez
Unser renommierter Gastautor ist Ökonomieprofessor und
Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule
für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen
63
impressum
Herausgeber &
Chefredakteur:
community.
Dr. Joachim Müller-Soares (V.i.S.d.P.)
Gerard Reid
Kolumnisten:
Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer,
Prof. Dr. Andreas Knie, Matthias Kurth,
Prof. Dr. Friedbert Pflüger
Aufsteiger
des Monats
Redaktion:
mit Einem Doppelschlag
Julia Keesen, Jana Kugoth,
Jakob Schlandt (Reporter),
[email protected]
bizz energy Research
Felix Stöhr, Bastian Kruse
[email protected]
Korrespondenten inland:
Thomas Bauer (Frankfurt/M.)
[email protected]
Jochen Bettzieche (München)
[email protected]
Korrespondenten ausland:
Norbert Mühlberger (Brüssel)
[email protected]
Maxim Kireev (Moskau)
[email protected]
Jerry Brown
Demokratischer
Gouverneur Kaliforniens
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[email protected]
Jutta Maier (Silicon Valley)
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Autoren:
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Manuel Berkel, Hans Peter Schütz
Art direction:
Axel Völcker
redaktionundgestaltung.de
Tel.: +49 (0)30 76 23 92 – 235
Layout & Infografik:
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Illustrationen:
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fotografen:
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Anzeigen:
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Mediainformationen unter
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Fax: +49 (0)30 76 23 92 – 259
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64
absteiger
des Monats
Der gröSStE Solarmarkt
der USA ist Kalifornien. Gouverneur Jerry Brown treibt
das Thema „Energy Transition“ nun auch auf nationaler
Ebene voran. Der Demokrat
schmiedete mit 16 weiteren
Gouverneuren Mitte Februar
eine Allianz für den Ausbau
der erneuerbaren Energien.
Ironischerweise ist Brian
Sandoval aus Nevada auch
dabei – unser Absteiger des
Monats (s. rechts). Es muss
sich also erst noch zeigen,
wie ernst es den beteiligten
Bundesstaaten ist. Kalifornien schafft indes Fakten:
2015 war wieder einmal
Solar-Rekordjahr mit rund
3.000 Megawatt Neuinstallationen – mehr als in den
sechs nächstgrößeren USBundesstaaten zusammen.
Schon jetzt müssen die kalifornischen Stromriesen, die
unter staatlicher Aufsicht
agieren, knapp ein Viertel
des Stroms aus erneuerbaren
Energiequellen liefern. Der
Wert steigt kontinuierlich
an. Das Ziel wird trotz der
Dürre, die die Erzeugung aus
Wasserkraft beeinträchtigt,
locker erreicht.
hat Nevadas republikanischer Gouverneur Brian
Sandoval den zuletzt drittgrößten Solarmarkt der USA
quasi zum Erliegen gebracht.
Der inzwischen leicht abgeänderte Beschluss sieht vor,
dass zum einen die monatliche Grundgebühr für Stromkunden stark ansteigt, was
Einsparungen durch Eigenverbrauch erschwert. Zum
anderen gibt es weniger Geld
für Solarstrom, der ins Netz
eingespeist wird. Die Kürzungen gelten auch für bestehende Anlagen – und haben
Verunsicherung im ganzen
Land ausgelöst. Der Kurs
des Solarstromvermarkters
SolarCity zum Beispiel hat
sich seit der Entscheidung
mehr als halbiert. Jüngst
war bekannt geworden, dass
der Konzern von Kunden
aus Nevada verklagt wird,
die von den nachträglichen
Änderungen betroffen sind.
Gegen Gouverneur Sandoval
wird derzeit häufig protestiert. Ein Plakatspruch: „Sandoval stiehlt uns die Sonne.“
Brian
Sandoval
Republikanischer
Gouverneur Nevadas
Foto: Wikipedia/State of California, Wikipedia
Chefökonom:
community.
newsticker
+++ Wer kommt? Hildegard Müller
ist ab Mai bei der neuen RWE-Tochter
für die Netze zuständig, Hans Bünting für Erneuerbare und Martin Herrmann für den Vertrieb. Zwar hat die
Gesellschaft noch keinen Namen, aber
damit schon mal einen Vorstand. +++
Beate Mand rückt ab April als erste
Frau in den Vorstand des Verbandes der
Elektronik und Informationstechnik
(VDE) auf, wo sie die Bereiche Finanzen, Personal und Recht verantwortet. +++ Markus Frank und Christian
Haferkamp steuern als Doppelspitze
den Vertrieb der Deutschen Lichtmiete
in Oldenburg, die auf die Vermietung
von LED-Leuchten spezialisiert ist. +++
Wer geht? Erik von Scholz verlässt den
Vorstand des Energieversorgers Engie,
ehemals GDF Suez. Aus gutem Grund:
Enovos International hat ihn ab 15. April
zum Head of Corporate Development
and Strategy ernannt. +++ Heinz Runde
gibt nach 18 Jahren an der Spitze der
Stadtwerke Neuss sein Amt ab, allerdings nicht ganz freiwillig: Gegen ihn
wird wegen des Verdachts auf Korruption und Untreue ermittelt. +++
Inserentenverzeichnis
U2
NRW Bank
9
EW Medien & Kongress
Mesago PCIM 11
Messe Husum &
Congress
21
Hannover Messe
37
39
DOSB
44-45
+++ Wo spielt die Musik? In Japan. Bis
PSI
2050 will die Regierung von Staatschef
Shinzo Abe den Ausstoß von Treibhausgasen um 80 Prozent im Vergleich zum
aktuellen Level senken. Das Kabinett
soll noch vor Mai über den neuen Klimaschutzplan abstimmen. Dann übernimmt Japan die G7-Präsidentschaft, den
Zusammenschluss der größten sieben
Industrienationen. +++
Hochschule Fresenius
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Hannover Fairs
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Norbert Breidenbach, Mainova | Heike Heim, Energieversorgung Offenbach
Dr. Ronald Heinze, Stadtwerke Rhede | Markus Hilkenbach, Stadtwerke Coesfeld
20. EUROFORUM-Jahrestagung
20. bis 21. April 2016, WECC Berlin
www.stadtwerke-tagung.de
InfolIne 02 11 / 96 86 – 33 48
Uli Huener, EnBW Energie Baden-Württemberg | Dr. Ralf Levacher, Stadtwerke Saarlouis
Dr. Michael Maxelon, KVV | Dr. Stephan Nahrath, Westfalen Weser Energie
Haupt-Sponsor
Träger des Stadtwerke-Awards
Ronald Pfitzer, Stadtwerke Schwäbisch Hall | Thomas Prauße, Stadtwerke Greifswald
Matthias Trunk, SWN Stadtwerke Neumünster | Stefan Ziebs, Stadtwerke Solingen
...UND weiTeRe VoRDeNkeR !
community.
Mal ganz grundsätzlich gefragt...
Interview: Jana Kugoth
Kurzvita
Claudia nicolai
Claudia nicolaI: Entscheidend ist die Kultur
einer Organisation, konkret: Inwieweit Möglichkeiten bestehen, jenseits von Abteilungsgrenzen arbeiten zu können. Viele Organisationen
lassen das gar nicht zu, weil sie starr hierarchisch aufgebaut sind. Dann geht der Weg, um
etwas über einen anderen Bereich oder eine
andere Unternehmenssparte zu lernen, immer
zunächst über die Führungsetage. Erst in einem
zweiten Schritt wird wieder von oben nach
unten kommuniziert, bevor auf der Arbeitsebene Neues umgesetzt und werden kann.
… leitet am Hasso-PlattnerInstitut in Potsdam die Lehre
und Forschung des DesignThinking, das auf dem an
der Stanford-Universität in
den USA entwickelten Innovationsansatz basiert. Zuvor
promovierte die Sozial- und
Wirtschaftswissenschaftlerin
im Bereich strategisches
Management, arbeitete als
Unternehmensberaterin und
war Professorin an der Berliner Universität der Künste.
Welche Rolle spielt Scheitern?
Scheitern, beziehungsweise auch scheitern
zu dürfen, ist elementar. Für mich trifft das
die englische Formulierung „fail forward“.
Scheitern bedeutet dann nicht Versagen und
Misserfolg, sondern „nach vorne Stolpern“. Ich
gehe weiter den Weg der Innovation und lerne
aus ersten Fehlern. Durch diese Erkenntnis
gehe ich vielleicht nicht mehr ganz geradeaus
auf dem ursprünglich eingeschlagenen Pfad,
aber ich entwickele die Idee weiter, die mich
auf einem anderen, aber erfolgversprechenderen Pfad voranführt.
Haben denn die Energiekonzerne schon bei
Ihnen am Institut angeklopft?
Ja, aber erst in der jüngeren Vergangenheit.
Wir haben in den acht Jahren seit unserer
Gründung schon mit quasi allen Branchen
zusammengearbeitet. Energieversorger fangen
jetzt erst an, bei uns anzufragen – noch nach
der Automobilindustrie und der Telekommunikationsbranche. Dies scheint ein Indiz dafür zu
sein, dass sie deutlich veränderungsresistenter
sind als Unternehmen aus anderen Branchen.
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Wie müssen Versorger jetzt agieren?
Sie sollten schnell agieren, sonst stehen sie
mit dem Rücken zur Wand. Die großen Veränderungsprozesse mit der Digitalisierung,
den neuen Regulierungen und EnergiewendeGesetzen sind schon über sie hereingebrochen. Wenn kein Umdenken passiert, werden
Innovationspotenziale aus der Digitalisierung
und beispielsweise dem Smart Metering nicht
erkannt und genutzt. Außerdem muss in ihren
Köpfen ankommen: Ein Denken innerhalb
von Branchengrenzen ist überholt. Energie
ist kein Gut, sondern eine Dienstleistung, die
den Kunden zu weiteren Handlungen befähigt.
Energie ist Teil unserer Lebenswelt. Niemand
ist primär Energiekonsument.
Foto: HPI
...Wie wird ein
Unternehmen innovativ,
Frau Nicolai?
bizz
energy.
pr äsentiert
bizz energy.
Wirtschafts-Delegation
Chile
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bizz energy veranstaltet ab 2016 eine
Reihe exklusiver Executive-Veranstaltungen
für Entscheider aus der Finanz- und Energiewirtschaft.
Auslandsmarkt Chile
Auf unserer Wirtschaftsdelegationsreise
vom 10.-13. April 2016 nach Santiago de
Chile möchten wir Ihnen wichtige Impulse
und zuverlässige Entscheidungsgrundlagen
für ein neues oder erweitertes Engagement im Markt der erneuerbaren Energien
in Chile geben. Chile ist ein attraktiver
Auslandsmarkt für erneuerbare Energien.
Die natürlichen Bedingungen für Wind,
Solar und Wasserkraft sind gut, auch für
den Sektor Geothermie gibt es in Chile
erhebliche Potenziale. Die Erschließung
und Nutzung erneuerbarer Energien
werden auf breiter Ebene politisch unterstützt. Darüber hinaus herrschen in Chile
stabile rechtsstaatliche und marktwirtschaftliche Bedingungen.
Programm und Partner
Während der dreitägigen bizz energy
Delegationsreise erhalten Sie einen exklusiven Einblick in den chilenischen Markt für
erneuerbare Energien. Beleuchtet werden
die wirtschaftlichen, regulatorischen und
politischen Rahmenbedingungen.
Unsere Delegation führt chilenische und
deutsche, staatliche und privatwirtschaftliche Gesprächspartner zusammen und
Kosten:
Der Beitrag für die Teilnahme an der Delegationsreise
beträgt 3.990 € zzgl. Mwst. und Reisekosten
beleuchtet Chancen und Risiken eines
Engagements im Bereich der erneuerbaren
Energien in Chile.
Neben exklusiven Treffen mit dem chilenischen Energieminister Maximo Pacheco
und dem Wirtschaftsminister Luis Felipe
Céspedes stehen Gespräche, Workshops
und Arbeitstreffen mit maßgeblichen
Entscheidern aus Unternehmen, chilenischen Behörden und einflussreichen Verbänden, sowie der deutschen Botschaft in
Chile und der Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer auf der Agenda.
Partner der bizz energy Delegation ist die
Gruppe „Erneuerbare Energien“ der AHK
sowie Konrad-Adenauer-Stiftung.
Anmeldung:
Anmeldung bis zum 30. März unter: [email protected]
oder telefonisch unter Tel.: +49 40 2265 923 91.
Artenschutz
und Windenergie
im Wald.
FOTOLIA © Simone Schuldis
Wir unterstützen Sie im Genehmigungsverfahren.
Blau MV GmbH
19055 Schwerin
+49 385 39 45 13 01
[email protected]
www.blau-mv.de