bizz energy. März 2016 Das Wirtschaftsmagazin für die Energiezukunft bizz-energy.com NEU90! €3 ON OFF SHORE SHORE Windkraft: Der Hebel für Traumrenditen Grüne Fonds Dieselgate Hochschulreport Was die neuen Öko-Siegel wirklich bringen Wie die EU-Kommission jetzt die Luftverpestung stoppen will Die besten Studiengänge und Programme im Energie-Bereich Wir fördern das Gute in NRW. Sabine Baumann-Duvenbeck und ihr Kraftpaket – unterstützt durch die Fördermittel der NRW.BANK. Die Stärke mittelständischer Unternehmen ist ein wichtiger Motor der Wirtschaft in unserer Region. Eine Eigenschaft, die es wert ist, gefördert zu werden. Z. B. durch den NRW.BANK.Effizienzkredit: Zinsgünstige Darlehen von 25.000 bis 5 Millionen Euro für Modernisierungen, die Ihre Anlagen zukunftsfähig machen. Sprechen Sie mit uns über Ihre unternehmerischen Ziele. www.nrwbank.de/staerke editorial. Traumrenditen Windparks auf hoher See sind ein Rettungsring für die Stromkonzerne, aber für Verbraucher ein teurer Spaß Foto: Roy von Elbberg Liebe Leserinnen und Leser, diese Ergebnisse haben uns überrascht. Wir staunten nicht schlecht, als unsere ResearchAbteilung ihre Modellrechnungen zu OffshoreWindparks präsentierte. Mit den Anlagen auf hoher See sind traumhafte Eigenkapitalrenditen von mehr als 25 Prozent zu erzielen, selbst bei vorsichtigen Annahmen, zum Beispiel in Bezug auf die Windausbeute. Sicher sind auch die Risiken nach wie vor hoch. Aber die erwarteten Gewinne liegen heute deutlich über den Werten, mit denen global agierende Finanzinvestoren wie Blackstone im Private-Equity-Bereich kalkulieren. Wie ist das möglich? Viele Offshore-Kinderkrankheiten sind überwunden, die Lernkurve der Branche war in den vergangenen Jahren steiler als erwartet – während die Bundesregierung die Vergütungssätze seit Langem nicht mehr angetastet hat. Kein Wunder also, dass Offshore-Renditen zu den gut gehüteten Geheimnissen einer Branche gehören, die 2015 einen neuen Zubau-Rekord verzeichnete. Die einst übermächtigen Stromkonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW sehen in den Parks auf hoher See einen Rettungsring für ihr untergehendes Geschäftsmodell. Proteste von Verbraucherschützern sind programmiert; erste Kostproben sind in unserer Titelgeschichte ab Seite 14 zitiert. Auch andere Verbraucherthemen verdienen Ihre Aufmerksamkeit: Ökosiegel für Fonds sollen mehr Transparenz in den Dschungel der nachhaltigen Geldanlage bringen. Der Vorsatz ist lobenswert, die Ausführung kritikwürdig (Seite 26). Auf den VW-Abgasskandal reagiert die Brüsseler EU-Kommission jetzt – auch auf Druck des Europaparlaments – mit schärferen Vorgaben für Diesel-Emissionen und sagt der Kungelei zwischen Autoherstellern und Prüfdiensten den Kampf an (Seite 32). Von Dieselgate hat die Elektromobilität übrigens bislang nicht profitiert. Und auch die jetzt regierungsintern viel diskutierten Kaufprämien für Elektroautos sind keine Lösung (Seite 62). Bei der Lektüre wünsche ich Ihnen in jedem Fall neue Erkenntnisse und Lesespaß. Joachim Müller-Soares Herausgeber und Chefredakteur [email protected] 3 Inhalt. titelgeschichte 26 Siegel-Chaos statt Klimaschutz Dringend gesucht: Ein Standard für die Bewertung von Nachhaltigkeits-Fonds 14 42 Schatz auf hoher See: OffshoreIndustrie senkt Kosten – und Investoren verdienen prächtig Marktreif: Energiesparende Kühlung Mit der altbekannten Magnetokalorik werden Prozesse effizienter 48 Durchblick im grünen Studiendschungel Wie Hochschulen und Absolventen auf die Globalisierung der deutschen Energiewende reagieren 4 VW-Skandal: Rauchverbot aus Brüssel EU-Kommissionspräsident Juncker sagt Kungelei den Kampf an: Er will Prüfdienste und Industrie entflechten Foto: Siemens (2), HTW Berlin/Maria Schramm, Fotolia, WS-Design, fotolia 32 inhalt. kurz&gut. Foto des Monats Meldung des Monats Zahl des Monats Innovation des Monats 6 8 10 11 Frage des Monats: Kommt die Wasserstoffwirtschaft?12 finance. markets. Grüne Geldanlage ist kompliziert Netzwerk für die Zukunft Die Branche ringt leidenschaftlich um Mindeststandards für die Bewertung von nachhaltigen Publikumsfonds 26 Erneuerbaren-Studiengänge: Mit Blick auf den ersten Job zählen vor allem Praxisanteile und ein 48 internationales Profil dossier. governance. Wie viel man mit Offshore verdienen kann Dieselgate: Die neuen EU-Regeln Renditeberechnungen zeigen: Windkraft auf hoher See ist für Investoren ein tolles Geschäft Der Kommissionspräsident forciert den Kampf gegen die Kungelei höchstpersönlich 32 titelgeschichte 14 Kolumne Friedbert Pflüger Warum die Zinsentscheidungen der US-Zentralbank den Ölpreis mitbestimmen 40 technology. Deutschlands und Österreichs Strommarkt zerfällt Der Druck auf die Netze steigt. Ein Opfer: Die europäische Integration. Gemeinsame Märkte wackeln 58 Kaufprämien für E-Autos sind keine Lösung Ein Gastbeitrag des Automobil ökonomen Willi Diez 62 community. Auf- und Absteiger des Monats Impressum Inserentenverzeichnis News Mal ganz Grundsätzlich gefragt … 64 64 65 65 66 Effizienz, die aus der Kälte kam Auch beim Kühlen ist Effizienz gefragt: Mit der Magnetokalorik erreicht ein seit fast hundert Jahren bekannter Effekt in der Anwendung die Marktreife 42 Täglich aktuelle News: www.bizz-energy.com 5 kurz&gut. 6 kurz & gut. Foto des Monats Gasschwemme aus dem Süden Unwirtlich. Vor der Westküste Australiens geht in diesen Wochen das weltgrößte Verladeterminal für Flüssiggas in Betrieb – das Gorgon Project. Unter der Führung des USKonzerns Chevron entstand auf Barrow Island ein riesiger Industriekomplex, der vor allem den asiatischen Markt versorgen soll. Aus Offshore-Feldern strömt das Gas auf die rund 200 Quadratkilometer große, quasi unbewohnte Insel, wo es heruntergekühlt und verflüssigt wird. Die Jahreskapazität der drei LNG-Anlagen liegt bei 2,6 Milliarden Kubikmeter – etwa drei Prozent des deutschen Verbrauchs. Das Timing ist indes mies. Mit dem Öl- ist auch der Gaspreis abgestürzt. Zwar hat das Chevron-Konsortium 80 Prozent der Produktion bereits im Vorfeld verkauft, doch es drohen Nachverhandlungen. In Australien wird an zahlreichen LNGTerminals gebaut. 2020 wird das Land Qatar als größten Gasproduzenten der Welt überholen. Foto: Chevron Australia Pty Ltd 7 kurz & gut. Undicht: Der Schacht Asse zeigt, wie schwer Endlagerung ist Meldung des Monats Von Jakob Schlandt Die Verhandlungen um die Zukunft der Atomrückstellungen drohen zu scheitern, zum Schaden aller Beteiligten. In Gesprächen mit den Betreibern ist der Atomkommission mit Jürgen Trittin (Grüne), Ole von Beust (CDU) und Matthias Platzeck (SPD) bislang kein Durchbruch gelungen. Bei dem Milliardengeschacher hat man sich lediglich auf ein grundsätzliches Modell geeinigt. Das Grundprinzip: Die Gesamthaftungsmenge wird aufgeteilt. Die Atomkonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW bleiben für den Rückbau der Kraftwerke verantwortlich. Das kostet mit vermutlich rund 20 Milliarden Euro knapp die Hälfte der Rückstellungssumme. Die Risiken sind gut einschätzbar. Zwischen- und Endlagerung dagegen soll der Staat übernehmen – denn die Kosten dafür fallen über 8 einen viel längeren Zeitraum an, in dem es die Konzerne womöglich nicht mehr gibt. Und: Die Risiken sind schwerer einschätzbar, belasten die Versorger also stärker. Soweit ist man sich einig, denn es gibt für beide Seiten etwas zu gewinnen. Allerdings: Über die „Ablösesumme“, die bis 2022 eingezahlt werden müsste, Die Energieriesen sehen sich als die Gegängelten – und fordern einen Rabatt gibt es Streit. In den Konzernschatullen lagern für diesen Zweck derzeit rund 18 Milliarden Euro. Zu wenig, meinen die Politiker der Kommission. Sie wollen auch etwas dafür haben, dass die Risiken den Steuerzahlern aufgebürdet werden. Von einem Aufschlag von 30 Prozent als Minimalziel ist in Verhandlungskreisen die Rede – und eigentlich sei sogar noch mehr angemessen. Schließlich war ein Bericht von Wirtschaftsprüfern im vergangenen Jahr zum Ergebnis gekommen, dass es durchaus teurer werden könnte. Die Atom-Manager sehen sich als Dauergegängelte – und antworteten mit einer Gegenforderung. Ein moderater Aufschlag werde akzeptiert, gleichzeitig wollen sie aber, dass gegenläufige Forderungen verrechnet werden: Zum Beispiel für die Rücknahme der Klagen gegen den Atomausstieg. Das wiederum wäre ein inakzeptabler Gesichtsverlust für die Bundesregierung. Nun soll bis April weiterverhandelt werden. Verzocken sich die Konzerne? Ihr Aktienkurs leidet unter der Unsicherheit. Und Ex-Umweltminister Trittin hat bereits gewarnt, dass es keine Einigung um jeden Preis geben wird. Foto: Wikipedia, Stefan Brix Milliarden-Geschacher um Atome BDEW Kongress 2016 8.– 9. Juni 2016 STATION-Berlin www.bdew.de/kongress Hochkarätige Redner diskutieren die Herausforderungen der Branche. © Foto: Bundesregierung / Steffen Kugler Dr. Angela Merkel Sigmar Gabriel Maroš Šefčovič Dr. Roland Busch Magnus Hall Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland Bundesminister für Wirtschaft und Energie Europäische Kommission Siemens Vattenfall Neue Themen. Neue Formate. Neuer Kongress. Seien Sie dabei – melden Sie sich an: www.bdew.de/kongress! Hauptsponsoren kurz & gut. Elektrische Fahrt ins grüne Paradies Costa Rica. Der Karibikstaat entwickelt sich zum Eldorado für Erneuerbare. Nachdem Costa Rica im vergangenen Jahr schon rund 98 Prozent seines Strombedarfs durch Regenerative decken konnte, nimmt die Regierung jetzt den Ausbau der E-Mobilität ins Visier. Dazu soll ein landesweites Ladenetz entstehen. Die Pläne seien „auf gutem Weg“, sagt Allan Blanco Coto, der beim staatlichen Versorger Costa Ricas die E-Mobilitätssparte führt. Ende April will die Generalversammlung über den Gesetzesentwurf abstimmen, im August sollen bereits die ersten Stromtankstellen stehen. Costa Rica setzt künftig auf E-Flitzer Zahl des Monats E-Mobilität und Batteriebedarf provozieren Preiskrieg um Lithium Während der Ölpreis weiter auf niedrigem Niveau dümpelt und auch andere Rohstoffe heftige Preisverluste verzeichnen, erlebt Lithium einen Höhenflug. Das sehr leichte Alkalimetall profitiert von der Elektromobilität und den Investitionen in Batteriespeicher, auch für den Stromsektor. Gleichzeitig sind die verfügbaren Produktionskapazitäten in den Hauptförderländern Chile, Australien und China eng begrenzt. Das treibt den Preis nach oben – zuletzt innerhalb weniger Wochen um 130 Prozent auf 14.000 Dollar pro Tonne. Auch wenn Schätzungen über die verfügbaren Reserven weit auseinandergehen, ist Lithium global ein recht gut verfügbarer Rohstoff. Für die Ausbeute und Aufbereitung sind allerdings Milliardeninvestitionen notwendig. Lithium könnte am Anfang eines aufstrebenden Preiszyklus stehen. Zwar sind in den vergangenen Jahren durchaus neue Unternehmen in das Oligopol der etablierten Produzenten eingedrungen. Doch besonders das staatliche Förderprogramm in China hat dazu geführt, dass sich die Hersteller von Batterien zur Lieferung an Autobauer mit hohen Mengen eindecken müssen. Denn Lithium-Ionen-Zellen sind auf absehbare Zeit die leistungsfähigste Batterietechnologie. Für Tesla-Gründer Elon Musk könnte Lithium gar zur Schicksalsfrage werden. Teslas GigaFactory in Nevada, die nicht nur die Batterien für den E-Auto-Massenmarkt herstellen soll, sondern auch HeimAkkus für Solaranlagen, ist laut Financial Times noch nicht ausreichend mit Lithium-Lieferverträgen ausgestattet. Nun ist der Einstieg in die BatterieProduktion deutlich teurer als vor einigen Monaten. Es ist eben wie in vielen Boomsektoren: Der große Erfolg strapaziert die Lieferketten und verzögert das Wachstum deutlich. 14 Tausend Dollar USA. Bei der Präsidenten-Wahl im November werden wohl Hillary Clinton und Donald Trump gegeneinander antreten. Für die Öl- und Gas-Industrie des Landes sind das gute Aussichten, für Umweltschützer weniger. Clinton will laut Wahlprogramm zwar auf lange Sicht weg von fossilen Energien, bezeichnet Erdgas jedoch als „nützliche Brücke“ dorthin. Auch Trump ist bekennender Unterstützer. 2012 twitterte der MultiMilliardär: „Fracking wird die USA energiewirtschaftlich unabhängig machen. Bei einem weiter sinkenden Erdgaspreis kann uns das zu einem enormen Vorteil verhelfen.“ Dabei ist es nicht so, dass alle möglichen Kandidaten sich pro Fracking 10 ausgesprochen haben. Clinton wurde zuletzt von ihrem Rivalen Bernie Sanders heftig für ihre positive Haltung zum Fracking angegriffen. „Hillary Clinton unterstützt Fracking. Ich nicht“, schrieb er in einer Fundraising-Email. Sanders rügte, Clinton nehme „Geld von jenen, die von der Zerstörung des Planeten profitieren“. Interessant: Sanders lieferte in Staaten besonders gute Ergebnisse, wo sich harter Widerstand gegen Fracking formiert, etwa in Oklahoma. Dort ist die Zahl der Erdbeben im vergangenen Jahr stark auf über 600 angestiegen. Seismologen zufolge sind sie das Resultat von Fracking-Abwässern, die in tiefe Bohrlöcher eingespeist werden. Mit Druck: ein Fracking-Bohrloch in den USA Fotos: Wikipedia (2), Boeing Trump und Clinton fracken kurz & gut. Innovation des Monats Internationale Messe und Konferenz für Leistungselektronik, Intelligente Antriebstechnik, Erneuerbare Energie und Energiemanagement Nürnberg, 10. – 12.05.2016 Connecting Global Power In Dresden gebaut – für die US-Navy in Kalifornien: Anlage zur reversiblen Elektrolyse Zwei Welten in einer Box 2016 wird das Jahr für den grünen Wasserstoff. Das plant zumindest der Dresdner Brennstoffzellenhersteller Sunfire. Gemeinsam mit Ingenieuren des US-Flugzeugbauers Boeing hat die Firma über zwei Jahre die „reversible Elektrolyse“ entwickelt. Die erste Anlage (siehe Foto) steht inzwischen auf dem Gelände der US-Navy in Kalifornien und sieht so sperrig aus, wie ihr Name vermuten lässt. In ihrer Anwendung soll sie jedoch hoch flexibel sein, verspricht Sunfire. Wenn viel Sonne scheint und starker Wind weht, Grünstrom also im Überfluss vorhanden ist, produziert ein Elektrolyseur damit Wasserstoff. Das hochwertige und energiereiche Gas kann anschließend gespeichert oder zur Verwendung in industriellen Prozessen weiter verkauft werden. „Wenn Strom hingegen rar und teuer ist, beispielsweise am Abend, schaltet die Anlage binnen Minuten in den Brennstoffzellenmodus“, erklärt SunfireFinanzchef Nils Aldag. Dann wandele sie Wasserstoff wieder in Strom um. Damit funktioniere die Maschine im Strommodus wie ein hochflexibles Gaskraftwerk. Bislang war für jede dieser Funktionen ein separates System nötig. Dadurch entstanden auch zweifache Anschaffungs- und Wartungskosten. „Mit der Doppelfunktion rechnet sich die Herstellung von grünem Wasserstoff endlich“, frohlockt Aldag: „Die Abschaltzeiten entfallen.“ Für dieses Jahr hat Sunfire drei weitere Projekte in der Pipeline, darunter bei der Salzgitter AG aus Niedersachsen. Der Stahlriese will damit den für die Produktion benötigten Wasserstoff selbst herstellen. (siehe auch unsere „Frage des Monats“ ab S.12) Weitere Informationen unter +49 711 61946-0 [email protected] oder pcim.de „Nach dem Atomausstieg ist vor dem Kohleausstieg.“ Barbara Hendricks (SPD), Bundesumweltministerin ANZEIGE Zitat des Monats 11 kurz & gut. Frage des Monats „Kommt die Wasserstoff-Wirtschaft?“ Das Pariser Klima-Abkommen markiert eine Wegscheide. Es ist der einhellige Wille der internationalen Gemeinschaft, die Folgen des Klimawandels auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Dafür steht das Ziel, die globale Durchschnittstemperatur gegenüber der Anfangsphase des Industriezeitalters auf nicht mehr als zwei Grad zu begrenzen und möglichst sogar um nur 1,5 Grad ansteigen zu lassen. Das lädt zu allen möglichen Ideen ein, wie die ParisZiele erreicht werden können. Dabei kann Wasserstoff viel Potenzial in spezifischen Anwendungsfeldern entwickeln. Die BP wirbt beispielsweise mit anderen Unternehmen dafür, sogenannten „grünen Wasserstoff“, der in mit Windstrom betriebenen Elektrolyse-Anlagen produziert wird, gleich der Beimischung eines Biokraftstoffes auf die Biokraftstoff-Treibhausgasquote anzurechnen. Das wäre eine konkrete Anwendung des Power to Gas-Konzepts, wie es jetzt überall gefordert wird. Bislang fehlen dafür die rechtlichen Voraussetzungen in der EU und in Deutschland. Das darf nicht so bleiben. Der geltende Rechtsrahmen muss an neue technologische Möglichkeiten angepasst werden. Neue Technologien dürfen nicht durch bestehende Einschränkungen behindert werden. „Wasserstoff kann viel Potenzial entwickeln“ Michael Schmidt Vorstandsvorsitzender BP Deutschland 12 Wasserstoff ist das allesverbindende Element in der Energiewende, da er die Kopplung der verschiedenen Energiesektoren Strom, Wärme und Verkehr effektiv ermöglicht. Dabei spielt der Wasserstoff – neben der Verstetigung der Stromversorgung – insbesondere als Kraftstoff für den Verkehrsbereich eine wesentliche Rolle. Er muss deshalb im Zentrum der strategischen Weiterentwicklung der Energiewende stehen. Der Wandel von einer fossilen Brennstoffenergiewirtschaft zu einer strombasierten Energiewirtschaft aus erneuerbaren Quellen verlangt in Zukunft, das volatile Energieangebot effizient mit der Energienachfrage in Einklang zu bringen. Leider berücksichtigt die Automobilindustrie bei der Fokussierung auf die Batterie-Elektromobilität diese Problemstellung bislang nicht. Wasserstoff ist der einzige effizient emissionsfreie Energieträger, der den Energietransfer über alle drei Sektoren in der benötigten Dimension und Flexibilität ermöglicht und dabei Stromangebot und Energienachfrage entkoppelt. Wer für eine wirtschaftliche und versorgungssichere Energiewende einsteht, kommt an der Wasserstoff-Wirtschaft somit nicht vorbei.“ „Einziger effizient emissionsfreier Energieträger“ Werner Diwald Vorstandsvorsitzender DWV Fotos: BP, DWV, Universität Duisburg-Essen. Shell Nachhaltiges Wachstum auf Basis von Wasserstoff – davon sprach die Kanzlerin schon, als sie noch Oppositionsführerin war. Das Thema erlebt eine Renaissance. Doch die Meinungen über die wahren Einsatz-Potenziale gehen auseinander. kurz & gut. Bei der Energiewirtschaft kann man sich Wasserstoff als Energieträger vorstellen, bei Autos nicht. Seit 20 Jahren gibt es immer wieder den Kurzzeit-Hype um die Brennstoffzelle und das Fuel Cell Car. Derzeit versucht sich Toyota mit dem Mirai. Auf der Toyota Deutschland Website wird großspurig gedichtet: Die erste Wasserstoff-Limousine in Großserie. Versucht man den Preis zu finden oder das Fahrzeug zu spezifizieren – Fehlanzeige. Die erste WasserstoffLimousine in Großserie hat noch nicht mal einen Preis, geschweige denn einen Verkaufsprospekt. In Deutschland wurden im Jahr 2015 exakt zwei Toyota Mirai zugelassen. Im Jahre 2016 bis jetzt null. In den USA waren es unter 17,5 Millionen Neuwagen genau 72 Mirai. Das Autochen – in VW-Golf-Größe – kostet dort 57.500 US-Dollar. Selbst bei einer 50-prozentigen Kostenreduktion bleibt der Preis zu hoch. Ganz zu schweigen von der extrem kostenintensiven Tankinfrastruktur, die nur durch Milliarden Tankvorgänge zu stemmen sind. Das Ei ist zu klein, um eine Henne auszubrüten. Das batteriegetriebene Elektroauto macht das Rennen. Die Leistungssteigerungen von Batterien machen dem Fuel Cell Car den Garaus.“ „Batterien machen der Brennstoffzelle den Garaus“ Ferdinand Dudenhöffer Leiter CAR-Center Universität Duisburg-Essen Kommt die Wasserstoff-Wirtschaft? Was für eine Frage … Sie ist schon da; und sie wird dazu beitragen, dass Deutschland seine Klimaziele im Mobilitätsbereich erreichen kann. Die Autohersteller haben erste Fahrzeuge entwickelt und auf den Markt gebracht. Auch auf Tankstellenseite geht es voran: Nachdem mehrere Unternehmen – darunter Shell – erste H2-Stationen errichtet haben, wird das Netz auf bald 100 und bis 2023 auf 400 Stationen bundesweit vergrößert. Brennstoffzellen-Fahrzeuge bieten eine Reihe von Vorzügen: Ihr Betrieb ist lokal emissionsfrei, und sie tragen erheblich zur Minderung von CO2-Emissionen bei – sofern der Wasserstoff aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Ihre Reichweite beträgt derzeit 500 bis 600 Kilometer pro Tankfüllung, Autofahrer können ihre Pkw schnell und bequem auftanken. Für den Ausbau der Wasserstoff-Mobilität arbeiten alle Beteiligten zusammen: Die Energieunternehmen stellen Wasserstoff, Tankstellen und Logistik und die Pkw-Hersteller weitere Fahrzeuge bereit. Die Bundesregierung muss den Ausbau der Infrastruktur weiter unterstützen. Und ich bin sicher, dass die Vorzüge der BrennstoffzellenFahrzeuge – sauber und bequem – auch den Autofahrer überzeugen werden.“ „Für den Ausbau der Wasserstoffmobilität arbeiten alle zusammen“ Stijn van Els Geschäftsführer Shell Deutschland 13 dossier. 14 dossier. Der Schatz auf hoher See Offshore-Windparks bieten Traumrenditen. Das wird mindestens bis 2020 so bleiben. Nach dieser Schonzeit muss die Branche wettbewerbsfähige Ergebnisse liefern Foto: Siemens Autoren: Jakob Schlandt und Joachim Müller-Soares 15 dossier. 16 „Leistungsfähige Häfen sind für Bau und Betrieb von Windparks auf See entscheidend.“ Uwe Beckmeyer Parlamentarischer Staatssekretär (SPD) im Wirtschaftsministerium Auch Bremerhavens Nachbar Cuxhaven, die Stadt an der südlichen Mündung der Elbe, setzt ganz auf Offshore. Der Jubel war groß, als sich der Siemens-Konzern im September 2015 entschied, dort ein neues Werk zu errichten. Ab 2017 soll es die modernsten Offshore-Windturbinen liefern, die der Marktführer zu bieten hat. Zehn Prozent mehr Leistung im Vergleich zum Vorgänger, bis zu sieben Megawatt, bei gleichen Kosten und mit einer erprobten Technologie, verspricht der Konzern. Die Prototypen sind bereits im Dauertest. Nur die Kapazität ist Betriebsgeheimnis. Das ist bewußte Taktik: Konkurrenten können so nur spekulieren, ob für sie noch Platz im Markt ist – oder ein ruinöser Preiswettkampf mit dem übermächtigen Siemens-Konzern droht. Die Münchner Unternehmensspitze weiß allerdings, dass es in den kommenden Jahren noch viel zu tun gibt: Interne Präsentationen listen Dutzende von Produktverbesserungen und Neuerungen, um das große Ziel zu erreichen, das der Konzern auf Anfrage von bizz energy erneut bekräftigt: Die Vollkosten für die Stromerzeugung bis 2020 auf rund zehn Cent pro Kilowattstunde zu senken. Dann wären sie in Reichweite Foto: Siemens E s kommt auf der Welt selten vor, dass ein Flughafen einem Schiffshafen weichen muss. In Bremerhaven ist aber genau das am 1. März passiert. Der Regionalflughafen im Stadtteil Luneort ist seitdem geschlossen, die regulären Helgoland-Flüge starten und landen stattdessen in Cuxhaven-Nordholz. Das Land Bremen will das Gelände für ein seit Jahren geplantes 200-Millionen-Euro-Investitionsprojekt nutzen: Das Offshore Terminal Bremerhaven (OTB). Von vielen Seiten hagelt es Proteste. Segelflieger und Motorsegler monieren, dass sie nach fast vier Jahrzehnten vertrieben werden. Der BUND fürchtet einen schweren Eingriff ins Weserwatt im Naturschutzgebiet Luneplate und reichte Klage beim Oberlandesgericht Bremen ein – was Wirtschafts-Staatssekretär Uwe Beckmeyer (SPD) prompt als „Schlag gegen die Energiewende“ geißelt. Beckmeyer ist in Bremerhaven geboren, war dort Physiklehrer und lange Jahre SPD-Chef. Als Maritimer Koordinator der Bundesregierung ist er der wohl mächtigste politische OffshoreInteressenvertreter in Berlin. Es ist auch sein Verdienst, dass die Branche bis Ende 2020 eine Art Welpenschutz genießt. Offshore-Windparks, die bis dahin ans Netz gehen, sind im Gegensatz zu Onshore-Anlagen von der geplanten Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) nicht betroffen: Für sie gilt das bisherige Förderregime weiter. Bei der Umstellung der Energieversorgung in Deutschland spiele Windenergie auf See „eine wesentliche Rolle“, betont Beckmeyer. Der OTB diene der Montage und Verladung von Komponenten und damit dem Ziel, Herstellungskosten von Offshore-Windparks auf See deutlich zu senken. Auf dem Weg zu diesem Ziel hat die Branche seit der Einweihung des ersten deutschen Parks Alpha Ventus im April 2010 freilich schon ein gutes Stück Weg zurückgelegt. Sie konnte Kinderkrankheiten mildern oder gar ganz überwinden, ökonomische und ökologische Risiken reduzieren – und Renditen kräftig steigern. Verzinsungen des Eigenkapitals von sage und schreibe 30 Prozent sind inzwischen realistisch, wie die Modellrechnungen unserer ResearchAbteilung ab Seite 24 dokumentieren. Neuerung: Hydraulische Brücken machen Wartungsarbeiten auch bei starkem Seegang möglich dossier. der konkurrierenden erneuerbaren Energien. Überwunden wäre damit die Gefahr, von der Bundesregierung aussortiert zu werden– ähnlich wie zuletzt Biogaskraftwerke. Auch die Kritiker verdienen jetzt mit Derzeit kassieren Offshore-Windmüller allerdings noch ähnliche Vergütungssätze wie die geschmähte Biomasse. Windmühlen auf See, die bis 2020 in Betrieb gehen, bekommen 15,4 Cent pro Kilowattstunde oder sogar 19,4 Cent, dafür aber für einen kürzeren Zeitraum. Gleichzeitig gelingt es aber der Industrie wie geplant und versprochen, die Kosten nach unten zu prügeln. Siemens hat jüngst dezentrale Netzanschluss-Lösungen vorgestellt, die ohne große und teure Offshore-Plattformen auskommen – sowohl für Gleich- als auch Wechselstrom. Neue Wartungsboote, die auch bei hohem Wellengang Techniker auf die Windräder bringen können, sollen Service-Kosten senken. Andere Big Player arbeiten ebenfalls fleißig daran, die Offshore-Kosten zu drücken. Der dänische Vestas-Konzern geht bei der Größe sogar noch weiter. Acht-Megawatt-Riesen sind inzwischen das Flaggschiff des Konzerns. Auch der ewige Siemens-Rivale GE ist nach der Übernahme der Energiesparte des französischen Alstom-Konzerns plötzlich hierzulande im Geschäft. Noch im September 2012 hatte Stephan Reimelt, damals Deutschland-Chef der GE-Energiesparte, Offshore-Windparks im Interview mit bizz energy als „Abenteuer mit vielen Risiken“ bezeichnet und die Bundesregierung dafür kritisiert, dass sie unbeirrt darauf setzte: „Offshore-Windstrom ist dreimal so teuer wie Onshore-Windstrom“, argumentierte Reimelt damals. Solche scharfen Töne sind Vergangenheit. Heute liefert GE die Komponenten für den 900-Megawatt-Netzanschluss DolWin3 vor Borkum. Dort soll ab 2017 Offshore-Strom produziert werden – nach der branchentypischen Planungs- und Bauzeit von 60 Monaten. Für eine umfangreiche Offshore-Studie hat sich GE gar mit Erzkonkurrent Siemens verbündet und das Stuttgarter Ingenieursbüro Fichtner beauftragt, „Beschleunigungspotenziale bei der Erstellung von Offshore-Netzanbindungen“ (Studientitel) auszuloten. Auch der Schweizer Elektrokonzern 10 Cent So wenig soll eine Kilowattstunde Offshore-Strom 2020 kosten, verspricht die Industrie Britannien vor Deutschland Wie sich Europas Offshore-Gesamtleistung (11.010 MW) aufteilt 11,5% 6,5% 3,9% 2,3% ABB, der baden-württembergische Versorger EnBW und die Netzbetreiber Tennet und 50Hertz sind an der Finanzierung der Studie beteiligt, die im März abgeschlossen werden soll. Bei der Studie geht es neben der Beschleunigung auch um die Kostensenkung der Netzanschlüsse. Gerade in Deutschland ist die Offshore-Industrie in einer seltsamen Lage. Sie kann angesichts sinkender Kosten mit Windparks viel verdienen. Aber sie darf nicht so viele davon bauen, wie sie gerne möchte. Das Ausbauziel der Bundesregierung ist deutlich niedriger als ursprünglich geplant. Zwischen 6,5 und maximal 7,7 Gigawatt Kapazität sollen die Windparks auf hoher See bis 2020 erzeugen statt jenen 15 Gigawatt, die noch vor einigen Jahren vorgesehen waren. Nach dem Rekordzubau im vergangenen Jahr waren Anfang 2016 bereits rund 3,3 Gigawatt installiert. Bis 2020 könnten also höchstens 4,4 Gigawatt dazukommen. Weil die politisch beschlossene Anschlussleistung des Netzes den Ausbau begrenzt, zögerte Siemens zunächst bei der Investitionsentscheidung für Cuxhaven. Anlagenhersteller benötigen hohes Auftragsvolumen, um Skaleneffekte zur Kostensenkung zu nutzen. Jens Eckhoff, Präsident der Stiftung Offshore-Windenergie, stilisiert den Einsatz der Branche für höhere Ausbauziele zum „Stachel im Fleisch der Politiker“. Seit Jahren gilt die gleiche Vergütung 29,9% 45,9% Großbritannien Deutschland Belgien Rest Dänemark Niederlande Quelle: EWEA, Ende 2015 Doch die sind nicht in Sicht. Auch im Anfang März vorgelegten Referentenentwurf zum ab 2017 geltenden EEG bleibt es bei den Zielen bis 2020. Und auch danach werden im Schnitt nur etwa 800 Megawatt pro Jahr ans Netz gelassen, was zwei mittelgroßen Offshore-Windfarmen entspricht. Das Volumen ist also begrenzt – und die Felle bereits aufgeteilt. Für Windparks bis 2020 liegen bereits ausreichend Genehmigungen vor, auch wenn nicht alle Investitionsentscheidungen getroffen sind. Der Stromkonzern Eon zum Beispiel könnte bald den Riesen-Offshore-Park Delta Nordsee in Angriff nehmen. Gleichzeitig können mit diesen Projekten satte Renditen eingefahren werden, die sogar noch deutlich über den von globalen Finanzinvestoren wie Blackstone avisierten Private-Equity-Margen von 15 bis 20 Prozent liegen. „Dass es in 17 dossier. 1 18 2 Fotos: Siemens Deutschland für neue Offshore-Parks vor den Ausschreibungen bei inzwischen moderatem Betriebsrisiko gutes Geld zu verdienen gibt, ist kein Geheimnis“, sagt Bernd Tersteegen, Experte des Analysehauses Consentec. Verbraucherschützer beschreiben den Status Quo deutlich aggressiver: „Eigenkapitalrenditen von bis zu 30 Prozent sind völlig inakzeptabel“ wettert Ingmar Streese, zuständiger Abteilungsleiter beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Bei der Förderung der Offshore-Windenergie sei „noch jede Menge Luft im System“, sagt Streese: „Es ist an der Zeit, dass die Bundesregierung diese Luft endlich ablässt und die Vergütungssätze auf ein angemessenes Niveau absenkt.“ Tatsächlich überrascht es, dass die hohe Einspeise-Vergütung in Deutschland seit Jahren auf gleichem Niveau verharrt und 2018 nur um einen Cent (Stauchungsmodell) beziehungsweise einen halben Cent gesenkt wird – während es anderswo deutlich billiger wird. Zum Beispiel in Dänemark: Im Vorjahr erregte in der OffshoreBranche der Preis Aufsehen, zu dem Vattenfall einen 400-Megawatt Windpark bauen will und die Ausschreibung der Regierung gewann: Gerade einmal 10,3 Eurocent bekommt der schwedische Konzern pro Kilowattstunde. Auch wenn Dänemark besonders risikoarm ist, weil der Staat umfangreiche Vorleistungen erbringt, ist bemerkenswert, dass Horns Rev fast ein Drittel billiger Strom produziert als Vorgänger-Parks. Die dänische Energie-Agentur jubelte, der Preis sei „deutlich günstiger als andere Offshore-Windfarmen sowohl in Dänemark als auch im Ausland.“ Auch in Großbritannien sinken die Vergütungen für neue Offshore-Projekte stetig – bei ähnlichen Förderbedingungen wie in Deutschland. Die beiden jüngsten Zuschläge in Ausschreibungen gingen an Projekte, die für weniger als 15 Cent pro Kilowattstunde Strom produzieren werden; sie sollen zwischen 2017 und 2019 den Betrieb aufnehmen und stehen in ähnlich tiefen Gewässern wie die deutschen Windmühlen. Beide Projekte wollen die neuen Sieben-Megawatt-Turbinen von Siemens einsetzen. In Großbritannien und Dänemark ist man auf dem besten Weg, die in Aussicht gestellten Einsparungen tatsächlich zu erreichen. Erst nach 2020 wird man auch hierzulande wissen, was Offshore-Windkraft eigentlich wirklich kostet dossier. 3 4 5 6 1. Vorbereitungen an Land: Über 80 Meter lang sind die größten OffshoreRotorblätter inzwischen. 4. Ein Kran auf dem Schiff hebt die Turbinen auf den „Tower“ – die sind meist deutlich kürzer als an Land. 2. Die Sea Installer von A2SEA ist ein speziell für den Aufbau von OffshoreFarmen gebautes „Errichterschiff“. 5. Früher wurde nur bei ruhiger See gearbeitet. Viele Investoren lassen inzwischen aber auch in den stürmischen Wintermonaten installieren. 3. Mit 132 Metern Länge, Platz für 10 Turbinen und den Stellbeinen kann es schnell große Windfarmen errichten. 6. Eigener Kran: Die Techniker müssen Geräte an Bord schaffen. 19 dossier. – denn dann wird auf ein Ausschreibungsmodell umgestellt. Derzeit sieht es so aus, als ob nach einer Übergangsphase zwischen 2020 und 2025, in der lediglich bereits genehmigte Windparks um Zuschläge bieten, das Ausschreibungsmodell nach dem Vorbild Dänemarks zum Einsatz kommt. So steht es im soeben von Wirtschaftminister Sigmar Gabriel (SPD) vorgelegten Referentenentwurf zur EEG-Reform 2016. Das Grundprinzip: Im Auftrag der Bundesregierung legen das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und die Bundesnetzagentur einen Flächentwicklungsplan fest, der zudem einen Fahrplan für den Netzanschluss enthält. Durchschnittliche Windstärken und andere, für Investoren relevante Parameter werden im Rahmen dieses Plans vom Staat untersucht. Um die so bereits fertig verpackten FiletStücke können dann Investoren werben. Die geplante Umstellung auf ein staatliches Rundum-Sorglos-Paket ist bitterer Erfahrung geschuldet. In den Anfangsjahren richtete die Bundesregierung Chaos an, indem sie die Verantwortung für den Offshore-Ausbau auf zu viele Schultern verteilte – was wiederum dazu führte, dass die privaten Investoren kalte Füße bekamen aus der berechtigten Sorge, dass zum Beispiel das Netz wieder einmal nicht rechtzeitig fertig ist. 20 „Brüche im Markt müssen unbedingt vermieden werden.“ Wismarer Appell unterzeichnet von den Ministerpräsidenten der norddeutschen Bundesländer, von mehreren Verbänden und der IG Metall Aus heutiger Sicht wird sich die Entwicklung der Offshore-Windkraft in Deutschland also in vier Phasen gliedern. Chaos und enttäuschte Investoren am Anfang, dann staatliche Anschubhilfe durch Regeln wie die garantierte Netzanbindung und hohe Vergütungen. Anschließend die derzeit laufende Phase begrenzter Volumina, fallender Kosten und gleichzeitig in die Höhe schießender Renditen. Und am Ende die Umstellung auf das Ausschreibungsmodell, das langfristige Akzeptanz ermöglicht, weil es überzogene Renditen unwahrscheinlicher macht. Diese ließen sich nur in Oligopolen mit wenigen Bietern durchsetzen – oder mit Hilfe von Kartellen. Ob Offshore tatsächlich auch in Jahrzehnten noch eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen wird, entscheidet sich auch in den Jahren nach 2020. Denn es müssen noch weitere Einsparungen gelingen. Nur dann können OffshoreAkteure mit langfristiger Unterstützung rechnen – statt, wie die Bioenergie, einfach aussortiert zu werden. Consentec-Analyst Tersteegen sieht die Branche vor einer Herausforderung: „Selbst die anvisierten zehn Cent pro Kilowattstunde sind deutlich mehr, als Wind und Photovoltaik bekommen, und deren Preise werden ja auch noch weiter fallen.“ Zudem müssten die Auswirkungen auf das Gesamtsystem einberechnet Foto: Siemens Auch für Nordsee-Parks sind die Felle bereits verteilt dossier. werden –etwa für zusätzliche Stromleitungen an Land. Es gibt allerdings auch Argumente pro Offshore: So ist die Einspeisung deutlich konstanter als bei Windkraft an Land, was wiederum die Kosten für Systemstabilisierung senkt. Nicht zu vergessen: Viele Jobs hängen inzwischen am Offshore-Ausbau, und das nicht nur in Bremerhaven und Cuxhaven. „Die Windenergie auf See ist inzwischen ein bedeutender Wirtschafts-, Export- und Wachstumsfaktor in Deutschland mit derzeit circa 18.000 direkten Arbeitsplätzen, der erhalten und gestärkt werden muss“, steht im „Wismarer Appell“, den die Regierungschefs aller norddeutschen Bundesländer am 25. Januar unterzeichneten. „Brüche im Markt müssen unbedingt vermieden werden“, steht dort zu lesen. Fettgedruckt ist die zentrale Forderung hervorgehoben: „Auch in den 20er Jahren sollte in jedem Jahr der Bau von zwei, besser drei 18.000 Jobs So viele Arbeitsplätze bietet die Offshore-Industrie derzeit – viele davon auch in strukturschwachen Regionen Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee gesichert werden.“ Das entspräche einem jährlichen Ausbau von mindestens 900 Megawatt. Das Jobargument beeindruckt selbst harte Kritiker: „Aus industriepolitischer Sicht mag es gute Gründe für einen ambitionierten OffshoreAusbau geben“, konzidiert Verbraucherschützer Streese. Er knüpft daran aber eine Forderung: „Wie bei anderen Konjunkturprogrammen auch müssen die Mehrkosten dieser Technologie dann aber aus öffentlichen Mitteln finanziert werden – und nicht von den Stromkunden.“ Mehr zum WINDMARKT finden Sie unter: www.bizz-energy.com/windmarkt Die Zukunft der Windenergie an Land und die Folgen der geplanten Auktionen haben wir im Februar-Heft von bizz energy im Detail analysiert – damals anhand des im Dezember veröffentlichten Eckpunktepapiers des Bundeswirtschaftsministeriums. Auszüge dieses Artikels stehen auf unserer Webseite. ANZEIGE N VE R NE T Z E N B R A N C H EN VERBINDE N E Z N E T E P KOM ACHEN ZU K U N F T M ERNEUERBARE ENERGIEN Die Messe für die energiewirtschaftliche Verbindung von Strom, Wärme und Mobilität – 12.000 m² – Teststrecke und Parcours für verschiedenste E-Fahrzeuge – 150 Aussteller – 10.000 Besucher: Privatpublikum sowie zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Fachverbänden – Best-Practice-Beispiele – Vorträge, Foren, umfangreiches Kongress- und Rahmenprogramm in Kooperation mit: ENERGIESPEICHERUNG ELEKTROMOBILITÄT BAUEN / SANIEREN / MODERNISIEREN KLIMATECHNIK BERATUNG / DIALOG www.new-energy.de dossier. Sandbank 288 MW Dan Tysk 288 MW Butendiek 288 MW 12 Seemeilen Grenze DÄNEMARK Amrumbank West 288 MW Nordsee Ost 295,2 MW Meerwind Süd/Ost 288 MW Flensburg Global Tech I 400 MW Schleswig BARD Offshore 1 400 MW Veja Mate 402 MW Helgoland alpha ventus 60 MW Trianel Windpark Borkum 200 MW Gode Wind 1 330 MW Borkum Riffgrund 1 312 MW Brunsbüttel Nordergründe 110,7 MW Cuxhaven Nordsee One 332,1 MW nze eilen Gre 12 Seem Schles Büsum Gode Wind 2 252 MW Riffgat 113,4 MW Norddeich Bremerhaven Stade Wilhelmshaven Emden Nordenham Nied NIEDERLANDE BREMEN Entwicklung der Offshore Windenergie Legende: Anlagenzubau in MW pro Jahr und gesamte installierte Leistung in Deutschland Basis-Hafen in MW Hoheitsgebiet anderer Länder Komponenten-Hafen 3.000 Ausbauzone Offshore-Windenergie Service-Hafen Grenze 12-Seemeilenzone AWZ Stadt Locator 2.000 2.282 MW Grenzen Länder 3295 MW Leistungszubau Kumulierte Leistung 1.000 Grenzen Bundesländer 2010 22 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Deutsche Windguard Stand 2015 Deutsches Hoheitsgebiet dossier. EnBW Windpark Baltic 2 288 MW Wikinger 350 MW EnBW Windpark Baltic 1 48,3 MW Sassnitz Barhöft g 12 Seemeilen Grenze Stralsund Kiel swig Holstein Greifswald Rostock Lübeck Wismar Mecklenburg Vorpommern HAMBURG dersachsen DEUTSCHLAND Europas Hauptakteure im Anlagenbau Insgesamt wurden 2015 europaweit Offshore-Windkraftanlagen mit 3015,5 MW installiert. Siemens ist Platzhirsch, hat aber zuletzt etwas Marktanteil eingebüßt 18,2% 12,9% 8,9% Adwen Vestas Senvion 60% Siemens Quelle: EWEA Stand 2015 Arbeitsplätze im direkten Vergleich Onshore Offshore 130.500 18.700 Quelle: Bundeswirtschaftsministerium Stand 2014 23 dossier. Bizz energy Research Wie viel Rendite Windanlagen auf hoher See bieten Flü ge llä ng e: 60 m höhere Gesamtausschüttungen erfolgen. Das zeigen die Balkendiagramme im Schaubild auf der rechten Seite. Sie basieren auf Modellrechnungen unserer Research-Abteilung, die bei der Wahl der Parameter eher vorsichtig war. So ging sie von nur 4150 Volllaststunden aus – während in der Branche 3500 bis 5000 als realistisch gelten. Die untersuchte Offshore-Anlage (siehe Illustration unten ) steht 40 Meter tief im Wasser und ist 80 Kilometer von der Küste entfernt. Die Betriebskosten wurden etwas höher angesetzt als in der Gemeinschaftsstudie über „Kostensenkungspotenziale der Offshore-Windenergie in Deutschland“, die das Institut Prognos und das Ingenieurbüro Fichtner im August 2013 veröffentlicht haben. Diese Studie hatte 18 Auftraggeber und gilt bis heute als wichtigstes Referenzwerk. Sie prognostiziert bis 2023 starke Lernkurveneffekte und Kostenreduktionen – zum Beispiel durch effizientere Turbinen, schnellere Schiffe, bessere Logistik – und durch mehr Wettbewerb. Wir fordern als 320 MW Redaktion stets TransKapazität parenz – und wollen diesen Vorsatz natürlich auch selbst beherzigen: Alle Details der Modellrechnungen stehen auf unserer Webseite. Mehr finden Sie unter: www.bizz-energy.com/offshore-renditen Nabenhöhe: 90 m D er Teufel steckt bekanntlich im Detail. Das gilt auch für jene diversen Regeln, die das Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) für Offshore-Einspeisevergütungen festgelegt hat, um möglichst viele Standorte attraktiv zu machen. Größere Wassertiefe und Küstenentfernung zum Beispiel erschweren zwar Reparatur und Wartung, wirken aber positiv auf die mindestens zwölf Jahre lang gewährte Anfangsvergütung. Im EEG steht dazu: „Der Zeitraum, in dem die erhöhte Anfangsvergütung von 15,4 Cent/kWh gezahlt wird, verlängert sich für jede über zwölf Seemeilen hinausgehende volle Seemeile, die die Anlage von der Küste entfernt ist, um 0,5 Monate und für jeden über 20 Meter Wassertiefe hinausgehenden vollen Meter Wassertiefe um 1,7 Monate.“ Bei den Betriebskosten sprechen Brancheninsider von einer „Badewannenkurve“; sie ist in der Grafik auf der rechten Seite zu sehen und zeigt: Die Kosten sind zu Beginn durch Frühausfälle und am Ende der Vergütungsdauer durch Verschleiß jeweils deutlich höher als während der normalen Arbeitsperiode. Offshore-Investoren können seit 2012 zwischen zwei Vergütungsvarianten wählen. Damals wurde zusätzlich das Stauchungsmodell eingeführt, das in den ersten acht Jahren eine um vier Cent pro Kilowattstunde höhere Anfangsvergütung gewährt, dafür aber vier Jahre früher auf die viel geringere Grundvergütung von 3,9 Cent absackt. Beim Stauchungsmodell sind die Vorsteuer-Eigenkapitalrenditen höher, während beim Basismodell über 20 Jahre nominal Wassertiefe: 40 m Distanz zur Küste: 80 km 24 dossier. Eckdaten Investitions-Steckbrief Kosten pro Megawatt (in Euro) * Turbine: 1.201.000 (29%) Gründung & Tragestruktur: 1.028.000 (25%) Kabel: 90.000 (2%) Umspannwerk: 235.000 (6%) Installation: 684.000 (16%) Zertifizierung/Genehmigung: 387.000 (9%) Reserve: 544.000 (13%) Summe je MW: 4.169.000 *4 MW Windanlage Finanzierungskosten: Fremdkapital-Anteil:65% Festzins über ges. Zeitraum: 2,15% Eigenkapital-Anteil:35% Ertragsannahmen: Volllaststunden/Jahr: 4.150 MWh/MW Jahr der Inbetriebnahme: 2017 Betriebskosten eines Parks über 20 Jahre in Cent pro Kilowattstunde Anfangs treiben Kinderkrankheiten die Kosten, zum Ende der Laufzeit Alterserscheinungen wie Materialermüdung Wartung und Reparatur 6,0 Betriebsführung und sonstige Kosten Versicherung 5,2 4,2 3,5 3,3 3,1 3,0 3,0 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 2,9 3,0 3,3 3,6 3,9 4,3 4,6 5,0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 4,5 3,0 1,5 1,0 Renditevergleich (vor Steuern) der beiden Vergütungsmodelle Das Stauchungsmodell sichert deutlich höhere Anfangsverzinsungen, beim Basismodell fließt über die gesamte Laufzeit mehr Geld Stauchungsmodell Basismodell Ausschüttung: nach 20 Jahren in Prozent des eingesetzten Eigenkapitals 249,6 Eigenkapitalrendite vor Steuern, in Prozent 302,5 300 279,1 40 30 230,0 25,9 31,1 20 18,0 10 92,5 95 97,5 100 102,5 105 107,5 110 Erfüllung der erwarteten Volllaststunden in Prozent 14,1 100 90 20,4 21,7 200 355,5 328,3 400 Stauchungsmodell Basismodell 90 92,5 95 97,5 100 102,5 105 107,5 110 Erfüllung der erwarteten Volllaststunden in Prozent 25 Foto: UN finance. 26 finance. Chaos statt Klimaschutz Seit dem Pariser Klimagipfel ist Divestment angesagt. Doch der Markt für nachhaltige Geldanlagen ist höchst undurchsichtig. Öko-Siegel sollen Abhilfe schaffen, provozieren derzeit aber eher Streit Autor: Jochen Bettzieche Jubeln über das Pariser Klimaabkommen: Frankreichs Präsident Hollande, der damalige Außenminister Fabius und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (v.l.) 27 finance. R 100 % Ö ko 10 0% bar T TÄ 100 % Ö k o1 00 % r rba ue ne Er RE r rba ue ne Er QUA LI IUM M 100 % Ö ko 2 Siegel CO 0% 10 0% Erne uer Öko 10 bar 0% 10 00% Erneu Öko 1 erb ar 28 aus aus Kohle, raus aus Öl! Dieser Schlachtruf der Divestment-Bewegung zeigt spätestens seit dem Pariser Klimagipfel Ende 2015 an den Kapitalmärkten Wirkung. Dahinter steckt die Idee, nicht mehr in Branchen zu investieren, die in direktem Zusammenhang mit dem Ausstoß des Klimakillers CO2 gebracht werden. Man sollte meinen, dass in Folge dieses Trends die Nachfrage nach nachhaltiger Geldanlage generell steigt – zumal US-Starinvestor Warren Buffet und einige große Pensionsfonds mit gutem Beispiel vorangehen. Noch allerdings ist davon in der deutschen Statistik nichts zu sehen. Die in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen nachhaltigen Publikumsfonds brachten es 2015 nach einer aktuellen Analyse des Sustainable Business Instituts zusammen auf 45 Milliarden Euro. Das klingt zunächst ganz gut, entspricht aber nur fünf Prozent des hierzulande von Publikumsfonds verwalteten Vermögens – und im Vergleich zu 2014 einem Rückgang um zwei Milliarden Euro. Dabei boomt der Gesamtmarkt. Laut Dachverband BVI flossen den Publikumsfonds 2015 allein in Deutschland netto rund 71,9 Milliarden Euro zu, mehr als doppelt so viel wie 2014 und so viel wie nie zuvor in diesem Jahrtausend. Das verwaltete Vermögen legte um fast zwölf Prozent zu. Offenbar sind viele Anleger verunsichert, ob sie den Versprechen der Nachhaltigkeitsfonds noch glauben können. Das böse Wort vom Greenwashing macht immer wieder die Runde und hat den Mainstream erreicht, wie nicht zuletzt der Erfolg des hochgelobten Romans „Greenwash Inc.“ von Karl Wolfgang Flender zeigt. Das Buch handelt von der auf Greenwashing spezialisierten, fiktiven PR-Agentur Mars und Jung. Deren Werbebotschaft lautet: „Sie haben ein Unternehmen mit problematischem Portfolio? Genmais? Produktion in asiatischen Sweatshops? Kein Problem: Mars und Jung kümmert sich darum. Die Agentur bietet eine ganzheitliche Betreuung, von viralen Imagekampagnen über die Erfindung von Fairtrade-Zertifikaten bis zum Krisenmanagement vor Ort.“ Im Roman macht Protagonist Thomas Hessel Karriere als PR-Berater, der jeder Firma ein nachhaltiges Image verpassen kann, egal, wie oder was sie produziert. Dass mit DuMont ein großer Verlag so ein Buch herausgibt, zeigt, dass der Begriff Greenwashing mittlerweile das breite Publikum erreicht hat. Und so brachte das Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) als Branchenverband im Dezember ein Siegel auf den Markt, das nachhaltige von weniger nachhaltigen Fonds unterscheiden soll. Ziel: ein möglichst breit akzeptierter Standard. Schon lange hagelte es Kritik, dass Nachhaltigkeitsfonds wegen der zahlreichen unterschiedlichen Ansätze kaum oder gar nicht vergleichbar seien. Das FNG-Siegel soll Abhilfe schaffen. In einer ersten Runde 2015 ließen sich 38 Nachhaltigkeitsfonds prüfen. Das waren zwar mehr als erwartet, aber nicht einmal zehn Prozent jener 398 Nachhaltigkeitsfonds, die das Sustainable Business Institute in Östrich-Winkel auf seiner Plattform nachhaltiges-investment.org für den deutschsprachigen Raum aufführte. Von diesen 38 Fonds erhielten nur drei die höchste Auszeichnung von drei Sternen. Für das Marketing sei das eher kontraproduktiv, sagt Rolf Häßler, Geschäftsführer des Instituts für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI): „Das sieht aus, als gebe es nur drei wirklich nachhaltige Fonds im deutschsprachigen Raum.“ Abwartende Haltung Einige dunkelgrüne Schwergewichte der Branche wie Ökovision und die GLS Bank vertrauen ohnehin lieber ihren eigenen Nachhaltigkeitskonzepten. Sie haben sich erst gar nicht um das Siegel beworben. Werden sich in der zweiten Runde deutlich mehr Fonds um das neue Siegel bemühen? Wer sich damit schmücken will, muss erst mal 2.800 Euro pro Jahr und Fonds berappen, für die Prüfung durch eine FNG-Tochter, die Gesellschaft für Qualitätssicherung Nachhaltiger Geldanlagen (GNG). Die lässt vom französischen Nachhaltigkeits-Experten Novethic als Auditor prüfen, ob der Fonds bestimmte Mindestkriterien erfüllt, beispielsweise Aktien von Unternehmen auszuschließen, die sich schwerer Verstöße gegen die Menschenrechte schuldig gemacht haben. Um zusätzlich zum Siegel mit bis zu drei Sternen ausgezeichnet zu werden, prüft der Auditor ar erb eu n r 100 % Ö ko 1 00 % E 100 % Ö ko 10 0% ar erb eu n r G QUALIT N U Ä 100 % Ö ko 10 0% E VERORDN 0% Viele Fondsanbieter sehen die Wahl des Auditors kritisch. Novethic sei keine neutrale Partei. „Es ist problematisch, dass ein Researchanbieter als ‚Metawissender‘ die Nachhaltigkeit eines Mitbewerbers misst“, erklärt Frank Wettlauffer, Leiter Institutionelle Kunden Deutschland, bei der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Schweizer Investmentgesellschaft Vescore. Insbesondere in der Schweiz gibt es Fondsgesellschaften, die Siegel prinzipiell ablehnen. Auch die deutsche Konkurrenz wartet größtenteils ab. „Es besteht für unsere bewährten Produkte keine Notwendigkeit und Eile, beim Launch eines neuen Siegels sofort mit aufzuspringen“, sagt Ökoworld-Sprecher Schäfer. Die Meag als Kapitalanlagetochter der Münchner Rück erklärt: „Wir werden die Entwicklung des Siegels beobachten und prüfen, ob eine Teilnahme unsererseits als sinnvoll erachtet wird.“ Beim Versicherungsriesen Allianz hat sich die Konzerntochter Allianz Global Investors bereits entschieden – und zwar dagegen. Man habe sich zwar konstruktiv an den Gesprächen im Vorfeld beteiligt. „Allerdings finden sich unsere Positionen nicht in der praktischen Ausgestaltung des Siegels“, sagt ein Konzernsprecher und verweist auf ein anderes Siegel, das sieben Fonds der Gesellschaft erhalten hätten: Das Novethic SRI Label. Bei diesem Siegel desselben Auditors gelten freilich weniger strenge Kriterien als beim FNG-Siegel. In der Szene herrscht ist ein regelrechter Siegel-Wirrwarr, ähnlich wie bei Kleidung und Lebensmitteln – wo Hersteller schon mal ihr eigenes Siegel entwerfen oder Tests bezahlen, die so konzipiert sind, dass sie von vornherein als Sieger feststehen. Im Bereich der Nachhaltigkeitssiegel sind FNG und Novethic längst nicht die einzigen Anbieter. Die Konkurrenz ist mit mehr oder weniger phantasievollen Namen wie Luxflag, Ögut und Frank-Siegel am Start. Angesichts dieser Flut fordert Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband bereits seit r rba ue ne Er Siegel-Wirrwarr iegel 2S Monika Pietsch-Hadré von der Verbraucherzentrale Bremen. M QUALITÄT u ne Er weitere Aspekte wie die institutionelle Glaubwürdigkeit der Fondsgesellschaft und die Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit von Unternehmen durch intensive Dialoge. Maximal hundert Punkte können die Fonds so erzielen. Endgültig ist die Herangehensweise nicht. „Wir sind offen für Weiterentwicklungen“, sagt FNG-Vorstand Olaf Köster, der für die GNG zuständig ist. Mindestens 70 von 100 Punkten müssen Fonds erzielen, um drei Sterne zu erhalten. Ursprünglich war hier eine Schwelle von 75 Punkten geplant, die nachträglich gesenkt wurde. „Wir wollten den Bewerbern zeigen, dass drei Sterne trotz der – auch im europaweiten Vergleich – sehr anspruchsvollen Methodik grundsätzlich erreichbar sind, um nicht zu demotivieren sondern im Gegenteil Anreize zu setzen, die Nachhaltigkeitskonzepte der Fonds qualitativ weiterzuentwickeln. Deshalb haben wir die Stufen so weit herabgesetzt, dass drei anstatt ein Fonds die höchste Auszeichnung erhalten haben“, nennt Köster den Grund. So ein Siegel ist immer auch mit einem Reputationsrisiko verbunden. Sollte einer der Spitzenfonds ein Unternehmen im Portfolio haben, dass im ökologischen oder ethisch-sozialen Bereich negativ auffällt und für Schlagzeilen sorgt, dürfte das auch die Glaubwürdigkeit des Siegels belasten. Unwahrscheinlich ist so ein Fall nicht. Der Auditor Novethic schließt bei seiner Untersuchung nur zwei kritische Branchen aus: die Rüstungsindustrie und Betreiber von Atomkraftwerken sowie die Hersteller von Komponenten für diese Kraftwerke, nicht jedoch Uranlieferanten und Minenbesitzer. Es gilt jeweils eine Toleranzgrenze von fünf Prozent am Umsatz. Rüstung ist dabei nicht eindeutig definiert. Novethic prüft nur, ob der Fonds seine eigenen Ausschlusskriterien einhält. Folge: Reine best-in-class Nachhaltigkeitsfonds haben keine Chance, das Siegel zu erhalten. Von den 108 nachhaltigen Aktienfonds in der Datenbank der Plattform nachhaltigesinvestment.org scheiden 44 allein durch diese Ausschlüsse aus. Für diese Fonds macht es keinen Sinn, sich um das Siegel zu bewerben. Andererseits wundert es, dass fossile Energieträger beim Siegel nicht ausgeschlossen wurden. „Fossile Energieträger sind ein Riesenproblem für das Klima, das müsste man einschränken“, fordert PREM IU finance. ur P tur Na 29 finance. „Der aktuelle Ertragswert liegt weit unter Vorjahresniveau – wie bei allen Ölfirmen.“ Warren Buffett nachdem er den Großteil seiner Anteile am US-Ölriesen Exxon Mobil verkaufte 30 sind ein globaler Konzern und brauchen einen globalen Partner.“ Insgesamt stößt der Ansatz von Morningstar in der Branche auf Zustimmung. „Dass bedeutet einen weiteren Schritt Richtung Mainstream“, freut sich François Vetri vom Fondsanbieter RobecoSAM. „Der Ansatz ist zielführend“, heißt es bei der Allianz. Immerhin können die Marktakteure dabei ihre Teilnahme nicht hinauszögern – oder sogar ganz ablehnen. Bleibt die spannende Frage: Wie schneiden Nachhaltigkeitsfonds im Vergleich zu herkömmlichen Fonds ab, in deren Gebührenstruktur keine Kosten für das Nachhaltigkeitsresearch anfallen? Die Antwort könnte ähnlich ausfallen wie bei der South Pole Group. Die internationale Beratungsgesellschaft hat den CO2-Fußabdruck von Fonds analysiert, und siehe da: Tatsächlich sind nicht alle Nachhaltigkeitsfonds besser als herkömmliche Fonds. Die Gruppe entwickelt derzeit ein Modell für die wachsende Zahl der Investoren, die nach dem Pariser Gipfel besonders auf Klimaeffekte ihrer Geldanlage achten. Das Modell zieht neben dem reinen CO2-Fußabdruck zum Beispiel auch die Nutzung von erneuerbaren Energien und Effizienzkriterien mit ins Kalkül, wie South Pole Finanzexperte Maximilian Horster erläutert: „Es geht um das Klima insgesamt, aber nicht um sozial-ethische Themen.“ 45 Millarden Euro betrug 2015 das Volumen aller nachhaltigen Publikumsfonds in Deutschland, Österreich und der Schweiz Jochen Bettzieche besuchte nach dem Physikstudium das journalistische Seminar der Universität Mainz. Der versierte Wissenschafts- und Technik-Journalist arbeitet unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) am Sonntag – und für bizz energy. Foto: flickr, Fortune Live Media, Jochen Bettzieche längerem gesetzliche Mindestkriterien für Nachhaltigkeitsfonds. Derzeit werden neue Ansätze entwickelt, die den aktuellen Siegel-Streit auflösen könnten. Noch im ersten Quartal 2016 will zum Beispiel das Analysehaus Morningstar sein Projekt vorstellen. Es will nicht nur Nachhaltigkeitsfonds sondern das gesamte Fondsuniversum auf Nachhaltigkeit untersuchen und bewerten. Die Ratingagentur Sustainalytics liefert die dafür erforderlichen Nachhaltigkeitsdaten. Auf dieser Basis erhält jeder Fonds entsprechend dem aktuellen Portfolio eine Bewertung. „Wir fragen die Fondsgesellschaften nicht, ob sie dabei sein wollen“, erklärt Deutschland-Chef Werner Hedrich. Wohlgemerkt: Auch hier liefert einer von vielen Wettbewerbern das Nachhaltigkeitsresearch. Spannend wird daher, ob Nachhaltigkeitsfonds, die auf den Sustainalytics-Daten basieren, besser abschneiden als Konkurrenten, die Agenturen wie Oekom verwenden. Zudem könnten Fonds mit besonders harten Kriterien durch das Raster fallen: Sie investieren oft in kleinere und mittlere Unternehmen, die Sustainalytics nicht alle erfasst. „Für dunkelgrüne Fonds könnte das ein Problem sein“, räumt Hedrich ein. Zudem schafft die Verwendung eines einzelnen Nachhaltigkeitsratings eine gewisse Abhängigkeit. Das leugnet Hedrich nicht, sagt aber zur Begründung: „Wir bizz energy - Abo: eine kluge investition Das Abo enthält: Das Abonnement von bizz energy versorgt Sie mit allen relevanten Infos aus der Energiewelt. Alle Print-Ausgaben (8-mal im Jahr) frei Haus Unverzichtbar für alle, die ihre Business-Chancen in diesem Zukunftsfeld erfolgreich nutzen wollen. 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Oettinger Energieeffizienz. Einsparenden und über dasMotoren Doch der Wüste das Dudenhöff –über welche er über Kraftzusätzliche Quellen, PipeFlasbarth über Mit-Hersteller undStanislaw gischen Geldanlagen Banken, Jochen Homann Dudenhöffer über SUVsder Home: Strompreisbremse und lines fatalen undfür eigene Folgen derihren tionen Innovationen auf dem smarte Weltmarkt Steuerunghoher für die See vorantreibt – Einstieg Chancen der in Versicherungserneuerbaren bewerten die Chancen schreibt Konkurrenten der den programmierten Reimelt und nahmeeff kritisiert Dresdner drohende OffshoreAtomendlager, Start-up Ende ist Potenzial der ganz deutschen Kernfusion bleibt weitgehend werkekommunale die ZukunftWiderstände und Flüssiggas-Tanker ektedie beim Ökostrom Superkondensatoren ihre Fondsund undEnergiewende Finanzinvestoren Investoren, Renditen Super-Credits mit sein Quotenmodell Zukäufe Diesel -Subventionen punkten Energiewende riesen Energien ins Stromnetz. suchenHersteller skeptisch. KrachKapazitätsmärkte um die EEG-Umlage. Pläneund derden Bundesregierung. vorneElektromobilitäts-Träume mit und dabei. Europas ungenutzt. Importe dominieren gegen Elektroautos werden verändern Weltklimagipfel Absatzkrise meistern wollen bevorzugen 02/2012 Ausgabe 03/2012 Ausgabe 04/2012 Ausgabe 01/2013 und warum Ausgabe Ausgabe 05/2012 undAusgabe Offshore-Anschlüsse deutsche Hersteller die Branche aufmischen Ausgabe 02/2013 Jahrgang 1. 42 Jahrgang € seite 44 seite 9,80 1. 38 Jahrgang € seite seite 9,80 € 2. Jahrgang 2. Jahrgang 9,80 € seite 48 seiteseite 21 24 seite 22 seite seite 32 32 seite 54 36 seite 60 32 seite 46 seite seite 44 seite 569,80 42 62 1. Jahrgang 9,80 € seite 48 seite 34 seite seite seite seite 40 1. 28 seite 44 2. Jahrgang 9,80 € seite 58 seite 32 Mai 03/2013 Ausgabe 9,80 2. Jahrgang € 04/2013 9,80 € WAS STEHT IN FRANKFURT BRINGT DIE ENERGIEWENDE AUF KURS? TH_AZ_Bulle_203x277_U4_BIZZ_icv2_300.indd 1 /12 /12 /12 /12 /13 /13 /13 /13 SEP Kolumne analyse kolumne IntERvIEwinterview reportage kOlumnE dossier interview DOSSIER interview INTERVIEW Kolumne dossier TECHNOLOGY dossier INTERVIEW KOLUMNE DOSSIER INTERVIEW ANALYSE DOSSIER analyse Das Wirtschaftsmagazin Das Wirtschaftsmagazin für die Das Entscheider Wirtschaftsmagazin für die der Entscheider Energiezukunft für die der Entscheider Energiezukunft der Energiezukunft Das Wirtschaftsmagazin Wirtschaftsmagazin für die Entscheider für die derEntscheider Energiezukunft der Energiezukunft Das Wirtschaftsmagazin Das Wirtschaftsmagazin fürder dieEnergiezukunft Entscheider fürDas dieder Entscheider Energiezukunft der Energiezukunft Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider bizzenergytoday.com bizzenergytoday.com bizzenergytoday.com bizzenergytoday.com bizzenergytoday.com bizzenergytoday.com bizzenergytoday.com bizzenergytoday.com Unsere erste Power-to-Gas Demonstrationsanlage. Die Aktien für die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung stehen gut. Denn die Power-to-Gas Demonstrationsanlage arbeitet an der Lösung eines großen Problems, das erneuerbare Energie aus Wind und Sonne mit sich bringt: umweltgerechte und effiziente Speicherung der gewonnenen Energie. 18.10.12 15:01 Sie ist eines von vielen Projekten, mit denen 12 von über 90 in der Thüga-Gruppe organisierten Stadtwerken die Energiewende vorantreiben. Gemeinsam investieren sie unter einem Dach gebündelt in den Ausbau erneuerbarer Energien. Für ein entscheidendes Plus für Mensch, Natur und Umwelt. Für das große Plus für alle. Erfahren Sie mehr über www.energie-und-wende.de/speicherung 8x Die Konzern-Grünen Der Green New Grüne Die Strombosse Johannes Teyssen (Eon, Die Gas-Brücke Die oben), Peter Terium (RWE, Smarte unten) und Investmentmotto: Öko-Turbos für Chemie aufRückkehr Deal Frank mit den Riesen Mastiaux (EnBW) entwerfen neue USA Strategien. Sieaus wittern inden derdem Industrialider Ökofonds Big isExport-Wachstum beautiful Vormarsch Versicherungsriesen in spe sierung des Ökostroms ganz nüchtern ein Amerikas Schiefergas-Revolution Milliardengeschäft der Börse verdrängen Bullen die Gas-Turbinen, Solar-Wechselrichter oder Netztechnik: Biogasfi lter, die wie aussehen. An Nachdem Wall-Street-Legende Warren den Atlantik nachSpaghetti Europa, weiter auf seite 16 schwappt Bären. Inentwickeln diesem Umfeld sind gesteuauch verwalten 1.350 Die Versicherungskonzerne stehen über Deutsche Versicherer Deutsche Unternehmen intelligent Batterien undBuff Dämmstoff dieeinen auf Sauerett große,in kalifornischen prognostizieren Handelsprofis. Das als Finanziers im Offshore-Bereich Fonds wieder begehrt, die Euro. sich auf Jetzt nehmen sie Winderte Produkte für eineSolargrünereMilliarden Wirtschaft. Mit diesen stoff basieren.Solarpark Der Wandelinvestierte, zu einer grünen schossen macht bereit – wenn die Regierung dortden Betrieb von Gaskraftwerken erneuerbare Ener gienGasnetze und Cleantech und Stromleitungen ins ökologischen Schlüsseltechnologien Sie auch Lebensundlukrativer. Wirtschaftsweise birgt werte weltweit in diefür Höhe. Typisch fürparks,können in Deutschland wieder die unterschiedlichen Interessen spezialisieren der weiter auf auf seite 43 Suche nach sicheren Renauf dem punkten Visier, Riesenchancen –Weltmarkt aber denWindTrend 2013: Grüne Großanleger Und die sind die als Chemiebranche Partner von austariert. Mehr ab Seite 16. weiter auf seite 18 diten. Doch der gesetzliche Rahmen für weiter auf seite 16 weiter auf seite 18 auch Risiken machen Stimmung unverzichtbar. Außerdem: Unser Dossier und zum Solarparks Investments ist zum Teil noch nebulös weiter ab seite 16 internationalen Windmarkt weiter auf seite 18 und dem Kampf um die Spitzenposition. U1_BIZZ_0113_03.indd 1 25.01.13 10:43 www.bizz-energy.com/abo Jetzt bestellen unter: +49 (0)40/41 448 478 [email protected] governance. 32 governance. Rauchverbot aus Brüssel Die EU-Kommission gewährt Diesel-Herstellern Übergangsfristen für die Euro-6-Norm, will aber Prüfdienste und Industrie entflechten. Den Kampf gegen Kungelei forciert der Kommissionspräsident höchstpersönlich Foto: Fotolia, WS-Design Autor Norbert Mühlberger 33 governance. S o richtig freuen konnten sich die Diesel-Hersteller nicht, als das Europaparlament ihnen Anfang Februar eine Galgenfrist gewährte. Zwar dürfen die Abgaswerte ihrer Modelle bis Ende 2019 im realen Fahrbetrieb die Grenzwerte der Euro-6-Norm noch um 110 Prozent überschreiten. Danach können die auf der Straße gemessenen Emissionen weiter um 50 Prozent über den Grenzwerten auf dem Rollenprüfstand liegen. Volkswagen und die anderen Hersteller von Diesel-Fahrzeugen, deren Abgase auf der Straße zum Teil meilenweit davon abweichen, haben damit wertvolle Zeit gewonnen. Doch im Gegenzug will die EU-Kommission die als äußert lax geltenden Zulassungsverfahren für Pkw drastisch verschärfen und die kartellähnliche Verflechtung zwischen Autoindustrie und Prüfdiensten zerschlagen. „Damit sagt Brüssel endlich dem verbreiteten Zulassungstourismus der Automobilindustrie in Europa den Kampf an“, triumphiert Matthias Groote, Umweltexperte der SPD im Europaparlament. Nach dem Vorschlag der Kommission für eine Reform der Typenzulassung kontrolliert künftig die EU die nationalen Zulassungsbehörden. Der Vorstoß kommt einer Revolution gleich. Bisher war das Zulassungswesen im Automobilsektor rein national geregelt. Die Reform der Zulassungsverfahren war die Morgengabe der Kommission an die Europaabgeordneten, damit diese die Revolte gegen ihren Vorschlag für ein neues Testverfahren abbliesen. Selten war die Stimmung im Europaparlament so geladen wie nach dem VW-Skandal um manipulierte Abgastests bei Diesel-Pkw und den Enthüllungen um massive Abweichungen auf der Straße von den Euro-6-Grenzwerten bei anderen Herstellern. Eine aktuelle Übersicht der EU-Kommission dokumentiert den alltäglichen Wahnsinn: Die Emissionen von Euro-6-Diesel im Fahrbetrieb liegen im Schnitt um das Fünffache höher als auf dem Prüfstand. Diese kaum fassbaren Differenzen gründen auf einer absurden Rechtslage: Neue Modelle innerhalb der EU müssen nur auf dem Prüfstand die Grenzwerte erreichen; die Werte im realen Fahrbetrieb haben für ihre Zulassung keine Bedeutung. Nach dem VW-Skandal hat die 34 Jean-Claude Juncker EU-Kommisionspräsident EU-Kommission nun reagiert: Ein verbindlicher Prüfzyklus namens “Real Driving Emissions” (RDE) soll den Spuk ab 2017 beenden – allerdings mit großzügigen Übergangsfristen über das Jahr 2020 hinaus. Die auf Druck der europäischen Autostaaten vorgesehenen Ausnahmeregeln hatten viele Europaabgeordnete aufgebracht. Im Umweltausschuss des EU-Parlaments stimmte eine große Mehrheit gegen die Ausnahmen. Die würden, so ihr Vorwurf, den Missstand auf unbestimmte Zeit legalisieren. Manche Abgeordnete empfinden es als persönlichen Affront, dass die von ihnen 2007 beschlossenen Euro-6-Normen fast zehn Jahre danach noch nicht umgesetzt sind. Die hauchdünne Mehrheit von 323 Abgeordneten gegen 317 Parlamentarier zeigt, wie erbittert um einen Kompromiss gerungen wurde. Die Neuordnung der Zulassungsregeln war für viele Europaparlamentarier Bedingung für ihr Ja zu den Übergangsfristen. Gefahr durch Stickoxide „Eine meiner Prioritäten ist der Kampf gegen die Klimaerwärmung. Das ist ein Imperativ der Industriepolitik.“ Doch mit dem Kompromiss ist der Unmut nicht verraucht. „Der Kommissionsvorschlag ist ein Blankoscheck für eine dauerhafte Abweichung vom geltenden Gemeinschaftsrecht“, warnt Benedek Jávor, grüner Parlamentarier aus Ungarn und Berichterstatter für den Umweltausschuss. Statt 80 Milligramm Stickoxide (NOx) pro Kilometer, wie von der Euro-6-Norm vorgeschrieben, dürften Diesel-Fahrzeuge 168 Milligramm NOx pro Kilometer bis 2020 ausstoßen, danach noch 120 Milligramm. Angesichts von jährlich 75.000 Toten durch Dieselabgase in der Gemeinschaft, argumentiert Jávor, bringe dies die Institutionen der EU in Misskredit. Darin war sich eine parteienübergreifende Koalition einig. „Die EU steht vor einem selbst verschuldeten Zielkonflikt“, sagt SPD-Mann Groote im Gespräch mit bizz energy. Auf der einen Seite reagiere die Kommission mit strengen Grenzwerten für Feinstaub auf die Erkenntnisse über dessen Gesundheitsgefährdung – und versuche, sie mit Verfahren durchzusetzen. Auf der anderen Seite verweigere sie den Mitgliedstaaten die Mittel, die zu hohen Feinstaubkonzentrationen zu reduzieren. Bürgermeister in seinem Wahlkreis klagten, es sei ihnen unmöglich, den governance. Foto: Wikipedia (2), Audi Audis ganzer Stolz präsentierte sich noch 2014 vor dem Kapitol in Washington. Inzwischen ist dieses Bild von der Audi-Webseite verschwunden Feinstaub in ihren Städten wegen der zunehmenden Diesel-Abgase in den Griff zu bekommen. „Mich würde es nicht wundern, wenn eine Kommune oder der Städtetag gegen die Kommission klagt“, sagt der umweltpolitische Sprecher der Sozialdemokraten. Grootes christdemokratischer Kollege Peter Liese, umweltpolitischer Sprecher der Europäischen Volkspartei, vermag der Entscheidung dennoch etwas Positives abzugewinnen: „Auch ich hätte mir strengere Werte vorstellen können, aber bei einer Ablehnung hätte die Gefahr bestanden, dass auf Jahre hin weiter nur Tests im Labor stattfinden.“ Dies wäre für die Umwelt kein Fortschritt gewesen. Auf Lieses Forderung nach einem Enddatum für die Ausnahmeregelung hatte Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska sich vor der Abstimmung im Parlament verpflichtet, bis 2023 den Konformitätsfaktor auf 1,0 zu reduzieren. Testwerte auf der Straße dürfen dann nicht mehr höher sein als im Labor. Sieben Jahre billigt Bienkowska der Industrie freilich noch eine Toleranzmarge zu – um zum einen Diesel auch im Fahrbetrieb auf Euro-6 Matthias Groote SPD-Europaabgeordneter „Die EU steht vor einem selbst verschuldeten Zielkonflikt.“ zu trimmen und um die ungenaueren Messwerte der am Fahrzeug installierten Systeme auszugleichen. Das Zugeständnis hat viele liberale und konservative Abgeordnete zu einem Ja bewogen. Zudem legte Bienkowska einen Entwurf für eine Reform der Typzulassung in den EU-Staaten vor und griff damit ebenfalls eine Forderung des Parlaments auf. Für Christdemokrat Liese gleicht die Zulassung der Automodelle einem schwarzen Loch, das endlich ausgeleuchtet werden müsse. Auch Umweltverbände schätzen die Reform der Typzulassung als genauso wichtig ein wie die Einführung realistischerer Testverfahren, um Abgasmanipulationen einen Riegel vorzuschieben. Denn das gegenwärtige Zulassungssystem in der EU ist alles andere als sauber und transparent. „Es gibt eine weitverbreitete Manipulation von Autotests mit Hilfe getunter Fahrzeuge“, kritisiert Greg Archer, Direktor der Brüsseler Non-Profit-Organisation Transport and Environment. Insider wie Archer nennen diese Testautos sarkastisch „golden cars“. Mit den verkauften Modellen haben diese goldenen Autos 35 governance. 75 Tausend Menschen sterben laut EU-Kommssion jedes Jahr in Europa durch Dieselabgase. VW-Chef Matthias Müller muss sich wegen der Diesel-Affäre viele Fragen gefallen lassen 36 ein europaweiter Zulassungstourismus und ein florierender Markt, in dem private Prüffirmen und nationale Zertifizierungsstellen um Autohersteller aus der ganzen EU buhlen. Da gebietet es schon das Eigeninteresse, nicht so genau hinzuschauen oder hinzuhören. So gelten in der Branche zum Beispiel britische Zertifizierer als weniger hellhörig bei Modellen mit Lärmproblemen. Ford und Skoda besorgen sich in England für einen Teil ihrer Flotte die Zulassungen. Auch Prüfer in Spanien drücken gerne mal ein Auge zu. Audi wiederum lässt die Testate für seine Fahrzeuge in Luxemburg ausstellen. Bei anderen Herstellern ist das Großherzogtum ebenfalls ein beliebtes Zulassungsland, obwohl es dort keine Automobilindustrie gibt. So betreibt der TÜV Rheinland dort gleich zwei Zertifizierungstöchter. Dabei profitiert die Industrie von einem Grundprinzip des Binnenmarkts: Erhält ein Foto: Volkswagen wenig mehr als die Typenbezeichnung gemein. „Die behördlichen Kontrollinstanzen haben insgesamt versagt“, resümiert Michael MüllerGörnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Die Kluft zwischen Test- und Realemissionen sei immer größer geworden, „weil zu viel hinter verschlossenen Türen gemauschelt wurde“. Jahrelang hatten die nationalen Zulassungsbehörden untätig zugesehen, wie die Autohersteller mit immer raffinierteren Tricks die obligatorischen Abgas- und Verbrauchstests ausbremsten. Die Regierungen leisteten der laxen Zulassungspraxis Vorschub, indem sie unabhängigen Prüfeinrichtungen die Zuschüsse strichen. In Deutschland stellte das Umweltbundesamt als letzter unabhängiger Prüfdienst 2008 die Fahrzeugtests aus Geldmangel ein. Da Hersteller sich seitdem allein um die Reinheitstestate kümmern müssen, kontrolliert sich die Industrie praktisch selbst. Das Ergebnis ist governance. Produkt in einem EU-Land die Zulassung, so gilt diese automatisch in allen anderen. Ganz freiwillig begann die Kommission allerdings nicht damit, die undurchsichtigen Praktiken bei der Typzulassung zu attackieren. Es bedurfte erst der Drohung der Europaabgeordneten, die Dieselgate-Verantwortlichen durch einen Untersuchungsausschuss zur Rechenschaft zu ziehen. Der seit Anfang März tagende Ausschuss, könnte Peinlichkeiten ans Tageslicht befördern. So hatte der Wissenschaftliche Dienst der Kommission schon 2011 vor überhöhten Abgaswerten bei Dieselfahrzeugen gewarnt und ein weniger manipulationsanfälliges Testverfahren angemahnt. Zudem hatte der Manager einer Zulieferfirma den damaligen Industriekommissar Antonio Tajani 2012 darüber informiert, dass Hersteller in der EU die Abgase ihrer Modelle mittels Software manipulieren. Doch es geschah nichts. „Die künftig notwendige Technik zur Abgasreinigung rentiert sich in Kleinund Kompaktwagen nicht.“ ferdinand dudenhöffer Automobilökonom Die politische Verantwortung für diesen europaweiten Missstand trägt letztlich die damalige Kommission von José Manuel Barroso. Sein Nachfolger als Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat nun alle Chancen, sich als Saubermann zu profilieren. Und siehe da: Juncker macht sich persönlich für transparentere Zulassungsverfahren stark, wie in seinem Umfeld zu hören ist. Seine Kommission hat die Verordnung über die Typzulassung von 2007 grundlegend überarbeitet. Bislang prüfen allein die nationalen Behörden, ob ein Fahrzeug alle Anforderungen erfüllt. Künftig können die anderen Mitgliedstaaten und die Kommission kontrollieren, ob ein Modell die Zulassung zu Recht erhalten hat. Bei Abweichungen können sie Rückrufaktionen veranlassen oder sogar Zulassungen widerrufen. Zudem sollen die technischen Prüfdienste selbst regelmäßig unter die Lupe genommen werden. ANZEIGE Fortschritt der Energiewende live erleben: Grids, Smar t nergietrale E D e z e n o r gu n g , e v rs nge n tslösu ä it il b Mo e hr – un d m e n ! b le r live e Integrated Energy. 25.– 29. April 2016 ▪ Hannover ▪ Germany hannovermesse.de e inklusiv ium s o p m Sy l 2016 pri ite: 47 26. eAre Infos auf Se Weit governance. Peter Liese CDU-Europaabgeordneter „Die Gefahr bestand, dass auf Jahre hin weiter nur Tests im Labor stattfinden.“ Wer nachlässig ist, riskiert Bußgelder oder den Entzug der Betriebsgenehmigung. Die neuen Regeln werden das eine oder andere schwarze Schaf abschrecken. Doch die auf ökonomischer Abhängigkeit beruhende Kungelei zwischen Herstellern und Prüfdiensten wird dadurch nicht enden. Um Kontrolleure von ihren Auftraggebern unabhängiger zu machen, will die Kommission unter anderem das Vergütungssystem verändern. Im Gespräch ist, die Kosten für Typenzulassungen auf die Autokäufer umzulegen – weil diese von verlässlichen Verbrauchs- und Abgaswerten profitieren. Die Pläne erläutert Industriekommissarin Bienkowska dem CDU-Europaabgeordneten Liese in einem auf den 21. Januar datierten Brief, der bizz energy vorliegt. Demnach sollen die zuständigen Behörden der EU-Staaten Zugang zu den Zulassungsdaten in anderen Ländern erhalten, um diese nachprüfen zu können. Bislang konnte etwa das Kraftfahrzeugbundesamt Zulassungsbescheide anderer EU-Staaten nur abheften – und war daher bei der Aufdeckung des VW-Skandals weitgehend ahnungslos. Nationalen Prüf- und Zulassungsstellen will Brüssel auf die Finger schauen und bei Ungereimtheiten eigene Tests anordnen. Am Ende dürfte eine technische Entwicklung helfen, das Problem zu lösen „Die zur vollen Einhaltung von Euro-6 notwendige Technik zur Abgasreinigung von Dieselmotoren ist so aufwändig, dass sie sich in Klein- und Kompaktwagen nicht mehr rentiert“, sagt der Essener Ökonomieprofessor Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte und bizz energy Kolumnist. Der Abstieg des Diesel sei vorgezeichnet. Nur in größeren Modellen der Mittel- und Oberklasse dürften die Hersteller den Selbstzünder weiter einsetzen, prognostiziert Dudenhöffer: “Das lässt sich bereits heute in den USA mit ihren schärferen Grenzwerten beobachten.” Norbert mühlberger Unser Autor war neun Jahre Brüssel-Korrespondent von Capital, danach Vizechefredakteur der Fuchsbriefe. Ende der Neunziger Jahre arbeitete er als Pressesprecher der EU-Kommission in Bonn und Berlin. Abgastests Unzulängliche Prüfverfahren Als wirklichkeitsfremd gilt das Testverfahren, mit dem in der EU die Einhaltung der Abgasnormen geprüft wird, schon lange. So liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit des so genannten Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) bei 34, die Höchstgeschwindigkeit bei 120 Kilometern pro Stunde und beschleunigt wird nur sehr langsam. Der Energieverbrauch von Klimaanlage, Radio oder Sitzheizung, heute oft Serienausstattung, bleibt zudem unberücksichtigt. Kein Wunder: der NEFZ stammt von 1996. Mit der Ausstattung von Autos im Jahr 2016 und dem heutigen Fahrverhalten hat er wenig gemein. Die Praxisferne erklärt, weshalb zwischen den auf Prüfstand und Straße gemessenen Abgasen und dem Benzinverbrauch oft Welten liegen. Besonders hohe Abweichungen gegenüber Ergebnissen vom Prüfstand gibt es bei den Stickoxiden (NOx) aus Dieselmotoren – das war Experten schon lange vor dem VW-Skandal bekannt. Nicht nur bei den mit Schummelsoftware ausgestatteten Diesel-Fahrzeugen 38 von Volkswagen liegt der NOx-Ausstoß meist um ein Vielfaches höher. Zudem muss ein Autokäufer gegenüber den NEFZ-Angaben im Schnitt mit einem um 20 Prozent höheren Verbrauch rechnen. Dennoch werben die Hersteller bis heute offensiv mit den irreführenden Werten. Um das zu beenden, will Brüssel 2017 den europäischen Fahrzyklus durch den globalen Standard WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedures) ersetzen. Auch dieses von den Vereinten Nationen entwickelte Testverfahren findet auf dem Rollen-Prüfstand statt, aber unter realistischeren Vorgaben. So sind Durchschnittstempo (46,6 km/h) und Höchstgeschwindigkeit (131 km/h) höher und Temposchwankungen sowie Beschleunigungen stärker. Dass viele Diesel-Fahrzeuge bei WLTP-Prüfungen schwächeln, offenbarte ein Test des ADAC im vergangenen Jahr. Dabei hielten nur 17 von 69 Pkw die geltende Euro-6-Norm von 80 Milligramm NOx pro Kilometer ein. 52 Fahrzeuge lagen darüber – teilweise um mehr als das 10-Fache. Die Anforderungen werden künftig noch höher: Ab 2017 ergänzt eine Prüfung auf der Straße – der RDE-Test (Real Driving Emissions) – die Messung im Labor. Da das Fahrverhalten des Testfahrzeugs nach dem Zufallsprinzip gesteuert wird, ist eine Manipulation weitgehend ausgeschlossen. Verbraucher sollen so realistischere Angaben zu Abgasen und Verbrauch erhalten. Doch auch bei der Abgasprüfung im realen Fahrbetrieb gibt es Probleme. Die portablen Messgeräte arbeiten noch nicht hundertprozentig genau. Deshalb will die EU-Kommission für eine Übergangszeit einen Unsicherheitsfaktor einführen. Wie hoch dieser liegt und wie lange eine Überschreitung der Abgasemissionen im RDE-Test gegenüber dem Prüfstand erlaubt wird, das sind in der Tat wichtige Details für die Industrie – über die in Brüssel heftig gestritten wird. 2023 soll der Ausnahmezustand enden, das hat die Kommission dem Parlament versprochen. Foto: Wikipedia, Norbert Mühlberger 2017 will Brüssel den jetzigen Abgas- und Verbrauchstest ablösen. Doch auch der neue Standard hat Mängel. governance. Kolumne Die Fed und der Ölpreis Neben Angebot und Nachfrage bestimmt die US-Notenbankpolitik maßgeblich die Ölpreisentwicklung – zumeist selten beachtet S eit Juni 2014 ist der Preis für Rohöl zeitweise um mehr als 70 Prozent gefallen. Trotz einer kurzzeitigen Erholung der Preise wegen eines weiteren Rückgangs der USÖlproduktion in der letzten Februarwoche werden die Preise auf absehbare Zeit volatil und weit unter 100 Dollar bleiben. Ein Grund dafür ist das weiterhin bestehende globale Überangebot durch US-amerikanisches Schieferöl, die erwarteten iranischen Exporte nach dem Wegfall der Sanktionen sowie die bisherigen erfolglosen Versuche Russlands und Saudi Arabiens, sich auf eine Drosselung oder zumindest ein Einfrieren ihres jetzigen Produktionsniveaus zu einigen. Gleichzeitig 40 hat die Wachstumsschwäche in wichtigen Importländern, insbesondere in China, dazu beigetragen, dass das Angebot täglich über zwei Millionen Barrel über der Nachfrage liegt. Daneben gibt es eine andere Ursache für die Ölpreisentwicklung: die Geldmengen- und Zinspolitik der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve (Fed) und die damit einhergehende Entwicklung des Dollar, mit dem Öl weltweit gehandelt wird. Es gilt die Formel „starker Dollar, niedriger Ölpreis, schwacher Dollar, hoher Ölpreis“. Sie hat sich in der Vergangenheit wiederholt bewahrheitet: •• Nach der Abwertung des Dollar durch die Entkopplung vom Gold im Jahre 1971 und der folgenden Sen- Illustration: Valentin Kaden von: Friedbert Pflüger governance. kung der Zinsen 1974 erlebte die Welt bis 1980 eine Erhöhung der Ölpreise um 800 Prozent. •• Die drastische Erhöhung der US-Leitzinsen 1980 stärkte den Dollar und ließ die Ölpreise um 71 Prozent fallen. •• Ende 2008 senkte die Fed als Antwort auf die globale Finanzkrise den Leitzins auf null bis 0,25% und stieg gleichzeitig in ein bis Oktober 2014 dauerndes quantitive easing (QE) ein, also in eine Erhöhung der Geldmenge zum Kauf von privaten oder staatlichen Anleihen. Das Ergebnis war ein schwächerer Dollar und ein offenbar ins Uferlose steigender Ölpreis. •• Im Dezember 2013 kündigte die Fed einen allmählichen Ausstieg aus dem QE an, der Dollarkurs erholte sich und die Ölpreise begannen ab Sommer 2014 zu sinken. Die Fed-Politik des billigen Geldes hat nach 2007 wesentlich zur (manche sagen künstlichen) Erholung der Weltwirtschaft beigetragen. Gleichzeitig wirkte sie auch auf der Angebotsseite: Teure OffshoreProjekte konnten plötzlich finanziert werden, ebenso die Schieferölproduktion in den USA. Das Ende des QE, vor allem die Zinserhöhung der US-Notenbank im Dezember 2015, führte in der Folge zu einem Erstarken des Dollar und einem weiteren Verfall des Ölpreises. Wird Öl etwa bald billiger sein als Mineralwasser? Es könnte anders kommen. Der Absturz des Ölpreises hat die Ölproduzenten genötigt, neue Up-streamProjekte zu verschieben oder zu streichen. Das Analysehaus IHS schätzt, dass deshalb global bis 2020 etwa 1,8 Billionen Dollar weniger investiert werden – viel weniger als für die Deckung zukünftiger Nachfrage vonnöten. Auch die Schiefer-Industrie in den USA leidet: 60 Prozent weniger Bohranlagen, 100.000 Jobs verloren, Produktionsrückgang um 15 Prozent. So wird sich das Angebot weiterhin verknappen. Es gibt auch Hinweise dafür, dass sich die Nachfrage mittel- bis langfristig erholen könnte. Aufgrund des niedrigen Ölpreises werden etwa in den USA wieder verstärkt größere Autos bestellt und trotz der Wachstumsschwäche in China bleibt die Nachfrage nach Automobilen in der Mittelklasseschicht Asiens enorm. Die globale Öl-Nachfrage dürfte 2016 zwischen 1,3 und 1,8 Millionen Barrel pro Tag wachsen. Eine neue Balance zwischen Angebot und Nachfrage scheint möglich. Die größte Unbekannte bleibt dabei Umfang und Geschwindigkeit der iranischen Exportsteigerung. Laut einer kürzlich vorgestellten Studie der International Energy Agency in Paris wird eine Erholung nur langsam – über die nächsten zwei Jahre – eintreten und von der riesigen Lagerhaltung gedämpft werden. Erst ab etwa 2020 sollte der Ölpreis durch die drastischen Folgen der derzeitigen Investitionskürzungen deutlich steigen. Auch eine mögliche bevorstehende globale Rezession würde die Nachfrage schwächen. Sollten stimulierende geldpolitische Maßnahmen in so einem Fall weiterhin ausbleiben, würde eine Konjunkturflaute die Inflation reduzieren und somit den Dollar stärken. Schwache Nachfrage und starker Dollar würden den Ölpreis erneut unter Druck setzen. Nicht nur deswegen wird für die Preisentwicklung erneut die Fed-Politik ausschlaggebend sein. Die Schwächung der chinesischen Konjunktur, die globale Tendenz zur Deflation, die Baisse an den Aktienmärkten machen es immer unwahrscheinlicher, dass die Verknappung der Geldpolitik fortgesetzt wird. Großinvestor George Soros hat bereits Zweifel an einer zweiten Leitzinserhöhung geäußert. Auch die Situation in den USA selbst lässt weitere Geldverknappungen fraglich erscheinen – vor allem in einem Wahljahr. Gerade im Energiesektor könnte eine weitere Geldverteuerung schlimme Folgen haben: Von den Krediten für Explorations-, Produktions- und Serviceunternehmen in einer Gesamthöhe von 276 Milliarden Dollar liegen 34 Milliarden im Risiko zwischen subprime und Totalausfall. Manches spricht also dafür, dass die Fed die Zinsschraube nicht weiter anzieht und vielleicht sogar neue QE-Runden bevorstehen, der Dollarkurs nicht weiter steigt und die Ölpreise sich in der Folge langsam erholen, auch wenn sie auf absehbare Zeit weit unter 100 Dollar bleiben werden. Schwacher Dollar, hoher Ölpreis: Diese Formel hat sich wiederholt bewahrheitet friedbert pflüger ... war in der ersten Regierung Merkel VerteidigungsStaatssekretär. Seit 2009 leitet er als Gastprofessor am King’s College London das European Center for Energy and Resource Security (EUCERS). Er ist außerdem Geschäftsführer zweier Unternehmensberatungen in Berlin und Erbil (Nordirak). 41 technology. Effizienz, die aus der Kälte kommt Kühlen benötigt ebenso Energie wie Heizen. Effizienz ist folglich auch hier gefragt. Ein Effekt, der bereits seit fast hundert Jahren bekannt ist, erreicht in der Anwendung die Marktreife Autor: Jochen Bettzieche 42 technology. D er gute, alte Kompressor ist am Ende. Noch sorgt er in den meisten Haushalten dafür, dass Milchund Molkereiprodukte, Fleisch und weitere Nahrungsmittel frisch bleiben. Aber in Zeiten, in denen Energie teuer wird, sucht der Mensch nach Kühlverfahren, die weniger Strom verbrauchen. Und da ist beim Kompressor kaum noch Spielraum. Ähnliches gilt für die Absorbertechnik, die ohnehin durch einen schlechteren Wirkungsgrad negativ auffällt. Es ist Zeit für eine neue Technologie. Und die ist gerade im Kommen. Forscher suchen und entwickeln neue Verfahren. Kühlung mit Hilfe von Magnetismus hat derzeit gute Chancen, die Kompressoren zu verdrängen. Es geht aber nicht nur um Privathaushalte. Zahlreiche Branchen sind ebenfalls auf Kühlung angewiesen und wollen den damit verbundenen Stromverbrauch reduzieren. Das Potenzial ist groß. Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik (IPM) werden weltweit mehr als 50 Millionen Klimaanlagen installiert – pro Jahr. Allein in Deutschland würden pro Jahr 72.000 Gigawattstunden benötigt, um Kälte zu erzeugen. „Das entspricht rund 14 Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs“, sagt Kilian Bartholomé, der am IPM an Kühlsystemen forscht. In einer Studie des Beratungsunternehmens Ecofys für das Umweltbundesamt aus dem Jahr 2011 verweisen die Wissenschaftler auf Szenarien, die von einer rasanten Steigerung auf mehr als 150 Terawattstunden im Jahr 2030 allein für die Klimatisierung von Gebäuden ausgehen. Da kommen andere Kühlprozesse noch hinzu. Und das sind nicht nur Kühlschränke und Gefriertruhen im Privatbereich. Lebensmittelindustrie, Einzelhandel, Pharmabranche, Betreiber von Rechenzentren und die Automobilindustrie, sie alle benötigen Kälte. Große Hoffnung ruht derzeit auf dem magnetokalorischen Effekt. Anfang 2015 hatte auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas ein Konsortium aus dem Hersteller von Haushaltsgeräten Haier, dem Chemiekonzern BASF und dem Technologie-Unternehmen Astronautics einen Weinkühler vorgestellt, der auf Basis dieses Effekts arbeitet. Das Verfahren benötigt nicht nur weniger Energie als ein Kompressor, es arbeitet auch leiser. Außerdem verwendet es keine Kühlmittel, die die Umwelt schädigen oder den Klimawandel verstärken, sobald sie aus dem geschlossenen Kühlkreislauf einer KompressorKühlung austreten. Vier thermodynamische Prozesse braucht es, um so zu kühlen. Zuerst wird magnetokalorisches Material in ein Magnetfeld eingebracht. Dort richten sich die bis dahin ungeordneten magnetischen Momente und Spins der Atome aus. Dadurch sinkt die magnetische Entropie, ein Maß für die Ordnung eines thermomagnetischen Systems. Jetzt greift eine physikalische Grundregel: Die Gesamtentropie eines geschlossenen Systems bleibt immer gleich. Da die magnetische Entropie sinkt, muss eine andere zunehmen, um diese Konstante zu gewährleisten. „Es steigt in Kompensation dazu die thermische Entropie und das Atomgitter fängt an zu schwingen“, erklärt Peter Egolf, Professor für Thermodynamik an der Schweizer Ingenieurhochschule in Yverdon-les-Bains. Mit anderen Worten, das magnetokalorische Material wird wärmer. Foto: fotolia/06photo Auch die Automobilbranche sucht nach Ersatz für Kompressoren „Der Gesamt verbrauch der Kühlungen allein durch Supermärkte beträgt 9.500.000.000 Kilowatt stunden.“ Lars Reimann Leiter des Referats Energiepolitik beim Handelsverband Deutschland Magnetische Momente in Unordnung Diese Wärme wird dann durch eine Kühlflüssigkeit abgeführt. Im Anschluss wird das magnetokalorische Material aus dem Magnetfeld herausgenommen. Die magnetischen Momente und Spins bleiben nicht ausgerichtet sondern geraten wieder in Unordnung. Das Material kühlt sich weiter ab und kann so Wärme aufnehmen, um seine Grundtemperatur wieder zu erhalten, beispielsweise aus dem Inneren eines Kühlschranks. Dieser vermag dadurch seine tiefe Grundtemperatur im Innern weiterhin zu halten. Die Drehbewegung, mit der das magnetokalorische Material in das Magnetfeld hinein und wieder heraus gedreht wird, macht kaum Geräusche. Das charakteristische Brummen eines Kühlschranks mit Kompressortechnologie 43 technology. Kühlschränke auf der Müllhalde: Das Ende der Ära der stromfressenden Kompressortechnologie beginnt 72 Tausend GWh Energie, die Deutschland pro Jahr für die Erzeugung von Strom benötigt ANZEIGE Halle 5 Stand E16 Softwareinnovationen für Energie-, Arbeits- und Rohstoffeffizienz abnehmender Dichtheit des Kühlkreislaufs entweicht früher oder später Kältemittel, das ersetzt werden muss.“ Mit dem Ende des Einsatzes dieser Mittel geht damit auch ein erheblicher Vorteil für den Klimaschutz einher. Denn alle bekannten Kältemittel ein mehr oder weniger großes Treibhauspotenzial auf. Einige wie Ammoniak gefährdeten sogar direkt die Gesundheit. „Wenn wir diese Technologien weiterhin einsetzen, wird der Ausstoß von Treibhausgasen aus der Kühlbranche weiter ansteigen und voraussichtlich ein Viertel der gesamten Treibhausgasproduktion ausmachen“, warnt Professor Ekkes Brück, Leiter des Forschungsbereichs Fundamentale Aspekte von Energie und Materialien an der Technischen Universität Delft. Niedriger Energieverbrauch Dritter Vorteil der Magnetokalorik ist der deutlich niedrigere Energieverbrauch. Zwischen 20 und 50 Prozent reichen die Prognosen beim Weinkühler. Selbst im schlechtesten Fall hieße das immer noch, dass ein Fünftel des Stroms gespart würde, der für Kompressortechnik benötigt wird. Neu ist die Kenntnis des Effekts nicht. „Die Eigenschaft, dass magnetokalorische Materia- Foto: fotolia/JLLH entfällt. Vorbei die Zeiten, in denen Wohnungsbesitzer nachts übermüdet in die Küche schlurften, um ihr Kühlgerät mit einem Schlag auf die Oberseite zur Ruhe zu zwingen. Der Umwelt-Vorteil liegt durch die verwendeten Materialien auf der Hand: Laut Astronautics sind dem Kühlwasser im Weinkühler lediglich ein paar unbedenkliche Mittel gegen Korrosion beigefügt. Auch benötigt das Verfahren keine chemischen Kühlmittel, die oft giftig, leicht entzündlich oder umweltschädlich sind. Das Wasser sei zudem auch noch besser zum Wärmetausch geeignet als Gase. Wissenschaftler wie Bartholomé sehen diese Entwicklung positiv: „Mit technology. lien in einem angelegten Magnetfeld ihre Temperatur ändern, ist seit über 90 Jahren bekannt“, sagt Brück. Aber die technische Umsetzung hat gedauert. Die richtigen Stoffe in der richtigen Kombination zusammenzusetzen, war nicht trivial. Denn das Verfahren funktioniert nicht gut mit nur einem Material, da das keine großen Temperaturunterschiede erlauben würde. „Erst durch die Verwendung verschiedener Materialien in Form einer Legierung zeigt sich bei Raumtemperatur ein großer magnetokalorischer Effekt“, sagt Olaf Rogge, Vertriebsleiter Energie bei BASF New Business. Im Weinkühler stecken Legierungen aus Mangan, Eisen, Phosphor und Silizium. Auch ein Spezialist für magnetische Werkstoffe, Vacuumschmelze aus Hanau, ist in dem Bereich aktiv. Er verwendet beispielsweise magnetokalorische Legierungen, die auf Eisen, Silizium und Lanthan basieren. Zugesetzt werden Mangan und Wasserstoff oder Kobalt. Die chemische Zusammensetzung bestimmt den Temperaturbereich, in der die Legierung kühlt beziehungsweise heizt. Diese Bereiche sind bei einzelnen Legierungen immer nur wenige Grad Celsius breit. In der Praxis besteht magnetokalorisches Material daher aus verschiedenen, exakt aufeinander abgestimmten Legierungen. „Will ein Kunde zum Beispiel zwischen 50 und null Grad Celsius kühlen, variieren wir den Anteil von Kobalt oder Mangan so, dass Legierungen entstehen, deren Arbeitstemperatur den gesamten Bereich abdecken“, sagt Denis Rollik, Magnetokalorik-Experte bei Vacuumschmelze. richtigen Moment umspülen. Andere Anwendungen nutzen ein Granulat. Die Partikel haben einen Durchmesser von 250 bis 1.250 Mikrometer. Die BASF setzt auf poröses Material. Kleine Kanäle mit einem Durchmesser von weniger als 100 Mikrometern durchziehen den Werkstoff. Dort fließt die Kühlflüssigkeit hindurch. Auch wenn der Weinkühler eher ein Pionier für den Hausgebrauch ist, werden industrielle Anwendungen sehnlichst erwartet. So verbrauchen Kühlregale eines typischen Supermarkts nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) 250.000 Kilowattstunden Strom im Jahr. „Der Gesamtverbrauch der Kühlungen allein durch Supermärkte beträgt rund 9.500.000.000 Kilowattstunden“, erklärt Lars Reimann, Leiter des Referats Energiepolitik beim HDE. Bei Durchschnittskosten von 15 Cent je Kilowattstunde könnte die Branche jährlich mehr als eine Milliarde Euro sparen, wenn der Einsatz von Magnetkühlung den Verbrauch auch nur um 20 Prozent reduziert. Ähnlich wichtig wird eine kostengünstige, energiesparende Kühlung auch für andere Branchen. So muss die Pharmaindustrie auf geschlossene Kühlketten von der Produktion bis zur Endauslieferung achten. Und die Lebensmittelindustrie als Lieferant des Lebensmitteleinzelhandels, benötigt ebenfalls niedrige Temperaturen. Insbesondere große Konzerne suchen selbst nach Lösungen. So hat der Lebensmittelkonzern Unilever 2014 eine Eistruhe vorgestellt, die den Strombedarf laut Unternehmen um 70 Prozent Die chemische Zusammensetzung bestimmt den Temperaturbereich Hohe Temperatur-Bandbreite ANZEIGE Es müssen aber nicht Lanthan und Eisen sein. Für den Weinkühler hat sich Astronautics für eine Basis aus Eisen und Mangan entschieden. Laut einer Sprecherin ist diese stabiler im Betrieb und biete eine höhere Bandbreite bei der Temperatur. Die Legierungen werden in verschiedenen Formen geliefert. Eine Variante sind dünne Scheiben, die mit geringem Abstand nebeneinander angeordnet werden. So kann die Kühlflüssigkeit sie im www.psi.de „Erst durch die Verwendung verschiedener Materialien in Form einer Legierung zeigt sich bei Raumtemperatur ein großer magnetokalorischer Effekt.“ Olaf Rogge Vertriebsleiter Energie bei BASF New Business technology. gegenüber dem Bedarf im Jahr 2008 reduziert. Ein großer Teil des Erfolgs basiert auf besserer Isolation und dem Einsatz von LED als Leuchtmittel. Unilevers Verantwortlicher für Nachhaltigkeit Jeff Seabright erklärte stolz: „Als Marktführer für Eiscreme und Kühlschränke erlaubt uns die Einsparung gekoppelt mit unserer Größe, die Umweltauswirkungen zu reduzieren.“ Auch die Automobilbranche sucht nach Ersatz für die Kompressoren. Zum einen, weil die Vorschriften für die verwendeten Kühlmittel immer strenger werden. Zum anderen, weil sie den Energieverbrauch ihrer Fahrzeuge deutlich reduzieren wollen – auch angesichts immer strengerer Abgasnormen für Autos mit Verbrennungsmotor. Aber auch bei der Elektromobilität spielt das eine große Rolle. Denn jede Kühlung reduziert die Reichweite des Fahrzeugs. „An heißen Sommertagen unterstützt das Kühlsystem über den Kältemittelkreislauf dabei, die Batterie runterkühlen, um sie in einem günstigen Temperaturfenster zu halten“, sagt BMW-Sprecher Manfred Poschenrieder. Da mit magnetokalorischen Verfahren sowohl gekühlt als auch geheizt werden kann, sind sie durchaus interessant, denn im Winter muss die Batterie bei eisigen Temperaturen warm gehalten werden. Allerdings wird laut Pioschenrieder an Package, Gewicht und Kosten noch geforscht, zum Einsatz in Serienfahrzeug sei es noch zu früh. Mit anderen Worten: Magnetokalorik ist in der Anschaffung noch zu teuer, trotz des Einsparpotenzials bei den Energiekosten. Die Kompressertechnik liegt beim wichtigsten Kaufargument weiterhin vorne. „Das ist eine etablierte Technik auf extrem niedrigem Preisniveau, das schafft die neue Verfahrensart trotz höherer Effizienz noch nicht“, sagt Rollik von Vacuumschmelze. Die Konkurrenz hat kaum Chancen Forscher Brück hat sich auch mit konkurrierenden Ansätzen beschäftigt – und räumt ihnen wenig Chancen ein. Da sind zum einen thermoelektrische Materialien. Bei diesen wird grob gesprochen die Wärme durch einen Stromfluss abtransportiert. Ein bekanntes Beispiel sind Peltier-Elemente, elektronische Bauteile, die zur Kühlung eingesetzt werden. Im Kleinen haben diese durchaus ihre Daseinsberechtigung, aber wenn es an Großgeräte wie Kühlschränke geht, wird es schwierig. Denn wenn ein Strom fließt, 46 wird auch Wärme erzeugt, erläutert Brück: „Aus diesem Grund sind diese Geräte bislang eher ineffizient.“ Selbst im Vergleich zur Kompressortechnik lägen sie hinten und seien daher keine wirkliche Konkurrenz. Gleiches gelte für den elektrokalorischen und den barokalorischen Effekt, die beide elektrische Felder oder Druckfelder nutzen, ähnlich den Magnetfeldern bei der Magnetokalorik. Mit der können sie aber nicht mithalten, sagt Brück: „Bislang fielen alle nachgewiesenen baro- oder elektrokalorischen Effekte sehr viel niedriger aus als die von magnetokalorischen Materialien.“ Das Schaubild unten zeigt, wie magnetokalorisches Material Wärme aufnimmt, bis es die Temperatur T0 erreicht. Im Magnetfeld richten sich die magnetischen Momente aus. Das Material erwärmt sich weiter um die Temperaturdifferenz ∆T. Dann wird die Wärme abgeführt, bis das Material wieder T0 erreicht. Außerhalb des Magnetfelds geraten die magnetischen Momente in Unordnung.Das Material kühlt sich weiter ab – um ∆T. Wie magnetokalorische Kühlung funktioniert Magnetfeld Magnetisierung T0 T0+ T Wärmezufuhr Wärmeabfuhr Entmagnetisierung T0- T T0 Innovativer Strom Eidgenössische Umkehrfunktion Schweizer Wissenschaftler nutzen den magnetokalorischen Effekt, um Strom zu erzeugen. Fest installierte Magnetfelder ziehen das magnetokalorische Material auf Basis von Gadolinium an. Dieses sitzt auf einem Rad, mit dem ein Generator ähnlich einem Fahrraddynamo angetrieben wird. Damit sich das Rad dreht, muss das Material immer wieder für kurze Zeit erwärmt und damit entmagnetisiert werden. Dafür nutzt Hersteller Swiss Blue Energy in Bad Zurzach den Temperaturunterschied in zwei Wasserkreisläufen. „Thermischer Schalter“ nennt er das. Eine Differenz von 20 Grad Celsius genügt – und die ist einfach zu erzeugen. Erdwärme, Erhitzung mit Sonnenlicht aber auch Prozesswärme von Industrie und Gewerbe bieten sich an. Der Schalter benötigt nur wenige Millisekunden für die Entmagnetisierung. Wie das gelingt, ist Betriebsgeheimnis, denn ohne diese kurze Schaltzeit würden die Kraftwerke nicht funktionieren. Eine Studie des Schweizer Bundesamts für Energie attestiert dem Verfahren ein Marktpotenzial in Deutschland und der Schweiz von rund 1,6 Milliarden Franken. bizz energy. Symposium finance meets energy 26. April 2016 auf der Hannover Messe Am 26. April bietet bizz energy Event auf der Hannover Messe ein ganztägiges Panel zu drei Top-Themen der Energiezukunft an. Unter dem Motto „finance meets energy“ stehen Themen und Trends auf der Agenda, die den Markt der erneuerbaren Energien bewegen. Lukrative Geschäftschancen und neue Perspektiven für die Energiewende werden aufgezeigt – aus Investorensicht. ProgrAMM 10:00 10:15 10:30 – 12:00 13:00 – 14:30 15:00 – 16:30 17:00 19:00 Einlass & Kaffee Begrüßung Panel 1: Windenergie Panel 2: Wasserstoff Panel 3: Flatrate & Co.: Neue Geschäftsmodelle Empfang Ende der Veranstaltung KonTAKT bizz energy Event Gesellschaft mbH Christoph-Probst-Weg 3 20251 Hamburg Parallel dazu bieten wir Ihnen die Gelegenheit zu professionellem Networking: Treffen Sie Entscheider auf dem bizz energy Symposion „finance meets energy“ - und knüpfen Sie neue wertvolle Kontakte. PrEisE AnMEldung Alle drei Panels buchen Sie zum Vorzugspreis von 499,00 € oder auch wahlweise einzeln zu 199,00 € jeweils zzgl. Mwst. Inbegriffen sind: •Messeeintritt am 26. April • Essen und Getränke • Empfang [email protected] Stichwort: „finance meets energy“ Leitung Kongressmanagement: Margit Lehmann Tel.: +49 40 2265 923 91 Mobil: +49 151 51 35 75 44 E-Mail: [email protected] markets. 48 markets. Netzwerk für die Zukunft Professor Volker Quaschning (l.) lehrt an der HTW Berlin die Energiewende zum Anfassen Erneuerbaren-Studiengänge boomen. Wie Hochschulen und Absolventen auf die Globalisierung der deutschen Energiewende reagieren Autor: Jana Kugoth F rüher stieg schwarzer Qualm aus den Schornsteinen im Industriegebiet Schöneweide vor den Toren Berlins. Heute rauchen hier nur noch die Köpfe. Seit 2006 liegt der Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) auf dem Gelände Wilhelminenhof direkt an der Spree. Während der Industrialisierung liefen in den hellbraunen Backsteinbauten Glühbirnen und Automobile vom Band. Heute tüfteln Professoren und Studenten an der klimafreundlichen Energieversorgung von morgen. Sie entwerfen neue Anlagen für die Gewinnung von Solar- und Windstrom und experimentieren mit Biokraftstoffen. „Wir lehren seit 22 Jahren Erneuerbare“, sagt Volker Quaschning stolz. Er ist Professor und Sprecher des Studiengangs Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Foto: HTW/Maria Schramm 400 Studiengänge Anfang der 1990er-Jahren zählte die HTW zu den Pionieren bei der Erforschung alternativer Energiequellen. Mittlerweile ist der Erneuerbaren-Studiengang der HTW kein Exot mehr in der deutschen Hochschullandschaft. Er gehört zum Mainstream, ähnlich wie der Ökostrom: Im vergangenen Jahr lag der Anteil Regenerativer am deutschen Strommix erstmals bei mehr als 30 Prozent, 2050 sollen 80 Prozent des Gesamtstromverbrauchs aus alternativen Quellen stammen, so das Ziel der Bundesregierung. Bundesweit haben Universitäten und Hochschulen auf den gesellschaftlichen Trend reagiert – und zahlreiche grüne Studiengänge aus der Traufe gehoben. Nach Angaben des Wissenschaftsladens Bonn, der Studenten und Absolven49 markets. Mit Dach und Fassaden aus PV-Modulen produziert das Plusenergiehaus mehr Energie, als es verbraucht ten bei der beruflichen Orientierung unterstützt, ist ihre Zahl bis 2013 allein im Bereich der Erneuerbaren auf mehr als 400 gestiegen. Zusätzlich bieten Weiterbildungsakademien und Verbände berufsbegleitende Seminare und Online-Studiengänge an (siehe Seite 55). Diese kosten mitunter mehrere Tausend Euro Kursgebühren. Nicht alle Studiengänge sind gänzlich neu, wie Krischan Ostenrath berichtet, der beim Wissenschaftsladen das Projekt „Energiewende schaffen“ betreut. Viele Universitäten und Hochschulen hätten bestehende Studiengänge nur leicht verändert und damit allgemeinen Ingenieursund Maschinenbaulehrgängen eine grüne Ausrichtung verpasst. „Die Hochschulen müssen ihre Profile schärfen“, erklärt Ostenrath. Der Wettbewerb um die schlauen Köpfe ist hart und geht seit der Bologna-Reform zur Internationalisierung der Hochschulen über nationale Grenzen hinaus. „Darum versuchen sie mit Nachhaltigkeitsthemen und Spezialisierung zu punkten.“ Das gilt zum Beispiel für die Technische Universität Bergakademie Freiberg in Sachsen. Auf der Suche nach der nächsten Solarzellengeneration durchleuchten Studenten im Masterstudiengang „Photovoltaik und Halbleitersysteme“ das Spektrum des Lichts, entwickeln neue Techniken zur Glasproduktion oder experimentieren mit Chemikalien für Halbleiter. Rund 400 Kilometer weiter südlich in München entwerfen Nachwuchsforscher im berufsbegleitenden Master ClimateDesign an der Technischen Universität energiesparende Hochhäuser und Industriehallen, erproben neue Dämmmaterialien und konstruieren die intelligenten Städte von morgen. Damit sollen umweltbewusste Architekten und Ingenieure gelockt werden. Die TU München wirbt auf ihrer Webseite damit, was Studenten in vier Semestern lernen: „Gebäude zu entwerfen, die mit einem Minimum an Energie und technischen Systemen ein Maximum an Behaglichkeit bieten.“ Wie findet man in dem Dschungel an Angeboten das Richtige? „Grundsätzlich sollte man vor der Wahl seines Studiums entscheiden: Will ich Generalist sein? Oder Spezialist?“, rät Ostenrath vom Wissenschaftsladen Bonn. Beides habe Vorund Nachteile: „Je breiter das erworbene Wissen, desto mehr Möglichkeiten stehen Absolventen auf dem Arbeitsmarkt offen“, sagt Ostenrath. „Allerdings ist es dann schwer, tatsächlich bei einem Unternehmen das erste Mal den Fuß in die Tür zu bekommen.“ Das gelänge trotz Studienabschluss dann oft nur über Praktika. Das bestätigt auch die BayWa r.e., die Erneuerbarensparte des Münchner Bau- und Energieunternehmens und einer der größten Arbeitgeber für Erneuerbare in der Region. „Idealerweise haben sich Berufseinsteiger in ihrem Studium bereits spezialisiert und ihr Wissen durch einschlägige Praktika ergänzt und abgerundet“, sagt ein Sprecher. Das unterstreicht auch Eon-Chef-Recruiter Deutschland Frank Schönig: Praktische Erfahrungen, die in Form von Praktika oder Werkstudententätigkeiten gesammelt werden können, sind von Vorteil. Die theoretischen Fähigkeiten seien bei Berufseinsteigern in der Regel zwar vorhanden. „Was oft fehlt, sind technische Hin50 Fotos: HTW/Maria Schramm Praxis ist Pflicht markets. tergründe, um unsere Anlagen, beispielsweise Windräder, noch besser zu verstehen“, sagt Schönig. Jochen Link kann aus eigener Erfahrung bestätigen: Praxiserfahrung ist Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Jobeinstieg. Er hat an der HTW Berlin seinen Master im Fach Regenerative Energiesysteme erworben, anschließend wechselte er an das renommierte Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme im badischen Freiburg und arbeitete an Projekten rund um Sonnenenergie und nachhaltige Stromversorgung. Die Kontakte zu Fraunhofer habe er „durch sein Netzwerk rund um die Hochschule“ geknüpft, sagt er (siehe Interview, S. 56). Schon dort leitete Link Studenten bei Forschungsvorhaben an und ergatterte später ein Promotionsstipendium. Mit dem Doktortitel in der Tasche wechselte er als Leiter für urbane Energiesysteme zu den Stadtwerken Stuttgart. Sein Tipp für Studenten lautet: „Macht Praktika und baut ein Netzwerk auf.“ Bereits im Studium widmete sich Link nicht ausschließlich dicken Bücher, Statistiken und Simulationen. Experimente im Labor und Praxisprojekte sind wesentlicher Bestandteil der Ausbildung an der Berliner HTW – wie an den meisten Hochschulen, die sich im Vergleich zu Universitäten mehr auf Praxis als auf Forschung konzentrieren. „Die Energiewende braucht anwendungsorientierte Lösungen“, ist HTWProfessor Quaschning überzeugt. So haben seine Studenten auch eines ihrer Unterrichtsgebäude selbst entworfen, ein Plusenergiesolarhaus, das mehr Energie produziert als es verbraucht. Seit knapp drei Jahren nutzt die HTW das 74 Quadratmeter große Haus mit PV-Fassade (Foto links) als Labor, für die Lehre und für Veranstaltungen. Das SOL, wie das Plusenergiesolarhaus liebevoll genannt wird, haben die Studenten im Jahr 2010 ursprünglich für einen Forschungswettbewerb in Madrid entworfen – und damit im Bereich „Solar Systems“ den ersten Platz geholt. Danach bauten sie es in Spanien ab und stellten es an der Spree wieder auf. Allerdings: In der Solarbranche ist der Einstieg in Deutschland heute deutlich schwerer, weil viele Jobs weggebrochen sind. Die Preise purzeln seit 2009 kräftig – mit drastischen Folgen für Modul- und Anlagenhersteller. Reihenweise gingen deutsche Firmen wie Solon und Conergy pleite. Mit knapp 50.000 Beschäftigten arbeiten heute nur rund halb so viele in der Branche wie zu den Spitzenzeiten vor 2012. Dieser Trend Wer an der Uni ein Netzwerk knüpft, hat es beim Berufseinstieg leichter 50 Tausend Beschäftigte arbeiteten 2014 in der Solarbranche. Zwei Jahre zuvor waren es noch 113.900 51 markets. zum Jobabbau werde sich auch dieses Jahr fortsetzen, prognostiziert das Bundeswirtschaftsministerium in einer 2015 veröffentlichten Studie. An der HTW Berlin, die einen Schwerpunkt auf die PV- und Solarforschung legt, macht sich das bemerkbar. Zwar übersteigen die Bewerberzahlen unterm Strich noch immer das Angebot. Im vergangenen Jahr kamen 400 Bewerbungen auf 80 Masterplätze „jedoch hat das Interesse deutlich nachgelassen“, beobachtet Quaschning. Windbranche sucht Nachwuchs „Neben technischem Wissen sind auch Managementfähigkeiten gefragt.“ Stefan Adler Studienkoordinator an der Universität Freiburg 52 Der gesamte Erneuerbaren-Arbeitsmarkt in Deutschland hat einen Dämpfer erhalten. Im Jahr 2014 arbeiteten laut Bundeswirtschaftsministerium 355.400 Menschen in dem Sektor, im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um vier Prozent. Laut Prognose des Ministeriums soll die Energiewende der Bundesrepublik dennoch 230.000 zusätzliche Jobs bis 2050 bringen. Der Einbruch in der Solarbranche, so die Argumentation, werde durch starke Zuwächse im Windsektor mehr als ausgeglichen. Insbesondere der Offshore-Markt boomt. In der deutschen Nord- und Ostsee gehen immer mehr Windräder ans Netz. Auch Onshore-Windanlagenbauer blicken optimistisch in die Zukunft. Sinkende Zubauzahlen an Land könnten sie durch Exporte ausgleichen – hofft zumindest das Ministerium. Marktführer Siemens expandiert an der Küste. In Cuxhaven entsteht derzeit eine neue Windfabrik für Offshore-Anlagen mit rund 1.000 Arbeitsplätzen, die schon im nächsten Jahr ihren Betrieb aufnehmen soll (siehe auch Dossier). Grundsätzlich stelle man „Ingenieure aus allen Bereichen ein“, sagt Konzernsprecher Bernd Eilitz, „also neben den klassischen Ingenieurausrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauinge- Ein globaler Arbeitsmarkt Die Zahlen geben ihm Recht. Mit dem internationalen Abschluss aus Freiburg in der Tasche kommen Berufseinsteiger bei Arbeitgebern in Industrie und Wissenschaft gut unter. Laut Umfrage unter den Absolventen der ersten drei Jahrgänge haben 90 Foto: HTW/Maria Schramm Studenten mit praktischer Erfahrung kommen bei Arbeitgebern gut an nieur auch Verfahrenstechniker, Materialwissenschaftlicher und Spezialisten aus der Energie- und Klimatechnik.“ Auch künftig will Siemens Ingenieure in den Kernländern Deutschland, Dänemark und UK einstellen. Der Konzern mit Hauptsitz in München agiert längst global – mit Mitarbeitern aus mehr als 80 Nationen. Die Globalisierung des Arbeitsmarkes greifen auch die deutschen Unis auf. Sie suchen ihre Studenten nicht mehr ausschließlich im Inland und verpassen sich zunehmend ein internationales Profil. Den Export der deutschen Energiewende sehen immer mehr Hochschulen und Unis als Chance – und werben um ausländische Studenten. „Knapp die Hälfte der 40 Studenten in einem Jahrgang stammt aus Deutschland, die andere Hälfte aus aller Welt“, sagt Professor Torsten Faber. Er koordiniert an der FH Flensburg den englischsprachigen Studiengang „Wind Engineering“. „Wir haben viele Studenten aus Asien.“ Das kommt nicht von ungefähr. Insbesondere Chinas Pläne beim Ausbau der Erneuerbaren sind ehrgeizig. Nachdem die Chinesen den Solarmarkt geentert haben, legen sie jetzt bei der Windenergie kräftig nach. Soeben ist mit dem Turbinenhersteller Goldwind erstmals ein chinesisches Unternehmen an die Weltspitze der Onshore-Windanlagenhersteller geklettert. Auch die Universität Freiburg ist vor acht Jahren auf den internationalen Zug aufgesprungen und hat den Master „Renewable Energy Engineering und Management“ ins Lebens gerufen, eine Kombination aus ingenieurs- und sozialwissenschaftlichen Fächern. Die Mehrzahl der Studienplätze geht an ausländische Bewerber. „Unsere Absolventen lernen neben der Konstruktion von PV- und Windanlagen unter anderem, wie sie die Ökostrom-Technik in das Portfolio von Unternehmen integrieren oder wie sie bei der Bevölkerung für Akzeptanz beim Bau von Windrädern werben,“ sagt Studienkoordinator Stefan Adler. „Wir glauben, dass neben technischem Wissen auch Managementfähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind.“ markets. Prozent nach einem Jahr einen Job gefunden. Künftig, so vermutet Adler, werden die meisten Arbeitsplätze im Ausland entstehen. Das bestätigen auch Prognosen der Internationalen Energieagentur IRENA. Sie sagen bis 2030 rund 16 Millionen neue Jobs im Grünstromsektor und beim Klimaschutz voraus. Deshalb lohnt der Blick ins Ausland. Das hat sich auch unter Studenten rumgesprochen. Von anfangs rund 70 ist die Zahl an der Uni Freiburg auf mehr als 500 Bewerbungen pro Jahr gestiegen. Die meisten nicht-deutschen Bewerber kommen aus Indien, Malaysia und Pakistan. „Für den Jahrgang 2016 haben wir viele Anfragen aus Nigeria auf dem Tisch.“ Aus Erfahrung weiß Adler allerdings: Trotz Zulassung treten viele Afrikaner das Studium nicht an. Er vermutet: „Die Lebenshaltungskosten in Deutschland sind zu hoch“ – obwohl keine Studiengebühren erhoben werden, wie im angelsächsischen Raum üblich. ANZEIGE Die Globalisierung birgt indes auch Chancen für neue Märkte. HTW-Absolvent Thomas Gottschalk blickte schon vor sechs Jahren über den Tellerrand. Mit seinem Rüstzeug über Solartechnik in der Tasche gründete der damals frischgebackene Absolvent das Start-up Mobisol. Damit wollte er afrikanischen Haushalten zu Strom verhelfen. „Die Grundidee bestand darin, zwei revolutionäre Technologien zu kombinieren“, erzählt er, „die niedrigen Solarpreise sowie das Mobiltelefon.“ Rund 80 von 100 Afrikanen in der Subsahara besitzen aktuell ein Handy. Per SMS können Kunden die von Mobisol produzierte Solaranlage über drei Jahre in Raten abbezahlen. Die erste Pilotanlage bastelte der junge Berufseinsteiger 2011 in seinem Schlafzimmer in Berlin-Friedrichshain. Mittlerweile ist aus Mobisol ein globales Unternehmen geworden. Soeben hat Gottschalk den 40.000sten Haushalt in Afrika elektrifiziert. 16 Millionen neue Jobs im ErneuerbareEnergien-Sektor könnten nach Angaben der IRENA bis 2030 weltweit entstehen markets. Auswahl Master-Studiengänge Erneuerbare Hochschule/Uni Masterstudiengang Besonderheiten HTW Berlin Regenerative Energien Labore, praxisnahe Forschung Universität Stuttgart Nachhaltige Elektrische Energieversorgung Schwerpunkte Windenergie, PV und Netzintegration Uni Kassel Regenerative Energien und Energieeffizienz mehr als 100 Lehrangebote im Bereich Regenerative Energien Bikulturelles Master Studium Renewable Energies and Energy Efficiency for MENA Region (REMENA) englischsprachig, Doppelabschluss der Uni Kassel und Kairo Universität Bayreuth Global Change Ecology internationales Elite-Masterprogramm für Führungskräfte in Wissenschaft, Umweltschutz, Politik- und Wirtschaftsberatung Technische Universität München ClimaDesign interdisziplinäre Ausbildung für die Konzeption von energetisch optimierten Gebäuden. Voraussetzung: mind. ein Jahr Berufserfahrung Technische Universität Bergakademie Freiberg/Sachsen Photovoltaik und Halbleitertechnik Dozenten aus der Praxis: Leitende Angestellte aus der Halbleiterindustrie Technische Universität Berlin Energie- und Prozesstechnik das gesamte Spektrum der Energieversorgung wird gelehrt BTU Cottbus Nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien auch Aspekte der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe Hochschule Bremen Zukunftsfähige Energiesysteme technischer oder Systemschwerpunkt wählbar; Studienbeginn im Sommersemester Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Renewable Energy Engineering and Management international ausgerichteter englischsprachiger Master mit den Schwerpunkten Technologie, Klima- und Energiepolitik, Umweltmanagement und Ethik Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Erneuerbare Energien physikalische, chemische und technische Kenntnisse zur Umwandlung erneuerbarer Energien, keine Studiengebühren, zulassungsfrei Universität Magdeburg Elektrische Energiesysteme, Studienrichtung regenerative Energiequellen starke energietechnische Orientierung mit umfangreichen Wahlmöglichkeiten FH Kiel / FH Flensburg Wind Engineering Dozenten aus der Praxis, interdisziplinäre Projektarbeit Europa-Universität Flensburg Energie- und Umweltmanagement, Schwerpunkt Industrieländer Auslandssemester zwingend Energy and Environmental Management, Spezialisierung Sustainable Energy Systems and Management in Developing Countries (SESAM) internationales Programm, zweijährige Berufserfahrung zwingend, hohe Praxisorientierung beispielsweise durch Feldforschung in Schottland Energiesystemtechnik mit Spezialisierung in Regenerativen Energiesystemen unter Mitwirkung der Fachhochschule Dortmund und der Firma SIEMENS Power Generation, Mülheim FH Gelsenkirchen Quelle: eigene Recherchen Stand 2016 54 markets. Weiterbildungsprogramme (Auswahl) Anbieter Leitung Schwerpunkte Kontakt Kosten Euroforum Annemarie Brems, Michael Bludau Engerie- und Gaswirtschaft, Offshore-Wind Düsseldorf 0211/96863000 www.euroforum.de Ca. 2.500 Euro für drei Tage ForWind – Zentrum für Windenergieforschung Christoph Schwarzer Weiterbildungsseminare Windenergie, On- und Offshore Oldenburg 0441/798-5090 www.forwind.de 600 Euro/Tagesseminar Forum – Institut für Management Ulrich Zeitel Projektfinanzierung, Ausschreibungen von erneuerbaren Energien Heidelberg 06221/500500 forum-institut.de 800 bis 1.000 Euro/ Tagesseminar Frankfurt School of Finance & Management Prof. Udo Steffens Renewable Energy Finance Frankfurt am Main 069/1540080 www.frankfurt-school.de Berufsbegleitendes 12-monatiges Studium, Gesamtkosten: 8.775 Euro Fraunhofer Academy Prof. Reimund Neugebauer Master Wind Energy Systems, Master Photovoltaics, Fachkraft Elektromobilität München 089/12051500 www.academy.fraunhofer.de Berufsbegleitender 3,5-jähriger Online-Master in englischer Sprache. Kosten: 14.000 Euro ANZEIGE ICCI 2016 22nd International Energy and Environment Fair and Conference 27-28-29 April 2016 Istanbul Expo Center Hall 9-10-11 Istanbul • Turkey www.icci.com.tr Sektörel Fuarcılık A.Ş. Tel. +90 (212) 334 69 00 Faks +90 (212) 334 69 92 [email protected] www.sektorelfuarcilik.com THIS FAIR IS ORGANIZED WITH THE INSPECTION OF THE UNION OF CHAMBERS AND COMMODITY EXCHANGES OF TURKEY IN ACCORDANCE WITH THE LAW NUMBER 5174. markets. Nach dem Master ist vor dem Job Zwei Alumnis der HTW Berlin über ihre Motive für ein Erneuerbaren-Studium, den ersten Job und Tipps für den Berufseinstieg Interview: Jana Kugoth Jochen Link Leiter urbane Energiesysteme Stadtwerke Stuttgart Thomas Gottschalk CEO und Gründer Mobisol Jochen Link studierte als einer der ersten Studenten an der HTW Berlin im Bachelor und Master Regenerative Energiesysteme. Thomas Gottschalk gründete 2010 nach dem Studium das Berliner Start-up Mobisol, das kompakte Solaranlagen für Afrika herstellt. Wie haben Sie nach dem Masterabschluss den Schritt ins Berufsleben geschafft? Durch das Netzwerk rund um die Hochschule habe ich Kontakte zum renommierten Fraunhofer Forschungsinstitut für Solare Energiesysteme in Freiburg im Breisgau geknüpft. Dort habe ich nach dem Master promoviert und währenddessen bereits erste Studenten bei Forschungsprojekten angeleitet. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck bin ich 2012 zurück in die alte Heimat nach Stuttgart aufgebrochen. Als Wettbewerber zu EnBW, die auch den Meiler Neckarwestheim betrieben, wurden damals die Stadtwerke Stuttgart gegründet. Heute leite ich hier die Abteilung urbane Energiesysteme mit mittlerweile durchschnittlich 15 Mitarbeitern. Was raten Sie dem akademischen Nachwuchs für den Berufseinstieg? Macht Praktika, bringt euch aktiv ein und baut ein Netzwerk auf! Kurzpraktika bringen wenig, sechs Monate sind das Minimum, damit die Firma auch merkt, was wegfällt, wenn ihr geht. Damit steigen die Chancen, anschließend von der Firma übernommen zu werden. Das handhabe ich als Arbeitgeber genauso. 56 Welche Fähigkeiten sollte man für ein Studium der Regenerativen Energien mitbringen? Thomas Gottschalk: Logisches Denken sowie technische und mathematische Grundkenntnisse. Wichtig ist aber vor allem die Begeisterung für Energiesysteme auf Basis von Sonne, Wasser, Biomasse und Wind. Und letztendlich der Wunsch, sich kritisch mit Technologien auseinanderzusetzen. Man sollte sich für innovative Projekte begeistern und diese dann auch umsetzen wollen – sowohl im Rahmen des Studiums als auch im weiteren (Berufs-)Leben. Wo wollten Sie zu Studienbeginn mit dem Abschluss in der Tasche hin? Mein „Karriereziel“ war, zur globalen Energiewende beizutragen und den Klimawandel zu reduzieren. Mir war klar: Wir müssen jetzt etwas tun. Nach dem Studium bin ich als Techniker für eineinhalb Jahre mit dem „Solartaxi“, einem solarbetriebenen Auto, um die Welt getourt, um damit die Effektivität von Solarenergie zu demonstrieren. Währenddessen erfuhr ich aus erster Hand, wie viele Menschen weltweit unter dem fehlenden Zugang zu zuverlässigen und sauberen Energiequellen leiden. Ich begann, ein Netzwerk aus Ingenieuren, Innovatoren, Investoren und Unterstützern aufzubauen – was sehr hilfreich bei der Mobisol-Gründung war. Wo bekamen Sie das nötige Gründer-Handwerkszeug? Das Studium hat mir das notwendige Grundwissen der Solartechnik vermittelt. Alles Weitere habe ich mir größtenteils selbst angeeignet. Dabei hat mich mein professionelles und erfahrenes Team unterstützt, das von unserer Vision überzeugt und bereit war, in eine damals noch nicht im Mainstream angesiedelte Branche zu investieren. Foto: HTW/Alexander Rentsch, Mobisol Warum haben Sie sich für ein Studium im Bereich der Erneuerbaren entschieden? Jochen Link: Das Thema Energie hat mich geprägt. Ich bin 15 Kilometer entfernt vom Atomkraftwerk Neckarwestheim aufgewachsen. Dem wollte ich etwas entgegensetzen. Da Anfang der 2000er-Jahre erst wenige Hochschulen Erneuerbaren-Studiengänge angeboten haben, darunter die HTW, zog ich nach Berlin. Das Ganze sehen mit Capital. Neue Unternehmer, neue Führungsstile, neue Themen. Capital erzählt Wirtschaft jeden Monat neu – mit überraschenden Perspektiven, hochwertiger Optik und großen Reportagen. Auch als eMagazine fürs iPad erhältlich. markets. Alle gegen Österreich Die gemeinsame Strompreiszone mit Deutschland soll wegen Überlastung der Grenzleitungen aufgelöst werden. Doch der wahre Schwachpunkt liegt weiter im Norden Autor: Jakob Schlandt B ald wird wohl das österreichische Strommarktgebiet vom deutschen entkoppelt. Während das Thema hierzulande kaum eine Schlagzeile wert ist, stellen die Österreicher einen Baum auf, wie man dort im Dialekt sagt. Sprich: Sie legen sich lauthals quer. „Eine Trennung des Marktes löst keines der vorhandenen Probleme“, heißt es zum Beispiel empört vom Wiener Regulierer E-Control. Vor einem „Schlag gegen den europäischen Binnenmarkt“ warnt die österreichische Stromwirtschaft. Und der Alpen-Energieriese Verbund hat bereits ausgerechnet, dass die Stromkosten im Land um 300 Millionen Euro pro Jahr steigen würden. Noch kann Elektrizität zum gleichen Preis von Flensburg bis Villach gehandelt werden – jederzeit, und unabhängig von den physikalischen Grenzen des Netzes. Doch die gemeinsame Preiszone mit Deutschland soll aufgelöst werden, womöglich schon 2018. So will es nicht nur der Zusammenschluss der europäischen Regulierer (ACER), sondern auch die Bundesnetzagentur und eine Reihe von Nachbarstaaten, darunter Polen und Tschechien. Die drohende Abkopplung hat sich schon länger angebahnt. Polen war bereits vor Jahren bei ACER vorstellig geworden und gewann weitere osteuropäische Unterstützer. Die Beschwerde: Weil die Kuppelleitungs-Kapazitäten zwischen Deutschland und Österreich nicht ausreichen, um die hohen gehandelten Strommengen auch physikalisch über die Grenze zu bringen, entsteht Stress in den benachbarten Netzen, denn die Elektrizität nimmt häufig als „Loop Flow“ einen Umweg über das Ausland. Dort wird der Handel gestört und die Blackout-Gefahr steigt. Tatsächliche Probleme, besonders wenn die norddeutschen Windräder auf Hochtouren laufen, mischen sich in 58 markets. Polen mit wirtschaftspolitischem Kalkül. Deutscher Billigstrom unterläuft schließlich die Wirtschaftlichkeit der Kohle, auf die die Polen nicht nur ihre Stromerzeugung stützen, sondern auch einen Teil des Nationalgefühls. Indes: Die Osteuropäer stießen mit dem Anliegen in Berlin und auch bei der Bonner Bundesnetzagentur lange auf taube Ohren. Doch inzwischen hat man dort seine Meinung geändert. „Die Beteiligten, mit Ausnahme von E-Control und APG (der österreichische Übertragungsnetzbetreiber. d.R.), stimmen (...) wie von den Regulierungsbehörden vorgeschlagen überein, dass auch an der Lange Zeit ignorierte Deutschland die Sorgen der Osteuropäer – die sich nun durchsetzen deutsch-österreichischen Grenze Kapazitäten kalkuliert und zugeteilt werden sollen“, heißt es in einem Schreiben der mitteleuropäischen Regulierer und Netzbetreiber an ACER vom 21. Januar, das bizz energy vorliegt. Mit anderen Worten: Alle außer Wien wollen die Abtrennung der Österreicher. Severin Fischer, Experte des Center for Security Studies in Zürich, befürchtet einen „Rückschritt für die Integration des europäischen Energiemarktes“. Es habe sich gezeigt, dass der Netzausbau in Deutschland wie auch an den Grenzen so weit hinterherhinke, dass die Märkte nicht mehr funktionierten. „Das Problem löst man nun auf Kosten der Österreicher“, beobachtet Fischer. Die Bundesnetzagentur gibt sich zur Motivlage zugeknöpft. So muss gemutmaßt werden. Tatsächlich würde eine Abkopplung der österreichischen Preiszone das deutsche Netz etwas entlasten. Dort schossen die Kosten für Noteingriffe 2015 auf über eine Milliarde Euro, vor allem für die Abschaltung von Kraftwerken in Norddeutschland bei gleichzeitiger Zuschaltung von Kapazitäten in Süddeutschland, Österreich und Südeuropa. Grünstromkraftwerke im Norden müssen zudem immer häufiger abgeregelt werden. Eine „Engpassbewirtschaftung“ an der Alpengrenze, der Fachbegriff für die Begrenzung der Handelsströme auf die physikalische Realität, würde den Sog nach Süden begrenzen. Nicht nur die Netzeingriffe würden reduziert. Auch der Bedarf an teuer zu bezahlenden fossilen Reservekapazitäten, die für Netznotfälle im Süddeutschen Raum vorgehalten werden, könnten von über sechs (mit 59 Österreich) auf gerade einmal 1,6 Gigawatt schrumpfen, wie Simulationen der Bundesnetzagentur für das Jahr 2019 ergeben haben. Mit anderen Worten: Es geht ums Geld. Eine rasante Steigerung der Kosten, wie man sie bisher nur vom EEG kannte, muss verhindert werden. Denn die Vorboten einer Kostenexplosion im Stromnetz häufen sich: Im windstromreichen Gebiet des ostdeutschen Übertraungsnetzbetreibers 50Hertz stiegen die Entgelte Anfang 2016 von 2,02 auf 2,66 Cent pro Kilowattstunde. Dort verschärfen unflexible Braunkohlekraftwerke das Problem, Stromüberschüsse abzupuffern. Für Marc Oliver Bettzüge, Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI), ist die Abtrennung Österreichs vom deutschen Marktgebiet indes nur eine Schein-Lösung. „Der tatsächliche strukturelle Engpass besteht im deutschen Netz“ sagt er, etwa von der Mainlinie bis zu den Niederlanden nördlich des Ruhrgebiets. Bis Stromleitungen diesen Engpass wirksam entlasten, könnten noch leicht zehn Jahre oder mehr vergehen – in denen die Windstromerzeugung im Norden und Osten weiter wachsen würde, während gleichzeitig die Kernkraftwerke in Süddeutschland bis 2022 abgeschaltet würden. Konsequent, so Bettzüge, wäre es also, den Markt in eine nordostdeutsche Gebotszone und ein Gebiet Süd-/Westdeutschland-Österreich zu spalten. Die Folge wäre eine leichte Erhöhung der durchschnittlichen Strompreise im Süden und ein Sinken im Norden. 60 „Der tatsächliche Engpass besteht im deutschen Netz, etwa entlang des Mains.“ Marc Oliver Bettzüge Direktor, Energiewirtschaftliches Institut Köln (EWI) Damit würden die richtigen Preissignale gesetzt, sagt Bettzüge: „Der südlich gelegene Raum könnte sich dann zum Beispiel der dortigen Solarstromeinspeisung anpassen. Mit den Wasserkraftwerken in den Alpen ist das Gebiet hierfür – grenzüberschreitend – in einer guten Ausgangssituation.“ Die Windkraft aus dem Norden und die Braunkohle aus dem Osten, die sich aufgrund der gemeinsamen Preiszone derzeit Eins zu Eins in den Handelspreisen wiederfänden, untergrüben aber eine solche Anpassung. Andersherum würden auch im Norden die Investitionen in eine sinnvolle Richtung gelenkt. „Dort würde vermutlich viel schneller beispielsweise Power-to-Heat eine relevante Option.“ Stattdessen fließe der Strom jetzt kommerziell nach Süden, bewirke tatsächlich aber lediglich eine zunehmende Zahl an Netzeingriffen. Freilich räumt auch Bettzüge ein, was die bayerische CSU schon deutlich gemacht hat: Unterschiedliche Großhandelspreise für Strom sind in Deutschland politisch nur schwer durchzusetzen. Österreich wehrt sich mit mehreren Klagen auf EU-Ebene gegen die Abspaltung. Doch Deutschland kann kaum dazu gezwungen werden, das gemeinsame Marktgebiet aufrechtzuerhalten. Mindestens bis Juli 2016 gibt es nun noch einmal Aufschub. Dann wollen die europäischen Übertragungsnetzbetreiber einen gemeinsamen Bericht mit Empfehlungen zur Neueinteilung der europäischen Preiszonen vorlegen. In Wien hofft man noch auf einen Kompromiss. Foto: pixabay markets. WIR KAUFEN IHRE BESTANDSPARKS UND EINZELANLAGEN FOTOLIA © kleinermann82 Sprechen Sie uns gerne an. VentusVentures GmbH T. +49 40 22 65 923 70 [email protected] www.ventusventures.com markets. Kaufprämien sind keine Lösung Warum Fortschritte bei Ladeinfrastruktur und Batterietechnik für die Akzeptanz der Elektroautos wichtiger sind. Ein Gastkommentar ommt Sie nun oder kommt sie nicht – die Elektromobilität? Die Zahlen sind bislang enttäuschend: Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 12.363 Elektroautos verkauft – ein Anteil von 0,39 Prozent an den gesamten Neuwagenverkäufen. Und der gesamte Bestand an Elektrofahrzeugen summierte sich zu Jahresbeginn 2016 auf bescheidene 18.948 Einheiten, was einem Anteil von 0,04 Prozent am gesamten PkwBestand in Deutschland entspricht. Obwohl die Zahlen nach oben gehen, liegt das Ziel der Bundesregierung, die im Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen wollte, in weiter Ferne. Wer erwartet hatte, dass nach dem DieselAbgasskandal die Verkaufszahlen für Elektrofahrzeuge nach oben springen, sieht sich getäuscht. Tatsächlich behaupten sich Dieselfahrzeuge mit einem Zulassungsanteil von zuletzt fast 49 Prozent weiterhin im Markt. Wer für unter einem Euro pro Liter Diesel tanken kann, 62 interessiert sich eben nicht für alternative Antriebe und Kraftstoffe. Das ist traurig, aber wahr. Aktuell werden wieder einmal staatliche Förderprogramme für Elektroautos diskutiert. Offensichtlich erinnert man sich an die Abwrackprämie aus dem Jahr 2009, die bekanntlich zu einem Verkaufsboom im deutschen Automobilmarkt geführt hat. Doch die Voraussetzungen und damit auch die Erfolgschancen einer „Elektro-Prämie“ sind andere als die bei der damaligen „Abwrack-Prämie“. Bei der Abwrack-Prämie konnten die Käufer einfach ein tolles Schnäppchen machen, wenn sie im Förderzeitraum ein neues Auto kauften. Bei der staatlichen Förderung von Elektroautos ist der Sachverhalt komplexer. Warum verkaufen sich Elektroautos so schlecht? Bei der Ursachenanalyse stößt man immer wieder auf drei Faktoren: Hohe Anschaffungspreise, geringe Reichweiten und mangelhafte Ladeinfrastruktur. Mit einer Kaufprämie mildert man lediglich das erste Ver- Foto: youtube, Willi Diez K von Willi Diez markets. kaufshemmnis – die hohen Anschaffungspreise. An der geringen Reichweite und der mangelhaften Infrastruktur ändert sich dadurch nichts. Die Hoffnung, mittels staatlicher Subventionierung einen Elektroboom auslösen zu können, würde sich daher als teurer Irrtum erweisen. Zwar würde die Kostendifferenz etwas reduziert, aber viele Käufer würde man angesichts der anderen Einschränkungen wohl kaum mobilisieren. Und dennoch: Die Elektromobilität kommt. Vielleicht nicht so schnell, wie manche hoffen. Aber spätestens im nächsten Jahrzehnt werden E-Autos auch ohne staatliche Förderung einen hohen Marktanteil erobern. Dafür sprechen zum einen die verschärften europäischen Grenzwerte für die CO2-Emissionen, die ab dem Jahr 2020 gelten werden. Das Ziel von 95 g/km CO2 wird sich ohne eine größere „Beimischung“ von Elektrofahrzeugen bei einigen Automobilherstellern nicht erreichen lassen. Wer es verfehlt, muss aber mit drastischen Strafen rechnen. Zum anderen ist auch klar: Das 95 g/km-Ziel wird nicht das Ende der Fahnenstange sein. Nicht zuletzt aufgrund der Vereinbarungen beim Pariser Klimagipfel werden die Regierungen den Druck auf die Automobilindustrie in Richtung weiterer Verbrauchseinsparungen und Emissionsminderungen noch erhöhen. Schon für Mitte des nächsten Jahrzehnts werden die CO2-Ziele wahrscheinlich bei nur noch 65 g/km liegen. Dann sind Elektroautos für alle Automobilhersteller das Gebot der Stunde. Zweitens werden Fortschritte der Batterietechnologie nicht nur zu günstigeren Preisen führen, sondern auch größere Reichweiten ermöglichen. So werden sich die Batteriepreise bis zum Jahr 2020 von heute 300 Euro/kWh auf 150 Euro/kWh halbieren; einige Prognosen gehen sogar davon aus, dass sie auf ein Viertel des heutigen Niveaus fallen könnten. Damit wären Elektroautos von den Kosten her einem konventionellen Benzin- oder Dieselfahrzeug zumindest ebenbürtig oder je nach der Höhe der Kraftstoffpreise sogar überlegen. Gleichzeitig werden höhere Speicherdichten dazu führen, dass die Reichweiten von Elektrofahrzeugen auf 400 bis 500 Kilometer steigen – und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern im realen Fahrbetrieb. Sogar ein Quantensprung in diesem Bereich ist möglich. So verfügen die heute üblichen Lithium-Ionen-Batterien noch über ein weiteres Potenzial zur Steigerung der Energiedichte von heute 120-160 Wattstunden pro Kilogramm (Wh/kg) auf bis zu 300 Wh/kg. Völlig neue Batteriekonzepte wie etwa die Lithium-Schwefel-Batterie oder die Lithium-Luft-Batterie verfügen über Energiedichten von teilweise über 500 Wh/kg und könnten damit die Reichweiten auf über 400 km steigern. Zur Erhöhung der Reichweiten kann auch eine Gewichtsreduktion der Fahrzeuge beitragen. Neben leichteren Stählen und Aluminium wird dabei in Zukunft der Werkstoff Carbon eine größere Rolle spielen; dessen Einsatz wird sich aufgrund der hohen Kosten vorrangig auf die Oberklasse konzentrieren. Damit ist die Richtung klar: Um die anspruchsvollen CO2Reduktionsziele zu erreichen, werden die Hersteller in den nächsten Jahren den Absatz ihrer Elektrofahrzeuge forcieren – auch dadurch, dass sie die Elektrovarianten billiger anbieten als die Benzin- und Dieselmodelle. Einen Anfang hat BMW schon gemacht: So ist die Plug-in-Variante des BMW 2er schon heute günstiger der vergleichbare Benziner. Wenn die Bundesregierung für die Förderung des Elektroantriebs Geld locker machen will, sollte sie es lieber für den Ausbau der Ladeinfrastruktur einsetzen, um die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen nachhaltig zu erhöhen. Dabei geht es nicht allein um mehr Ladesäulen, sondern auch um das induktive Laden, bei dem man nicht mehr umständlich mit Kabeln und Steckern hantieren muss. Induktives Laden auf den Fahrbahnen würde dem E-Auto sogar noch einen Vorteil gegenüber Benzin-und Dieselfahrzeugen verschaffen: Statt an der Tankstelle könnte dann das Laden während des Fahrbetriebs erfolgen. Alle Beteiligten sollten das machen, was sie am besten können: die Automobilhersteller die Technologie, der Staat die Infrastruktur. Das hilft der Elektromobilität mehr als politische Schnellschüsse – und wird ihr ab dem Jahr 2020 tatsächlich Flügel verleihen! Hersteller werden ihre Elektroautos künftig billiger anbieten als Benziner und Diesel Willi Diez Unser renommierter Gastautor ist Ökonomieprofessor und Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen 63 impressum Herausgeber & Chefredakteur: community. Dr. Joachim Müller-Soares (V.i.S.d.P.) Gerard Reid Kolumnisten: Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Prof. Dr. Andreas Knie, Matthias Kurth, Prof. Dr. Friedbert Pflüger Aufsteiger des Monats Redaktion: mit Einem Doppelschlag Julia Keesen, Jana Kugoth, Jakob Schlandt (Reporter), [email protected] bizz energy Research Felix Stöhr, Bastian Kruse [email protected] Korrespondenten inland: Thomas Bauer (Frankfurt/M.) 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Gouverneur Jerry Brown treibt das Thema „Energy Transition“ nun auch auf nationaler Ebene voran. Der Demokrat schmiedete mit 16 weiteren Gouverneuren Mitte Februar eine Allianz für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Ironischerweise ist Brian Sandoval aus Nevada auch dabei – unser Absteiger des Monats (s. rechts). Es muss sich also erst noch zeigen, wie ernst es den beteiligten Bundesstaaten ist. Kalifornien schafft indes Fakten: 2015 war wieder einmal Solar-Rekordjahr mit rund 3.000 Megawatt Neuinstallationen – mehr als in den sechs nächstgrößeren USBundesstaaten zusammen. Schon jetzt müssen die kalifornischen Stromriesen, die unter staatlicher Aufsicht agieren, knapp ein Viertel des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen liefern. Der Wert steigt kontinuierlich an. Das Ziel wird trotz der Dürre, die die Erzeugung aus Wasserkraft beeinträchtigt, locker erreicht. hat Nevadas republikanischer Gouverneur Brian Sandoval den zuletzt drittgrößten Solarmarkt der USA quasi zum Erliegen gebracht. Der inzwischen leicht abgeänderte Beschluss sieht vor, dass zum einen die monatliche Grundgebühr für Stromkunden stark ansteigt, was Einsparungen durch Eigenverbrauch erschwert. Zum anderen gibt es weniger Geld für Solarstrom, der ins Netz eingespeist wird. Die Kürzungen gelten auch für bestehende Anlagen – und haben Verunsicherung im ganzen Land ausgelöst. Der Kurs des Solarstromvermarkters SolarCity zum Beispiel hat sich seit der Entscheidung mehr als halbiert. Jüngst war bekannt geworden, dass der Konzern von Kunden aus Nevada verklagt wird, die von den nachträglichen Änderungen betroffen sind. Gegen Gouverneur Sandoval wird derzeit häufig protestiert. Ein Plakatspruch: „Sandoval stiehlt uns die Sonne.“ Brian Sandoval Republikanischer Gouverneur Nevadas Foto: Wikipedia/State of California, Wikipedia Chefökonom: community. newsticker +++ Wer kommt? Hildegard Müller ist ab Mai bei der neuen RWE-Tochter für die Netze zuständig, Hans Bünting für Erneuerbare und Martin Herrmann für den Vertrieb. Zwar hat die Gesellschaft noch keinen Namen, aber damit schon mal einen Vorstand. +++ Beate Mand rückt ab April als erste Frau in den Vorstand des Verbandes der Elektronik und Informationstechnik (VDE) auf, wo sie die Bereiche Finanzen, Personal und Recht verantwortet. +++ Markus Frank und Christian Haferkamp steuern als Doppelspitze den Vertrieb der Deutschen Lichtmiete in Oldenburg, die auf die Vermietung von LED-Leuchten spezialisiert ist. +++ Wer geht? Erik von Scholz verlässt den Vorstand des Energieversorgers Engie, ehemals GDF Suez. Aus gutem Grund: Enovos International hat ihn ab 15. April zum Head of Corporate Development and Strategy ernannt. +++ Heinz Runde gibt nach 18 Jahren an der Spitze der Stadtwerke Neuss sein Amt ab, allerdings nicht ganz freiwillig: Gegen ihn wird wegen des Verdachts auf Korruption und Untreue ermittelt. +++ Inserentenverzeichnis U2 NRW Bank 9 EW Medien & Kongress Mesago PCIM 11 Messe Husum & Congress 21 Hannover Messe 37 39 DOSB 44-45 +++ Wo spielt die Musik? In Japan. Bis PSI 2050 will die Regierung von Staatschef Shinzo Abe den Ausstoß von Treibhausgasen um 80 Prozent im Vergleich zum aktuellen Level senken. Das Kabinett soll noch vor Mai über den neuen Klimaschutzplan abstimmen. Dann übernimmt Japan die G7-Präsidentschaft, den Zusammenschluss der größten sieben Industrienationen. +++ Hochschule Fresenius 53 Hannover Fairs Turkey 55 G+J Wirtschaftsmedien 57 VentusVentures 61 Eurofourm 65 Blau MV U4 ANZEIGE Norbert Breidenbach, Mainova | Heike Heim, Energieversorgung Offenbach Dr. Ronald Heinze, Stadtwerke Rhede | Markus Hilkenbach, Stadtwerke Coesfeld 20. EUROFORUM-Jahrestagung 20. bis 21. April 2016, WECC Berlin www.stadtwerke-tagung.de InfolIne 02 11 / 96 86 – 33 48 Uli Huener, EnBW Energie Baden-Württemberg | Dr. Ralf Levacher, Stadtwerke Saarlouis Dr. Michael Maxelon, KVV | Dr. Stephan Nahrath, Westfalen Weser Energie Haupt-Sponsor Träger des Stadtwerke-Awards Ronald Pfitzer, Stadtwerke Schwäbisch Hall | Thomas Prauße, Stadtwerke Greifswald Matthias Trunk, SWN Stadtwerke Neumünster | Stefan Ziebs, Stadtwerke Solingen ...UND weiTeRe VoRDeNkeR ! community. Mal ganz grundsätzlich gefragt... Interview: Jana Kugoth Kurzvita Claudia nicolai Claudia nicolaI: Entscheidend ist die Kultur einer Organisation, konkret: Inwieweit Möglichkeiten bestehen, jenseits von Abteilungsgrenzen arbeiten zu können. Viele Organisationen lassen das gar nicht zu, weil sie starr hierarchisch aufgebaut sind. Dann geht der Weg, um etwas über einen anderen Bereich oder eine andere Unternehmenssparte zu lernen, immer zunächst über die Führungsetage. Erst in einem zweiten Schritt wird wieder von oben nach unten kommuniziert, bevor auf der Arbeitsebene Neues umgesetzt und werden kann. … leitet am Hasso-PlattnerInstitut in Potsdam die Lehre und Forschung des DesignThinking, das auf dem an der Stanford-Universität in den USA entwickelten Innovationsansatz basiert. Zuvor promovierte die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerin im Bereich strategisches Management, arbeitete als Unternehmensberaterin und war Professorin an der Berliner Universität der Künste. Welche Rolle spielt Scheitern? Scheitern, beziehungsweise auch scheitern zu dürfen, ist elementar. Für mich trifft das die englische Formulierung „fail forward“. Scheitern bedeutet dann nicht Versagen und Misserfolg, sondern „nach vorne Stolpern“. Ich gehe weiter den Weg der Innovation und lerne aus ersten Fehlern. Durch diese Erkenntnis gehe ich vielleicht nicht mehr ganz geradeaus auf dem ursprünglich eingeschlagenen Pfad, aber ich entwickele die Idee weiter, die mich auf einem anderen, aber erfolgversprechenderen Pfad voranführt. Haben denn die Energiekonzerne schon bei Ihnen am Institut angeklopft? Ja, aber erst in der jüngeren Vergangenheit. Wir haben in den acht Jahren seit unserer Gründung schon mit quasi allen Branchen zusammengearbeitet. Energieversorger fangen jetzt erst an, bei uns anzufragen – noch nach der Automobilindustrie und der Telekommunikationsbranche. Dies scheint ein Indiz dafür zu sein, dass sie deutlich veränderungsresistenter sind als Unternehmen aus anderen Branchen. 66 Wie müssen Versorger jetzt agieren? Sie sollten schnell agieren, sonst stehen sie mit dem Rücken zur Wand. Die großen Veränderungsprozesse mit der Digitalisierung, den neuen Regulierungen und EnergiewendeGesetzen sind schon über sie hereingebrochen. Wenn kein Umdenken passiert, werden Innovationspotenziale aus der Digitalisierung und beispielsweise dem Smart Metering nicht erkannt und genutzt. Außerdem muss in ihren Köpfen ankommen: Ein Denken innerhalb von Branchengrenzen ist überholt. Energie ist kein Gut, sondern eine Dienstleistung, die den Kunden zu weiteren Handlungen befähigt. Energie ist Teil unserer Lebenswelt. Niemand ist primär Energiekonsument. Foto: HPI ...Wie wird ein Unternehmen innovativ, Frau Nicolai? bizz energy. pr äsentiert bizz energy. Wirtschafts-Delegation Chile 6 201 l i r p A . ftsa h c Wirtes gation Del h Chile nac 3 10.-1 bizz energy veranstaltet ab 2016 eine Reihe exklusiver Executive-Veranstaltungen für Entscheider aus der Finanz- und Energiewirtschaft. Auslandsmarkt Chile Auf unserer Wirtschaftsdelegationsreise vom 10.-13. April 2016 nach Santiago de Chile möchten wir Ihnen wichtige Impulse und zuverlässige Entscheidungsgrundlagen für ein neues oder erweitertes Engagement im Markt der erneuerbaren Energien in Chile geben. Chile ist ein attraktiver Auslandsmarkt für erneuerbare Energien. Die natürlichen Bedingungen für Wind, Solar und Wasserkraft sind gut, auch für den Sektor Geothermie gibt es in Chile erhebliche Potenziale. Die Erschließung und Nutzung erneuerbarer Energien werden auf breiter Ebene politisch unterstützt. Darüber hinaus herrschen in Chile stabile rechtsstaatliche und marktwirtschaftliche Bedingungen. Programm und Partner Während der dreitägigen bizz energy Delegationsreise erhalten Sie einen exklusiven Einblick in den chilenischen Markt für erneuerbare Energien. Beleuchtet werden die wirtschaftlichen, regulatorischen und politischen Rahmenbedingungen. Unsere Delegation führt chilenische und deutsche, staatliche und privatwirtschaftliche Gesprächspartner zusammen und Kosten: Der Beitrag für die Teilnahme an der Delegationsreise beträgt 3.990 € zzgl. Mwst. und Reisekosten beleuchtet Chancen und Risiken eines Engagements im Bereich der erneuerbaren Energien in Chile. Neben exklusiven Treffen mit dem chilenischen Energieminister Maximo Pacheco und dem Wirtschaftsminister Luis Felipe Céspedes stehen Gespräche, Workshops und Arbeitstreffen mit maßgeblichen Entscheidern aus Unternehmen, chilenischen Behörden und einflussreichen Verbänden, sowie der deutschen Botschaft in Chile und der Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer auf der Agenda. Partner der bizz energy Delegation ist die Gruppe „Erneuerbare Energien“ der AHK sowie Konrad-Adenauer-Stiftung. Anmeldung: Anmeldung bis zum 30. März unter: [email protected] oder telefonisch unter Tel.: +49 40 2265 923 91. Artenschutz und Windenergie im Wald. FOTOLIA © Simone Schuldis Wir unterstützen Sie im Genehmigungsverfahren. Blau MV GmbH 19055 Schwerin +49 385 39 45 13 01 [email protected] www.blau-mv.de
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