MEDIEN 19 SAM ST AG, 19 . D EZEM BER 20 15 Bereits jetzt bietet die Plattform redbull.tv eine eigene App. Ebenso wie Servus TV. BILD: SN/GOOGLE PLAY STORE, MONTAGE: DOPSCH Red Bull startet zweiten TV-Sender 2016 geht Red Bull TV on air. Doch es wäre nicht Red Bull, hätte man sich nicht einen besonderen Start einfallen lassen. Seit knapp zehn Jahren gibt es Gerüchte, dass Red Bull den Start von Red Bull TV plant. Auch nachdem 2009 Servus TV lanciert wurde, war aus Firmenkreisen zu hören, dass es immer noch Pläne für einen zweiten TV-Sender gibt. 2012 sagte Konzern-Chef Dietrich Mateschitz in einem SN-Interview, dass der Start von Red Bull TV für 2014 geplant sei. Doch auch daraus wurde nichts. Nun hat die Planungsphase ein Ende: Wie den SN bestätigt wurde, wird Red Bull TV im April kommenden Jahres gestartet. Zunächst jedoch nur als reiner Digitalkanal. Über die mobilen Plattformen und via Web soll der Fernsehsender loslegen. Entgegen anderslautenden Meldungen wird es kein On-Demand-Angebot werden, also Videos auf Abruf, sondern ein Vollprogramm, das 24 Stunden läuft. Besonders spannend wird die zweite Startphase. Im Oktober 2016 wird Red Bull TV als klassischer SALZBURG. Fernsehkanal gespeist – und das laut Plan weltweit. Gesendet wird auf Englisch, in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird es auch deutschsprachige Sendungen geben. Online wird nur auf Englisch gesendet. Eine Ausrichtung als Bezahlsender, über den etwa der „Standard“ spekuliert hatte, war indes firmenintern nie ein Thema. Doch was wird Red Bull TV bieten? Den „Salzburger Nachrichten“ wurde zugetragen, dass es sieben Bereiche geben wird, auf die sich die Inhalte verteilen. Zu diesen gehören Extremsport, Abenteuer, Musik, Gaming und Heimatkultur. Ein entsprechender Trailer wurde den Mitarbeitern dieser Tage präsentiert. Auch das Musiklabel „Red Bull Records“ soll Musikvideos zuliefern. Zudem wird derzeit das Archiv durchforstet, um älteres Material für den Senderstart aufzubereiten. Wer für das Großprojekt verantwortlich ist, steht ebenso fest. Alexander Koppel, der seit 2008 als Chief Commercial Officer für das Red Bull Media House arbeitet, wird den neuen TV-Sender aus der Taufe heben. Koppel und sein Team werden vom bisherigen Sitz des Media House in Wals aus arbeiten, wenngleich einige Mitarbeiter bereits auf dem zugekauften Areal der Rainerkaserne in Elsbethen untergebracht sind. Weiters wird es zwei Standorte in L. A. und Großbritannien geben. Schon dieser Tage werden Probeaufnahmen für Red Bull TV in den Studios von Servus TV gedreht. Bei Servus TV wird auch ein fünftägiges Magazinformat realisiert. Apropos Servus TV: Dass der bestehende Sender Red Bull TV weichen müsse, sei nie ein Thema gewesen, ist von der Servus-TVPressestelle zu hören. Zu allen weiteren Plänen wollen sich weder Servus TV noch der Fuschler Konzern äußern. Die Erfolgsaussichten des neuen Senders sind indes nicht so schlecht. Dieser Meinung ist zumindest Peter Vitouch. Der Wiener Medienpsychologe zeigt sich sogar verwundert, „dass Red Bull TV nicht schon früher gestartet ist“. Die Aus- gangsposition für Red Bull sei schlichtweg günstig, vor allem im Sportbereich: „Sie können über Sportarten exklusiv berichten. Oder zumindest exklusives Material liefern. Und sie können sogar Sportarten selbst entwickeln.“ BILD: SN/PRIVAT RALF HILLEBRAND „Red Bull hätte schon früher starten sollen.“ Peter Vitouch, Medienpsychologe Doch wird ein Sender überleben können, der primär Beiträge über Abenteuer und Extremsport bringt? Vitouch: „Sie müssen sich ja nur anschauen, was YouTube liefert. Da werden solche Clips millionenfach geklickt.“ Freilich müsse man es anders aufziehen als YouTube, „eventuell sogar noch interaktiver“. Ein weiterer Vorteil von Red Bull sei der lange Atem, der auch schon bei Servus TV zum Tragen kommt. „Wenn man einen Fernsehsender gründet, muss man damit rechnen, dass man zumindest im ersten halben Jahr ziemlich herumgrundelt. Das kann Red Bull dank der finanziellen Möglichkeiten aber egal sein.“ Medienpsychologe Vitouch sieht sogar eine bessere Basis gegeben als vor dem Start von Servus TV: „Servus TV hat sein Profil nicht genug geschärft. Es reicht nicht, ein gutes Team zuzukaufen und das zu machen, was auch andere machen, etwa ORF III.“ Das vermeintliche Profil von Red Bull TV sei da schon wesentlich klarer. Zudem könnten hausinterne Magazine wie das „Red Bulletin“ dazu beitragen, den neuen TV-Sender bekannt zu machen. Dass dieses Konzept bei „Servus Krone“ nur in Maßen funktioniert, lässt der Experte nicht als mahnendes Beispiel gelten. „Servus Krone“ ist eine Nachrichtensendung, die gemeinsam mit der „Kronen Zeitung“ aufgezogen wird. Es sei schlicht eine Frage der Zielgruppe. „Die wenigsten ,Krone‘-Leser werden wohl durch die typischen Servus-TV-Inhalte angesprochen.“ Fremdgehen nach Schweizer Vorbild MEDIATHEK Peter Plaikner Die eidgenössische Wettbewerbskommission erlaubt den Werbeverbund von Swisscom, SRG und Ringier. Das ist so, als dürften in Österreich A1, ORF und Mediaprint gemeinsam auftreten – das führende Telekomunternehmen, der öffentliche Rundfunk und der Verlag des größten Boulevardblatts. Wenig überraschend kritisieren vor allem die restlichen Schweizer Medien diesen Pakt der staatlich kontrollierten Swisscom mit der gebührenfinanzierten SRG und dem zweitgrößten privatwirtschaftlichen Medienhaus. Auch hierzulande hat es solche Gemeinschaften in kleinerer Form schon gegeben. Etwa, unter Wutschnauben der Restpresse, mit der Allianz von ORF und Mediaprint in der Gründerzeit der Privatradios. Dass ausgerechnet „Ö3plus“, der Name der einstigen Mesalliance, nun als Arbeitstitel für ein Digitalprojekt 2015 auferstehen konnte, ist ein Ausweis historischer Torheit. Er diskreditiert, was Zeitungsverband und öffentlicher Rundfunk heute anstreben: Zusammenrücken gegen Konkurrenz von außen. Das ist schon einmal gründlich schiefgegangen. In Österreich wie in der Schweiz. Erst die EU-Beitrittsbedingung „duales Mediensystem“ ließ die Politik das ORF-Monopol beenden. Widerwillig, und zum Schaden der Medienlandschaft, die deutsche Programme längst besetzt hatten, als hiesige Anbieter endlich senden durften. Folgerichtig wurde in der Schweiz nationales Privat-TV wegen Unrentabilität begraben, während es hier scheinösterreichisch (Puls 4) in ausländischem Besitz oder nach bedingt ökonomischer Alleineigentümerlogik (ATV, Servus TV) läuft. Heute ist es Fehleinschätzung sozialer Netzwerkarchitektur, die Medienmanager wirtschaftlich nachvollziehen lässt, was Meinungsmacher politisch gering schätzen: Nationalisierung und Regionalisierung kontra Globalisierung und Digitalisierung. Um gegen Facebook & Co. bestehen zu können, hilft kein Fremdgehen mit staatsnahen Institutionen. Diese organisatorisch trägen Apparate benötigen vor allem neue gesetzliche Grundlagen wie eine Haushaltsabgabe für ihre Absicherung als gesellschaftlich unverzichtbare Kulturträger. Privatwirtschaftliche Medienhäuser brauchen, wenn schon, dann Allianzen von ihresgleichen. Mehr noch aber eine Rückbesinnung auf jene Marktfähigkeit, die in Österreich und der Schweiz ohnehin nie auf Größe beruht hat – sondern im geschickten Füllen von Nischen. Peter Plaikner ist Politikanalyst und Medienberater mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten. BILD: SN/ORF Warum manche Beziehungskonstellationen in der Medienwelt schiefgehen. Weihnachtlich glänzt es in Flachau Zum zweiten Mal führen Harald Krassnitzer und Sonja Weissensteiner (Bild) als Moderatorenduo durch eine adventliche TV-Show aus dem Salzburger Land. Für die Sendung „Zauberhafte Weihnacht im Land der ,Stillen Nacht‘“ sind Stars aus Schlager, Volksmusik und Klassik zum Gutshof Flachau gereist: José Carreras, Boney M., David Garrett, Andy Borg, die Seer und Nik P. sind die musikalischen Gäste. Auf Besuch kommen zudem Prominente wie die Skilegenden Rosi Mittermaier und Christian Neureuther. Auf die Spuren der Entstehungsgeschichte von „Stille Nacht“ begibt sich Harald Krassnitzer: „Wir leben in einer Zeit, in der es wichtig ist, sich auf den Ursprung der ,Stillen Nacht‘ zu besinnen.“ Die Koproduktion des ORF-Landesstudios Salzburg und der ORF-TV-Unterhaltung wird von mehreren deutschen Sendern übernommen. TV: heute, Sa., ORF 2/20.15.
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