GYNE !EXTRA Nicht nur die aktuelle internationale Publikationslage zu intrauteriner Verhütung ändert sich LNG-IUS : Paradigmenwechsel in der deutschen Verhütungssituation Hochkarätige Experten erörterten am 9. Januar 2016 beim „Kollege-zu-Kollege-Kolloquium“ im Dorint Main-Taunus-Zentrum in Frankfurt/Sulzbach über die aktuelle Verhütungssituation in Deutschland, diskutierten relevante LNG-IUS-bezogene Studiendaten und stellten einen Leitfaden für ein optimal und effizient gestaltetes Praxis-Management vor. ben 44 % der befragten Frauen an, in den letzten drei Monaten mindestens einmal die Pille vergessen zu haben (E s. Abb. 1) [3]. „Pillenanwenderinnern machen also wesentlich mehr Fehler bei der Einnahme, als wir Gynäkologen denken“, so Karin Krämer, Bad Krotzingen. © Sven Bähren - Fotolia 34 Aktuell nehmen in Deutschland sechs Millionen Frauen täglich die Pille ein und nur 11 % verhüten mit verhaltensunabhängigen Langzeitkontrazeptiva [1]. Das Umfeld ist an der Entscheidung über die Wahl des Verhütungsmittels maßgeblich beteiligt, weshalb oft zwar landläufig die „Pille“ gewünscht wird, damit aber eigentlich einfach eine sichere Verhütung gemeint ist. Das Ziel der weltweit größten Versorgungsstudie TANCO (Think About Needs in COntraception) war daher eine genaue Informationsgewinnung über die von Frauen im Hauptverhütungsalter praktizierten Verhütungsmethoden, die Zufriedenheit mit dieser, aber auch der Wissenstand zu den un- 01/2016 terschiedlichen Methoden [2]. Circa 75 % der befragten Frauen (n = 14.218) verhüteten mit kombinierten oralen Kontrazeptiva (COC) und 6 % mit östrogenfreien Präparaten [2]. Doch die Hälfte dieser Patientinnen gab an, nicht ausreichend über alternative Langzeitverhütungsmethoden informiert zu sein. Sogar 57 % der Pillenanwenderinnen wünschen sich dahingehend mehr Informationen. Häufigkeit der Anwendungsfehler unterschätzt Obwohl die Sicherheit für Frauen der zentrale Faktor beim Thema Verhütung ist, fördert eine aktuelle Befragung Erstaunliches zutage. Hier ga- „Dies gilt es bei der Wahl einer geeigneten Verhütungsmethode zu berücksichtigen. Die Herausforderung ist daher eine Verhütungsmethode zu wählen, die zuverlässig und unabhängig vom Anwendungsverhalten der Patientinnen ist“, so Krämer, denn ein Viertel der Frauen mussten bereits die „Pille danach“ schon ein- bzw. mehrmals verwenden [3]. „Hier ist die Dunkelziffer sicherlich jetzt noch höher, da die Patientinnen für eine Notfallkontrazeption von den Gynäkologen keine Verschreibung mehr benötigen“, so Prof. Thomas Römer, Köln. Aufgrund der offenkundigen Anwendungsschwierigkeiten bzw. Complianceproblemen der Anwenderinnen mit „ihrer Pille“, die nicht nur mit dem Vergessen sondern auch mit der immens steigenden Anwendung der „Pille danach“ [8] spürbar wird, verwundert es auch nicht, dass „das Informationsbedürfnis der Frauen deutlich höher ist, als vielleicht gedacht“, so Katrin Weigand vom Psyma-Institut, Nürnberg. „Hier ist eine Kluft zwischen dem Wunsch der Patientin hinsichtlich einer verhaltensunabhängigen Verhütung und der bisherigen Mei- GYNE !EXTRA LNG-IUS sind für Frauen geeignet, die: – eine sichere und verhaltensunabhängige Verhütung wünschen – nicht täglich die Pille einnehmen wollen bzw. diese immer wieder vergessen – bereits Notfallkontrazeptiva einnehmen mussten, weil die tägliche Anwendung der Verhütung vergessen wurde nung der Frauenärzte deutlich sichtbar. Eine individuelle, an der Einnahmetreue der Patientin orientierte Beratung der Patientinnen ist daher enorm wichtig“, so Weigand. Das Contraceptive CHOICE Project Welchen Unterschied eine ausführliche und strukturierte Aufklärung über die VerhütungsmethodenWahl der Patientinnen macht, zeigte das Contraceptive CHOICE project (E s. Abb. 2) [4, 5, 6]. Von den hier 7.637 befragten Frauen im Hauptverhütungsalter tendierten nach ausführlicher Beratung 47 % zu verhaltensunabhängigen LNG-IUS-Systemen und nur 12 % bevorzugten kurzwirksame und verhaltensabhängige Methoden, wie die Pille. Ebenfalls konnte in der CHOICE-Evaluation gezeigt werden, dass die teilnehmenden Frauen mit reversiblen Langzeitverhütungsmethoden zufriedener waren als mit Kurzzeit- kontrazeptiva. Besonders zufrieden waren die Frauen dabei mit LNG-IUS (85 %) – im Vergleich zu Pillen-Anwenderinnen mit knapp 54 %. Verlässliche Verhütung mit lokaler, verhaltensunabhängiger Wirkweise LNG-IUS sind moderne und zuverlässige Methoden zur Verhütung, weisen eine sehr hohe verhaltensunabhängige, kontrazeptive Sicherheit auf (Pearl-Index von Jaydess©: 0,33) und eignen sich somit für Frauen, die über einen längeren Zeitraum bequem, zuverlässig und verhaltensunabhängig, einfach unvergesslich verhüten möchten [7]. „Wir haben hier die Benefits der Pille ohne deren Nachteile“, so Krämer, denn im Vergleich zu einer systemischen Kontrazeption bieten LNGIUS unter anderem folgende Vorteile: n = 4.000 weiß nicht 2% 3x 8% 1-2x 34% gar nicht 56% Abb. 1: Wie häufig haben Sie in den vergangenen 3 Monaten Ihre Pille vergessen [3]? Frauen, ob die Verhütung noch richtig wirkt. Denn wie groß die Verunsicherung durch Anwendungsfehler ist, zeigt der immer größer werdende Absatz von Notfallkontrazeptiva nach dem „Freiwerden“, der sich verdoppelt hat [8]. – verhaltensunabhängig – kann nicht vergessen werden – Reduktion von Blutungen ohne Ovulationshemmung – keine Interaktion mit anderer Medikation – unabhängig von der gastrointestinalen Funktion – unabhängig vom enterohepatischen Kreislauf Sehr hohe Verhütungssicherheit, wie bei der Pille, wenn sie perfekt anwendet wird Weder Parität, Alter oder BMI haben Einfluss auf die sehr hohe Verhütungssicherheit von LNG-IUS, welche genauso hoch liegt wie bei der Pille, wenn diese perfekt angewendet wird [9]. Einschränkungen der Verhütungssicherheit durch Vergessen, MagenDarm-Beschwerden oder reisebedingte Zeitverschiebung fallen weg und somit auch die Unsicherheit der Paradigmenwechsel hin zu verhaltensunabhängigen intrauterinen Verhütungsmethoden LNG-IUS eignen sich für alle fertilen Frauen, die eine sichere und unver- 7.637 Frauen Entscheidung 47% LNG-IUS 9% CU-IUD 11% Implanon 6% 3-Monats-Spritze 12% 13% COC Nuvaring 3% Hormonpflaster Abb. 2: Was möchten Patientinnen eigentlich, wenn Sie eine Wahl bzw. die CHOICE haben? Dann entscheiden sich die meisten Frauen für eine verhaltensunabhängige Langzeitverhütung und mit knapp 50 % die meisten für ein LNG-IUS [4, 5]. 01/2016 35 GYNE !EXTRA „Es gibt keinen Grund einer Patientin Jaydess© oder Mirena© als geeignete Verhütungsmethode vorzuenthalten. “ gessliche Verhütung wünschen. Bei einer Online-Umfrage (n = 150) unter FrauenärztInnen wurde nach den drei wichtigsten Barrieren in der Empfehlung einer intrauterinen Kontrazeption gefragt. 69 % äußerten die Sorge hinsichtlich der Insertion, 57 % hinsichtlich der Schmerzen, 29 % hinsichtlich einer PID (Pelvic Inflammatory Disease) und 25 % hinsichtlich Infertilität [10]. Doch 90 % der Gynäkologen bewerten z. B. die Insertion von LNGIUS als “leicht“ – unabhängig von dem Paritätsstatus der Patientinnen (EAbb. 3). Was ist also mit den anderen Vorurteilen hinsichtlich intrauteriner Verhütung? Das Ziehen im Unterbauch während der Einlage wird durch die Anwenderinnen zu 90 % als angemessen beurteilt „Worüber wir uns Sorgen machen, entspricht eben nicht der Realität“, so Professor Dr. K. J. Bühling, Hamburg, denn über 90 % der Frauen beurteilen die empfundenen Unannehmlichkeiten bzw. das ziehende Gefühl bei der Einlage von “gar nichts empfunden“ bis hin zu “moderat bzw. angemessen“ (E s. Abb. 4) und nur ca. 5% der Patientinnen empfanden sie als stark und damit als kaum zu tolerieren [11]. Eine Studie aus Helsinki untersuchte das mögliche Auftreten von Schmerzen oder Schwierigkeiten bei der Einlage von Intrauterinpessaren (LNG-IUS-Systeme: n = 110; 51 CuIUD-Systeme: n = 51) in Abhängigkeit von der Zervixlänge (Länge: 13,7–48,5 mm; OR 0,86; p =0,01) und des gemessenen Lagewinkels des Uterus (Winkel: 61–173°; OR 0,97; p = 0,01) [12]. Obwohl bei längeren Zervixlängen und steileren Winkeln zwischen Zervix und Cavum von häufigeren Schwierigkeiten ausgegangen wurde, konnte dies in der Studie nicht bestätigt werden. 51,6 % hatten keinerlei Beschwerden und nur 29,8 % berichteten von störenden Schmerzen. Bei den 18,6 % der Patientinnen, welche die Schmerzen als schwer einstuften, wurde aber eine Korrelation zur Dysmenorrhoe beobachtet – das heißt, die Frauen, bei denen bereits dysmenorrhoische Beschwerden anamnestisch bekannt waren, gaben auch während der Einlage ein vermehrtes Schmerzempfinden an. Desweiteren wurde das Schmerzverhalten bei Einlage von Intrauterinpessaren in Abhängigkeit von Blutungsmuster und Uterus-Eigenschaften untersucht (n = 165; LNGIUS: n = 113; Cu-IUD: n = 52) [13]. Entgegen der Annahmen berichte- ten Frauen mit kleineren Uterusgrößen über geringere Blutungen und weniger Schmerzen als Frauen mit größerem Uterus, was eventuell auf ein besseres Ansprechen auf das freigesetzte LNG in kleineren Uteri zurückzuführen sein könnte, so Prof. Bühling. Perforations- und Expulsionsrisiko insgesamt sehr niedrig Das Perforationsrisiko beim Einsetzen von Jaydess© bzw. Mirena© unterscheidet sich in keiner Patientinnengruppe grundlegend, ist also weitestgehend unabhängig vom Alter und auch von der Parität der 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Jaydess Einlage leicht keine/milde Schmerzen Insertionen in % 36 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 89,6 84,2 93,1 erträgliche Schmerzen Alle Frauen (n = 2.884) Nulliparae (n = 1.130) Parae (n = 1.754) 9,1 13,6 6,2 Leicht 1,2 2,1 Etwas schwierig Sehr schwierig Durchführbarkeit der Einlage Abb. 3: Ärzte bewerteten die Einlage von Jaydess© überwiegend als „leicht“ [7]. 01/2016 0,7 stärkere Schmerzen Abb. 4: Beurteilung der Einlage durch den Arzt und die Patientin – Sprich, der Arzt empfand die Einlage nicht nur als leicht, sondern auch die Patientinnen bewerteten die Schmerzen überwiegend nicht nur als erträglich sondern gaben sogar an, dass sie entweder nichts gespürt haben oder das Ziehen im Unterbauch während der Einlage mild war. Nur etwa 5 % der Patientinnen gaben an, dass der Schmerz stark bzw. kaum zu tolerieren war [11]. GYNE !EXTRA Frauen [14, 15]. Innerhalb einer großen europäischen Kohortenstudie mit mehr als 68.000 Frauenjahren zeigte sich beim Einlegen eine Perforationsrate unter LNG-IUS von 0,14% [16] Postpartal besteht allerdings ein höheres Risiko für eine Perforation bei Einlage früher als 36 Wochen nach Entbindung, wobei hier wohl vor allen Dingen eine vollständige Rückbildung der Gebärmutter postpartal zu kontrollieren und zu beachten ist. Deswegen wurde sich im aktuellen Konsensuspapier zu LNG-IUS in Deutschland auf eine Insertion frühestens 6 Wochen postpartal geeinigt, um einer vollständigen Rückbildung des Uterus Sorge zu tragen. Die Expulsionsrate liegt bei LNG-IUS bei ca. 3 % und ist wiederum weitestgehend unabhängig vom Alter und Parität der Patientinnen. Anders als vielleicht oft gedacht, expulsieren intrauterine Verhütungsmittel tendenziell jedoch bei Parae häufiger als bei Frauen, die noch nicht geboren haben, da die Weite des Zervikalkanals hier wohl die Hauptrolle zu spielen scheint, so Prof. Bühling [17–19]. PID-Risiko nicht nur im Vergleich zu Cu-IUD`s deutlich niedriger, sondern auch gegenüber der Normalbevölkerung Anders als vielleicht bisher gedacht treten Entzündungen wie Endome2,5 2 p < 0,013 1,5 1 0,5 0 tritis oder Adnexitis unter LNG-IUS nicht häufiger auf als in der Normalbevölkerung – im Gegenteil, im Gegensatz zu Cu-IUP wird aufgrund der lokalen, verhütenden Wirkung des Levonorgestrels durch eine Verdickung des cervikalen Mucus während der Liegezeit eines IUS sogar ein Schutz vor aufsteigenden Infektionen bewirkt [12]. Kupferspiralen weisen diese Schutzwirkung nicht auf, da die freigesetzten Kupferionen keinen Einfluss auf die Permeabilität des Zervixschleims haben, weswegen unter Cu-IUP deutlich mehr aufsteigende Infektionen beobachtet werden als in der Normalbevölkerung und unter LNG-IUS (E s. Abb. 5) [12]. dabei bei ehemaligen IUS-Anwenderinnen bei 79–96 %. Im Vergleich hierzu liegt die Konzeptionsrate bei Frauen mit natürlicher Familienplanung bei 92 % (E s. Abb. 6) [21, 22]. Frauen kehren also nach der Verwendung eines LNG-IUS zu ihrer altersentsprechenden Fertilität zurück. Lediglich in den ersten 2 Wochen nach Einlage können aufgrund der Insertion häufiger aufsteigende Infektionen bei allen intrauterinen Verhütungsmitteln auftreten. So zeigte sich in einer Untersuchung von Farley et al. in einem Zeitraum von 20 Tagen nach Insertion eine höhere Infektionsrate als in der restlichen Anwendungszeit der intrauterinen Verhütungsmittel [12]. Um Auffälligkeiten festzustellen sollte daher vorab ein klinisches Screening, inklusive Zervixabstrich und Bestimmung der Position der Gebärmutter und der Größe des Cavum uteri, durchgeführt werden. Nicht nur unvergesslich, sondern auch eine natürlichere Verhütungsmethode „Eine intrauterine Kontrazeption ist im Vergleich zur Pilleneinnahme eigentlich viel natürlicher – das ist den meisten Patientinnen aber natürlich nicht klar“, bemerkt Krämer. Bei der Anwendung von systemisch wirksamen, hormonalen Kontrazeptiva wird die Produktion der zyklussteuernden Hormone wie LH, FSH, Östrogen und Progesteron unterdrückt bzw. herabgesetzt, so dass ein Eisprung präparateabhängig zumeist sehr effektiv verhindert wird. „Unter Anwendung von LNG-IUS ist das aber nicht der Fall. Weder die Ovulation noch die Stimmungslage und die Libido bei Ovulation werden beeinträchtigt – der natürliche Zyklus bleibt bestehen. Wir müssen daher also nach der Unvergesslichkeit den Unterschied zwischen systemischen und lokalen Verhütungsmethoden weitergeben und ausführlich für die Patientin verständlich vermitteln“, betonte Krämer. Fertiltät nach dem Entfernen des IUS entspricht der Normalbevölkerung Anders als viele vielleicht glauben, ist die Fertilität nach der Anwendung eines LNG-IUS in keiner Weise eingeschränkt und bereits im ersten Zyklus nach Entfernen altersentsprechend wieder gegeben [20]. Die Konzeptionsrate innerhalb eines Jahres liegt Strukturiertes Beratungsgespräch und Implementierung von IUS in die Praxis – ein kleines A B C Für eine optimale und erfolgreiche Implementierung von IUS in das Praxismanagement eignet sich die Zuhilfenahme eines ABC-Leitfadens, welcher den Gynäkologen eine gute Hilfestellung bietet, um die Patientin Cu-IUD (n = 937) LNG-IUS (n = 1821) Abb. 5: Senkung des Risikos für PID durch LNG-IUS vs. Cu-IUD [23]. In der Abbildung ist die kumulative 3-Jahresrate für aufsteigende, genitale Infektionen (= PID; pelvic inflammatory disease) [%] dargestellt. Verhütungsmethode vor Konzeption LNG-IUS „Pille“ Cu-IUD Natürliche Familienplanung Konzeptionsrate innerhalb 1 Jahres 15,16 79 – 96% 79 – 95% 71 – 91% 92% Abb. 6: Rückkehr zur Fertilität nach Absetzen verschiedener Verhütungsmethoden [21, 22] 01/2016 37 38 GYNE !EXTRA gleich von A wie Ansprache hinsichtlich einer individuellen Verhütungsberatung zu begleiten. A wie Ansprache der Patientin, wobei die MFA eine entscheidende Rolle spielt Grundsätzlich können natürlich alle Patientinnen im Hauptverhütungsalter angesprochen werden – unabhängig vom Grund des Praxisbesuches. Hierfür ist aber z.B. die Frage „wann haben Sie das letzte Mal Ihre Pille vergessen“ gerade bei Patienten zielführend, die nur ihr neues Pillenrezept abholen wollen, um wichtige für die Verhütungssicherheit-relevante Compliance-Probleme aufzudecken. Diesen Patientinnen kann die MFA dann gleich ein ärztliches Beratungsgespräch hinsichtlich genauso sicherer Verhütungsmethoden wie die Pille anbieten, die die Patientin aber eben nicht mehr vergessen kann. „Für die Erst-Ansprache, Information und Optimierung von Abläufen in der Praxisorganisation eignet sich eine speziell geschulte IUS-Fach- tensunabhängige Alternativen angeboten werden können, welche ebenso sicher wirken, wie die Pille, die die Patientin aber nicht mehr vergessen kann. Denn es hat sich durch Anwendungsfehler herauskristallisiert, dass eine verhaltensunabhängige Alternative für die Patientin geeigneter ist. Wie sieht ein Verhütungsschirmchen eigentlich aus und wie fühlt es sich an? Damit eine bessere Vorstellung von dieser Form der verhaltensunabhängigen Verhütung mittels eines Verhütungsschirmchens gewonnen werden kann, ist es hilfreich, Muster und Skizzenblöcke zu verwenden, um die Einlage, Position und Wirkweise bildhaft erklären zu können. „Ich bin der Meinung, dass wir den Begriff „Spirale“ aus unserem Sprachgebrauch entfernen sollten, da dieser völlig falsche Assoziationen bei den Frauen hervorruft. Durch zeigen eines wirkstofffreien Modells des Verhütungsschirmchens gewinnt die Frau eine bessere Vorstellung dieser Verhütungsmethode“, so Schlüter. „Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Pille vergessen?“ kraft“, so auch die Empfehlung von Dr. Hendrik Schlüter, Bamberg. Diese Fachkraft verfügt nicht nur über ein weiterführendes Wissen zum Thema Verhütung und ist bestens als Assistenz zur Einlage ausgebildet, sondern ist im Praxisablauf auch für die Lagerhaltung, das Bestellwesen und für die Nachbereitung wie z. B. die Wiedereinbesetllung zur Lagekontrolle verantwortlich. Sind also Verhütungssicherheit-relevante Compliance-Probleme offenkundig geworden, kann die ärztliche Beratung darauf perfekt ausgerichtet werden, da der Patientin verhal- 01/2016 B este klinische Vorgehensweise Rezept oder Lagerhaltung Jede Praxis muss für sich entscheiden, ob der Servicegedanke der Lagerhaltung, dem Aufwand (Buchung von Ein- und Ausgängen, Verwaltung der Chargen-Nr., etc.) gerecht wird, oder ob der Patientin ein Rezept ausgestellt wird. Grundsätzlich müssen bei Lagerhaltung und Abrechnung nach GOÄ sämtliche vom Apothekengroßhändler gewährten Rabatte an die Patientinnen weitergegeben werden. Aufklärung Beim Beratungsgespräch sollte eine ausführliche Aufklärung über die Insertion selbst, mögliche Risiken und über entstehende Folgekosten (inklusive der IUS-assoziierten und notwendigen IGeL-Leistungen) erfolgen. Hier ist es für das Verständnis der Frau meist sehr hilfreich, die Risiken einer Insertion mit alltäglichen bzw. bekannten Risiken zu vergleichen oder auch sie in absolute Zahlen zu übersetzen, z.B. dass umgerechnet max. 2 auf 1000 Frauen eine Perforation während der Einlage bekommen (Perforationsrate von LNGIUS 0,14 % [16]). Ein Aufklärungsbogen zur Insertion mit allen relevanten Erläuterungen kann für eine optimale Dokumentation kostenlos bei Jenapharm angefordert werden, so die Empfehlung Schlüters. Der durch handschriftliche Erläuterungen ergänzte Aufklärungsbogen, samt Gebrauchsinformation, muss (nach dem rechtssicheren Einscannen) im Original der Patientin übergeben werden. Untersuchungen vor der Einlage Vor Einlage sollte eine Ultraschalluntersuchung der inneren Genitale erfolgen sowie ggf. ein PAP-Abstrich und ein Chlamydienscreening durchgeführt werden. Hygienemanagement Bei der Insertion sind steriles Arbeiten und das Tragen von sterilen Handschuhen natürlich Pflicht. Sofern die Praxis über keinen Sterilisator verfügt, können Kooperationen mit naheliegenden Krankenhäusern oder Laboranbietern geschlossen, oder sterile Einwegprodukte verwendet werden. Einlage Die Einlage selbst dauert nur wenige Minuten. „Bitte sprechen Sie von Unannehmlichkeiten, die beim Einlegen des Verhütungsschirmchens auftreten können oder von einem ziehenden Gefühl im Unterbauch wie bei der Monatsblutung und nicht von Schmerzen. Es gestaltet sich hilfreich, das Gefühl bei der Einlage mit alltäglichen oder bekannten GYNE !EXTRA Situationen zu vergleichen, welche Frauen u.U. ganz selbstverständlich auf sich nehmen, aber welche z.T. auch unangenehm sein können wie z.B. dem Modellieren von künstlichen Fingernägeln, PermanentMake-up oder auch dem Gefühl im Unterbauch bei den Monatsblutungen“, rät Krämer. „Es gibt keine Evidenz für den Nutzen einer Analgesie bzw. etwaigen Begleitmedikamenten zur Einlage. In der Praxis können vorab zwar z. B. NSAR verabreicht werden, jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass dies bei Jaydess© meist nicht erforderlich ist, da es ein sehr kleines IUS ist, das sich einfach in den Muttermund einführen lässt“, so Schlüter. Nach der Insertion wird eine sonographische Kontrolle zur Untersuchung der korrekten intrauterinen Lage durchgeführt. Beratung nach Einlage Nach der Einlage können als Reaktion auf das IUS in der Gebärmutter ein paar Stunden bis Tage krampfartige Kontraktionen auftreten, die sich durch Einnahme von NSAR aber gut kontrollieren lassen, da diese z.B. die Prostaglandin-Biosynthese und damit die Uteruskontraktilität hemmen. So sollten auch realistische Versprechungen zum Blutungsmuster abgegeben werden, denn zu Beginn kann es zu Blutungsstörungen kommen, die jedoch nach kurzer Zeit in ihrer Intensität und Häufigkeit abnehmen, so Schlüter weiter – mit Jaydess© liegt ab dem vierten Monat die Dauer der regelmäßigen und zumeist leichten monatlichen Blutungen durchschnittlich unter vier Tagen pro Zyklus. C hancen durch Recall bzw. Wiedereinbestellen zur Lagekontrolle Recall zur Lagekontrolle Nach erfolgter Insertion kann der Patientin ein Erinnerungspass ausgehändigt werden, der möglichst schon mit dem nächsten Termin zur Lagekontrolle versehen wird. „Da IUS-Patientinnen aber meist sehr vorsorgebewusst sind, lassen sich die Kontrolltermine sehr gut mit den Krebsvorsorgeuntersuchungen verbinden. Hier bietet sich die Chance, die Frauen langfristig an die Praxis zu binden“, so Schlüter. „Auch eignet sich ein Recall-System zur gezielten Wiedereinbestellung, welches aber z.B. von der zuständigen IUS-MFA zu pflegen ist. Neben dem Service, der damit den Patientinnen geboten wird, ist dies ein gutes Instrument zur gleichmäßigen Auslastung der Praxis.“ Zusammenfassung LNG-IUS sind moderne und zuverlässige Methoden zur verhaltensunabhängigen Verhütung, die genauso sicher vor einer Schwangerschaft schützen wie die Pille, wenn sie perfekt angewendet wird. „Es gibt keinen Grund einer Patientin Jaydess© oder Mirena© als geeignete Verhütungsmethode vorzuenthalten. Jede Patientin sollte von dieser Option erfahren“, so Bühling. Denn so banal wie es sich auch anhören mag, das wichtigste, was Frauen von ihrer Verhütung erwarten, ist eine sichere Verhütung. Und als Zweites, dass man sie nicht vergessen kann… Literatur: 1.BZgA 2.TANCO(Think About Needs in Contraception )-Studie: Publikation erfolgt in Kürze 3. Kantar Health - Verhütungssituation Deutschland 2014 4.Madden et al Contraception 2012 5.Winner et al NEJM 2012 6.Peipert JF, et al. Obstet Gynecol 2012 7.Bayer HealthCare Pharamceuticals Inc. Jaydess Phase III study. 8.http://www.aerztezeitung.de/...ik_gesellschaft/arzneimittelpolitik/article/903042/seit-rezeptpflicht-vorbei-pilledanach-findet-reissenden-absatz.html?sh=8&h=2125537723 9.Gemzell-Danielsson 2014 10.Buhling KJ Frauenarzt 2013 11.Gemzell-Danielsson Contraception 2012 12.Farley et al. Lancet 1992 13.Kaislasuo et al. Human Reproduction 2015 Jaydess© – Wichtiges auf einen Blick • Verhaltens-UN-abhängige Wirkung und damit unvergesslich und auch unabhängig von anderen Medikamenten und gastrointestinalen beschwerden • Pearl-Index von 0,33 und damit genauso sicher wie die Pille, wenn sie perfekt angewendet wird • Anwendungsdauer von bis zu 3 Jahren • Natürlicher hormoneller Zyklus bleibt erhalten, die Ovulation und die damit verbundene Hormonproduktion des Körpers bleiben erhalten • Östrogenfrei, d.h. es wird kein Estrogen von außen zugeführt, aber die Frau bildet sich ihr blutungsstabilisierendes Estrogen selbst • „Lokale“ Wirkweise, da die verhütende Wirkung des LNG aufgrund von lokalen Wirkungen in der Gebärmutter zustande kommt • die monatlichen Blutungen werden unter Jaydess meist kürzer, schwächer und schmerzärmer • Weltweit kleinstes IUS • Weltweit niedrigste LNG-Dosierung • Weltweit dünnster Inserter • schnelle sonografische detektierbarkeit durch Silberring 14.Gemzell-Danielsson Fertil Steril 2012 15.Marions L et al. Eur J Contraception and Reprod Health Care 2011 16.EURAS-Studie; Heinemann K et al. Contraception 2015 17.Suhonen S et al. Contraception 2004 18.Marions L et al. Eur J Contraception and Reprod Health Care 2011 19.Bayer LL et al. Contraception 2012 20.Nilsson CG, Lahteenmaki P. Contraception 1977 21.Gnoth C et al. Hum Reprod 2003 22.Mansour D et al. Contraception 2011 23.Toivonen et al. Obstet Gynecol 1991 Mit freundlicher Unterstützung der Jenapharm GmbH & Co. KG 01/2016 39
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