Nr. 300 · WESTFALENPOST Heimatsport PSEPB Freitag, 24.12. / Weihnachten 2010 In einer weiteren Folge unserer Serie „Rein in den Verein“ stellt die Sauerlandsport-Redaktion die Judoabteilung des TuS Hüsten vor. Hintergrund Was ist Judo? Das japanische Wort „Judo“ setzt sich aus zwei Zeichen zusammen. Das erste, „Ju“, bedeutet wörtlich mild oder sanft und bezieht sich auf das technische Prinzip, den Gegner nicht mit harten Schlägen oder Tritten zu verletzen, sondern im Einklang mit dessen eigener Kraftentwicklung Wurf- und Grifftechniken anzuwenden, um ihn sanft zu kontrollieren. Das zweite Zeichen ist das „Do“, das wörtlich Weg bedeutet und einen Lebens- und Erfahrungsweg meint, den das Judo für den Ausübenden darstellt. Was tragen Judoka? Traditionell tragen Judoka eine knöchellange weiße Baumwollhose (Zubon genannt) und darüber eine halblange weiße Jacke (Uwagi) aus Baumwolle, die durch einen farbigen Gürtel (Obi) zusammengehalten wird (Judo-Gi). Die Techniken Die Judo-Techniken lassen sich in vier Grundtypen einteilen: Nage Waza = Wurftechniken Katame/ Ne Waza = Bodentechniken Ukemi Waza = Falltechnik Atemi Waza = Schlagtechniken Die Nachwuchsförderung wird bei der Judoabteilung des TuS Hüsten groß geschrieben. Judoka des TuS Hüsten haben keine Angst vor dem Fallen Köhler seit mehr als 30 Jahren Trainer / Duo kämpft in der Bezirksliga-Mannschaft des TV Wickede Von Alexander Bange Hüsten. Es ist mucksmäuschenstill, als der Meister erklärt. Die Jungen und Mädchen der Judoabteilung des TuS Hüsten sitzen um ihn herum auf einer Matte, lauschen seinen Ausführungen und schauen seinen Demonstrationen zu. Dann sind die Kinder an der Reihe. Paarweise versuchen sie, die Präzision des Lehrmeisters zu erreichen. Das ist das Ziel. „Ich gebe Anregungen, die im Breitensport angewendet werden können“, sagt Paul Köhler, Träger des 2. Dan. Der 73-Jährige ist seit mehr als 30 Jahren Trainer in der Judoabteilung des TuS Hüsten. Vor der Sporthalle am Rumbecker Holz fängt es kräftig an zu schneien. Bei einem Sturz auf eisigen Gehwegen haben die Judoka des TuS Hüsten einen Vorteil. Sie wissen, wie man fällt. Das richtige Fallen ist ein Grundbestandteil des Trainings. In der warmen Sporthalle zeigt Paul Köhler, was beim Fallen beachtet werden muss. Wer auf Eis ins Rutschen kommt, kann Verletzungen verhindern. Köhler: „Bei einem Sturz sollten möglichst erst die Arme und Hände auf den Boden treffen.“ Durch das sogenannte Abschlagen wird die Energie des Sturzes zielgerichtet abgeleitet, ergänzt der 73-Jährige. Das nehme dem Augen zu und durch: Mit einem „O-soto-gari“ (= große Außensichel) wirft der 16-jährige Marvin Strätz seinen Trainingskollegen Finn Domke (13 Jahre) zu Boden. Verletzungen sind beim Judo aber selten. TuS Hüsten Weitere Informationen @ stehen im Internet unter www.tus-huesten.de oder E-Mail an [email protected] „ Paul Köhler An der Gürtelfarbe ist der Ausbildungsstand eines Judoka erkennbar. Es gibt Schüler- und Meistergrade. In Gürtelprüfungen demonstriert der Judoka Fallübungen sowie Stand- und Bodentechniken, die je nach Höhe der Graduierung immer schwieriger werden. Der Überblick über die Gürtelfarben: 1. Vorsitzender Reinhard Schnettler 2. Vorsitzender Herbert Curdes Geschäftsführerin Karin Sawatzki ( 02932/ 32689) Kassenwart Meinolf Bader ( 02932/ 37878) Kassenleiterin Irmgard Weichert ( 0177/4810975) Vorsitzende Sport Ulrike Fricke ( 02932/39744) Jugendsprecherin Melanie Sawatzki ( 02932/ 496492) Presse/Sozialwartin Anne Niermann ( 02932/ 529315) Aufprall die Wucht und verhindere Verletzungen an Kopf und Wirbelsäule. „Ellenbogen und Handgelenke dürfen aber nicht angewinkelt sein, da sie sonst brechen können“, sagt Köhler. Mit ihm trägt auch Uwe Granseuer den 2. Dan. In der Halle am Rumbecker Holz fallen die Judoka nicht auf Eis, sondern auf Matten. Wie zum Beispiel Felix Funke. Der Fünfjährige ist der jüngste Judoka beim TuS Hüsten. Er lernt in ersten Schritten die verschiedenen Methoden des Fallens - zum Beispiel eine Judoka sollen nicht nur nachahmen, sondern auch mitdenken. Die Gürtelfarben 9. Kyu - weiß 8. Kyu - weiß-gelb 7. Kyu - gelb 6. Kyu - gelb-orange 5. Kyu - orange 4. Kyu - orange-grün 3. Kyu - grün 2. Kyu - blau 1. Kyu - braun 1. bis 5. Dan - schwarz 6. bis 8. Dan - rot-weiß 9. und 10. Dan - rot Fotos (4): Alexander Bange Bewegung mit Abrollen. „Mir macht das Spaß“, sagt Felix. Nicht nur ihm. Die Judoabteilung des TuS Hüsten hat talentierte Nachwuchskämpfer in ihren Reihen. Bei der Kreiseinzelmeisterschaft der U11-Junioren belegte Alex Eigster Rang drei. Eigster ist 10 Jahre alt, trägt den gelb-orangenen Gurt und spielt in der F-Jugend des TuS Bremen Fußball. „Da tobe ich mich aus“, sagt er. Beim Judo ist dagegen auch Kopfarbeit gefragt. Um eine Technik zu beherrschen, muss sie lange Zeit trainiert werden. „Die Judoka sollen Bewegungsabläufe nicht nur Das Werfen muss gelernt sein: Daniel Gaun (11 Jahre) befördert Alex Eigster (10 Jahre) gekonnt auf die Matte. nachahmen. Sie sollen mitdenken“, sagt Paul Köhler. Oft sind es Nuancen, an denen der Trainer feilt. Er korrigiert zum Beispiel die Stellung des Oberkörpers oder die Streckung der Beine. An Kleinigkeiten arbeiten auch Braungurtträger Jannik Feldmann und Christian Sanders (orangener Gurt). Weil der TuS Hüsten kein eigenes Wettkampfteam mehr stellen kann, kämpfen sie in der Bezirksliga-Mannschaft des TV Wickede. „Wir haben beim TuS Hüsten eine nahe Trainingsmöglichkeit und in Wickede die Chance, Judo wettkampfmäßig auszuüben. Das ergänzt sich gut“, sagt der 19-jährige Christian Sanders. Ob sie an die größten Erfolge der Judoabteilung des TuS Hüsten anknüpfen können, ist ungewiss. 1974 wurde Günter Koch Deutscher JugendMannschaftsmeister. Er belegte bei der Deutschen Meisterschaft in Rüsselsheim den zweiten Platz und bei der Deutschen Seniorenmeisterschaft in Dortmund Rang drei. Maria Lottritz kam bei den Deutschen Meisterschaften in Koblenz (1977) und Waltrop (1981) auf die Plätze fünf und sieben. Nachgefragt Nachwuchs lernt Respekt Köhler: Besondere körperliche Voraussetzungen sind nicht erforderlich Hüsten. Paul Köhler (73 Jahre) besitzt den 2. Dan und ist seit 1968 Trainer und Leiter der Judoabteilung des TuS Hüsten. Seine Frau Mathilde ist für die Verwaltung der Abteilung verantwortlich. Frage: Wie lange gibt es die Judoabteilung des TuS Hüsten? Paul Köhler: 1958 wurde die Judoabteilung des TuS Hüsten 1884 gegründet. Im Kreis Ostwestfalen sind wir einer von insgesamt 25 Vereinen. Wir haben 80 Mitglieder, davon 40 aktive Judoka. Unser jüngster Judoka ist Felix Funke mit fünf Jahren. Er ist das Nesthäkchen im Verein. Frage: Welche Voraussetzungen benötigen Neueinsteiger für den Judosport? Paul Köhler: Im Prinzip keine. Judo ist für Mädchen und Jungen, Frauen und Männer jeder Altersklasse geeignet. Egal, ob jung oder alt, groß oder klein, dick oder dünn. Besondere körperliche Voraussetzungen braucht man nicht. Frage: Welche Vorteile hat der Judosport? Paul Köhler: Judo stärkt das Selbstvertrauen und fördert die Reaktionsfähigkeit, Kraft und Gewandtheit. Kinder und Jugendliche lernen Respekt, Rücksichtnahme und Auf- merksamkeit gegenüber den Mitmenschen. Erwachsene können mit Judo Stress abbauen und das Wohlbefinden steigern. Die Angst vor dem Fallen zu verlieren und das Fallen zu lernen sind beim Judo am schwierigsten. Verletzungen sind aber selten. Frage: Hat der TuS Hüsten vom Sieg des Judoka Ole Bischof bei den Olympischen Sommerspielen 2008 profitiert? Paul Köhler: Nein. Dafür ist das Medieninteresse für den Judosport zu gering. Mit Paul Köhler sprach Alexander Bange. Trainer Paul Köster vom TuS Hüsten erklärt dem fünfjährigen Felix Funke und Michelle Stoppel die richtige Griffhaltung.
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