Pressemitteilung Ausstellung im Kunstverein Grafschaft Bentheim

Pressemitteilung
Ausstellung im Kunstverein Grafschaft Bentheim, Neuenhaus, Hauptstraße 37
„Away From Home“, 21. Februar bis 30.April 2016
Öffnungszeiten: mi–sa 15–18, so 11–18 / u.n.V.
Die Ausstellung Away From Home im Kunstverein Grafschaft Bentheim präsentiert Werke von drei
syrischen Künstlern: Ammar Al-Beik, Tammam Azzam und Khaled Al-Saai. Alle Drei beziehen sich in
ihren Arbeiten auf die jüngsten Geschehnisse in und um Syrien, von denen sie auch persönlich
betroffen sind.
Eine der Folgen des syrischen Konfliktes sind Flucht und Vertreibung, ein Thema, das derzeit
Deutschland beschäftigt, da hier viele Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen werden. Flucht und Vertreibung war auch ein Thema der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Davon können nicht nur
noch lebende Zeitzeugen berichten, sondern vor allem auch ihre Kinder und Enkel, welche unzählige
Geschichten ihrer Eltern und Großeltern gehört haben, die dies erleben mussten. Flucht und Vertreibung steht für etwas, das sich in der Geschichte der Menschen immer wieder wiederholt.
Die Ausstellung regt dazu an, Parallelen zu erkennen, die darin liegen, dass Menschen bedingt durch
Krieg und Zerstörung ihre Heimat, ihr Zuhause verlieren. Sie regt an zu Diskussionen darüber, wie
man mit solchen Ereignissen umgeht, sie verarbeitet und welche Perspektiven daraus gewonnen
werden können.
Ammar Al- Beik (*1972 in Damaskus) gelangte über Dubai nach Berlin, wo er einige Monate in einem
Asylbewerberheim in Berlin-Spandau untergebracht wurde. In diesen schwierigen Monaten hat er
seine Erfahrungen – unzählige Gespräche und Diskussionen mit anderen Flüchtlingen in diesem
Wohnheim – mit seiner Kamera festgehalten. Schwerpunkte seiner künstlerischen Arbeit sind Fotografie und Film. Trotz all der widrigen Umstände, in denen er sich befand, versuchte er eine Filmtrilogie, die zum Teil bereits auf der International FotoFest Biennale View From Inside 2014 in
Houston/Texas gezeigt worden war, fertig zu stellen.
In Neuenhaus präsentiert er drei Filme: The Sun’s Incubator, Dolce Siria und Kaleidoscope. Drüber
hinaus die von ihrer Bedeutung vielschichtigen Fotografien Adam und Eve als auch eine Installation
mit etwa 100 Fotos aus seinem Instagram Diary über sein Leben nach der Flucht.
http://www.deutschlandradiokultur.de/ammar-al-beik-aus-syrien-ein-fluechtling-alsberlinale.2165.de.html?dram:article_id=311129
Tammam Azzam (*1980 in Damaskus) llebt und arbeitet derzeit in Dubai. Seit Verlassen seiner Heimat befindet er sich jedoch in keiner stabilen Situation, denn sein Status in den Emiraten ist der einer
Duldung. Der Verlust seiner früheren Existenz, die Unsicherheit bezüglich seiner Zukunft und der seiner Familie, die Ausweitung des syrischen Konflikts zu einem Bürgerkrieg verbunden mit Zerstörung
und menschlichen Katastrophen haben ihn in seiner künstlerischen Arbeit nachhaltig beeinflusst.
Zu seinem wichtigsten Ausdrucksmittel zählt die Malerei, doch in Dubai wendet er sich einem anderen Medium zu. I now get the stories from the news and social media. That’s why I used social media
as a body to publish my new artworks. I started to make digital art, äußerte er in einem Interview mit
dem Vangardist Magazin. Wie bei Ammar Al-Beik wurde die digitale Fotografie als Form seines Protestes zu einem weiteren Ausdrucksmittel. Weltweite Aufmerksamkeit fand seine Fotoreihe Syrian
Kunstverein
Grafschaft Bentheim e.V.
Hauptstraße 37
D-49828 Neuenhaus
Postfach 1140
D-49825 Neuenhaus
Museum, bei denen er in Aufnahmen von zerstörten Vierteln von Damaskus Bilder von Meisterwerken wie Francisco de Goya’s Der Dritte Mai 1808 oder Gustave Klimt’s Der Kuss in der Art von Graffitis montiert – als Symbole für das auf der einen Seite sich in der Menschheit stets wiederholende
Unrecht und auf der anderen Seite für die Hoffnung auf Liebe und Frieden. Aus dieser Reihe präsen-
Telefon 05941/98019
Telefax 05941/98065
[email protected]
www.kunstverein-grafschaft-bentheim.de
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tiert die Ausstellung u.a. die Werke Francisco de Goyas Der Dritte Mai 1808, Andy Warhols Elvis 2012,
Leonardo da Vincis Mona Lisa und Gustave Klimt’s Der Kuss.
http://www.faustkultur.de/1695-0-Gespraech-Tammam-Azzam.html#.Vp6u1fGzN3Q
Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit von Khaled Al-Saai (*1970 in Homs) ist die Kalligraphie.
Während Film und Fotografie erst in den 1990er Jahren bevorzugt von jüngeren Künstlern als künstlerische Ausdrucksmittel vermehrt eingesetzt wurden, gehört die Kalligraphie zur traditionellen
Kunst und hat seit Jahrhunderten in der arabischen Welt einen hohen Stellenwert.
Die Beherrschung der Kunst der Kalligraphie verlangte eine oft Jahre andauernde Ausbildung und
jahrelanges Üben. Im Laufe der Zeit unternahmen Kalligraphen immer wieder Versuche, neue Stile
zu kreieren, doch sie hielten sich dabei stets an die streng festgelegten Grundregeln. Das änderte
sich mit den zunehmenden Einflüssen Europas. Künstler kamen verstärkt mit der europäischen
Malerei in Berührung und nahmen die Strömungen und Impulse auf. Es entstand die moderne arabische Kunst, in der sich auch die Kalligraphie neu positionierte. In der Kalligraphie zeitgenössischer
Künstler geht es nicht mehr um die Fortführung einer Tradition. Künstler knüpfen zwar an sie an,
doch im Vordergrund steht, neue künstlerische Ausdrucksformen zu entwickeln, das Potential der
Schrift zu erweitern bis sie sich dem Bild annähert.
Für die Ausstellung im Kunstverein erstellte Khaled Al-Saai das Wandbild It is happening there mit
den Maßen von 3 x 10 Metern, in dem er Fotocollage und Kalligraphie zusammen bringt. Die Fotocollage besteht aus Zeitungsbildern, Fotografien und verschiedenen Materialien, die sich auf das
beziehen, was in Syrien passiert. Khaled Al Saai sagt zu dem Werk: It is a kind of a visual documentary of the conflict. In my mural work I'll try to rebuild home according to my memory and future
dream, but at the same time to present my anger and pain for what is going on there.
http://islamicartsmagazine.com/magazine/view/balance_between_the_form_of_the_letters_and_an_aesth
etic_harmony/
Als besonderer Gast wird zur Eröffnung der Ausstellung Away from Home der syrisch-palästinensische Musiker Aeham Ahmad anwesend sein, der 2015 mit dem Internationalen Beethovenpreis für
Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion ausgezeichnet wurde.
Im September letzten Jahres wurde er als Flüchtling in Deutschland aufgenommen.
http://www.deutschlandradiokultur.de/pianist-aeham-ahmad-musik-zwischen-zerbombtenhaeusern.2177.de.html?dram:article_id=340088
Kuratiert wird die Ausstellung von Karin Adrian von Roques, die sich nach dem Studium der Islamischen Kunstgeschichte in Bonn auf moderne und zeitgenössische arabische und iranische Kunst
spezialisierte. Sie kuratiert weltweit Ausstellungen für Museen und Galerien. Zum Thema arabische
Kunst führte sie Ende der 90er Jahre eine umfangreiche Studie durch, warum zeitgenössische Kunst
aus arabischen Ländern in westlichen Ländern kaum wahrgenommen wurde.
Weitere Informationen:
Gudrun Thiessen-Schneider, künstlerische Leitung
Kunstverein Grafschaft Bentheim
[email protected]
Tel. +49 5941-98019