PROJEKTBESCHREIBUNG „Voneinander und Miteinander Lernen“ Ein Projekt des *peppa Mädchencafés Caritas der Erzdiözese Wien – Hilfe in Not Inhaltsverzeichnis 1. Das Mädchenzentrum *peppa .......................................................................................... 2 2. Voneinander und Miteinander Lernen............................................................................ 2 3. Projektdurchführung: Werkstätten und Stadterkundungen ........................................ 3 4. Zukunftsperspektiven ....................................................................................................... 4 1. Das Mädchenzentrum *peppa Das von der Caritas der Erzdiözese Wien betriebene Mädchenzentrum *peppa unterstützt Mädchen und junge Frauen mit und ohne Migrations- oder Fluchthintergrund bei ihrer gesellschaftlichen Teilhabe. Das Mädchenzentrum setzt sich aus dem *peppa Mädchencafé und der *peppamint Mädchenberatung zusammen. Die Idee des Projekts „Voneinander und Miteinander Lernen“ wurde Ende 2015 im Mädchencafé entwickelt. Seit dem Frühjahr 2009 bietet das *peppa Mädchencafé einen geschützten Rahmen für soziale Begleitung und Beratung sowie Freizeitangebote. Hier können Mädchen und junge Frauen kostenlos Bildungs-, Freizeit- und Informationsangebote nutzen. Auf diese Weise werden Mädchen erreicht, deren Familien kaum über finanzielle Mittel für Lernbetreuung oder Freizeitgestaltung verfügen. Die Besucherinnen des *peppa Mädchencafés sind überwiegend im Alter von 10 bis 20 Jahren. Der Großteil davon lebt im 16. Wiener Gemeindebezirk bzw. den unmittelbar angrenzenden Bezirken und/oder besucht dort die Schule. Die Besucherinnenstruktur des Mädchencafés ist in sich sehr heterogen, gekennzeichnet von unterschiedlichen soziokulturellen Einflüssen und Lebensweisen, aber auch von verschiedenen Sprachkenntnissen. Viele der Mädchen kommen aus Familien mit niedrigem, vielfach auch prekärem sozio-ökonomischem Status. Aufgrund der bestehenden gesellschaftlichen Strukturen stellt dieser oftmals eine Ursache für ungünstige Entwicklungsbedingungen in der Schule und im Beruf sowie beim Aufbau eines sozialen Netzwerks dar. Außerdem sind einige der Mädchen bzw. deren Eltern erst seit kurzem in Österreich wohnhaft. Speziell bei diesen Personen ist der Bedarf nach adäquater Information und Beratung als auch Unterstützung bei unterschiedlichen Herausforderungen dringend geboten. Wir verstehen Integration als gesamtgesellschaftlichen, wechselseitigen Prozess, der eine Integrationsbereitschaft der gesamten Gesellschaft erfordert. Darunter wiederum verstehen wir auch eine Bereitschaft der Mehrheitsgesellschaft, zugewanderten Menschen entsprechende Verwirklichungschancen zu gewähren. Diese umfassen neben dem Zugang zu Bildung, zu angemessenen ökonomischen Lebensverhältnissen und zu politischer Mitbestimmung auch den Zugang zu beispielsweise Freizeit- und Begegnungsangeboten.1 2. Voneinander und Miteinander Lernen Im Projekt „Voneinander und Miteinander Lernen“ möchten wir den Austausch zwischen Mädchen, die das *peppa Mädchencafé bereits seit einiger Zeit regelmäßig besuchen und neuen Besucherinnen, insbesondere neuzugewanderte Mädchen, fördern und unterstützen. In den vergangenen Monaten haben vermehrt Mädchen, die erst seit kurzem in Wien wohnhaft sind, das *peppa Mädchencafé aufgesucht. Vorwiegend handelt es sich dabei um Mädchen aus Syrien, Afghanistan und Somalia. Die bereits bestehende Besucherinnengruppe zeigte sich sowohl interessiert und neugierig, als auch distanziert, was wir unter anderem auf die Sprachbarrieren zurückführen. Gleichzeitig konnten wir bei Aktivitäten wie dem gemeinsamen Kochen oder Tischfußballspielen beobachten, wie die Mädchen ganz natürlich in einen Austausch traten und fast beiläufig eine Beziehung zueinander aufbauten. 1 Vgl. Schmidinger, Thomas (2010): Migration und Integration. In: Herbert Langthaler (Hrsg.): Integration in Österreich. Sozialwissenschaftliche Befunde. Innsbruck, Wien, Bozen, S. 33-41 (S. 39) 2 Aufgrund unserer Beobachtungen und der Veränderungen unserer Zielgruppe in den letzten Monaten, möchten wir aktiv Maßnahmen setzen, die eine positive Begegnung und einen guten Austausch zwischen unseren Besucherinnen ermöglichen. Aus diesem Grund entstand die Idee, im Jahr 2016 im *peppa Mädchencafé eine Reihe von Angeboten zu starten, die für die unterschiedlichen *peppa-Besucherinnen attraktiv sind, ein gemeinsames Handeln ermöglichen und für deren Durchführung keinerlei sprachliche Kenntnisse notwendig sind. Darüber hinaus sollen die Mädchen die Möglichkeit haben, ihre Fähigkeiten einzusetzen und zu erweitern. Dazu eignen sich besonders künstlerische, kreative, handwerkliche Tätigkeiten und freizeitpädagogische Aktivitäten (wie gemeinsames Kochen, Spielen oder Ausflüge). Über die gemeinsamen Tätigkeiten entlang gleicher Interessen und Bedürfnisse kann so ein gegenseitiges Verständnis entwickelt werden und ein Abbau von etwaigen Vorurteilen und Ängsten zwischen den Mädchen einsetzen.2 3. Projektdurchführung: Werkstätten und Stadterkundungen Im *peppa Mädchencafé werden über das Jahr verteilt, abwechselnd eine Näh-, Computeroder Kreativwerkstatt eingerichtet. Die Mädchen können während der Öffnungszeiten die unterschiedlichen Geräte und Materialien ausprobieren und dadurch neue Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben. Besucherinnen die bereits Kompetenzen mitbringen oder Tätigkeiten beherrschen, können anderen Mädchen ihr Wissen weitergeben. Mit dem Wechsel der Aktivitäten können immer wieder andere Mädchen die Rolle der Expertinnen oder der Lernenden einnehmen. Um neuzugewanderte Mädchen dabei zu unterstützen ihre neue Umgebung kennenzulernen, möchten wir zusätzlich v.a. in den Sommermonaten im Sinne des Miteinander- und Voneinander-Lernens kleine Ausflüge mit den Mädchen gemeinsam planen und durchführen. Vom Lesen des Stadtplans und des U-Bahnnetzes, bis zum Ticketkauf und der Erkundung Wiens, möchten wir die Mädchen dabei unterstützen diese Prozesse in kleinen Gruppen durchzuführen, wobei wieder Mädchen, die schon lange in Wien wohnhaft sind, andere Mädchen unterstützen können. Dies dient als Orientierung und Hilfestellung insbesondere für Neuzuwanderinnen. Ziel ist es sie auf die Ressourcen ihrer Umgebung aufmerksam zu machen und durch gemeinsame Unternehmungen außerhalb ihres Wohnraumes und unserer Einrichtung, ihre Handlungsräume und ihren Aktionsradius zu erweitern und Hemmschwellen abzubauen. Zusätzlich möchten wir durch die Auseinandersetzung mit Themen wie Fluchtgründe oder Asylpolitik in Gesprächsrunden oder bei Filmnachmittagen, besonders unsere „Stammbesucherinnen“ informieren und sensibilisieren. Das Programm der *peppa-Werkstätten und Stadterkundungen wird gemeinsam mit den Besucherinnen des *peppa - Mädchencafés zusammengestellt. Es soll möglichst vielfältig gestaltet werden, um die Bedürfnisse und Interessen der unterschiedlichen Mädchen abzudecken und gleichzeitig informelle Bildungsprozesse, die außerhalb institutionalisierter pädagogischer Räume stattfinden, initiieren3. 2 Siehe dazu z.B. »ju:an« – Praxisstelle antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit: 15 Punkte für eine Willkommensstruktur in Jugendeinrichtungen 3 Vgl. Deinet, Ulrich; Sturzenhecker, Benedikt (Hg.) (2013): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. VS Verlage für Sozialwissenschaften. Wiesbaden. (S. 141) 3 Dieser partizipative Ansatz des Projektes fördert das Selbstvertrauen und die Selbstwertschätzung der Teilnehmerinnen und erfordert eine gewisse Offenheit und Perspektivenverschränkung in der Umsetzung des Projektvorhabens.4 Die gemeinsame Arbeit der unterschiedlichen Mädchen in den *peppa-Werkstätten und Stadterkundungen führt zu einem Austausch auf verschiedenen Ebenen und kann u.a. auch zur Erweiterung des Wortschatzes der neuzugewanderten Mädchen beitragen. Die gruppenprozessorientierten Aktivitäten können außerdem dazu beitragen, neue Gruppen und Netzwerke zu bilden. Gleichzeitig ermöglichen sie allen Teilnehmerinnen das Erleben einer gemeinsamen positiven Erfahrung. Darüber hinaus können sich dadurch den Mädchen neue Interessens- und Freizeitbereiche erschließen.5 Um möglichst viele neuzugewanderte Mädchen, die in der Umgebung des *peppa wohnhaft sind zu erreichen, wird das Projekt in betreuten Unterbringungen für AsylwerberInnen und WGs für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im 16., 17. und 15. Wiener Gemeindebezirk bewerben. Bei Bedarf können uns Mitarbeiterinnen Fremdsprachenkenntnissen unterstützen. aus anderen Einrichtungen mit ihren Alle Angebote des *peppa Mädchencafés sind für die Teilnehmerinnen kostenlos. 4. Zukunftsperspektiven Primäres Ziel der erlebnis- und freizeitpädagogischen Aktivitäten, die im Rahmen des Projekts durchgeführt werden, ist die Förderung der Begegnung und des Austauschs der unterschiedlichen *peppa-Besucherinnen, der mit einem Prozess des Voneinander- und Miteinander-Lernens einhergeht. Die gemeinsam durchgeführten Aktivitäten fördern die Persönlichkeitsentwicklung der teilnehmenden Mädchen und jungen Frauen, die dabei Kompetenzen erwerben können, mit denen sie in Zukunft auch schulische oder gesellschaftliche Herausforderungen ihren eigenen Bedürfnissen entsprechend bearbeiten und lösen können. In sämtlichen Projekten des *peppa Mädchencafés fördern wir die selbstbestimmte Teilhabe von Mädchen und jungen Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in allen sozialen und gesellschaftlichen Bereichen. Wir versuchen sie in ihrer selbstständigen und unabhängigen Lebensführung zu begleiten und bedarfsgerecht zu unterstützen. Durch die Werkstätten und Stadterkundungen können die Teilnehmerinnen ihre Handlungskompetenzen und –räume sowie ihre Kommunikationsfähigkeiten erweitern. Dies fördert gleichzeitig auch ihre Partizipation und chancengleiche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Neben dem individuellen Erleben spielt auch der Gruppenprozess eine wichtige Rolle. Durch den Austausch in der Gruppe können neue Beziehungen und Netzwerke aufgebaut werden. Dadurch können gemeinsam positive Erfahrungen erlebt werden, die den Abbau von Vorurteilen und Ungleichheiten fördern und demzufolge auch positive Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft haben. 4 Vgl. Ebd. (S.159) Vgl. Klees/Marbuger/Schumacher (2011): Mädchenarbeit: Praxishandbuch für die Jugendarbeit. Teil I. Juventa Verlag: Weinheim und München. S. 61 5 4
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